Читать книгу Liebe mich, wenn du stirbst - Kathrin Peters - Страница 146
ОглавлениеAm 4. Juli 1999 fanden Raubgräber bei Nebra in Sachsen- Anhalt in einem Grab aus der Bronzezeit Schwerter, Beile und diese merkwürdige Scheibe aus Bronze mit goldenen Einlegungen, die wie Sonne, Mond, Sterne und drei bananenförmige Boote aussahen. Ein Museumsmensch gab sich als Hehler aus und kaufte den Jungs in einem Hotel die Scheibe ab, dann griff die Polizei zu und die Ausgräber bekamen hohe Strafen. Anschließend beschäftigte diese tellergroße Scheibe jahrelang die Forscher vieler Museen, Institute und etliche Kriminalwissenschaftler, bis klar war, dass sie schon etwa dreitausendsechshundert Jahre alt sein musste. Anschließend gingen die Bilder des Fundes an Astronomen und Historiker, die herausfanden, wozu die Himmelsscheibe diente: Ganz früher enthielt sie die Schaltregel vom Mond- zum Sonnenkalender, denn in der Entstehungszeit der Scheibe konnte in dieser Region noch niemand schreiben. Dann wurde sie verändert: Zwei Bögen wurden an den Seiten angebracht. Wenn die Scheibe in Nebra wie ein Teller auf einem Tisch so hingelegt wurde, dass man dicht über sie hinwegsehen konnte, musste man nur noch diesen Diskus drehen, bis das Heck des einen goldenen Bootes genau mit der Silhouette des Brocken, des höchsten Harzberges, den man von Nebra aus sehen konnte, zusammentraf. Das war der Punkt des Sonnenuntergangs zur Sommersonnenwende, von dem aus die Tage wieder kürzer wurden. Wenn die Sonne sich nach ihrer Bogenfahrt von rechts nach links- denn der Betrachter stand auf der nördlichen Halbkugel und blickte nach Norden- auf der Bergspitze niederließ, hatte die Sonne den längsten Tag geherrscht. Der Bug des Bootes lag ein Scheibenviertel weiter rechts herum genau auf dem Abendpunkt der Wintersonnenwende. Das goldene Boot fuhr also von links nach rechts. Zwischen beiden Punkten, sozusagen dort, wo der Mast aufragen würde, war die Tag- und Nachtgleiche. Von hier ab begann die Herrschaft der Nacht über den Tag.