Читать книгу Bis ins Jenseits - die Zeit heilt keine Wunden - K.T.N Len'ssi - Страница 6

So fing es an

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Alles fing ganz harmlos und sehr schön an.

Wanted, wie man ihn nannte, war ein 26jähriger Mann aus Kamerun, der im Alice-Hospital in Darmstadt sein praktisches Jahr als Mediziner machte. Sein richtiger Name war Tessi Bella.

Man nannte ihn Wanted, le recherché oder der Gesuchte, weil er als Schüler oft die Schule geschwänzt hatte und so war er dann der meist gesuchte Schüler gewesen. Niemand wusste wo er war und wohin er ging, wenn er nicht in der Schule war. Er wurde ständig von den Lehrern und seinen Eltern gesucht. Seine Kameraden nannten ihn deswegen Wanted.

Wanted war schon seit Jahren in Deutschland und war ein Lebe-Mensch. Mit seinen 1,92 Metern, seiner sportlichen Figur, seinem sehr charmanten Lächeln war er ein Liebling nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern.

Er besuchte jeden Freitagabend einen Weinkeller in Darmstadt. Er lernte den Gastwirt und dessen Frau kennen, sie wurden bald Freunde, und nach einiger Zeit war er ein willkommener Gast des Hauses. Das Gastwirtpaar hatte eine Tochter, die mit einem jungen, erfolgreichen Rechtsanwalt verheiratet war. Durch den Gastwirt lernte er auch die Tochter und ihren Mann kennen.

Die Tochter hieß Lisa, sie war eine elegante Zahnärztin, 29 Jahre alt, und hatte eine neunjährige Tochter, Melanie, deren Hautfarbe aber dunkler war, als ihre und die ihres Mannes.

Sie war ein sehr hübsches Mädchen, sehr zurückhaltend, aber lustig.

Das Gastwirtpaar und ihre Tochter samt Mann wohnten auf dem gleichen Grundstück. Der junge Rechtsanwalt hatte sich ein schönes Architektenhaus ganz hinten gebaut.

Das Gelände war riesig, und das Kind konnte ungestört auf dem ganzen Hof spielen.

Wanted liebte es, nach der Arbeit in das Weinlokal zu gehen, wo er Flammkuchen und ein Glas Wein bestellte. Er wohnte direkt am Woog und zur Arbeit musste er nur die Landgraf-Georg-Straße überqueren und den kleinen Berg zur Mathildenhöhe hochlaufen und schon bald war er im Krankenhaus.

Das Mädchen war oft mit ihrer Mutter im Hof und Wanted machte immer einen kleinen Stopp bei ihnen und laberte irgendwelches Zeug mit der Frau und spielte kurz mit dem Mädchen.

„Du hast eine sehr schöne Tochter, sie ist fast so schön wie du, nur etwas hübscher“, sagte er einmal provozierend zu Lisa.

Lisa war eine sehr attraktive und intelligente Frau, die nur so vor Selbstbewusstsein strahlte. Sie war ca. 1,74 Meter groß, 70 kg schwer, mit sehr schöner Figur, mit schönen weiblichen Proportionen. Da sie auch sportlich war, konnte man in ihren engen Jeans den schönen, leicht runden, leicht ovalen, hochgesetzten und vor allem knackigen Po sehen.

Ihr Selbstbewusstsein zusammen mit ihrer starken Weiblichkeit machten aus Lisa eine sehr starke Frau. Sie strahlte einfach die Selbstsicherheit einer erfolgreichen Frau aus. Eine Frau, die ihren Wert kannte, die wusste, was sie wollte und wie sie es wollte. Dadurch sah sie noch fantastischer aus, ein faszinierendes Wesen.

„Wenn ich die Wahl hätte zwischen dir und deiner Tochter, humm... würde ich Schwierigkeit haben mich zu entscheiden. Einen Rat gebe ich dir, Lisa: mach in Zukunft keine Tochter mehr, die genauso schön ist, wie du“, sagte Wanted naiv, aber genau wissend welche Wirkung seine Wörter langfristig bei Lisa haben würden. Beide lachten über solche Scherze. Der Kontakt wurde immer enger zwischen Lisa, Melanie und Wanted, was Sebastian nicht gerne sah.

Wanted nutzte alle Gelegenheiten, um Zeit mit der Familie zu verbringen. So kam er ihnen immer näher und näher und war nun Melanies Lieblingsspielgefährte.

Die beiden verstanden sich sehr gut. Melanie, die normalerweise zurückhaltend war, war sofort hip, wenn sie nur die Stimme von Wanted hörte. Sie mochte gern mit ihm spielen, zeigte ihm ihre neuen Geschenke.

Lisa fand es toll, wie Wanted mit ihrer Tochter umging und wie gut das Melanie tat. Man sagt in Kamerun, willst du das Herz einer Mutter erobern, erobere das Herz ihres Kindes, und Wanted war dabei, Lisas Herz langsam aber sicher zu erobern.

Sebastian, Basti, wie er genannt wurde, Ehemann von Lisa und Vater von Melanie, war nicht immer so angetan. Sein männlicher Instinkt mochte das nicht. Er konnte die Gefahr riechen.

„Lisa, warum ist Tessi so oft hier die letzte Zeit? Hat er nix mehr zu tun?“

„Von wem redest du, Basti?“ antwortete Lisa naiv, als ob sie nicht wüsste worauf Basti anspielen wollte.

„Wie, von wem? Ich rede wohl vom Tessi.“

„Ha, du meinst Wanted?“

„Wanted ist mir zu familiär“, entgegnete Sebastian.

„Genau deswegen nenne ich ihn Wanted, und deine Tochter liebt den Namen und dessen Hintergrund“, antwortete Lisa provokant.

„Oh, so familiär seid ihr geworden“, mokierte sich Sebastian.

Lisa tat so, als ob sie nicht wüsste, was Basti damit meinte.

„Ja er besucht uns öfter und DEINE TOCHTER spielt gern mit ihm, er ist der einzige – außer dir – bei dem sie nur beim Anblick schon außer sich vor Freude ist. Das finde ich toll, da du kaum Zeit hast, mit ihr zu spielen.“ Bei den Worten ‚deine Tochter‘ war absichtlich eine tiefe Betonung zu hören.

„Oh, wie wunderbar. Ich glaube nicht, dass er nur wegen MEINER TOCHER Melanie hier ist.“

„Ich bin nun gespannt“, sagte Lisa, „glaubst du, er will uns beklauen oder, warte, ja… vielleicht will er Melanie entführen?“

Sebastian war einer dieser neuen Art von Männern, die sich „zivilisiert“ nennen. Er kam aus einer guten Familie, hatte nur private Schulen und danach eine top Uni in England besucht.

