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Einleitung

Kürzlich hatte ich einen spannenden Dialog mit einem meiner früheren Kollegen. »Ich wusste gar nicht, dass du dich mit Meditation befasst«, staunte er. »Ich dachte, der Körper wäre dein Metier.«

Stimmt. Der Körper hat mich schon immer fasziniert. Bevor aus dieser Passion ein Beruf wurde, habe ich zunächst einmal meinen eigenen Körper erforscht. Schon als Kind hat mich das Maximale an ihm gereizt, seine Grenzen hinsichtlich Bewegung, Gefühl und Genuss. Und ich wollte ihn verstehen. Mit sechs rannte ich mit den Jungs aus der vierten Klasse um die Wette und fragte mich, warum weniger gelenkig Aussehende schneller waren als ich, große kräftige aber keuchend hinter mir zurückblieben. Ich brachte den Nachbarskindern das Radschlagen bei und wunderte mich, dass einige zwanzig Räder hintereinander schlagen konnten, während andere nicht einmal die Hände auf den Boden bekamen. Ich erprobte mich stimmlich, indem ich in unserem Treppenhaus lange Arien sang, sodass mich meine Mutter »die Amsel« nannte. Wenn ich aber im Kindergarten ein Lied trällern sollte, war ich stumm wie ein Fisch. Fragen kamen auf und mit seichten Antworten gab ich mich nicht ab. Ich war an allem interessiert, was mir das Funktionieren des Körpers verstehbar machte, doch besonders an dem, was die Zellen meines Körpers einhellig nicken ließ.

Das alles hätte ich meinem Londoner Kollegen über die Reise vom juchzenden Körper hin zu Innenschau und Kontemplation gar nicht erzählen müssen. Denn eigentlich ist es ganz simpel: Wenn sich Neugier mit Aufmerksamkeit paart und im Duett die Innenwelt durchkämmt, gleitet der Fokus automatisch in die Tiefe. Der Radar der Wahrnehmung erhellt das Verborgene. Und verfeinert es. Wahrnehmung verfeinert sich sogar so sehr, dass sie irgendwann auch das menschliche Zentrum des Seins tangiert, aber dazu später mehr.

»Interessant ...« Er nickte höflich. »Um ehrlich zu sein ..., das ist mir etwas zu ..., zu neu. Aber versprochen, ich denke darüber nach.«

Und dann, lange Zeit nach dem Radschlagen, nach dem Um-die-Wette-Rennen und dem Ariensingen, wurde es ruhiger um mich. Das ernste Leben begann. Ich verlor vieles aus den Augen, was mir wichtig gewesen war, und tatsächlich dauerte es einige Jahre, bis der Moment des Versöhnens kam.

Ich befand mich im Training zum Feldenkrais-Practitioner und experimentierte mit einer der kniffligen Bewegungen der Feldenkraisschen Bewusstheitslektionen. Damit das Gehirn die Bewegungsimpulse gut verdaut, wird besonders auf die Pausen zwischen den Sequenzen gepocht. So auch damals. Ich ruhte auf dem Boden und ließ mein Nervensystem seine Arbeit tun. Und boom! Boom! Mit einen Schlag war alles weg. Unwissend war ich hineingeschlittert in einen Moment aus Nichts. Nur Stille war da, eine helle, freundliche Stille. Doch im Schock nach Bewertung grasend, organisierte sich mein Gehirn sofort wieder neu. Fragen kamen auf: Was war das? War es richtig? Warum konnte ich es nicht behalten? Und: Wie bekomme ich es zurück?

An den folgenden Tagen war ich eingewebt in eine Art innere Selbstverständlichkeit, mit der ich durch das Leben ging. Ich fühlte mich leicht und fließend, dennoch sicher, klar und stark. Die Mischung gefiel mir. Was ...? Was, wenn mein Leben immer so wäre? Ja, was wenn ...?

Natürlich wollte ich die Erfahrung wiederhaben. Wahrscheinlich muss ich nicht erwähnen, dass mir genau das erst einmal vor­enthalten blieb. Je mehr ich es versuchte, desto weniger gelang es.

Inzwischen ist Meditation zum Mainstream geworden, mit dem kontemplierenden Buddha als Symbol. Die Neuroforschung belegt im Eilverfahren, warum das Kontaktieren von Stille kolossale Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden hat. Sogar ernsthaften Störungen im Organismus soll es an den Kragen gehen.

Doch auf den passiven Pfad von Meditation habe ich mich auch später nie begeben. Meine Meditationserfahrung ist noch immer dynamisch und bewegt. Noch immer orientiert sie sich am Erforschen, an einem authentischen Körpergefühl und kristallklarem sensomotorischen Genuss. »Ohne glücklichen Körper keine Meditation«, sage ich zu meinen Klienten. Ich bin mir inzwischen sicher, dass es keine echte Meditationserfahrung ohne balanciertes Soma gibt.

Als ich meinen Kollegen im Getümmel von Chelsea wiedertraf, erinnerte er mich: »Übrigens ... ich habe darüber nachgedacht. Was du sagst, klingt logisch. Aber wer ... wer schafft das schon, mit dem Körper am Ende aller Wünsche zu sein?«

Ok. Für ihn ist dieses Buch. Und für alle, die gern beides hätten: einen zufriedenen Körper und einen natürlichen Zugang zu Meditation.

Meditation & Der Körper im Glück

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