Читать книгу NEW PASSION - Katie Pain - Страница 6

1 März 2015

Оглавление

„Melina, du musst mich unbedingt begleiten! Ohne dich bin ich viel zu unsicher und werde wahrscheinlich keinen einzigen Ton herausbekommen. Er ist so unglaublich heiß!“, schreit Amber mir durch das Handy ins Ohr.

„Amb … es sollte doch ein Date sein, oder nicht? Da wäre es doch wirklich merkwürdig, wenn du deine beste Freundin mitnimmst“, versuche ich, mich aus der Sache auszuklinken.

„Ja … Na ja … Wenn es aber kein Date ist, sondern einfach ein Treffen in einer Bar mit einem gut aussehenden Kerl?“

„Du wirst nicht nachgeben, oder?“, frage ich hoffnungslos.

„Das hast du gut erkannt, Mel.“

Ich sage Amber das Treffen zu. Eigentlich weiß ich gar nicht, weshalb ich mich so dagegen gesträubt habe. Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich neugierig, diesen ach so heißen Typen live und in Farbe kennenzulernen. Auf Fotos, die Amb mir gezeigt hat, hat er mir nicht sonderlich zugesagt und auch ansonsten war ich nicht gerade begeistert von dem, was sie über ihn erzählt hat. Er ist Stripper beziehungsweise Gogo-Tänzer in einem ziemlich angesagten Club und war noch nie in einer Beziehung. Amber hatte mit ihren 23 Jahren schon fünf Beziehungen und immer war es die große Liebe. Aber ich möchte darüber natürlich nicht urteilen. Ich bin 24 Jahre alt und hatte bisher erst eine Beziehung, die allerdings fast sechs Jahre lang hielt. Ambers Beziehungen hielten wenn überhaupt sechs Monate.

Er soll wohl einen Monat jünger sein als ich. Andernfalls hätte sie mich nicht gebeten, sie zu dem Treffen zu begleiten. Amb weiß ganz genau, dass ich von jüngeren Männern die Nase voll habe.

Es ist Samstagabend. Meine beste Freundin hat mich jeden Tag an das Treffen erinnert und ist mega aufgeregt. Es gefällt mir nicht, dass ihre Vorfreude dermaßen groß ist. Sie wurde schon viel zu oft enttäuscht. So langsam sollte sie doch mal aus ihren bisherigen Erfahrungen gelernt haben. Aber sie ist leider, im wahrsten Sinne des Wortes, blauäugig. Mit ihrer langen, blonden, lockigen Mähne, ihren strahlenden blauen Augen, ihrem puppenartigen Gesicht und ihrer zarten Porzellanhaut, hat sie schon so manchem Mann den Verstand geraubt. Wir sehen uns nicht sehr ähnlich. Meine Haare sind wesentlich länger als ihre. Statt lockig und blond, glatt und dunkelblond.

Meine Augen erscheinen in einem Kastanienbraun. Auf Ambs reine Haut bin ich ab und zu neidisch. Den Kampf gegen die Hautunreinheiten habe ich bislang nicht gewonnen. In der Pubertät hatte ich überhaupt keine Hautprobleme. Erst mit Anfang 20 bekam ich plötzlich Pickelchen. Mittlerweile lebe ich damit und denke, dass es an der hormonellen Verhütung liegt.

Natürlich könnte ich die Pille absetzen, da ich Single bin, aber dank dieser kleinen Dragees bekomme ich meine Tage nicht mehr. Auf diesen Luxus möchte ich nicht verzichten. Für spontane One-Night-Stands ist das definitiv vorteilhaft. Jedoch hatte ich bisher noch nie einen und möchte auch zukünftig davon Abstand halten.

Amber spiegelt das totale Gegenteil von mir wider. Fünf Beziehungen und zahlreiche One-Night-Stands. Ein Männer fressendes Biest. Obwohl es meist eher so ist, dass sie das Opfer ist und von den Männern gefressen wird; sie gleicht einfach dem perfekten Jagdobjekt.

Auch jetzt steht sie vor meinem Spiegel und brezelt sich für den heutigen Abend auf.

„Amb, du solltest es nicht so übertreiben. Männer interpretieren da gerne zu viel hinein“, rate ich ihr liebevoll.

„Boah Mel, du kennst meine Absichten doch gar nicht. Ich will den Kerl nicht gleich heiraten, sondern will mich erst mal von seinen körperlichen Qualitäten überzeugen.“

„Auch in einer Großstadt wie Hamburg kann man sich einen Ruf machen. Ich warne dich nur vor und mache mir langsam Sorgen um dich. Du verkaufst dich unter deinem Wert. Du hast es gar nicht nötig, dich so billig zu geben.“

„Willst du jetzt mit mir streiten oder einen tollen Abend mit mir verbringen? Du bist viel zu prüde und verschlossen. Seitdem mit David Schluss ist, bist du gar nicht mehr in der Lage dazu, Nähe zuzulassen. Darüber solltest du dir mal Gedanken machen, statt dir Sorgen um mich zu machen. Mir geht es hervorragend. Ich lebe und genieße mein Leben“, zickt sie mich an.

„Wow. Danke für deine ehrlichen Worte. Vielleicht sollte ich mit meinem Arsch dann besser hier auf der Couch sitzen bleiben und mir überlegen, ob ich nicht vielleicht genauso herumhuren sollte wie du. Vielleicht vergeude ich mein Leben und verpasse tatsächlich eine Menge Spaß“, entgegne ich ihr ironisch, wobei der Teil mit der Couch ernst gemeint ist.

„Ja, vielleicht solltest du das wirklich mal, aber nicht heute Abend. Du hast versprochen, dass du mich begleitest und stell dir vor … Vielleicht ist der Typ ein Serienmörder, mit dem du mich hast alleine ausgehen lassen. Das sollte dann mein letztes Treffen mit einem Mann gewesen sein. Die Schuldgefühle werden dich dein Leben lang begleiten.“

„Meine Motivation, dich zu begleiten, ist gerade im Untergrund eines Kellers versunken. Ich werde aber bestimmt nicht dabei sein, wenn er dich abschleppt. Er wird also noch genügend Zeit haben, dich umzubringen. Daher ist meine Begleitung überflüssig.“

„Mel, sei keine Spaßbremse. Leg dir lieber etwas Make-up auf. Wir sollten uns gleich auf den Weg machen. Wir kommen eh schon zu spät.“

Sie ist meine beste Freundin. Ich kann sie einfach nicht im Stich lassen.

Ich habe mir ein wenig die Augen geschminkt, damit Amber sich neben mir nicht komplett unwohl fühlt. Im Taxi auf dem Weg zur Bar, zieht sie ihren Lippenstift noch einmal nach und pudert ihre reine Haut ab. Ich verdrehe die Augen.

„Oh mein Gott! Wir sind da! Es geht los! It’s showtime!“, Amber hüpft aus dem Taxi und zieht mich mit sich mit. Ich lasse dem Taxifahrer zwanzig Euro auf dem Rücksitz liegen. In ihrer Aufregung hat sie vergessen, dass wir noch bezahlen müssen.

Ich gehe mit der Erwartung in die Bar, dass ich nach einem netten Gespräch, welches ungefähr in einer Stunde vorbei sein sollte, wieder zu Hause sein werde, um es mir mit einem guten Buch alleine in meinem Bett gemütlich machen zu können.

Amber geht voran und da steht er an der Bar, mit einem Glas Rotwein in der Hand, auf uns wartend. Wäre meine Freundin nicht zielsicher auf ihn zugegangen, hätte ich ihn nicht erkannt. Nie und nimmer ist er jünger als ich!

Er sieht mindestens vier Jahre älter aus. Amber nimmt er gar nicht wahr. Sein Blick durchdringt mich. So wurde ich noch nie in meinem Leben von einem Mann angesehen.

Amber bleibt verdutzt vor ihm stehen und erst, als ich direkt hinter ihr stehe, bemerkt er sie und schenkt ihr zur Begrüßung eine Umarmung.

„Hi, ich bin Liam“, stellt er sich mir vor und nimmt mich ebenfalls in den Arm. Nachdem ich mich aus seiner Umarmung gelöst habe, teile ich ihm mit, wie ich heiße.

„Melina. Schöner Name. Was wollt ihr trinken?“

Amber schließt sich seinem Rotwein an. Ich bleibe bei einem stillen Wasser. Wir begeben uns in eine gemütliche Ecke mit drei Sesseln. Liam zieht für mich den Sessel zurück, sodass ich mich bequem setzen kann.

So probiert er also, Eindruck zu schinden. Ganz der Gentleman. Amber bemerkt gar nicht, dass er mir mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihr; sie scheint total geblendet von ihm zu sein. Hängt an seinen Lippen, als sie anfängt, ihn auszufragen und er höflich antwortet.

Er ist erst seit einigen Monaten in Hamburg, erfahre ich.

„Gefällt dir Hamburg?“, versuche ich, mich wenigstens ein bisschen in das Gespräch einzubringen. Sofort dreht er sich zu mir und sieht mir in die Augen, als er beginnt, mir zu antworten.

„Hm … Ist wie jede andere Stadt auch. Städte beeindrucken mich nicht sonderlich. Das Einzige, was man hier gut unternehmen kann, ist, Kaffee trinken zu gehen.“

„Wie jede andere Stadt auch?“ Ich lache laut auf.

„Bist also ganz der Landmensch? Ansonsten würde dir nämlich auffallen, wie unterschiedlich Städte sind. Warst du schon einmal in Berlin?“

„Ja, dort war ich schon häufiger. Sieht aus wie in Hamburg.“ Will er mich provozieren?

„Oh ja, das finde ich auch! Städte bestehen doch nur aus vielen hohen Häusern“, kriecht Amb ihm in den Arsch. Mädchen, wo ist deine eigene Meinung geblieben?

„Ihr solltet mal aufhören, mit geschlossenen Augen durch die Städte zu laufen. Ihr seid wohl beide blind.“

„Ich bevorzuge die Berge oder das Meer. Am liebsten würde ich in einer kleinen Holzhütte in den Bergen leben oder auf einer einsamen Insel. Abseits der Zivilisation.“

Liam scheint also wirklich durch und durch verbunden mit der Natur zu sein. Irgendwie kaufe ich ihm das nur nicht ab. Ich habe das Gefühl, dass er sich selbst bloß gut darstellen will. Dass er anders als die Typen sein will, die Amber zuvor gedatet hat, dass er nicht das Klischee des Strippers erfüllen möchte.

„Oh, eine Berghütte mit Kamin stelle ich mir unheimlich romantisch vor“, bringt Amber ein, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen.

Ich glaube, sie interessiert sich eigentlich überhaupt nicht dafür, was für ein Typ Mann er ist. Sie ist unglaublich oberflächlich.

Ich spüre jedenfalls keinerlei Verbindung zwischen Liam und mir. Auch wenn ich gerne wissen wollen würde, ob er eben nur versucht anders zu sein und in Wahrheit aber doch das volle Klischee erfüllt oder ob er tatsächlich anders ist. Wird sich zeigen. Wenn er Amber heute Nacht flachlegt und sich danach nicht mehr bei ihr meldet, werde ich weiser sein.

Nach Ambers dritten Wein schlägt Liam vor, die Bar zu wechseln. Amber verabschiedet sich kurz von uns und verschwindet auf dem WC.

Liam starrt mich an. Ich frage mich schon die ganze Zeit über, ob er mit mir flirtet. Falls ja, war das ein einseitiger Versuch. Plötzlich steht er auf. Er stellt sich hinter den Sessel, in dem ich sitze, und fängt an, meine Schultern zu massieren.

Was wird das denn jetzt?, schießt es mir durch den Kopf. Mir wird schlagartig heiß. Mein Puls erhöht sich. Dann reicht er mir seine Hand. Ich weiß nicht wieso, aber ich ergreife sie und ohne dass ich reagieren kann, hat er mich zu sich in seine Arme gezogen. Ich spüre seinen harten, durchtrainierten Oberkörper.

Er nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände und hebt ihn an, sodass er mich wieder mit seinen blauen großen Augen durchdringen kann.

„Ich verliere mich in deinen wunderschönen Rehaugen, Melina.“

Er zieht meinen Kopf zu sich heran und schenkt mir den heißesten Kuss, den ich je bekommen habe und vermutlich je bekommen werde. Seine Zunge berührt meine erst sanft und zurückhaltend. Der süßliche Geschmack lässt meinen gesamten Körper mit Hitze erfüllen.

Dann nimmt seine Zunge immer mehr Raum in meinem Mund ein. Das Zungenspiel wird gröber und intensiver. Ich blende alles um mich herum komplett aus. Verliere mich in diesem Augenblick. Spüre die Wärme seines Körpers an meinem. Fühle mich wohl und geborgen und zum ersten Mal empfinde ich einen Anflug von Leidenschaft. Solch ein Augenblick existierte bisher nur in meinen Träumen und in meiner Fantasie. Dachte, es sei unrealistisch, so etwas jemals zu erleben und derartig zu empfinden. Dachte, solch eine Situation gibt es bloß in irgendwelchen kitschigen und unrealistischen Hollywoodstreifen.

Ich dringe in seinen Mund ein. Möchte auch ihn erkunden. Er lässt mich gewähren. Meine Hände halten sich an seiner ausgeprägten Rückenmuskulatur fest. Brauche den Halt, um mich nicht komplett zu verlieren.

Ein Räuspern reißt mich zurück in die Realität. Ins Hier und Jetzt. Amber steht neben uns. Und das wahrscheinlich schon eine ganze Weile. Ihr steht die Enttäuschung förmlich ins Gesicht geschrieben.

„Fertig? Dann können wir ja weiterziehen“, ergreift Liam das Wort und tut so, als sei nichts gewesen.

Ich weiß nicht, ob ihm Ambers Laune entgangen ist oder ob er es schlichtweg ignoriert.

Er hilft mir in meine Jacke. Amber wollte er auch helfen, aber sie hat seine Geste abgeblockt und sich ihre Jacke selbst angezogen.

Amb würdigt mich keines Blickes. Auf dem Weg in die nächste Bar geht Liam zwischen uns. Er hat seinen Arm um meine Taille gelegt. Ich genieße es, denn es ist mittlerweile schon acht Monate her, dass ich Körperkontakt zu einem Mann hatte.

Der Abend scheint ein anderes Ende zu nehmen, als ich es erwartet habe. Mit solch einer Wendung hätte ich nie im Leben gerechnet. Amber tut mir etwas leid. Immerhin unterhält sie sich noch mit Liam. Ansonsten würde der restliche Abend äußerst unangenehm verlaufen. Mir ist die ganze Sache eh schon unangenehm genug. Sie wird es mit Sicherheit unglaublich bereuen, dass sie mich mitgeschleppt hat, obwohl ich es noch nicht einmal wollte.

Und wahrscheinlich darf ich mir später, wenn wir unter uns sind, anhören, was für eine Bitch und schlechte Freundin ich doch bin. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Wer weiß, ob ich eine Begegnung in der Art jemals wieder erleben werde? Daher muss ich es jetzt voll und ganz genießen und gut in mein Gedächtnis einbrennen.

Angekommen in der nächsten Bar setzen wir drei uns in eine Sitzecke auf eine gepolsterte Bank; Liam bleibt zwischen mir und Amber. Bestimmt fühlt er sich gerade wie King Lui zwischen uns jungen, recht attraktiven Frauen. Mit Sicherheit ist er es gewohnt, von schönen Frauen umringt zu sein, die ihn anhimmeln.

Das bringt der Beruf eines Strippers mit sich. Dafür wirkt er auf mich noch ziemlich bodenständig und nicht arrogant.

Amber bestellt sich gleich zwei große Cocktails. Liam ordert für mich einen alkoholhaltigen Drink; er selbst bestellt sich bloß eine Trinkschokolade. Wir stoßen an beziehungsweise Liam und Amber stoßen an und Liam und ich. Mich schüttelt es. So wie Liam mich angrinst, muss ich einen äußerst komischen Gesichtsausdruck gemacht haben, als ich einen Schluck meines von ihm persönlich bestellten Drinks genommen habe. Immerhin verfällt er nicht in lautes Gelächter.

„Wieso hast du mir puren Spiritus bestellt? Das schmeckt grauenvoll!“, blaffe ich ihn an. Er lehnt sich zu mir und flüstert mir ins Ohr.

„Damit du lockerer wirst.“ Ich ziehe mich von ihm zurück und schaue ihn fragend an. Amber bekommt von dem Ganzen nichts mit. Sie kippt einen Schluck nach dem anderen herunter.

Er schaut mich ernst an, doch dann bewegt sich sein rechter Mundwinkel leicht nach oben, seine Augen verengen sich und wirken auf einmal finster. Aber auf eine verruchte und anziehende Art.

Plötzlich merke ich, wie seine Hand mir von hinten in den Rock gleitet. Automatisch hebe ich meinen Po an. Seine Hand wandert genau unter mich. Ein Finger dringt tief in meine Vagina ein.

Ich öffne leicht den Mund. Muss aufpassen, dass mir kein Stöhnen entweicht. Er stimuliert mich.

Ich werde schlagartig feucht. Viel zu früh zieht er seinen Finger aus mir zurück. Ich gucke ihn enttäuscht an; er lässt seinen Blick auf mir ruhen. Dann berührt sein Mund leicht mein Ohr. Ich höre und spüre den Rhythmus seines Atems, der sich seit seinen letzten direkten Worten in mein Ohr deutlich beschleunigt hat. Ich werfe einen kurzen Blick auf seinen Schritt. Dort zeichnet sich eindeutig eine Abhebung seines harten Schwanzes ab.

„Willst du mehr, Melina?“ Ich nicke.

„Dann sag Bitte.“

Wieso sollte ich Bitte sagen? Ich schweige. Er kneift mir in meine rechte Pobacke, ich muss mir ein Quieken verkneifen. Böse blicke ich ihn an.

„Wenn du willst, dass ich gänzlich aufhöre, musst du es bloß sagen. Dann lasse ich die Finger von dir. Auch wenn es mir nicht leicht fallen wird“, flüstert er mir mit seiner unglaublich männlichen Stimme in mein Ohr. Ich wende mich an eines seiner Ohren.

„Hör nicht auf. Bitte.“ Kaum ausgesprochen, kann ich es nicht glauben, dass ich diese Worte tatsächlich gesagt habe.

Aber es stimmt. Ich will, dass er weitermacht. Außerdem macht mich diese Situation unglaublich an. Mit David hätte ich in der Öffentlichkeit nie solche verbotenen, sexuellen Dinge erleben können. Ich will mehr moralisch verwerfliche Erfahrungen machen.

Liam steckt voller Überraschungen und ich bin neugierig, was er noch zu bieten hat. Und schon erfahre ich es. Er dringt nach meinem Bitten sofort wieder in mich ein. Mit einem Finger vaginal und mit einem weiteren Finger entjungfert er mich anal. Es schmerzt und ist mir unangenehm, aber durch die gleichzeitige vaginale Stimulation macht mich das unglaublich an. Meine Geilheit wächst ins Unermessliche.

„Mhhh … Melina, du fühlst dich gut an. Vorne wie auch hinten. Ich will wissen wie du schmeckst“, haucht Liam mir ins Ohr.

Mir fällt das ruhige atmen immer schwerer. Ich muss mich konzentrieren und es kostet mich alle Kraft, nicht die Kontrolle zu verlieren. Vor all den Menschen einen Orgasmus zu bekommen, wäre mir unglaublich peinlich. Ich muss der Situation entfliehen.

Amber schlürft mittlerweile schon an ihrem vierten Cocktail. Sie blickt apathisch in eine Richtung. Ums genau zu sagen: Sie ist total besoffen! Ihre Umgebung scheint sie überhaupt nicht mehr wahrzunehmen.

Ich sage Liam, dass ich eben auf das WC müsste. Ich will aufstehen und mich von seinen Fingern lösen, doch er zieht mich mit seiner freien Hand zurück.

„Bist du sicher, dass du jetzt aufs WC willst?“

„Ja, ich muss wirklich. Der Alkohol schlägt mir auf die Blase“, versuche ich mich herauszureden.

„Nun gut. Sag’ danke und ich lasse dich gehen.“ Was soll dieses Spielchen? Ich verstehe es nicht.

Als ich ihm ein flüchtiges „Danke“ ins Ohr flüstere, zieht er seine Finger aus mir zurück und lässt mich aufs Klo gehen.

Ich torkle in Richtung WC. Mein Poloch brennt. Mein Verstand wird von unzähligen Gedanken besucht. Ich ziehe meinen Rock hoch und meine Strumpfhose gleichzeitig mit meinem Slip herunter, der völlig durchnässt ist. Ich setze mich auf die Kloschüssel und atme erst einmal tief durch und versuche, einen klaren Gedanken zu fassen. Doch es gelingt mir nicht. Ich bin immer noch unglaublich geil und würde mir am liebsten selbst Erlösung verschaffen.

Doch irgendwas hemmt mich. Ich möchte lieber wieder zu Liam. Eben wollte ich noch möglichst schnell weg von ihm und jetzt, nach drei Minuten, fange ich schon an, ihn zu vermissen. Vielleicht vermisse ich auch nur seine Finger in mir. Was ist nur los mit mir? Meine Erregung muss mir meinen Verstand total vernebelt haben. Vielleicht ist es auch der Schluck an Alkohol. Ich weiß es nicht.

Als ich meinen Slip wieder hochziehe, sehe ich, dass dieser verfärbt ist. Leicht rötlich. Ich mache mir Sorgen, weil ich nicht weiß, was genau das ist. Kommt das daher, dass Liam meinen Po mit seinem Finger entjungfert hat? Oder ist es vaginale Flüssigkeit?

Meine Tage kann ich nicht bekommen haben, da meine Pille dies verhindert. Ich hatte nun schon einige Monate keinen Sex mehr. Vielleicht ist mein Jungfernhäutchen wieder zusammengewachsen. Boah, Mel! Höre auf mit deinen albernen, naiven Gedanken. Sei nicht so dumm!

Ich höre auf meine innere Stimme. Sie hat recht. Jetzt fange ich an, zu übertreiben. Ich zupfe meinen Rock zurecht und betrachte mich noch einen Moment im Spiegel. Dann fasse ich all meinen Mut zusammen und gehe wieder zurück zu den anderen beiden.

Als ich mich hinsetze, tut mir mein Po weh. Amber hat es, glaube ich, gar nicht wahrgenommen, dass ich weg war. Liam wirft mir ein charmantes Lächeln zu.

„Na, du warst aber lange weg“, sagt er mit einem leichten Vorwurf in seiner Stimme liegend.

„Ich habe nichts zu Ende gebracht, falls du das denkst“, entgegne ich selbstsicher. Ich bin selbst von mir überrascht, dass mir diese Antwort soeben einfach aus dem Mund gefallen ist. Das muss am Alkohol liegen, der macht mich mutig. Liam sagt nichts. Er lächelt mich nur an. Er hat wirklich schöne, große blaue Augen. Stundenlang könnte ich in sie hineinschauen. Könnte mich in ihrer Tiefe verlieren.

Ich weiß, dass dieser Mann hochinteressant ist und irgendein Geheimnis hinter diesen Augen versteckt liegt. Ich möchte es unbedingt lüften. Meine Neugierde ist geweckt. Ich habe einen Hang dazu, alles und jeden zu analysieren. Die meisten Menschen machen es mir nur leider viel zu leicht. Die durchschaue ich innerhalb weniger Minuten. Bei ihm ist es anders.

Er wendet seinen Blick von mir ab, dreht sich zu Amber hin und versucht, Small Talk mit ihr zu halten. So gut, wie es eben noch möglich ist. Sie grinst ihn willenlos an und nickt. Eigentlich führt er ein Selbstgespräch. Aber dennoch macht es ihn sympathisch. Er scheint sich um sie zu sorgen. Was wohl meine Aufgabe sein sollte. Immerhin bin ich ihre beste Freundin.

Ich habe kaum einen Gedanken an sie verschwendet. Irgendwie ist es mir komplett egal, wie es ihr gerade geht.

Ihre Verantwortung, wenn sie sich abschießt und es ist auch ihr zu verdanken, dass ich nun hier neben Liam sitze. Meinen Samstagabend hatte ich anders geplant. Mein Po hätte auf der mittelmäßig weichen Matratze meines Bettes liegen sollen. Ganz entspannt. Ohne Strapazen. Stattdessen steckte nun ein Finger in ihm. Außerdem ist es ja nicht so, dass sie keine anderen Männer abbekommen wird. Sie ist nie alleine. Übermorgen wird sie mich mit Sicherheit anrufen und mir aufgeregt von irgendeinem Kerl erzählen, den sie in der Bahn kennengelernt hat.

Das ist Amber. Einen Tag trauert sie, wenn es nicht geklappt hat und am darauffolgenden Tag sieht die Welt schon wieder ganz anders aus und alles ist vergessen. Als eine sehr gute Freundin sollte sie es mir doch eigentlich gönnen, dass sich ein Mann nun auch mal für mich interessiert. Gut, er ist schon ein außergewöhnlich interessantes Exemplar von Mann. Etwas kann ich ihre Missgunst nachvollziehen. Dennoch gibt es genügend andere gut aussehende Kerle, die nur auf sie warten.

Langsam fange ich an, seine Berührungen zu vermissen. Ich lege meine Hand auf seinen Oberschenkel. Daraufhin legt er seinen Arm um meine Schulter und dreht sich kurz zu mir, um mir ein Lächeln zu schenken. Ein Kellner kommt und fragt, ob wir noch etwas trinken möchten. Ich schüttle den Kopf. Ich habe auf jeden Fall genug getrunken. Liam schließt sich meinem Kopfschütteln an. Amber öffnet den Mund und bestellt noch einen weiteren Cocktail. Liam und ich wechseln einen besorgten Blick miteinander.

„Ich denke, wir sollten deine Freundin in ein Taxi stecken. Wenn sie noch einen Cocktail trinkt, wird der Abend auf jeden Fall sehr unschön enden.“

„In so kurzer Zeit hat sie noch nie so viel getrunken. Wir sollten wirklich gehen.“

Liam greift Amber unter die Arme und zieht sie hoch. Ich versuche, ihr die Jacke anzuziehen, was eine wirkliche Herausforderung darstellt, da sie noch bleiben möchte. Aber Liam verführt sie mit seinem Charme. Ich habe keine Ahnung, was er ihr eben ins Ohr geflüstert hat, aber es zeigt seine Wirkung.

Wir bezahlen unsere Getränke. Ich nehme Ambers Portemonnaie zur Hand und bezahle für sie.

Ohne unsere Hilfe kann sie nicht mal mehr stehen. Liam und ich nehmen sie in unsere Mitte und führen sie aus der Bar.

Frische Hamburger Märzluft pustet uns entgegen. Es ist ziemlich kalt und ich fange zu zittern an.