Seine Meinung über Gefühle teilte er ungern mit, da er somit seine Schwächen zeigen könnte. Eifersucht? Nee. Er eifersüchtig? Niemals. Er hatte doch die Macht über sich, sagte er sich. So konnte er in solch einer Diskussion nicht wirklich deutlich sagen, was er fühlte.

Die intelligente Lisa wusste gut Nutzen davon zu ziehen und ließ so Basti oft ins Leere laufen.

Der zog sich nach dieser Diskussion grimmig zurück in seine kleine Bibliothek, suchte eine Streitakte heraus und mit gerunzelter Stirn verschwand er in der Lektüre von Gerichtsfällen.

Lange Zeit sprach er nicht mehr über Wanted. Wenn sie sich zufällig im Hof trafen, grüßten sie sich in Politiker-Manier, manchmal hielten sie sogar Small Talk und dabei blieb es vorerst.

Man merkte, dass Sebastian es mit der Situation schwer hatte. Irgendetwas gefiel ihm an der ganzen Sache nicht.

Er fragte sich immer und immer wieder, warum Wanted so oft da war und warum er seine Tochter so gern hatte. Er traute sich nicht zu fragen, ob Wanted vielleicht doch eher seine Frau gern hätte. Eine Stimme sagte ihm, dass er mehr mit seiner Frau hatte, vor allem, da es bei ihnen im Bett nicht mehr richtig lief, seitdem Wanted da war. Klar war schon vorher das Sexleben von beiden schon fast tot gewesen, aber nur fast. Nun war es praktisch tot. Und er machte Wanted dafür verantwortlich. Er ging davon aus, dass seine Frau mit ihm schlief.

Diese Vorstellung machte ihn so nervös und gleichzeitig machtlos, und er begann zu trinken. Sebastian war erst 31 Jahre alt, aber war schon ein angesehener Rechtsanwalt in der Region. Er sah gut aus, groß, sportlich und er sah immer ein bisschen aus wie Alain Delon, wie ein Filmstar. Er war immer top rasiert, super gestylt. Er hatte ebenso wie Wanted viel Erfolg bei Frauen. Treu war er angeblich: so zumindest behauptete es seine Frau.

Aber viele von Bastis Freunden, mit denen er sonntagvormittags Golf spielen ging, wussten genau, dass er nicht immer bis 22 Uhr bei Gerichtsverhandlungen war. Er hatte offiziell keine Geliebte, aber er war ein ganz sicherer Kunde von privaten Sexpartys.

Basti genoss es, immer im Mittelpunkt zu stehen. Aber nun, bei sich zu Hause, war er, seitdem Wanted, der afrikanische Schönling , wie seine schwulen Freunde ihn nannten, in die Familie eingedrungen war, nicht mehr der sichere Mann, der er mal gewesen war. Was hat er, was ich nicht habe?, fragte er sich oft. Früher hat meine Frau mich mehrmals am Tag nach der Arbeit angerufen und wollte, dass ich dringend nach Hause komme. Er erinnerte sich an die Wörter „Mein Schatz, komm doch bald, wir warten sehnsüchtig auf dich. Melanie braucht dich.“

Ja, das war nur mehr Erinnerung. Lisa war nicht mehr sauer, wenn er spät nach Hause kam. Sie war lockerer, ruhiger und fragte gar nicht mehr, warum er so spät kam.

Was hat Wanted nur aus ihr gemacht?, fragte er sich und fing an zu fantasieren. Je mehr die Fantasien ihm wehtaten, desto intensiver wurden sie. Sie gingen weiter und immer weiter.

Was er seit zehn Jahren, seitdem er mit Lisa zusammen war, nie im Traum gedacht hätte, wurde filmreif in seinem Kopf.

Er stellte sich vor, wie seine Frau mit dem tollen Afrikaner im Bett war. Er sah, wie ein riesig bestückter Mann seine Frau bestieg und wild in sie eindrang. Er sah in seiner Vorstellung seine Frau Wanteds harten und muskulösen Körper festhalten, kratzen, mit beiden Händen den knackigen Po fest an sich drücken, um ihn ganz tief zu spüren, und dabei sah er sie vor Lust und Glück schreien. Er stellte sich vor, wie der Mund seiner Frau Wanteds Glied, das sie mit beiden Händen festhielt, mit geschlossenen Augen saugte, aber noch viel schlimmer in seiner Vorstellung war Wanteds Zunge zwischen den Beinen seiner Frau. Er wusste, dass das der schwache Punkt seiner Frau war und der direkte Draht zu ihrem Höhepunkt. Ich allein darf sie zu ihrem Höhenpunkt bringen, schimpfte er. Ich ganz allein, wiederholte er. Das ist für mich reserviert, sagte er sich und goss sich noch ein Glas Whiskey voll.

Seine Fantasien wurden für ihn zur Realität. Er glaubte fest daran, dass Wanted mit seiner Frau schlief. Er, der vor Gericht fast immer als Sieger bekannt war, war dabei, Verlierer in seinem eigenen Haus zu werden.

Dieses Gefühl von Machtlosigkeit hatte er sein Leben lang nicht gekannt, aber er traute sich nicht mit jemandem, auch nicht mit seinem besten Freund Paul, zu reden.

Was soll ich tun, um meine Frau zurückzubekommen?, fragte er sich.

Er schmiedete seinen Plan: er würde Wanted beschatten und gut beobachten. Er würde sehen, wie er sich verhielt und was er machte, wenn er mit seiner Frau und Melanie zusammen war. So würde er sehen, was seiner Frau an ihm gefiel. Er würde dann versuchen, sich so zu verhalten wie Wanted, alles zu machen wie er, und vielleicht würde er so seine Frau wieder begeistern.

Das tat er dann, aber die Resonanz seiner Frau war entmutigend.

„Basti, mein Schatz, was ist los mit dir? Das passt nicht zu dir, bitte“, musste er immer wieder von ihr hören.

Dann hat es mit was anderem zu tun, dachte er.

Er erinnerte sich an Sexvideos, die er in letzter Zeit im Internet gesehen hatte. Er konnte alles noch vor sich sehen, als ob sie gerade vor seinen Augen liefen. Ja, er sah noch diese schwarzen Männer, die sich mit weißen Frauen vergnügten. Alle hatten einen riesigen Penis und es schien den Frauen zu gefallen. Er hörte immer noch ihre Schreie vor Lust. All das machte ihm Schüttelfrost. „Liegt es vielleicht daran? Ja, ganz sicher“, sagte er und grinste seine Whiskeyflasche ironisch an.

„Es liegt sicher daran“, betonte er noch einmal.

