Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 220 - Kelly Kevin - Страница 5

2.

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Philip Hasard Killigrew hustete, würgte und spuckte einen Schwall Seewasser aus – mehr Seewasser, als seiner Meinung nach in einem menschlichen Magen Platz haben konnte. Aber zu dieser Erkenntnis reichte es erst etwas später.

Vorerst war er vollauf damit beschäftigt, gegen das Brennen seiner Lungen zu kämpfen, gegen das nur langsam nachlassende Gefühl des Erstickens – und gegen diese verdammte Bande von Piraten, Spaniern oder sonstwelchen Gegnern, die über ihn hergefallen waren, ihn gepackt hielten und wie einen Bettsack schüttelten.

Der Seewolf war noch halb bewußtlos, und deshalb tat er, was er immer tat, wenn sich jemand erdreistete, mit ihm Ball zu spielen.

„Au!“ brüllte Ferris Tucker erbittert.

„Uuuhh!“ röhrte Smoky und krümmte sich zusammen, weil er einen Tritt erwischt hatte. „Nun laßt doch schon los, ihr Hammel“, sagte Ben Brighton kopfschüttelnd.

Hasard landete auf den Planken, warf sich herum und wollte hochschnellen, um den Piraten, Spaniern oder sonstigen Gegnern an die Kehle zu fahren. Mit dem Hochschnellen klappte es allerdings nicht so schnell, weil in seinem Schädel eine von Ferris Tuckers Höllenflaschen zu explodieren schien. Der Seewolf fiel zurück. Bevor er die Nachwirkung der Höllenflasche überwunden hatte und zu einem neuen Angriff ansetzen konnte, klärte sich sein Blick.

Keine Spanier, keine Piraten, überhaupt keine Gegner. In dem Nebel vor seinen Augen tanzten vertraute Gesichter. Hasard erkannte seinen Bootsmann und Ersten Offizier Ben Brighton, den Decksältesten Smoky, den hünenhaften rothaarigen Schiffszimmermann. Und wie einen Bettsack geschüttelt hatten sie ihn natürlich, weil er halb ersoffen war und das Wasser aus Lungen und Magen loswerden mußte.

„Entschuldigung“, murmelte Hasard schwach.

Sie grinsten. Smoky hielt sich den Magen. Ferris Tucker tastete über die Schwellung an seinem Kinn. Der Kutscher, der so hieß, weil er diesen Beruf einmal bei Doc Freemont in Plymouth ausgeübt hatte, setzte sein weises Eulengesicht auf wie immer, wenn er nicht als Koch, sondern in seiner Eigenschaft als Feldscher agierte.

„Alles halb so schlimm“, sagte er. „Nimm erst mal einen Ordentlichen zur Brust, Sir.“

Dagegen hatte der Seewolf nichts einzuwenden.

Eine Muck Rum im Magen war einer Ladung Salzwasser entschieden vorzuziehen. Hasard fühlte es warm und belebend durch seine Kehle rinnen und wandte den Kopf, als er neben sich einen wilden Fluch hörte.

Ed Carberry hatte ebenfalls eine Menge Salzwasser geschluckt und mußte demnach ebenfalls wie ein Bettsack geschüttelt werden. Bei ihm besorgten das Big Old Shane, der ehemalige Schmied von Arwenack mit seinen Bärenkräften, und der schwarze Herkules Batuti.

Aber der Profos der „Isabella“ war auch noch nicht wieder ganz klar, und er pflegte auf eine so unsanfte Behandlung nicht anders zu reagieren als der Seewolf.

Auf der Kuhl schien ein mittlerer Orkan auszubrechen.

Shane und Batuti, überrascht von dem explosiven Ausbruch, flogen zwischen die Zuschauer, die sich immer noch an den Strecktauen festhalten mußten, obwohl der Sturm inzwischen abgeflaut war. Batuti trat Blacky auf die Zehen, woraufhin der rein mechanisch die Faust vorschießen ließ. Mit dieser Faust hatte er schon mal einen soliden Querspant aus Eichenholz durchschlagen. Batuti, immer noch völlig verblüfft, marschierte wieder rückwärts, verlor das Gleichgewicht und fiel dem aufspringenden Profos in die Arme.

Er fing ihn auf, schwankte ein bißchen und sah sehr verdutzt aus.

Blacky kicherte.