Gott sei Dank, steht direkt vor der Tür ein freies Taxi. Liam setzt Amber hinein, während ich dem Taxifahrer ihre Adresse nenne und ihm mitteile, wo er bitte klingeln soll, damit ihr Bruder sie in Empfang nehmen kann. Der wird mit Sicherheit nicht begeistert sein, nachts vom Klingeln eines Taxifahrers geweckt zu werden, der seine besoffene jüngere Schwester abliefert.

Liam schließt die hintere Tür des Taxis. Wir beide winken Amber zu, bis sich das Taxi in Bewegung setzt. Sie guckt uns leicht verdutzt an.

„Was hast du zu ihr gesagt? Plötzlich war sie ja ganz heiß darauf, die Bar zu verlassen“, frage ich Liam, als das Taxi außer Sichtweite ist.

„Ich meinte nur zu ihr, dass wenn sie Spaß haben will, sie mit uns beiden mitkommen sollte.“

„Was? Oh man. Ich glaube, dass sie dir das selbst in ihrem besoffenen Zustand nicht vergessen wird. Sie hasst es, wenn man sie anlügt und verarscht.“

„Na ja … Ich glaube kaum, dass wir uns wiedersehen werden.“

„Mh. Wahrscheinlich nicht.“

Nun stehen wir beide in der Kälte und schweigen uns an. Soll ich mich jetzt von ihm verabschieden und Richtung U-Bahn gehen? Ich wünschte, diese Nacht wäre nun noch nicht vorbei. In diesem Augenblick nimmt Liam meine Hand.

„Wo wohnst du?“

„Ziemlich weit im Norden von Hamburg. Zirka eine Dreiviertelstunde Fahrt von hier.“

„Hmm … Möchtest du vielleicht mit zu mir kommen?“ Kaum sind seine Worte ausgesprochen, macht sich Vorfreude in meinem gesamten Körper breit und mir wird schlagartig warm.

„Ja, das würde ich sehr gerne.“

„Dann komm. Mein Wagen steht in der Tiefgarage.“

Händchen haltend gehen wir zu seinem Auto. Wir reden nicht, was mir gefällt. Ich würde gerade eh kaum ein Wort herausbekommen.

In der Tiefgarage lässt er meine Hand los, um seinen Schlüssel aus seiner Hosentasche zu fummeln. Er bleibt vor einem Smart stehen. Ich muss schmunzeln. Jedes Auto hätte ich erwartet, aber keinen Smart. Nach dieser Nacht werde ich ihn wahrscheinlich auch nicht wiedersehen. Somit sollte ich jeden Augenblick genießen. Vor allem meine erste Autofahrt in einem Smart. Mit Sicherheit ist Liam nur an einem One-Night-Stand interessiert.

Es ist aufregend und prickelnd, eine unbekannte Frau zu erobern und ihren Körper zu erkunden. Nach einmal gehabt, ist man dann leider schon nicht mehr unbekannt und somit uninteressant geworden.

Als ich auf dem Beifahrersitz in seinem Smart sitze, gehen mir Gedanken durch den Kopf, die ich gerade nicht haben möchte. Du findest ihn interessant. Würdest ihn gerne näher kennenlernen und dann gehst du sofort mit ihm mit? So leicht machst du es ihm? Wie naiv bist du? Wenn du ihn wiedersehen willst, dann musst du versuchen, aus dieser Situation herauszukommen.

„Öffne meine Hose“, reißt Liam mich mit seinem Befehl aus meinen verzwickten Gedanken. Ich schaue ihn entgeistert an.

„So schüchtern auf einmal, Melina?“ Boah, will er mich provozieren? Ich antworte nicht und öffne seine Hose.

„Hole ihn raus und nimm ihn in den Mund.“ Meine Vagina beginnt, zu pulsieren. Wieso macht mich das jetzt dermaßen an?

Weil du noch nie einem Mann in einem Smart – sprich überhaupt in einem Auto –, während der Fahrt einen geblasen hast, du dumme Nuss!

Ich muss unbedingt lernen, meinen Verstand unter Kontrolle zu bekommen. Ich befreie seinen Penis aus seiner Boxershorts. Er ist noch nicht bereit für mich. Ich nehme seinen Schwanz zwischen Daumen und Zeigefinger und fange an, seine Vorhaut vor- und zurückzuschieben. Langsam regt er sich. Ich nehme ihn sofort in den Mund, denn ich liebe es, zu spüren, wie der Penis eines Mannes nach und nach an Größe und Härte gewinnt. Ich sauge erst zaghaft und dann immer fester. Sein Schwanz pulsiert an meiner Zunge.

„Mhhh. Du stellst dich gut an.“

Mein Herz macht einen Sprung. Freue ich mich gerade über sein Kompliment? Normalerweise gebe ich nicht viel auf die Meinung der Männer.

Ich sauge und sauge. Durch die ganzen Kurven und seinen sportlichen Fahrstil, wird mir leicht schlecht. Ich löse meinen Mund von seinem Glied.

„Kannst nicht mehr?“

„Doch, schon. Aber ich habe noch nie während des Fahrens einen Schwanz geblasen und mir ist etwas unwohl geworden.“

„Okay. Dann nimm ihn einfach in deine Hand.“ Ich tue, was er sagt und massiere seinen Schwanz, während er uns hoffentlich heil zu sich nach Hause bringt.

Nach einer zwanzigminütigen Fahrt sind wir endlich angekommen. Ich lasse seinen Phallus los, als er einparkt.

„Zieh deine Strumpfhose aus und auch deinen Slip!“ Ich zögere kurz. Schlüpfe dann aber aus meinen Stiefeln und streife die Strumpfhose über meine, Gott sei Dank, rasierten und eingecremten Beine. Er beobachtet mich, was mich aus einem unerklärlichen Grund echt nervös macht.

„Eine derartige Situation ist neu für dich, richtig?“ Ich wende meinen Blick von meiner Handlung ab und sehe ihm direkt in seine feurigen Augen.

„Ja, richtig“, gebe ich ehrlich zu und grinse ihn gleichzeitig frech an.

Ich schiebe meinen Rock hoch und entferne meinen String.

„Wunderbar.“

Er öffnet die Fahrertür, während ich mir noch schnell meine Stiefel wieder anziehe. Ich folge ihm über die Straße, Strumpfhose und String in meiner rechten Hand haltend.

Die kühle Morgenluft streichelt meine nackten Beine. Nicht mehr lange und die Sonne geht auf.

Die Eingangstür ist zum Glück nur wenige Meter vom geparkten Auto entfernt. Im Treppenhaus habe ich Probleme mit ihm Schritt zu halten. Seine Wohnung befindet sich im obersten Stockwerk, was klar war, weil wirklich jeder, den ich kenne, im obersten Stockwerk wohnen muss!

Als ich oben ankomme, steht Liam bereits im Flur der Wohnung und zieht sich seine Schuhe aus. Eine Jacke hatte er nicht dabei.

Als ich meine Stiefel erneut ausziehe, erblicke ich andere Frauenschuhe.

„Ich wohne hier in einer WG mit zwei Frauen. Die sind über das Wochenende aber meist unterwegs. Wie ich eigentlich auch“, klärt er mich auf. Die Fragezeichen müssen mir wohl offensichtlich im Gesicht gestanden haben.

Ich folge ihm barfuss in sein Zimmer und bin erstaunt. Liam hat es auf jeden Fall nicht geplant, heute Abend eine Frau hierher mitzubringen. Er räumt schnell unzählige Zettel und ungeöffnete Briefe von dem Bett, was kein Bett ist. Ich glaube, es ist noch nicht mal ein richtiges Schlafsofa. Der Raum ist unglaublich winzig. Nur das Sofa, ein zweitüriger Kleiderschrank und ein kleiner Couchtisch befinden sich in diesem Zimmer. Klamotten und einiges an anderem Kram liegen verstreut auf dem Boden herum. Auf dem Tisch häuft sich dreckiges Geschirr, an dem teilweise Essensreste kleben. Also entweder hat er echt kaum Zeit oder er hat null Gespür für Reinlichkeit und Ordnung. Ich scheine eine Ausnahme zu sein. Würde er häufig Frauen mitnehmen, würde es hier definitiv anders aussehen. Schlagartig fühle ich mich wohler.

„Ziehe dich aus!“, klingt auf einmal seine Stimme in meinem Ohr wider. Er steht vor mir und betrachtet mich. Ich fange an mich auszuziehen mit der Erwartung, dass er sich auch entblößt. Aber nein, er bleibt angezogen.

Das ist nicht fair!

Ich ziehe mein Oberteil aus und streife mir den BH ab. Zum Vorschein kommen meine kleinen Brüste. Ich beobachte seine Reaktion, doch er verzieht keine Miene.

Ich öffne den Reißverschluss meines Rocks und stehe nun komplett nackt vor ihm, was mich aber nicht stört, da ich mich sehr wohl in meiner Haut fühle und es mir generell egal ist, was andere Menschen von meinem Körper halten. Er kann mich immer noch nach Hause schicken, wenn ihm dieser Anblick nicht zusagt.

Selbstsicher starre ich ihn an. Dann lösen sich seine Augen von meinen und sein Blick wandert meinen Körper hoch und runter, als würde er seine Beute begutachten. Sollte ich mich doof dabei fühlen? Wenn es ihm gefällt, mich entblößt vor sich stehen zu lassen, dann bitte schön! Dabei würde ich ihn auch zu gerne in seiner gesamten Pracht vor mir stehen haben. Ich möchte seine nackte, warme Haut an meiner spüren. Ich will ihn in mir haben. Will wissen, wie es sich anfühlt, wenn wir eins werden.

Meine Vagina füllt sich mit Feuchtigkeit. Es passiert einfach nichts. Er löchert mich immer noch mit seinen geheimnisvollen Augen. Ich hole einmal tief Luft und atme lange aus.

Das scheint ihm nicht entgangen zu sein. Er grinst mich finster an. Dann zieht er sich den Pulli über seinen Kopf und die Socken aus. Nun steht er, nur mit einer Jeans bekleidet, vor mir. Ich glaube, ich habe gerade die komplette Kontrolle über mein Gesicht verloren.

„Mund zu, Melina. Sonst stecke ich dir dort etwas rein und das muss nicht unbedingt mein Schwanz sein. Sabbern wirst du heute noch genug.“

Ich verstehe nicht, was genau er damit meint, aber schließe lieber meinen Mund.

Dieser Anblick hat mich völlig aus der Fassung gebracht. Liam ist unglaublich gut trainiert. Ausgeprägte Schulter- und Brustmuskulatur, ein starker Bizeps und ein perfektes Sixpack verschlagen mir komplett die Sprache.

Seine linke Brust schmückt eine Art Trivaltattoo, welches sich bis auf seinen Rücken ausbreitet. Allerdings scheint es, als sei es noch nicht komplett fertig. Unter seinem Pullover konnte man schon eine gute Figur erahnen, allerdings hat er doch einiges an Muskulatur versteckt.

Ich stehe steif da. Mir ist heiß und kalt zugleich. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz vor Aufregung und Spannung, was heute noch passieren wird – wenn überhaupt noch etwas passieren wird –, stehen bleiben könnte.

Mein Körper fängt zu zittern an und leider kann ich es nicht unter Kontrolle bekommen.

„Ist dir kalt?“, fragt er mit sanfterer Stimme.

„Ja, ein bisschen“, flüstere ich, weil selbst mein Kiefer schon anfängt zu klappern. Eigentlich friere ich nicht. Das Zittern kommt durch die Anspannung. Warum muss er meine Nerven dermaßen auf Spannung bringen und meine Geduld strapazieren? Gehört das zu seiner Verführungsstrategie oder ist er planlos? Obwohl er ganz und gar nicht wirkt, als hätte er keinen Plan davon, was er tut.

Er nimmt mich fest in den Arm. Ich verschränke meine Arme vor meiner Brust. Es tut gut, seine Wärme zu spüren und ich merke, wie die Anspannung von mir abfällt.

„Du fühlst dich aber alles andere als unterkühlt an“, stellt Liam fest.

„Vielleicht bin ich auch einfach nur nervös.“

Ich bin überrascht über meine eigene Ehrlichkeit. Normalerweise kann ich meine Nervosität ganz gut überspielen und selbst wenn man es mir anmerken würde, würde ich es nie offen zugeben, dass ich Angst vor etwas oder jemandem verspüre.

Er löst seine Arme von mir und nimmt stattdessen mein Gesicht zwischen seine männlichen Hände. Ich explodiere innerlich, als unsere Blicke sich treffen. Wir schauen uns gefühlte Stunden tief in die Augen und dennoch geht dieser Moment viel zu schnell vorbei.

Seine Augen wandern zu meinen Lippen. Ich lecke mir einmal über diese, fange an, an meiner Unterlippe zu kauen und beobachte, welche Reaktion dies bei ihm auslöst. Seine Lippen formen sich zu einem frechen Lächeln und dann greift er mit seinen Zähnen nach meiner Unterlippe und zieht an ihr.

Diese Reaktion wirft mich aus der Bahn. Ich will ihn! Will ihn jetzt sofort, so intensiv wie möglich, spüren. Ich ziehe meinen Kopf zurück. Er lässt meine Unterlippe allerdings nicht direkt los, was ziemlich schmerzt. Ich lecke mir über meine leicht geschwollene Lippe und ergreife dann Eigeninitiative. Bin dabei aber nicht so fordernd wie er.

Ich küsse seine geschlossenen Lippen erst einmal sanft, bis ich langsam mit meiner Zungenspitze seine Lippen öffne und dann in seinen Mund vordringe, um seine Zunge zu treffen. Als unsere Zungenspitzen aufeinandertreffen und sich zart umschlingen, spüre ich, wie meine Vagina sehr stark zu pulsieren anfängt und sich dieses kitzelnde, erregende Gefühl in meinem gesamten nackten Körper von unten nach oben ausbreitet.

Ich glaube, es geht ihm ähnlich, denn seine Hände landen auf meinem prallen Arsch und drücken meinen Unterleib an den seinen. Durch die Jeans hindurch merke ich seine Erregung. Unser Kuss wird intensiver. Er hebt mich hoch und wirft mich auf das harte Etwas, welches er seine Schlafstelle nennt. Ich hätte ihn noch stundenlang küssen können.

„Spreize deine Beine, Melina“, fordert er.

Ich gehorche und frage mich gleichzeitig, was er nun vorhat.

Er öffnet den Reißverschluss seiner Jeans und Vorfreude kommt in mir auf. Mein Kurzzeitgedächtnis ruft den Moment im Smart ab, als ich seinen Penis zum ersten Mal zu sehen bekam und ich weiß, wie erleichtert ich war. Ich habe eine Phobie gegen hässliche Penisse und seiner ist ein unglaublich schönes Exemplar, welches ich jetzt nun zu gerne in mir spüren würde.

Doch kommt er nicht auf mich zu, sondern bleibt stehen und streift sich seine Jeans nur ein wenig herunter. Dann nimmt er seinen harten Schwanz in die Hand und fängt an, diesen zu reiben, während sein Blick auf meiner feuchten Vagina liegt.

Ich habe das Bedürfnis, mich auch zu berühren, aber ich traue mich nicht und beobachte ihn einfach nur. Der Anblick macht mich an, sodass ich schlagartig noch feuchter werde und mir die Flüssigkeit langsam zwischen meinen Pobacken herunterläuft, direkt auf seine Decke.

„Ich möchte, dass du dich anfasst. Reibe deinen Kitzler und steck dir zwei Finger in deine Fotze und fingere dich.“

Endlich! Ich beginne meinen Venushügel mit Zeige- und Mittelfinger zu massieren und mir entgleitet sofort ein unaufhaltsames Stöhnen. Ich wende meinen Blick nicht von ihm ab. Sehe, dass mein Stöhnen ihm zu gefallen scheint und lasse mich vollkommen gehen.

Ich schiebe zwei Finger in meine klitschnasse Vagina, die nur darauf wartet, endlich ausgefüllt zu werden.

„Ohhh … Mein Gott! Ich will nicht von meinen Fingern gefickt werden. Ich will deinen verdammten harten Schwanz in mir spüren. Komm her und fick mich endlich!“, entfährt es mir und ich bin zu geil, um geschockt über meine eigenen Worte zu sein.

Noch nie hat ein Mann von mir solch eine Äußerung zu hören bekommen. Normalerweise bin ich relativ still beim Sex. Es ist schon äußerst selten, dass ich mal zu stöhnen anfange.

Ich habe mittlerweile die Augen geschlossen und lasse mich somit überraschen, ob er mir meinen Wunsch erfüllt.

„Fuck ey!“, höre ich nur aus seinem Mund und auf einmal spüre ich seine Hände an meinen Oberschenkeln. Der Moment, in dem er zum ersten Mal in mich eindringt, steht kurz bevor.

Mein Atmen wird immer langsamer und schwerer. Er schiebt mich in die richtige Position.

Und dann … dann spüre ich, wie sich sein breiter, steifer Schwanz durch meine Schamlippen drängt, tief in mich eindringt und mich vollkommen ausfüllt.

Genau in diesem Augenblick reiße ich die Augen auf, werfe meinen Kopf in den Nacken und stöhne sehr laut auf. Direkt nach meinem Aufstöhnen zieht er sich aus mir zurück. Ich gucke ihn entsetzt an.

„Das scheint dir ja sehr gut zu gefallen. Nicht wahr?“ Ich sage nichts. Warum quält er mich?

„Ich habe dir eine Frage gestellt! Antworte gefälligst, wenn du willst, dass ich dich heute noch richtig durchnehme!“, fährt er mich an.

„Ja, man!“, zicke ich ihn ungeduldig an.

„An dem Ton werden wir noch stark arbeiten müssen.“ Er kneift mir ziemlich brutal in meinen Oberschenkel.

„Autsch!“

„Ja, was?“, fragt er. Ich weiß nicht, was er von mir hören will.

„Ja, bitte“, rate ich, in der Hoffnung, dass es nun die richtige Antwort ist und er mich nicht wieder kneift.

Die Hoffnung war vergebens. Wieder spüre ich einen kurzen, intensiven Schmerz durch meinen Oberschenkel fahren, aber diesmal jammere ich nicht.

„Was willst du von mir hören?“, frage ich, denn ich habe keine Lust auf ein Ratespiel. Ich will nur, dass er endlich weitermacht.

„Ich möchte deine schöne Haut später noch mit etwas Anderem verzieren, daher gebe ich dir die Antwort. In Zukunft wirst du gefälligst immer mit „Ja, Sir“ antworten. Verstanden?“

Ich weiß zwar nicht, was das soll, aber antworte brav mit „Ja, Sir“.

Und schon dringt er mit einem harten Stoß wieder in mich ein. Er hat einen langsamen Rhythmus eingenommen, aber es gefällt mir. Er schaut mir dabei direkt in die Augen und dieses Feuer zwischen uns entfacht immer mehr. Noch nie zuvor habe ich solch eine Leidenschaft verspürt.

„Ich will, dass diese Nacht etwas ganz Besonderes für dich wird.“ Als er diese Worte ausspricht, tanzt mein Herz vor Freude und ich wünschte, er würde sich endlich mit seinem Mund zu meinem begeben. Ich würde so gerne seinen mit Muskeln durchzogenen Oberkörper auf meiner nackten Haut spüren. Doch er zieht sich schon wieder aus mir zurück. Leichte Enttäuschung durchfährt mich.

„Geh auf alle Vieren und strecke mir deinen Arsch entgegen“, befiehlt er.

„Ja, Sir“, antworte ich mit leicht zittriger Stimme. Ich habe Angst, weil ich keine Ahnung habe, welche Fantasien und Ideen seine Gedanken durchströmen.

Eine Hand greift in eine meiner Pobacken und dann führt er mir sehr sanft seinen Penis vaginal von hinten ein. Er steckt ihn nicht bis zum Anschlag hinein, sondern scheint eher mit seiner Eichel eine bestimmte Stelle in mir zu stimulieren. Er drückt ihn beim Einführen genau gegen diesen einen Punkt.

Ich bin noch nie vaginal gekommen und fühle auf einmal, wie die Geilheit in mir wächst. Wie sie in Brand gesetzt wird mit dieser langsamen, gefühlvollen und gezielten Bewegung seines Schwanzes. Ich habe das Gefühl, den Verstand zu verlieren.

„Oh mein Gott! Ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertragen kann!“

„So lange, wie ich es will“, entgegnet er mir. Ich kralle meine Finger in ein Kissen.

„Ahhhhh!“ Es ist dermaßen reizend, dass es kaum auszuhalten ist.

Er stoppt seine Handlung und ich höre, wie er etwas aus dem Schrank holt. Ich nutze die Zeit, um kräftig durchzuatmen und Luft zu holen, die mir weggeblieben ist, während ich in den Genuss seiner unbeschreiblichen Fähigkeit gekommen bin.

„Das wird dir gefallen.“

„Mir hat das eben schon sehr gut gefallen.“

„Das war nur die Vorbereitung.“ Plötzlich dringt etwas Kaltes, Breites und sehr Bewegliches in mich ein.

„Ich werde dich jetzt mit einem Dildo stimulieren. Er ist 30 cm lang und 5 cm breit“, klärt Liam mich netterweise auf.

„Entspanne dich.“ Was mir dank dieser Information nicht leicht fällt. Ich atme einmal tief aus und dann fängt er auch schon an, mich mit dem Gummidildo zu ficken. Er steigert die Intensität ziemlich gnadenlos.

„Ooohhh Gott!!! Das halte ich nicht aus!!!“

„Das wirst du! Und du wirst für mich kommen, wie du noch nie zuvor gekommen bist, meine kleine Schlampe!“

Dass er mich kleine Schlampe genannt hat, nehme ich kaum wahr. Ich versuche ruhig zu atmen, aber es ist mir nicht möglich. Ich möchte am liebsten laut schreien, vergrabe mein Gesicht in dem Kissen und stöhne dort hinein. Mein ganzer Körper fängt zu zittern an.

„Hör bitte auf! Bitte, Sir. Es ist zu intensiv! Das halte ich wirklich nicht aus!“

Er ignoriert mein Betteln und Flehen. Er macht weiter und erhöht sogar noch die Geschwindigkeit.

„Lass einfach los. Lass dich fallen.“

Und dann folge ich seinen Worten und ich explodiere innerlich. Ein Feuerwerk geht in die Luft.

„Fuuuuck!!!“ Ruckartig zieht er den Dildo aus mir heraus und ich fühle nur, dass mir ziemlich viel Flüssigkeit an den Beinen herunterläuft.

Dann drehe ich mich um und lasse mich erschöpft auf den Rücken fallen. Bis ich bemerke, dass das gesamte Bett nass ist und sogar ein Teil seines Fußbodens, verfliegen einige Sekunden.

„Ach du scheiße! War ich das etwa? Habe ich mich eingenässt???“ Ich bin total schockiert und mir schießt die Röte in die Wangen.

„Hahaha! Quatsch! Du hast gesquirtet, Melina.“

„Ernsthaft? Ich dachte, ich könnte das nicht.“

„Tja, siehst du doch. Das kannst du sehr wohl und ziemlich gut sogar.“

Ich spüre, wie ein gewisser Stolz in mir hochkommt. Wenn David das wüsste, dass ich es doch kann. Er nur zu unfähig war, mich dahin zu bringen.

Liam nimmt ein Handtuch, welches unter seinem Wäschehaufen liegt und versucht den Stoff des Sofas, oder was auch immer das nun für ein Möbelstück sein mag, wieder trocken zu bekommen. Danach wischt er die Spuren meines intensiven Orgasmus auf dem Boden auf.

„Wird da nun ein Fleck auf dem Stoff bleiben?“

„Ich glaube nicht. Und wenn, dann würde dieser mich an dich erinnern. Ist doch auch nicht schlecht.“

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Brauchst du eine Pause? Wir sind hier noch nicht fertig.“

Ich bin total platt und frage mich, was er denn noch vorhat. Ich fühle mich jedenfalls befriedigt und befreit.

„Ja, ich brauche eine Pause.“

Er legt sich neben mich, nimmt mich in den Arm und drückt mich an sich. Dieses Gefühl von Geborgenheit ist mir neu. Ich möchte am liebsten für immer so mit ihm hier liegen bleiben.

Ich atme seinen Schweißgeruch, der nach Männlichkeit und purem Sex riecht, tief ein. Dieser Duft löst ein Kribbeln in meiner unteren Bauchgegend aus.

„Das war erst der Anfang. Ich habe mich um deine Lust und Befriedigung gekümmert. Jetzt bin ich an der Reihe.“

„Okay.“ Er blickt mich von der Seite an.

„Okay. Sir.“

„So ist es brav.“ Er drückt mir einen Kuss auf meine Schläfe.

Was er jetzt wohl von mir erwarten mag? Soll ich ihm bis zum Orgasmus einen blasen oder möchte er vielleicht, dass ich ihn reite? Mir gefällt es nicht, wenn ich das Gefühl habe, unvorbereitet zu sein.

„Wollen wir weitermachen?“

„Ja, Sir“, antworte ich ihm, obwohl ich das Gefühl habe, dass ich dem, was jetzt kommt, nicht gewappnet bin. Und wieder löst diese Ungewissheit Angst und Aufregung in mir aus. Mein Körper hatte nach dieser Explosion gerade aufgehört zu zittern, nun sind meine Muskeln schon wieder unter Spannung. Allerdings sind sie so erschöpft, dass sie eben nur noch zittern können, anstatt sich wirklich anzuspannen.

Er löst seine Arme von mir und steht auf.

„Knie dich vor das Bett.“ Ich folge seinen Worten.

Der Boden ist noch feucht von eben. Meine Knie schmerzen schon nach wenigen Sekunden. Er sollte sich definitiv einen Teppich anschaffen.

Liam steht hinter mir, streicht meine Haare hinter meine Ohren und nimmt mir dann meinen Sehsinn. Er legt mir eine Augenbinde um und knotet sie ziemlich fest zu. Mein Puls erhöht sich schlagartig. Ich höre nur, wie er den Raum verlässt. Stille umgibt mich. Ich bin alleine mit meiner Angst und meinen dazugehörigen Gedanken.

Was passiert jetzt? Was wird er mit mir anstellen? Kommt er überhaupt zurück? Vielleicht muss er nur mal kurz aufs Klo.

Minuten vergehen. Wie viele es genau sind, weiß ich nicht. Und dann höre ich auf einmal die Schritte seiner nackten Füße.

„Knie dich auf“, unterbricht seine strenge und doch sanfte Stimme die Stille.

Ich zucke zusammen, als ich etwas Nasses und Eiskaltes an meinen Brustwarzen spüre. Sie werden sofort hart.

„So gefällt es mir.“ Nach den Eiswürfeln folgt die Wärme seiner Zunge. Er saugt an den aufrecht stehenden Nippeln. Ich dachte, es sei nicht möglich nach solch einer Erlösung, erneut geil zu werden. Doch meine Vagina pulsiert heftig.

„Au!“ Statt zu saugen, beißt er zu, aber ich muss mir eingestehen, dass es mir gefällt.

Er spielt weiter mit meinen Mamillen. Saugt, beißt und knetet meine kleinen Brüste. Ich genieße es.

