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Kurt Anglet. Vorausbilder
Vorausbilder
Inhalt
Vorwort. Messianische Gegenwart und eschatologische Vollendung
Zeichen am Himmel. Arnold Schönbergs Kriegswolkentagebuch
Zur Wetterlage
Menschlicher Deutungswille – Gottes Gerichtsbarkeit
Schönbergs Schwertvision
Schweigen des Himmels
Alban Bergs Sonnenuntergang
Kinder auf der Landstraße – Kinder spielen Angriff
Bei Sonnenuntergang
Kinderspiel mit Kinderernst
Ein Vorspiel des Endspiels
Erwachen vor Anbruch der Nacht
Dialektik der Zerstreuung. Prousts Spuren in Walter Benjamins »Kunstwerk«-Aufsatz
Sprengstoff in der »Kerkerwelt«?
Der Begriff »Zerstreuung«
Solipsismus
Nietzsches Einsicht
Das Erkalten der Liebe. Stifters kleine Urgeschichte der Moderne
Ein neues Selbstbewusstsein
Der Eheverzicht
Traum und Ideal
Ein Selbstporträt
Ein Kultbild
Verzeichnis der zitierten Literatur
Отрывок из книги
Kurt Anglet Vorausbilder
Zu Arnold Schönbergs Kriegswolkentagebuch
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Daher besitzt die Zeugung des menschgewordenen Logos anders als die Zeugung von »Gottes eingeborenem Sohn« vor aller Zeit, wovon zunächst im Glaubensbekenntnis die Rede ist, durchaus einen Zeitkern. So kann der Apostel Paulus im Galaterbrief schreiben: »Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen« (Gal 4,4 f.). Und zwar handelt es sich nun nicht um irgendeinen Zeitpunkt im Weltgeschehen als vielmehr um die Zeiten-, ja Äonenwende, weil wir erst mit dem Anbruch des neuen Äons, der neuen »Weltzeit«, in Christus zu »Söhnen« werden. Und so schließt Paulus seine Überlegungen: »Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott.« Das aber bedeutet, dass es um nichts weniger geht als um unsere Vollendung; um unsere Teilhabe an Christi Sohnschaft, um in Christus und mit Christus am Reich Gottes teilzuhaben.
Aus diesem Grunde hat das »Heute« sehr wohl einen Zeitbezug: einmal mit Blick auf Christus, der Mensch geworden ist, was er vorher nicht war; dann mit Blick auf den Menschen, der durch das Erlösungswerk Jesu Christi ihm auch dem Wesen nach ähnlich wird, was er vorher nicht war, sofern Christus zu der Zeit gestorben ist, »da wir noch schwach und gottlos waren« (vgl. Röm 5,6). Deshalb entspricht das »Heute« seiner Zeugung in der Zeit dem Anfang unserer Wiedergeburt, d. h., dass die Menschen über Vergangenheit und Gegenwart hinaus wahrhaft eine Zukunft haben, die nicht bloß im Ablauf der Zeiten, in der consecutio temporum, eine Übergangszeit darstellt, sondern zur Zeit unserer Vollendung, zum wahrhaften Kairos wird, wie für Christus die Stunde seiner Passion wahrhaft zur Stunde seiner Verherrlichung (vgl. Joh 12,23–33), zu seinem Kairos wurde.
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