„Was wollen Frauen denn“, fuhr er fort mit seinem Selbstgespräch. „Sie hat alles, sie hat ein schönes Haus, sie ist intellektuell, hat einen erfolgreichen Mann, eine süße Tochter. Wir können uns leisten, was wir wollen. Machen 4-mal im Jahr Urlaub in der ganzen Welt, sind in der Stadt angesehen und trotzdem das?“, schimpfte er und entwickelte eine Idee.

Den nächsten Tag kam er sehr früh von der Arbeit, mit einem Paket in der Hand.

„Was hast du da, Schatz?“, fragte ihn Lisa, die wie immer ganz gelassen war.

„Hallo, meine Kleine, eine Überraschung, aber erst für den Abend. Es wird dir gefallen“, antwortete Sebastian. Er hatte sich entschieden, seine Frau auf zivilisierte Weise zurückzugewinnen.

Erstaunt über diese nette Wendung ihres Mannes, der seit Tagen nur herummotzte, sagte Lisa glücklich:

„Ok, dann bin ich schon jetzt gespannt und freue mich soooooo drauf, mein Schatz“.

Der Nachmittag verlief auch ganz entspannt. Basti hatte Glück, dass Wanted heute nicht kam, somit hatte er die ganze Zeit allein mit seiner Familie. Er war gutgelaunt und machte viele Witze.

Alles schien Lisa dubios, aber sie freute sich dennoch, dass alle fröhlich waren.

Sebastian spielte auch sehr lange mit Melanie, so lange wie noch nie, seitdem sie da war. Er hatte immer keine Zeit gehabt. Kam öfter heim, wenn das Kind schon schlief, und am Wochenende war er dann müde und wollte sich am Sonntag Zeit nehmen, um Golf spielen zu gehen und sich für die Prozesse am Montag vorzubereiten. Aber dafür erfüllte er alle materiellen Wünsche seiner Familie und ging deswegen davon aus, dass er eine tolle Familie hatte, in der alle glücklich und zufrieden waren.

Lisa war eine Frau, die nicht viel redete und sich kaum beklagte. So war es schwer zu wissen, was sie fühlte oder dachte. Sie hatte wegen des Kindes ihre Arbeitszeit auf 50% gekürzt, so konnte sie alle Nachmittage Zeit für ihre Süße haben.

Sie erinnerte sich öfters daran, wenn Wanted da war, wie es mit Basti früher gewesen war. Sie machte unbewusst Vergleiche und stellte sich insgeheim vor, wie es mit Wanted im Bett wäre.

Am Anfang der Beziehung mit Basti war alles gut gewesen, wunderbar. Sie schliefen mehrmals die Woche miteinander. Das hielt aber nur zwei Jahre und seit einigen Jahren wurde kaum noch das Feuer angezündet. Lisa machte sich keine Sorgen darüber, weil alle ihre Freundinnen das gleiche erlebten. Aber seitdem Wanted da war, spürte sie, dass das vielleicht gar nicht so normal und natürlich war. Sie probierte es öfter, aber Basti blockte ab, oder war bei der Sache nicht so voll dabei und versagte deswegen immer mehr. Basti entschuldigte sich mit der Menge an Arbeit und mit komplizierten Prozessen, die er zu führen hatte, da er in der Anwaltskanzlei der Mann für schwierige und millionenschwere Fälle war.

Oft hörte Lisa Basti sagen, dass Sex nicht alles sei, dass Liebe über dem Sex stehe, dass moderne Menschen nicht Sex wie Tiere haben müssten, dass zivilisierte Menschen ihre Impulse in Schach halten können müssten, und dass nur Männer, die nichts in der Gesellschaft leisteten, sich sehr mit Sex vergnügten. Das wäre dann ihre Art, ihr Versagen zu kompensieren. So versuchte er Lisa zu überzeugen, dass alles normal war.

Wenn es mal zum Sex kam, kümmerte er sich wenig um Lisa. Es war ihm egal, ob Lisa zufrieden war und nach nicht einmal einer Minute sagte er dann: „Oh, das war schön, es geht uns doch gut. Ich bin froh, so eine Familie zu haben.“ Er hatte seinen Orgasmus bekommen. In solchen Fällen hörte Lisa immer zu und sagte nur: „Basti, tu, was für dich gut ist. Ich komme schon gut zurecht.“

Sie dachte wirklich, dass es so normal wäre. Sie redete mit vielen Frauen und die meisten sagten das gleiche, und mit der Zeit dachte auch sie, dass es normal wäre, dass der Sex nach einigen Jahren unterging. Aber sie hatte sich trotzdem immer scheiße gefühlt und sich doch innerlich beklagt. „Es kann doch nicht sein, dass ich mir mit 29 sage, Sex ist nicht mehr wichtig. Was werde ich dann mit 50 sagen?“ Eine innere Stimme sagte ihr, dass das nicht normal war, dass sie das nicht einfach so akzeptieren musste, nur weil es überall so war.

Dass Basti kaum familiäre Verantwortung, außer die finanzielle, trug störte Lisas Eltern mehr als Lisa selbst. Sie kam damit ganz gut zurecht. Hatte ihr Hobby, ihre Freundinnen, Melanie und nun Wanted.

Alle Gespräche ihrer Eltern in die Richtung blockte Lisa entschieden ab: „Glaubt ihr, ich habe selbst keine Augen, um das zu sehen? Habe ich mich beklagt? Wo ist dann euer Problem damit?“

So ging es seit über 6 Jahren.

Aber an diesem Tag war alles ein bisschen anders. Es schien so, als ob Basti eine Gewissenskur gemacht hatte. Es sollte nun anders sein, anders werden.

Melanie war glücklich, mit ihrem Vater endlich mal richtig zu spielen. „Warte mal, Papa, ich zeige dir, wie Wanted das macht. Schau mal, Wanted sagt das, Wanted macht dies, Wanted macht das so, Papa, Papa, warum machst du das nicht wie Wanted, usw.“ So ging es die ganze Zeit. Basti schämte sich. Er sah, wie Wanted, nur weil er sich Zeit für sie nahm und sie öfter miteinander spielten, großen Einfluss auf das Kind hatte. Er schämte sich, dass er das kaum für seine Tochter getan hatte.

Basti tat so, als ob er den Namen Wanted nicht hörte, und machte alles, was seine Tochter ihm sagte. Ja, langsam bemerkte er, was er alles versäumt hatte. Aber das war nicht der Tag um sauer oder frustriert zu sein oder sich Vorwürfe zu machen. Heute ist mein Tag, egal, was passiert, dachte er und zwang sich, glücklich zu sein.

Gegen 18 Uhr war das Abendessen fertig, und Lisa rief laut: „Essen ist fertig!“

Die beiden rannten hinein und Basti ging zu Lisa, hielt sie um die Hüfte, beugte sich auf ihre Schultern und sagte: „Mein Schatz, was hast du uns so gezaubert? Es riecht so gut, humm, ich habe wirklich Hunger.“

Man merkte, dass er alles versuchte, um sie wieder zurückzukommen.