Dann hält er einen der Eiswürfel an meine Vulva, welcher sich ziemlich schnell in Wasser auflösen wird, denn sie kocht förmlich.

Die Abkühlung tut gut. Es fühlt sich unbeschreiblich erotisch an, wie er mit diesem nassen, eiskalten Würfel über meine Klitoris fährt und ihn mir dann einführt. Ich werfe den Kopf in den Nacken und stöhne auf.

Seine Hand löst sich von meiner Vulva und plötzlich verspüre ich einen ziehenden, kneifenden Schmerz an meinen Knospen, der gleichzeitig ein Pochen in meiner Pussy auslöst. Meine Nippel werden Richtung Bauchnabel gezogen. Er muss irgendetwas Schweres an meinen Brustwarzen befestigt haben.

Ich konzentriere mich auf meine Atmung und versuche, den Schmerz wegzuatmen.

Liam scheint Spaß zu haben. Immer wieder erleichtert er meine Brüste, indem er das Gewicht in seine Hand legt, doch dann lässt er es schlagartig wieder los und ich beuge mich instinktiv nach vorne.

„Du jammerst gar nicht“, stellt er, mit einer leichten Enttäuschung in seiner Stimme liegend, fest.

„Hm … Dann muss ich wohl härtere Geschütze auffahren. Strecke deinen Arm aus.“

Er führt mich aufs Bett zurück und darf sofort wieder auf die Knie gehen. Diesmal allerdings nicht aufrecht, sondern in Doggy-Position. Ich habe das Gefühl, dass meine Nippel bald abfallen werden. Die Gewichte ziehen mächtig an ihnen. Hoffentlich habe ich nach dieser Tortur keine ausgeleierten Brustwarzen. Ich versuche, diese absurde bildliche Vorstellung auf der Stelle wieder loszuwerden.

Liam fummelt in einer Plastiktüte herum. Sicher bin ich mir nicht, aber es klingt danach. Dadurch, dass ich nichts sehen kann, sind alle anderen Sinne geschärft.

Er scheint das, was er gesucht hat, gefunden zu haben. Außerdem höre ich ein pupsendes Geräusch. Irgendetwas drückt er aus einer Tube heraus. Einen Dildo hatte ich nun schon in mir. Was könnte denn jetzt noch kommen? Diese Ungewissheit, was er als nächstes mit mir anstellt, ist kaum zu ertragen und dennoch unsagbar prickelnd.

Ich sehne mich nach seiner Berührung. Diese Sehnsucht wird durch einen weiteren, fast unerträglichen Schmerz unterbrochen. Na super … Das war’s dann. Das, was du nie wolltest, ist nun passiert und kann nie wieder rückgängig gemacht werden. Herzlichen Glückwunsch, Melina. Mir schießen Tränen in die Augen und ein lautes Wimmern entfährt mir.

„Aaaahhhh. Was hast du getan???“

„Ich habe soeben einen Analplug in deinen süßen Arsch eingeführt. Gefällt es dir nicht?“ Liam scheint total stolz auf seine Tat zu sein. Seine Frage klingt jedenfalls nicht gerade unsicher und mitfühlend, wie es der Fall sein sollte.

„Ich wollte nicht, dass mir jemals etwas anal eingeführt wird! Nimm es raus. Es tut weh!“, schreie ich ihn fast an. Meine Erregung ist mit einem Schlag verflogen.

„Der Anblick gefällt mir aber und endlich konnte ich dich mal aus der Fassung bringen. Außerdem hattest du doch schon einen meiner Finger in dir drin.“

Am liebsten würde ich ihm etwas einführen und zwar meine geballte Faust! Allerdings mag ich mich nicht bewegen, nicht mal ein kleines Stückchen. Ich bleibe stocksteif in der Doggy-Position und gewähre ihm somit den direkten Anblick auf meinen Allerwertesten, in dem ein Analplug steckt. Ich weiß nicht mal, wie ein Analplug aussieht.

„Der Finger hat schon eine Grenze überschritten, aber damit konnte ich noch leben. Aber das hier, ist einfach zu viel. Einfach zu groß“, jammere ich.

„Mach dir keine Sorgen. Ich habe die kleine Variante gewählt. Jedoch wirst du davon trotzdem ein paar Tage etwas haben.“ Und dann entfernt er das Teil endlich aus meinem Hintereingang. Es schmerzt fast noch mehr als das Einführen, aber die Erleichterung, als der Plug draußen ist, ist groß. Ich sinke zusammen und versuche, den Schmerz zu ignorieren. Liam umarmt mich und küsst mich.

„Ich bin stolz auf dich. Das hast du gut gemacht“, redet er mir positiv zu und tatsächlich fühle ich mich dank seiner Worte besser. Das Schlimmste habe ich wohl überstanden.

„Ich denke, was jetzt kommt, könnte dir besser gefallen. Und wenn nicht, dann habe wenigstens ich meinen Spaß dabei.“ Mit den Worten löst er seine Umarmung und drückt mir noch einen Kuss auf meinen Kopf. Die letzten Funken meiner Erregung wurden soeben ausgelöscht. Wieso ist er so egoistisch? Sollte man beim Sex nicht gemeinsam Spaß haben? Ich bin doch nicht sein Spielzeug!

Sagen tue ich allerdings nichts. Ausnahmsweise bin ich einfach mal ruhig und verkneife mir jeglichen Kommentar. Mein Respekt ihm gegenüber ist zu groß. Ich kenne ihn kaum und weiß nicht, wozu er fähig ist. Und wahrscheinlich hätte ich dann sowieso keine Wahl. Obwohl das ja schon an Vergewaltigung grenzen würde, aber ich bin freiwillig mitgegangen. Also Augen zu – sind sie ja eh – und durch.

Und von einer auf die andere Sekunde sind meine ganzen negativen Gedanken wie weggeblasen. Er schiebt mir zwei glitschige Finger in meine beinahe trockene Vagina und massiert diese nun von innen. Ich bin wieder geil.

„Ohh jaa. So gefällt mir deine Fotze. Schön nass und geil.“ Er zieht seine Finger aus mir heraus und schiebt sie mir dafür in den Mund. Ich lutsche sie ab, finde das echt pervers, doch absolut erregend.

„Na, wie schmeckst du?“ Am liebsten würde ich mit „Probiere es doch selbst“ antworten, aber ich bringe nur ein kurzes „Gut, Sir“ hervor.

Irgendwas scheint er abermals aus dieser Wundertüte zu kramen. Dann höre ich das vertraute Geräusch der fast leeren Tube. Ich nehme meine schmerzenden Brustwarzen wieder wahr, da keine seiner Berührungen mich ablenkt. Doch dieses unangenehme Gefühl wird sehr schnell durch ein noch unangenehmeres überdeckt. Der Analplug hatte wohl einen tieferen Sinn.

Schwupps, ist sein harter, mit Gleitgel eingeschmierter Schwanz in mir drin. Leider nur im falschen Loch. Immerhin glitt sein Glied problemloser hinein als der Plug.

Ich weiß gar nicht, worauf ich mich konzentrieren soll. Auf die Klemmen mit den Gewichten, die an meinen Nippeln herumbaumeln oder auf seinen Penis, der immer wieder in meinen Arsch marschiert. Mir dringt der Schweiß aus jeglichen Poren. Mein Körper wehrt sich gegen diese Sexpraktik. Mein Po ist nun richtig entjungfert worden.

Ich verkrampfe, da die Ängste in mir hochkommen, die mich jeher von Analsex abgehalten haben. Was ist, wenn in mir irgendwas einreißt? Wenn mein Poloch überdehnt und der Muskel nicht mehr schließen kann? Ich will mit meinen 24 Jahren noch keine Windel tragen müssen!

Je mehr ich diesen Gedanken nachgehe, desto mehr schmerzt das, was Liam da gerade mit mir anstellt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als es hinzunehmen, wie es ist. Und vielleicht gefällt es mir doch, wenn ich versuche mich darauf einzulassen. Daher stelle ich meinen Gedankenfluss auf stand by und konzentriere mich auf meinen Körper. Ich spüre seine Hände an meiner Hüfte. Er versucht, uns in den richtigen Rhythmus zu bringen. Wir bewegen uns gegeneinander statt miteinander. Ich spüre, wie seine weiche Haut seines steifen Glieds an meinem empfindlichen After entlang gleitet, es streichelt. Langsam beginne ich, es zu genießen. Ich habe losgelassen. Gebe die Kontrolle an Liam ab.

„Endlich bist du nicht mehr steif wie ein Brett und lässt mich die Führung übernehmen. Jetzt kann ich dich richtig ficken!“

Und dann merke ich, wie wir eins werden, im Einklang sind. Ich schwebe und bin gleichzeitig vollkommen ausgefüllt. Er wird immer schneller und brutaler.

„Dein Loch fühlt sich unglaublich gut an. Schön eng.“ Ich nehme seine Worte wie durch eine Blase gesprochen wahr. Mein ganzer Körper ist in Bewegung, so hart nimmt er mich. Ich merke, wie die Gewichte an meinen Brustwarzen stark hin und her schwingen.

Ich fühle mich wie ein Ballon, der immer weiter aufgeblasen wird und jeden Moment zu platzen droht, aber er platzt einfach nicht. Als würde meine Lust durch den Schmerz im Zaum gehalten werden. Ich komme nicht über den Punkt.

„Bitteeee!“

„Bitte, was?“ Man hört Liam die Anstrengung an.

„Ich kann nicht mehr!“ Und dann legt er noch eine Schippe drauf. Meine Hände greifen in die Decke, um Halt zu finden, weil ich Angst habe, sonst womöglich noch mit meinen Kopf gegen den Heizkörper zu knallen. Doch dazu kommt es nicht. Denn kurz nach meinem Flehen, ergießt er sich in mir. Er sinkt auf mir zusammen und da ich sein Gewicht mit meinen kleinen Armen nicht halten kann, sinken wir gemeinsam auf die Matratze.

Er liegt nun – sein Schwanz steckt immer noch in mir – mit seinem mit Muskeln durchzogenen, verschwitzten, klebrigen Oberkörper auf meinem genauso nassen Rücken. Wir kleben förmlich zusammen. In meiner Lendengegend sammelt sich eine kleine Pfütze. Ich spüre Liams schnellen, heißen Atem an meinem Ohr.

„Wow, das war unglaublich. Hatte vergessen, wie gut sich ein jungfräuliches Arschloch anfühlt.“ Erschüttert über seine Wortwahl, lasse ich dies unkommentiert stehen.

„Bist du gekommen?“

„Nein … Sir.“

„Eigentlich hattest du deinen Orgasmus auch schon, aber da du mir eine Freude bereitet hast und ich noch wissen möchte, wie du schmeckst …“, er beendet den Satz nicht. Meine Vagina fängt an, zu kribbeln.

Er nimmt mir die Nippelklemmen ab und ich atme erleichtert auf. Brustwarzen sind noch dran. Danach nimmt er mir die Augenbinde ab. Ich muss aussehen wie ein Panda. Ich hatte kein wasserfestes Make-up aufgelegt. Meine Augen müssen sich erstmal an die neue Dunkelheit gewöhnen, doch dann sehe ich seine Umrisse vor mir. Die eines richtigen Mannes.

Liam hält die Klemmen in der Hand und schaut mich dabei finster an. Das gefällt mir nicht. Sein Blick suggeriert mir, dass ihm eine sehr schlechte Idee durch den Kopf schießt.

„Knie dich vor mich und halte dich an meinen Schultern fest.“

Die Anweisung, Halt an seinen Schultern zu finden, gefällt mir sehr. Sein Körper fühlt sich so sexy an, wie er aussieht.

„Beine weiter auseinander.“ Ich gehorche, obwohl ich nicht gehorchen will, weil ich mich vor dem fürchte, was jetzt kommt. Die Befürchtung ist mehr als berechtigt. Er beugt sich zu meiner Pussy hin und befestigt die zackigen Klemmen an meinen geschwollenen und äußerst empfindsamen Schamlippen. Ich ziehe scharf Luft ein.

„Halte drei Minuten für mich aus“, sagt er mit sanfter Stimme. Ich schüttle mit dem Kopf. Bekomme kein Wort heraus, weil ich die Luft anhalte.

„Nicht mal eine Minute?“ Ich werfe meinen Kopf stark nach links und rechts, um ihn deutlich zu machen, dass er mir diese Teufelsklemmen endlich abnehmen soll!

„Na komm. Eine Minute schaffst du“, versucht er mich zu motivieren.

„Mir wird schlecht“, bringe ich zaghaft hervor. In mir steigt tatsächlich Übelkeit hoch. Meine Fingernägel vergrabe ich in seinen starken Schultern; versuche den Schmerz abzuleiten.

Gott sei Dank, reagiert er sofort. Als er die Klemmen löst, rinnt mir eine Träne die Wange hinunter. Der Schmerz an den Brustwarzen war schon unangenehm, über den Schmerz in meinem Po will ich gar nicht nachdenken, aber das jetzt. Das macht mein Körper nicht mit. Mein System ist unglaublich gestresst. Die Übelkeit wird heimgejagt von einem weiteren Schweißausbruch. Ich falle gegen ihn und er nimmt mich direkt in den Arm und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

„War das so schlimm?“

„Ja, war es. Selbst wenn ich wollte, könnte ich das nicht aushalten. Mein Kreislauf macht das nicht mit.“

„Ach, du bist stärker, als du glaubst.“

Ein wenig mehr Mitgefühl wünschte ich mir in diesem Moment schon von ihm.

„Leg dich auf den Rücken und entspann dich.“ Hinlegen ist eine super Idee. Direkt nachdem ich mich hingelegt habe, spreizt er meine Beine und vergräbt seinen Mund in meiner Pussy. Mit seiner Zunge verführt er meinen Kitzler, der unglaublich empfindlich ist. Schon bei der kleinsten Berührung zucke ich zusammen.

Er blickt kurz zu mir auf.

„Nun werde ich selbst probieren, wie du schmeckst. Darauf freue ich mich schon den gesamten Abend.“

Und schon dringt seine Zunge tief in mich ein. Es ist unheimlich intim und gerade dieser Gedanke sorgt dafür, dass ich mich anspanne, statt mich zu entspannen. Es wäre mir unangenehm, wenn er mich eklig finden würde. Ich kann zwar nichts daran ändern, weil ich nun mal schmecke, wie ich schmecke, aber ich möchte, dass es ihm gefällt und er sich nicht denkt „Das hätte ich mal besser sein lassen“. Ist doch vollkommen egal. Du wirst ihn sowieso nicht wiedersehen. Es ist doch nur ein One-Night-Stand, spricht mein Verstand zu mir.

Und daher konzentriere ich mich wieder auf das, was Liam zwischen meinen Beinen anstellt. Er liebkost meine Vulva. Saugt zärtlich an ihr. Mir gefällt der Anblick seines Kopfes zwischen meinen Beinen. Sowie der Augenkontakt, den er zwischendurch zu mir aufnimmt. Er hebt den Kopf.

„Du schmeckst wirklich hervorragend, Melina.“ Dann kommt er auf mich zu, zwischen meine Beine hindurch und beugt sich mit seinem Oberkörper über den meinen und steckt mir seine Zunge, die eben in mir war, in meinen Mund. Mich zu schmecken durch seine Zunge, ist vertraut und dennoch äußerst makaber. Er küsst mich mit voller Leidenschaft, sodass ich alles um mich herum vergesse.

Als er sich von meinen Lippen löst, schauen wir uns mehrere Minuten einfach nur an.

Wahnsinn, was ein Blick in seine Augen alles in mir auslöst. Meine Gedanken sind still. Ich fühle. Ich empfinde Emotionen, die nicht in Worten zu beschreiben sind.

„Ich habe jetzt richtig Lust, dir den Arsch auszupeitschen. Damit du auch etwas von mir hast, was du mit nach Hause nimmst, um dich an mich und diesen Abend wenigstens für ein paar Tage zu erinnern. Sitzen wird wahrscheinlich eh schon unangenehm werden, aber ich will, dass du dich auch beim Blick in den Spiegel an mich erinnerst.“ Mit diesen Worten unterbricht Liam die Magie zwischen uns.

Nach und nach verschwinden die eben gefühlten Emotionen. Werden verdrängt von der Angst.

„Wie doll willst du mich denn auspeitschen, wenn man es noch einige Tage danach sehen wird?“, frage ich eingeschüchtert.

Für meinen Geschmack habe ich heute genug Schmerzen ertragen müssen.

„Das wirst du gleich merken. Komm. Steh auf.“ Ich stelle mich vor das „Bett“ und er stellt sich hinter mich. Ich fange das Zittern an. Seine Arme umschlingen mich von hinten. Er nimmt mich fest in den Arm. Bedeckt meinen Nacken und meine Schultern mit Küssen.

Diese Momente der Geborgenheit gefallen mir unfassbar gut. Ich fühle mich wohl und sicher in seinen Armen. Diese Wärme möchte ich am liebsten immer spüren. Ich kann mir vorstellen, für dieses Gefühl sogar bereit zu sein, Schmerz in Kauf zu nehmen.

Dann beuge ich mich vor, stütze mich auf der Couch ab und zum ersten Mal in meinen Leben wird mir der Arsch versohlt. Was das mit Erotik zu tun haben soll, kann ich mir in diesem Moment noch nicht erklären. Seine Haut klatscht auf meine. Immerhin wird seine Hand danach genauso brennen wie mein Arsch. Es ist erträglich.

„Gut, das war das Aufwärmen. Deine Haut ist nun genügend durchblutet. Wir wollen ja nicht, dass sie schon nach den ersten Schlägen aufplatzt“, sagt Liam und seine Schadenfreude ist kaum zu überhören. In mir kommt Panik auf.

Ganz ruhig bleiben. Ein- und wieder ausatmen. So viel schlimmer wird es schon nicht werden.

Ich höre, dass Liam schon wieder am Schrank zu Gange ist, aber ich möchte nicht nachsehen, was er da tut.

„Stell dich auf. Ich will deine Schreie gleich nicht hören müssen, daher lege ich dir einen Knebel um.“

Er steht neben mir, mit einem merkwürdigen schwarzen Teil aus Leder in der Hand. Ich muss auf ein Mundstück in Form eines Rohrs beißen. Dann fixiert er das Lederband an meinem Hinterkopf.

„Gut siehst du aus.“ Frech grinst er mich an. Er schiebt einen Finger durch die Öffnung.

„Dieser Knebel bietet einige Möglichkeiten.“ Mit einem festen Griff in mein Haar, zieht er meinen Kopf zurück und dann spuckt mir dieser Bastard durch die Öffnung direkt in meinen Mund!

Da merke ich, dass ich derartig geknebelt, nicht nur nichts sagen kann, sondern mir das Schlucken unglaublich schwer fällt und ich die Flüssigkeitsaufnahme nicht verweigern kann. Er lässt meinen Kopf los.

„In Position mit dir. Mein Flogger freut sich schon auf das Treffen mit deinem heißen Arsch.“

Ich strecke ihm meinen Po entgegen und lasse den Kopf hängen, damit mein Speichel besser ablaufen kann. Dann sabbere ich eben seine Matratze voll. Mir doch egal.

Ich höre ein Zischen und spüre direkt danach die Stränge der Peitsche auf meiner Haut. Es zwiebelt. Ich denke, dass er noch zaghaft ist und Rücksicht auf mich nimmt. Dann folgen weitere sanftere Schläge; abwechselnd auf die rechte und linke Pobacke. Ich bewege mich nicht und hoffe, dass es nicht viel schlimmer wird.

Das zwiebelnde Gefühl nimmt zu und ich spüre, wie Hitze in mir aufsteigt. Ich kralle mich mit meinen Händen in der Decke fest, um der angestauten Energie und Spannung in meinem Körper Luft zu machen. Ich habe vor jedem Schlag Angst. Jeden Augenblick könnte er die Intensität seines Schlages erhöhen und es könnte unerträglich werden. Ich will auf gar keinen Fall vor ihm weinen müssen. Dann stoppt er und ich atme erleichtert durch die Nase aus. Vorsichtig streichelt er über meine empfindlichen Pobacken und schenkt jeder einen Kuss. Diese kleine Geste bewegt mich innerlich.

„Melina. Ich will, dass du jetzt jeden einzelnen Schlag mitzählst.“

Wie denn, wenn ich nicht sprechen kann? Und schon pfeffert der nächste Schlag auf meinen Arsch und die Stränge der Peitsche umschlingen einen Teil meines Oberschenkels.

„Ich höre nichts! Ich werde dich noch zehnmal schlagen, aber nur die mitgezählten Schläge zählen.“

„Eins“, nuschle ich kaum hörbar hervor. Daraufhin folgt der zweite Schlag. Es brennt so unglaublich, dass ich nicht weiß, wie ich die weiteren Schläge aushalten soll.

„Zwei.“ Er peitscht wenigstens jede Arschbacke abwechselnd aus.

„Drei.“ Ich halte die Luft an, jedoch spüre ich den Schmerz nur noch intensiver.

„Vier!“ Reiße dich zusammen, Mel! Du bist stärker, als du denkst. Sei tapfer! Wehe du weinst! Der Stolz meines Egos ist dermaßen groß, dass schon einiges dazu gehört, um mich zum Weinen zu bringen.

„Fünf“, wimmere ich leise.

„Ich konnte dich nicht hören!“ Liam will mich provozieren oder er versucht mich zu demütigen.

„Fünf!“, bringe ich, so laut es geht, hervor, aber ich höre mich einfach nur lächerlich an und sabbere dabei wie ein kleines Kind vor mich hin. Beim nächsten Aufprall verkrampft sich mein Griff in die Decke. Ich habe das Gefühl, dass ich blute, weil meine Haut ungeheuerlich brennt.

„Sechs!“, zähle ich quälend mit. Meine Antworten kommen nach jedem Schlag schleppender.

„Sieben!“ Mir wird langsam schlecht und ich wünsche mir, dass er endlich aufhört. Beim achten Schlag kann ich mich nicht mehr halten und falle in mich zusammen.

„Los! Steh wieder auf! Noch zwei Schläge!“, befiehlt Liam eiskalt. Ich merke, wie eine einzelne Träne mir über meine Wange kullert. Ich wische mir diese sofort aus meinem Gesicht und begebe mich wieder in Position.

„Acht“, flüstere ich. Er lässt es gelten, denn schon im nächsten Moment prallt der Flogger auf meinem Arsch auf. Und wieder zucke ich heftig zusammen, aber ich kann mich halten.

„Neun.“ Nur noch ein einziger Schlag, dann ist der Albtraum vorbei. Warum tue ich mir das eigentlich an? Ich bin doch total bescheuert. Ich hätte gehen können. Aber ich wollte es wissen. Die Neugierde und die Sehnsucht nach Geborgenheit waren stärker. Nur so eiskalt, wie Liam eben war, weiß ich nicht, ob er mich nicht gleich nach Hause schicken wird.

Die Spuren auf meinem Hintern wären dann allerdings keine schöne Erinnerung.

Der letzte Schlag trifft auf meiner Haut auf. Ich lasse mich wie ein Häufchen Elend auf den Boden sinken. Mein gesamter Körper zittert. Ich habe schlichtweg keine Kraft mehr.

Um meinen Mund ist die Haut vom vielen Speichel aufgeweicht und mein Po scheint komplett wund zu sein.

Liam ergreift mein Handgelenk und führt meine Hand zu meinem Hintern. Ich erschaudere. Total angeschwollen. Es fühlt sich an, als berühre ich tote Haut. Dann befreit er mich von dem Knebel. Mit meinem Handrücken wische ich mir meinen Mund trocken.

„Hoch mit dir! Ich möchte dich betrachten.“ Er hilft mir nicht auf, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Meine Beine zittern ganz fein, aber ich stehe.

„Dreh dich. Die Farbe steht dir außerordentlich gut. Könntest du gerne häufiger tragen“, gibt er sarkastisch von sich.

„Stopp.“ Nun kann er in mein Gesicht blicken, welches völlig fertig aussehen muss.

„Deine Augen strahlen gar nicht mehr. Du siehst traurig aus. Ist alles in Ordnung?“ Von eiskalt zu besorgt. Keine Ahnung, was davon nun ehrlich ist und was gespielt. Oder ist es möglich, von einer auf die andere Sekunde das Gefühl zu haben, dass mir mein Gegenüber komplett egal ist und dann plötzlich liegt mir sein Wohl wieder am Herzen?

Ich verstehe ihn nicht, kann ihn irgendwie nicht durchschauen. Deshalb bist du doch mit ihm mitgegangen. Er tickt anders. Das macht ihn unheimlich interessant.

„Alles gut. Ich bin nur müde.“ Was natürlich nicht die ganze Wahrheit ist.

„Sicher?“, hakt er nach. Ich bin eine gute Lügnerin. Beziehungsweise gut darin, nicht alles von mir preiszugeben, ohne dass derjenige merkt, dass ich ihm etwas von mir vorenthalte.

„Ja, ich bin wirklich nur kaputt.“

„Okay.“ Er steht vor mir und begutachtet mich fragend. Wenn er derartig reagiert, dann wird er mich doch nicht nach Hause schicken, oder?

„Und jetzt?“, frage ich, weil ich keine Lust mehr habe, mit meinem glühenden Arsch frierend in der Gegend herumzustehen. Ein Lächeln umspielt seinen Mund.

„Bleibst du hier stehen.“ Liam dreht sich um und verlässt den Raum. Das kann doch nicht angehen!? Ist das sein Ernst? Ich bin kurz davor mich anzuziehen und zu gehen. Jedoch ist es mitten in der Nacht und ich habe keine Ahnung, in welchem Teil Hamburgs ich mich befinde und ob hier überhaupt öffentliche Verkehrsmittel zugänglich sind.

Ich bleibe und warte also. Lange lässt er auch gar nicht auf sich warten. Mit einer Bodylotion in der Hand schließt er die Tür hinter sich.

„Leg dich aufs Bett, auf deinen Bauch“, weist er mich an. Will er mir jetzt auch noch die Flasche einer Bodylotion anal einführen? Wird ja immer besser! Doch es wird tatsächlich besser. Mein feuriger Hintern wird liebevoll mit der kühlen Lotion eingecremt. Seine Hände auf meiner Haut: göttlich. Ich genieße jede Berührung. Es tut zwar weh, aber gleichzeitig fühlt es sich wohltuend an. Ich könnte glatt einschlafen. Als er fertig ist, legt er sich zu mir. Ich schmiege meinen wunden Po an sein Glied. Er nimmt mich in seine Arme und drückt mich an sich.

„Das war wirklich eine schöne Nacht“, haucht er mir ins Ohr. Ich drehe mich zu ihm, ich will ihn sehen. Das Mondlicht, welches kräftig durch das Fenster scheint, blendet mich und leider befindet sich sein Gesicht im Gegenlicht, sodass ich seinen Gesichtsausdruck nicht detailliert erkennen kann. Aber sein Gesicht wirkt auf mich sanfter. Nicht mehr so hart und verbissen wie noch vor einigen Stunden. Ich schenke ihm ein Lächeln, statt mit Worten zu antworten. Daraufhin zieht er mich zu sich und beginnt mich zu küssen. In mir explodieren die Glückshormone. Ich fühle mich unheimlich wohl und bin dankbar, dass er mit mir die restliche Nacht verbringen möchte, anstatt mich wie ein benutztes Stück Fleisch vor die Tür zu setzen. Und das Beste ist, dass er körperliche Nähe wohl genauso dringend nötig hat, wie ich.

