Читать книгу Schattenjäger - Katrin Lindemann - Страница 3

Kapitel 1: Einen neuen Weg finden.

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Katrina war grade auf dem Weg nach Hause, sprang vom Dach aus auf den Balkon ihrer eigenen Wohnung.

Es hatte sich so viel geändert.


Noch vor einigen Monaten hätte ich so etwas nie für möglich gehalten. Auch wenn ich mir immer wünschte, in diese mysteriöse Welt einzutauchen. Und doch traf es mich unerwartet und schlagartig. 3 Monate war es nun her, dass ich verwandelt worden war und wieder allein gelassen wurde.

Die Balkontür war wie gewohnt nur angelehnt, so dass ich ohne ein Geräusch von mir zu geben direkt in meine Wohnung treten konnte. Ich schloss die Tür und lauschte den Geräuschen in der Wohnung. Meine Freundin las im Schlafzimmer wohl noch ein Buch. Da sie sich nicht rührte, war ich mir sicher, dass sie die Geräusche meiner Rückkehr nicht bemerkt hatte. Wie albern es mir inzwischen vorkam absichtlich Geräusche von mir zu geben, damit sich jemand nicht zu Tode erschreckte wenn man plötzlich neben ihm stand. Aber da dies zu oft vorgekommen war, ergab ich mich den Umständen. Ich ging in den Flur und streifte dabei den Türrahmen, so laut wie ein Mensch es getan hätte. Klopfte gegen das Holz des Terrariums, ging dann in menschlichem Tempo drum herum und stieß die Tür zum Schlafzimmer leise auf. Janni blickte mich an und legte das Buch beiseite. Sie hatte meine albernen Geräusche gehört und war nicht erschreckt worden. „Schon zurück?“ fragte sie mich. Es sollte wohl belanglos klingen. Ich wusste, dass es ihr immer noch unangenehm war, mit mir in einem Raum zu sein. Zumindest wenn wir allein waren. Ihr beschleunigter Herzschlag verriet sie. Aber ich ignorierte ihn, weil ich hoffte, dass sie sich irgendwann daran gewöhnen würde, was ich war. Zwangsläufig überlegte ich aber wieder, ob ich die bei meinem Geständnis vielleicht nicht so hätte erschrecken sollen. Sie wollte mir ja nicht glauben. Nach einigen Sätzen der Wahrheit, lachte sie mich beinah aus, weil ich so hartnäckig versuchte, sie von etwas zu überzeugen, dass es in ihrer Welt nicht gab. Sie kam zu dem Schluss, dass ich vielleicht betrunken sei und wollte schon gehen. Sie war damals von der Couch aufgestanden und hatte die Hand an der Türklinke, als ich plötzlich vor ihr stand. Eine halbe Sekunde vorher hatte ich noch am Fenster gestanden, welche am anderen Ende des Raumes waren. Sie riss die Augen auf, nicht sicher ob sie das grade richtig verstanden hatte. Guter Trick, hatte sie gemeint. Dann hatte es mir gereicht. Da es spät abends war, hatte ich den Vorteil der Dunkelheit auf meiner Seite. Also packte ich sie und saß eine Sekunde später mit ihr auf dem Dach. Vor Schock wäre sie fast runter gefallen weil sie nicht gewusst hatte, wo sie hin tritt. Natürlich hatte ich mich mehrfach dafür entschuldigt, was sie albern fand. Und was ich ihr hoch anrechnete ist, dass sie sich schnell fasste und mich fragte was ich nun brauchte. Ich war so dankbar gewesen. Und ich würde es auch ewig sein! „Schlechte Gelegenheiten.“ Brachte ich nur heraus und blieb im Türrahmen stehen. „Verstehe.“ Nuschelte sie leise, denn was ich tat machte ihr Angst. Es war aber leider nötig. Das Risiko einen meiner Freunde anzufallen war mir einfach zu groß. Wenn ich jagen musste, war es mir selbst unangenehm dies auszusprechen. Janni war rund um die Uhr meine Vertrauensperson geworden, arbeitete sogar weniger. Seit ich anders war, konnte ich nicht allein sein. Und sie schwieg. Einzig ihr Partner wusste noch was aus mir geworden war, um Verständnis für ihr Verhalten zu haben. Da ich zu einer perfekten Diebin geworden war, musste Janni sich keine finanziellen Sorgen machen, wenn sie nicht arbeitete. Und außerdem ließ ich ihr noch sehr viel Zeit für sich und ihre Beziehung. Ich war am Tag zuvor aufgebrochen um zu jagen, aber es gestaltete sich schwieriger zu jagen wie ich dachte. Man konnte nicht so viele Menschen in zu nahe liegenden Gebieten verletzen ohne, dass jemand ein Muster erkannte. Ich musste mich inzwischen immer weiter entfernen. Ich tötete meine Beute nicht und deswegen konnte ich sie nicht grenzenlos aussaugen. Nur einen gewissen Teil ihres Blutes konnten sie entbehren, ohne dass es gesundheitliche Probleme für sie gab. Zum kotzen!

„Ist hier alles in Ordnung gewesen?“ stellte ich meine Frage so beiläufig wie möglich an sie. „Natürlich, wie immer. Wirst du nochmal los?“ Ich nickte und wartete ihre Reaktion ab. Als sie erleichtert schien, redete ich weiter. „Ich hatte nicht genug und will kein Risiko eingehen. Vielleicht muss ich mich weiter entfernen.“ Ich sah zum Fenster und dann auf den Boden. Menschen mochten es nicht wenn man sich nicht bewegte oder sie anstarrte, es machte sie nervös. Auch wenn sie wussten, dass sie einen Vampir vor der Nase hatten. Und die verhielten sich nun mal anders. Sie setzte sich im Bett auf und sah mich abschätzend an. „Vielleicht ist das eine gute Idee?!“ nach einem fragenden Blick von mir sprach sie schnell weiter. „Ich meine mit dem weiter weg “sie schluckte „jagen.“ Sie hatte Recht, auch wenn ihre Angst noch immer zum Teil aus ihr sprach. Ich nickte kurz, sah auf die Uhr an der Wand. „Ich gehe morgen Abend. Wirst du hier bleiben bei dem Hund?“ – „Ja ich werde Jared fragen, ob er mit hier her kommt.“ Ich sah ihr dankend in die Augen. „Danke Schatz. Ich lass dich jetzt schlafen. Ich bin nebenan wenn es dir Recht ist.“ Die taffe Art die sie eigentlich immer an den Tag legte, kam wieder durch als sie die Augen verdrehte. „Meinst du das stört mich? Dass KillerKate nebenan ist?“ Sie lachte dann und legte sich wieder hin. Ich rang mir ein Grinsen ab, aber ich wusste, was sie dieser Scherz an Mut gekostet hatte. „Ich will es nicht hoffen. Schlaf gut.“ Ich schloss die Tür und ging ins Wohnzimmer. Als ich alle Lichter gelöscht hatte, schaltete ich den Computer an und setzte mich davor. Ich wollte mir ein wenig unsere Nachbarländer ansehen und welche Wege ich am besten nehmen konnte. Direkt durch eine größere Stadt zu jagen auch wenn ich zu schnell für das menschliche Auge war, vermied ich lieber! Meine Art zu jagen würde mich genug Mühe kosten, das wusste ich. Und höchst wahrscheinlich würde ich meinen ganzen Weg mit Verletzten pflastern. Aber was solls. Besser als jemanden zu töten.

Als ich die Karte von Europa vor meiner Nase hatte, blieb mein Blick augenblicklich eine Sekunde auf Barcelona hängen. Ich dachte nur sehr kurz daran, wer in dieser Stadt lebte und mir in den letzten Wochen als Mensch völlig den Kopf verdreht hatte. Noch bei dem Versuch die Gedanken an ihn beiseite zu schieben, wusste ich bereits, was ich mir allein von Janni anhören konnte, wenn ich der spanischen Grenze auch nur nahe kam, geschweige denn, wenn ich mich nicht davon abhielt, diese Stadt zu betreten. Trotzdem war dieser Gedanke einfach zu verlockend. Ihn wieder zu sehen reizte mich. Und da war es auch schon vorbei mit dem Versuch irgendwelche Erinnerungen beiseite zu schieben. Nein, ich ließ mich darauf ein, auch wenn es mich ärgerte wie verschwommen diese Bilder waren. Es war noch nicht lange her, aber ich war menschlich, als ich all das wahr nahm. Ich hatte immer gute Augen, doch wozu sie jetzt fähig waren, stellte alles in den Schatten. Ich wusste noch, dass ich völlig verrückt danach war, wie er roch. Aber ich würde das jetzt sicher alles völlig anders wahr nehmen. Meine Neugier war geweckt und der Entschluss bereits getroffen, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte.

Unfreiwillig hatte ich mich in ihn verliebt, in der kurzen gemeinsamen Zeit. Natürlich war es dumm, denn er lebt in Spanien und zu dem war er noch Stripper. In so einen Mann verliebte man sich nicht, mit so einem hatte man höchstens Spaß. Und trotzdem. Ich wollte ihn wieder sehen. Ich würde einfach dafür sorgen, dass er mich nicht sah. Perfekt! Ich grinste meinen Monitor an und suchte mir eine Strecke raus. Das GPS auf meinem Handy würde den Rest erledigen. Nicht, dass mein Gedächtnis nicht perfekt war und ich mir diese Karte bis ins kleinste Detail einprägen konnte. Aber man wusste ja nie, wer einem über den Weg lief. Grundsätzlich machte ich einen riesen Bogen um andere Unsterbliche. Ich war noch jung und unerfahren. Ich wollte mich mit niemandem um ein Revier streiten und hatte keine Ahnung wie es andere Vampire damit hielten.

Ich hatte Janni bereits gesagt, dass ich einige Tage weg sein würde. Also würde ich genügend Zeit haben ihn zu finden, zu sehen und mir zu merken, wie er riecht. Vielleicht würde es mich umhauen wenn ich ihn wieder wahr nehmen kann, jetzt mit diesen unglaublich verschärften Sinnen. Ein Blick auf die Uhr ließ mich leise seufzen. Es war 2 Uhr morgens, ich würde noch ungefähr 19 Stunden dauern bis ich aufbrechen konnte. Aber wenn ich länger weg war, verbrachte ich den Tag lieber noch mit meinen Freunden. Ließ mich sehen, so dass nicht sofort Fragen gestellt wurden, wo ich war und warum ich mich nicht mit den anderen traf.

Bei diesem Gedanken ermahnte ich mich, auf dem Weg nach Spanien genügend zu jagen. Ich durfte das nicht schleifen lassen. Mal davon abgesehen wurde jemand misstrauisch, wenn ich wieder durstig zurück kam. Verflucht, zu jagen würde viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Jagen war wichtig, aber ich wollte auch Zeit haben ihn zu sehen. Auch wenn ich mich nicht zeigen würde, er soll nicht einmal ahnen, dass ich in der Nähe bin.

Ich verließ die Wohnung und kletterte über meinen Balkon wieder auf das Dach. Als ich in die Sterne starrte, ging ich meinen Erinnerungen nach. Er hatte mich völlig fasziniert. Ob das noch einmal passieren konnte? Immerhin war ich jetzt anders und nahm die Menschen auch anders wahr. Und er war doch nicht mehr als das, ein Mensch! Oder? Sicher war er nur das, aber würde er auch für mich nur das sein wenn ich ihn wieder sah?

Natürlich wird er das nur sein! Ich versuchte mich selbst davon zu überzeugen, dass er sich nicht in mein Gehirn brennen wird, wie schon einmal. Es würde mich auch noch wahnsinniger machen, wenn dies der Fall war. Ich würde ihn nur sehen und nichts weiter! Wenn er nicht zuhause war, wäre es ein Leichtes ihn in der Stadt zu finden. Einmal in seiner Wohnung und seinen Geruch aufgenommen, würde ich ihn überall finden können. Ich lächelte in mich hinein, denn bei solchen Erkenntnissen war ich glücklich über das, was aus mir geworden war. Ich hatte es mir zwar immer heimlich gewünscht, jedoch nie damit gerechnet, dass jemand meinen Wunsch erhören wird.

Ich verbrachte den Rest der Nacht auf dem Dach und zog mich erst bei der Dämmerung zurück. Wenn ich bei der Kälte und mitten im Winter auf dem Dach hockte, stundenlang und ohne mich zu rühren würde sich sicher jemand wundern. Und aufzufallen konnte ich mir nicht erlauben. Also hockte ich mich vor die aufgedrehte Heizung um meine Temperatur etwas zu steigern. Wenn ich mit solch kaltem Körper jemanden berührte, würde er sicher die Flucht ergreifen. Mein Körper wärmte sich also auf und ich ging hier weiter meinen Überlegungen nach. Was sollte ich am Tage in einer Hauptstadt machen, wenn die Sonne schien und ich keine Wohnung hatte um mich zu verstecken? Jemand der mich in der Sonne entdeckte, würde einen Herzanfall erleiden und ewig in einer schattigen Ecke rum stehen kam auch nicht in Frage. Sicher gab es einige hohe Dächer die niemand einsehen konnte. Ich würde mich in der Nacht gut nach einem Versteck umsehen für den Tag. Aber viel spannender war für mich die Frage, wie ich die Nacht verbringen würde. Wie nahe konnte ich ihm kommen? Würde ich in seine Wohnung gehen wenn er schlief? Würde ich auf dem Dach gegenüber sitzen und ihn beobachten wie ein kranker Spanner? Ich schüttelte abwesend den Kopf. Das ging doch alles schon viel zu weit. Oder? Natürlich würde ich ihm seine Privatsphäre lassen. Ich würde ihn nur kurz sehen wollen und mehr nicht, Genau! Janni´s Atem wurde unruhiger im Nebenzimmer, ich wusste, dass sie bald aufwachen würde. Ich war ihr so dankbar, dass sie immer hier war, wenn ich sie brauchte.

Den ganzen Tag verbrachte ich geduldig und intensiv mit meinem Freunden und spielte mit meinem Hund. Wir gingen spazieren und essen. Bei so drückendem Wetter war es perfekt für mich. Die Menschen liebten die Sonne und ihre Wärme, aber ich konnte mich nicht in der Sonne zeigen. Wenn man aussah wie eine wandelnde Taschenlampe, gestaltete Normalität sich wirklich schwierig.