Mit einer kleinen Bewegung entfernte sich Lisa aus seiner Umklammerung; billige Schmeichelei, sagte sie sich.

Nach dem Essen bestand Basti darauf, die Tochter selbst ins Bett zu bringen.

Aber nach nur fünf Minuten rief Melanie nach Lisa.

Lisa lief schnell in Melanies Zimmer, kniete sich auf den Boden neben dem Bett und streichelte ihr die Haare. Basti saß am Bett neben Melanie mit einem Buch in der Hand.

„Mama, ich möchte, dass du mir diese Geschichte von Wanted erzählst!“

„Welche, meine Liebe?“, fragte Lisa. „Wanted hat uns so viele Geschichten erzählt.“

„Ja, Mama, ich möchte die Geschichte von dem kleinen Affen, der ein Stück Fleisch aus der Hand eines Kindes geklaut hat, hören.“

„Oh, Schnuckiputzi, ja, die Geschichte gefällt mir auch. Okay, ich fange an: Es war einmal ein kleiner Affe, der…“

„Nein, Mama, ich möchte doch die andere Geschichte von Koffi und dem kleinen Affen“, sagte Melanie.

„Meinst du die lustigen Detektiv-Abenteuer von Koffi, einem dreijährigen Kind mit übernatürlichen Kräften mit seinem neuen Freund Bitacola, dem kleinen Affen, 2 ungleiche Detektive unterwegs in Afrika und in der Welt?“

„Ja, Mama, die ist soooo schön.“

„Okay. Ich erzähle dir die Geschichte des ersten Bandes ‚Koffi sucht einen Freund: Hallo lieber Affe, willst du mein Freund werden?‘“

„Oh ja, Mami, genau das will ich hören. Kannst du auch wie Wanted erzählen?“

„Ich werde es versuchen. Hallo lieber Affe, mein Name ist Koffi, ich suche einen Freund, willst Du mein Freund werden?

Koffi ist ein kleines Kind, ein dreijähriges Kind, nicht wie andere in seinem Alter. Sehr früh, noch im Bauch seiner Mutter, hatte er schon geredet und sich über Sachen gewundert, die er im Bauch gar nicht sehen konnte.

Zum Beispiel beklagte er sich, wenn seine Mutter sich bückte: „Aie, ich war beim Einschlafen und gerade in diesem Moment bückst du dich“, sagte er zu seiner Mutter. Oder: „Leg dich nicht auf den Rücken, sondern auf die Seite, ich verdaue gerade“, oder auch: „Es ist so kalt, warum musst du immer so früh duschen?“, oder auch: „Es ist so warm, warum musst du so spät duschen?“, oder: „Was isst du gerade so? Ich mag was Scharfes essen, sehr scharf. Ich mag keine süße Sachen“, oder: „Seid leiser, ihr redet zu laut, ich möchte mich ausruhen.“ Oder: „Warum hörst du auf zu singen? Das Lied gefällt mir!“

Schon im Bauch seiner Mutter drohte er: „Was macht so viel Lärm? Das stört mich.“, als die großen Trucks voll beladen mit riesigen Holzstämmen mit hoher Geschwindigkeit durch das Dorf fuhren und dabei oft Unfälle verursachten. „Wenn ich geboren bin, verspreche ich dir, Mama, ich werde all das stoppen!“

„Mama, Mama, kannst du das erzählen, das mit dem Brief?“

Jeden Morgen vor dem Wasserholen stand er vor dem Haus und sah, wie die Kinder in khakifarbenen oder blauen Kleidern vorbeiliefen. Das erste Mal war das für ihn merkwürdig, er rannte schnell zu seiner Mama und rief:

Mama, Mama!“

Ja, was ist, Koffi? Warum schreist du so laut?“

Mama, warum tragen sie alle die gleichen Kleider?“

Das sind Uniformen“, sagt die Mama.

Was sind Uniformen, Mama?“

Das sind Kleider, die Schüler tragen.“

Warum tragen sie das, Mama?“

Weil sie Schüler sind.“

Was sind Schüler?“

Schüler sind Kinder, die zur Schule gehen“, antwortete die Mama.

Warum sind sie Schüler?“

Weil sie zur Schule gehen.“

Warum gehen sie zur Schule?“

Weil sie zur Schule gehen müssen.“

Was ist dann Schule, Mama?“

Dort lernt man lesen und schreiben.“

Warum muss man lesen und schreiben lernen, wenn man reden kann, Mama?“

Um Sachen zu wissen, und man kann dann Briefe schreiben, Bücher lesen.“

Was sind Briefe?“

In Briefen erzählen erwachsene Kinder ihrer Mama und ihrem Papa, wie es ihnen geht.“

Warum muss man Briefe schreiben, Mama? Wenn ich dir sagen will, wie es mir geht, dann komme ich doch zu dir und rede mit dir.“

Ja, aber wenn du groß bist und nicht mehr hier wohnst kannst du an deinen Papa schreiben und ihm alles erzählen, was du so machst.“

Nein“, schrie er energisch. „Ich möchte nicht weggehen.“

Wenn du groß bist, musst du weggehen, mein Liebling.“

Wenn ich dein Liebling bin, warum muss ich dann weg?“

Du musst weggehen, wenn du groß bist, musst du hier wegziehen.“

Was ist denn, Mama, wenn ich nicht groß werde? Bleibe ich dann immer hier bei dir?“

Alle Kinder werden groß, du auch.“

Nein, ich werde deswegen nicht groß, Mama!“

„Ich auch, Mama, ich werde auch nicht groß. Ich will immer bei dir bleiben“, sagte Melanie traurig.

„Ja, mein Schatz, alles wird gut sein. Mach dir keine Sorgen.“

Basti, der wie ein Monument dasaß, reagierte nicht so amüsiert.

„Was ist das für diese Geschichte für unsere Tochter, ist sie überhaupt kindgerecht?“ fragte er.

„Ich glaube schon“, sagte Lisa.

„Nur weil sie vielleicht in Afrika kindgerecht ist, muss das hier bei uns nicht auch so sein“, sagte Basti.

„Vertraust du mir nicht, Basti? Glaubst du nicht, dass ich in der Lage bin, das selbst zu entscheiden?“, antwortete Lisa.

„Ich möchte aber sicher sein, dass die Geschichte für unsere Tochter gut ist, worum geht es eigentlich darin?“, insistierte Basti.