Auch dieser Kuss dauert wieder einige Minuten an. Noch nie zuvor hat ein Kuss solche Emotionen in mir ausgelöst. Pure Leidenschaft wird entfacht. Am liebsten würde ich ihn mit Haut und Haar in mir aufsaugen. Liam löst sich von meinen Lippen.

„Lass uns schlafen. Bald geht die Sonne nämlich auf. Schlaf schön, meine kleine Sklavin.“ Sklavin? Ich bin zu müde, um darüber nachzudenken. Ich lege meinen Kopf auf seiner Brust ab, während er seinen Arm um mich legt.

„Schlaf gut. Sir.“ Auch wenn ich es nicht sehen kann, spüre ich, dass er lächelt. Ich habe mir immer gewünscht, mal so innig mit jemandem einzuschlafen. Dass es nun bei einem One-Night-Stand passieren wird, hätte ich nicht erwartet. Aber diese ganze Nacht war einfach anders. Besonders und unfassbar. Das muss ich erst mal verarbeiten. Ich schließe die Augen. Liam schnarcht schon und ich brauche keine fünf Minuten, um mich ihm anzuschließen.

Ich fühle, wie sich etwas Warmes, Fleischiges, Hartes zwischen meine Beine drängt und in mich eindringt. Träume ich? Oder bin ich wach? Ich lasse die Augen geschlossen, denn wenn es ein Traum ist, möchte ich nicht, dass er endet. Ich liege auf der Seite. Wenn Liam Teil dieses Traums ist, dann müsste er nun hinter mir liegen und mich mit seinem Schwanz verwöhnen. Durch meine geschlossenen Augen nehme ich wahr, dass es keine Nacht mehr ist. Mhhh … Mittlerweile glaube ich, dass das die Realität ist und Liams Art, mich zu wecken. Er muss an mir gespielt haben, als ich noch geschlafen habe, da ich ziemlich feucht bin. Mich erregt diese Situation unheimlich. Morgendlichen Sex hatte ich schon einige Male, aber mit einem Schwanz in meiner Vagina bin ich noch nie zuvor erwacht.

Noch eine Premiere. Er ist die dunkle Leidenschaft in Person. Mr. Erotik durch und durch. Diese Stellung hat mit David nie gut funktioniert. Schade, denn es fühlt sich sehr intensiv an. Liam beginnt, meine Klitoris zu massieren und gleichzeitig entweicht mir ein unaufhaltsames Stöhnen.

„Na. Guten Morgen. Sind wir nun endlich wach?“

„Mh … noch nicht ganz“, antworte ich verschlafen. Das hätte ich wohl besser nicht gesagt. Schwupp, schiebt er mir einen Finger in mein Poloch.

„Massiere deine Fotze selbst. Ich kümmere mich um dein kleines, süßes Arschloch.“ Ich gehorche. Halb schlafend, halb wach, massiere ich meine Klit. So viele Reize zur selben Zeit. Diese Intensität kann ich kaum verarbeiten. Mein After ist ziemlich wund nach letzter Nacht. Es schmerzt, aber ich bin gerade dermaßen entspannt, dass es meiner Erregung nicht schadet.

Ich habe das Gefühl, kurz vor meinem Höhepunkt zu stehen, da zieht er Schwanz und Finger einfach aus mir zurück.

„Leg dich auf den Rücken. Ich will dir in die Augen sehen, wenn ich mich in dir ergieße.“

Oh. Wow! Diese Worte lösen ein Kribbeln in mir aus. In Missonarsstellung dringt er wieder in mich ein. Meine Augen müssen sich erst mal an das Tageslicht gewöhnen. Doch der Anblick, der sich mir dann offenbart, raubt mir fast den Atem. Einen Mann als schön zu bezeichnen, mag einem komisch vorkommen. Und eigentlich ist er auch überhaupt nicht mein Typ. Doch irgendwas ist passiert. Ich finde ihn plötzlich wirklich schön anzusehen. Die Tiefe seiner blauen Augen; sie gleichen einem Ozean, dessen Tiefe noch nicht erkundet wurde. Ich fühle mich in diesem Augenblick nicht nur ausgefüllt, sondern auch erfüllt. Sein Mund öffnet sich. Er legt den Kopf in den Nacken, lässt seine Augen auf meinen ruhen. Dass ein Blick solch eine Anziehungskraft entwickeln könnte, hätte ich nie für möglich gehalten. Das Feuer zwischen uns ist kaum nachvollziehbar. So unrealistisch. Als sei dies eine Szene aus einem Hollywoodfilm. Ich schätze, er steht kurz vor seinem Orgasmus. Der Gedanke daran, dass sein Sperma meine Fotze gleich ausfüllen wird, lässt mich noch geiler werden.

„Ohhh … Liaaam. Komm in mir!!!“ Er stößt fester zu. Daraufhin ergießt er sich in mir. Er lässt sein Glied in mir und legt sich auf mich, doch stützt sich mit seinen Armen ab, damit ich genügend Luft bekomme. Er küsst mich, obwohl wir keine Zähne geputzt haben. Normalerweise finde ich das super eklig, aber es stört mich gerade überhaupt nicht, weil seine Küsse ein Geschenk sind. Er grinst mich an.

„Jetzt wach?“

„Jetzt ja, obwohl ich auch gut und gerne weiterschlafen könnte. Das war ein außerordentlich angenehmer Weckdienst.“

„Haha. Das glaube ich gerne. Freut mich, dass es dir gefallen hat. Bist du gekommen?“

„Nein, das macht auch nichts. Mir hat es auch ohne Orgasmus sehr gefallen.“

„In Ordnung.“ Er zieht sich aus mir zurück, steht auf und geht ins Bad. Ich höre, wie die Dusche angeht und überlege, ob ich ihm Gesellschaft leisten soll. Aber leider fehlt mir der Mut. Ich bleibe liegen und warte.

Mein Magen knurrt und ich habe Durst. Und das Klo müsste ich auch mal besuchen. Meine Blase habe ich viel zu lange nicht entleert. Ich bin sehr anfällig für Blasenentzündungen. Das würde mir jetzt noch fehlen. Mir tut mein Arsch schon genug weh und meine Brustwarzen sind auch ziemlich wund. Das wird witzig, wenn nachher der Stoff meines BHs mit ihnen in Berührung kommen wird.

Ich schaue aus dem Fenster und blicke in ein kaltes Blau. Die Sonne scheint. Immer mehr merke ich, wie fertig ich bin. Die Nacht war zu anstrengend, zu lang und der Schlaf kam viel zu kurz. Scheiße! Ich habe meinen Eltern keine Nachricht hinterlassen! Mein Herz rast.

Ich war noch nie über Nacht weg. Es ist nämlich nicht meine Art, mit fremden Männern mitzugehen. Sie machen sich bestimmt unglaubliche Sorgen. Ich stehe auf, um mein Handy zu holen. Mein Kreislauf macht mir leichte Probleme, mir ist schwindelig und ein wenig übel. Gott sei Dank, ist mein Akku noch nicht völlig leer.

Ich entsperre mein Handy und sehe, dass ich keine Nachricht von meinen Eltern erhalten habe. Allerdings hat mir Josh, mein jüngerer Bruder, geschrieben.

Mel? Ist alles in Ordnung bei dir?

Ich schreibe ihm, dass sie sich keine Sorgen machen brauchen und es mir gut geht. Das ist ein Nachteil, wenn man mit seiner Familie zusammenlebt. Ihnen fällt sofort auf, wenn man die Nacht woanders verbringt. Keine Nachricht von Amber. Ich überlege, ob ich ihrem Bruder schreiben soll, um ihn zu fragen, ob Amb gut heimgekommen ist. Aber in dem Moment kommt Liam, nur mit einem Handtuch um die Hüfte gebunden, ins Zimmer.

„Möchtest du auch duschen?“

„Ne, ich dusche später zu Hause. Das geht schon klar. Hast du vielleicht ein Ladekabel hier irgendwo herumliegen?“

„Sicher.“ Liam zeigt auf den vollgemüllten Couchtisch und tatsächlich liegt dort eines.

„Danke.“

Mich durchkommt ein Gefühl der Enttäuschung, als er das Handtuch fallen lässt und sich ankleidet. Dann geht er wortlos aus dem Raum. Vermutlich in die Küche.

Ich habe recht, denn er kommt mit einer Schale Cornflakes in der Hand zurück ins Zimmer, setzt sich zu mir auf das Bett und isst mir etwas vor. Mir ist so schlecht vor Hunger, dass ich eh keinen Appetit habe. Trotzdem habe ich erwartet, dass er mir wenigstens Frühstück anbietet.

„Würdest du mir ein Glas Wasser bringen?“, bitte ich ihn höflich, mit der Erwartung, dass er mich selbst in die Küche schickt. Aber nein, er steht auf und holt mir tatsächlich ein Glas Leitungswasser.

„Danke.“

„Kein Ding.“ Dann schaufelt er weiter die Cornflakes in sich rein.

Nachdem ich das Glas entleert habe, wird es Zeit, meine Blase zu entleeren. Ich stehe auf und gehe aufs Klo.

„Hübscher Arsch!“, ruft Liam mir hinterher, aber ich ignoriere es. Im Bad hängt kein Ganzkörperspiegel, sodass ich mein Hinterteil leider, vielleicht auch glücklicherweise, nicht betrachten kann. Dafür sehe ich aber, wie mir die Augenringe bis zum Kinn ragen und wie meine Haare zu Berge stehen. Nachdem ich meine Blase entleert habe, klatsche ich mir erst mal eiskaltes Wasser ins Gesicht und versuche, die verlaufenen Mascaraspuren zu entfernen. Allerdings verteile ich es nur noch mehr in meinem Gesicht. Hier müssen doch irgendwo Abschminktücher liegen, wenn in dieser WG Frauen leben, geht es mir durch den Kopf und ich bin so frech und schaue in den Schränken nach. Ich werde fündig. Nun bin ich zwar ungeschminkt, sehe aber auf jeden Fall annehmbarer aus als vorher. Eine Haarbürste habe ich mir auch noch geborgt. Nach dem Kämmen entferne ich ein Büschel meiner Haare aus der Bürste. Bloß keine offensichtlichen DNA-Spuren hinterlassen.

Als ich zurück ins Zimmer komme, sitzt er an der Heizung angelehnt auf seinem Bett, mit seinem Handy in der Hand. Er blickt auf und legt es auf die Fensterbank.

„Komm zu mir.“ Er streckt seine Arme nach mir aus und ich lasse mich in sie fallen. Es fühlt sich merkwürdig an, nackt in seinen Armen zu liegen, während er angezogen ist.

Dennoch fühle ich mich geborgen und wohl. Wir reden nicht und er hält mich einige Minuten einfach nur im Arm.

„Knie dich an die Kante des Bettes.“ Ich tue es und als er vor mir steht, sich sein Schritt auf meiner Augenhöhe befindet, sehe ich, dass sich in seiner Jeans eine kleine Beule abzeichnet. Anscheinend hat es ihn erregt, mich nackt im Arm zu halten. Daraufhin öffnet er seine Hose und holt sein hartes Glied zum Vorschein.

„Nimm ihn in den Mund!“ Ich werfe ihm einen kurzen, frechen Blick zu und gehorche ihm dann. Unglaublich, dass er schon wieder kann! Mit meinen Lippen küsse ich seine Eichel. Ich befeuchte meine Lippen und führe dann seinen steifen Schwanz zwischen ihnen entlang. Ohne zu saugen, ohne mit meiner Zunge zu spielen. Liam greift in mein frisch gekämmtes Haar und probiert, die Führung zu übernehmen. Doch mein Hals versteift sich und ich versuche, mich gegen seine dominante Handlung zu Wehr zu setzen. Ich bin jetzt an der Reihe, Mr. Ungeduldig. Überraschenderweise gibt er nach. Um dies wertzuschätzen, beginne ich, mit meiner Zunge seine Eichel liebevoll zu umspielen und sauge leicht an ihr.

„Härter, Melina!“

„Wie bitte, Sir?“ Ich blicke zu ihm auf, um seine Reaktion sehen zu können und tatsächlich sehe ich, dass er zwar leicht angesäuert ist, aber anscheinend macht ihn diese Situation an.

„Oh, Gott! Härter! Bitte!“

Wow. Geht doch. Ich sauge schneller und sehr intensiv an seinem pulsierenden Penis, der sich jede Sekunde in meinem Mund ergießen wird.

Will ich das? Will ich sein Sperma in meinem Mund? Ein leichter Anflug von Panik überkommt mich, dass mir vielleicht schlecht werden wird und ich würgen muss. Du kannst es doch ausspucken gehen. Dieser Gedanke lässt mich entspannen. Ich fürchte, dass ihn das vielleicht kränken würde. Immerhin hat er auch meine Körperflüssigkeit in sich aufgenommen.

Meine eine Hand packt seine Eier. Auf einmal will ich, dass er mir tief in den Mund spritzt. Es macht mich an. Ich möchte ihm zeigen, dass ich ihn will und ich alles an ihm mag und er sich nicht unwohl fühlen braucht.

„Oh jaaa. Pack meine Eier fester zu.“ Noch fester? Nun zerquetsche ich seine Hoden gefühlt beinahe und ihm entgleitet ein lautes Stöhnen. Hätte nicht erwartet, dass ihm das gefällt. Ich festige meinen Griff noch ein wenig, worauf er in meinem Mund explodiert. Ich schlucke brav die ganze Masse herunter und lecke dann noch seinen Schwanz mit meiner Zunge sauber, um ihm meine Zuneigung ihm gegenüber zu zeigen.

„Ich muss gleich weg. Wenn du willst, kannst du hier bleiben oder ich nehme dich mit und werfe dich am Hauptbahnhof raus“, zerstört er die erotische Atmosphäre. Er packt seinen sauber geleckten Penis wieder in seiner Hose ein.

„Ich komme mit.“

„Gut, dann ziehe dir deine Sachen an.“ Warum sollte ich alleine in der Wohnung bleiben? Er hat nicht mal einen Fernseher. Irgendwie bin ich traurig. Ich hätte gerne noch den Tag mit ihm verbracht. Vor allem fühle ich mich leicht benutzt nach dieser Nummer eben. Dennoch hat es mir gefallen.

„Was hast du noch vor?“, platzt die Frage aus mir heraus.

„Ich treffe mich mit Amber“, antwortet er trocken. Was??? Wieso???

„Oh. Okay.“ Mehr bringe ich nicht hervor.

„Bock hab ich auch nicht darauf. Sie will nur mit mir Mittagessen gehen. Das war’s.“

„Sie will dich ausfragen! Sie will wissen, ob ich mit dir die Nacht verbracht habe.“ Typisch Amb. Anstatt sich bei mir zu melden, zieht sie jetzt so eine Nummer ab. Mrs. Dramaqueen in Aktion.

„Das kann sie doch gerne wissen.“

„Sag ihr bitte nichts. Ich will es ihr selbst sagen.“

„Ich soll also für dich lügen?“

„Bitte!“

„Ja, geht klar.“

„Danke.“ Verstehen tue ich nicht, wieso er sich mit ihr trifft, obwohl er nicht mal Lust auf sie hat. Braucht er dringend Aufmerksamkeit? Schade, dass er lieber zu diesem überflüssigen Treffen geht, als mit mir Zeit zu verbringen. Das bestärkt mich in dem Gefühl, dass es wirklich nur ein One-Night-Stand war. Auch wenn ich tief in mir drin die Hoffnung hege, dass es irgendwie doch mehr als das war. Andererseits muss ich meine Gedanken eh erst einmal sammeln. Diese Erfahrung überfordert mich leicht und ich weiß nicht, ob ich es nun gut fand, was letzte Nacht passiert ist, oder nicht.

Als wir die Wohnung verlassen, checke ich die Umgebung ab. Die Gegend ist mir fremd, hier bin ich zuvor noch nie gewesen.

Es ist auf jeden Fall kein schlechter Stadtteil. So viel kann ich sagen.

Liam öffnet das Dach des Smarts. Perfektes Cabriowetter, obwohl es noch etwas kühl ist. Aber man spürt, dass der Duft, der in der Luft liegt, beginnt, nach Frühling zu riechen. Der Wind umspielt meine Haare, als Liam viel zu schnell die Schnellstraße Richtung Hauptbahnhof entlang fährt. Ich war doch schon bei ihm in der Gegend. Zwei Autominuten von seiner Wohnung entfernt liegt eine S-Bahn Station. In diesem Stadtteil gibt es ein cooles Restaurant, in dem das Essen per Mini-Achterbahn an den Tisch geliefert wird. Dort war ich vor zwei Jahren mit ein paar Freunden.

Die Sonne blendet mich, dennoch genieße ich die warmen Strahlen auf meiner Haut. Trotz seines rasanten Fahrstils macht es mir Spaß, mit ihm mitzufahren. Man spürt, dass er mit seinem kleinen Smart eins ist.

Er legt seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel. Sofort breitet sich ein angenehmes Gefühl in mir aus, jedoch verdrängt es nicht das mulmige, welches tief in meiner Magengegend liegt. Diesen Moment genieße ich ausgiebig. Solche kleinen, liebevollen Gesten, habe ich bei David immer vermisst. Liam dreht seinen Kopf zu mir und schenkt mir ein süßes Lächeln. Ich erwidere es.

„Ich hätte gerne den Tag mit dir verbracht. Mir hat die letzte Nacht wirklich sehr gefallen“, unterbricht er das Schweigen zwischen uns. Warum tust du es dann nicht und setzt falsche Prioritäten?!

„Ich fand es auch cool“, antworte ich stattdessen.

„Auch cool. Das klingt nach purer Begeisterung.“

„Was hast du für eine Antwort erwartet? Möchtest du hören, dass du ein Sexgott bist und mich vollkommen vom Hocker gehauen hast?“, antworte ich leicht zickig, in der Hoffnung, dass er nicht merkt, dass ich wegen des Treffens mit Amber angepisst bin.

„Haha. Ne, alles gut.“ Tolle Antwort. Ich schweige und erfreue mich weiterhin an der Cabriofahrt. Solch ein Freiheitsgefühl hab ich nicht alle Tage.

Wir nähern uns dem Hauptbahnhof und das mulmige Gefühl nimmt an Intensität zu. Er hält an einer Bushaltestelle an.

„So, da wären wir.“

„Jup. Danke fürs Herbringen und natürlich auch für die Nacht.“

„Gerne und die Freude lag ganz auf meiner Seite.“ Unsere Blicke treffen sich und wieder tritt ein Schweigen ein. Mel, steig aus! Meine Hand ergreift den Türgriff, als Liam doch noch das Wort ergreift.

„Warte! Hier.“ Er reicht mir einen kleinen weißen Zettel.

„Da steht meine Handynummer drauf. Ich würde mich freuen, wenn du dich bei mir meldest. Vielleicht ist SM ja etwas für dich.“ Das mulmige Gefühl hat sich von einer auf die andere Sekunde aufgelöst.

Aber dennoch schaltet sich bei meiner Antwort mein Verstand ein.

„Danke, ich weiß allerdings noch nicht, ob das, was letzte Nacht zwischen uns passiert ist, etwas ist, was mir gefällt. Also nicht, dass es mir nicht gefallen hat! Verstehe das bitte nicht falsch. Aber ich weiß eben nicht, ob das wirklich meine Welt ist oder ob es eben nur für eine Nacht interessant war. Ich brauche Bedenkzeit.“ Ich glaube, mit dieser Antwort hat Liam nicht gerechnet. Ich sehe plötzlich leichte Unsicherheit in seinen Augen aufblitzen.

„Okay, das verstehe ich natürlich. Dann gib mir bitte trotzdem Bescheid, wie du dich entscheidest, anstatt dich gar nicht zu melden“, entgegnet er mir mit einer etwas kühleren Art als eben.

„Selbstverständlich.“ Dann beugt er sich zu mir und küsst mich mit voller Leidenschaft. Wahrscheinlich, um mir noch einmal klarzumachen, was mir entgehen würde.

Der Kuss hatte es in sich und verwirrt mich nur noch mehr.

„Viel Spaß mit Amber und bis dann. Vielleicht.“

„Werde ich wohl eher nicht haben. Ich hoffe auf ein Wiedersehen.“ Ich steige aus und gehe Richtung U-Bahn. Im letzten Moment drehe ich mich doch noch um, da ist er jedoch schon weg.

Meine Bahn kommt erst in zehn Minuten. Da ich noch nichts im Magen habe, außer Wasser und Liams Sperma, kaufe ich mir einen Donut und eine Flasche stilles Wasser bei einem Bäcker. Mein Kreislauf ist noch nicht wieder auf dem Damm.

Ich muss mir auf die Lippe beißen, als ich mich auf einen Sitzplatz in der U-Bahn setze. Mein Po tut nicht nur außen weh, sondern auch innen. Nicht nur der Schmerz an sich ist unangenehm, sondern auch die Erinnerung, die in dem Moment in mir hochkommt. Ich nehme mein ungesundes Frühstück zu mir, um meine Gedanken auf die Nahrungsaufnahme zu fokussieren. Der Zucker tut mir gut und gibt mir Energie. Trotzdem fühle ich mich noch zittrig. Die Flasche Wasser wollte ich mir eigentlich einteilen, aber ich habe sie in einem Zug geleert und spüre nun nicht nur meinen Arsch, auf dem ich sitze, sondern auch meine Blase. Ich werde erst in circa vierzig Minuten zu Hause sein. Um mich von dem Pipigefühl abzulenken, nehme ich den kleinen Zettel mit Liams Handynummer aus meiner Jackentasche und speichere seine Nummer in mein Handy ein. Sicher ist sicher.

Amber hat mir immer noch nicht geschrieben. Ich frage mich, was die beiden nun gerade tun. Essen sie wirklich nur Mittag zusammen? Flirtet Liam vielleicht sogar mit ihr und versucht sie zu verführen, wie es ihm gestern bei mir gelungen ist? All diese Frage brauche ich mir nicht stellen, da ich jetzt eh keine Antwort auf sie bekommen werde.

Ich schaue aus dem Fenster und beobachte, wie alles an mir vorbeirauscht. Ich atme tief ein und beim Ausatmen entgleitet mir ein Seufzer. Ich sehe gerade nur mich, nehme die anderen Fahrgäste nicht wahr. Gleich werde ich Rede und Antwort stehen müssen. Das Problem ist, dass ich meine Familie nicht anlügen kann. Des Weiteren gehe ich einmal die Woche mit meiner Mom in die Sauna. Mit den Spuren auf meinem Hintern möchte ich nicht in die Sauna gehen, nicht mal ins Fitnessstudio. Ich müsste mir schon zu Hause die Sportkleidung anziehen und in den verschwitzten Klamotten wieder nach Hause gehen, damit niemand meinen entstellten Po zu Gesicht bekommt und mich womöglich noch darauf anspricht.

„Nächster Halt: Sengelmannstraße.“ Puh, bald daheim. Mich einzunässen, würde mir jetzt noch fehlen. Meine Gedanken schweifen wieder zu letzter Nacht ab. Wenn David das wüsste, was du da letzte Nacht erlebt hast … mit einem Stripper und Gogo-Tänzer. Dieser Gedanke entlockt mir ein Lächeln. Jahrelang langweiliger Sex. Ich hatte dennoch nie den Impuls, ihm fremdzugehen, weil ich nicht der Meinung war, dass es an ihm lag, dass mir der Sex nicht gefällt. Ich dachte, dass es an mir liegt.

Dabei hatte ich mich damals sehr auf mein erstes Mal gefreut. Unterbewusst hatte ich wohl eine zu hohe Erwartungshaltung aufgebaut. Mein erstes Mal war schön, aber eben nicht so geil, wie erwartet. Mit der Zeit wurde es besser. Aber die Gefühle, die ich erwartet habe zu empfinden, sind ausgeblieben. Und letzte Nacht waren sie auf einmal da! Pure Leidenschaft! Nur der Schmerz hat mich abgeschreckt. Vielleicht muss ich das eben in Kauf nehmen. Ich werde noch einige Tage und Nächte brauchen, bis ich mir darüber im Klaren bin, ob ich das mit Liam wiederholen möchte, oder nicht.

Noch zwei Stationen, dann muss ich in den Bus umsteigen. Ich werde erst meinen Eltern von dieser Story erzählen und danach entscheiden, ob ich Liam überhaupt anschreiben werde. Kann gut möglich sein, dass sie es schaffen, mir die ganze Sache auszureden. Die Nummer mit Amber liegt mir auch schwer im Magen. Vor allem finde ich es echt total uncool, dass Liam mit ihr Zeit verbringt anstatt mit mir.

Wenn ich jetzt schon derartig empfinde, dann sollte ich es besser bleiben lassen. Eine emotionale Bindung mit einem Mann einzugehen, passt mir momentan eigentlich gar nicht. Ich bin super zufrieden mit mir alleine. Bin glücklich, dass ich keine emotionalen Probleme habe und wenn ich eine Beziehung, in welcher Form auch immer, zu einem Menschen eingehe, sind Emotionen damit verknüpft. Natürlich kann es eine Bereicherung sein, aber ein Risiko, dass auch negative Gefühle durch diese Beziehung ausgelöst werden, ist immer vorhanden. Warum mein jetziges Glück zerstören? Nur, weil da noch mehr geht?

Ich habe fast meine Station verpasst, in der ich aussteigen muss, weil ich so mit meinen Gedanken beschäftigt bin.

Zum Bus muss ich laufen. Schnell atmend, suche ich mir einen Platz am Fenster. Durch das Laufen wurde die Flüssigkeit in meiner Blase hin und her geschüttelt, sodass ich das Gefühl habe, dass ich mich jeden Moment einnässen werde. Gott sei Dank, hält der Bus nicht an jeder Haltestelle. Die Fahrt dauert statt zehn Minuten nur fünf. Schnellen Fußes schreite ich über das Krankenhausgelände, durch den kleinen Park mit der Lücke im Zaun nach Hause.

Statt den Fahrstuhl zu nehmen, laufe ich die Treppen in den zweiten Stock hoch, reiße die Tür zum Laubengang auf, suche verzweifelt den Schlüssel in meiner Handtasche und bekomme die Haustür im letzten Moment geöffnet. Der Architekt der Wohnung ist ein Genie, denn direkt neben unserer Haustür befindet sich unser Gästeklo. Ich knalle die Haustür zu. Meine Familie weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich zurück bin. Ich reiße die WC-Tür auf, schließe nicht mal ab. Rock hoch, Strumpfhose runter, Klodeckel auf und laufen lassen. Jesus Christus! Das ist noch einmal gut gegangen. Nach gefühlten Minuten verlässt der letzte Tropfen meine Blase.