Als es endlich dunkler und spät genug wurde nach Hause zu gehen, war ich auf einmal unruhig. Mein Plan sorgte doch tatsächlich für etwas Nervosität, als ich mir erlaubte genauer darüber nachzudenken. Ich duschte fast hektisch. Ein Vampir in Hektik war sicher ein lustiger Anblick. Eine Minute unter dem warmen Wasser, und ich war fertig. Wenn ich nicht etwas zur Ruhe kam, würde Janni sicher etwas auffallen. Sie hatte den halben Tag mit ihrem Mann verbracht und beide waren nun in meiner Wohnung. Ich hörte sie im Wohnzimmer darüber reden, dass ich weiter weg wollte zum jagen. Janni machte sich Sorgen, ob ich auch nichts Blödes vorhatte. Na klasse, konnte die Frau jetzt schon Gedanken lesen? Ich war vielleicht doch zu hektisch. Als ich mich anzog und das Halfter um meinen Oberkörper legte, versuchte ich mich ruhig zu verhalten. Wir immer war ich in mein dunkles Outfit gehüllt. Flache Stiefel, Lederhose, Top und eine kurze Lederjacke die die Waffen auf meinem Rücken verdeckte. Ich ging ins Schlafzimmer um meine Waffen zu holen. Es machte sich nicht gut die Menschen zu beißen. Das Risiko sie zu verwandeln war zu groß und Wunden mit einem Dolch gezogen, sahen eher nach einem menschlichen Angriff aus. Janni kam aus dem Wohnzimmer zu mir und riss die Augen auf, als sie mich mit den Dolchen in der Hand dort stehen sah. Es war nicht das erste Mal für sie, und doch schockte es sie immer wieder, dermaßen mit der Realität, was mich anging, konfrontiert zu werden. „Ähm…“ Ich blickte auf und in ihr Gesicht, das sie wieder unter Kontrolle kriegen wollte. „Ja?“ hakte ich nach, als nichts kam. Ich schob die Dolche in schnellen, menschlichen Tempo in die Halterungen und ließ sie somit aus ihrem Sichtfeld verschwinden. Das funktionierte, sie fasste sich wieder. „Ist alles ok bei dir?“ Was? Hatte sie gemerkt, dass ich wirklich anders war? „Ja sicher, warum sollte es nicht? Du weißt, dass ich nicht gerne jagen gehe.“ Ich zog den Reißverschluss meiner Stiefel zu. Nebenbei sah ich aus dem Fenster. Wie lange sollte dieses Gespräch noch dauern? Es war stockfinster draußen und sie verschwendete grade meine Zeit. Zeit, die ich für den Weg brauchen würde, Spanien war schließlich nicht um die Ecke. „Ja ich weiß, ich wollte dich auch nicht nerven.“ Na klasse, sie sah mich vorwurfsvoll an. Hatte ich mich im Ton vergriffen? Ich ging langsam auf sie zu und legte noch langsamer, darauf bedacht sie nicht zu erschrecken, eine Hand auf ihre Schulter. „Mach dir keine Gedanken, ich bin brav und in ein paar Tagen zurück. Mein Handy hab ich dabei. Du kannst jederzeit anrufen. In Ordnung?“ Sie sah mir in die Augen und nickte, es war tatsächlich eine Kontrolle. Sie machte sich Sorgen, um mich. Wie absurd. Sollte sie sich lieber um die Menschen sorgen, die ich mir aussuchen werde. Langsam ging ich an ihr vorbei ins Wohnzimmer auf die Balkontür zu. Janni setzte sich wieder auf die Couch zu ihrem Mann und ich sah die beiden noch einmal an, wie sie mich beobachteten. „Ich werd mal los, danke ihr zwei.“ Jared nickte mir zu und grinste. „Viel Spaß beim meucheln.“ Ich musste gegen meinen Willen lachen. Er hatte eine schräge Art von Humor und insgeheim wollte er gerne einmal mitmachen. Sich mal richtig austoben. Er war der Typ, der keiner Schlägerei aus dem Weg ging. „Viel Erfolg.“ Sagte Janni nur reserviert. Ich nickte den beiden zu und ging auf den Balkon, als ich hörte wie die Tür geschlossen wurde, war ich schon ein Ende weg. Umdrehen wollte ich mich nicht mehr, sondern rannte so schnell ich konnte den Weg, der sich in der vergangenen Nacht in mein Gedächtnis gebrannt hatte. Ob es die richtige oder die falsche Entscheidung war, fragte ich mich nicht mehr, es war mir egal. All meine Konzentration richtete sich jetzt auf mein Ziel. Auf ihn. Nachdem ich ca eine Stunde gerannt war hielt ich kurz inne. Ich roch zwei Obdachlose nicht weit vor mir und wollte nachsehen, wo genau ich mich befand. Mein Handy zeigte mir, dass ich mitten in Frankreich war, an der Grenze zu einer kleinen Stadt. Vielleicht 50.000 Einwohner. Ich spürte das Verlangen in meinem Hals bei dem Geruch der Menschen in der Nähe und merkte, wie ich etwas schwächelte. Meine letzte ausgiebige Jagt war mehr als 10 Tage her. Es wurde langsam Zeit. Außerdem, es wäre tatsächlich dumm gewesen, sich durstig demjenigen zu nähern, den ich um keinen Preis verletzen wollte. Ich sprang auf eines der nahegelegenen Dächer und fixierte die beiden unten am Boden. Einer der beiden schlief tief und fest. Perfekt. Ich sprang blitzschnell hinunter und griff mir den größeren der beiden, den, der wach war und sprang zurück auf das Dach. Ein leichter Schlag von mir auf den Hinterkopf und er verlor das Bewusstsein. Dann zog ich einen meiner Dolche und verletzte sein Handgelenk. Grade so tief, dass die Arterie nur leicht verletzt wurde. Vorsichtig trank ich. Mein Verlangen wurde etwas gestillt und eine friedliche Ruhe durchflutete mich. Danach verband ich ihm sein Handgelenk. Ich brachte ihn zurück und tat unten am Boden das Selbe mit dem anderen Typen. Die beiden waren widerwärtig. Ich schmeckte den Alkohol in ihrem Blut und sie hatten sicher ewig nicht geduscht. Ich säuberte meinen Dolch im Schnee und steckte ihn wieder weg. Das würde doch sicher erst einmal reichen, oder? Eine innerliche Bestätigung reichte mir. Ich wusste, dass es nicht ausreichen würde, aber ich wollte keine Zeit verschwenden. Also rannte ich wieder los, weiter Richtung Spanien. Die Temperaturen wurden wärmer, als ich mich der Grenze näherte. Wieder blieb ich stehen um meinen Standort zu überprüfen. Ich hatte die Grenze bereits hinter mir gelassen und in einigen Kilometern würde ich Barcelona erreichen. Wenn ich noch einen Herzschlag hätte, würde dieser sich jetzt sicher beschleunigen vor Aufregung. Es war albern, aber ich freute mich darauf ihn zu sehen.

Am Ortseingangsschild von Barcelona blieb ich wieder stehen, sprang schnell auf einen Baum und sah in die Stadt hinein. Es dauerte sicher eine Minute bis ich weiter rannte. Mich immer auf den Dächern haltend, gefiel mir was ich sah. Die Häuser waren gepflegter und altmodischer.

Menschen würden mich nicht sehen können, wenn ich an ihren vorbeirannte, trotzdem vermied ich jedes Risiko. Ich brauchte nur noch 5 Minuten um die Gegend zu erreichen, wo er lebte. Die Straßen waren Menschenleer hier. Also sprang ich von dem Dach und sah mich nach dem richtigen Straßennamen um. Schnell entdeckte ich ihn und lauschte jedem Geräusch um mich herum. Einige Schritte und Blicke später sah ich die Ziffern an der richtigen Haustür. Meine Fresse, ich war wirklich hier.

Ich sprang schnell wieder auf die Dächer, um nicht von den vorbeifahrenden Autos gesehen zu werden. Namensschilder verrieten mir, dass er im obersten Stockwerk lebte. Dort standen nur zwei Namen, also gab es dort nur zwei Wohnungen. Mit einem Satz landete ich auf dem Dach seines Hauses und streckte meine Sinne aus. Im hinteren Teil des Dachgeschosses hörte ich zwei Herzen ruhig schlagen und den noch ruhigeren Atem dazu. Dort schliefen zwei Personen tief. Im vorderen Teil gab es kein einziges Geräusch. Diese Wohnung war also leer. Sofort fragte ich mich, ob er im hinteren Teil schlief und eine Frau neben ihm lag. Vielleicht sollte ich sie aussaugen. Verflucht, was dachte ich da? Nein ich sauge hier niemanden aus, ermahnte ich mich, bewegte mich langsam auf den Balkon der vorderen Wohnung zu und sah in die Dunkelheit hinein. Meine Augen waren perfekt in der Nacht, ich könnte alles erkennen. Wieder war ich froh, über meine Fähigkeiten. Dort hingen Fotos an der Wand und einige standen auf den Schränken. Man wurde es mir hier leicht gemacht. Es waren Bilder von ihm mit seiner Familie und Freuden ohne Zweifel. Ein Fenster stand einen Spalt weit offen und die Ahnung seines Geruches drang zu mir vor. Ich machte einige Schritte auf die offene Balkontür zu um es genauer zu riechen, was mich gleich umhauen sollte.

Abgelenkt von dem Geräusch eines haltenden Autos, drehte ich mich um und sah hinunter. Das letzte was ich brauchen konnte, war jemand der mich hier oben beim spionieren sah, weil ich unaufmerksam wurde. Die Wagentür der Beifahrerseite wurde geöffnet. Also sprang ich zurück auf das Dach und hielt mich flach auf den Ziegeln. Niemand würde mich so entdecken können und ich blieb ganz ruhig. Bis der Wind sich drehte. Oh ….mein ….Gott. Er war es. Er stieg da aus dem Auto. Er redete mit der anderen Person auf dem Fahrersitz. Er bewegte sich im Wind, der mir den Geruch wie eine Peitsche ins Gesicht schlug. Verdammt es haute mich tatsächlich um. Mein ganzer Körper spannte sich an, ich stand völlig unter Strom. Damit hatte ich nicht gerechnet. Er roch noch 100 Mal besser, als ich es in meinen Erinnerungen wahrnehmen konnte. Und der Klang seiner Stimme ließ mich an meiner Entscheidung rütteln, mich ihm zu zeigen. Nein das durfte ich auf keinen Fall. Wenn ich mir das erlaubte, käme ich hier nicht schnell genug wieder weg. Er sprach noch einige Sekunden mit dem anderen Kerl und schlug dann die Tür zu. Er schwang sich seine Tasche über die Schulter und ging dann langsam in die Richtung seines Hauses. Ich war so auf ihn fixiert, dass ich die Gruppe Männer, die sich aus einer Seitenstraße näherten, erst spät für voll nahm. Was hatten die denn vor? Hatten sie gewartet, bis der Wagen weg war? Oh nein! Er kam doch nicht etwa genau jetzt in Schwierigkeiten? Ausgerechnet jetzt wo ich hier auf seinem Dach lag um ihn nur einmal wieder zu sehen?

Verdammt, genau das war der Fall. Die Typen gingen auf ihn zu, er beschleunigte seinen Schritt doch sie waren schnell bei ihm. Sie redeten auf Spanisch und ich verstand nicht alles. Sie wollten seine Kohle, natürlich. Bei einem Spruch von ihm holte der erste zum Schlag aus. Er ließ seine Tasche fallen und wich aus. Wow, er war schnell, ich dachte er würde ihn treffen. Alle folgenden Überlegungen kamen in nur einer Sekunde. Ich war beeindruckt, aber als der nächste Typ ausholte um ihn umzuhauen verflog das schnell. Das waren 5 Typen gegen einen, ausgerechnet jetzt. Man. Ich konnte mich doch nicht einmischen oder? Ach scheiß drauf. Ich schoss vom Dach und trat den Kerl weg, einige Zentimeter bevor er sein Gesicht mit dem Schlag erwischt hätte. Der Versuch mich zu beherrschen, scheiterte, als ich ein par Knochen knacken hörte. Gut so. Ich hatte kein Mitleid mit solchen Feiglingen. Als der Kerl rückwärts von mir weg flog und ich mich aufrichtete, hatte ich bereits meine Waffen gezogen. Ich stand zwischen der Gruppe von Feiglingen und ihm. Der hektische Ate hinter mir, drang ich mein Ohr, aber ich konnte mich grade nicht zu ihm umdrehen. Mit Sicherheit hatte er mich noch nicht erkannt und fragte sich, genau wie die Schwachmaten vor mir, wo ich so schnell hergekommen war. Einige Sekunden überlegte die Bande und warf sich fragende Blicke zu. Ich hoffte, dass sie zu dem Schluss kommen würden, dass ich nur eine kleine Frau war. Ihr Kumpel war zu überrascht um zu reagieren. Und genau so kam es. Zwei kamen gleichzeitig auf mich zu und grinsten vor sich hin. Diese Schweine, ich ahnte was sie sich dachten. Ich drehte die Dolche in meinen Händen, dass die Klingen nach hinten zeigten, dann griffen sie mich an. Grimmig grinsend knurrte ich laut, während ich sie fertig machte. Ein Tritt nach dem Einen und einen Hieb mit dem Dolch. Dem anderen Zog ich die Klinge nur über die Brust und stieß ihn um. Der erste hatte sicher einen gebrochenen Arm und einen tiefen Schnitt am Oberschenkel. Die übrigen beiden starrten mich nur noch an, völlig in Panik versetzt. Sicher auch von dem Knurren. Mir schoss in den Sinn, dass es sicher alles andere als menschlich klang. Aber die Blicke in meinem Nacken waren die einzigen, die mich interessierten. Immerhin war er noch da. Ich kauerte in Angriffsstellung immer noch vor ihnen und fletschte die Zähne. Das genügte um sie endgültig in Panik zu versetzen. Sie griffen die schwer verletzten beiden und machten sich aus dem Staub. Einige Sekunden wartete ich noch, bis ich mich langsam aufrichtete. Ich atmete einmal tief ein um mich zu beruhigen. Doch der Geruch von frischem Blut kribbelte in meiner Nase und ich musste mich extrem zuammenreißen. Ich stand nun grade und steckte die Dolche zurück in die Halfter bevor ich mich umdrehte. Er stand noch immer stocksteif hinter mir und starrte mich sicher an. Als ich mich umgedreht hatte, machte ich unauffällig einen Schritt zurück von ihm weg. Ich wollte ihn nicht erschrecken. Jaja, als wenn das noch möglich war nach der Nummer die ich eben abgezogen hatte.