„Okay. Die Geschichte stammt nicht von Wanted, wenn dies dich beruhigen kann. Der Autor ist zwar auch Afrikaner, aber er hat sie nur erzählt. Er hat sie nicht erfunden. Er ist kein Supermann, Basti, der alles kennt. Es handelt sich um eine sehr lustige, atemberaubende, bewegende und spannende Detektiv- Kinderbuchreihe in mehreren Bänden. Die Aktionen finden von einem afrikanischen Dorf aus überall in der Welt, auch in Deutschland, statt, mit viel Natur, mit vielen Tieren, vielen Lernthemen, voller Geheimnisse. Die Geschichte ist sehr amüsant, mit unsinnigen und sinnvollen Späßen, ganz so wie es Kinder und Erwachsene lieben. Du wirst es auch lieben. Die Reihe zeigt auch die verschiedenen Facetten von Freundschaft: Treue, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft, Ärger, Streit, Traurigkeit und wieder Versöhnung, Verzeihung und Zusammenhalt. Die Hauptakteure sind das dreijährige Kind Koffi und sein neuer Freund Bitacola, das weise Affenkind. Koffi ist anders als die Kinder in seinem Alter, und deswegen wird er von diesen gemieden. Er ist allein und einsam, und eines Tages entscheidet er sich, einen Freund suchen zu gehen, mit dem er dann seine Detektivarbeit durchführen wird. Er will ein Tier als Freund haben. Koffis Suche nach diesem Freund im Dschungel, die auch Inhalt des ersten Bandes ist, ist nicht einfach. Viele Tiere wollen sein Freund werden, aber der Papagei, der aufpassen soll, dass er mit einem geeinten Freund nach Hause zurückkommt, rät ihm immer von allen diesen Tieren ab. Die Zaubereiutensilien, wie die Wunschpyramide, die Flugscheibe usw., die er von seinem Opa bekommen hat, aber ohne dass er ihm die Zaubersprüche dazu mitzugeben hätte, helfen ihm dabei. Er findet immer zufällig ein Tier, das ihm erklärt, was man mit den Utensilien machen kann und wie die Zaubersprüche dazu lauten. Das einzige Tier, das zu ihm passt, aber nicht sein Freund werden will, ist der einsame kleine Affe. Er mag Menschen nicht, weil sie seine Eltern weggebracht haben. Koffi überzeugt ihn, sein Freund zu werden, weil sie dabei auch seine Eltern suchen werden. Die Freundschaft zwischen beiden wird nicht leicht sein, wie man sehr schnell bei ihren detektivischen Ermittlungen in den folgenden Bänden feststellen wird. Sie sind beide stur und stolz, jeder hält seine Idee für die beste, jeder ist von sich selbst sehr überzeugt, sie widersprechen sich fast immer, die Ermittlungsgründe sind unterschiedlich, aber irgendwie schaffen sie es doch immer, fast alle Fälle zu lösen, aber nur fast. Zusammen wollen sie nun viele Ungereimtheiten aufdecken im Dorf, im Wald, in der Natur usw. Du wollest wissen, ob die Geschichte schädlich ist für unsere Tochter…“, erklärte Lisa.

Melanie war ungeduldig und ließ ihre Mama nicht weiter mit Basti reden.

„Mami, kannst du mir jetzt bitte die Geschichte bis zum Ende erzählen?“

Als Lisa diese Geschichte weiter erzählte ging Sebastian ganz unauffällig raus. Er stand noch eine Zeit lang vor der Tür und merkte, wie er überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden war. Er schien verloren zu sein und die beiden ignorierten seine Anwesenheit gänzlich.

Er machte die Tür hinter sich zu und ging ins Schlafzimmer. Der Gedanke daran, was sie vorhatten beruhigte ihn wieder. „Ja, der Tag kann auch noch schön zu Ende gehen“, murmelte er.

Er ging duschen, machte sich fertig, kam zurück ins Zimmer, legte das geheimnisvolle Paket unter Lisas Kopfkissen und wartete.

Eine halbe Stunde war vorbei, eine Stunde war vorbei und kein Zeichen von Lisa. Nach zwei Stunden warten rief er laut nach Lisa, hörte aber nichts.

„Ist sie überhaupt nicht daran interessiert, zu wissen, welche Überraschung ich für sie habe?“, fragte er sich im Zorn.

Frustriert entschied er sich, nachzuschauen, was im Kinderzimmer los war. „So lange braucht Melanie, um zu schlafen? Ausgerechnet heute? Dem großen Tag? Dem Tag der sexuellen Versöhnung?“

Er klopfte leicht an die Tür – null Antwort. Er machte die Tür langsam auf, und was er da sah entmutigte ihn total. Nun ahnte er, dass es nichts werden würde an diesem Abend.

Lisa lag da, schlafend, mit ihrer Tochter in ihrem Arm.

Sebastian versuchte wieder hinauszugehen, und in diesem Moment wachte Lisa auf. „Oh, mein Gott, ich bin mit eingeschlafen. Wie spät ist es?“, fragte sie, als sie langsam die Tür hinter sich zumachte.

Wütend antwortetet er: „Was ist los? Ist das fair, was du mir antust? Ich warte auf dich seit zwei Stunden, habe eine Überraschung für uns und du was machst du? Du liegst da und schläfst!“, schimpfte Basti.

„Es tut mir sehr leid, mein Schatz. Es passiert öfter, dass ich mit einschlafe, aber du hast es nie mitbekommen. Ich bin oft in unser Zimmer zurückgekommen, als du längst geschlafen hast, oder wenn du noch in deiner Bibliothek warst oder du Fernsehen geschaut hast. Das ist dir niemals aufgefallen und deswegen war es für mich so normal geworden. Das ist nun mal so mit Kindern. Wenn du den ganzen Tag mit Kindern beschäftigt bist, kommt es sehr oft vor, dass du beim Geschichtenlesen einschläfst.“

Sebastian kehrte beleidigt ins Ehezimmer zurück, ohne ein Wort mehr zu sagen.

Lisa ging ins Bad, machte sich bettfertig und kam mit einer Flasche Wasser ins Zimmer.

Basti lag auf dem Bett mit einem Buch in der Hand.

„Ha, mein Schatz, tu nicht so, als ob du liest. Ich weiß, dass du sauer bist. Es war aber keine Absicht. Es tut mir echt leid. Ich wollte es nicht. Ich habe mich die ganze Zeit auf deine Überraschung gefreut“, versuchte Lisa die Stimmung aufzuhellen.

Sie nahm das Buch liebevoll aus Sebastians Hand und warf es auf den Boden.

Sebastian lag schweigend auf dem Rücken und schaute nach oben an die Zimmerdecke.

Lisa kam zu ihm, legte sich rechts neben ihn und mit der linken Hand streichelte sie ihm die Brusthaare.

„Bist du immer noch sauer auf mich?“, fragte sie.