Nach dem Händewaschen betrete ich das Wohnzimmer. Welche Überraschung! Dort sitzen meine Eltern und schauen mich erwartungsvoll und neugierig an. Mein Bruder scheint entweder noch in seinem Zimmer zu zocken oder er ist trainieren. Joshi – sein Name ist Josh, aber da er mein jüngerer, zwar größerer Bruder ist, musste ich seinen Namen verniedlichen, er kommt damit klar – würde das eh nicht wissen wollen. Ich setze mich zu ihnen an den Esstisch und versuche, dabei keine Miene zu verziehen. Immerhin schmücken Sitzkissen unsere Stühle, die den Schmerz ein wenig abdämpfen.

„Na, wo warst du letzte Nacht?“, beginnt meine Mom das Verhör.

Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich erzählen soll. Ich kann echt gut lügen, aber nicht vor meinen Eltern. Die kennen mich viel zu gut und außerdem sind es meine Eltern, die lügt man nicht an.

„Ich habe bei einem Kerl übernachtet.“

„Und?“, stochert meine Mom nach. Mein Dad schweigt und lauscht.

„Ja, was und?“

„Und noch weiter? Du warst doch mit Amber unterwegs.“

„Das ist richtig. Amber war ziemlich besoffen und da haben ihr Date und ich sie in ein Taxi gesteckt.“

„Und dann bist du mit zu Ambers Date?“

„Ja, ich bin dann mit zu Liam.“

„Hübscher Name. Ist er ein Aufreißertyp, der nimmt, was er kriegen kann?“

„Weiß ich nicht. Er hat sich jedenfalls von Anfang an eher für mich interessiert als für Amb. Ich denke, dass das auch der Grund war, weshalb sie sich abgeschossen hat. Anscheinend konnte sie das nicht gut wegstecken, dass sich ein Mann mal für mich interessiert und nicht für sie. Sie hat sich auch immer noch nicht bei mir gemeldet. Liam trifft sich gerade mit ihr zum Mittagessen.“

„Tatsächlich?“

Und dann erzähle ich die Geschichte von Anfang an, die Details lasse ich weg. Mein Dad schweigt immer noch, was mich langsam verunsichert.

„Okay. Mel, das ist wirklich krass. Muss ich mir Sorgen machen?“

„Nein, Mom! Es ist alles gut. Ich muss das selbst erst mal verarbeiten. Ich fand es total aufregend, aber ob dieses SM-Zeug etwas für mich ist … Ich glaube eher nicht.“

„Das ist nicht deine Welt und mit dieser Szene willst du besser auch nichts zu tun haben. Diese merkwürdigen Menschen, mit ihren fragwürdigen Latexklamotten. Lass die Finger davon“, meldet sich mein Vater zu Wort.

„Ich muss darüber nachdenken. Liam machte nun nicht den Eindruck, als wenn er irgendwelche komischen Latexoutfits trägt. Polizei- und Cowboykostüme sind dann wohl eher sein Ding.“ Meine Eltern lachen. Immerhin haben sie doch cooler reagiert, als ich erwartet habe.

Mein Vater geht hoch in unser kleines Dachterrassenzimmerbüro, um weiterzuarbeiten. Meine Mom halte ich auf.

„Ich will dir was zeigen.“

„Will ich es sehen?“, fragt sie besorgt.

„Ich glaube nicht, aber bevor du es zufällig siehst, wenn wir in die Sauna gehen wollen …“ Ich ziehe meinen Rock aus und schiebe die Strumpfhose nur ein bisschen herunter. Das gesamte Ausmaß muss ich ihr nun nicht zumuten.

„Ach du heiliger Himmel! Und das gefällt dir?“

„Ich weiß es nicht. Es sieht schlimmer aus, als es war.“

„Na, gut. Es ist dein Körper. Damit kannst du machen und machen lassen, was du willst. Gib trotzdem auf dich Acht.“

Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn und schließt sich meinem Dad an.

Meine Eltern sind selbstständig im Bereich Buchhaltung und seit einem Jahr unterstütze ich sie bei ihrer Arbeit. Es ist total angenehm, damit sein Geld zu verdienen. Man braucht nicht das Haus verlassen, um zu arbeiten und unser Verhältnis ist so gut, dass es keinen Stress zwischen uns gibt. Ich kann entscheiden, wann ich arbeite. Hauptsache, die Arbeit ist zum 10. eines Monats fertig. Nebenbei kann ich mich wunderbar um meine Fotografie kümmern. Besser geht es kaum.

Ich gehe hoch. Joshis Zimmertür steht offen. Er ist nicht zu Hause. In meinem Zimmer sammle ich mir frische Kleidung zusammen. Ich muss dringend unter die Dusche, um den nach Sex duftenden Schweiß von mir zu waschen.

Mit den frischen Klamotten im Gepäck gehe ich ins Badezimmer.

Ein heißes Bad würde meinem Körper jetzt auch guttun. Ich streife meine Kleidung von meinem Körper. Als ich nackt bin, nehme ich den kleinen Spiegel, der auf dem Vorsprung vor dem Waschbecken steht, in die Hand und versuche somit, einen Blick auf meinen Arsch zu werfen. Ich muss meinen Oberkörper ziemlich verrenken, um den passenden Winkel zu finden.

Vor Schreck lasse ich fast den Spiegel fallen! Mein Hintern sieht echt übel aus. Kein Wunder, dass meine Mom so reagiert hat.

Ein paar rote Striemen sind zu sehen und ansonsten sieht es aus, als wäre ich viel zu oft mit meinem Allerwertesten auf hartes Eis gefallen, beim vergeblichen Versuch eine kunstvolle Ausführung von Pirouetten und Sprüngen darzubieten. Die Farben Blau, Grün und Lila zieren meinen Arsch. Der Anblick sagt mir nicht sehr zu und deshalb stelle ich den Spiegel zurück. Danach schaue ich in den Spiegel, der direkt über dem Waschbecken an der Wand angebracht ist. Irgendwie sehe ich anders aus. Was im Grunde genommen nicht sein kann.

Nach meiner Entjungferung hatte ich mich auch im Spiegel angeschaut und gehofft, anders auszusehen, aber ich hatte mich nicht verändert. Nun habe ich das Gefühl, eine andere zu sein. Als hätte ich letzte Nacht meine Entjungferung erlebt. Da ist ja auch etwas dran. Anal wurde ich entjungfert und mit SM bin ich zuvor auch noch nie in Berührung gekommen. Nie im Leben bin ich davon ausgegangen, dass ich, Melina Stevens, die sechs Jahre komplett monogam war und ausschließlich Blümchensex mit ihrem Partner hatte, eine derartige Nacht, mit einem heißen, dominanten Typen, der auf den ersten Blick gar nicht heiß erschien, erleben werde. Der Gedanke daran, dass ich leibhaftig mit einem mir komplett fremden Kerl mitgegangen bin, um mit ihm die Nacht zu verbringen, lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen.

Ich lasse von dem Blick in meine Augen ab und wende mich meinen Brüsten zu. Meine Nippel haben Spuren davon getragen. Da die Entfernung des Spiegelbildes zu weit entfernt ist, senke ich den Kopf und werfe live einen Blick auf meine geschundenen Nippel. Es hat sich Kruste gebildet. Mit meinem Zeigefinger fahre ich darüber. Schön fühlt sich das nicht an. Da mir die ganze Zeit ein müffelnder Duft in der Nase hängt, der wahrscheinlich von meinen Achselhöhlen entstammt, beschließe ich, endlich unter die Dusche zu gehen. Die Uhr zeigt an, dass ich mindestens zwanzig Minuten damit verbracht habe, mich einfach nur anzugucken.

Das heiße Wasser tut gut. Ich halte die Luft an und schiebe mein Gesicht unter den heißen Strahl. Dann wasche ich mir ordentlich die Haare. Der Duft von Vanille erfüllt die Luft. Ich lasse das Wasser laufen. Normalerweise bin ich sehr sparsam und stelle das Wasser ab, während ich mich einseife. Aber irgendwie tut diese Wärme gerade unendlich gut. Ich klatsche mir eine große Portion Duschgel auf die Hand und seife meinen Körper ein. Bei den empfindlichen Stellen bin ich vorsichtig. Ich habe Angst, dass es anfängt, zu brennen und ich möchte nicht, dass die Kruste an meinen Brustwarzen aufweicht. Nachdem ich den ganzen Schmutz und die moralische Schande von mir gespült habe, steige ich aus der Dusche, die eigentlich eine Badewanne ist, und wickle mich in ein großes, weiches Handtuch ein. Ich schlinge die Arme um mich, schließe die Augen, atme den Duft von Vanille ein und verharre einige Minuten so.

Die Ruhe in meinem Kopf tut gut.

Ich ziehe mich an, föhne meine Haare und lege ein wenig Make-up auf, um die Spuren der schlaflosen Nacht zu verstecken.

Mein Magen meldet sich mit einem lautstarken Knurren zu Wort. Ich muss dringend etwas essen, mein Kreislauf ist immer noch nicht stabil.

Die Treppenstufen schreite ich einen Schritt nach dem anderen hinunter, da meine Beine total zittrig sind und schwanken.

Heil in der Küche angekommen, durchsuche ich die Schränke und den Kühlschrank nach etwas Essbarem, was schnell zuzubereiten ist.

Ich habe solch einen Hunger, dass mir schlecht ist und ich eigentlich gar keinen Appetit habe. Aber ich muss essen. Mein Körper schreit förmlich nach Nährstoffen.

Im Kühlschrank werde ich fündig, ein Pott lactosefreier Joghurt. Ganz hinten in einem der Schränke befindet sich eine halb volle Packung zarte Haferflocken. Perfekt. Die 500 Gramm Joghurt kommen in eine kleine Schüssel, dann streue ich einen fetten Haufen Haferflocken auf die weiße Masse und vermische das Ganze mit einem Löffel. Lecker sieht das nicht aus, aber es wird seinen Zweck erfüllen.

Ich pflanze mich aufs Sofa und lege meine Beine auf dem Couchtisch ab.

Dabei frage ich mich, wie bescheuert ich gewesen sein muss, es zuzulassen, mir den Arsch versohlen zu lassen. Das Drücken im Arschloch ist schon schlimm genug.

Mir graut es schon davor, aufzustehen. Und in dem Moment fällt mir ein, dass ich mein Handy oben in meinem Zimmer habe liegen lassen.

Ich wollte nach der Dusche nachsehen, ob Amb sich bei mir gemeldet hat. Das muss jetzt warten. Mein leerer Magen hat Vorrang und ich bin auch nicht heiß darauf, wieder den Schmerz ertragen zu müssen, der gerade etwas abgeklungen ist.

Einen Löffel nach dem anderen schiebe ich in meinen Mund. Mentale Hochkonzentration wird mir abverlangt. Lasse ich mich gedanklich auf die Übelkeit ein, muss ich würgen. Mhh … Das schmeckt lecker. Ich atme tief ein und schlucke dann. So geht es irgendwie und die Übelkeit verschwindet mit jeder kleinen Portion, die in meinem Magen landet. Als ich aufgegessen habe, stehe ich sehr vorsichtig auf und bringe meine leere Schüssel in die Küche und weil ich eine brave Tochter bin, stelle ich das dreckige Geschirr und Besteck auch noch in den Geschirrspüler.

Danach schreite ich die Treppenstufen in mein Zimmer hinauf. Mein Kreislauf ist endlich wieder stabil. Ich sehe, dass mein Handy, welches auf meinem Bett liegt, blinkt.

Und siehe da. Amber hat mir bei WhatsApp geschrieben.

Ich merke, wie meine Hände leicht anfangen zu zittern, als ich unseren Chatverlauf öffne.

Irgendwie ist mir gerade gar nicht danach, mich in irgendeiner Weise rechtfertigen zu müssen. Und ich weiß, dass jetzt ein schlimmer Vorwurf ihrerseits auf mich wartet. Es ist besser, es sofort hinter mich zu bringen.

Ich pflanze mich auf mein Bett und lese ihre Zeilen.

Hey Mel!

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Wie du sicherlich weißt, habe ich mich gerade mit Liam getroffen.

Ich werfe einen Blick in die obere rechte Ecke meines Handys. Sie haben mindestens drei Stunden miteinander verbracht. Ihre Nachricht bekam ich vor etwa zwanzig Minuten. Das war durchaus ein langes Mittagessen. Selbst mit Nachtisch …

Er ist wirklich ein Gentleman. Wir haben uns total gut verstanden. Ich habe ihn eingeladen als Entschuldigung für gestern Abend. Er hat die Hälfte seines Steaks liegen lassen, obwohl er mir geschrieben hatte, dass er großen Hunger mitbringt.

Aber das war wohl nicht auf das Essen bezogen. Er hat mir versichert, dass zwischen euch nichts lief. Und somit haben wir das Essen schnell hinter uns gebracht und den verpassten Spaß von gestern nachgeholt.

Wir haben uns ein Hotelzimmer genommen. Es war der Wahnsinn! Er ist eine Bombe im Bett. Das war der beste Sex, den ich je hatte.

Immerhin durftest du in den Genuss seiner Kusskünste kommen. Es tut mir echt Leid für dich, dass er doch nichts von dir wollte. Es machte ja erst den Eindruck, dass er sich für dich interessiert.

Aber deine mit Spinnweben bedeckte Vagina schreckt Männer eben ab. Macht dir nichts draus. Irgendwann findest du bestimmt jemanden, der auf unerfahrene Frauen steht. Wenn du Glück hast, dann schwängert er dich gleich. Ich wollte dir nur eben mitteilen, dass es mir gut geht und zwischen uns alles cool ist.

Mein Gesicht muss die Farbe einer Tomate tragen. Ich bin stinksauer! Was fällt ihr ein!? Und was fällt Liam ein!? So eine Bitch und so ein mieses Arschloch! Mir kommt die Joghurt-Haferflockenmasse fast wieder hoch.

Die passen zusammen wie die Faust aufs Auge. Ich hatte ihn wirklich anders eingeschätzt. Die Enttäuschung treibt mir Tränen in die Augen. Ich will deswegen aber nicht weinen; wische mir die Tränen sofort aus meinem Gesicht und schlucke meinen Schmerz herunter.

Der Schmerz wird durch rachsüchtige Gedanken ersetzt. Ich könnte ihn anzeigen! Könnte erzählen, dass er mich missbraucht hat. So, wie mein Körper aussieht, wird mir das jeder glauben. Ich erhebe mich von meinem Bett und laufe die zweieinhalb Meter freie Fläche meines Zimmers auf und ab. Ich würde meine Entrüstung gerne mit jemandem teilen, um mir Luft zu machen. Allerdings ist Amber meine einzige Freundin, mit der ich über Probleme spreche und jetzt ist sie selbst zu einem Problem geworden.

Meiner Mom kann ich auch alles erzählen, aber die jetzige Situation ist mir zu unangenehm. Eben noch habe ich meinen Eltern erzählt, dass Liam sich für mich interessiert und nicht für Amb und dann ergreift er die nächste Möglichkeit, um mit ihr in die Kiste zu steigen.

Ich schäme mich, dass ich mit ihm mitgegangen bin. Mein Stolz ist angeknackst.

In meiner Kehle bildet sich ein fetter Kloß, er nimmt mir die Luft zum Atmen. Ich muss diese angestaute Wut loswerden. David könnte ich anrufen. Aber wir haben noch nicht allzu lange wieder Kontakt. Und auch da meldet sich der Stolz meines Egos zu Wort. Willst du deinen Ex jetzt wirklich mit einer gescheiterten Männergeschichte volljammern, während vielleicht seine Neue daneben sitzt und womöglich auch noch mithört? Nein, das will ich ganz und gar nicht. Heute Mittag hätte ich ihm am liebsten von dieser Nacht erzählt und nun würde ich die ganze Sache gerne aus meinem Gedächtnis löschen. Mir ist nach Schreien zumute.

Ich könnte alleine in den Wald gehen, der bei uns um die Ecke liegt. Jedoch sind dort viele Menschen mit Hunden unterwegs und auch Jogger. Nicht, dass jemand die Polizei ruft, wenn ich alles aus mir herausbrülle.

Ich finde keine Lösung. Ich schmeiße mich auf mein Bett. Die körperlichen Schmerzen, die ich dabei empfinde, nehme ich nicht wahr. Im Moment überwiegt der seelische Schmerz. Da ich mit niemanden reden kann, nicht schreien kann, entscheide ich mich doch dazu, zu weinen. Es kostet mich echt Überwindung, loszulassen, doch dann läuft und läuft es. Ich schluchze so laut, dass ich befürchte, dass meine Eltern mich hören könnten.

Mein Kopfkissen ist durchnässt, so viele Tränen kullerten aus meinen Augen. Ich merke, wie der Kloß in meinem Hals kleiner wird.

Mel, jetzt ist aber gut! Reiß dich zusammen und sei keine Pussy! Ich löse mein Gesicht von dem Kissen und setze mich auf. Meine Nase läuft. Da ich keine Taschentücher in meinem Zimmer habe, muss der Ärmel meines Cardigans herhalten.

In mir kommt die Frage hoch, ob ich Liam überhaupt anschreiben soll. Amber antworte ich besser nicht. Der Vulkan ist zwar ausgebrochen, aber die Lava glüht noch vor sich hin.

Wahrscheinlich werde ich ihr gar nicht antworten und ihre dämliche Nachricht einfach ignorieren. Das wird die Bitch bestimmt richtig auf die Palme bringen. Der Gedanke zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

Ich brauche Sauerstoff. Frische Luft, um klar denken zu können. Ich gehe ins Badezimmer und beseitige die Pandaspuren. Meine Augen sind zwar trotzdem noch geschwollen und rot, aber immerhin nicht mehr schwarz verschmiert.

Ich greife nach meiner Kunstlederjacke, die hinter meiner Zimmertür hängt und rufe ein „Ich bin mal eben weg“ zu meinen Eltern ins Büro hoch.

Sneakers schnell angezogen und raus in die Märzabendsonne. Als ein frischer Wind aufkommt, fällt mir auf, dass ich meinen Schal habe liegen lassen. Ohne Schal friere ich sofort.

Der einzige Grund, weshalb ich mich auf die kalte Jahreszeit freue, ist, dass ich meine heiß geliebte Mütze und kuschelige Schals tragen kann. Ansonsten bevorzuge ich definitiv den Sommer. Ich verschränke meine Arme und spanne die wenigen Muskeln, die ich besitze, an, damit mir etwas wärmer wird.

Die Sonne verschwindet schon hinter den Häusern und bietet somit kaum noch Wärme.

Ich entscheide mich, eine Runde um das große Feld spazieren zu gehen.

Der Frühling liegt in der Luft. Ich nehme einen tiefen Atemzug und beim Ausatmen versuche ich die ganze Anspannung in mir aufzulösen. Es funktioniert. Mein Körper entspannt sich und mein Gehirn wird mit frischem Sauerstoff versorgt, sodass ich wieder klar denken kann.

Ein paar Jogger kommen mir entgegen und wirbeln den sandigen Boden auf.

Sollten die Menschen an einem Sonntagabend nicht auf dem Sofa sitzen und Tatort schauen? Immerhin haben sie mich kaum wahrgenommen. Mich, die frierend mit verheulten Augen, alleine, ohne Hund, ein Feld entlang spaziert. Oder sind verheulte junge Mädchen gar keine Seltenheit mehr? Es tut gut, sich Fragen zu stellen, die keine Antworten benötigen. Trotzdem stelle ich mir die Frage, um die es bei diesem Spaziergang gehen sollte, bevor ich die Feldrunde mit unwichtigen Fragen beende.

Soll ich Liam anschreiben, oder nicht? Wenn ja, soll ich so tun, als hätte ich Ambers Nachricht nie erhalten, um zu sehen, wie er reagiert? Um zu testen, wie ehrlich er ist?

Oder soll ich ihm einfach sagen, wie scheiße ich ihn finde und wie sehr ich mich in ihm getäuscht habe? Hm … Wenn ich ihm schreibe, dann werde ich ihm auf jeden Fall nicht schreiben, dass ich verletzt und enttäuscht bin. Das ist peinlich. Ich selbst habe das Ganze doch als einen One-Night-Stand abgetan. Da kann ich nicht erwarten, dass Liam nicht mit anderen schläft. Warum hat mich das überhaupt verletzt? Wenn ich ihm nicht schreibe, dann werde ich nie wieder in den Genuss kommen, Nähe mit ihm zu teilen. Nur liebe ich meine emotionale Freiheit. Man sieht ja, wohin es mich jetzt schon geführt hat. Erst fühle ich mich saugut und hätte vor Freude heulen können und nun heule ich, weil ich so enttäuscht bin. Wofür eher Amber verantwortlich ist. Liam und ich kennen uns nicht. Bis auf eine kurzeitige, intime Bindung haben wir nichts miteinander zu tun gehabt. Also kann und darf ich keine Erwartungen an ihn stellen. Von Amb hätte ich mehr Feingefühl erwartet. Eine Freundin, die mit einem in den Konkurrenzkampf geht … Darauf kann ich getrost verzichten!

Ich habe das Feld umrundet und gehe langsam zurück nach Hause. Mittlerweile bin ich total durchgefroren. Ich werde das Grübeln fortsetzen, wenn ich mit einer heißen Tasse Tee in der Hand, auf meinem Bett liege.

Als ich die Wohnungstür öffne, sehe ich Joshis Schuhe. Meine Eltern scheinen noch zu arbeiten. Ich betrete die Küche, um den Wasserkocher einzuschalten; Josh macht sich gerade sein Abendbrot.

„Hey, Mel!“, begrüßt er mich gut gelaunt. Als er sich jedoch zu mir umdreht, wechselt seine fröhliche Miene zu einer besorgten.

„Hey, Joshi“, sage ich so positiv, wie es mir nur möglich ist.

„Was ist los? Deine Augen sehen geschwollen aus.“

„Allergie. War gerade draußen spazieren. Müssen die Pollen sein“, lüge ich und das offensichtlich ziemlich schlecht, denn Josh zieht eine Augenbraue hoch und schaut mich fragwürdig an.

„Pollenallergie? Ernsthaft?“

„Ja, wenn man älter wird, dann wird man anfälliger für so was.“ Anstatt einfach die Wahrheit zu sagen, halte ich an meiner Lüge fest.

„Okay, okay. Du willst nicht darüber reden. Ist in Ordnung.“

Er wendet sich wieder der Zubereitung seines Abendbrots zu und erzählt mir, wie sein Tag war, während ich mir einen Tee mache. Er war beim Sport und danach hatte er noch Bandprobe. Lag ich also nicht gänzlich falsch. Josh spielt zusammen mit David in einer Band. Daher war es nur vernünftig, mit der Vergangenheit abzuschließen und sich wieder zusammenzuraufen. Ich fotografiere nämlich deren Konzerte und kümmere mich um den ganzen Grafikkram.

Da die Jungs eh eine Zeit lang ausschließlich mit den Aufnahmen ihres neuen Albums beschäftigt waren, passte es ganz gut. Somit konnte ich genügend Abstand von David bekommen, um mit der ganzen Sache abzuschließen. Er hat mit uns abgeschlossen, indem er sich sofort, nachdem ich unsere Beziehung beendet habe, eine Neue ans Bein genagelt hat. Meiner Meinung nach ist er vollkommen beziehungsunfähig.

Jeder knapp bekleideten Frau wird hinterher gegafft. Das ist mehr als ätzend. Am Anfang konnte ich damit noch umgehen, aber irgendwann fängt es an, am eigenen Ego zu kratzen, wenn der Partner jeder Frau, die Haut zeigt, hinterher glotzt. Egal, ob hübsch oder nicht hübsch. Hauptsache, fremdes Fleisch. Generell wurde Sexualität zu einem viel zu großen Thema in unserer Beziehung. Er wollte sich ausleben, ich nicht. Er wollte mich nicht verlassen, ich ihn auch nicht. Aber so, wie es war, ging es nicht weiter. Filme, in denen Sex vorkam, konnten wir nicht mehr zusammen gucken, weil er jedes Mal ein Drama anfing. Ich suchte und suchte nach einer Lösung. Heute weiß ich, dass die Lösung die Trennung gewesen wäre. Aber stattdessen ging ich einen Kompromiss ein. Der Unterschied zwischen einer Lösung und einem Kompromiss ist, dass sich mit einer Lösung beide gut fühlen. Geht man einen Kompromiss ein, steckt mindestens einer von beiden zurück. Und das war in dem Fall ich.

Ich unterdrückte mein Ego, welches sich nach Wertschätzung und Loyalität sehnte und ging eine offene Beziehung ein, um unsere Beziehung zu retten. Ich machte den Vorschlag, nach einer Frau zu suchen, mit der wir gemeinsam neue Erfahrungen hätten machen können, aber in dem Gespräch wurde mir klar, dass das an mir hängen bleiben würde. Ich müsste alleine diese Frau organisieren, obwohl es um sein unerfülltes Bedürfnis ging. Also wurde diese Lösung unrealistisch. Des Weiteren zählte die offene Beziehung nur für ihn und nicht für mich. Erstens, bin ich monogam. Ich habe kein Verlangen nach anderen Männern, wenn ich einen Partner habe. Zweitens, habe ich ihn einmal verarscht, was natürlich mega uncool von mir war, aber zu meiner Verteidigung: Ich habe mich nicht mehr geliebt gefühlt und wollte so herausfinden, ob er noch Gefühle für mich hat. Allerdings bin ich der Meinung, dass seine Reaktion dem Stolz seines Egos zuzuschreiben war und nicht seiner Liebe zu mir.

An dem Abend war er mit einem Kumpel und meiner damaligen Freundin Cocktails trinken. Wir schrieben über WhatsApp. Ich habe keine Ahnung, wie genau ich alles eingefädelt habe. Jedenfalls schrieb ich ihm, dass ich einem anderen einen geblasen habe. Daraufhin ist er vollkommen ausgerastet. Von meiner Freundin erfuhr ich später, dass er aufs WC gerannt ist. Er war anscheinend kurz davor, einen Spiegel einzuschlagen. Dank meiner Lüge wussten wir nun also, dass ich definitiv nicht mit anderen Männern verkehren durfte. Wenn, hätte ich es für mich behalten müssen und das wäre gegen den Wert der Ehrlichkeit gegangen, den ich in einer Beziehung pflege. Dementsprechend habe ich von ihm verlangt, dass er mir erzählt, wenn er mit einer anderen schläft und vereinbart war, dass es eine einmalige Sache bleibt. Nur ein One-Night-Stand, mehr nicht. Kein weiterer Kontakt. Ich weiß, dass ich damit klargekommen wäre. Aber was tut er? Er lernt ein Mädel auf einer Party kennen und statt sie flachzulegen, trifft er sich mit ihr und lernt sie richtig kennen, während er mit mir zusammen ist.

