Читать книгу Lina und der magische Schmetterling - Kiki Kreuder - Страница 9
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Auf ihrem Weg hielt Lina immer wieder Ausschau nach einer roten Palme. Doch nirgends konnte sie sie sehen! Grüne Blätter, braune Äste, gelbe Blüten. Doch keine rote Palme! Es war zum Verzweifeln!
Die Sonne schien unablässig auf ihren Kopf herab und als sie ihren höchsten Stand erreichte, war es so warm, dass Lina sich ein schattiges Plätzchen am Fuße einer hohen Eiche suchte. „Puh, ist das warm!“, schnaufte sie und nahm aus ihrem Reisebeutel eine Flasche kühles Wasser. „Ahh, das tut gut.“
Lina war viele Stunden gewandert und hatte sich keine Pause gegönnt. Die Hitze und der angenehm warme Wind machten sie schläfrig. „Uaah“, gähnte sie und streckte die Arme weit nach oben. „Ich bin soo müde. Ich gönne mir ein kleines Nickerchen.“ Lina legte sich auf das weiche Moos, das unter der Eiche wuchs, und bettete ihren Kopf auf ihren Lederbeutel. Es dauerte nicht lange und sie fiel in tiefen Schlaf.
Zwei Stunden schlief sie tief und fest, sie hörte nicht die zwitschernden Vögel oder die wiehernden Pferde, die nahe auf einer Weide standen. Sie hörte auch nicht das Kinderlachen, als ein helles Glöckchen erklang. Sie erwachte durch einen süßen Geruch, der ihr in die Nase stieg. Langsam öffnete sie die Augen. Die Nase in die Luft gestreckt, schnupperte sie. „Mh, was riecht denn hier so gut?“, fragte sie sich. „Es riecht nach ... nach ... also, was ist das für ein leckerer Duft!“ Es roch nach frischen Erdbeeren, nach cremiger Vanille, nach dunkler Schokolade. „Mh, ich muss sofort herausfinden, woher dieser Duft kommt“, sagte sie und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Schnell nahm sie ihren Lederbeutel und sprang auf.
Lina schaute sich um und entdeckte am Ende des Weges, den sie vor wenigen Stunden gegangen war, eine rote Spitze. „Das könnte ein Haus sein“, murmelte sie. „Ja, das sieht aus wie ein rotes Spitzdach. Mal sehen, ob der süße Duft von dort kommt!“
Freudestrahlend hüpfte sie den Weg entlang und je näher sie der roten Spitze kam, umso stärker wurde der betörende Duft. Lina erkannte ein weißes Haus mit einem großen, rechteckigen Fenster neben der Tür. Das Fenster war mit vielen bunten Schleifen geschmückt, Kinder liefen aufgeregt vor dem Eingang umher, eine Glocke aus Gold hing über der Tür und klingelte hell und deutlich, wenn ein Kind das Haus betrat oder es verließ.
„Das muss es sein. Aus diesem Haus mit den hübschen Schleifen kommt der himmlische Duft!“ Aufgeregt rannte sie los, so schnell, dass sie fast gegen einen Jungen gelaufen wäre, der ein Eis in der Hand hielt. Sie blieb verwundert stehen und starrte ihn an.
Lina hatte noch nie ein Eis wie dieses gesehen. Die Waffel war abwechselnd mit weißer und brauner Schokolade überzogen, die unterste Kugel war strahlend blau wie der Himmel an einem wunderschönen Sommertag. Eine leuchtend rosa Kugel mit kleinen lila Pünktchen lag darauf. Als Lina die dritte und oberste Kugel sah, stockte ihr der Atem. Die Eiskugel leuchtete silbern und golden und kleine Glitzersteinchen verzierten sie rundherum!
„Mh, wie lecker“, seufzte Lina. „Kann man den Glitzer und die gold- und silberfarbene Eiskugel essen?“, fragte sie den Jungen erstaunt.
Er blickte Lina an. „Aber natürlich! Das ist doch magisches Eis!“
„Magisches Eis?“, fragte Lina erstaunt und riss die Augen auf.
„Ja, die Schokolade schmilzt nicht in den Händen, auch wenn es sehr warm ist. Die lila Pünktchen sind kleine Kaugummis und der Glitzer auf dem obersten Eisbällchen, das ist Knall-Glitzer, der auf der Zunge prickelt“, erklärte der Junge und schüttelte den Kopf, als er sah, dass Lina der Mund vor Staunen weit offen stand.
„Du lügst doch“, sagte sie bestimmt.
„Ich sehe schon, ein hoffnungsloser Fall. Wenn du mir nicht glaubst, dann hier“, er drückte ihr sein Eis in die Hand, „nimm meins. Ich habe noch nicht probiert und genug Geld in der Tasche, um mir ein neues Eis zu kaufen!“, rief er und lief in den Laden.
Lina schaute auf das Eis und zögerte. „Soll ich das wirklich probieren? Was mache ich denn, wenn es vergiftet ist? Aber warum sollte mir der Junge ein giftiges Eis schenken?“ Schließlich entschied sie nach langem Überlegen, dass sie nur herausfinden konnte, ob das Eis essbar war oder nicht, wenn sie daran leckte.
Vorsichtig glitt ihre Zunge über die silberne und goldene Kugel. Der Glitzer blieb an ihrer Zunge hängen und fing an zu prickeln. Lina lächelte. „Mh, wie lecker! Es schmeckt nach Karamell und Honig. Das Eis ist so lecker, es kann nur magisch sein!“
Mit Genuss leckte sie an jeder Kugel und knabberte an der Schokoladenwaffel. „Mh“, sagte sie immer wieder. Die rosa Eiskugel schmeckte nach frischen Erdbeeren, ganz wie der Duft, den sie zuvor erschnuppert hatte. Die kleinen lila Pünktchen formten sich in ihrem Mund zu einem großen Kaugummi, den sie sich zwischen die Zähne steckte, um ihn später zu kauen. Die blaue Eiskugel hatte den Geschmack von süßer Zitronenlimonade.
Nachdem sie auch die Schokoladenwaffel bis zum letzten Krümel aufgegessen hatte, entfuhr ihr mit großer Wonne ein allerletztes „Mh“. Sie rieb sich die Hände an der Hose ab und spazierte gemächlich aus dem Dorf hinaus, zurück zu ihrem ursprünglichen Weg.