Читать книгу Perry Rhodan 146: Hinter der Zeitmauer - Kurt Mahr - Страница 4

Оглавление

1.

20. Juni 2114

Wenn Jerry Blanchard die Hand ausstreckte, spürte er ein leises Kribbeln in den Fingern, und um die Fingerkuppen herum leuchteten fluoreszierende Kreise. Von da an konnte er den Druck gegen die Hand verstärken, soviel er wollte. Er kam nicht mehr weiter.

Um ihn herum war die Finsternis der Nacht auf Sphinx. Links gab es über dem Horizont einen blassen Fleck mit den schwachen Silhouetten einiger Türme darin. Das war die Stadt Lareddin, ein verhältnismäßig unbedeutendes Nest, wenn man nach dem Städtekatalog von Sphinx urteilte.

Dann gab es noch ein paar Lichter direkt vor ihm. Es waren Laternen, an hohen Metallmasten aufgehängt. Sie verbreiteten trübe Lichtkreise um sich herum und beleuchteten hier und dort Stücke mattschimmernden Materials, die zusammen zu einem großen Ganzen zu gehören schienen.

Zu einem Raumschiff, wie Jerry wusste, einem Typ, wie ihn die Rasse der Springer zu bauen pflegte. Das Raumschiff lag auf einem freien, weiten Platz. In weitem Kreis um den Platz herum standen leuchtende Warnschilder, auf denen zu lesen stand, dass der Zutritt Unbefugten verboten sei und dass die Stadtverwaltung für Schäden, die durch Missachtung der Warnung und Berührung des Energieschirms entstanden, nicht hafte.

Jerry Blanchard konnte nicht feststellen, dass die Berührung des unsichtbaren Schirms ihn schädige. Er drückte noch einmal seine Finger dagegen, fühlte das Kribbeln den Arm heraufsteigen und beobachtete nachdenklich die kleinen fluoreszierenden Kreise.

Warum das alles, überlegte er. Warum kaufen die Akonen, die sich sonst per Materietransmitter durch den Raum bewegen, auf einmal ein riesiges Raumschiff, geben Millionen von Währungseinheiten aus, um das Triebwerk auf den Stand ihrer eigenen Technik zu bringen und hüllen das Ganze obendrein in den Schleier eines undurchdringlichen Geheimnisses?

Jerry hatte durch einen seiner Gewährsleute davon erfahren. Der Gewährsmann war selbst ein Akone. Auch unter den Akonen gab es, ebenso wie anderswo, solche, die Geld so dringend brauchten, dass sie es notfalls auch gegen den Verrat von Geheimnissen einhandelten. Jerry hatte einen Stab von mehr als zwanzig »Helfern«, wie er sie nannte. Nach bewährtem Schema hatte er eine Organisation aufgezogen, in der keiner den anderen kannte, er sie aber alle. Sie wussten nicht einmal, dass er Terraner war. Er seinerseits hatte keine Ahnung davon, wie viele terranische Agenten es außer ihm auf Sphinx noch gab.

Der Gewährsmann hatte ihm mitgeteilt, dass die Arbeiten an dem merkwürdigen Raumschiff beendet seien und dass mit dem Start des Fahrzeugs jederzeit gerechnet werden müsse. Seitdem war Jerry Blanchard täglich wenigstens dreimal hier herausgekommen, um den richtigen Augenblick nicht zu versäumen. Er befürchtete nicht, dadurch Misstrauen zu erwecken. Denn in Lareddin gab es noch mehr Leute, die dem für akonische Begriffe völlig ungewohnten Raumschiff beachtliche Neugierde entgegenbrachten und draußen um den Kreis der Warnschilder herumlungerten. Nur in der Nacht wagte Jerry, die Schilder hinter sich zu lassen und bis an den Energieschirm selbst vorzudringen.

Sein Gewährsmann hatte ihm übrigens nicht berichten können, wohin das Schiff flog. Er wusste nur, dass der Flug vorprogrammiert und die Programmkopie zum Stadthaus gebracht worden war. Keiner seiner Leute hatte zum Stadthaus engere Verbindung. Jerry Blanchard hoffte also, dass, wenn er seinem Auftraggeber vom Start des Raumschiffes berichtet hatte, der nicht auf die Idee käme, er wollte auch das Fahrtziel wissen. Das nämlich hätte Jerry in arge Schwierigkeiten gestürzt.

Manchmal war er sich gar nicht darüber im klaren, ob er seine Beobachtung überhaupt berichten solle. Er war nämlich selbst dafür verantwortlich, dass das, wofür er seinen kleinen Richtstrahler in Betrieb setzte, um es nach Arkon III zu übermitteln, Hand und Fuß hatte und für die terranische Abwehr von Bedeutung war. Ob diese beiden Bedingungen hier zutrafen, darüber zerbrach er sich seit einigen Tagen den Kopf. Vielleicht hetzte er die Leute auf Arkon III auf eine Spur, die nirgendwohin führte. Vielleicht gehörte das Schiff irgendeinem reichen Akonen, der es von einem Springer gekauft und umgebaut hatte.

