Читать книгу Frau Böhning will weg - Katharina Münk - Страница 7

Prolog

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„Bleiben Sie ganz ruhig. Jetzt bitte keine Panik.“ Der Polizist hob die Arme wie zur Abwehr nach vorn in die Luft. Er hörte sich an wie eine Selbstmord-Hotline oder zumindest so, wie man sich diese eben vorstellte.

Die Böhnings blickten sich an und fanden, dass man recht aufgeräumt und gefasst aussah, vielleicht kleidungstechnisch etwas exzentrisch, eben der Situation geschuldet, aber nicht gerade nach Randale. Sie waren Nachkriegskinder, krisenerprobt und viel herumgekommen. Sie waren die lebende Lebenserfahrung. Der Beamte dort vorn hätte ihr Sohn sein können. Gut, Frau Böhning saß auf ihrem Koffer mit den Füßen im Schotter, aber auch das war schließlich nicht verboten. Und ihr Mann hätte durchaus schon früher körperbetonte Kleidung tragen sollen. Sie stand ihm gar nicht einmal schlecht, fand Frau Böhning. An ihnen konnte es also nicht liegen. Vermutlich würde der Polizist sich selbst beruhigen wollen, schließlich waren alle etwas angefasst dieser Tage.

Herr Böhning versuchte, zu deeskalieren, und ging langsam einen Schritt auf den Beamten zu, woraufhin dieser einen Schritt zurückwich und seine Hand unauffällig seitlich an den Gürtel legte.

„Panik hatten wir auf dieser Reise schon genug, glauben Sie mir. Wir sind langsam zu alt für Panik.“ Herr Böhning war erstaunt, dass ihm dieser Kommentar so souverän über die Lippen kam und dass ihn der Anblick eines Revolvers mittlerweile erstaunlich kalt ließ. Auf eine Waffe mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an, und der gefährlichere Mann war stets der Mann, der die Nerven behielt und mutig genug war, einen Jersey-Anzug für Damen zu tragen. Es würde Filme darüber geben. „Es wäre furchtbar nett, wenn Sie uns aus dieser misslichen Lage befreien könnten.“ Er blickte an sich hinunter. „Uns ist ein wenig kalt, wenn ich das mal so sagen darf, und wir werden sicher eine Anzeige machen müssen.“

Der Beamte schien sich langsam zu beruhigen und inspizierte sie nun etwas gefasster mit schräg gelegtem Kopf, gerade so, als könne man das Virus mittlerweile mit bloßem Auge erkennen, wenn man nur genau hinsah. Er kramte einen kleinen Block aus seiner Gesäßtasche. „Wie viele Haushalte sind Sie?“

„Das können wir Ihnen doch alles auf dem Präsidium sagen“, raunte Frau Böhning von unten.

„Das muss ich wissen, bevor ich Sie mitnehme. So sind die Vorschriften.“

„Ein Haushalt. Wir sind natürlich ein Haushalt, und den kenne ich in- und auswendig, das können Sie mir glauben.“ Frau Böhning malte mit dem Finger kleine Kreise in den Schotter. „Ich bin Hebamme, und mein Mann ist Abwasserspezialist – reaktiviert. Wir sind systemrelevant.“

„Nun, das mit dem Abwasserspezialisten würde ich gern erklären …“, wandte Herr Böhning ein.

Frau Böhning will weg

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