Ich saß in der Notaufnahme mit einer Blasenentzündung, die ich von dem Sex mit ihm bekommen habe, während er sich mit ihr in einem Café einen schönen Tag machte. Er wollte es wieder gutmachen, tat er aber nie. Eine seiner etlichen Versprechungen, die er nicht einhielt.

Das schönste Geburtstagsgeschenk, ein Wochenendtrip nach Düsseldorf in ein gutes Hotel inklusive Shopping auf seine Kosten, habe ich bis heute nicht erhalten. Die ganzen hohen Erwartungen, die er geschaffen hat, mit den darauffolgenden Enttäuschungen, kann ich gar nicht aufzählen. Es sind zu viele.

Ein Wochenende war er dann mit ihr und ihren Mädels feiern. David hat nur wenig von sich hören lassen. Montag rief er mich in seiner Mittagspause an. Man könnte von mir definitiv behaupten, dass ich naiv bin, weil ich Dinge durchgehen ließ, die meinen Wert in den Schatten gestellt haben und das tut eine selbstsichere und selbstbewusste Frau nicht – wenn man mich hätte überhaupt schon als Frau bezeichnen können … Dennoch bin ich sehr feinfühlig und habe scharfe Sensoren. Ich habe sofort gespürt, dass etwas nicht stimmt. David versuchte so zu tun, als sei alles normal. Denn das, was ich dann erfuhr, wollte er mir eigentlich persönlich mitteilen. Ich frage mich bis heute, warum er mich anrief. Er ist nicht weniger naiv, als ich es bin.

Als ich die Antwort auf meine Frage, die meinen Puls in die höhe schlagen ließ, als ich sie stellte, bekam, legte ich direkt auf, weil ich erwartete, mich übergeben zu müssen. Ich kannte die Antwort auf meine Frage schon vorher. Doch in dem Moment, in dem es ausgesprochen wurde und somit real wurde, zog es mir den Boden unter den Füßen weg. Auf solche Emotionen kann man sich nicht vorbereiten. Das war einer der schlimmsten Momente und Gefühle in meinem bisherigen Leben. Das Gefühl der Enttäuschung wäre dagegen harmlos gewesen. Diese Übelkeit, die kann man nicht beschreiben. Ich wusste nun, dass er das Mädchen, welches er näher kennengelernt hat, gefickt hatte. Und es war nicht das erste Mal, dass er eine andere als mich gevögelt hat – das ist eine andere Geschichte –, daher dachte ich, dass ich meine Emotionen im Griff haben würde, aber die Situation war eine ganz andere.

Cool wäre es gewesen, hätte er direkt mit mir Schluss gemacht. Aber nein, er hielt weiter an mir fest. Er wollte zweigleisig fahren. Ich schäme mich bis heute dafür, dass ich es auch noch versucht habe. Gott sei Dank, ging es mir dann aber so schlecht, dass ich mit meinen Kräften und Nerven völlig am Ende war und Schluss machte. Über WhatsApp. Ich blockierte ihn direkt.

Statt es dabei zu belassen, schrieb er mir eine SMS, in der stand, dass er weiß, dass er mich liebt, er mich zum Essen ausführen möchte und ich mich schick anziehen solle. Ganz ehrlich, ich weiß nicht, was mich dazu geritten hat, mich mit ihm zu treffen. Ich kannte ihn zu gut, um zu wissen, dass sich nichts ändern würde, aber dieser Teufel in mir, dieses kleine Fünkchen Hoffnung, war stärker als meine Vernunft und wahrscheinlich war es auch der Teil in mir, der es als unehrenhaft empfand, über WhatsApp Schluss zu machen, obwohl ich damit nur mich selbst schützen wollte.

So trafen wir uns vor Planten un Blomen, um vor dem Essen eine Runde spazieren zu gehen. Die erste Frage, die ich ihm stellte, war, ob er noch Kontakt zu ihr hat. Hatte er. Am liebsten wäre ich gegangen. Hätte er mich zurückgewinnen wollen, wäre das die Voraussetzung gewesen. David wollte duschen, ohne nass zu werden. Er wollte alles. Mich nicht verlieren und das Neue voll ausschöpfen. Wahrscheinlich ritt ihn, wie mich, dieses kleine Fünkchen Hoffnung, dass ich es mir doch anders überlegen würde, obwohl er wusste, dass ich dies definitiv nicht tun würde. Er lud mich ins Block Haus ein und ich war froh, dass ich mich nicht schick angezogen habe. Er trug, nebenbei erwähnt, auch nur ein schwarzes ausgewaschenes T-Shirt und eine Jeanshose. Nicht mal an unserem letzten Abend hat er es geschafft, der Erwartungshaltung, die er aufbaute, gerecht zu werden.

Nach dem Essen gingen wir im Dunkeln an der Alster spazieren und sprachen über die alten Zeiten. Ich glaube, der Abschied tat ihm mehr weh als mir. Er wollte den Kontakt nicht abbrechen, aber ich brauchte diesen endgültigen Cut, um wieder zu mir zu finden.

Danach fiel ich in eine viermonatige Depression, aus der ich alleine herauskam. Wie der Phönix aus der Asche. Ich bin eine völlig andere als damals. Negative Erfahrungen prägen einen einfach mehr als positive. Ich bereue keine meiner Entscheidungen. Ich bin dankbar für den ganzen Schmerz und mittlerweile weiß ich, dass ich keinen Mann brauche, um ein glückliches und erfülltes Leben führen zu können. Ich brauche niemanden, der mich liebt, weil ich mich selbst liebe. Sollte irgendwann mal ein Mann in der Lage sein, hinter meine Fassade zu schauen und das zu lieben, was dahintersteckt, wäre ich natürlich dankbar für diese erste positive Erfahrung. Liam wird dieser Mann wohl eher nicht sein. Er scheint sich mit Oberflächlichkeit und Sex zufrieden zu geben. Sexy und fickbar muss sie sein. Reicht vollkommen. Deshalb war er wahrscheinlich auch noch nie in einer Beziehung.

Ich glaube, Joshi nimmt David das Verhalten, welches er in unserer Beziehung an den Tag gelegt hat, immer noch übel. Die einzige Genugtuung, die er hat, ist, dass David denselben Scheiß wieder an der Backe hat. Er ist direkt in die nächste Gefangenschaft des Mädels geraten, mit der er damals Sex hatte, obwohl er mir so oft das Ohr voll gejammert hat, dass er frei sein will. Ich bin mir sicher, dass seine neue Freundin die ganze Wahrheit bis heute nicht kennt. Er muss ihr eine Halbwahrheit erzählt haben. Ansonsten kann einem das Mädchen nur leidtun, wenn sie trotz dem, was vorgefallen ist, mit ihm zusammenkommen wollte.

Als David und ich wieder Kontakt hatten, habe ich erst sechs Monate später erfahren, dass er mit ihr zusammen ist. Im Sommer hatten wir eine kurze Zeit wieder Kontakt – nach ein paar Wochen brach ich den Kontakt jedoch wieder ab –, da schrieb er mir, dass ihm andere Frauen jetzt egal sind und es fiel sogar konkret ihr Name. Als ich dann erfuhr, dass er in der Zeit schon mit ihr zusammen war, hat mich das dennoch nicht sonderlich überrascht …

Ich wünsche meinem Bruder einen guten Appetit und begebe mich mit der Tasse Tee in der Hand in mein Zimmer. Ich muss Klarheit für mich schaffen, was Liam angeht.

Was will ich? Ich will seinen Schwanz. Die Antwort schießt mir sofort durch den Kopf. Schockiert über meinen eigenen Gedanken, muss ich schmunzeln. Eben noch den Gedanken gehegt, wie oberflächlich Liam doch sei und jetzt denke ich selbst nur an Sex. Aber ich will nicht nur seinen Schwanz, ich will wissen, wer er ist. Mel, das weißt du doch schon. Ein Mann, der alles fickt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Meine Intuition sagt aber, dass da mehr sein muss.

Ambers Nachricht werde ich ignorieren. Ich tue so, als hätten mich ihre Worte nie erreicht.

Die Sache mit dem SM will ich nicht. Als ich mich eben auf mein Bett gesetzt habe, schoss mir der Schmerz durch mein gesamtes Nervensystem. Darauf kann ich echt verzichten. Keine Schläge mehr, kein Analsex und auch sonst will ich, dass mein Körper mit Samthandschuhen angefasst wird. Der Sex an sich hat mir äußerst gut gefallen, aber sosehr ich seinen Schwanz auch begehre … Ich möchte keine emotionale Bindung eingehen.

Das Risiko, wieder verletzt zu werden, ist zu groß. Sex, ohne jegliche Gefühle dem anderen gegenüber, brauche ich nicht und würde ich definitiv nicht wiederholen wollen. Reine Lust kann ich selbst in mir auslösen und diese auch ohne anderweitige Hilfe befriedigen, dafür brauche ich keinen Mann. Würde ich die Leidenschaft, die letzte Nacht zwischen mir und Liam vorhanden war, häufiger verspüren, ist die Gefahr groß, doch mehr für ihn zu empfinden und dann hätte ich den Salat. Nein, danke. Dennoch melde ich mich auf jeden Fall bei ihm. Ich schnappe mein Handy, das neben mir auf dem Bett liegt und sehe, dass Amber mir wieder geschrieben hat. Ich kotze ab. Innerlich natürlich.

Hey, Mel. Alles in Ordnung zwischen uns? Hast du meine Nachricht bekommen?

Ich klicke ihre Nachricht weg. Liams Nummer hatte ich ja schon eingespeichert, somit muss ihn nur in meiner WhatsApp Kontaktliste finden. Sofort fällt mir sein sexy Profilbild ins Auge. Ein Bild von seinem perfekt trainierten Bauch. Ich muss aufpassen, dass mir der Sabber nicht aus meinem Mund läuft und schlucke mehrmals hintereinander meinen Speichel herunter.

Mein Herzschlag erhöht sich, als ich das jungfräuliche Chatfenster öffne.

Ich werde jetzt, in diesem Augenblick, einem Typen eine Absage schicken, der mich eigentlich ziemlich reizt, trotz der Tatsache, dass er mit meiner ehemals besten Freundin Sex hatte. Er wird nicht um mich kämpfen. Die Hoffnung sollte ich gar nicht erst haben.

Hey, Liam! Hier ist Mel. Tut mir leid, dass ich mich jetzt erst bei dir melde …

Ich lösche den letzten Satz direkt wieder. Ich glaube, ich sollte doch noch eine Nacht über das Ganze schlafen und keine voreilige Entscheidung treffen. Ich belasse es bei den zwei Sätzen und warte einfach ab, was er so schreibt. Vielleicht beeinflusst das meine Entscheidung doch noch. Das war’s mit der Klarheit. Der kleine Teil Unsicherheit in mir hat gesiegt. Ich lege mein Handy beiseite. Natürlich ist da diese Neugier, die auf eine Antwort von Liam hofft, aber ich bin ja keine vierzehn Jahre mehr alt und muss deshalb nicht ständig auf mein Telefon glotzen. Daher entschließe ich mich dazu, schlafen zu gehen.

Meine Hand tastet die leere Betthälfte ab. Wo zur Hölle liegt mein Handy? Ich befinde mich im Halbschlaf und bin noch nicht in der Lage, meine Augen komplett aufzuschlagen. Ich versuche, mein rechtes Auge einen Spalt zu öffnen, um mein Handy zu erblicken. Es liegt direkt neben mir. Definitiv wurde mir geschrieben, denn es blinkt. Ein blaues Licht, was bedeutet, dass es sich um eine WhatsApp Nachricht handelt. Schlagartig öffne ich beide Augen und bin aus meinem Halbschlaf erwacht.

Liam hat sich gemeldet. Gott sei Dank, war es nicht wieder eine Nachricht von Amber. Anscheinend hat sie gemerkt, dass ich nicht gut auf sie zu sprechen bin.

Hallo, Melina. Ich freue mich, dass du dich überhaupt gemeldet hast. Hast du dich entschieden?

Warum schreibt er meinen Namen aus? Vielleicht, weil er ihn schön findet?

Wie stellt er sich das vor? Will er Amb und mich dann abwechselnd vögeln? Beziehungsweise sie vögeln und mich foltern? Es ist ziemlich offensichtlich, dass er mit ihr nicht das angestellt hat, was er mit mir getan hat. Ansonsten hätte ihre Nachricht anders ausgesehen. Gewöhnlicher Sex war das jedenfalls nicht zwischen uns. Ich antworte ihm mit einem schlichten „Nein“ und gehe dann ins Badezimmer, um mich für den Tag fertig zu machen.

Am Abend gehe ich mit meiner Mom auf ein Konzert von Tim Bendzko. Darauf freue ich mich schon total. Ich liebe seine Musik und vor allem seine Texte. Hoffentlich kann ich mich auf das Konzert einlassen und lasse mich nicht von den Gedanken um Liam ablenken. Mit meiner Antwort habe ich mir auf jeden Fall Zeit verschafft.

Als ich in die Küche gehe, um mir mein Frühstück zu machen, stelle ich fest, dass ich alleine zu Hause bin. Es ist viel zu still. Meine Eltern sind mit Sicherheit mal wieder frühstücken gefahren und Joshi sitzt brav in der Schule. Ein ruhiger Montagmorgen. Gefällt mir. Während ich wieder Joghurt mit Haferflocken verdrücke, schaue ich mir eine Folge einer Serie an. Ohne Internet wäre man heutzutage wirklich aufgeschmissen. Nachdem ich mich vierzig Minuten mit einer Folge erfolgreich abgelenkt habe, gehe ich hinauf in mein Zimmer, um natürlich einen Blick auf mein Handy zu werfen.

Liam hat ziemlich direkt nach meinem „Nein“ geantwortet.

Wann kann ich denn mit einer Entscheidung rechnen? Kann ich etwas tun, um dich zu überzeugen?

Geduld ist wohl nicht sein zweiter Vorname. Auf beide Fragen habe ich keine genaue Antwort. Ich lege mir die Worte, die ich antworten will, erst mal perfekt in meinem Kopf zurecht, bevor ich sie eintippe. Mein Gefühl neigt immer mehr dazu, die Finger von Liam zu lassen.

Ich weiß es nicht. Ich brauche vielleicht noch ein paar Tage. Momentan habe ich kein gutes Gefühl. Was vermutlich an der Nachricht von Amber liegen mag, die sie mir gestern geschrieben hat.

Kaum gesendet, sehe ich, dass Liam schreibt.

Wieso? Was hat Amber denn geschrieben?

Na ja … dass du nicht viel Appetit auf das Essen hattest, sondern nur auf sie. Und ihr euch ein Hotelzimmer genommen habt. Den Rest kannst du dir denken. Aber danke dafür, dass du dicht gehalten hast.

Wieso bedanke ich mich auch noch bei ihm?!

Nicht dafür. Wollte ja nicht, dass du in Schwierigkeiten kommst. Allerdings habe ich keine Ahnung, wovon du da sprichst. Amber scheint eine blühende Fantasie zu haben.

Ich hatte tatsächlich keinen Appetit. Das ist wahr. Das lag aber nicht an Amber, sondern an dir. Ich muss immer noch an unsere gemeinsame Nacht denken.

Diese verfickte Fotze!!! Ich werfe mein Handy mit voller Wucht neben mir aufs Bett.

Was soll dieses Kindergartenspiel von ihr?! Das ist unglaublich unreif. Ich hasse es, wenn man mich anlügt! Wut, gepaart mit großer Enttäuschung, brodelt in mir. Ich bekomme Magenschmerzen. Mein Frühstück ist noch nicht verdaut. Ich sollte mich deshalb nicht zu sehr aufregen. Wenn eine angeblich beste Freundin einem nichts gönnt, dann darf das wehtun. Acht Jahre gute Freundschaft lösen sich in diesem Moment in Luft auf. Dass unsere Freundschaft wegen eines Kerls enden wird, hätte ich nie und nimmer gedacht. Dass eine von uns wegzieht, wäre realistischer gewesen. So kann man sich in Menschen täuschen. Man meint, eine Person zu kennen, doch man kennt sie nicht.

David hatte mich damals auch angelogen. Angeblich, um mich zu schützen, aber letztendlich hat das Verheimlichen mir wesentlich größere Schmerzen zugefügt. Die Wahrheit kommt früher oder später immer ans Licht. Immer!

Da ich Angst vor dem Alleinsein hatte, habe ich diese Sache unter den Teppich gekehrt. Bei Amber ist es etwas anderes. Sie wollte mich vorsätzlich verletzen. Dieser Gedanke lässt mich innerlich explodieren. Ich greife zu meinem Handy, sehe zwar, dass Liam geantwortet hat, aber öffne das Chatfenster zwischen Amb und mir. Sie ist online.

Freut mich für dich, dass du ein schönes Mittagessen hattest. Allerdings hat Liam dich angelogen. Ich hatte ihn gestern Morgen darum gebeten, dir nichts zu erzählen, weil ich es dir selbst mitteilen wollte. Zwischen uns lief etwas. Während du deinen Rausch zu Hause ausgeschlafen hast, hatten wir unseren Spaß. Dann war ich die Hauptspeise und du halt der Nachtisch. Aber gute Freunde teilen doch alles, nicht wahr?

Mein Mund ziert ein fieses Lächeln. Nicht mit mir, Bitch.

Ich sehe, dass sie dabei ist, eine Antwort zu tippen. Ich switche zu Liam um.

Ist alles in Ordnung?

Ja, Amber und ich waren dann wohl mal Freundinnen. Aber manchmal täuscht man sich eben in Menschen.

Das tut mir leid. Es war nicht meine Absicht, eure Freundschaft kaputt zu machen.

Das warst nicht du. Das war ihre missgönnende Ader.

Haha. Da hast du wohl recht. Wie geht es dir sonst? Was macht dein Arsch? ;)

Er schmerzt, aber irgendwie habe ich mich einigermaßen daran gewöhnt. Den Blick in den Spiegel werde ich die nächsten Tage wohl vermeiden. Sport und Sauna fallen diese Woche auch aus.

So schlimm?

Das sieht total übel aus! Und ich habe Angst vor dem Schmerz, wenn ich trainiere. Ich mache Zirkeltraining. Vierzig Sekunden trainieren am Gerät, dann dreißig Sekunden Zeit, um das Gerät zu wechseln. Das drei Runden lang, an acht verschiedenen Geräten. Bedeutet, aufstehen und wieder hinsetzen. Das tue ich mir nicht an, so kann ich mich nicht auf das Training konzentrieren.

Haha, du Weichei. Nächstes Mal sollte ich vielleicht etwas sanfter zu dir sein, wenn du so empfindlich bist. :P

Wenn es ein nächstes Mal geben wird. Gerade sammelst du Minuspunkte. ;)

Du hast nicht den Eindruck gemacht, dass es dir missfällt. Es tut mir leid, wenn ich zu weit gegangen bin. Du hättest etwas sagen müssen.

Ich war überfordert mir der gesamten Situation. Vor dir hatte ich kaum Männer und mit dem einen war ich sechs Jahre zusammen. Viel Erfahrung habe ich nicht und ich habe nicht damit gerechnet, dass du BDSM praktizierst. Das mein erster One-Night-Stand andere Neigungen hat als der Großteil unserer Gesellschaft … Damit rechnet man doch nicht.

Hm … Mag sein. Allerdings habe ich dir meinen Finger in den Po gesteckt, als wir in der Bar waren und ich habe dich gebeten, zu bitten und dich zu bedanken. Das war eine Anspielung darauf, dass ich auf das Spiel um Macht und Unterwerfung stehe.

Des Weiteren hoffe ich immer noch darauf, dass es nicht bei einem ONS bleibt.

Wie gesagt. Ich bin unerfahren und von SM-Praktiken hatte ich keinerlei Ahnung. SM habe ich bisweilen nur mit Menschen in Verbindung gebracht, die sich irgendwelche gruseligen Masken aufsetzen und merkwürdige Kostüme anziehen. Nach der Nummer in der Bar, bin ich davon ausgegangen, dass du einfach etwas komisch bist und härteren Sex bevorzugst.

Übliche Vorurteile. Wärst du also nicht mitgegangen, wenn du gewusst hättest, was auf dich zukommt?

Gute Frage … Ich denke aber schon.

Weil ich dir so gefallen habe?

Ziemlich eingebildete Frage, auf die ich erst mal nicht antworte. Rein aus Prinzip.

Amber müsste in Zwischenzeit meine Nachricht beantwortet haben.

Tja … ist nur die Frage, wer ihm besser geschmeckt hat.

Mehr fällt ihr nicht ein? Wer ihm besser geschmeckt hat? Also meint sie, dass Liam sich zwischen uns entscheiden würde? Lebt sie auf dem Mond? Seit wann sind Singlemänner monogam? Und vor allem die Männer nicht, die in der Erotikszene arbeiten. Ich könnte natürlich alles aufklären, aber ich tue weiterhin so, als würde ich ihr glauben. Ich weiß ja, dass Liam nichts mit ihr anfangen wird. Bist du dir da sicher, Mel? Dieser scheiß Verstand.

Nein, ich kann mir nicht zu hundert Prozent sicher sein. Vielleicht hat Liam gelogen. Immerhin hat er es geschafft, ziemlich überzeugend für mich zu lügen. Aber mein Bauchgefühl glaubt ihm und da Ambs Nachricht offensichtlich verletzend sein sollte, ist sie für mich überhaupt nicht mehr glaubwürdig.

Das darf Liam gerne entscheiden. Bei mir hat er sich jedenfalls in der Zwischenzeit gemeldet.

Sie ist online, schreibt allerdings nicht. Das muss gesessen haben. Dieses Battle habe ich gewonnen. Etwas armselig, dass ich mich auf ihr Niveau begeben habe, aber sie versteht eine andere Sprache sowieso nicht. Diese Antwort wird unsere Freundschaft nun gänzlich beendet haben.

Mein schlechtes Gewissen meldet sich. Wahrscheinlich liegt Amb aufgelöst in ihrem Bett und um sie herum sind Berge voller verbrauchter Taschentücher. Aber den Salat hat sie sich wirklich selbst eingebrockt. Ich habe nichts falsch gemacht. Für sie war es doch kein richtiges Date. Es ging ihr nur um Sex. Ich möchte mir keine Gedanken mehr über Amber machen. Sie ist Vergangenheit. Ein wenig traurig bin ich, aber auf manche Menschen kann man gut und gerne verzichten. Wenn ich ehrlich bin, dann war diese Freundschaft eine reine Lüge, sie war nie ehrlich gewesen. Wir haben uns gut verstanden, hatten Spaß bei unseren gemeinsamen Unternehmungen. Jedoch konnte ich Amber niemals die Wahrheit sagen. Nie konnte ich ihr meine ehrliche Meinung nahebringen, ohne dass wir aneinander geraten sind.

Immer, wenn ich anderer Meinung war als sie oder etwas nicht gut fand, was sie betraf, wurde sie total zickig. Dabei hatte ich es zu keiner Zeit böse gemeint. Wenn ich ihr Outfit zu nuttig fand, gab es großen Streit und letztendlich hat sie es eh angezogen. In vielen Dingen habe ich sie deshalb angelogen. Ich habe angefangen, ihr nur noch Dinge zu sagen, die sie hören will, damit ich meine Ruhe habe.

Wenn eine Freundschaft keine Meinungsverschiedenheiten aushält, was ist das dann für eine Freundschaft? Es ist gut, dass es so gekommen ist. Alleine dafür bin ich Liam dankbar, auch wenn er nicht direkt etwas damit zu tun hat. Eine geht und einer kommt?

Vielleicht ist es Schicksal und Liam nimmt Ambs Platz ein? Na ja … Klingt albern.

Ich werfe meinen iMac an und öffne das Musikstreamingprogramm. Um mich auf das Konzert einzustimmen, starte ich meine selbst zusammengestellte Playlist mit Songs von Tim Bendzko. Während das Lied Sag einfach ja läuft – welch Ironie –, antworte ich Liam.

Nach seiner eingebildeten Frage, folgt eine weitere Frage.

Bist du noch da? Habe ich dir nicht gefallen?

So unsicher auf einmal? Hätte nicht gedacht, dass man ihn leicht verunsichern kann. Da lacht mein kleiner Teufel still und heimlich. Ich könnte ehrlich sein oder ich verunsichere ihn noch mehr.

Na ja … so ganz irgendwie nicht. Ansonsten würde ich wohl nicht darüber nachdenken, es bei einem ONS zu belassen.

Das war definitiv gelogen. Sein Körper und sein Schwanz gefallen mir mehr als gut. Sein Gesicht hatte mich anfangs nicht sonderlich angesprochen. Ich stehe normalerweise nicht auf blond und blauäugig, obwohl David auch genau das war.

Männer mit dunklen Augen, Haaren und 3-Tage-Bart finde ich wesentlich anziehender. Ich mag seine Mundpartie nicht, er hat kein Zahnpastalächeln. Allerdings macht ihn das irgendwie aus. Seine Ausstrahlung ist kraftvoll und männlich, obwohl er keinen Bartwuchs hat. Noch eine Gemeinsamkeit mit David, der auch keinen ordentlichen Bartwuchs hat, das sollte mir zu denken geben. Dennoch ist die Ausstrahlung für mich ausschlaggebend und die besitzt er. Was für jemanden in unserem Alter meines Erachtens außergewöhnlich ist. Muss an seiner Erfahrung liegen und wahrscheinlich auch daran, dass er aufgrund seines Jobs selbstsicher, sexy und dominant wirken muss. Man könnte diese Rolle sicherlich auch spielen. Unauthentisch wirkte er auf mich aber nicht. Eine derartige Selbstsicherheit, eine Frau einfach zu nehmen und zu küssen, obwohl sie ihm keinerlei Zeichen gegeben hat, muss man erst einmal an den Tag legen. Wenn ich darüber nachdenke, dass er sich kurzerhand genommen hat, was er wollte, ohne mich vorher direkt zu fragen, ob ich will … Das ist heiß. Ein Mann, der weiß, was er will und es sich nimmt, ohne jegliche Selbstzweifel. Unwiderstehlich. Ich lasse den Moment noch einmal Revue passieren. Und die Gefühle, die dabei in mir hochkommen, verleiten mich fast dazu, ihm zuzusagen.

Umso mehr wundert es mich, dass er eben verunsichert reagiert hat. Oder ist das eine Masche? Mir entfährt ein lautes Lachen, als der nächste Song von Tim anfängt. Auch wenn es gelogen ist. Erwischt.

Trotzdem bist du mit mir mitgegangen.

Lag vielleicht auch am Alkohol. Der soll bekanntlich den Attraktivitätsgrad seines Gegenübers um hundert Prozent steigern. ;)

Ach komm … Der kleine Schluck Alkohol? Kannst mir nicht erzählen, dass du davon angezecht warst.

Bitte schön. Du hast mich in deinen Bann gezogen.

Er antwortet nur mit diesem einen verruchten Smiley.

Ich lege das Handy aus der Hand und genieße Tims Musik, während ich auf meinem Bett liege und die Augen geschlossen halte, um mich besser auf die Töne einlassen zu können.

