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- Die Ware -

Lautes Klopfen an meiner Kabinentür ließ mich zusammenzucken.

»Du hast noch fünf Minuten, Soraya«, brüllte es durch die verschlossene Tür.

Seufzend stand ich vom Kissenberg auf, trat an das kleine Tischchen mit den Cremes, Ölen, Parfums und alles zum Schminken und Frisieren. Nackt stand ich vor dem großen Spiegel, der dahinter an der Wand angebracht war. Braune, gelockte Haare gingen mir bis zu meinem Poansatz. Meine Haut schimmerte in einem warmen Goldton. Ich setzte mich auf den wackeligen Hocker und zog mir meine Schminkpalette heran. Smokey Eyes, nicht abwischbaren, blutroten Lippenstift, Rouge auf die Wangen - heute war der Glamour Look gefragt. Ich nahm die Bürste vom Tisch und kämmte meine Haare so lange durch, bis sie leise knisterten und im Licht schimmerten. Ich flocht mir mehrere Zöpfe und wickelte sie zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur. Dann stand ich auf und nahm ein kleines Fläschchen zur Hand. Kokosöl. Ich drehte den Verschluss auf. Nur wenige Tropfen träufelte ich mir auf die Handfläche. Das Öl war selten und entsprechend teuer. Sorgfältig verrieb ich es in den Händen und setzte diese am Dekolleté an. Während ich langsam mit den Fingern zu meinen Brüsten glitt, über die leicht hervorstehenden Nippel, weiter über meinen Brustansatz, sah ich mir im Spiegel zu. In jeder anderen Situation hätte mich der Anblick erregt. Normalerweise. Ich liebte Sex. Eigentlich.

»Beeil dich.« Das Hämmern an der Tür riss mich aus meiner Betrachtung und ich verteilte das restliche Öl auf meinem Körper.

Vorsichtig stieg ich in das schon bereitgehängte Kleid hinein. Langsam, um weder das Öl daran zu verschmieren, noch die Spitze zu beschädigen, zog ich es nach oben. Wie eine zweite Haut lag das Kleid an meinem Körper und verhüllte … nichts. Der durchsichtige Stoff überließ nichts der Fantasie, so wie es auch gewollt war. Ich legte mir die Silberkette mit dem blutroten Tränenanhänger an, der direkt zwischen meinen Brüsten baumelte. Auf anderen Schmuck verzichtete ich. Es sollte der Blick genau auf dieses einzelne Stück gelenkt werden. Ich schlüpfte in die silbernen High Heels und tupfte mir noch einen winzigen Tropfen Parfum hinter die Ohrläppchen.

Ich trat an die Tür und klopfte zweimal dagegen. Fast sofort war das Öffnen der Riegel zu hören und keine fünf Sekunden später schwang die Tür auf.

»Geilomat, du kleine Bitch«, sabberte Ed der Wachmann bei meinem Anblick. Er spitzte seine Lippen und zeigte seine gelben und teilweise abgefaulten Zähne. Angewidert drehte ich den Kopf zur Seite, als er näher kam, um an meinem Hals zu riechen. Wie gut, dass dieser Idiot mich nicht anfassen durfte. Für verdreckte Ware zahlte der Kunde nicht. Und ich war die Ware.

Abrupt zog er seinen Kopf zurück, als ob er sich genau in diesem Moment auch daran erinnerte. »Komm mit«, grunzte er. Zum Glück hatte er seine schmierigen Finger von meinem Körper zu lassen. Das Klacken meiner Absätze hallte laut in dem engen Gang wider. Ich sollte mir angewöhnen barfuß bis zum Shuttle zu gehen, denn das Laufen auf dem Metallboden war generell sehr unangenehm. Obwohl im Raumschiff angenehme Temperaturen herrschten, fröstelte es mich. Das tat es jedes Mal. Vor jedem Auftrag.

»Schneller«, herrschte mich Ed an. Er würde Ärger bekommen, wenn sich der Start des Shuttles verzögerte.

Mächtig Ärger.

»Lauf du mal auf diesen Schuhen«, fauchte ich.

Er drehte sich breit grinsend zu mir herum. »Irgendwann, du Hure, bist du nicht mehr auf deinem hohen Pferd …«

»… Ross«, fiel ich ihm ins Wort.