Er riss die Augen auf, als er in mein Gesicht sehen konnte und der Wind meine langen schwarzen Haare nach hinten blies. Hatte er mich erkannt? Ich sah schon etwas anders aus und er hatte mich Monate nicht gesehen. „Katrina“? Oh er erinnerte sich. Sein Blick war fragend und aufgewühlt, und doch schien er etwas ruhiger zu werden, nachdem er mich erkannt hatte. „Hallo Adrian.“ Mehr brachte ich nicht heraus und die Bestätigung, dass ich es war, schien ihn noch einmal zu schocken. Na großartig. Das war ja ein klasse wiedersehen. Anderseits, wie würde er jetzt aussehen, wenn ich nicht hier gewesen wäre? Ich verdrängte das Wort Schicksal aus meinen Gedanken und wartete, dass er etwas sagte. Ließ ihm Zeit, das Ganze zu verdauen und rührte mich nicht. Atmete nur seinen wahnsinnigen Geruch ein. Er war so nahe. Verflucht und auch sein Geruch, versetzte meinen Durst in Hochstimmung. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Sicher sagte ich mir immer wieder, dass er nur ein Mensch war. Doch ließ ich dabei völlig außer Acht, dass ich mich genau von Denen ja ernährte.

Hier stand er, groß, kräftig, und sah umwerfend aus. Sein markantes Gesicht hatte sich kein bisschen verändert. Seine tiefen dunklen Augen verwirrten mich noch immer, wenn ich mich darin verlor und sein breites Kreuz versprach eine wohltuende starke Umarmung. Blöd nur, dass sein Duft sich genau die Waage hielt zwischen küss mich und beiß mich. Verdammt!

Ich konnte in seinem Blick erkennen wie sich die Fragen in seinem Kopf überschlugen, während er versuchte, die für ihn wichtigste heraus zu suchen. Was würde wohl zuerst kommen? Was ich war? Wo ich hergekommen bin so schnell? Was ich mit Waffen machte? Warum ich in seiner Nähe war? Lange musste ich nicht mehr warten, war aber doch überrascht von dem was kam. „Danke, du hast mir grad den Hintern gerettet oder?“ Hä? Hintern? Jetzt reiß dich mal zusammen, dachte ich. „Ähm, ja, ich denke schon. Gern geschehen. Geht es dir gut?“ Er nickte und sah noch einmal in die Richtung, wo die Idioten verschwunden waren. „Wo bist du so schnell hergekommen?“ Ah damit hatte ich gerechnet. „Ich war in der Nähe, zufällig.“ Nur der letzte Teil war gelogen und ich war gespannt, ob er es schlucken würde. Tat er natürlich nicht, was mir das Hochziehen eine seiner Augenbrauen bewies. „Zufällig? Und warum bist du bewaffnet? Zufällig in der Straße in der ich wohne? Und kommst aus dem Nichts als der eine mich fast getroffen hatte?“ Verflucht, er hatte mehr mitbekommen als ich dachte. Man hatte ich ein Glück. Da wollte ich mich doch gar nicht zeigen und nun stand ich hier und musste mich erklären. Während er seine Fragen stellte, sah er an mir hinunter und ich überlegte wie viel der Veränderungen er an mir wohl so feststellen würde. Ich entschied mich für etwas Ehrlichkeit. „Na schön, ich wollte dich wieder sehen, aber es war nicht geplant, dass du mich siehst. Und was den Rest angeht, das würdest du nicht verstehen.“ Er sah mir wieder in die Augen. Ob er auch ihre Veränderung sehen könnte? Nein sicher nicht, dafür war es auch zu dunkel hier, mit den par Laternen. Sein Blick durchbohrte mich, aber ich wusste er würde so seine Antworten nicht finden. Nur war es fast entwaffnend, wenn er einen so ansah. Er verstand mich nicht ganz und hielt mich sicher für völlig bescheuert. „Ich weiß ich bin verrückt hier her zu kommen, aber so war das nicht geplant. Was kommst du auch ausgerechnet in Schwierigkeiten, wo ich hier auftauche?“ Er musterte mich noch einen Augenblick bevor er antwortete. „Du kommst extra wegen mir?“ Blitzmerker! „Sicher, was sollte ich denn sonst in Barcelona tun?“ Er nickte wieder leicht und ….Moment mal war das ein Lächeln? Tatsächlich, er lächelte mich an. Konnte das sein? Steckt er das Ganze einfach so weg? „Du hast dich verändert, Kate?!“ War das eine Frage? Und jetzt war ich die, die nur nicken konnte. Wie sollte man sowas auch erklären? Ja weißt du, ich bin ein Vampir geworden kurz nachdem du weg bist und muss mich grade zusammenreißen dich nicht zu beißen? Wohl eher weniger. Jetzt bewegte er sich etwas, einen halben Schritt auf mich zu, bückte sich dann nach seiner Tasche und warf sie wieder über seine Schulter. „Willst du mit rauf kommen?“ Er wollte, dass ich blieb? Wie eigenartig, ich musste ihn doch zu Tode erschreckt haben. „Gern.“ Sagte ich leise. Ein weiteres Lächeln bekam ich, bevor er sich zur Tür wendete, die restlichen Schritte machte und die Tür aufschloss. Ich folgte ihm geräuschlos, so dass er sich einige Male umdrehte um sich zu vergewissern ob ich noch da war. Oben angekommen, hielt er mir die Tür auf und ließ mich eintreten. Wow roch es hier gut. Kein Wunder wenn er hier lebte. Ich konnte keinen anderen Geruch ausmachen, der sich hier stark hielt. Also lebte er allein und hatte keine Freundin. Wie schön, beinah hätte ich gegrinst. Langsam ging ich einige Schritte den langen Flur hinauf. Die Räume lagen fast alle rechts vom Flur. Die erste Tür war geschlossen, die zweite fehlte und gab den Blick in eine schöne kleine Küche frei, und am Ende würde ich das Wohnzimmer mit dem großen Eckbalkon finden. Gerade zu war das Badezimmer.

Freundliche helle Farben ließen alles nett wirken. Er hatte sichtlich Geschmack. Es gab keine Pflanzen. Warum auch, wenn man immer mal Monate lang weg war. Die Tür hinter mir fiel ins Schloss und ich spürte wieder seinen Blick auf mir ruhen. Bevor er auf dumme Ideen kam, mich vielleicht anzufassen, ging ich langsam den Flur entlang in das große Wohnzimmer. Vor der Balkontür blieb ich stehen und öffnete sie. Hier traf mich der Geruch meiner eigenen Fährte. Hinter mir wurde das Licht eingeschaltet, nur eine kleine Lichtquelle, kein großes Oberlicht. Und das beruhigte mich, nicht dass er noch zu viel sah. Ich trat auf den Balkon und streckte meine Sinne aus, kontrollierte die Umgebung. Wenn ich die Tür zu lange offen lassen würde, begann er sicher zu frieren, aber ich wollte mir ganz sicher sein. Bis auf einen laufenden Fernseher und jemanden, der irgendwo in der Umgebung Gitarre spielte, hörte ich nichts außer schlafender Menschen. Ich war hier sicher. Naja zumindest bis er anfangen würde mich mit Fragen zu bombadieren. Ich beschloss nach wenigen Sekunden, wieder rein zu gehen, doch er war näher gekommen und beobachtete mich genauer. „Was tust du da?“ fragte er leise. Er hatte bemerkt wie ich mich umgesehen habe. Ich drehte nur den Kopf seitlich um ihn aus dem Augenwinkel sehen zu können. „Nichts Besonderes, ich sehe mich nur um.“ Und wieder war die Hälfte gelogen, Aber er würde es hin nehmen müssen. Er bewegte sich wieder und kam mir immer näher. Warum tat er das? Sein Geruch, sein Herzschlag, alles war schon wieder so nahe, zu nahe. Ich sollte mich aus dem Staub machen. Ich war gefährlich für ihn. Warum hatte ich nicht vor meinem Aufbruch daran gedacht? Manchmal war ich auch dämlich, ob sich das nach ein par Jahrhunderten geben würde? Als er direkt hinter mir stand, wurde ich nervös. Ich spielte mit dem Gedanken mich umzudrehen, aber ich musste mich fern halten von ihm. Das war sicherer. Als er einen Arm hob und ich wusste, was gleich passieren würde, wich ich der Berührung schnell aus und trat zwei Schritte zur Seite. Zu schnell, wie ich bei dem Blick merkte, den ich von ihm erntete. Oh man, ich musste mich zusammen reißen. Er ahnte sonst vielleicht noch was ich war. Er trat an die Brüstung und sah hinunter, sprach als hätte ich mich nicht bewegt. Trotz seiner Überraschung über meine Schnelligkeit. „Und sind wir sicher?“ fragte er mich fast belustigt. Na super, durchschaut hatte er mich also auch schon. „Ähm, ja. Erschrecke ich dich denn gar nicht?“ rutschte es mir heraus. Halt die Klappe, ermahnte ich mich. Er starrte weiter auf die Straße hinunter, vielleicht um bei meinem Anblick nicht seine Konzentration zu verlieren. „Doch tust du. Aber es macht mir keine Angst. Es ist irgendwie schön, dich zu sehen. Auch wenn ich mich frage, ob du noch die Selbe bist.“ Damit habe ich nicht gerechnet und es haute mich um. Dann sah er mich an. Er hatte Kraft gebraucht um es auszusprechen, deswegen hatte er mich während dessen nicht angesehen. Und scheiße, er hatte mehr gesehen als mir lieb war. Wenn auch meine Schnelligkeit und die Waffen nicht gereicht hatten, war es offenbar etwas anderes, das er meinte.

Ich überlegte wie ich antworten sollte. Blieb ich bei der Wahrheit? Dann würde er schnell die Flucht ergreifen. Log ich ihn munter weiter an, würde er mich wieder durchschauen und nur weiter fragen. Also musste ich etwas dazwischen finden, am Rande der Wahrheit. Ja der Plan war gut. Sehen wir mal wie er damit umgeht. „Bin ich nicht. Ich will dich nicht erschrecken. Aber du bringst mich aus dem Konzept. Ich wollte mich gar nicht zeigen und jetzt muss ich mich zusammenreißen dich nicht weiter zu erschrecken. Ich werde versuchen mich normal zu benehmen.“ Na das war doch vage genug für ihn, oder? Adrian drehte sich in meine Richtung und machte einen Schritt auf mich zu. Warum kam er bloß immer wieder so dicht. Teufel noch eins, er machte es mir nicht leicht ihm fern zu bleiben. „Du bist aber nicht mehr normal, richtig?“ ich schüttelte nur langsam den Kopf auf diese Frage hin. Wieder ging sein Blick an mir hoch und runter. Zu gern wüsste ich, was er alles sah. Sah er, dass an meinem Körper kein Gramm Fett war? Sah er, dass meine Muskeln sich definiert abzeichneten, unnormal für eine Frau? Sah er, dass meine Haut eine andere Farbe und Oberfläche hatte? Als er mir wieder in die Augen sah, vermied ich es direkt ins Licht zu sehen. Ich wusste, was er dann in meinen Augen entdecken würde. Sie würden ihn anblitzen. Nicht nur, dass das Grün in ihnen viel kräftiger und heller war, sie würden das Licht in einem ungewöhnlichen Regenbogenschimmer zurück schlagen. So wurde es vermieden mich zu blenden, egal wie hell es war. „Dann verstell dich doch nicht!“ Scheiß auf das Licht, ich musste ihn ansehen. Was redete er da? Sein Kopf zuckte leicht zurück und er ging wieder einen Schritt von mir weg. Endlich mal eine angemessene Reaktion. „Du weißt nicht, was du redest.“ Mein Ton war scharf und ich funkelte ihn an. Das war wohl zu viel des Guten. Er wurde blass und griff mit einer Hand an die Balkonbrüstung. Ups, jetzt hatte ich ihm doch Angst gemacht. Aber vielleicht war genau das nötig um ihn in Sicherheit zu wissen. Ich ging weiter rückwärts bis in die Ecke des Balkons und legte die Hände auf die Brüstung. „Es ist besser, wenn ich jetzt verschwinde. Entschuldige Adrian, ich wollte dir das nicht antun.“ Mit einem Satz sprang ich auf die Brüstung und wollte grade springen als er das Wort ergriff. „NEIN!“ oh er war lauter geworden. „Bleib!“ Wie jetzt? Er wollte immer noch, dass ich blieb? Der Junge verkraftete offenbar so einiges. Ich drehte den Kopf und sah ihn an. „Warum?“- „Bist du nicht extra hergekommen um mich zu sehen? Was, wenn ich dich auch sehen wollte und nun willst du so schnell wieder verschwinden?“ Verdammt, er wusste auch noch, wie er mich kriegte. Ich richtete mich auf und sah auf ihn hinunter. Ich hatte vergessen wo ich stand, so sehr hatte er mich mit seiner Aussage schon abgelenkt. Sein Blick wurde etwas panisch, als er mich dort stehen sah. In ca 30 m Höhe. Sicher würde ein Sturz hier runter für einen Menschen sehr ungesund enden, aber für mich doch nicht. Gut, davon hatte er sicher keine Ahnung. „Könntest du bitte da runter kommen?“ Ich hatte ihm noch nicht geantwortet als diese Frage von ihm kam, aber ich ging seiner Bitte nach. Ich hüpfte wieder auf den Balkon und wieder erschreckte ich ihn. Es klang, als würde ein Stein von der Brüstung fallen, nur gedämpft durch die Sohle meiner Schuhe. Verflucht ich vermied aber auch gar nichts. „Mir kann nichts passieren, wenn ich da runter springe.“ Wieder ein panischer Blick. „Springen?“ Ich hatte springen gesagt, nicht fallen. Oh je. Ich musste mich echt zusammen reißen. „Und ja ich bin gekommen um dich zu sehen, aber ich sage es gern noch einmal. Ich wollte mich dir nicht zeigen, du solltest gar nicht merken, dass ich hier war. Aber nö, du musst ja in Schwierigkeiten kommen.“