„Wer bin ich überhaupt noch für dich? Ich mache alles, damit es uns gutgeht und du ignorierst es? Ich hätte meinen Tag in meinen Akten verbringen können und...“

Er beklagte sich wie ein kleiner Junge, und Lisa fing an zu lachen.

„Ich bin dabei noch lustig, wie ich merke“, sagte Basti.

Lisa kannte diesen Mann nicht so. Er war doch immer so selbstsicher, machte sich lustig über Leute und Männer die sich beklagten, schien ein Supermann zu sein. Lisa lächelte weiter und dachte, dass es wirklich stimmte, was sie einmal gelesen hatte.

Sie ignorierte die Klage ihres Mannes und fuhr fort:

„Ich bin gespannt auf meine Überraschung“, sagte sie.

„Du tust nur so“, antwortete Sebastian.

„Doch, ich bin echt gespannt“, betonte sie.

Auf einmal war Sebastian wieder hoffnungsvoll und sein Gesicht strahlte. Er konnte wieder lachen.

„Echt? Willst du es wirklich wissen? Meinst du es ernst oder sagst du das nur, damit ich nicht beleidigt bin?“, fragte er.

„Ja, das will ich unbedingt und sofort sehen.“

„Nein, nicht so schnell“, entgegnete Basti. „Du musst zuerst zweimal raten, was es ist.“

Lisa überlegte und sagte: „Ein Parfum.“

„Nein“, antwortete Basti.

Lisa dachte noch nach, drehte den Kopf hin und her, zupfte mit ihrem Zeigefinger und Daumen an ihrer Nasenspitze. Sie hatte eine ganz konkrete Idee, aber wollte diese nicht sagen und entschied sich dann, das Spiel zu spielen.

„Dann Unterwäsche“, sagte sie endlich.

Sebastian schien ein bisschen enttäuscht zu sein, aber er tat so, als ob er Spaß an dem Spiel hätte.

„Nein, Schatzi, ich habe das einmal getan und es war eine Katastrophe, erinnerst du dich? Ich kann dir keine Unterwäsche mehr kaufen. Nee, da liegst du 1000% falsch, aber die Richtung ist nicht schlecht.“

„Was ist es dann?“, fragte Lisa.

Sebastian drehte sich um, und mit dem Finger zeigte er in eine Richtung.

Lisa verstand nichts und schien ein bisschen verwirrt zu sein, da sie auf den ersten Blick in der gezeigten Richtung nichts sah.

„Was ist, Basti? Worauf zeigst du? Ich sehe nichts“, beklagte sie sich.

„Doch, doch, schau mal da, ja da, oooh, da, bist du blind, da, unter dem Kopfkissen!“

Lisa schlängelte ihre Hand unter das Kopfkissen und holte das Paket hervor, tastete es ab, und es fühlte sich an wie das, was sie geahnt hatte.

„Mach auf“, sagte Basti ganz erwartungsvoll.

Lisa machte das Paket langsam auf, während Basti sie genau anschaute.

Lisa machte alles ganz langsam auf und holte das Ding aus der Tüte heraus.

Sebastian war schon lange rot und wartete auf Lisas Reaktion. Er erhoffte sich eine explosive und positive Reaktion.

Das geheimnisvolle Stück lag nun in Lisas zitternden Händen. Sie betrachtete das Stück sehr intensiv und schaffte es nicht, zu sprechen. Viele Sachen drehten sich in ihrem Kopf. Warum jetzt ein Dildo? Bzw. warum ein so dicker und großer? Sie hatte schon vor drei Jahren einen viel kleineren kaufen wollen. Ihr Mann sah darin einen persönlichen Angriff gegen sich. Er sei doch nicht impotent, schimpfte er damals. Alle ihre Erklärungen, dass ein Dildo keine Konkurrenz, sondern ein Spielzeug sei, wollte er nicht verstehen. Er fühlte sich damals gedemütigt und betrogen. Daraufhin hatte sie auf einen Dildo verzichtet, auch wenn sie noch darunter litt. Kaum Sex, keinen Liebhaber und auch kein Dildo. Alles das musste sie durchmachen.

Und nun das? Ein Dildo, ein schwarzer Dildo, und ein großer Dildo. Er erinnerte sie an den bekannten Pornofilm „Black ist beautiful“, wo auf dem Cover der Videokassetten ein schwarzer Mann mit einem Hammer-Glied steht. Das Pornovideo hatte sie zufällig mit ihrem ersten Freund geschaut, als sie 18 Jahre alt gewesen war.

„Was will er mir mit diesem Dildo sagen? Warum kein heller Dildo, kein weißer Dildo, warum nur ein schwarzer und dazu noch so groß?“, fragte sie sich. Sie war nun mehr als verwirrt und war ganz tief in ihren Gedanken als Basti fragte:

„Und nun, gefällt er dir? Du stehst doch drauf, oder?“

„Worauf, Basti? Worauf?“, fragte sie.

Basti schien nun auch verwirrt zu sein.

„Hem, he, ich, ich dachte, ich dachte du stehst auf Dildos, oder?“

Lisa sagte dazu nichts.

Basti fuhr fort:

„Vor drei Jahren wolltest du unbedingt einen Dildo. Nun habe ich dir einen geschenkt, und wir könnten ihn sofort probieren, aber du scheinst nicht begeistert zu sein.“

„SEBASTIAN, warum jetzt? Warum ein schwarzer Dildo und warum ein so dicker? Das will ich wissen. Warum denn?“

Sie nannte ihn nur Sebastian, wenn sie sauer auf ihn war.

Sebastian wusste gar nicht, was er sagen sollte. Er war durcheinander. Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte diese Reaktion in seiner Planung nicht berücksichtigt. Er als Starverteidiger. Er hätte dran denken können.

Klar hatte er nicht zufällig einen schwarzen Hammer-Dildo gekauft. Es war Absicht. Aber wie konnte er das seiner Frau erklären ohne sich selbst zu blamieren? Instinktiv wusste er, dass er etwas Falsches gemacht hatte. Er hatte Lisa gerade schwer beleidigt, ohne es zu wollen.

Er dachte wirklich, dass er ihr gefallen würde, eben wie mit Wanted.

Er entschied sich, so zu tun, als ob nichts Schlimmes geschehen wäre und sagte lächelnd:

„Das ist doch schön, und ich finde schwarze Dildos schöner. In dem Sex-Shop habe ich lange überlegt, und der Verkäufer sagte mir auch, dass die schwarze Farbe öfter bevorzugt wird und sie passt besser zu weißer Haut. Ein bisschen Farbe halt.“

Lisa sagte nur:

„Danke fürs das Geschenk aber der ist zu dick für mich.“

Basti sah sie verdutzt an.