Natürlich war das eine Möglichkeit, die am Rande lag. Der Kauf eines so großen Raumschiffes übersteigt gewöhnlich die Finanzkräfte eines einzelnen. Da musste schon ein Konsortium beteiligt sein. Die Tatsache, dass die Programmkopie im Stadthaus aufbewahrt wurde, machte wahrscheinlich, dass es sich um ein offizielles Konsortium handelte, etwa um eine Regierungsdelegation.

Aber warum sollte sich eine Regierungsdelegation eines Raumschiffes bedienen, anstatt einen Materietransmitter zu benutzen, der viel rascher, risikoloser und vor allen Dingen billiger arbeitete?

Jerry bemerkte, dass seine Gedanken sich im Kreis bewegten. Er landete immer wieder bei derselben Frage: Warum nur ...?

Gerade, als er sich darüber klar wurde, begann das mächtige Raumschiff sich zu bewegen.

Aus dem Kranz der Triebwerke, der den zigarrenförmigen Leib wie eine Bauchbinde umgab, züngelten grelle, blauweiße Flämmchen. Helles Singen drang über den Energieschirm hinweg zu Jerry. Langsam, kaum merklich hob sich die Zigarre vom Boden. Das Leuchten des Triebwerks fiel auf den grauen Asphaltboden, auf dem der mächtige, metallene Leib eben noch gelegen hatte. Dann erloschen die Flammen. Im Innern des Schiffes hatten die Aggregate von Strahl- auf Feldantrieb umgeschaltet. Von einer unsichtbaren Kraft gepackt, hob sich der Koloss jetzt rascher in die Höhe. Dabei nahm er Vorwärtsfahrt auf. Er schoss über die höchsten Lampen hinaus und verschwand in der Finsternis. Das helle Singen war noch eine Weile zu hören, dann erstarb es auch.

Keine Spur war mehr davon zu sehen, dass da vor kurzem noch ein Raumschiff gelegen hatte. Wenn morgen früh die ersten Neugierigen kamen, würden sie den Platz leer finden. Und niemand würde ihnen erklären, was aus der Riesenzigarre geworden war. Sie würden die Köpfe schütteln oder die Hände drehen, wieder nach Hause fahren und die ganze Sache vergessen.

Jerry Blanchard drehte sich um und ging zu seinem Wagen zurück. Er stand jenseits der Warnschilder am Rand der Straße, die Lareddin mit der Nachbarstadt Kilban verband. Es war eine breite, schöne. Straße mit den grellgelben Linien des Funkleitsystems auf der glatten Oberfläche.

Jerrys Wagen war ein großer, protziger GM neuester Bauart. Er hatte ihn von der Erde mitgebracht. Nicht, weil ihm die akonischen Fahrzeuge nicht zusagten, sondern weil der Wagen zu seiner Rolle gehörte. Er war ein terranischer Einwanderer mit unheimlich viel Geld. Er war einer von jenen überreichen Narren, die auf jeder bekannten Welt der Galaxis ein paar Monate und Jahre zubringen, um dann später, wenn sie alt und tatterig nach Hause kommen, erzählen zu können, wo sie sich überall herumgetrieben hatten. Der Typ des reichen, terranischen Globetrotters war in der Galaxis bekannt. Ohne Misstrauen hatte man Jerry auf Sphinx erlaubt, sich niederzulassen und ein Bürger der Stadt Lareddin zu werden.

Es gab aber auch noch einen anderen Grund, warum Jerry einen terranischen Wagen brauchte. Als er jetzt durch die sich automatisch öffnende Tür gestiegen war und sich hinter das Steuer gesetzt hatte, öffnete er unter dem Armaturenbrett ein Fach. Heraus schob sich auf metallener Unterlage ein kleiner, schwarzer Plastikkasten mit einer Reihe von Knöpfen und einer Art Mikrophon, das durch eine flexible Schnur mit dem Kasten verbunden war. Jerry nahm das Mikrophon zur Hand und dachte ein paar Minuten nach. Dann drückte er ein paar von den Knöpfen, hob das Mikrophon in die Höhe und fing an, hineinzusprechen. Mit kurzen, knappen Worten berichtete er alles, was er über das merkwürdige Raumschiff wusste. Sein Bericht dauerte nicht länger als drei Minuten. Vom Kodesektor des kleinen Hypersenders wurden die Worte zerstückelt, falsch aneinandergereiht, verzerrt und die ganze Sendung auf eine Länge von wenigen Millionstelsekunden reduziert. Als ein kurzer Impulsstoß sprühte sie dann von der verborgenen Antenne und nahm geraden Weg auf Arkon III, auf einen unglaublich kleinen Öffnungswinkel beschränkt. Als sie auf Arkon III ankam, wenige Augenblicke, nachdem sie die Antenne ausgestrahlt hatte und Tausende von Lichtjahren entfernt, hatte der Konus, in dem sich die Impulsfolge bewegte, erst einen Durchmesser von zehntausend Kilometern. Auf einem der anderen Arkon-Planeten hätte man Jerrys Botschaft schon nicht mehr empfangen können.