Er lächelte. Na endlich mal was Richtiges gesagt. Aber er kam schon wieder auf mich zu. Das musste ich unterbinden. Ich hielt ihm eine Hand entgegen. „Nicht. Komm nicht immer so nahe, das ist ….nicht gut.“ Es wirkte, er blieb stehen. „Warum nicht?“ – „Das kann ich dir nicht erklären!“ Er guckte enttäuscht, aber akzeptierte offenbar meine Aussage. „Es gibt eh eine andere Frage, die mich mehr interessiert!“ Ich nickte und ließ meine Hand sinken. „Welche?“ Er steckte seine Hände in seine Jackentaschen. „Wo bist du vorhin hergekommen?“ hatten wir diese Frage nicht schon? Ja ich war mir sicher. „Ich war in der Nähe, wie schon gesagt.“ Ich wurde unruhig, wollte er es jetzt etwas genau wissen? Sein Blick durchbohrte mich wieder und ich setzte eine undurchdringliche Miene auf. „Ja das sagtest du schon. Aber ich meine speziell die Richtung. Du standest sofort vor mir, bist du etwa…“ Sein Blick ging nach oben zum Dach und dann wieder in mein Gesicht. Ich folgte seinem Blick nicht, sondern beobachtete ihn ganz genau. Als er mich wieder ansah wurde, sein Blick weicher. Also sagte ich nichts und nickte nur. Er atmete schwer aus und ließ diese weitere unfassbare Information in seine Erinnerungen einfließen. Ach man, nun konnte ich ihm auch gleich reinen Wein einschenken. Langsam ging ich an ihm vorbei zurück ins Wohnzimmer. Er folgte mir nach einigen Augenblicken. Ich stellte mich mit dem Rücken zum Licht und gegen die Couchlehne, behielt die Tür im Auge. Er blieb kurz ihm Rahmen stehen, sah mich an und überlegte sicher kurz. Dann schloss er die Balkontür und kam direkt auf mich zu. Blieb ca einen Meter vor mir stehen und suchte meinen Blick. Wieder traf mich sein Duft wie ein Hammerschlag. In der Wärme des Raumen kombiniert mit allem hier wo dieser Geruch noch steckte. Ich hob langsam den Kopf um ihn anzusehen. Meine Augen fanden seine. Ich war gespannt was nun kommen würde. Mein Entschluss mich seinen Fragen ehrlich zu ergeben stand. Offensichtlich hatte er bemerkt, dass sich etwas verändert hatte. Er hob die Hand und griff an den Reißverschluss meiner Jacke. Wartete noch einen Moment, um meine Reaktion zu sehen. Als ich nur still stehen blieb, zog er ihn auf. Wir sahen uns dabei in die Augen, aber den nächsten Schritt überließ er wieder mir. Seine Hand war wieder in seiner Jacke verschwunden. Ich ergab mich und ließ die Jacke von meinen Schultern rutschen und auf die Couch hinter mir fallen. Wieder wanderten seine Augen an meinem Körper entlang und hefteten sich auf das Halfter, in dem meine Waffen steckten. Ich öffnete es schnell und ließ es ebenfalls auf die Couch fallen. Es machte mir nichts aus, denn es war ja nicht so, dass ich sie zum kämpfen brauchte, wenn es drauf ankam. Er beobachtete mich und schien fast…was war es nur? Erleichtert? Ja er sah erleichtert aus. Hatte er Angst vor meinen Waffen? Komisch, dabei war ich doch viel gefährlicher. Er wartete immer noch, also hielt ich ihm auf halben Weg meine Hand entgegen. „Du willst meine Veränderung kennen lernen?“ Er sah kurz auf meine Hand und nickte mir dann zu. „Dann greif zu!“ sagte ich leise und er gehorchte. Wenn ihn die Kälte nicht erschrecken wird, dann sicher die Tatsache, dass ich beinah so hart war wie Marmor. Er zog jetzt ebenfalls seine Jacke aus, warf sie vorbei an mir auf die Couch und stand in einem ärmellosen Hemd vor mir. Und noch deutlicher wurde sein Geruch. Verdammt, langsam riskierte ich hier sein Leben. Seine Hände legten sich um meine erhobene Hand und fühlten genau, was ich meinte, wenn ich von Veränderungen sprach. Aber anders als erwartet, schreckte er nicht zurück. Warum tat dieser Mensch nie was ich erwarte? Im Gegenteil, er verschränkte seine Finger mit meinen und überwand den Rest Abstand zwischen uns, drückte seinen warmen Körper gegen die Steinplatte, die ich dagegen sein musste. War ich ihm nicht zu kalt? Die Hand, die er wieder frei hatte, legte sich an meine Wange. Ich konnte nicht anders als ihm verwirrt in die Augen zu starren. Adrian hielt meinem Blick stand und atmete jetzt schneller, auch sein Herzschlag hatte sich beschleunigt bei der Nähe zwischen uns. Wie von selbst schien sich meine freie Hand an seine Hüfte zu legen, nur ganz leicht. Aber hatte es bei dieser Nähe überhaupt noch einen Sinn sich zurück zu halten? War er mir nicht bereits viel näher als ich es zulassen wollte? Zulassen konnte? Sein Kopf senkte sich langsam, sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. „Adrian…ich weiß nicht…“ flüstert ich noch, aber da war es zu spät. Seine weichen warmen Lippen trafen auf meine und ich versteifte mich. Ein Verlangen in meiner Kehle und totale Verwirrung in meinem Kopf breiteten sich aus. Seit meiner Verwandlung war ich niemanden mehr auf diese Art nahe gekommen. Wenn ich das zuließ, dann um zu trinken. Aber das würde ich hier niemals zulassen. Meine Härte und Kälte schien ihn in diesem Augenblick nicht zu stören. Also ließ ich es geschehen, völlig von seiner Nähe umnebelt.

Ich ermahnte mich noch zur Vorsicht. Ich hoffte, er würde es dabei belassen und gleichzeitig wollte ich mehr von ihm. Viel mehr. Er ließ den Kuss etwas intensiver werden. Wir küssten uns schließlich nicht das erste Mal und doch war es ganz neu, weil ich neu war. Auch mein Atem beschleunigte sich nun, aber etwas verwirrte mich, Mein Körper schien sich unter dieser Nähe aufzuheizen. Die Stellen die seinen Körper berührten brannten förmlich unter dieser Nähe. Meine Empfindungen waren sicher nicht ganz unschuldig daran. Ich musste mich immer noch kennen lernen. Wer rechnet schon mit so etwas. Er presste sich immer noch an mich und ließ den Kuss andauern, schob seine Hand in meinen Nacken und drückte meinen Kopf an seinen. Auch er wollte mehr. Aber wie viel konnte ich ihm zugestehen ohne ihn zu verletzen? Was, wenn ich mich vergaß? Er war so viel zerbrechlicher als ich. Nach einigen schier unendlichen Momenten löste er sich schwer atmend von mir und sah in meine Augen. „Können wir…ich meine ist es möglich?“ Er wollte es tatsächlich? Mich? Jetzt hier in diesem Augenblick? Ich bleib bei der Wahrheit und musste mich konzentrieren. Ich wollte ihn mindestens genauso sehr, wie er mich. „Ich bin mir nicht sicher, ich will dich nicht verletzen.“ Als Antwort daraufhin küsste er mich wieder. Als wäre es ein Ja. Oder reichte es ihm schon, dass es kein Nein war? Du solltest hier verschwinden, Katrina. Bevor du ihm weh tust. Ich wusste, was vernünftig war und doch wollte ich etwas anderes. Ich schob ihn mit Leichtigkeit etwas von mir weg und senkte den Kopf. „Du weißt nicht, was du da willst!“ Dann sah ich ihn ernst, aber immer noch schwer atmend an, eine Hand auf seiner Brust um ihn auf Abstand zu halten. „Adrian, so sehr ich das auch will. Aber ich bin …gefährlich für dich!“ Meine Ernsthaftigkeit überzeugte ihn. Er hielt sich zurück und wartete auf eine Erklärung. „Ich könnte mich vergessen, was wenn…?“ Ich sah mich hilfesuchend um aber ich musste es aussprechen. Er musste verstehen bevor er etwas wollen konnte. Also nahm ich meinen Mut zusammen. „Was, wenn ich dich beiße?“ Die Überraschung über diese Aussage holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. „Ich bin kein Mensch mehr, Schatz!“ Ich hoffte, dass er jetzt verstand und ich es nicht deutlicher sagen musste. Aber er starrte mich immer noch an. „Was meinst du damit, wenn du mich beißt? Das hast du doch….“ Jetzt weiteten sich seine Augen. Ich hoffte er würde die Aussagen °kein Mensch° und °beißen° nun zusammen bringen. „Du meinst, dass du dich jetzt anders ….ernährst?“ Er schluckte bevor er das letzte Wort aussprach. Zum Glück, er hatte mich verstanden. Ich nickte. „Versteh das nicht falsch, ich habe es nicht vor. Aber wenn ich mich vergesse und es passiert, wenn ich dir weh tue…ich …ich..ich sollte wirklich gehen.“ Ich drehte ihm den Rücken zu und griff über die Lehne der Couch nach meinen Sachen. Seine Hand legte sich um meinen Arm und hielt mich davon ab. Warum ließ ich das zu? Ich hatte viel mehr Kraft als er. Er klebte an meinem Rücken und seine Wärme drang wieder in meinen Körper. „Geh nicht, es wird alles gut gehen.“ WAS? Er wollte es immer noch? War er denn vollkommen geistesgestört? Überrascht, nein geschockt drehte ich mich wieder zu ihm um. Ich konnte nicht nur fühlen in welchem Zustand sein Körper war. Er roch sogar anders. Seine ganze Erregung war so ansteckend und nicht die Spur von Angst. Konnte es möglich sein? Hatte er vielleicht doch nicht verstanden was ich war? Doch hatte er. Er griff an meine Oberlippe, schob sie ein Stück hoch und sah nach meinen Fängen. Ich bleckte die Zähne kurz um ihm die Gefahr zu verdeutlich. Doch er ließ einfach meine Lippe los und küsste sie dann. „Mach damit einfach einen Bogen um mich.“ Dabei beließ er es und küsste mich wieder. Zur Hölle, wie wollte ich das anstellen? Aber ich hatte keine Zeit mehr zu reagieren, ich ergab mich seinem Zustand und war sofort in der Selben Stimmung.

Nach Stunden, so schien es, lagen wir in seinem Bett, er in meinen Armen und unterhielten uns über die gegebenen Umstände. Ich wusste, dass er völlig müde sein musste, trotzdem stellte er mir weiter Fragen. Ob er merkte, dass ich nicht müde war? Oder erschöpft? Nicht einmal außer Atem? „Du solltest vielleicht schlafen.“ Sagte ich leise und streichelte dabei über seinen Kopf. Der lag auf meinem Bauch und drehte sich jetzt zu meinem Gesicht um. Sein letztes Gähnen gab den Auslöser dieses Gespräch nun zu verschieben. „Was ist mit dir? Bist du nicht müde?“ ich wühlte in seinen Haaren während er auf eine Antwort wartete. „Nein, ich schlafe nicht.“ Seine Augen weiteten sich wieder. „Gar nicht?“- „Niemals.“ Adrian drehte sich um, stützte sich auf seine Ellenbogen. Küsste mich kurz und sah mir in die Augen. Wow, es haute mich einfach um wenn er mich so ansah. „Wirst du noch da sein, wenn ich wach werde?“ Mal wieder eine Frage auf die ich vorbereitet war. „Ja, ich bin da wenn du wach wirst.“ Und es war die Wahrheit. Aber Skepsis schlich sich in seinen Ausdruck. „Versprichst du es?“ Ich musste leise lachen. „Ja, ich verspreche es.“ Sagte ich und grinste ihn an. Als ich noch ein Mensch war und er in Deutschland, stellte ich diese Frage ständig wenn wir uns verabschiedeten und es um ein Wiedersehen ging. Er lachte mit mir, er konnte sich ebenfalls daran erinnern. Ich wurde in seine Arme gezogen, als er sich auf den Rücken drehte. „Wirst du auch hier bleiben?“ Schon wieder hatte er mich durchschaut. Ich musste dringend an meiner Fassade arbeiten. „Nein.“ Gab ich Kleinlaut zu, konnte ihn dabei aber nicht ansehen. „Was hast du vor?“ seine Stimme nahm einen eigenartigen Klang an, als fürchtete er, dass ich einfach so verschwinden konnte. „Bist du sicher, dass du die Antwort hören willst?“ Jetzt hob ich den Kopf um ihn ansehen zu können, ich wollte seine Stimmung abschätzen. Kurz überlegte er, nickte dann aber. „Ich muss jagen.“ Die Frage in seinem Gesicht verschwand nicht, also wurde ich deutlicher. „Es ist sicherer, wenn ich hier bei dir bin, sollte ich nicht…..durstig sein! Verstehst du?“ Oh, er verstand. Sein Gesicht wurde blass. Er schloss die Augen und atmete einige Male tief durch. Beinah hätte ich das belächelt. Er wollte tatsächlich mit all dem umgehen können und doch war eben einer Ohnmacht nahe gewesen. So schien es zumindest. „Also bist du hier, wenn ich wach werde. Damit kann ich leben.“ Er ließ das Thema Jagt damit fallen. Auch ich beließ es dabei und küsste ihn noch einmal sanft. Dann wollte ich, dass er einschlief. Also rührte ich mich nicht mehr, nachdem ich die Decke zwischen uns gezogen hatte. Ich war eiskalt im Gegensatz zu ihm, er würde frieren wenn ich mit meiner Haut an seiner lag. Das brachte mir noch einen vorwurfsvollen Blick ein, aber er verstand. Es dauerte keine 5 Minuten bis er fest schlief. Er musste wirklich fertig gewesen sein. Vorsichtig entzog ich mich seiner Umarmung und blickte auf die Uhr. Ich musste mich beeilen, wenn ich zurück sein wollte, bevor sie Sonne aufging. Es war fast 5 Uhr morgens. 2 Stunden hatte ich dank des Winters wohl noch. Ich hob meine Sachen auf und ging geräuschlos in meinem gewöhnlichen Tempo ins Wohnzimmer. Zog mich wieder an und griff bei der Couch nach meinem Waffenhalfter. Nachdem ich es umgelegt hatte, zog ich die Jacke drüber. Es vergingen nur einige Sekunden seit ich aus dem Bett gekrochen war bis jetzt, wo ich nun auf der Balkonbrüstung hockte. Ich streckte meine Sinne aus um mich besser orientieren zu können. Dann sprang ich auf das Dach gegenüber und schoss über viele weitere hinweg, bis ich fand wonach ich suchte. Ein Gossenviertel, wo angebliche Raubüberfälle mit Verletzungen keine Seltenheit waren. Nach zwei aufgeschnitten Handgelenken kam mir der Gedanke, ob ich die Leute direkt zu einem Krankenhaus bringen sollte. Und da kam mir eine Idee. Krankenhäuser waren immer Hüter vieler Blutkonserven. Das würde mir heute viel Zeit sparen. Ein Blick in mein Handy und das Internet verriet mir die Standorte sämtlicher Krankenhäuser. Ich sah auf die Uhr, ich konnte es schaffen wenn ich schnell war. An einem Krankenhaus angekommen schoss ich den Schildern nach in die Abteilung, wo Blut gespendet wurde. Und Bingo. Eine Kühltruhe in einem Nebenraum sah wirklich vielversprechend aus. Ich griff blitzschnell hinein und eilte dann aus dem Fenster auf das Dach. In meinen Händen hatte ich sicher 3 Liter Blut. Das würde eine Weile vorhalten und die nächste Jagt weit nach hinten verschieben. Ich entsorgte die leeren Konserven in den medizinischen Abfall des Krankenhauses und fühlte mich regelrecht betrunken von frischem Blut. Und ich fragte mich ob ich ein schlechtes Gewissen haben sollte. Die Menschen brauchten das Blut sicher. Andererseits ob ich es nun aus den Krankenhäusern klaute oder von den Menschen direkt. So verletzte ich nicht mal jemanden. Undendlich oft konnte ich das aber auch nicht machen, Ich würde mir bald überlegen, einen Mittelweg zu finden um niemals aufzufallen.