Er schoss zur mir und blieb direkt vor mir stehen. Sein eklig stinkender Atem schlug mir ins Gesicht. »Mir scheiß egal, welches Vieh. Wenn du unten bist, dann werd ich dich ficken. Richtig hart, bis du nicht mehr kannst.«

»Nur über meine Leiche«, spie ich ihm entgegen.

Sein Mund verzog sich auf fast schon groteske Weise und er schob seine Zunge nach vorn. Fast berührte er mich damit. Das schmatzende Geräusch, das er mit ihr erzeugte und der strenge Atem, ließen mir gefährlich den Magen heben.

»Die fick ich auch, keine Sorge. Und jetzt beweg deinen Arsch!«

Fast hätte ich aufgeatmet, als er sich von mir abwandte. Aber ich hatte mir damals geschworen, keinerlei Regung zu zeigen. Egal, wie mich das Verhalten meiner Peiniger anwiderte oder abstieß. Ich schritt hinter Ed zum Landedeck her.

Als wir durch die Tür traten, die zum Shuttlehangar führte, straffte ich die Schultern. Diese wenigen Meter bis zu dem Shuttle, das mich zum nächsten Kunden bringen würde, waren noch schlimmer als Eds Zähne und Atem gleichermaßen. Die Crew und sogar Captain Big Harry Coax versammelten sich jedes Mal dort, egal ob sie eigentlich Arbeit verrichten mussten oder nicht. Diese widerlichen Kerle genossen es, wenn ich zu meinem Transportmittel schritt und manch einer wichste sich ganz offen seinen eklig dreckigen Schwanz. In solchen Momenten war ich froh die Ware zu sein. Egal, zu welchem Kunden ich musste, es konnte keiner so schlimm sein, wie dieser Haufen hier. Ein Haufen von Abschaum. Der Schlimmste. Skrupellose Piraten und Banditen. Starr den Blick geradeaus gerichtet, blendete ich die Rufe und Pfiffe von ihnen aus. Nur noch fünf Schritte und ich hatte es geschafft. Vier. Drei. Zwei.

»Bleib stehen.«

Weiterhin meine Augen auf das Shuttle gerichtet, hielt ich an. Reglos.

»Kopf nach vorn. Du kennst das Spiel.«

Ich senkte den Kopf, wobei sich alles in mir dagegen sträubte. Aber was sollte ich tun? Weglaufen? Wohin? Ich befand mich auf der Razor. Big Harry Coax Raumschiff. Egal, in welchem Winkel ich mich verstecken würde, sie würden mich finden. Somit hielt ich still und wartete. Das kühle Metall drückte sich an meinen Nacken. Der Einstich war kaum zu fühlen und doch würde ich schon bald die Wirkung zu spüren bekommen.

»Geh und beeil dich«, murrte Harry dicht hinter mir. Wie immer war er gefrustet, dass er seine Griffel bei sich behalten musste. Ich wusste allerdings nicht, wie lange er sich noch im Griff hatte. Er war normalerweise aufbrausend, brutal und rücksichtslos. Geld hielt diese Eigenschaften im Zaum. Bisher. Denn ich brachte ihm viel Geld ein.

Sehr viel.

Trotzdem bezweifelte ich nicht, dass seine Gier, mich zu ficken, irgendwann einmal überhandnehmen würde. Heute aber ließ er mich unbehelligt zum zahlenden Kunden fliegen.

Zischend schloss sich die Tür vom Shuttle und ich ließ mich aufatmend auf dem weichen Stuhl nieder. Ich spürte, wie sich die injizierte Droge in meinem Körper ausbreitete. Zu Anfang rauschte Wärme durch die Adern. Man konnte fühlen, wo sich die Substanz schon überall ausgebreitet hatte. Dann fing der Körper an zu prickeln. Jedes Nervenende summte und wurde in Schwingungen gesetzt. Und dann schoss die Lust durch den Körper. Wenn ich bei einem Kunden eintraf, war somit gewährleistet, dass ich erregt, und bereit für ihn war.

Ich hasste diesen Zustand. Denn nichts war schlimmer als unkontrollierte Lust und sich jemandem hinzugeben, obwohl man es nicht wollte.

Ich war immer eine Kurtisane gewesen. Von manchen abfällig Hure oder Prostituierte genannt. Dabei war es viel mehr. Ich hatte dem Kunden meine echte Lust geschenkt. Ich hatte die Wahl gehabt. Jetzt musste ich jedem, der genug zahlte, als Ware dienen.

Serendipity: Die Kurtisane

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