Neben ihm prusteten Matt Davies und der blonde Schwede Stenmark los. Als nächster brach Bill, der Moses, in Gelächter aus. Dan O’Flynn fiel ein, sein alter Vater stampfte vor Vergnügen mit seinem Holzbein auf, und Hasard und Philip, die zehnjährigen Zwillingssöhne des Seewolfs, tanzten feixend und kichernd herum wie kleine Kobolde.

In Anbetracht der Tatsache, daß sie gerade fast ihren Kapitän und ihren Profos verloren hatte, war die „Isabella“ in diesem Augenblick ein ausgesprochen heiteres Schiff.

Nur Edwin Carberry, der sich verulkt fühlte, konnte die Heiterkeit nicht teilen.

Eine Ader schwoll auf seiner Stirn. Drohend reckte er sein zernarbtes Rammkinn vor und holte so tief Atem, daß das klatschnasse Hemd über seinem mächtigen Brustkasten in allen Nähten krachte.

„Ruhe!“ brüllte er. „Ihr Rübenschweine glaubt wohl, das sei lustig, was, wie? Zu dämlich, um sich festzuhalten, wenn eine verdammte Sturzsee überkommt! Zu dämlich, um eine dreimal verdammte halbe Rah außenbords gehen zu lassen, statt sie in die Gegend zu schmeißen! Stenmark, du müder Enkel einer Bilgenratte …“

„Du hast wohl Kakerlaken im Hirn!“ fauchte der blonde Schwede aufgebracht. „Die dämliche Rah ist sauber über Bord gegangen und …“

„Genauso sauber wie der Profos“, warf jemand ein. Aber davon ließ sich Carberry nicht beirren. Er war mit seinem Opfer noch nicht fertig.

„Du Stint hast dermaßen auf den Planken rumgehampelt, daß ich dich am Schanzkleid abfangen mußte, damit du nicht dem Teufel ins Maul reitest!“

„Daß ich nicht lache! Ich hing mit dem Gürtel an Matts Haken so sicher wie in Abrahams Schoß, du Ochse! Wer hat sich denn außenbords spülen lassen wie ’ne Landratte? Ich vielleicht?“

„Und wer hat mir die verdammte Rah zwischen die Beine geschmissen, was, wie?“

„Das war keine Rah! Das war ein Stückchen Treibholz, mehr nicht! Ha, die Geschichte wird man sich noch in hundert Jahren in der ‚Bloody Mary‘ erzählen!“

Der Profos schnaubte. Sein Gesicht lief so rot an wie eine überreife Tomate. Jedermann wartete darauf, daß er hochging wie ein Pulverfäßchen, die Masten aus dem Kielschwein rupfte und die See zum Kochen brachte.

„Ed“, sagte der Seewolf sanft.

„Sir?“ knirschte Carberry.

„Ich habe gute Augen, Ed. Es war ein Stück Treibholz, das dich zu Fall gebracht hat. Und Matt hatte Stenmark tatsächlich mit seinem Haken gesichert. Du konntest es nicht sehen, aber das war nicht Stenmarks Schuld.“

Ed Carberry atmete aus.

Sein Kiefer mahlte, als kaue er auf etwas herum. Auf einem zähen, schweren, unverdaulichen Brocken – nämlich der schlechterdings unmöglichen Tatsache, daß er, der Profos der „Isabella“, über Bord gegangen war, wegen eines simplen Stücks Treibholzes. Und ohne einen Schuldigen, den er zusammendonnern und unangespitzt durch die Planken rammen konnte, wenn er ihm schon nicht die Haut in Streifen von seinem edelsten Körperteil zog.

„Das glaub ich nicht“, knurrte Carberry tief in der Kehle.

„Solltest du aber“, sagte Hasard trocken.

„Das gibt’s nicht! Mich holt doch kein Zahnstocher von den Beinen, verdammt und …“

„Es war eher ein mittlerer Baumstamm als ein Zahnstocher. Und jetzt schluck es endlich herunter, Mister Carberry. Vielleicht schaffst du es, wenn du mit einer Muck Rum nachspülst.“

Der Profos biß die Zähne zusammen.