Die Dämmerung schreckte mich auf. Ich war schon wieder in meine Gedanken versunken. Jetzt aber schnell zurück. Ein Blitzen, was über die Dächer huschte bei der prallen Sonne hier, musste ja niemanden auffallen. Auch wenn ich wusste, dass ich zu schnell war um von menschlichen Augen erfasst zu werden, ging ich immer lieber auf Nummer sicher. Und ich hatte da jemanden versprochen da zu sein, wenn er aufwachte. Ich schoss also schnell zurück und stieß schon bald auf meine eigene Fährte. Ihr zurück zu folgen war leicht, denn ich kannte mich hier nun nicht wirklich aus. Es vergingen nur Minuten bis ich wieder in der Wohnung war und die Tür geschlossen hatte. Ich lauschte sofort in Richtung Schlafzimmer und musste lächeln. Adrian schlief tief und fest. Sein ruhiger Herzschlag gab mir ein gutes Gefühl. Ich legte meine Waffen und meine Jacke wieder ab. Dann sah ich mich genauer in der Wohnung um. Nahm jedes Detail in mich auf. Sein konzentrierter Geruch überall konnte von mir nun leichter verarbeitet werden. Kein Verlangen mehr im Hals, nur noch ein leichtes Kribbeln in der Nase, welches mich auf Beute hinwies. Aber Adrian war für mich keine Beute. In keinem Fall. Also blendete ich das aus. Es gelang mir sehr schnell, wenn ich mich stark genug konzentrierte. Nach einer Stunde, die ich mit dieser Konzentrationsübung zugebracht hatte, ging ich völlig geräuschlos wieder ins Schlafzimmer, lehnte mich an den Türrahmen und sah ihm fasziniert beim Schlafen zu. Er war so friedlich. Das hatte ich in Deutschland schon bei ihm bewundert. Die wenigen Stunden die er neben mir lag und schlief, war ich völlig überrascht, wie ruhig der Mann war. Etwa zwei Stunden waren vergangen, als er die Augen kurz aufschlug, mich ansah und mir deutlich machte, dass ich zu ihm kommen sollte. Ich gehorchte und musste lächeln. Ich setzte mich in sein Bett und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand am Kopfende. Dann zog ich schnell die Decke zwischen uns. Adrian protestierte nicht, sondern legte den Kopf in meinen Schoß und die Arme um mich. Nach einigen Minuten schlief er wieder. Ich wollte meine Hand auf seinen Rücken legen, wusste aber wie kalt sich diese für ihn anfühlen würde. Also zog ich die Decke an seinem Rücken einfach etwas höher und legte meine Hand darauf. So würde ihn die Kälte nicht stören. Hoffte ich! Ich versank in meinen eigenen Gedanken über alles Mögliche. Was ich hier tat, wie es weiter ging, was passieren würde, wenn er wach war. Ich musste bald zurück sein. Auch wenn ich erst einen Tag fort war, würde es mir schwer fallen, mich hier los zu reißen. Verdammt, ich hing an diesem Kerl, warum nur. Es machte alles so schwierig. Und seine Art war nicht grade hilfreich, meine Gedanken von ihm zu lösen. Also dachte ich an die vergangene Nacht. An seinen Gesichtsausdruck, als er mich auf der Straße endlich erkannte, nachdem ich mich umgedreht hatte. Der Schock verflog etwas und man sah unendliche Überraschung und etwas Erleichterung in seinem Blick. Vielleicht hatte er sich Gedanken gemacht, ob die Kämpferin, die er nicht erkannte im ersten Moment, als nächstes ihn angreifen würde. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, was er gedacht hat. Wie sollte ich auch. Ich meine, was hätte ich noch vor 4 Monaten gedacht, wenn ich überfallen worden wäre. Eine in schwarzes Leder gekleidete Frau mit schwarzen Dolchen in der Hand, wäre aus dem nichts aufgetaucht und hätte die Angreifer verjagt? Und ich musste mir eigestehen, dass auch ich keine Ahnung gehabt hätte, was als nächstes passiert. Glücklicher Weise hatte er mich nicht eine bescheuerte Stalkerin, oder ähnliches genannt. Oder hatte er es in seinem Kopf und es sich nicht anmerken lassen? Vielleicht war er auch einfach nur froh, dass ich im richtigen Moment da war. Tickten Männer nicht so? Sie machten sich doch gar nicht solche komplizierten Gedanken, oder? So vergingen die nächsten Stunden.

Durch das Fenster beobachtete ich das Licht, welches sich draußen veränderte. Die Sonne, wie sie immer höher an den Himmel stieg und der Morgen sich nach und nach zum Tag wandelte. Irgendwann rührte sich jemand, der immer noch an mich geklammert war. Ich hatte mich nicht bewegt. Sein Atem ging nun etwas unruhiger und der Rhythmus seines Herzens hatte sich verändert. In wenigen Minuten wird er aufwachen, da war ich mir sicher! Er drehte sich langsam auf den Rücken, öffnete die Augen und grinste mich dann an. „Du bist noch da!“ Überraschte es ihn? „Ich habe es doch versprochen.“ Entgegnete ich ihn kühl. „Schön, dass du es gehalten hast.“ Sagte er ehrlich und krabbelte aus dem Bett. „Was dachtest du denn? Dass ich mich heimlich aus dem Staub mache?“ Er dachte es tatsächlich, denn sein Blick reichte mir als Bestätigung dafür. War ich so unglaubwürdig. „Na danke. „ sagte ich trocken. Er grinste mich noch einmal an und verschwand dann Richtung Badezimmer. Geräuschlos bewegte ich mich ins Wohnzimmer, öffnete die Balkontür und blieb im Schatten der Mauern stehen. Das Wohnzimmer war um diese Zeit völlig sonnendurchflutet. Ich wollte ihm nicht gleich den nächsten Schock verpassen. Aber sicher schätzte ich ihn schon wieder falsch ein und er würde es ganz locker nehmen. Als Adrian aus dem Bad kam, ging er sich im Schlafzimmer erst einmal etwas anziehen. Etwas, war bei ihm wie üblich nicht viel. Eine lockere Leinenhose welche ihn grade einmal über die Knie hing und nur knapp unter den Hüftknochen. Grrrr. Wie sollte man sich denn da konzentrieren? Gar nicht am besten, oder was dachte er sich dabei? Egal! Er kam leise zu mir ins Wohnzimmer. Schlich an mir vorbei direkt in die Sonne auf dem Balkon. Die Wärme fühlte sich sicher gut an für ihn. Unfassbar wie warm es hier war. Er hielt mir seine Hand hin. „Komm her!“sagte er und machte mit dem Kopf die passende Geste. „Ich kann nicht.“ Meinte ich leise. Ein Fragezeichen in seinem Gesicht machte mir deutlich, dass er eine Erklärung wolle. „Sieh dich doch mal um!“ Ich sah in die Wohnung um uns herum und die anderen Balkone, von denen man einen perfekten Blick auf diesen Balkon hier an seiner Wohnung hatte. Überall waren Menschen, es war schließlich mitten am Tag. Adrian verstand immer noch nicht. „Sagen wir mal so, ich würde hier auffallen und sicher ein Fragezeichen in die Gesichter der Menschen zaubern.“ Dann lehnte ich mich gegen den Rahmen der Balkontür, immer noch darauf bedacht, keinen Zentimeter meiner Haut der Sonne auszusetzen. Dann grinste er leicht. „Wirst du zu Asche in der Sonne, oder was?“ –„Sehr witzig!“ meinte ich sarkastisch. „Was ist es denn dann?“ Nun war er wieder ernst, er wollte es wirklich wissen. Ein Seufzen kam mir durch die Lippen und ich hob leicht eine meiner Hände. Er machte einen Schritt auf mich zu und ergriff sie sofort. Aber das war nicht, was ich wollte, weswegen ich meine Hand mit seiner verschränkt ihm noch etwas entgegen streckte, bis die Sonnenstrahlen sie endlich trafen. Ein Blick in seine erst aufgerissenen und dann vom Licht geblendeten Augen sagte mir, dass er verstanden hatte. Wie konnte er auch nicht. Es war, als wenn ihm jemand viele kleine Spiegel unter die Nase hielt und die Sonne damit in sein Gesicht leuchten ließ. Sein Blick traf kurz meine Augen bevor er sich eingehender mit meiner leuchtenden Hand beschäftigte. Völlig fasziniert drehte er sie hin und her. Durch die veränderte Oberflächenstrukter nach der Verwandlung wurde Licht nicht mehr gebrochen an meiner Haut, sondern reflektiert. Als er seinen Blick endlich von meiner Hand los reißen konnte, sah er mir wieder in die Augen und kam auf mich zu, immer noch meine Hand haltend. „Du bist unglaublich!“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf nach dieser Aussage von ihm. Steckte er alles so leicht weg? Oder war dieser Mann, der so viele Frauen hatte einfach nur unglaublich fasziniert von meiner Andersartigkeit? Einen Mann wie ihn hatte man nie für sich allein, das wusste ich. Aber jeder normale Mensch müsste Angst haben vor dem was ich bin. Immerhin kam er gut und gern als Frühstück in Frage. Oder um die Zeit wohl eher als ein Mittagessen. Bei der Vorstellung verzog ich leicht das Gesicht. „Was ist?“ fragte er neugierig. Er stand direkt vor mir und hatte mich wieder im Arm. „Wieso schockt dich denn gar nichts an mir? Hast du keine Angst?“ Verwundert sah ich ihn an, aber ich sollte keine Antwort bekommen. Stattdessen küsste er mich. Na toll, wohl keine Angst. Dumme Beute dachte ich. Wie gut, dass ich nicht durstig war. Aber wie zur Antwort auf meine Gedanken knurrte sein Magen nun. „Na brauchen die Menschen unter uns jetzt was zu essen?“ Scherzte ich und stupste ihm gegen die Schulter. Als er sich lachend die Schulter rieb, bekam ich noch einen Kuss auf die Wange. Dann verschwand er in die Küche und ich hörte Besteck klappern. Braves Menschlein. Ich blieb wo ich war und starrte in die Sonne. Ich vermisste sie, die Wärme und die Bräune. Naja was solls, Unsterblichkeit ist ja auch was, oder? Ich beendete diesen Gedanken, als ich ihn hinter mir wieder in den Raum kommen hörte. Adrian ließ sich auf einen Sessel fallen und schmatze vor sich hin. „Und?“ fragte er mich, was mich dazu veranlasste mich umzudrehen. „Und, was?“ hakte ich nach, als nichts weiter kam. „Und, wirst du mir nun genauer erzählen, wie das…“ er deute mit dem Arm an mir runter und wieder rauf. „genau passiert ist? Der Frage bist du letzte Nacht geschickt ausgewichen!“ Verdammt, hatte er sich das etwa auch gemerkt? Ich kam hier wirklich aus keiner Nummer raus. Warum musste ich auch die Heldin spielen und dem Mann meiner Träume das Leben retten. Was für eine blöde Frage dachte ich. Im Schatten des Zimmers ging ich auf die Couch zu, die dem Sessel in dem er hing gegenüber stand. „Willst du jetzt jede Einzelheit hören?“ Er nickte nur und aß weiter. Oh man wie ich normales Essen vermisste. Wieder seufzte ich, bevor ich mich auf die Sofalehne setzte. Ich sammelte mich kurz und überlegte, ich erinnerte mich nicht gern an diese Nacht. Und dann begann ich ihm die Geschichte meiner Verwandlung zu erzählen.

