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Lucas kam in den Wäldern zum Stehen und keuchte. Er hatte sich erst vor zwei Tagen in den Wolf verwandelt … oder vielleicht drei? Seitdem war er von seinem Asheville Grundstück Hunderte Meilen nach Norden gelaufen, wahrscheinlich noch weiter. Abgesehen von kurzen Pausen zum Jagen und Essen, hatte er seinen Wolf immer weiter und weiter gedrängt. Ein pulsierendes Bedürfnis trieb ihn an, und das Gefühl schien bodenlos zu sein.

Angst. Angst vor dem, was er sich selbst antun könnte, wenn er länger als eine halbe Minute an sie dachte.

Lucas spornte sich selbst an und versuchte den leichten Galopp zu finden, den er seit Stunden hielt. Er wurde langsamer, geschwächt von seiner Erschöpfung und dem Mangel an Essen. Seine Beine zitterten und buckelten unter ihm, sein eigener Körper ließ ihn im Stich.

Er rutschte aus und kam an einem weichen Haufen später Sommerblätter zum Stehen. Er konnte sich nicht bewegen oder heulen. Er war so weit gelaufen und hatte sich so weit gedrängt, dass er jetzt ein Gefangener seiner eigenen Gedanken war. Während er darauf wartete, dass die drohende Bewusstlosigkeit ihn mitnahm, die Schwärze selbst eine Art ersehnte Gnadenfrist, richtete er seine Gedanken auf die Quelle seines Schmerzes.

Aurelia.

Seine Gedanken gingen den Moment zum hundertsten Mal durch. Er hatte das Haus still betreten, um Aurelia mit einem Blumenstrauß Lilien zu überraschen. Er war ihrem Duft gefolgt und hatte sie in einem der privaten Studierzimmer gefunden, die im Erdgeschoss des Hauses lagen. In Bens Studierzimmer, um genau zu sein.

Lucas Kopf war völlig leer geworden, als er Aurelia und Ben zusammen gefunden hatte. Sie hatten nicht miteinander geschlafen oder so. Nichts Offensichtliches. Dennoch hatte Lucas einen Blick auf sie geworfen, wie sie ihre Hände in einander verschlungen hatten, die Nähe ihrer Körper und er hatte es gewusst. Er musste nicht einmal tief Luft holen, um Bens starken Geruch an ihrem Körper zu finden. Er musste auch nicht die schuldigen Blicke auf ihren Gesichtern überprüfen oder die Tatsache, dass sie nicht sofort voneinander wegsprangen, als er eintrat.

Er hatte es sofort gewusst, dass Aurelia tatsächlich einen Partner gewählt hatte … es war nur nicht Lucas.

Lucas, es tut mir so leid … hatte sie geflüstert und Tränen hatten in ihren Augen geglitzert.

Lucas hasste sich selbst für die Schwäche seines Herzens, für die schlechte Entscheidung, die er getroffen und die es Aurelia ermöglicht hatte, sich von ihm zu entfremden.

Er hatte sie eine Woche auf dem Grundstück alleine gelassen und da lag sein großer Fehler. Die feurige, unersättliche Rothaarige, die Frau, von der er besessen war, um die er geworben und sie gerettet und am Ende für sich gewonnen hatte … er hatte sie sieben Tage unter der Aufsicht eines anderen Mannes gelassen und er hatte Aurelia sogar gesagt, dass sie das Bett des Mannes teilen konnte, wenn sie dazu Lust hatte. Solange sie zu ihm zurückkam, war es ihm egal, was sie in seiner Abwesenheit trieb.

Wenn er jetzt zurückblickte, packte ihn die Wut, wenn er daran dachte, wie dumm er gewesen war. Das war, als würde man eine Schale mit glitzernden Juwelen während einer Hausparty nicht in den Safe einschließen, nur um anzugeben. Du kannst den Raum nicht verlassen und zurückkommen und erwarten, dass noch jedes Schmuckstück in der Schale ist.

Er hatte sie mit einem der beiden Männer zurückgelassen, denen er am meisten auf der Welt vertraute. Ben Fincher, der leidenschaftliche und ruhige Software Analyst und Mitbesitzer von Lucas’ Unternehmen, war die letzte Person auf der Welt, von der Lucas sich bedroht fühlte. Lucas und Ben waren schon seit Jahrzehnten befreundet und Bens großes Herz war der größte Faktor in ihrer erfolgreichen Freundschaft.

