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1 ENRICO UND KAI
ОглавлениеKai Keiler in Fabelhaft
Kai rannte im Wildschweinsgalopp auf den gerade herangereiften Mais zu. Er riss seine Augen weit auf. Weiße Sabbersuppe floss ihm aus der Schnauze. Plötzlich drang eine strenge Stimme in sein Schweinsohr. „Kai! STOP!“
Kai bremste mit den Hinterhufen ab, glitt auf dem Boden weiter, drehte seinen Kopf zurück und kam holprig zum Stehen. Auf seinem Ritt hatte Kai mehrere Blumen achtlos platt gemäht. Umherfliegende Schmetterlinge schauten kopfschüttelnd auf die abgeknickten Blütenköpfe. „Dieses Wildschwein hat mal wieder alles kaputt gemacht!“, raunte ein blau-gelber Falter seinem rot-grünen Flugnachbarn zu. Der beäugte entsetzt das unter ihm liegende Chaos und rief aus: „So ein Trampeltier!“
Hinter Kai lehnte Enrico, eine schwarze Maus, die ein rotes Dreieckstuch um den Hals trug, lässig an einem Holzpfahl und schaute Kai forsch an. Enrico sprach mit einem spanischen Akzent: „Kai! Komm her, Amigo! Vergiss den Mais!“ Kai drehte sich widerwillig um. Er blickte zurück auf die frischen hellgrünen Maiskolben. Sabbernd schlürfte er auf Enrico zu. „Was ist denn los, Enrico? Kannst du nicht warten bis nach dem Fressen?“
Enrico schüttelte energisch den Kopf. Er zeigte auf den Boden. Doch etwas schien ihn abzulenken. Er wollt noch etwas sagen als sich plötzlich seine Knopfaugen voller Freude weiteten.Enrico drehte sich in die Richtung einer schönen Mäusefrau, die gerade mit ihrer Freundin an ihm vorbeiging. Die beiden Freundinnen steckten ihre Nasen in die Seiten eines dicken Buches. Dann sah die Schöne Enrico mit einem eleganten Augenaufschlag an und lächelte. Enrico winkte und rief ihr zu:
„Helena! Du wunderschönste aller Mäuseladys! Danke! Danke, dass du auch heute wieder die Sonne am Mäusehimmel aufgehen lässt!“ Keck grinste Enrico den Mäusedamen nach, die kichernd weiterzogen. Kai verdrehte die Augen und rülpste. Enricos Gesicht wurde wieder ernst. Er bückte sich, nahm etwas Erde in die Hand und streckte sie Kai entgegen. Der verzog angeekelt den Rüssel und blickte Enrico prüfend an.
„Stinkt seltsam. Da stimmt was nicht!“
„Richtig“, bekräftigte Enrico.
„Was ist das?“ fragte Kai.
Enrico zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht. So was habe ich noch nie gerochen. Lass uns Wurmli fragen, der ist doch Bodenspezialist!“ „Oh ja“, Kai nickte, „Wurmli, der weiß vielleicht was. Los, wir rufen ihn!“ Und so riefen sie gemeinsam.
„Wurmli!“ … „Wuurmlii!!!“
Es kam keine Reaktion. So riefen sie lauter, noch lauter und immer lauter:
„W – U – R – M – L – I!“
Enrico und Kai schauten sich verwundert an: „Ist der Wurmli etwa taub geworden?“ fragte Enrico. „Oder will er uns nicht hören?“ ergänzte Kai und fuhr fort: „Na, ich könnte auch erst einmal etwas fressen…“ „Nix da!“, entschied Enrico, „wir versuchen es noch mal, aber jetzt so laut wie es geht! Eins, zwei, drei!“
„WUUUUUUURMLIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!“ schrien beide aus voller Kehle.
Da erschien hinter den beiden ein rotes Regenwurmende an der Bodenoberfläche, spähte um sich und hustete. Enrico und Kai drehten sich zu ihm um. „Wurmli! Hörst du denn nichts mehr?“ fragte ihn Enrico laut. Wurmli entgegnete: „Schrei doch bitte ned so! I bin doch ned taub!!!“ Kai fragte ihn: „Aber was ist denn mit dir?“
Wurmli jammerte: „Da ist’s so ung’müdlich word‘n. D‘rum hob I mi weiter nunter verzog‘n.“ „Was ist denn so ungemütlich, Wurmli?“ wollte Kai wissen. Wurmlis Blick verfinsterte sich und er rief aus: „Der Bod‘n stinkt a so. Pfui Deifi! Weiter unt‘n ist‘s ned ganz so schlimm.“ Enrico bohrte nach: „Wurmli, sag mal, hast du eine Idee, wo der herkommt, der Gestank?“ Wurmli schüttelte den Kopf. „Von drob‘n, mehr woaß I ah ned. Bin ja ah koa Wetterfrosch.“
„Wetterfrosch?“ wiederholte Enrico und kombinierte: „Meinst du, es kommt mit dem Regen herunter, das stinkende Gift?“ „G-G-G-Gift?“ wimmerte eine Stimme von der Seite. Hinter einem Sandhügel schaute bibbernd ein kleiner Angsthase hervor. Enrico beschwichtigte: „Beruhige dich! Alles wird gut!“ Und zu Kai gewandt stellte Enrico entschlossen fest: „Wir müssen herausfinden, was in unserem Boden steckt! Und viel wichtiger: wie wir es wieder heraus bekommen!“