Ich schrecke hoch, als es an der Zimmertür klopft.

„Mel?“

„Ja?“

Die Tür geht auf und meine Mom betritt den Raum.

„Wir müssen in dreißig Minuten los. Bist du bereit?“

„Ähm … Ja. Ich ziehe mir nur eben schnell was anderes an und esse noch eine Kleinigkeit. Das sollte ich schaffen.“

Ich bin eingenickt. Das passiert mir äußerst selten, ich mache normalerweise keinen Mittagsschlaf.

Aus dem Kleiderschrank nehme ich mir eine meiner Lieblingsjeans und mein Lieblingsoberteil. Zu besonderen Ereignissen ziehe ich immer meine liebsten Kleidungsstücke an, damit ich diese dann mit dem Erlebten in Verbindung bringen kann. Und da ich weiß, dass es super werden wird, besteht auch kein Risiko, meine liebsten Stücke mit einer negativen Erfahrung in Zusammenhang zu bringen. Kleine Macke von mir. Amber, und auch David, haben jedes Mal mit dem Kopf geschüttelt, wenn ich mich vor einem Anlass, zu dem man sich nicht besonders schick anziehen musste, umgezogen habe.

In der Küche mache ich mir schnell eine Scheibe Brot und dann geht es auch schon los.

Das Konzert findet in der Laeiszhalle statt. Der Saal ist komplett ausverkauft. Seine Tour steht unter dem Motto „Wohnzimmerkonzert“ und tatsächlich ist die Atmosphäre eine ganz andere als in einer großen Konzerthalle. Das Bühnenbild gleicht einem Wohnzimmer im 50er Jahre Stil.

Meine Mom sitzt eine Reihe hinter mir; da wir nur noch Restkarten bekommen haben, mussten wir diesen Kompromiss eingehen.

Im Saal befinden sich 95 Prozent Frauen. Welch Überraschung. Die restlichen fünf Prozent bestehen aus mitgezogenen Ehemännern, Lebenspartnern und homosexuellen Männern. Zu der Prozentzahl zähle ich auch noch die Musiker, die auf der Bühne stehen.

Das Licht fährt herunter und die Band beginnt zu spielen. Endlich kann ich völlig abschalten. Als Tim Bendzko die Bühne betritt, hält sich keiner mehr auf den Plätzen. Statt eines eigentlichen Sitzplatz-Konzerts, wird es doch ein Steh-Konzert. Ich singe alle Texte mit. Klatsche in die Hände, bis sie tierisch brennen und jubele, so laut ich kann, der Band zu. Mich durchdringt ein Gefühl von Freiheit. Das Gefühl habe ich die letzten zwei Tage vermisst.

Meine Mom und ich verlassen das Konzertgebäude mit fröhlicher und ausgelassener Stimmung. Wir haben beide Hunger und da momentan der Hamburger Dom auf dem Heiligengeistfeld stattfindet, beschließen wir, uns dort eine Kleinigkeit zu essen zu holen. Da es zu regnen angefangen hat, speisen wir gemütlich im Auto.

„Und? Hast du Liam schon geschrieben?“

„Jup, habe ich“, antworte ich mit vollem Mund.

„Vielleicht solltest du erst einmal aufessen, bevor wir eine Konversation starten“, sagt sie lachend. Die halb volle Schmalzkuchentüte legt sie beiseite. Sie startet den Motor und somit treten wir den Heimweg an. Während der Fahrt nutze ich die Chance, um meine Mom um Rat zu fragen.

„Mom?“ So beginne ich Gespräche immer, wenn ich ihre Hilfe brauche.

„Was ist los?“ Und mittlerweile weiß sie das.

„Ich bin unsicher, ob ich Liam noch mal treffen sollte. Mein Gefühl rät mir davon ab, aber mein Kopf sagt mir, dass ich vielleicht tolle Erfahrungen verpasse.“

„Hm … Das ist auch keine einfache Entscheidung. Du kannst auf Nummer sicher gehen und belässt es bei einem One-Night-Stand oder du gehst das Risiko ein, dass es beim zweiten Mal vielleicht nicht mehr so toll ist wie beim ersten Mal. Oft ist das Neue aufregend und spannend und macht es zu etwas Besonderem. Eine Wiederholung fühlt sich meist nicht mehr so gut an. Die Erwartung ist groß und dann wird man bitterlich enttäuscht. Aber mit Liam ist es möglicherweise anders.“

„Danke, Mom. Wenn ich an diese SM-Sache denke, dann bekomme ich irgendwie ein beklemmendes Gefühl.“

„Dann kennst du die Antwort doch schon.“

Zu Hause angekommen, mache ich mich sofort bettfertig und lege mich schlafen. Ich habe den Drang auf mein Handy zu schauen, bevor ich die Augen schließe. Aber wahrscheinlich wird eh nur eine Nachricht von Liam, in der er mich fragt, ob ich mich bereits entschieden habe, angekommen sein. Und seit dem Konzert fühle ich mich leicht und frei. Mit dem Gefühl möchte einschlafen und lasse deshalb das Handy aus.

Am Morgen nehme ich eine heiße Dusche. Meine Brustwarzen sehen fast schon wieder normal aus. Im Gegensatz zu meinem Hintern. Schade, dass die Haut dort nicht schneller verheilt. An den Schmerz beim Hinsetzen habe ich mich gewöhnt. Ich freue mich aber schon darauf, mich wieder schmerzfrei hinsetzen zu können.

Schmerz ist definitiv nicht meins. Beim besten Willen kann ich nicht nachvollziehen, dass Menschen dadurch geil werden können. Ich bin dankbar für die Erfahrung. Die Nacht hat mir durchaus gefallen. Es war neu und aufregend und das hat für mich den Reiz ausgemacht. Nach jedem Treffen mit Liam mit Spuren auf der Haut und Schmerz nach Hause zu gehen …

Nein, danke. Darauf kann ich getrost verzichten. Die Nähe und Geborgenheit werde ich vermissen. Wie auch seine Fähigkeit, die Kontrolle voll und ganz zu übernehmen. Dennoch würde ich jedes Mal mit einem flauen Gefühl im Magen zu ihm fahren. Vor allem möchte ich mein vollkommenes Freiheitsgefühl nicht aufgeben. Das ist mir gestern nach dem Konzert klar geworden.

Obwohl ich vor dem Duschen meine Blase entleert habe, habe ich das Bedürfnis, sie wieder zu entleeren. Ich befürchte das Schlimmste. Auf dem Klodeckel sitzend, versuche ich, meiner Blase freien Lauf zu lassen. Allerdings höre ich es nur dreimal plätschern. Drei verdammte Tropfen haben meine Blase verlassen und dabei habe ich dieses unangenehme Gefühl in der Blasengegend verspürt. Herzlichen Glückwunsch. Neben den ganzen Arschschmerzen hat es jetzt auch noch meine Blase erwischt. Normalerweise bekomme ich spätestens zwei Tage nach dem Akt eine Blasenentzündung. Wieder eine Premiere. Ich hatte wohl doch zu lange mit dem Klogang gewartet, als ich bei ihm war. Jetzt habe ich den nächsten Salat. Nachher kaufe ich mir Blasentee und Cranberrysaft. Mit Glück bekomme ich diese Entzündung selbst in den Griff und muss beim Arzt nicht wieder in einen kleinen Plastikbecher pinkeln. Das hasse ich. Ich habe jedes Mal Angst, mich anzupinkeln, wenn ich den Becher unter mich halte. Als Mann ist man da treffsicherer.

Nach einem guten Frühstück und einem Liter Tee, schalte ich mein Handy ein.

Liam habe ich lange genug zappeln lassen. Nun werde ich ihm meine Entscheidung verkünden.

Fünf ungelesene Nachrichten. Alle von Liam.

Melina? Hast du dich entschieden?

???

Guten Morgen. Ich hoffe du hast gut geschlafen.

Wie viel Zeit brauchst du denn noch?

Alles ok?

Ich freue mich darüber, dass er sich anscheinend für mich interessiert, aber auf der anderen Seite lösen seine Nachrichten Stress in mir aus. Leider negativen. Dann bringe ich es mal hinter mich.

Hey. Alles ok. Ich hatte gestern nach dem Konzert mein Handy direkt ausgelassen. Also … ich habe mich jetzt entschieden. Es ist nicht meins. Diese Sache mit dem Schmerz. Ich möchte das nicht. Mein Körper ist mir heilig und ich will nicht, dass ihm Schaden zugefügt wird. Dafür achte ich ihn zu sehr. Es tut mir leid. Das war wirklich eine tolle, unvergessliche Nacht für mich. Danke, Liam.

Als ich auf senden drücke und meine Worte an Liam nicht mehr rückgängig zu machen sind, besucht mich wieder diese Unsicherheit. War das die richtige Entscheidung?

Die vernünftigste auf jeden Fall, pflichtet mir mein Engelchen bei. Am liebsten würde ich ihn blockieren und seine Nummer löschen. Irgendwie habe ich Angst, dass seine Worte auf meine Absage mich verletzen könnten. Deshalb muss es die richtige Entscheidung sein.

Ich lege mein Handy aus der Hand, als ich sehe, dass er online gekommen ist. Ich bin psychisch nicht bereit für seine Antwort.

Daher geselle ich mich zu meinen Eltern ins Büro, um zu arbeiten. Mit meiner Mom halte ich noch einen kurzen Small Talk über das gestrige Konzert, bevor ich fleißig werde.

Das Buchen von Belegen ist tatsächlich eine äußerst gute Ablenkung. Meine Gedanken kreisen nur um die jeweiligen Konten.

Mein Tag verlief gut, bis auf die Tatsache, dass ich stündlich aufs Klo muss. Ich fühle mich befreit. Als sei mir eine Last von den Schultern gefallen. Erst, als ich mein Handy abends in die Hand nehme, spüre ich, wie sich meine Schultern anspannen und sich die Angst und die Unsicherheit wieder melden.

Ganz oben in meiner WhatsApp Liste erscheint Liam. Bevor ich seine Nachricht öffne, scrolle ich die Liste einmal runter und wieder hoch. Das ist ein Tick von mir. Ich vollziehe dieses kleine Ritual täglich. Eigentlich ist es nur die Neugierde, ob jemand ein neues Profilbild hochgeladen hat. Dabei fällt mir auf, dass Amb kein Profilbild mehr von sich drin hat, was wirklich ungewöhnlich ist, da sie sich immer von ihrer schönsten Seite präsentieren muss. Als ich unseren Chatverlauf öffne, kommt die Meldung auf, dass ich dieser Person keine Nachrichten mehr senden kann.

Haha. Krass, da hat die Alte mich tatsächlich einfach blockiert! Ich weiß, da ich Amber sehr gut kenne, dass es ihr spätestens in zwei Wochen leidtun wird und sie mich vermisst. Denn sie hat kaum Freunde und ist auf diese aber angewiesen. Ich komme auch gut ohne Freunde aus. Für Ratschläge habe ich meine Mom und wenn ich ins Kino oder feiern gehen will, gehe ich alleine oder ich frage Josh, ob er mich begleitet.

Amber steht nun auch auf meiner Ignore-Liste, damit ich sicher gehe, dass ich in Zukunft nichts mehr von ihr hören werde. Ihre Entschuldigung kann sie sich sonst wo hinstecken. Für mich ist das Thema durch. Nun da das geregelt ist, kann ich mich Liams Antwort widmen. Allerdings muss ich vorher noch einmal dringend auf die Toilette. Scheiß Blase! Es war wohl einfach zu krass, was Liam da mit mir angestellt hat. Aber dieses Thema ist nun auch durch. Alles aus und vorbei. Ich kann mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren.

Juhu!, ruft meine innere Stimme. Selbstverständlich mit einem ironischen Unterton.

Nachdem ich meine Blase unter Schmerzen entleert habe, lege ich mich gemütlich auf mein Bett, atme einmal tief durch und öffne dann seine Nachricht.

Hm … Schade. Aber ich akzeptiere deine Entscheidung natürlich, auch wenn ich mich gefreut hätte, weiter mit dir zu spielen. Ich will dir aber anbieten, dass wir auch normalen Sex haben können, wenn du magst. Meine Nummer hast du ja. Kannst dich immer melden.

Scheiße! Hätte er mein Nein nicht einfach gänzlich akzeptieren können? Und peng! Da ist die Unsicherheit vollkommen in mir ausgebrochen. Was mache ich denn jetzt? Wenn ich sein Angebot annehme, bin ich inkonsequent. Wenn ich es ablehne, könnte ich es spätestens dann bereuen, wenn ich Lust auf einen Schwanz bekommen sollte und mir die Selbstbefriedigung keinen Spaß macht. Ja, solche Phasen habe ich leider. Die Sehnsucht schwindet nach ein paar Tagen wieder. Nerven tut sie trotzdem. Es wäre praktisch, einen Schwanz auf Abruf zu haben. Liam ist schon ein guter Liebhaber. Den findet man auch nicht so schnell irgendwo im Internet oder in irgendeinem Club.

Er ist der erste Mann, der Leidenschaft in mir ausgelöst hat. Wieso sollte ich ihn demnach gehen lassen? Liam, ohne Schmerz. Das Angebot ist äußert attraktiv. Ich springe von meinem Bett und laufe die Treppen ins Büro hoch.

„Mom!“

Sie schaut von ihrem Bildschirm zu mir auf und wirkt gerade leicht gestresst, sodass ich sie eigentlich nicht ablenken mag, aber es ist wirklich dringend. Finde ich.

„Was ist denn jetzt los?“ Mein Dad arbeitet konzentriert weiter. Er weiß, dass er gar nicht wissen will, worum es geht.

„Ich habe Liam geschrieben, dass ich das Ganze nicht möchte und nun hat er mir angeboten, ganz gewöhnlichen Sex mit ihm zu haben. Soll ich das Angebot annehmen oder besser nicht? Praktisch wäre es doch schon, oder wie siehst du das?“

„So euphorisch, wie du gerade auf mich wirkst, solltest du es wohl annehmen. Solange du dich nicht in ihn verliebst, hast du doch auch kein Risiko.“

„Optisch ist er eigentlich auch überhaupt nicht mein Typ. Ich bin jedoch ziemlich neugierig, was für ein Mensch er ist. Normalerweise durchschaue ich die meisten Männer nach wenigen Minuten. Bei ihm war das nicht möglich.“

„Und wieder hast du dir die Frage doch selbst beantwortet.“

„Ja, Mom. Aber du bringst mich doch immer dahin. Danke schön!“

Ich werfe ihr einen Kuss zu und sie fängt ihn auf. Ich liebe meine Familie. Wir sind eine coole Truppe. Ansonsten wäre ich wohl schon ausgezogen. Ich habe meine Familie echt gerne um mich, sie geben mir viel Halt.

Ich stürme zurück in mein Zimmer und tippe zielsicher die Antwort auf Liams Angebot in mein Handy ein. Mit seiner Reaktion hat er mich total überrascht.

Wie könnte ich dieses Angebot ablehnen? Das nehme ich auf jeden Fall sehr gerne an.

Das freut mich natürlich. :)

Ich bin ein Mensch, der Klarheit braucht. Und ich hoffe, dass ich diese Entscheidung nicht bereuen werde, weil ich mich emotional momentan völlig frei fühle. Ich genieße es und brauche das auch. In der Vergangenheit sind einige unschöne Dinge passiert und ich habe mich echt oft richtig scheiße gefühlt. Daher wollte ich keinerlei zwischenmenschliche Beziehungen eingehen. Vor allem nicht intimer Natur, da es doch immer an Emotionen geknüpft ist. Ich will nur, dass du das weißt.

Abgeschickt, frage ich mich, was ich da eben geschrieben habe. Ohne darüber nachzudenken, habe ich diese Worte in mein Handy eingetippt.

Peinlich … Das klingt, als wenn ich davon ausgehe, dass er an einer Beziehung mit mir interessiert wäre. Ich bin es jedenfalls nicht und das weiß er jetzt. Seine Sache, was er mit der Info macht. Sofort kommt eine Antwort. Er scheint echt viel am Handy zu hängen oder er hat es auf laut.

Seit der Trennung von David, habe ich mein Handy auf lautlos. Höchstens auf Vibration. Handytöne lösen in mir negative Gefühle aus. Ich verbinde das mit unseren Streitereien über WhatsApp oder mit seinem ewigen Angerufe, weil er das per Telefonat klären wollte und ich aber dermaßen mucksch war, dass ich nicht mit ihm reden wollte. Daher antworte ich nur, wenn ich von mir aus an mein Handy gehe. Angerufen werde ich glücklicherweise so gut wie nie. David war der Einzige, mit dem ich telefoniert habe. Ich hasse telefonieren.

Alles klar.

Liams Antwort fällt knapper aus, als erwartet. Darauf antworte ich nicht. Meine Blase meldet sich wieder und ich weiß, dass es richtig schmerzhaft wird, da ich viel zu wenig getrunken habe. Ich presse, sage und schreibe, vier Tropfen aus meiner Blase, gefolgt von einem ziehenden Schmerz, der mich zusammenfahren lässt. Vorgebeugt sitze ich auf der Schüssel, bis der Schmerz langsam nachlässt.

Als ich die Tortur hinter mich gebracht habe, gehe ich in die Küche und schenke mir ein Glas Cranberrydirektsaft ein, den ich mir vorhin im Drogeriemarkt besorgt habe. Der ist so unglaublich sauer und bitter, dass sich alles in meinem Mund zusammenzieht.

Zukünftig werde ich den besser mit Wasser verdünnen. Ich mache mir noch einen Blasen-Nieren-Tee und gehe wieder auf mein Zimmer. Dort beschließe ich, etwas im Internet zu surfen. Schaue mir Bilder von Hochzeiten an, da ich im Sommer eine fotografieren werde. Etwas Inspiration kann nie schaden.

Bevor ich schlafen gehe, überprüfe ich mein Handy nach Nachrichten. Liam hat mir doch noch etwas geschrieben. Eine halbe Stunde nach seiner letzten Nachricht.

Willst du irgendwie darüber schreiben, was dir so passiert ist?

Als wenn dich das nun interessieren würde … Mit dem Lesen seiner Worte höre ich förmlich den desinteressierten Unterton in seiner Stimme mitschwingen. Aus reiner Höflichkeit gefragt. Sein Mitleid brauche ich nicht.

Nicht wirklich. Meine letzte Beziehung war einfach für den Arsch. Mehr brauchst du auch gar nicht wissen. Das ist ein komplexes Thema.

Das kann ich mir vorstellen. Da finde ich es reizvoller, wie du an meinem Schwanz saugst.

What? Mit einem schlagartigen Themenwechsel habe ich nicht gerechnet. Na dann: Lass das Spiel beginnen.

Sagst du das nicht auch nur so? Das hätte ich wahrscheinlich schon längst freiwillig getan. ;)

Nein, du kannst wirklich geil blasen. Wenn ich dich abholen würde, würde dein Kopf in meinem Schoß liegen, sobald du bei mir im Auto sitzt. Soll ich dich abholen kommen?

Will er mich jetzt ernsthaft um 23 Uhr noch abholen kommen? Aufregung macht sich in mir breit. Irgendwie geil, aber irgendwie merke ich, dass ich Angst vor unserem nächsten Aufeinandertreffen habe. Für eine Sache ist die Blasenentzündung gut. Sie verschafft mir eine glaubwürdige Ausrede.

Ich hätte auf jeden Fall Bock, aber ich habe mir eine Blasenentzündung eingefangen und muss alle zwanzig Minuten auf die Toilette.

Sehr, sehr schade. Dann ein andermal. Gute Besserung!

Danke schön.

Liam geht offline.

Ist er nun enttäuscht? Hm … Hoffentlich nicht. Ich bin ja nicht seine persönliche Nutte, die immer für ihn abrufbereit sein muss. Das hatte ich mir eigentlich eher andersherum vorgestellt. Anstatt mir darüber Gedanken zu machen, gehe ich schlafen.

Die Nacht war grauenvoll. Schlaf kam zu kurz, da ich ständig aufs Klo musste. Die Schmerzen werden immer schlimmer und der Abstand zwischen den Klogängen immer kürzer. Daher beschließe ich, nach 15 Uhr in die Notaufnahme zu gehen. Zum Frauenarzt würde ich es gar nicht erst schaffen, weil ich wirklich ständig meine Blase entleeren muss. Ein Krankenhaus vor der Tür zu haben, hat seine Vorteile.

Gleich nach der Anmeldung wird mir dieser schöne Plastikbecher in die Hand gedrückt. Ich gehe zum Patienten-WC und hoffe, dass ich genügend Tropfen Urin aus meiner Blase gepresst bekomme und dass diese dann auch im Becher landen und nicht im Klowasser oder womöglich noch auf meiner Hand. Immerhin macht das WC einen sauberen Eindruck. Ein großer Fan von öffentlichen Toiletten bin ich ja nicht gerade. Aber meine Phobie hat sich in den letzten Jahren nach und nach gelegt.

Früher habe ich immer angehalten und gewartet, bis ich zu Hause bin. Vor allem das große Geschäft ging nur zu Hause. Als ich in der 9. Klasse auf Klassenfahrt war, habe ich eine Woche lang nicht gekackt. Meine Eltern holten mich nach den sieben Tagen vom Bahnhof ab. Ich bat meinen Dad schnell nach Hause zu fahren, weil ich natürlich dringend kacken musste und Bauchschmerzen hatte. Da gab es Ärger mit meinem Dad. Er hat eine hypochondrische Veranlagung. Nun weiß ich, dass es hätte zum Darmverschluss kommen können …

Das Thema Kacken und Frauen ist ja ein heikles Thema. Frauen kacken nicht. Bei uns landen Blümchen und Glitzer in der Schüssel. Stinken tut das natürlich auch nicht. Ich glaube, dass dieser gesellschaftliche Gedanke sich da total in mein Gehirn eingefressen hatte. Gut, dass ich den losgeworden bin. Obwohl es mir trotzdem unangenehm war, als Liam mir seinen Finger in den Po gesteckt hat. Da wurde eine Grenze gesprengt. Kacken auf öffentlichen Toiletten war der erste Schritt und der zweite, öffentlich den Finger eines fremden Mannes in den Po gesteckt zu bekommen.

Die geilsten öffentlichen Toiletten, um das große Geschäft zu erledigen, sind die im Club, sprich beim Feiern gehen. Auf dem Mädchenklo überdeckt der Duft von Deo und Parfüm jeglichen Kackgeruch und der Bass dröhnt dermaßen, dass man so laut furzen kann, wie man möchte. Keine Sau wird es hören. Man kann sich total entspannen und richtig gehen lassen. Die meisten Menschen müssen auf Grund des Alkohols nur pinkeln, aber wenn ich vorhabe zu trinken, esse ich vorher ausgiebig, um eine gute Grundlage zu schaffen. Keinen Alkohol auf leeren Magen. Regel Nummer 1.

Seit fünf Minuten sitze ich auf der Kloschüssel. Nun müsste sich genügend Flüssigkeit in meiner Blase angesammelt haben. Ich hole tief Luft und lasse laufen. Unter unglaublichen Schmerzen treffe ich mit meinen Urin perfekt in den Becher. Ohne mich anzupinkeln! In diesem Moment bin ich echt ein wenig stolz auf mich. Gedanklich gebe ich mir selbst ein high-five darauf.

Nachdem ich meine Hände gewaschen und desinfiziert habe, bringe ich den warmen Becher zur Anmeldung, ohne dabei irgendjemandem in die Augen zu sehen. Beim Frauenarzt gibt es die Möglichkeit, den Becher in einen Schrank im WC abzustellen.

Na ja … es gibt Peinlicheres. Ich werde gebeten, Platz zu nehmen und zu warten.

Erst mal versuche ich, die Zeit mit einem Klatschblatt schnell verstreichen zu lassen. Nach dreißig Minuten blättern bin ich dermaßen gelangweilt, dass ich doch zu meinem Handy greife. Eigentlich sind Handys nicht erwünscht, aber ich habe meins auf lautlos und Krankenzimmer mit irgendwelchen Geräten, die auf Strahlung reagieren, sind auch nicht in der Nähe.

Freude kommt in mir auf. Liam hat geschrieben.

Hey, wie geht’s dir heute?

Sitze gerade in der Notaufnahme.

Er ist online. Juhu!

So schlimm?

Ja, es wurde leider nicht besser, sondern ganz im Gegenteil. Nun bekomme ich hoffentlich Antibiotikum verschrieben und dann sollte es besser werden. Aber ich hasse es, Tabletten einnehmen zu müssen.

Kann ich verstehen. Ich war vor Jahren das letzte Mal beim Arzt. Halte von Ärzten recht wenig. Wenn ich krank bin, was so gut wie nie vorkommt, lege ich mich hin, schlafe und trinke viel.

Sei froh, dass du bisher so gut davon gekommen bist.

Bin ich auch. Und musst du noch lange warten?

Hoffentlich nicht. Ich sitze bald eine Stunde hier rum, mit dem Gefühl die ganze Zeit pinkeln zu müssen.

Das ist doof. Ich muss dann auch mal los. Habe noch einen Job. Kannst dich ja später melden.

Alles klar. Viel Spaß.

Danke.

Und weg ist er. Viel Zeit ist nicht umgegangen, aber immerhin war es eine kleine Ablenkung.

In dem Moment sehe ich Joshi durch den Eingang kommen. Ich winke ihm zu.

„Hey, was machst du denn hier?“, frage ich ihn neugierig.

„Mama und Papa meinten, dass du hier bist und ich weiß ja, dass man hier gut einige Stunden sitzen kann und deshalb wollte ich dir Gesellschaft leisten.“

Ich nehme ihn in den Arm und drücke ihn einmal ganz doll zur Begrüßung.

„Das ist total lieb von dir! Ablenkung tut mir echt gut. Ansonsten treibt mich meine Blase noch in den Wahnsinn.“

„Sag mal … wie hast du dir die Entzündung eigentlich mal wieder eingefangen?“, fragt mich mein kleiner, lieber Bruder mit einem frechen Grinsen im Gesicht. Als schelmisch könnte man es auch beschreiben. Ich verdrehe die Augen.

„Als kennst du die Antwort nicht schon längst.“

„Natürlich, aber wer ist dafür verantwortlich. Mama wollte nichts verraten und Papa hat auch dicht gehalten.“

„Du kennst ihn nicht.“

„Dass es nicht David ist, ist mir klar. Erzähl mal, wer er ist. Muss doch wissen, mit wem ich mich anlegen muss, wenn er meiner Schwester das Herz bricht.“

„Kleiner Bruder plötzlich ganz groß.“ Ich lache herzhaft.

„Du wolltest doch immer einen älteren Bruder.“

„Wann habe ich das denn gesagt? Ich bin mit dir mehr als zufrieden.“ Er quiekt kurz auf, als ihm liebevoll in den Arm zwicke.

„Los, erzähl.“

„Du bist ganz schön neugierig, Josh.“

„Hey, ich soll dich doch ablenken. Und wenn ich dabei die neuesten Infos erfahre, haben wir beide was davon.“ Wo er recht hat …

„Er ist Stripper.“ Josh lässt mich nicht weiterreden.

