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Оглавление1. A echt’s Weanakind
(Schloss Schönbrunn)
„Mei Stolz is’ i bin halt a echt’s Weanakind,
a Fiaker, wie man net alle Tag find’t“
(Fiakerlied, Gustav Pick / H. Dorner)
Die kaiserliche Schlossanlage Schönbrunn im 13. Bezirk, zu dem neben dem Schloss selbst auch der weitläufige Park und der älteste Tiergarten der Welt zählen, ist heute eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler Österreichs.
Die Geschichte Schönbrunns beginnt mit Kaiser Maximilian II., durch den das Anwesen 1569 in den Besitz der Habsburger gelangt.
Seinen Namen verdankt die Schlossanlage Kaiser Matthias, der hier auf einem Jagdausflug einen artesischen Brunnen gesehen und daraufhin ausgerufen haben soll „Welch schöner Brunn!“.
Von der Türkenbelagerung schwer in Mitleidenschaft gezogen, wurde das Schloss nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach wieder errichtet und Anfang des 18. Jahrhunderts von Kaiser Karl VI. erworben, welcher es seiner Tochter Maria Theresia zum Geschenk machte. Seither diente es den Habsburgern als Sommerresidenz.
Das Schloss Schönbrunn verfügt über 1.441 Zimmer, von denen 45 besichtigt werden können.
1996 wurde Schönbrunn in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Der kalte Hauch des Winters liegt noch über Wien.
Doch die ersten Sonnenstrahlen, die die Stadt in ein warmes Licht hüllen, lassen das baldige Kommen des Frühlings erahnen.
Seine ersten Boten scheinen gerade im Schönbrunner Schlosspark zu erwachen. Aus so manch verstecktem Nest in den mit leichtem Schnee bedeckten Bäumen, hört man schon die Vöglein zwitschern.
Doch noch jemand ist im weitläufigen Park des Anwesens bereits wach. Ein großer, stämmiger Herr mit einem Stößer (für Fiaker typischer Hut) auf dem Kopf schlendert in einem feinen graubraunen Anzug und flotten Schrittes über die Kieswege und pfeift vergnügt ein Lied vor sich hin.
Plötzlich, als der unter den Bäumen der umliegenden Alleen hervortritt und sich vor ihm einer der vielen wunderschönen Brunnen des riesigen Gartens auftut, bleibt er ob eines vermeintlichen Geräusches wie angewurzelt stehen. Einen Moment lauscht er seiner Umgebung, schüttelt dann seinen Kopf und setzt seinen Weg mit einem selbstironischen Lächeln fort.
Doch da hört er es plötzlich wieder. Es klingt wie das klare, feine Lachen einer jungen Frau. Der schon etwas ältere Herr wendet sich in alle Richtungen, um die Quelle dieses Geräusches ausfindig zu machen. Und als er schon meint, sein Verstand habe ihn erneut getäuscht, taucht hinter den Bäumen, wie aus dem nichts eine ihm wohlbekannte Gestalt auf.
Junge Frau
Jetzt schaun’s doch net so, Herr Josef
Ein wohlwollendes Lächeln spielt auf den Lippen ihres hübschen Gesichts.
Dem Angesprochenen Josef Bratfisch fehlen die Worte, als er erkennt, wem er gerade gegenüber steht.
Josef Bratfisch (voller Erstaunen)
Maria und Josef, du bist doch net die Sissi! Ich mein’ natürlich, Eure Majestät, Kaiserin Elisabeth von Österreich, Königin von Ungarn, Königin von…
Sissi
Is schon gut, Josef. Ich kenn’ doch alle meine Titel. Aber so förmlich brauchen wir doch nimmer zu sein. Nach all den Jahren, die du als Kutscher bei Hof warst, kennen wir uns doch schon gut genug, dass wir du sagen können.
Sissi, die ein elegantes, schmal geschnittenes Kleid aus himmelblauer Seide und darüber einen dunklen, eng anliegenden Mantel trägt, hält dem Fiaker ihre behandschuhte Hand entgegen und wird von ihrem Gegenüber mit einem standesgemäßen Handkuss begrüßt.
Josef Bratfisch
Da haben Eure Majestät recht… ich mein, Sissi.
Ein nachdenklich nostalgischer Blick huscht ihm übers Gesicht.
Sissi
Ich seh’ schon. Du fragst dich, was mich hierher bringt. Dabei könnt’ ich dir dieselbe Frage stellen!
Josef Bratfisch
Ja weißt du, ich konnt das Kutschersein net lassen. Zu gern dreh ich am Ring mit meinem Zeigl (Fiaker) meine Runden und sing und pfeif, weil’s mich so glücklich macht!
Sissi (lacht vergnügt)
Oh ja, das kann ich verstehen!
Nun ja, was mich betrifft, ich hatte Sehnsucht nach meinem Wien. Ich weiß, die Leute reden immer davon, dass ich hier nicht glücklich war. Das Leben bei Hofe war auch wirklich net immer leicht. Aber trotzdem habe ich Wien und seine Bewohner immer geliebt und tue es noch.
Der Kutscher lacht verschmitzt und nimmt liebevoll Sissis Hand in seine.
Josef Bratfisch
Sissi, ich glaub in dir steckt noch a echt’s Weanakind!
Sissi lächelt zustimmend und sieht sich in ihrer neuen Umgebung um.
Sissi
Oh schau doch, Josef, wie schön! Die Sonne geht auf. Wie herrlich das Schloss Schönbrunn doch am Morgen aussieht. Ich kann mich noch erinnern, wie gern ich um diese Zeit durch die Gärten spaziert oder tagsüber mit dem Pferd durch den Park galoppiert bin. Da hat die Erzherzogin Sophie ganz schön böse geschaut, wenn sie das gesehen hat. Aber eine riesige Freud hatte ich dabei!
Josef Bratfisch
Ach Sissi, wenn ich dich so reden hör’, scheint’s mir, als sei kein Tag vergangen, seit du als junges Mädel nach Wien gekommen bist. Und schau sich dich einer an, noch genauso schön und anmutig wie damals.
Sissi (lächelt und legt eine Hand an ihre Wange)
Geh’ Josef, ich werd noch rot! Aber sag, hast du heute Morgen schon eine Kundschaft?
Josef Bratfisch
Schön wär’s! Um die Uhrzeit schlafen’s alle noch!
Sissi (klatscht erfreut ihre Hände zusammen)
Fein Josef, dann sei doch so lieb und zeig mir doch ein bisserl was vom heutigen Wien. Ich war viel zu lange nimmer da.
Josef Bratfisch (lacht vor Freude)
Es wird mir eine Ehre sein, Sissi, dich wieder mit meinem Fiaker zu kutschieren!
Wie ein echter Kavalier, hält er der Kaiserin seinen Arm zum Einhaken hin und geleitet sie zu seiner Kutsche mit zwei eingespannten Rappen, die vor den prunkvollen Toren Schönbrunns wartet.