„Eine Weile nachdem du wieder nach Hause geflogen warst war bei uns Stadtfest. 11. September um genau zu sein. Ich war auf der AfterParty und hatte einiges an Alkohol intus. Ich ging allein nach Hause, weil die anderen noch bleiben wollten. Und da stand jemand auf der Straße mit dem Gesicht in meine Richtung. Ich habe kurz überlegt, ob ich einen Umweg in Kauf nehmen sollte um an diesem unheimlichen Typen nicht vorbei zu müssen, das weiß ich noch. Ich beschloss einfach weiter zu gehen, denn der wäre eh schneller wenn er nüchtern war. Ich hatte schon meinen Schlagstock in der Hand nur um sicher zu gehen. Ich kam immer näher, doch der Kerl rührte sich nicht. Irgendwie kam mir das merkwürdig vor. Als ich grade einen Meter an ihm vorbei war sprach er mich an. >Hallo KatrinaDu willst es sicher nicht hier auf der Straße erleben, oder?< Ich wollte gar nichts mit dem erleben und das sagte ich auch. Er ließ zu , dass ich die Tür aufschloss und im Hausflur verschwand. Dann stürmte ich in meine Wohnung und fiel im Wohnzimmer auf den Boden. Ich weinte. Und als ich irgendwann den Kopf hob, stand der Kerl auf meinem Balkon. Du weißt, dass ich im dritten Stock wohne?“ zum ersten Mal seit ich begonnen hatte zu sprechen, sah ich Adrian an. Er sah völlig geschockt aus, nickte dann auch nur sehr kurz. Ich wandte meinen Blick wieder ab und versuchte zu verdrängen, wie schrecklich diese Nacht für mich war. „Darauf hin schrie ich einfach los. Seine Augen blitzten dann so eigenartig auf. In dem Augenblick wusste ich, dass der Kerl kein Mensch war. Aber sowas gabs doch nicht, dachte ich. Ich überlegte hin und her während der Typ mich einfach nur anstarrte. Schließlich kam ich zu dem Schluss, wenn er auf meinen Balkon klettern konnte, konnte er mich auch mit Leichtigkeit killn. Aber er hatte es noch nicht getan, oder? Also stand ich auf und machte ihm die Tür auf. Gutes Kind hatte er gesagt und mir dann erklärt was passieren würde. Etwa 12 Stunden würde ich leiden während die Verwandlung sich durch meinen Körper arbeitete. Ich hatte so einen Schiss, aber eine Wahl hatte ich auch nicht mehr. Er machte mir klar, dass er nicht gehen würde ohne mich zu verwandeln. Seine Welt wäre schon am Aussterben und bräuchte Unsterbliche wie mich, die das Geheimnis auch bewahren konnten. Irgendwann, völlig überraschend biss er dann einfach zu. Erst in meinen Hals und trank eine Weile. Ich war schon völlig geschwächt und dachte ich würde nun doch sterben. Dann biss er mir noch in die Handgelenke. Nur Sekunden später schmerzten die Bissstellen wie nichts was vergleichbar wäre. Ein Schmerz, der dich wünschen lässt, du wärest tot. Als ich es überstanden hatte, erklärte er mir noch einmal in Ruhe was ich nun war, außerdem wie die Regeln meiner neuen Welt seien und wie ich jagen sollte. Wie er jagte kam für mich nicht in Frage.“ Ich sah Adrian wieder an. Er litt, aber warum? Um meinet Willen etwa? „Was ich ab diesem Zeitpunkt bin, kannst du hier sehen, konntest es fühlen..und naja.“ Ich versuchte ihn anzulächeln, scheiterte aber weil die Erinnerung in meinem Gehirn noch viel zu frisch war. Er war aufgestanden und saß neben mir. Ich war so neben der Spur, dass mir seine Bewegungen beinah schnell vorkamen. Wie lächerlich! Reiß dich zusammen, dachte ich nur und atmete tief ein. Ich ließ zu, dass er mich auf seinen Schoß zog und die Arme um mich legte. „Es tut mir so leid, Bella.“ Oh so hatte er mich ewig nicht genannt. „Muss es nicht. Es ist gut gegangen, oder?“ ich sah ihn an und wirkte wieder gefasst. Man ich konnte ab und zu eben doch gut schauspielern. Er hatte Mitleid in seinen Augen. „Sieh mich nicht so an, wäre das nicht passiert, wärst du letzte Nacht am Arsch gewesen.“ Das hatte seine Wirkung, er lächelte, wenn auch nur schwermütig. Dann legte er seine Stirn gegen meine Schulter und seufzte schwer. Man diese Geschichte hatte ihn getroffen. Ich hatte mich schnell wieder gefasst. Wenn ich mich auf etwas anderes konzentrierte, konnte ich etwas unangenehmes schnell wieder bei Seite schieben. Und diese Erinnerung schob ich nur zu gern von mir weg. Was dann von ihm kam, traf mich völlig unvorbereitet. „Wie lange wirst du noch bei mir bleiben?“ Hä was? Ich musste erstmal schalten. Komisch, dass er das jetzt fragte. „Bis morgen Nacht, wenn du es wünschst. Dann muss ich aufbrechen. Du weißt meine.“ – „Deine Familie, ich weiß. Ich wünschte nur…“ Was? Red schon weiter wollte ich sagen. Ich wollte ihn nicht drängen, aber ich war so neugierig was er sagen wollte. Ich legte meine Hand unter sein Kinn, hob seinen Kopf und zwang ihn mich anzusehen. „Was wünscht du dir?“ fragte ich leise und mit lieblicher Stimme um ihn nicht zu drängen. „Dass du länger bleiben könntest!“ Jetzt hatte ich fast vergessen wie ich hieß. Was redete er denn da? Er wollte dass ich mehr Zeit für ihn hatte? Wo kam das denn auf einmal her? „Ich verstehe kein Wort.“ Brachte ich ehrlich heraus. Das musste er mir mal erklären. Und ich hoffte inständig, dass er es tun würde. Als er weiterhin meinem Blick stand hielt, platzte ich fast vor Neugier. „Ich habe dich vermisst, Kate. Als ich hier allein war die Monate. Deutschland zu verlassen ist mir schwer gefallen, weil ich dich damit verlassen musste. Ich habe absichtlich keinen Kontakt mehr zu dir gesucht, um einen Abschied leichter zu machen. Eine weitere Nacht mit dir und der Abschied hätte mich zu sehr getroffen.“ Die Ehrlichkeit lag in seiner Stimme und in seinem Blick. Aber ich verstand das immer noch nicht. „Aber du hattest auch andere Frauen in Deutschland, ich war nicht die einzige. Und du hast mich sowas von ignoriert und abgewiesen, dass ich….Was ist?“ Sein Blick hatte sich verändert. Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch. „Wer sagt, ich hatte noch andere Frauen?“- „War das etwa nicht so?“-„Nein. Wer hat das behauptet?“ War er etwa…? Ja er war sauer. Wieso das denn? „Ähm Mandy hat das Toby erzählt und Markus hat es Janni bestätigt.“ Er funkelte mich an. Hey ich konnte nichts dafür. Wäre ich nicht aus Marmor, hätte ich jetzt Angst bekommen. Und ich glaube die Tatsache wurde ihm auch wieder bewusst. Ich setzte mich lieber neben ihn, ließ ihm Luft zum atmen. „Ich habe in den 2 Monaten in Deutschland nur dich angefasst, nicht eine andere. Das verspreche ich dir!“ Nach diesem Satz zwischen zusammengebissenen Zähnen sah er mich wieder an. Sicher wollte er abschätzen, ob ich ihm glaubte. Seinem Blick nach, tat ich das. Er meinte es ernst. Aber ich nickte nur. „Hast du mir deswegen nie wieder geschrieben?“ Wieder konnte ich nur nicken auf diese Frage von ihm. Jetzt stand er tatsächlich auf, fuhr sich durch die Haare und begann im Zimmer umher zu laufen. Ich glaube ich guckte etwas verwirrt drein. Ließen mich die anderen etwa im Irrglaube? Hatte es Janni wirklich nur erfunden, damit es mir besser ging? Damit ich ihn schneller anhakte? Offensichtlich. Jetzt wurde ich sauer. Sie ließ mich von dem Mann schlechtes denken, in den ich mich verschossen hatte. Machte ihn mies, damit ich ihn schneller vergaß. Oh man das würde eine Diskussion geben, wenn ich zurück war. Bei dem Gedanken knurrte ich, was Adrian erschreckte und er fuhr herum. Ich blickte zu ihm auf, wollte die Wahrheit in seinen Augen lesen. „Sie haben mich angelogen, richtig? Damit ich dich vergesse, über dich hinweg komme, dich abhake als einen Stripper der sich wie alle anderen verhält und mit dem man nur etwas Spaß haben kann.“ Ich hatte nicht mitbekommen wie ich aufgestanden war. Ich kochte innerlich und wenn ich Adrian nicht verletzen wollte, musste ich hier schleunigst raus. „So wie es aussieht? Ich schwöre dir, ich habe mit keiner anderen Frau was gehabt und seid dem auch hier nicht mehr.“Er wich eine Schritt vor mir zurück. Machte ich ihm Angst? Egal, ich musste verschwinden und mich beruhigen. Das letzte was ich mitbekam war wir ein Knurren aus meiner Kehle wich. Das nächste was ich sah, waren die Dächer die unter mir hinweg flogen. Ich rannte aus der Stadt raus in den nächst besten Wald. Hier flogen erst einmal ein par Bäume durch die Gegend und wurden zu Spänen erarbeitet. Ich tobte mich eine Weile aus, bis ich mich endlich umsah. Chaos. Na egal, ich war tief im Wald und hatte maximal ein par Eichhörnchen erschreckt. Mein Handy in meiner Tasche summte vor sich hin. Hatte es das schon eine Weile getan? Ich wusste es nicht. Also holte ich es aus meiner Tasche. Adrian versuchte seit einer Stunde mich zu erreichen. Oh je. Ich hatte ihn sicher erschreckt. 3sms in denen er mir sagte, ich solle zurück kommen. Eine in der stand, dass wir schon so wenig Zeit hatten. Er hatte Recht. Ich schüttelte das letzte bisschen Wut ab und machte mich auf den Rückweg. Mein Handy ließ ich klingeln. Schneller als eine Gewehrkugel stand ich wieder in seinem Flur im Schatten. Mein Blick ins Wohnzimmer gerichtet, wo Adrian auf dem Balkon stand und immer noch versuchte mich zu erreichen. Man musste ich schnell sein, wenn er nicht einmal bemerkt hat, wie ich an ihm vorbei bin. „Ich bin hier.“ Sagte ich leise, ich versuchte ihn nicht zu erschrecken. Vergebens. Er drehte sich überrascht um und ließ beinah das Telefon fallen. „Verzeih. Ich musste gehen. Ich wollte dich nicht verletzen.“ Ohne Zögern kam er auf mich zu, nahm mich in den Arm und küsste mich erleichtert. „War das die Wahrheit?“ fragte er jetzt. „Ja natürlich, ich war so wütend, dass ich besser…“ – „Das meine ich nicht.“ Unterbrach er mich. Hä? „Was du vorhin gesagt hast meine ich, bevor du verschwunden bist.“ Ich wartete ob weitere Erklärungen kamen. Und sie kamen. „Du meintest, du musstest über mich hinweg kommen?“ Oh, das meinte er. Ich musste mich räuspern. „Ähm ja sicher war das die Wahrheit. Ich hatte mich verliebt.“ So nun war das auch raus, mal sehen ob er jetzt wieder einen Rückzieher machen würde. Aber nichts da, er grinste mich breit an. „Du auch?“ fragte er wieder. Ja natürlich du nichts ahnender….Moment mal, auch? Ich glaube in dem Moment entgleisten meine Gesichtszüge. „Was meinst du denn mit auch?“- „Hast du das noch nicht verstanden? Mir geht es nicht anders mit dir. Das ist schon seid Aug so, seit ich dich etwas kennen gelernt hatte.“ Er hatte sich in mich verliebt? Im August? Als ich noch ein Mensch war? Ein langweiliger nicht mal richtig hübscher Mensch? Der verarscht mich doch! Wie als Widerspruch auf meine Gedanken wurde ich so liebevoll geküsst, dass mir der Atem weg blieb. Nur gut, dass ich nicht atmen musste wenn es drauf ankam. Ich legte wie automatisch meine Arme um den warmen Körper der mich an sich zog. Und schon wieder verlor ich beinah den Verstand. Was passierte hier eigentlich? Hatten wir uns etwas grade gestanden, dass wir ineinander verliebt waren? Das ging doch alles viel zu weit, oder? Ich wusste es einfach nicht mehr, ich wusste gar nichts mehr. Dann wurde der Kuss heftiger und ich fühlte seine Hände unter meinem Top auf der Haut meines Rückens. Ach scheiß drauf, was machte denn schon Spaß wenn es nicht kompliziert war? Innerhalb der nächsten Stunden dachte ich an nichts anderes, als daran wie ich ihm noch näher kommen konnte, als ich es ohnehin schon war. Ein kleiner Teil von mir hoffte, dass ich keine blauen Flecken verursachen würde, aber im Grund war es mir auch egal. Meine Vorsicht rettete sein Leben und darauf kam es im Grunde an. Ich vergaß mich vollkommen. Was nicht grad vorteilhaft sein sollte. Denn in einem vollkommenen Augenblick, biss ich zu.