Er war finster entschlossen, den Rum genauso zurückzuweisen wie das Ansinnen, die Sache mit dem Treibholz und der Hakenprothese zu schlucken. Aber der Kutscher hielt ihm bereits die Muck unter die Nase. Ed Carberry schnüffelte, fluchte lästerlich, schnüffelte noch einmal und griff zu. Das hätte ja gerade noch gefehlt, daß der Profos der „Isabella“ in den Rum spuckte.

„Trotzdem“, brummelte er vor sich hin.

„Was – trotzdem?“ fragte Stenmark verbiestert.

„Trotzdem hast du verdammter Holzklotz …“

„Noch ein Wort“, sagte der Seewolf gefährlich leise, „und ihr könnt die Debatte in der Vorpiek fortsetzen. Der Sturm ist übrigens vorbei, falls das eurer Aufmerksamkeit entgangen sein sollte. Vielleicht wäre es möglich, den Saustall hier noch vor Weihnachten aufzuklaren.“

Für Ed Carberrys angeknackstes Gemüt war das genau die richtige Medizin.

Er holte tief Luft und wollte schon losfluchen, um die Männer auf Trab zu bringen. Zum zweitenmal an diesem denkwürdigen Tag atmete er wieder aus. Aber diesmal war es nicht die Stimme des Seewolfs, die ihn bremste.

Wie Donner rollte es plötzlich über das Wasser.

Ein dumpfes, fernes Grollen, das die Männer der „Isabella“ nur zu gut kannten. Irgendwo voraus, jenseits der Kimm, war eine Breitseite abgefeuert worden.

Auf dem Achterkastell der Karavelle „Swallow“ beobachtete der selbsternannte Kapitän Jack Jayhawk mit funkelnden Augen, wie die Kugeln ins Schanzkleid der manövrierunfähigen „Lisboa“ schlugen.

Holz splitterte, Schreie gellten herüber. Die Karavelle war von achtern aufgesegelt, jetzt luvte sie scharf an, um aus dem Feuerbereich des Gegners zu entwischen. Nötig gewesen wäre es eigentlich nicht. Die Breitseite hatte erstklassig gelegen und fast alle Geschütze der Karacke erwischt. Eine einzige Kanone erwiderte das Feuer, doch die Kugel schlug wirkungslos in die Hecksee der ablaufenden „Swallow“.

„Klar zur Wende!“ schrie Jack Jayhawk, der wegen seines struppigen schwarzen Bartes Black Jack genannt wurde. „Kanonen mit Kettenkugeln laden! Zerfetzt ihnen die Takelage!“

Als ob es da noch viel zu zerfetzen gäbe, dachte der kleine, drahtige Schotte Joe McNickle, den der schwarze Jack zum Offizier befördert hatte. Nach einer blutigen Meuterei wohlgemerkt, bei der die Schiffsführung niedergemetzelt und der englische Kapitän an die Rahnock gehängt worden war.

Den Sturm hatte die „Swallow“ nur mit Mühe und Not überstanden. Black Jack Jayhawk war ein miserabler Seemann und als Kapitän ein schlechter Witz. Aber er verstand sich durchzusetzen: mit eisernen Fäusten und der Schlauheit einer Ratte. McNickle kannte ihn schon seit Ewigkeiten.

Der schwarze Jack war gut, solange er sich nicht zu große Stiefel anzog. Bisher war es ihm nur einmal passiert, als er sich mit der „Isabella“ und dem Seewolf anlegte. Und auch das wäre nicht weiter schlimm gewesen, hätte er nicht die fatale Neigung gehabt, den gleichen Fehler immer wieder zu begehen.

Die zweite Breitseite der „Swallow“ verwandelte das Rigg der Karacke in einen Trümmerhaufen.

Jetzt konnte die „Lisboa“ nicht einmal mehr mit den Segeln steuern, sondern nur noch hilflos treibend darauf warten, daß die Gegner ihr den Todesstoß versetzten. Längst wußte der Capitan, daß er es mit Piraten zu tun hatte, die Beute reißen wollten. Mit wild entschlossenen Gesichtern luden die Portugiesen ihre Musketen, steckten die Pistolen in die Gürtel und bereiteten sich auf den Enterkampf vor.

Noch war es nicht soweit.

Eine dritte Breitseite fegte die letzte Steuerbord-Kanone und die Drehbassen der „Lisboa“ außenbords. Jayhawk ließ abermals wenden und befahl, die Decks der Karacke mit gehacktem Blei aus der Bugdrehbasse zu bestreichen.