Das tat am meisten weh, entschied Lucas. Nicht der Verlust von Aurelia. Sie war eine Frau von hohem Rang und unglaublich schön und eine tolle Begleitung. Ihr Treuebruch war ein schrecklicher Schlag.

Aber mehr als ihre Ablehnung tat es Lucas noch viel mehr weh, dass sein treu umsorgender Freund damit zu tun hatte. Wenn Ben so tief sank, dann mussten Aurelia und Ben wirklich verliebt sein. Keine halbherzige Sache, kein „vielleicht sind wir irgendwann Partner”-Scheiß. Er kannte Ben zu lange, um irgendwas anderes zu glauben, und Aurelia war keine sprunghafte Verführerin.

Da war es, seufzte Lucas. Die Sache, die er nicht zugeben wollte, die Sache, vor der er die letzten Tage weggelaufen war.

Unter seiner Wut, unter seinem Gefühl betrogen geworden zu sein, unter seinem Herzschmerz…

Lag ein Schimmer Wahrheit.

Ben und Aurelia machten irgendwie Sinn, einen Sinn, den Lucas nicht leugnen konnte. Die beiden in jenem Moment zusammen zusehen, die Art wie Ben sich vor Aurelia gestellt hatte, bereit sie zu beschützen. Sie hatte eine Faust an seinem Shirt geballt und Trost gesucht. Sein Duft war in Wellen von ihrer Haut ausgegegangen. Es gab einfach keinen Zweifel, nur Sicherheit.

Der Blick auf ihren Gesichtern sagte, dass sie erwarteten, dass Lucas etwas Schlimmes tun würde und sie alles akzeptierten, was passieren würde. Wenn Lucas es wollte, konnte Ben all sein Vermögen, seine Firma und jede Person in seinem Leben, inklusive Aurelia verlieren. Wenn Ben sie auch nur für einen Moment unbeaufsichtigt ließ, könnte Aurelia leicht gefangen genommen und in irgendeines der vielen Länder gebracht werden, wo ihre kriminelle Vergangenheit sie schnell wieder einholen würde. Sie könnte ihren Liebhaber, ihre Familie, ihre Freiheit … sogar ihr Leben verlieren.

Dennoch blieben hier in Bens Studierzimmer ihre Hände miteinander verschlungen. Ihre Angst wurde von ihrer Liebe überrollt. Lucas spürte eine Art Bewunderung, selbst als Wut durch ihn hindurch stürmte.

Er konnte sie nicht aufhalten, konnte die Entscheidung, die sie getroffen hatten nicht ändern. Dennoch hatte er seinen Stolz. Dieses Land, dieses ganze Grundstück war Lucas’ Reich. Ben gehörte vielleicht ein Teil des Hauses, aber er kümmerte sich nicht so um den Ort, wie Lucas es tat. Lucas hatte das Land ausgesucht, das Grundstück bebaut und das Haus mit Besitztümern gefüllt. Er hatte Aurelia hier hergebracht, in dem Versuch, dem Haus ein wenig Leben einzuhauchen.

Und er wäre verdammt, wenn die beiden auf all seinen sorgfältig ausgesuchten Möbeln ficken würden, sich gegenseitig in seiner maßgeschneiderten Küche bekochen oder ein Kind an dem Wasserfall zeugen würden, den Lucas Aurelia einmal gezeigt hatte.

Nein. Lucas stand auf. Er würde zurück auf das Grundstück gehen. Er würde eine riesige Portion verdrücken und seine Stärke zurückgewinnen. Er würde duschen, sich rasieren und sich anziehen.

Und dann würde er ihnen in den Arsch treten. Vielleicht, wenn sie Glück hatten, würde er auf ihre Bitten zur Vergebung hören … in zehn Jahren.

… oder vielleicht auch nicht.

Mit einem törichten Grinsen rekelte sich Lucas und lief dann nach Süden in Richtung der Konfrontation, die ihn mit Sicherheit erwartete.

Vom Alpha gerettet

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