Читать книгу Liebe mich, wenn du stirbst - Kathrin Peters - Страница 600
ОглавлениеSolch ein unregelmäßiges Leben war ich nicht gewöhnt. Noch vor wenigen Wochen ging ich stets früh zu Bett, las noch etwas und stand morgens meist schon vor dem Weckerklingeln auf, besonders im Sommer, wenn die Sonne in mein Zimmer schien. Zwei Nächte mit Osiris als Gast genügten, um mich vollkommen durcheinander zu bringen. Mein Kopf zog sich zusammen, die Augen brannten und meine Glieder waren schwer wie Blei, als ich mich aus der Tür schleppte und zum Bus ging. Benommen wie ich war, wunderte ich mich auch nicht darüber, dass der Kaufmannswagen des alten Dormanns zu dieser unmenschlich frühen Zeit vor Frau Biehls Haus stand. Ich stolperte zum Bus und wäre fast in Sobek hineingelaufen, der gleich hinter der Einmündung der Steinstraße in den Waldweg stand und mir den Weg versperrte. Er trug ein schwarzes T- Shirt mit dem Aufdruck „Sentenced“ und darunter „killing me“ und sah verärgert aus. „Ich muss dich heute Abend unbedingt sprechen“, sagte er grußlos. Auf diesen Ton hatte ich gerade an diesem Morgen überhaupt keine Lust und entgegnete ebenso grußlos: „Heute arbeite ich nach der Schule im Planetarium und ich bin hundemüde, da gehe ich nirgendwo hin.“