„Mel, du hast dir einen Stripper klargemacht? Haha, nein. Wie geil ist das denn? Das glaube ich nicht! Das hätte ich dir nie zugetraut.“

Ich weiß, dass Josh David die Story gerne unter die Nase reiben würde. Er hat Joshi damals ein Geheimnis erzählt und ihn damit unglaublich belastet, weil dieses Geheimnis für mich unbeschreiblichen Schmerz bedeutete. Es handelt sich um die Wahrheit der Lüge, die er mir aufgetischt hatte. Letztendlich konnte mein kleiner Bruder es nicht mehr alleine tragen und vertraute sich meinen Eltern an. Allerdings habe ich auf eine andere unschöne Weise von der Wahrheit erfahren.

David war nämlich so klug – Achtung Ironie – und hat es einem Bekannten seinerseits erzählt, der gut mit einer meiner Freundinnen befreundet ist. Sie wohnt mittlerweile nicht mehr in Hamburg, daher sehen wir uns leider viel zu selten. Jedenfalls erzählte ihr dieser die Story und als wir alle gemeinsam, auch David, auf einer Hausparty von dem Bekannten waren, nahm mich meine Freundin zur Seite und erzählte mir das, was Joshi viel zu lange tragen musste. Eine Welt brach für mich zusammen. Ich bewundere mich immer noch dafür, dass ich die Fassung bewahren konnte. David spürte, dass irgendetwas nicht stimmt und verließ vorzeitig die Party.

In der Zeit lief es eh nicht gut zwischen uns. Wir hatten eine kleine Beziehungspause eingelegt. Ich wollte dann natürlich auch schnellstmöglich nach Hause. Meine Freundin schloss sich mir an. Leider fuhr sie nur drei U-Bahn Stationen mit mir und konnte mich somit nicht weiterablenken. Ich kämpfte die ganze Fahrt über mit den Tränen. Als ich zu Hause war, schaffte ich es kaum in mein Zimmer.

Nachdem ich meine Zimmertür geschlossen hatte, warf ich mich aufs Bett und brach in ein hysterisches Heulen aus. Noch nie in meinem Leben habe ich so geweint. Ich war noch nie dermaßen enttäuscht von einem Menschen. Ich fing an, zu hyperventilieren. Bekam kaum Luft. Ich weiß noch, wie ich mir dann Kopfhörer in die Ohren steckte, von Limp Bizkit Break Stuff anmachte und den Text wutentbrannt mitsang. Singen konnte man das natürlich nicht nennen. Meine Eltern bekamen somit Wind davon, dass irgendetwas nicht stimmte und kamen zu mir ins Zimmer. Sie waren leicht geschockt, als sie mich in einem derartigen Zustand sahen. Meine Mom nahm mich sofort in den Arm. Ich brauchte die Geschichte nicht erzählen, weil sie die schon längst kannten. Da brach nochmals eine Welt für mich zusammen. Ich war unsagbar sauer, dass David meinen Bruder damit belastet hat. Wenn ich daran denke, kommt es mir heute noch hoch. Um mich nicht auf diese Gedanken einzulassen, erzähle ich Josh mehr über Liam.

„Woah, cool, dass er auch fitnessbegeistert ist! Scheint ein guter Kerl zu sein.“

„Ja, aber irgendwie ist er auch komisch. Mal sehen, was ich noch über ihn erfahren werde.“

„Du machst das schon, Mel.“ Und dann wird endlich mein Name aufgerufen.

„Melina Stevens. Bitte in Behandlungsraum Nummer Zehn.“

„Joshi, du kannst ruhig schon nach Hause gehen. Danke, dass du mit mir gewartet hast.“

„Alles, klar. Wir sehen uns nachher. Es war mir eine Freude.“ Er zwinkert mir zu und begleitet mich bis zum Ausgang. Ich winke ihm noch einmal zu.

Im Behandlungsraum muss ich weiterhin warten. Gefühlte Stunden verbringe ich nun schon in diesem Krankenhaus. Und nur, um ein doofes Rezept zu bekommen.

Die „Behandlung“ dauert geschlagene drei Minuten. Mit einem Rezept für ein Antibiotikum in der Hand mache ich mich auf den Weg zur Apotheke, die sich gegenüber von dem Krankenhaus befindet. Das Glück ist nicht auf meiner Seite. Sie haben das Medikament nicht vorrätig. Ich setze meinen Bitte-bemitleide-mich-Blick auf und da mich ein Apotheker bedient, hat er seine Wirkung. Er ruft bei der nächsten Apotheke an und fragt nach, ob es dort vorrätig ist. Glück im Unglück. Die nächste Apotheke hat es da. Ich bedanke mich mit einem zuckersüßen Lächeln und mache mich auf dem Weg zur nächsten Apotheke, die nur drei Busstationen entfernt liegt.

Langsam brauche ich eine Toilette, aber ich weiß, dass mich meine Blase verarscht und leer ist. Ich habe nämlich seit dem letzten Klogang nichts mehr getrunken.

Mit dem Antibiotikum in der Tasche gehe ich zum Croqueladen um die Ecke. Wenn ich schon mal hier bin, kann ich mir auch gleich etwas zum Essen mitnehmen.

Zu Hause angekommen, werfe ich den Croque auf den Küchentisch und renne zur Toilette.

Fünf Tropfen. Da hätte ich mich auch einpinkeln können, das wäre keine Katastrophe gewesen.

Ich nehme zuerst die Tablette ein und genieße dann den äußerst schmackhaften Hawaii Croque. Satt lege ich mich ins Bett und höre Musik.

Zwischendurch schreibe ich Liam noch, dass ich lange warten musste, aber meine Tabletten nun bekommen habe. Er antwortet leider nicht sofort.

Erst gegen 23 Uhr sehe ich, dass mein Handy blinkt und er mir geschrieben hat.

Das ist gut. Dann bist du hoffentlich schnell wieder fit. Würde dich schon gerne bald wiedersehen.

Da kommt doch tatsächlich schon wieder dieses Gefühl von Lampenfieber in mir auf. Entspanne dich, Mel. Du brauchst doch eh noch ein paar Tage, bis du wieder fit bist.

Das hoffe ich natürlich auch, aber ein paar Tage werde ich schon noch brauchen, um vollkommen genesen zu sein. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich dich sobald wiedersehen möchte. Vielleicht hältst du dein Wort nicht und lässt mich wieder leiden. Körperlich bist du mir bei Weitem überlegen. Da hätte ich keine Chance.

Hm … Stell dir vor, ich entscheide, wann du kommst. Ich bringe dich non stop auf heiße Gedanken. Spiele an dir, so, dass du kurz vor deinem Orgasmus bist. Und dann höre ich auf und wiederhole es. Dann entsteht richtig schnell Druck. Geistig und körperlich verlangt es dann nach Befriedigung. Aber die ist abhängig von mir und das passiert in wenigen Minuten bis Stunden. Klar, dass du ab und zu Erholung brauchst, um Sinne und Reize zu regenerieren, aber da bist du noch nicht.

Du brauchst momentan eher die fremde Bestimmung. Den Reiz benutzt zu werden. Gewollt, begehrt und verführt zu werden. Dass du hohen Wert entsprichst. Das befriedigt dich und steigert deine Lust.

Oh. Mein. Gott. Ich bin sprachlos. Wie kann Liam wissen, was mich anmacht, wenn ich mir selbst dessen vorher gar nicht bewusst war? Aber jetzt, wo er die Worte niedergeschrieben hat … Er hat es voll auf den Punkt gebracht. Der erste Teil hat mich schon ziemlich angemacht. Aber der zweite Teil seiner Nachricht hat mich umgehauen. Das stimmt. Mich macht nichts mehr an, als ein Mann, der mir das Gefühl gibt, mich zu begehren, mich unbedingt zu wollen und mich dann auf Händen zu tragen. Aber nicht auf eine schnulzige Art und Weise. Er darf dabei seine Männlichkeit nicht verlieren. Das hat Liam mit der Fremdbestimmung schon gut zum Ausdruck gebracht. Ich will einen Mann, der mich will und die Ansagen macht. Der mich benutzt, weil er mich unbedingt benutzen will. Ich bin feucht. Na super. Am liebsten würde ich mich von ihm abholen lassen und jetzt habe ich diese verfickte Blasenentzündung. So schnell kann die Stimmung umschlagen. Eben noch dankbar, eine Ausrede zu haben und plötzlich wünscht man sich nichts anderes, als gesund und fickbar zu sein.

Das stimmt. Ich weiß gar nicht, was ich dazu schreiben soll. Das hat zuvor noch kein Mann erkannt. Wie kannst du das wissen?

Tja, ich beobachte dich genau. Ich konnte es in deinen Augen sehen.

Mel, bleib cool. Du bist nur erregt. Mach ihm jetzt bloß keinen Heiratsantrag, rede ich mir selbst zu.

Oh. War mir nicht bewusst, dass ich so ein offenes Buch bin. Dann müssen die anderen Männer ja Legastheniker gewesen sein.

Wie viele Männer hattest du denn schon?

Shit! Soll ich jetzt lügen. Aber es bringt nichts. Er wird eh gemerkt haben, dass ich ziemlich unerfahren bin und außerdem hatte ich das ja auch schon mal angedeutet.

Nach meinem Ex hatte ich noch etwas mit einem anderen Kerl. Also zwei Männer.

Okay. Dann habe ich mit dir ja ein beinahe jungfräuliches Wesen abbekommen. ;)

Meinen Hintern hast du auf jeden Fall entjungfert. Ohne mich zu fragen!

Ich bin halt davon ausgegangen, dass es dir gefällt. In der Bar schien es jedenfalls der Fall zu sein.

Er entschuldigt sich nicht mal. Wo sind seine guten Manieren geblieben?

Tut dir das kein bisschen leid?

Nö, sollte es etwa? Ich hatte meinen Spaß mit deinem Arsch. Und ich weiß, dass es dir auch gefallen hat. Die Schmerzen klingen doch relativ schnell wieder ab. Beim nächsten Mal wird es nicht so schlimm. ;)

Beim nächsten Mal?!

Es wird kein nächstes Mal geben. Finger weg von meinem Arsch!

Wie werden sehen. ;)

Provoziere mich nicht!

Haha, wird Klein-Mel etwa böse. Da sollte ich wahrscheinlich Angst bekommen. :P

Lass das! Ich kann wirklich anders! Du kennst mich doch gar nicht.

Na ja, aber besser als so manch anderer Mann. Anscheinend sogar besser als dein Ex. Der konnte deine Lust wohl nicht entfachen.

Nur, weil du weißt, was mich erregt, heißt das noch lange nicht, dass du mich kennst.

Wir können es gerne darauf ankommen lassen. Was würdest du jetzt am liebsten mit mir anstellen wollen?

Das ist tatsächlich eine gute Frage. Ich habe keine Ahnung, worauf er hinaus will und somit auch keine Ahnung, wie ich darauf nun cool antworten kann. Mein Überlegen scheint ihm zu lange zu dauern, denn es erscheint eine neue Nachricht von ihm auf dem Display.

Bist du so leicht still zu bekommen? So nehme ich dich mit Sicherheit nicht ernst.

Was würdest du mit meinem harten Schwanz gerade machen wollen? Soll ich meine Eier abbinden?

Will er den Spieß jetzt umdrehen? Ich bin ein sehr kreativer Mensch, aber ich habe von derartigen Praktiken keine Ahnung. Ich weiß nicht, was möglich ist und was nicht. Macht ihn das womöglich an? Noch immer fällt mir keine Antwort ein. Liam scheint das nicht sonderlich zu stören und fährt fort.

Soll ich dich mit Herrin anreden? Hm, Mel. Was wünschst du dir? Was soll ich für dich tun?

Keine Ahnung!!! Er schickt mir ein Bild. Als es fertig geladen ist, strahlt mich sein steifer Schwanz an. Er ist echt ein Perverser. Dennoch macht mich der Anblick an. Es macht einen großen Unterschied, ein Dick Pic eines Fremden zugesendet zu bekommen oder ob es der Schwanz ist, den man schon mal in jeglichen Löchern hatte.

Außerdem ist sein Penis ein Prachtexemplar. Vielleicht ist es merkwürdig, einen Phallus als schön zu bezeichnen. Ich finde ihn schlichtweg ästhetisch. Die Form, die Größe, die perfekte Haut. Sein Glied ist makellos.

Ich frage mich nur gerade, welche Gedanken ihn angemacht haben. Findet er es tatsächlich geil, wenn er mich Herrin nennen muss?

Sprachlos? Möchtest du mich beleidigen? Du hast in diesem Augenblick die Möglichkeit, es mir richtig zu geben. Wo ist die böse Mel, die auch anders kann?

Jetzt reicht es!

Meine Geduld ist jetzt wirklich am Ende! Du willst wissen, was ich mit deinem Schwanz machen würde, du kleiner Lauch?

Scheiße. Habe ich eben tatsächlich Lauch geschrieben? Wie heftig … Mel, das kannst du echt besser.

Lauch? xD

Kleines Arschloch hätte es vielleicht besser getroffen. Hör auf mich auszulachen!

Haha, verzeih mir Herrin.

Binde dir erst mal schön fest die Eier ab, bevor du mit einer Entschuldigung ankommst!

Ha! Das war gut.

Möchten Sie ein Beweisbild, Herrin?

Soll er mir doch noch ein Bild seines Geschlechts schicken.

Selbstverständlich. Was fragst du so doof?

Verzeihen Sie.

Drei Minuten später halte ich ein Bild von seinen abgebundenen Eiern in meiner Hand. Er hat einen Schnürsenkel verwendet. Und es sieht danach aus, als wäre es nicht das erste Mal, dass er sich die Eier hat abgebunden. Ungewohnter Anblick, aber schlecht sieht das nicht aus. Etwas schmerzhaft. Steht er auf Schmerzen und fügt sie nicht nur gerne zu? Ich werde nicht umhin kommen ihn zu fragen.

Sieht gut aus.

Danke, Herrin.

Das ist nicht meine Welt. Wieso zieht er mich da schon wieder rein?

Stehst du auf Schmerzen?

Ja, ich bin nicht nur dominant und sadistisch. Ich bin auch devot und masochistisch. Allerdings lebe ich mit einer Frau nur eine Seite aus.

Und was sollte das dann gerade?

Es ist nicht leicht eine dominante Frau zu finden. Vielleicht bist du es ja.

Ich bin definitiv dominant. Aber wie du gemerkt hast, habe ich keine Ahnung von dem, was du da so praktizierst.

Noch nie schmutzige Fantasien in der Richtung gehabt?

Andere. Nicht in der Art und Weise.

Vielleicht findest du ja noch gefallen daran.

Vielleicht. Ich lasse dich mit deinem harten Schwanz dann mal alleine. Ich will schlafen.

Gute Nacht.

Liam ist vor mir offline gegangen. Ich fühle mich doof. Die Wendung, die unser Gespräch genommen hat, hat mir nicht zugesagt. Es fing so gut an, als er mir aus der Seele gesprochen hat. Das hat mich wirklich angeturnt. Die Zügel beim Sex in die Hand zu nehmen und dem Mann Ansagen zu machen? Interessanter Gedanke. Traue ich mir nur nicht zu. Mir fiel es beim Schreiben eben schon schwer, ihm irgendwas entgegen zu bringen. Wie sollte das dann real funktionieren? Da gefällt mir die Vorstellung besser, wie er mich nackt auf Händen trägt und mich ins Bett legt. Geilheit flammt in meiner Pussy auf. Ich mache das Licht aus, lege mich unter die Decke und beginne, Hand an mir anzulegen.

Zärtlich berühre ich meinen Kitzler, während ich mir vorstelle, wie Liam sich langsam auszieht und ich ihn nackt auf seinem Bett liegend dabei beobachte. Ich spreize meine Beine und tue dies auch unter meiner Decke.

Liam steht nackt vor mir am Bettrand und fängt an, seinen geilen Schwanz zu reiben, um ihn für meine feuchte Pussy bereit zu machen. Mit seinem Blick sagt er mir, dass ich selbst auch Hand anlegen soll. Wir beide besorgen es uns selbst. Zuerst schauen wir uns in die Augen, aber um die Erregung zu erhöhen, beobachte ich ihn dabei, wie er seinen Schwanz in seiner Hand bearbeitet und er mich, wie ich genüsslich meinen Kitzler reibe und mich fingere. Zur selben Zeit schiebe ich tatsächlich zwei Finger in mich und presse ihnen mein Becken entgegen. Mein Rücken wölbt sich, so unglaublich erregt bin ich. Um mich selbst dem Orgasmus näherzubringen, stelle ich mir vor, wie Liam aufhört, zu mir aufs Bett kommt, meine Beine noch weiter auseinanderspreizt und dann mit seiner Zunge in meine heiße Vagina eindringt, während ich weiterhin meinen Kitzler reibe. Ich stöhne. Kann es kaum erwarten, den nächsten Gedanken zu visualisieren. Liam schiebt mir seinen großen, harten Schwanz ganz langsam tief in mich hinein. Ich muss mich zusammenreißen. Ich könnte vor Lust schon explodieren, möchte dieses Gefühl aber noch nicht verlieren. Daher lege ich eine kurze Pause ein.

Meine Fantasie erreicht ihren Höhepunkt. Liam steigert die Geschwindigkeit. Ich stöhne ihm laut zu. Flehe ihn an, mich richtig durchzuficken. Ich sehe sein finsteres Grinsen vor meinem inneren Auge und dann beginnt er, mich schnell und intensiv mit seinem heißen Glied zu penetrieren. Dieser Gedanke löst einen heftigen Orgasmus aus. Ich strecke meine Beine, meine Zehen krampfen sich zusammen und gleichzeitig fahre ich mit meinem Oberkörper hoch.

Mit meinem Slip wische ich mir die Feuchtigkeit von den Schamlippen. Ich bin erschöpft, sodass ich sofort einschlafe.

Als ich aufwache, stelle ich überrascht fest, dass ich die Nacht über nicht auf die Toilette musste. Das Antibiotikum scheint zu wirken. Gerade gedacht, meldet sich allerdings meine Blase zu Wort. Mein Schlafoberteil ist komplett durchgeschwitzt, daher beschließe ich, nach dem Entleeren der Blase unter die Dusche zu springen.

Von Liam habe ich den halben Tag nichts gehört. Hoffentlich ist er nicht enttäuscht von mir und lässt mich fallen. Aber wenn das so wäre, dann wäre es halt so. Trotzdem wäre ich leicht traurig darüber. Den ganzen Tag schon trage ich mein Handy bei mir in der hinteren Hosentasche. Normalerweise liegt es in meinem Zimmer. Ich versuche, die Kontrolle über meine Blase zurückzugewinnen. Halte so lange, wie es nur geht, auf, weil ich schlichtweg keine Lust mehr habe, alle fünf Minuten wegen ein paar Tropfen Urin das WC aufsuchen zu müssen. Doch dann muss ich dermaßen dringend, dass ich aufs Klo renne, nicht mal die Tür abschließe, den Deckel viel zu brutal hochklappe, mir die Hose herunterreiße und dann … platsch! Das ist jetzt nicht ernsthaft passiert?!, schießt es mir durch den Kopf. Ich stehe auf, drehe mich um und sehe mein Handy im Klowasser untergehen. Gott sei Dank, ist es so groß, dass es in der Öffnung stecken bleibt. Ohne großartig zu überlegen, greife ich ins Klo, um mein Handy zu retten. Ich lege es in das Waschbecken und entleere erst einmal meine Blase. Ich realisiere nicht, dass mir das wirklich passiert ist. Richtig peinlich wäre es gewesen, wenn ich auf mein Handy gepinkelt hätte. Das Pech lässt mich nicht los. Nachdem ich brav Hände gewaschen habe – und ja, natürlich habe ich das Handy vorher aus dem Waschbecken genommen – probiere ich, es trocken zu bekommen. Ich nehme den Fön und puste es mit kalter Luft an.

Nach einer Stunde liegen lassen, schalte ich es ein. Jedoch passiert einfach nichts. Mein Herz fängt zu rasen an. Nein! Nein! Nein! Den Zettel mit Liams Nummer habe ich weggeworfen. Und die Nummern der Kontakte sind alle auf dem Telefon gespeichert. Das würde bedeuten, dass Liam Geschichte ist, wenn mein Handy Geschichte ist. Ich könnte versuchen, seine Wohnung wiederzufinden, aber ich habe mir Straßenname und Hausnummer nicht gemerkt. Oder ich besuche den Club, in dem er arbeitet. Aber irgendwie wäre das total peinlich. Das lässt mein Stolz nicht zu.

Anstatt zu verzweifeln, beschließe ich, mein Problem bei Google einzugeben.

Ha! Und ich scheine nicht die Einzige zu sein, der das Handy ins Klo gefallen ist.

Google, dein Freund und Helfer. Perfekt. Ich habe die Lösung meines Problems gefunden. Ich schnappe mir mein Handy und gehe in die Küche. Dort hole ich eine Schüssel und zwei Packungen Reis aus dem Schrank. Den ungekochten Reis gebe ich in die Schüssel und lege mein ertrunkenes Smartphone hinein. Es soll ungefähr zwölf Stunden in dem Reis liegen. Danach sollte es wieder angehen. Der Reis entzieht dem Handy die Feuchtigkeit. Bei vielen hat es funktioniert, hoffentlich auch bei meinem Smartphone. Ohne Handy, kein Liam. Kein Liam, keine Ablenkung und somit nutze ich die Zeit produktiv und gehe arbeiten.

Am nächsten Tag nehme ich mein Handy aus der Schüssel und betätige den An-Knopf. Ich bete. Bitte, bitte gehe an! Und dann erhellt das Display meines Samsungs S3 und mir fällt ein großer Stein vom Herzen. Es funktioniert noch. Trotzdem gehe ich auf Nummer sicher und sichere sofort all meine Bilder. Es kann ja gut sein, dass doch irgendwas kaputtgegangen ist und es sich jetzt nur noch nicht bemerkbar macht.

Danach schreibe ich natürlich sofort Liam. Von ihm sind seit unserer letzten Unterhaltung keine neuen Nachrichten eingegangen. Wird ihm also nicht aufgefallen sein, dass ich nicht erreichbar war.

Hey, wie geht es dir? Mein Handy ist mir gestern ins Klo gefallen, aber es geht wieder.

Er ist online und antwortet sofort. Gut, dann ist er also nicht beleidigt mit mir.

Mir geht es gut. Wie geht es deiner Blase? Hahaha! Mel, was machst du denn für Sachen?

Wow, er hat mich Mel genannt. Geht doch.

Das Antibiotikum hat gut geholfen. Ich habe keine Ahnung, wie mir das passieren konnte. Es ist einfach passiert.

Na ja. Hauptsache, dein Handy funktioniert noch. Wäre ja schade gewesen, wenn wir deshalb den Kontakt verloren hätten. Ich freue mich nämlich schon auf unser nächstes Treffen.

Ohne Schmerzen.

Ja, ohne Schmerzen. Obwohl … vielleicht möchtest du mir ja welchen zufügen?

Nein.

Sicher?

Ja.

Okay. Möchtest du mich denn etwas tun lassen?

Zack. Wieder landet ein Bild seines steifen Schwanzes auf meinem Handy.

Sag mal, bist du eigentlich dauergeil?

Wenn ich nichts zu tun habe und mir langweilig ist, dann ja. Soll ich mir die Nippelklemmen anlegen?

Ich will keine Spielverderberin sein und spiele deshalb mit. Außerdem möchte ich auch nicht, dass er denkt, dass ich uncool und verklemmt bin. Das bin ich nämlich ganz und gar nicht. Von solch einer Art von Sexting habe ich noch nie gehört. Ich bin komplett ahnungslos und weiß gar nicht, was er nun von mir erwartet. Aber wenn er mir indirekt mitteilt, was ich tun soll, dann ist es ja ein Kinderspiel.

Ja.

Ok. Möchten Sie ein Bild davon haben und wie lange soll ich sie tragen?

Ja, will ich und trag sie fünf Minuten.

Nur fünf Minuten?

Wenn du mir so kommst, dann zehn Minuten.

Ok.

Dann folgt ein Bild von seiner Brust. An seinen Nippeln hängen die fiesen Nippelklemmen mit den Zacken. Ich taufe sie Krokodilsklemmen. Der Name wird ihnen gerecht.

Ich warte darauf, dass er mir noch etwas schreibt, da ich nicht weiß, was ich darauf nun antworten soll. Als könne er meine Gedanken lesen …

Darf ich es mir in den zehn Minuten selbst besorgen?

Ist mir egal. Da ich aber nicht die ganze Zeit allem zustimmen möchte, werde ich diese Frage verneinen.

Nein, darfst du erst danach.

Ok, Herrin. Wie Sie wünschen.

Ich muss lachen, ich komme mir total albern dabei vor. Ich weiß gar nicht, ob ich ihn bei unserem nächsten Treffen noch ernst nehmen kann.

Nach zehn Minuten folgt erneut eine Frage von Liam.

Wo soll ich hinspritzen?

Wo du gewöhnlich auch hinspritzt.

Hm … Ich könnte ja auch in einen Becher spritzen und ihn für dich aufbewahren.

Warum duzt er mich jetzt wieder? Konsequent ist das nicht.

Wieso solltest du das tun?

Es wäre doch eine Verschwendung, wenn es nicht in deinem Magen landen würde.

Ernsthaft? Dieser Gedanke ekelt mich an. Altes Sperma zu trinken, das ist erniedrigend und einfach abartig. Obwohl ich zugeben muss, dass ich den Gedanken theoretisch sexy finde. Diese Widersprüchlichkeit in mir besorgt mir Kopfschmerzen. Da ich nicht will, dass er auf dumme Gedanken kommt und sein Sperma tatsächlich aufbewahrt, werde ich ihm befehlen, Küchentücher holen zu gehen.

Du wirst auf deinen Bauch abspritzen und diesen dann schön brav mit Küchentüchern sauber machen.

Schade.

Damit ist unsere Konversation beendet. Ich fühle mich nicht mehr ganz wohl bei dem Gedanken, dass ich sein Angebot angenommen habe. Unsere Unterhaltungen gehen in eine Richtung, die mir nicht zusagt. Wahrscheinlich, weil diese Situation immer noch neu für mich ist und ich keinen Plan davon habe, wie ich auf seine Nachrichten reagieren soll. Normalerweise bin ich sehr schlagfertig und weiß mich klar auszudrücken. Unsere Unterhaltungen sind eben nicht 08/15. Würde er mich wie alle anderen Männer auf den Social Media Plattformen nach meinen Hobbies fragen oder was mein Lieblingsgericht ist, dann wäre er nicht interessant für mich. Ich will wissen, was in seinem Kopf vorgeht und woher diese Gedanken kommen. Es muss irgendeinen Grund für seine außergewöhnlichen Vorlieben geben.

NEW PASSION

Подняться наверх