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Leibgericht
ОглавлениеOft stehe ich am Herd des Lebens,
und brat und brüh. Bislang vergebens,
find ich die eine Antwort nicht,
was wirklich ist mein Leibgericht.
Nicht so, dass ich nicht kochen könnte.
Das Kochen ist mir sehr vertraut.
Schon manchen Gaumen ich verwöhnte,
den vieler Gäste und der Braut.
Es köchelt still, riecht wunderbar.
das Fleisch ist zart, der Teig schön mürbe.
Was könnt so gut sein, dass ich‘s gar,
als Henkersmahlzeit wählen würde?
„Weiß Gott“, ich bin kein großer Esser.
Doch Lippen, Zunge und die Augen,
erfassen nahezu perfekt,
was gaumenschmeichelnd wohl mir schmeckt.
Die neumodischen „Götterspeisen“,
von lebensfremden Sterneköchen,
sind ungeeignet. Oft unglaublich!
Und überdies nicht alltagstauglich.
Müsst ich mich stets davon ernähren,
wäre dies Strafe und fatal.
Mein Griff ging sicher ziemlich häufig,
schnurstracks ins Tiefkühlkostregal.
Auch die Bezeichnung mancher Speis’
ist ziemlich peinlich. Konstruiert.
Seeohrenfuß an Schwertmuschelreis,
hätt ich im Leben nicht probiert.
Drum koch ich weiter, ohne Trauer,
mit Augenmaß und Zungenschlag,
finde heraus, so auf die Dauer,
was meine Seele wirklich mag.
Mir schwant, ich hab’s herausgefunden,
und dafür schwitz ich manche Stunden.
Mein Leibgericht schaut köstlich aus,
ist Gaumen- und auch Augenschmaus!
Mein Leckerbissen, gar nicht schade,
nur mir allein zu schmecken scheint,
ist sehr harmonisch, wie Panade,
aus Ei und Mehl, sämig vereint.
Was ich kreiert am Herd des Lebens?
Mal feurig scharf? Mal zuckersüß?
Das sucht im Kochbuch Ihr vergebens,
ist weder Fleisch noch ein Gemüs’.
Wie ich’s mal nennen werd, bleibt offen,
denn Namen sind nur Schall und Rauch.
Doch andrerseits ist doch zu hoffen,
dass ewig es erfreut den Bauch.
Nun wollt Ihr wissen, was das ist,
was oft zum Naschen mich verleitet.
Nie aufgewärmt. Stets frisch bereitet.
Mein Leibgericht, erklärt im Nu,
ist unsere Liebe, bist stets du.