„Es tut mir so leid, wirklich.“- „Jetzt hör endlich auf dich zu entschuldigen. Es war mein Ernst, als ich sagte es war in Ordnung so!“ Ich verdrehte die Augen. Die Wunde an seiner Schulter war nicht tief und hatte schon lange aufgehört zu bluten. Es war jetzt ca 20 Minuten her, dass ich mich im Augenblick unseres Glücks nicht mehr kontrollieren konnte. Und jetzt hatte ich auch noch ein schrecklich schlechtes Gewissen. Adrian hatte nicht einmal gezuckt, als ich zugebissen habe, als ich von ihm trank. Im Gegenteil, ihm gefiel es sogar. Glücklich gestöhnt hatte er noch. Nur gut, dass ich nicht gezielt hatte. Oh man, wie er geschmeckt hatte, was für ein Rausch in den mich gas ganze versetzt hat. Schluss damit, ermahnte ich mich. Sowas durfte nie wieder passieren. Ich stand im Flur gegen die Wand gelehnt und er direkt vor mir, wollte mich zur Vernunft bringen. Ich konnte nicht fassen, dass er versuchte mich aufzumuntern. „Wie kannst du das nur gut gefunden haben? Ich hab dich gebissen verflucht, Sowas darf doch nicht passieren. Bei keinem normalen Paar würde so etwas jeh passieren.“ Wieso lächelte er mich denn jetzt auch noch an? „Naja ganz normal sind wir wohl nicht, oder? Und genau deswegen ist es auch in Ordnung. Ich weiß, was du bist und was in deiner Natur liegt. Also hör jetzt endlich auf dir Vorwürfe zu machen. Wenn es dir nicht gefallen hat, tut es mir leid. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares erlebt. Es fühlte sich gut an!“ Ich starrte ihn ungläubig an. „Was redest du da? Glaubst du weil ich mich entschuldige, wäre es für mich nicht absolut perfekt gewesen? Das Unglaublichste was ich jeh erlebt habe? Dann bist du echt doof!“ Er lachte mich an, oder lachte er mich aus? Mir war es fast schon egal, wenn mich die Wunde an seiner Schulter nicht so anstarren würde. „Warum machst du dir dann solche Sorgen?“ Der Mann hatte noch immer nicht verstanden wie gefährlich ich war. „Weil ich dich hätte töten können!“ Ui das wirkte, sein Gesicht wurde ernst. Aber ich setzte noch einen drauf. „Was, wenn ich dich leer getrunken hätte? Einfach nicht mehr aufgehört?“ Er schüttelte leicht den Kopf und sah mir fest in die Augen. „Hast du überhaupt jeh einen Menschen getötet, seid du so bist?“ Mist, er durchschaute mich einfach zu gut. „Nein.“ Gab ich grummelnd zu. „Und dann fürchtest du, dass du mich in Gefahr bringst? Bei so einer…naja Situation wie wir sie hatten?“ Hm, ich überlegte kurz hin und her. Ich hatte mich sehr schnell wieder im Griff, als es passiert war. Und wenn es gefährlich geworden wäre, hätte er etwas gesagt. Wahrscheinlich hatte er Recht, ich würde ihn schon instinktiv nicht in Gefahr bringen. Ich hatte ihm ja nicht mal in den Hals gebissen. „Wahrscheinlich hast du Recht.“ – „Ich hab ganz sicher Recht. Aber das nächste Mal bitte eine Stelle die nicht so auffällt.“ Er nahm meine Hände und zwinkerte mir zu. Das nächste Mal? DAS NÄCHSTE MAL? Hatte er den Verstand verloren? Rechnete er schon damit, dass ich mich erneut nicht kontrollieren konnte, oder fand er es tatsächlich so gut? Ich wusste nicht genau, was es bei ihm ausgelöst hatte. Offensichtlich hatte auch er nie etwas Vergleichbares vorher gefühlt. „Pff, das nächste Mal.“ Zischte ich verächtlich. „Ich werd das doch nicht nochmal zulassen!“ Oh man jetzt sah er auch noch enttäuscht aus. Blöder dummer suizidgefährdeter Mensch. Ich musste besser auf ihn aufpassen. Draußen war es bereits dunkel wie ich zufrieden feststellte, also lenkte ich vom Thema ab. „Und, wirst du mir nun noch etwas von deiner Stadt zeigen?“ Er drehte sich kurz um, um aus dem Schlafzimmerfenster zu sehen. „Wenn du möchtest?“ Ich nickte und drückte mich an ihn, hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen. „Ja bitte.“ Jetzt lächelte er wieder. „In Ordnung, dann werde ich mir etwas anziehen.“Das Gesicht verziehend, sah ich an seinem nackten Körper hinunter. Die Idee passte mir nicht, aber was blieb mir übrig. Ich war bereits wieder angezogen. Schon seitdem ich geschockt aus dem Bett gesprungen war. Ich wurde noch einmal geküsst und dann sah ich ihm nach. Sah zu wie er seinen perfekten Körper mit Kleindung bedeckte. Hm wie er wohl erst aussehen würde, wenn er unsterblich war? Geschockt von meinem eigenen Gedanken riss ich die Augen auf. Sowas durfte ich niemals wieder denken, das würde nie passieren. Ich huschte ins Wohnzimmer um meine Waffen zu holen. Ich wollte mich beeilen, aber ich war nicht schnell genug. Ich schloss grade das Halfter an der Brust als er auch schon im Türrahmen stand und mich verwundert ansah. „Du willst bewaffnet aus dem Haus gehen? Ist das denn nötig?“ Schnell zog ich meine Jacke über und versteckte meine Waffen. „Es ist besser so. Vertrau mir. Denk mal an gestern Nacht.“ Er zog die Brauen hoch, nickte dann aber nur. Die Aussage reichte ihm offensichtlich. Ich hatte in einem Gespräch bereits kurz angedeutet, dass ich keine Waffen brauchen würde, es aber menschlicher wirkte. Er hatte es verstanden soweit ich das erkennen konnte. Wir verließen zusammen die Wohnung, ich folgte ihm um die Ecke des Hauses wo sein Wagen stand. „Wir fahren, oder?“- Ich grinste ihn nur breit an, rannte an ihm vorbei und stand dann an seinen Wagen gelehnt. Er sah sich suchend nach mir um, das war zu schnell für seine Augen. Ich musste lachen, als er mich entdeckte. „Man bist du schnell.“ Dann ging er einmal tief durchatmend zur Fahrerseite und schloss die Türen auf. „Das war noch gar nichts.“ Meinte ich immer noch grinsend und stieg in den Wagen. Hey hier war es echt sauber. Na gut, seine Wohnung war es ja auch. Ich war beeindruckt. Als Adrian neben mir saß, legte er eine Hand auf mein Knie. „Also was möchtest du sehen?“ – „Abgesehen von dir an meiner Seite?“ entgegnete ich trocken und grinste ihn immer noch an. Auch er musste lächeln. „Ich bin an deiner Seite. Also ja, abgesehen davon.“ Lachend startete er den Wagen und fuhr los. „Alles.“ Brachte ich nur noch heraus nach dieser Aussage. Ich war gespannt auf den weiteren Verlauf der Nacht. Da es mitten im Dezember war und somit in der Weihnachtszeit, fuhr er mit mir auf den größten Weihnachtsmarkt den Barcelona zu bieten hatte. Völlig fasziniert sah ich mich um. SO viele Menschen, das würde nicht leicht werden. Nur gut, dass ich so gesättigt war. Ich erwischte mich dabei wie ich das Gesicht verzog. Ich sollte dieses Thema echt bei Seite schieben. Mit ihm an meiner Hand ließ ich mich auf das Abenteuer ein. Ich genoss die Lichter, die Dekorationen und das Durcheinander hier, nebenbei konzentrierte ich mich auf Adrian´s Geruch. Er sorgte dafür, dass ich klar bei Verstand blieb und hielt mich von Dummheiten ab. Durch ein Drücken meiner Hand forderte er meine Aufmerksamkeit. Ich sah ihn an und folgte seinem Blick. Riesenrad? „Ernsthaft?“- „Sicher, warum nicht?“ Nach meinem Schulterzucken bekam ich noch einen flüchtigen Kuss und dann zog er mich zum Riesenrad, oder besser gesagt ich ließ mich ziehen. Es war ja nicht mehr so, dass diese Höhe mir etwas anhaben konnte, selbst wenn das Ding in sich zusammenstürzte. Aber ein ganzes menschliches Dasein lang Höhenangst prägten einen und außerdem galt diese Unzerstörbarkeit nicht für den Mann, der mich jetzt in eine Gondel schleifte. Ich war etwas nervös. Ich versuchte mich zu entspannen. In Adrians Armen liegend, viel mir dies erstaunlich leicht. Es ging los und nach einigen Minuten hingen wir auf halber Höhe des Riesenrades. Hier war es ruhiger als unten zwischen den Menschenmassen. Ich konnte meine Sinne wieder weiter ausstrecken. Was ich dann allerdings hörte, gefiel mir gar nicht. In nördlicher Richtung schrie eine Frau in einer Gasse um Hilfe. Die Schreie wirkten unterdrückt, sicher versuchte sie jemand davon abzuhalten. Stoff zerriss und ein Schlag in ein Gesicht war zu hören. Ach du scheiße, ein Kerl würde sie vergewaltigen. Mist. Schnell sah ich Adrian an. „Du rührst dich hier nicht weg, klar? Ich bin gleich zurück.“ Ich hockte schon auf dem Rand der Gondel als er mich zurück halten wollte. „Was? „ Ich sah ruhig in seine dunklen aufgeregten Augen. „Vertrau mir und beweg dich nicht!“ Dann sprang ich und schoss Richtung Norden. Sicher war es albern ihm zu sagen er solle sich nicht bewegen. Wo soll er denn in 40 m Höhe auch groß hin. Ich wäre schnell zurück, noch bevor jemand merken sollte, dass in seiner Gondel eben noch 2 Personen gesessen hatten. Ich erreichte die beiden wie ein Blitz und trat den Typen von der Frau weg. Knochen brachen und er blieb keuchend in einer Ecke liegen. Völlig verstört sah die Frau zwischen dem Schwein und mir hin und her. „Rufen sie die Polizei.“ Sagte ich ruhig zu ihr. Es dauerte einige Sekunden bis sie reagierte. Menschen waren soooo langsam. Aber gut, sie hatte vielleicht einen Schock. Ich starrte sie nicht weiter an, sie versuchte krampfhaft ihre Bluse vor der Brust zusammenzuhalten. Die Ärmste. Endlich griff sie zu ihrem Handy und rief die Polizei. Sie erwähnte, dass jemand ihr geholfen hatte, der Kerl aber noch hier sei. Oh je, ich musste verschwinden, Polizisten stellten immer zu viele Fragen. Dem Arsch hatte ich sicher das Becken gebrochen, der würde also so schnell nicht aufstehen und einen Fluchtversuch starten. Die Frau war sicher zu verschreckt gewesen, sie hatte sicher nicht gesehen was ich mit einem einzigen Tritt angerichtet hatte. Ich sah sie noch einmal an. „Geht es ihnen gut? Alles in Ordnung?“ Sie nickte erst nur, fand dann aber auch ihre Stimme wieder. „J j ja, dan danke ihnen“ . Sie weinte. Ach man, ich musste zurück. „Kein Thema, die Bullen sind sicher bald hier, ich bin dann weg. Alles Gute.“ Zum Antworten kam sie nicht mehr, ich war schon beinah wieder im Riesenrad. Ich versicherte mich, dass niemand dort hinsah wo ich gleich auftauchen würde und sprang. Adrian erschreckte sich, als ich so plötzlich wieder neben ihm saß. „Zum Teufel, wo warst du?“ Er sah sich in der Gegend um, als könnte er entdecken wo ich etwas angerichtet hatte. Unwillkürlich musste ich lachen. „Ich hab ne Vergewaltigung verhindert.“ Sagte ich trocken. Und er riss wieder die Augen auf. „Wie bitte?“ Wir kamen wieder unten an und stiegen aus, er schüttelte immer wieder den Kopf. Nach einigen Metern blieb er stehen und zog mich an die Seite. Ich ließ mich fest in die Arme nehmen. Dann schloss ich meine Augen leicht, als er seinen Kopf auf meinen legte und atmete seinen Geruch ein. „Werde ich mich jetzt daran gewöhnen müssen?“ flüsterte er leise neben meinem Ohr. Was? Woran? Ich hob meinen Kopf und sah ihm in die Augen. „Was meinst du?“ – „Dass du dich ständig in irgendwelche Gefahren stürzt?“ Gegen meinen Willen musste ich grinsen. Gefahren? Wie süß. Als ich weiter ernst angesehen wurde, riss ich mich zusammen. „Ich begebe mich nicht in Gefahr. Mir kann doch nichts passieren, das weißt du doch.“ Er legte seine Stirn gegen meine. „Ich weiß. Das heißt, mein Kopf weiß es eigentlich. Aber versetz dich mal in meine Lage. Du springst von Häusern und aus nem Riesenrad, haust irgendwelche Verbrecher zusammen. Was meinst du wie das für mich aussieht?“ Hm, so hatte ich das noch nicht gesehen. Aus menschlicher Sicht startete ich ein Selbstmordkommando nach dem anderen. „Entschuldige. Ich will dich nicht erschrecken, aber ich muss schnell handeln wenn ich so etwas mitbekomme.“ Ich sprach sanft, er sollte merken, dass ich ihn verstehen konnte. „Du musst dich nicht entschuldigen. Wenn das zu dir gehört, werde ich mich daran gewöhnen. Vorausgesetzt du willst das alles so?“ Hä? Was genau fragte er mich denn da. Mein Gesicht muss total verständnislos ausgesehen haben. „Weißt du wovon ich rede?“ Ich schüttelte nur den Kopf, hatte aber eine gewisse Hoffnung im Kopf. Aber ich wollte mich darauf nicht so einlassen. Die Trennung würde so schon wieder hart genug sein und in 24 Stunden musste ich mich auf den Rückweg machen.“Komm mit, reden wir mal in Ruhe.“ Oh oh. „Okay.“ Ich folgte ihm zurück zum Wagen, stieg aber nicht ein. Stattdessen lehnte ich mich gegen die Motorhaube. Adrian setzte sich neben mich und ergriff wieder meine Hand. „Du hast doch vor wieder zu kommen, wenn du morgen gehst, oder?“ Jetzt sah ich ihn überrascht an. „Du willst, dass ich wieder komme?“ – „Sicher.“ entgegnete er mir als wäre er sauer weil ich es nicht von allein gemerkt habe. „Ich habe dir heute versucht zu erklären, was ich für dich übrig habe. Ist das nicht in deinen steinernen Schädel gedrungen?“ Oh klasse, jetzt machte er sich schon über mich lustig. „Ich wusste nicht, wie ernst es dir ist. Ich dachte nach dem Ganzen in Deutschland…“ weiter kam ich nicht weil er mich mit einem genervten Stöhnen unterbrach. „Jetzt vergiss das doch mal. Also bitte nicht alles, denn ich fand die Zeit die wir hatten wirklich toll. Aber sieh dir doch mal genau an, was wir jetzt haben. Ich will, dass es so bleibt!“ Ich stand auf und stellte mich dicht vor ihn, seine Arme legten sich um mich. „Versteh ich dich richtig? Also mal für die begriffsstutzigen unter uns. Hast du dich verliebt und willst fest mit mir zusammen sein? Trotz dem was ich bin?“ Er sah mir tief in die Augen und zögerte nicht mit seiner Antwort. „Genau so ist es. Ist es auch das, was du willst?“ Ich musste lachen über diese Frage. „Soll das ein Witz sein? Blöde Frage, was meinst du warum ich bis nach Spanien renne um dich zu sehen?“ Er stimmte in mein Lachen ein und küsste mich wieder. Dann löste er sich, als wenn ihm etwas bewusst geworden ist. „Warte mal, rennen? Bist du von zuhause hier her gerannt? Also zu Fuß?“ – „Ja, wieso? So bin ich am schnellsten.“ Wieder schüttelte er grinsen den Kopf. „Du bist unglaublich.“Nur so unglaublich, wie jeder andere Vampir. Aber diesen Gedanken behielt ich für mich. Das würde für uns beide gesünder sein. Er bedeutet mir so viel. Ich wollte ihn nie wieder verlieren. „Das will ich hoffen.“ Flüsterte ich an seinen Lippen. Er grinste wieder und dann vergaß ich die Zeit und ließ mich ganz an ihn sinken, küsste ihn schier unendlich lange.