„Zu dick für dich? Das verstehe ich nicht.“ Er verlor kurzfristig die Fassung, aber bekam sich schnell wieder unter Kontrolle „Ich meine, du wolltest immer neue Sachen ausprobieren und du weißt es doch gar nicht, vielleicht gefällt es dir doch.“

„Sebastian, ich weiß, was ich will und ich weiß, was mir gefällt. Einen dicken Dildo will ich nicht. Von mir aus kann er blau, gelb, grün, weiß, rosa, schwarz sein. Aber diese Dimensionen möchte ich nicht haben und werde ich nicht haben und du weißt, dass du die ganze Aktion nicht ohne Hintergedanken veranstaltet hast!“

Basti stand sofort auf und versuchte noch, die Situation zu seinen Gunsten zu wenden.

„Ja, das ist typisch. Was kann ich Gutes tun? Alles, was ich mache, ist falsch. Ja, ich wollte dir etwas Böses tun. Ich bin ein Monster, ich bin ein schlechter Mann, ein Versager, ein alles. Das willst du mir sagen? Ich wollte nur einen schönen Abend mit dir haben, nur ein…“

Lisa unterbrach ihn.

„Bitte, Sebastian, lass deine Jammerei sein. Ich will schlafen. Deinen Dildo werde ich trotzdem als Erinnerung für deine gute Tat aufbewahren“, sagte sie.

Sebastian sagte außer sich:

„Was? Du willst schlafen? Nur als Erinnerung und…“

Als er weiter redete, stand Lisa auf und meinte:

„Ich gehe zu Melanie. Ich werde dort schlafen. Und noch einmal danke für das Geschenk. Es wäre aber nicht nötig gewesen.“

„Hey, so geht es nicht, so einfach kannst du nicht gehen. Ist alles das wegen Wanted?“

Sie vergaß oder ließ absichtlich das Geschenk auf dem Bett liegen, trat aus dem Zimmer und machte die Tür hinter sich zu, ohne ein Wort mehr zu sagen.

Sebastian stand da wie ein Roboter, nicht wissend, was er nun machen sollte. Er schämte sich zu Tode. Er hatte sich so herabgesetzt, dass er sich nicht mehr traute, morgen zur Arbeit zu gehen und anderen Leuten ins Gesicht zu sehen.

„Was ist los?“, fragte er sich. „Was bin ich geworden? Was geht um mich herum vor? Warum hat… Warum mir? Was kann ich tun, um Wanted von meiner Familie zu entfernen? Er hat sich durch Annäherung an Melanie meine Frau erobert!“, schimpfte er.

„Warum ist Wanted so besonders? Ich bin reich, habe Erfolg, sehe gut aus, bin angesehen und so ein Mann kommt und stellt die Welt auf den Kopf? Was soll ich tun?“, fragte er sich. Diese Gedanken ließen ihn nicht einschlafen.


Sebastians Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen hatten Kratzer bekommen. Die Kratzer waren so tief, dass ab diesem Tag seine Karriere darunter zu leiden begann.

Schlimmer für ihn war die Tatsache, dass Lisa sich weiter ganz normal verhielt und sehr glücklich zu sein schien. Je unglücklicher er war, desto glücklicher war sie.

Sebastian ertrug diesen Zustand schwer, und fing an zu trinken und Wanted richtig zu hassen, obwohl er null Beweise hatte, dass seine Frau mit dem Kameruner im Bett gelandet war.

Er schämte sich über sich selbst und fragte sich, wie es dazu kommen konnte, dass ein einfacher Gedanke ihn so kaputt machen konnte. Ja, es war nur ein Gedanke, nichts mehr.

Seine Frau hatte sich eigentlich nicht großartig geändert, auch ihm gegenüber. Sie war wie immer lieb und respektvoll gewesen und hatte ihm kaum Vorwürfe gemacht.

Lisa äußerte sich nie zu der Beziehung zwischen ihr und Wanted. Sie sprach nur immer gern darüber, wie gut Wanted und Melanie sich verstanden. Somit ließ sie ihm überhaupt keine Gelegenheit, über eine mögliche sexuelle Beziehung zwischen ihr und Wanted zu reden.

Mit niemandem konnte er darüber reden. Niemand würde ihn verstehen. Er wusste als Anwalt ganz genau, dass nur Fakten und Beweise zählten. Er hatte nur Indizien, und auch da nur gefühlte Indizien. Er konnte seiner Frau eigentlich nichts direkt vorwerfen und seine Frau stellte es auch so geschickt an, dass es absolut keinen Grund gab, darüber zu reden.

Sebastian saß in seinem eigenen, im Kopf kreierten Gefängnis fest und folterte sich selbst.

Aber warum macht mich dieser Wanted verrückt? Warum macht die Idee, dass meine Frau mit ihm schläft mich so fertig? Ja, die Macht der negativen Gedanken spüre ich gerade, sagte er sich, aber aus eigener Kraft konnte er nicht mehr daraus entkommen.

„Ich muss mir keine Hilfe holen“, entschied er dennoch.

Der Satz „Ich bin eifersüchtig, weil meine Frau mich betrügt“, kam nicht aus seinem Mund heraus.

Ihm ging es immer schlechter, und irgendwann musste er doch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Er fand Hilfe beim Psychotherapeuten Dr. Camara aus Frankfurt.

Die Jahre vergingen weiter so und nichts änderte sich privat zugunsten von Sebastian, aber er hatte sich ein bisschen aufgefangen und beruflich, nachdem ihm mit Rauswurf aus der Kanzlei gedroht wurde, ging es wieder bergauf.

Er war herabgestuft worden und war kaum noch für einen wichtigen Prozess verantwortlich. Aber er arbeitete sich dank der Hilfe von Dr. Camara wieder nach oben.

Die Krönung seines Comebacks war der Gewinn eines spektakulären und medienwirksamen Prozesses; ein Prozess, der Deutschland bewegte. Es ging um eine 19jährige Frau, die angeblich ihren Ehemann und dessen Geliebte bestialisch ermordet haben sollte. Alle Indizien und Beweise sprachen gegen die Frau. Die Frau hatte Pech, da der Ehemann der Geliebten ihres Mannes ein sehr einflussreicher Mann war mit Verbindungen bis nach Oben. Die Frau wurde lebenslänglich verurteilt mit keiner Aussicht auf Freilassung nach der Verbüßung der Strafe. Die Kanzlei brauchte Erfolg, den sie seit Jahren nicht mehr gehabt hatten. Sie verfolgte den Prozess, aber griff vorher nicht ein. Ein Jahr nach der Verurteilung der Frau suchte die Kanzlei Kontakt zu der Frau, die im Gefängnis saß, und bot ihr an, sie gerichtlich zu vertreten.

„Was würde so etwas kosten?“, fragte die Frau.