Für Joe McNickle war das kein Gefecht mehr, sondern ein sinnloses Massaker.

Der kleine Schotte lauschte auf das Rumpeln und Poltern, das dumpf aus dem Laderaum heraufdrang. Da unten hatte sich im Sturm irgend etwas losgerissen und alles kurz und klein geschlagen – einschließlich sämtlicher Vorräte vermutlich.

McNickle schnaufte. Der schwarze Jack, fand er, hätte besser daran getan, sich erst einmal um seine eigenen Probleme zu kümmern, statt sich sofort auf diese sturmzerraufte, völlig wehrlose Karracke zu stürzen, die gar nicht so aussah, als sei viel bei ihr zu holen. Aber McNickle wußte, daß sein alter Kumpan ein Ventil für seine berstende Wut brauchte.

Er hatte Prügel kassiert, gewaltige Prügel. Die Crew der „Isabella“ war nämlich gerade aufgekreuzt, als Black Jack ein paar Eingeborene auspeitschen ließ, um sie zu zwingen, in einem haiverseuchten Gewässer lebensgefährliche Tauchversuche für ihn zu unternehmen. Da war den Seewölfen dann ganz einfach der Kragen geplatzt, und der schwarze Jack kriegte seine eigene Neunschwänzige zu spüren.

Der Haß kochte immer noch in ihm.

Sah er nicht, daß die Karracke schon Wasser nahm? Daß sie schneller absacken würde, als irgend jemand sie ausplündern konnte, wenn sie jetzt noch mehr Treffer erhielt? An Bord herrschte ohnehin schon Chaos. Nur noch wenige Männer waren überhaupt in der Lage, sich zu wehren. McNickle fluchte wild vor sich hin, dann atmete er auf, als endlich der Befehl ertönte, längsseits zu gehen und zu entern.

Mit Gebrüll stürzten sich die Piraten auf ihre dezimierten Opfer.

Schüsse peitschten, Waffen klirrten, ein Orkan schien über die Decks der Karracke hinwegzufegen. Der Kampf war kurz. Es dauerte nur Minuten, bis die letzten Portugiesen verzweifelt über Bord sprangen, um sich zu retten.

„Black Jack!“ schrie McNickle. „Der Kahn säuft uns unter dem Hintern ab! Wir müssen uns beeilen.“

„In die Laderäume, schnell! Mannt alles hinüber, was von Wert ist.“

Die Männer gehorchten.

Viel war es nicht, was sie erbeuteten. Falls die „Lisboa“ Reichtümer an Bord hatte, dann waren sie zu gut versteckt, um sie in der kurzen Zeit zu finden. Ein paar von Jayhawks Leuten sagten sich voller Wut, daß sie auch hätten entern können, bevor die Karracke ein sinkendes Wrack war. Aber das wagten sie nicht laut zu sagen, und ändern ließ es sich jetzt ohnehin nicht mehr.

Ein paar Minuten später wechselten Jack Jayhawk und seine Halsabschneider wieder auf ihre Karavelle über.

Die „Swallow“ segelte sich frei und lief nach Norden ab. Die „Lisboa“ sackte jetzt schnell über das Heck weg. Schon waren nur noch die zersplitterten Maststümpfe zu sehen, dann schlug das Wasser in einem gurgelnden, zischenden Sog über dem Schiff zusammen.

Als Joe McNickle zurücksah, blieben nur noch ein paar treibende Trümmer achteraus.

„Wrackteile Backbord voraus!“

Es war Stenmarks Stimme, die sich aus dem Großmars meldete. Der Seewolf hielt es für eine weise Entscheidung, den blonden Schweden für die Dauer dieser Wache aus Edwin Carberrys unmittelbarem Blickfeld zu entfernen.

Der war nämlich noch längst nicht bereit, die Schuld an seinem Mißgeschick dem Zufall anzulasten. Verständlicherweise! Dem Zufall konnte man weder die Haut in Streifen schneiden noch die Hammelbeine langziehen noch wirksam Beleidigungen an den Kopf werfen. Und nach derlei Tätigkeiten stand dem Profos nun mal der Sinn, daran ließ sich nichts ändern.

Die „Isabella“ sah inzwischen wieder ganz manierlich aus.