Wir fuhren noch einige Stunden durch die Stadt, gingen spazieren und unterhielten uns darüber, wie es nun werden würde. Ich hatte immer noch Zweifel, wie es sein würde. Dass er die Wahrheit sagte, bezweifelte ich nicht, aber wie lange er es aushalten konnte, mit Jemandem oder etwas wir mir. Nebenbei hatte ich noch Gefallen daran gefunden, Menschen in Schwierigkeiten zu helfen. Das hatte damit begonnen, wie ich unfreiwillig sein Leben retten musste. Und da kamen meine Gedanken zu dem nächsten Problem. Sein Leben. Adrian war ein Mensch. Er würde permanent den Geruch eines Vampires an sich haften haben, was eventuell andere Vampire anlocken könnte. Ich hatte bisher hier in Barcelona noch keinen anderen unsterblichen wahr nehmen können, was aber nicht hieß, dass es sie hier nicht gab. Vermutlich war die viele Sonne das ganze Jahr über sehr hilfreich, doch ganz verhindern konnte ich es sicher nicht. Wenn ein Mensch stark nach unsterblich roch, würde auch ich neugierig sein und wissen wollen, was dahinter steckt. Zumal unser Geheimnis gewahrt werden muss. Menschen, wenn auch so zerbrechlich, bargen immer ein Risiko. Verdammt, das würde mir über den Kopf wachsen. Und ich würde es zuhause auch noch erklären müssen. Aber da müsste es eh noch einige klärende Gespräche geben. Gegen 4 Uhr morgens wollten wir uns auf den Heimweg machen. Wir standen am Auto und ich bekam ein freches Grinsen, als er mit dem Schlüssel spielte. „Was ist?“ Wollte ich wissen. „Bist du schneller als der Wagen?“ fragte er mich und ich wusste sofort was er vorhatte. Sollte ich mich auf dieses Spielchen einlassen? Ich wusste nicht genau wo ich war und musste sicher einen Umweg in Kauf nehmen wenn ich erst nach unserer Fährte suchte. Aber ich hatte mein Gps Handy. Hm das könnte klappen. „Wenn ich den direkten Weg finde, mit Sicherheit.“ Aber mir gefiel es auch nicht unbedingt, ihn allein zu lassen. Andererseits konnte ihm in seinem Wagen sicher nicht viel passieren. Also gut. „Kriegen wir es raus!“ forderte er mich frech auf. „Einverstanden, aber nicht, dass du in deiner Männlichkeit geknickt bist, wenn ich schon 10 Minuten an deiner Wohnung auf dich warte.“ Er lachte, küsste mich und stieg dann in seinen Wagen. Ich hatte bereits mein Handy in der Hand und öffnete die Karte. Alles klar, der Weg war in meinem Kopf gespeichert und ich würde nur einige Minuten brauchen. Als er das Fenster bei sich runter ließ, grinste ich ihn noch einmal an. „Dann bis gleich, Schatten.“ Adrian verstand was ich meinte und gab Gas, im selben Augenblick als ich auf die Dächer schoss und Richtung seiner Wohnung darüber flog. Nach nur wenigen Minuten konnte ich meine eigene Fährte aufnehmen, die ich einige Stunden zuvor hinterlassen hatte, ich näherte mich von Süden. Dann hockte ich auch schon auf seinem Balkon. Es dauerte noch geschlagene 17 Minuten, bis Adrian den Wagen unten vor dem Haus abstellte. Ich grinste in mich hinein. Sein erster Blick wanderte zu seinem Balkon, nachdem er ausgestiegen war. „Verdammt.“ Hörte ich ihn leise murmeln, als er mich entdeckt hatte. Schnell lauschte ich und prüfte meine Umgebung, alles war ruhig, keine Zeugen. Eine halbe Sekunde später stand ich neben ihm. „Ärgere dich nicht, das war doch klar. Und ähm, Lust zu fliegen?“ Er starrte mich nur an. „Was?“ Dann packte ich ihn um den Brustkorb und sprang blitzschnell wieder auf seinen Balkon. Als ich ihn los ließ, taumelte er rückwärts gegen die Wand und atmete schwer. Oh je ich hatte ihn richtig erschreckt. „Entschuldige.“ Na einigen Sekunden hatte er sich wieder gefasst und sah mich etwas verdutzt an. „Ich glaube so schnell war ich noch nie von der Straße in meiner Wohnung.“ Ich konnte nicht anders, ich grinste ihn an. „War das ein Kompliment?“ wollte ich wissen. „Und wie es das war.“ Er schnaubte noch einmal und ging dann durch die nur angelehnte Balkontür hinein. Als ich ihm zusah, wie er sich immer noch schwer atmend auf die Couch plumpsen ließ, wusste ich dass es ihm mehr zugesetzt hatte, wie ich dachte und er zugeben wollte. Ich stellte mich hinter die Lehne und massierte ganz sanft seinen Nacken. „Entschuldige, ich wusste nicht wie sehr ich dich damit erschrecke.“ Die Augen geschlossen ließ er den Kopf gegen die Lehne fallen. „Hm, alles ok, mach dir keine Gedanken.“ Dann seufzte er leise und ich massierte weiter. Er genoss es sichtlich. Nach einigen Minuten ging ich um die Couch herum und ergriff seine Hand. „Komm mit.“ Sagte ich nur leise als er mich verwundert ansah. Ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen und er stand auf, folgte mir ins Schlafzimmer. „Leg dich mal auf den Bauch.“ Er gehorchte wieder, dann pflanzte ich mich auf seinen Hintern, zog ihm sein T-Shirt aus und begann seinen gesamten Rücken zu bearbeiten. Vorsichtig natürlich, ich wollte ihm ja nicht die Wirbelsäule zertrümmern. Das kam nicht so gut, dachte ich. Und der einzigen dann rettenden Option wollte ich aus dem Weg gehen. Ich ließ mir viel Zeit, während sich meine Gedanken, um die sich ständig wiederholenden Fragen drehten. In weniger als 24 Stunden musste ich wieder zuhause sein. Ich musste ihn verlassen. Obwohl ich es nicht wollte. Ich wollte alle wichtigen Inhalte meines Lebens miteinander vereinen, aber das war nicht möglich. Aber ich war auch zu gespannt wie er sich verhalten würde, wenn ich fort war. Ich würde mich quälen, wenn es so weiter ging wie bisher. Adrian hatte mir erklärt, dass er keine Zukunft gesehen hatte, als er Deutschland verließ. Diese Ansicht habe sich jetzt geändert, weil ich anders war. So viel anders und die Entfernung nicht mehr so ein Hindernis darstellte. Und zur Hölle, ich musste mir eingestehen, dass ich ihn liebte. Aber es fühlte sich anders an. Diese Empfindungen konnte ich mit nichts vergleichen, was ich als Mensch je gefühlt hatte. Unermesslich, menschlich nicht ertragbar. Noch nicht einmal zwei Tage hatte es gebraucht um mich umzuhauen. Schon sein Geruch in der ersten Nacht die ich hier verbracht hatte. Wie konnte ich nur so naiv sein, zu glauben, dass ich mich von ihm hätte fern halten können. Zwangsläufig fragte ich mich sofort, ob ich nicht auch einen anderen Vorwand gefunden hätte, mich ihm zu zeigen. Also wenn ich ihm seinen heißen Arsch nicht hätte retten müssen. Ich fand keine Antwort, jedenfalls keine ehrliche. Nach ca 14 Minuten wollte der Mann unter mir nicht mehr still liegen. Ich ließ es zu, dass er sich unter mir auf den Rücken drehte und sah ihn aufmerksam an. Adrian griff nach meinen Armen und zog mich in seine Arme, hielt mich fest bei sich. „Wir haben nicht mehr viel Zeit, richtig? Heute Abend wirst du nach Hause müssen.“ Auch er hatte wusste, dass die Sonne bald aufging. „Ja leider.“ Flüsterte ich an seinem Hals. Ich versuchte mich zu konzentrieren, so nah an seiner Halsschlagader war das gar nicht so einfach. Die Wirkung seines so konzentrierten Geruches hatte sich etwas geändert in den letzten Stunden, doch zu wissen wie er schmeckte, machte es wieder schwieriger. Ich wollte ihn, und zwar lebend als Mann an meiner Seite, dessen war ich mir sicher. Und trotzdem wollte ein Teil von mir immer sein Blut. „Aber du wirst doch bald wieder kommen, oder?“ sein Herz beschleunigte seinen Rhythmus, die Antwort auf diese Frage bedeutete ihm viel. „So schnell ich kann.“ Versprach ich und ließ ihn die Wahrheit in meinen Worten hören. Als er erleichtert ausatmete ging es auch mir besser. Er wollte mich bei sich haben, vielleicht fast genauso sehr wie ich es wollte. Die nächsten Stunden verbrachten wir kaum redend intensiv miteinander, bis Adrian völlig erschöpft einschlief und ich nicht mehr klar denken konnte.

Der neue Tag begann hier wieder mit viel Sonne. Ich war fast neidisch, aber nur fast. Denn in der Sonne liegen kam für mich eh nicht mehr in Frage. Während der nächsten Stunden versuchte ich Antworten zu finden. Wenn er ernsthaft wollte was ich wollte, und genau auf diesem Wege, würde die Frage nach einer Verwandlung seiner Seits zwangsläufig irgendwann aufkommen. Egal wie sehr ich dem Thema aus dem Weg gehen würde. Verflucht das war doch zum Haare raufen. Ich konnte es ihm nicht antun, auch wenn ich es für mich gewollt habe. Ob er sich diese Gedanken eigentlich auch schon gemacht hatte? Ich hatte wesentlich mehr Zeit über diesen ganzen Mist zu grübeln. Nur war viel schlimmer, dass mir kein Weg einfiel, mit dem ich all das umgehen konnte. Es sei denn, ich ließ diese ganze Geschichte sein um sein Leben zu schützen. Aber konnte ich das noch? Nachdem ich mir meine Gefühle eingestanden hatte? Adrian bewegte sich unruhig neben mir. Vielleicht träumte er schlecht. Man war ich neugierig, ich wollte zu gern wissen was in seinem Kopf abging. Als er jedoch immer unruhiger wurde, wandelte sich meine Neugier in Sorge. Er begann zu schwitzen, was war da los? Ich überlegte, ob ich ihn wecken sollte, doch genau als ich die Hand nach ihm ausstreckte, schreckte er aus seinem Traum hoch und richtete sich auf. Sein Blick suchte erschreckt nach meinem, dann atmete er erleichtert aus. „Alles in Ordnung?“ Was war denn los mit ihm? Er schluckte erst bevor er antwortete. „Ja, ja sicher.“ Er ließ sich wieder in meinen Schoß fallen und klammerte sich an mich. Ich wollte nicht nachfragen, weil es ihn anscheinend erschreckt hatte, aber ich platzte fast weil ich wissen wollte, was genau ihn so erschreckt hatte. Einige Minuten später hatte er sich beruhigt. Ich streichelte seinen Nacken und dachte er würde wieder einschlafen, doch sein Atem blieb gleichmäßig und ich sah wie er vor sich hin starrte. Weitere 10 Minuten vergingen bis ich es schließlich nicht mehr aushielt. „Nun sag mir doch bitte endlich, was dich so erschreckt hat.“ Daraufhin drehte er sich auf den Rücken und sah mich an. „Es war nur Mist. Nichts Besonderes.“ Soso, er wollte es mir also nicht sagen. „Ah, deswegen schläfst du auch nicht mehr ein und starrst grübelnd vor dich hin?“ Ich war nicht blöd Freundchen. „Belassen wir es dabei, ja?“ Ich nickte, aber ich wollte ihm das eigentlich nicht durchgehen lassen. Vielleicht würde er es mir irgendwann sagen, wenn er den Schreck verdaut hatte. Es war bereits 17 Uhr, viel Zeit blieb uns nicht mehr, vielleicht wollte er auch deswegen nicht mehr einschlafen. Aber eine Woche würde sicher schnell vergehen. Diese Zeit würden wir wohl ganz gut ohneeinander schaffen. Schließlich waren dazwischen Monate vergangen. Aber die letzten zwei Tage hier hatten alles geändert. Ich war mir dessen nur zu bewusst, aber ich musste es mir ja nicht anmerken lassen. Was war schon eine Woche für jemanden, für den Zeit keine Bedeutung mehr hatte? Oder war es vielleicht deswegen noch schlimmer? Und doppelt so lang, weil ich die Nächte nicht verschlafen konnte? Weg damit, gar nicht daran denken. Ich begleitete Adrian in die Küche und sah ihm beim kochen zu. Er sprach nicht viel, küsste mich nur hin und wieder. Egal was es war, er zermaterte sich das Hirn darüber. „Hältst du es eine Woche aus, ohne in Schwierigkeiten zu geraten?“ scherzte ich irgendwann, als mich das Schweigen wahnsinnig machte. „Ich werds überleben denke ich.“ Er schenkte mir ein Grinsen und wendete Fleisch in der Pfanne. Igitt. Früher liebte ich Fleisch, aber jetzt roch es einfach nur noch nach verbranntem Tier. Bäh. „Wehe nicht.“ Sagte ich ernst. „Du wirst schon merken, wie gut es mir geht, wenn ich dir permanent irgendwo schreibe.“ Haute er mir trocken entgegen. Dann setzte er sich mit einem Teller an den Tisch neben mir. „Guten Appetit.“ Sagte ich beinah angewidert, als ich auf seine Teller sah. „Möchtest du auch was?“ Wollte er mich jetzt verarschen? „Igitt. Iß einfach.“ Ich schüttelte den Kopf und wendete den Blick ab. Aus den Augenwinkeln konnte ich noch sehen wir er sich grinsend über sein Essen hermachte. Danach verbrachten wir die letzten Stunden des Tages auf seiner Couch. Der Fernseher lief nebenbei, doch er wurde eigentlich zum größten Teil ignoriert. Zumindest von mir. Ich genoss einfach nur seine Nähe. Man konnte nicht behaupten, dass wir uns noch viel unterhielten. Ich war mir sicher, dass es uns beide bedrückte, dass ich mich in der Nacht verabschieden würde. Wir nahmen voneinander alles was noch ging. Schon verrückt wie weit so etwas gehen konnte. Es war etwa 3 Uhr nachts, als ich leise seufzte und mich vom der Couch aufrichtete. „Ist es soweit?“ hörte ich ihn leise hinter mir fragen, während seine warme Hand meinen wieder abkühlenden Rücken streichelte. Ich drehte mich zu ihm um und küsste ihn bevor ich aufstand. Ich zog mich schnell an, bevor er sich überhaupt erheben konnte. Er sollte nicht auf die Idee kommen einen Versuch zu starten mich aufzuhalten. Ich wusste nicht, ob ich dem widerstehen konnte. Also ich zu meinen Waffen griff, stand er neben mir und sah mich wütend an. „Du wirst doch nicht etwa hier raus stürmen, ohne dich vernünftig zu verabschieden, oder?“ Überrascht sah ich zu ihm auf. „Nein, sicher nicht. Aber ich wollte es kurz und schmerzlos machen, deswegen fertig sein wenn ich den Punkt mich los zu reißen erreichen sollte.“ Mein Schmerz lag in meiner Stimme und ich hoffte, er würde es richtig verstehen. Er wendete den Blick ab und ging auf die Balkontür zu, blieb im Rahmen stehen und wartete auf mich. Er machte es mir unheimlich schwer zu gehen. Als ich nahe genug bei ihm stand, legten sich auch schon seine Arme um mich. Ich presste mich ein letztes Mal an ihn und atmete seinen Geruch tief ein. „Du wirst mir fehlen.“ Hörte ich seine leise tiefe Stimme neben meinem Ohr. Man und wie er mir erst fehlen würde. Er war perfekt. Ich hoffte, er war nicht wankelmütig. „Wenn es dir hilft, mir wird es schlimmer ergehen als dir.“ Er lachte leise. „Nein das wird es nicht, aber ein Versuch war es Wert hm?“ Ich sah ihn an, meine Hände lagen an seiner Hüfte. „Ja das war es. Pass auf dich auf.“ Er nickte und küsste mich bevor er wieder sprach. „Dir muss ich das wohl nicht sagen, oder?“ ich grinste. „Nein, ich denke ich kann auf mich aufpassen.“- „Ich weiß. Komm bald zurück.“- „ Das werde ich, versprochen.“ Dann küsste ich ihn noch einmal ausgiebig, zog mich langsam aus seiner Umarmung und sprang auf die Brüstung. Einen letzten Blick über die Schulter zu ihm konnte ich mir nicht verkneifen. Er würde mir schrecklich fehlen. Ein Lächeln rang ich mir noch ab bevor ich sprang und davon rannte. Noch nicht sehr weit entfernt sah ich noch einmal zurück, er stand noch dort und sah mir nach. Ich war mir sicher, dass er mich nicht mehr sehen konnte, nicht einmal als er an die Balkonbrüstung trat. „Ich liebe dich!“ hörte ich ihn leise vor sich hin sagen. WAS? Das sagte er jetzt? Wo er dachte ich wäre weit genug weg um ihn nicht mehr zu hören. Meine kurz aufblitzende Wut verrauchte natürlich sofort von der Freude über das was ich gehört hatte. Ich liebe dich auch dachte ich und rannte nach Hause. Sicher habe ich noch eine Stunde ungefähr vor mich hin gegrinst.

Schattenjäger

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