Der Chef der Kanzlei selbst, der persönlich mit der Frau sprach, meinte dass dies alles so um eine halbe Million kosten würde.

„Halbe Million? Vergessen Sie es. Ich kann nicht mal 500 zusammenraffen.“

„Ja, wir wissen das“, antwortete der Rechtsanwalt, und fügte hinzu: „Aber wenn Sie akzeptieren, dass wir Sie vertreten, sind wir bereit, alle Kosten zu übernehmen.“

„Wie das? Einfach so, weil Sie mir helfen wollen? Das glaube ich Ihnen nicht. Was soll ich als Gegenleistung erbringen?“, fragte die Angeklagte.

„Klar, dass Sie etwas machen müssen. Sie müssen nur unterschreiben, dass unsere Kanzlei Sie vertritt“, sagte der Kanzleichef.

„Und was haben Sie davon?“, fragte die Frau.

„Sie werden uns die gesamte Vermarktung dieser Geschichte abtreten.“ Und schnell fügte er hinzu: „Selbstverständlich übernehmen wir auch etwaige Schadensersatzforderungen gegen wen auch immer, aber dafür sind Sie vielleicht in wenigen Monaten wieder frei, können studieren und sich eine schöne Zukunft bauen. Überlegen Sie ganz in Ruhe, in wenigen Tagen wird unser Staranwalt Sebastian Koch Kontakt mit Ihnen aufnehmen, um Einzelheiten mit Ihnen zu besprechen.“

„Sie werden bald rauskommen, und Ihr Sohn wartet auf sie“, hatte er betont, um die Frau noch mehr zu beeinflussen.

Der Fall wurde neu aufgerollt. Sebastian kümmerte sich um den Prozess. Er liebte es, im Licht der Kamera zu sein. Er liebte es, seinen Name in den großen Zeitungen zu lesen. Er genoss seine berufliche Wiedergeburt. Wanted hier, Wanted da, Basti war wieder da.

In einem wochenlangen, sehr medienintensiven Prozess errang er einen spektakulären Erfolg: einen Freispruch ohne Wenn und Aber.

In den Medien und in der Branche redete man nur noch über Basti, den Schönling, der wie ein Fernsehstar aussah. Sebastian der Unbesiegbare, der Erfolgsmacher war wieder da, ja, fast wieder da. Das stärkte sein Selbstbewusstsein und sein Selbstvertrauen. Die Arbeit mit Dr. Camara hatte sich ausgezahlt. Er entschied sich einfach, die Sache mit Wanted und seiner Familie zu dulden. „Niemand kann mich zerstören“, sagte er sich zufrieden sitzend auf seinem Bürostuhl. „Ja, niemand außer Gott, und ich bin fast Gott, egal, was meine Frau sagt und macht. Nur weil ein Mann mit meiner Frau schläft, werde ich nicht zu Boden gehen und liegen bleiben. Nein, ich bin viel stärker als der Sex. Ich bin mir viel mehr wert als ein Orgasmus, ein Penis. Ich lasse mich nie, nie mehr runterkriegen. Von mir aus können sie auch in unserem Ehebett schlafen. Ja, je mehr ich dagegen kämpfte desto stärker machte ich die beiden. Sie fühlten sich mächtiger. Diese Macht über mich nehme ich mir ab heute zurück“, sagte er sich zufrieden.

Die Beziehung zwischen Lisa, Melanie und Wanted vertiefte sich immer mehr. Sie unternahmen viel zusammen. Bastis Erfolg hatte eine Kehrseite. Er hatte noch weniger Zeit für die Familie, so dass Wanted langsam mehr und mehr bestimmte Männeraufgaben übernahm. Lisa und Wanted waren fast wie ein Paar. Bald wurden auch die Sonntage keine exklusiven Familientage mehr, in die Sebastian mit eingebunden war.

Melanie war nun 17 und spielte gern Basketball in einer Mannschaft in Weiterstadt. Sie war so gut, dass sie fast alle Wochenenden hier und da Turniere hatte. Am Anfang war auch Sebastian dabei, aber da er nun immer erfolgreicher war und auch im Ausland gebraucht wurde, konnte er nicht immer dabei sein. Langsam wurde er gänzlich durch Wanted ersetzt.

Wanted fand im Gegenteil zu Basti immer Zeit am Wochenende, um mit Lisa und Melanie unterwegs zu verschiedenen Turnieren zu fahren. Auch unter der Woche musste er Melanie öfter allein vom Training abholen oder extra mit ihr trainieren.

Eines Tages bei einem Turnier in Weiterstadt machte ein Elternpaar eine Bemerkung, die dazu führte, dass Lisa und Wanted ein langes und interessantes Gespräch führten.

Das Paar, das wegen seiner Tochter auch oft bei verschiedenen Turnieren war, war ein sehr lustiges Paar, das fast mit jedem scherzte.

„Guten Morgen, schönes Liebespaar, wie geht’s euch?“, sagten sie, dann ganz leise, als ob sie nicht wollten, das andere Leute mithörten fügten sie hinzu: „Ha, wisst ihr, ihr seid das schönste Paar hier, und eure Tochter ist wirklich süß und besonders talentiert. Du hast gutes Blut, du junger Mann, Hut ab“, und dann verschwanden sie wieder.

Wanted und Lisa hatten überhaupt keine Zeit gehabt zu reagieren und die Aussage in zwei Punkten zu korrigieren: er war nicht der Vater und das war nicht sein Blut.

Die beiden schauten sich ein bisschen geniert an und Wanted sagte: „Was soll‘s, warum müssen wir eine Erklärung abgeben?“

Lisa war still. Lange still, und dann sagte sie: „Zwar hast du Recht, dass wir niemandem eine Erklärung geben müssen. 100% einverstanden mit dir. Aber das ist doch nicht normal, was wir machen, oder?“

„Verstehe dich nicht so ganz“, behauptete Wanted.

Getreu ihrer Art, nahm sich Lisa viel Zeit, bevor sie weiterredete. „Siehst du, ich habe einen Mann, du wechselnde Geliebte. Aber wir sind viel mehr miteinander zusammen als mit unserem jeweiligen Partner und dies seit Jahren. Ich habe den Eindruck, dass ich dich besser kenne als Basti. Ich habe auch den Eindruck, dass meine Tochter dich mehr liebt als ihren Vater. Sie fragt nie nach ihm, aber nach dir fragt sie jeden Tag. Findest du das normal? Komisch, findest du nicht? Ich auf jedem Fall schon. Vielleicht solltest du ein bisschen Abstand von uns nehmen?“

Wanted war diesmal ruhig und überlegte lange, und dann sagte er aber nichts.

Lisa schaute ihn an und war ein bisschen irritiert, dass er nichts sagte.

Bis ins Jenseits - die Zeit heilt keine Wunden

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