Ed Carberry hatte sich selbst übertroffen, mit angepackt und seine Mannen angelüftet, daß es nur so rauchte. Jetzt setzte er gerade Matt Davies auseinander, daß es dessen verdammte Pflicht und Schuldigkeit gewesen wäre, ordnungsgemäß zu melden, daß er Stenmark „am Haken“ gehabt hatte. Matt erklärte ihm, was er ihn könne, und brachte sich anschließend eilends in Sicherheit. Nur Stenmarks Meldung hinderte den Profos daran, die Verfolgung aufzunehmen.

Hasard enterte ein Stück in die Besanwanten und setzte das Spektiv an.

Tatsächlich, da trieben Wracktrümmer. Zerfetzte Planken und Spieren, ein Stück von einer Gräting, ein abgerissenes Schott und …

Der Seewolf zog die Brauen zusammen, als er die blutbesudelte Gestalt erkannte, die halb über dem Schott lag und sich an den Süllrand klammerte.

„Deck!“ rief Stenmark prompt. „Verletzter Schiffbrüchiger auf einem treibenden …“

„Beiboot aussetzen!“ fiel ihm Hasard ins Wort. „Ein bißchen plötzlich! Klar zum Anbrassen! Wir luven etwas an, damit wir ihn in Lee kriegen!“

„Anbrassen, ihr Himmelhunde!“ brüllte der Profos los. „Himmelarsch, wie lange braucht ihr lahmen Säcke, um das verdammte Boot auszuschwenken? Wollt ihr den Haien zu einer Mahlzeit verhelfen, oder hat euch der Sturm das letzte bißchen Verstand aus der Rübe geblasen? Ihr denkt wohl …“

Er stockte, weil das Boot in diesem Augenblick bereits aufs Wasser klatschte.

„Ferris, Batuti, Blacky, Smoky!“ donnerte er, und die Betreffenden schwangen sich über das Schanzkleid, kaum daß er ausgesprochen hatte. Der Profos selbst enterte als letzter ab.

Im nächsten Moment dröhnte bereits sein rhythmisches „Hoool weg! Hoool weg!“ über das Wasser.

Der Seewolf starrte aus zusammengekniffenen Augen nach vorn.

In der steilen Dünung war es alles andere als einfach, das Boot zu manövrieren, aber da es sich in Lee der Galeone befand, ging es einigermaßen. Die „Isabella“ lief immer noch Fahrt, langsamere Fahrt als vorher, da Hasard Groß- und Marssegel hatte aufgeien lassen. Inzwischen war er wieder auf das Achterkastell gesprungen. Neben ihm rieb sich Ben Brighton mit dem Handrücken über das Kinn.

„Der Bursche hat eine verdammte Menge Glück gehabt“, sagte er.

Der Seewolf nickte nur.

Glück im Unglück, verbesserte er in Gedanken. Denn zunächst einmal hatte der Schiffbrüchige verdammtes Pech gehabt, als er in diese schlimme Lage geraten war. Daß er allerdings überhaupt noch lebte und trotz seiner blutenden Verletzung nicht den Haien zum Opfer gefallen war, das grenzte in der Tat an ein Wunder.

Oder es ließ sich ganz einfach dadurch erklären, daß es irgendwo lohnendere Beute für die Haie gegeben hatte, dachte Hasard nüchtern.

Aus schmalen Augen beobachtete er, wie das Boot durch die Dünung schnitt. Die Männer pullten wie besessen, legten ein Tempo vor, als seien sie frisch und munter und hätten nicht etwa einen endlosen Kampf gegen den Sturm hinter sich. Das Schott tanzte, drehte sich, trudelte in der Dünung. Ein verdammt schwieriges Manöver, dieses lächerliche Floß lange genug längsseits in Lee zu kriegen, um den Verletzten überzunehmen.

„Backbord-Riemen ein!“ dröhnte Carberrys Stimme.

Mit der letzten Fahrt schob sich das Boot neben das treibende Schott. Fäuste packten zu, hievten an, und im nächsten Moment sank der Verletzte zwischen den Duchten zusammen.

Ben Brighton atmete auf.

„Na also!“ brummte Old O’Flynn, der sich auf seine Krücken stützte.

Nur Hasard schwieg. Denn die Haltung der Rudergasten im Boot ließ vermuten, daß es mit dem verletzten Schiffbrüchigen nicht eben zum besten stand.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 220

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