*

Nike Quinto, Chef der Abteilung III in der Interkosmischen Sozialen Entwicklungshilfe, befand sich in miserabelster Stimmung, als Jerry Blanchards Bericht eintraf. Nike Quinto, seit Jahren im Range eines Obersten, wartete auf die Beförderung zum Brigadegeneral. Nike war der Ansicht, er hätte diese Beförderung schon lange verdient, und ein paar Leute auf der Erde glaubten offenbar dasselbe. Jedenfalls war ihm vor ein paar Tagen inoffiziell mitgeteilt worden, dass es nun soweit sei. Und seitdem wartete Nike Quinto auf ein offizielles Wort. Auch die heutige Nachrichtensendung von Terra war jedoch vorübergegangen, ohne dass jemand es für nötig gehalten hätte, Nike zu erklären, er könne sich jetzt die drei Silberstreifen von der Schulterklappe ab- und statt dessen einen Goldstreifen aufmontieren.

Daher rührte seine graue Stimmung. Die Stimmung hatte allerdings nichts damit zu tun, dass er Jerry Blanchard anwies, das Fahrtziel des mysteriösen Raumschiffes zu ermitteln. Das tat er, kaum dass er Jerrys Bericht durchgelesen hatte. Er hätte es auf jeden Fall und in jeder Gemütsverfassung getan. Ohne diese Angabe konnte die Abteilung III mit dem Bericht nämlich nichts anfangen. Man kann sich nicht um ein Raumschiff kümmern, von dem man nur weiß, wo es abgeflogen ist. Dazu sind die Entfernungen in der Galaxis zu groß.

Nike Quinto sprach seine Aufforderung in das Mikrophon des Kodesektors, und ein paar Augenblicke später wusste Jerry Blanchard auf Sphinx, dass ihm gerade die Aufgabe übertragen worden war, von der er so inständig gehofft hatte, sie möge doch nie an ihn herangetragen werden.

*

Der Befehl veranlasste Jerry allerdings nicht, den Kurs zu ändern. Er befand sich auf dem Heimweg und war nach wie vor davon überzeugt, dass er zuallererst ein paar Stunden Schlaf brauche. Morgen früh konnte er dann über die Anweisung nachdenken und sich den Kopf darüber zerbrechen, wie die Kopie eines Kursprogramms unauffällig aus einem Tresor des Stadthauses zu entwenden sei.

Vorläufig gab sich, ohne dass er sich durch Nike Quintos Befehl die Laune verderben ließ, Jerry Blanchard mit Genuss dem Steuern seines Wagens hin. Auf summenden Luftkissen glitt das Fahrzeug weich über die breiten, leeren Straßen. Es gab auf Sphinx ein planetenweites Programmiersystem, das den Autofahrern erlaubte, die Adresse ihres Ziels in die automatische Steuerung so einzuwählen, dass der Wagen das Fahren von selbst besorgte und ohne das Dazutun des Chauffeurs an der richtigen Stelle herauskam. In Jerrys terranischem Fahrzeug ließ sich das System jedoch nicht anwenden. Infolgedessen kam Jerry recht oft in den Genuss des berauschenden Gefühls, das das Lenken eines schweren, schnellen Wagens in ihm hervorrief.

An der östlichen Hauptkreuzung nahm er die kühne Kurve, die unter der Unterführung hindurchging, mit Höchstgeschwindigkeit. Danach fuhr er nordwärts, bis er die Mündung der Straße erreichte, an der sein Haus lag. Bis dahin war er keinem einzigen anderen Fahrzeug begegnet. Jetzt jedoch hielt sich plötzlich ein kleiner schwarzer Gleitwagen hinter ihm. Jerry erhöhte seine Geschwindigkeit und beobachtete befriedigt, wie der andere Wagen zurückfiel. Sobald er jedoch zu normalem Tempo zurückkehrte, schloss der Kleine auf. Jerry fing an, misstrauisch zu werden. Um diese Zeit lag die Stadt in tiefstem Schlaf. Ein Gleitwagen zu so später Stunde war eine ungewöhnliche Ausnahme, und dass er sich ausgerechnet hinter Jerry herbewegte, machte sie noch ungewöhnlicher.

Die Akonen hätten vielleicht eine Chance gehabt, Jerry Blanchard rechtzeitig zu fassen. Durch das Fahrzeug, das sie hinter ihm herschickten, um zu erfahren, ob er sich auch in der gewünschten Richtung bewege, verdarben sie sich alle Aussichten.

Als Jerry den Gleitwagen auf der Höhe seines komfortablen Appartementhauses von der Straße herunterlenkte, war er schon längst davon überzeugt, dass da etwas nicht stimmte. Sie waren hinter ihm her. Sie scheuten sich auch nicht, sich ihm zu zeigen. Sie mussten ihrer Sache sicher sein. Sie hätten ihn schon fest, glaubten sie offenbar. Mit einem einzigen Wagen, der hinter ihm herfuhr, war das unmöglich. Sie kannten den GM gut genug, um zu wissen, dass er jedem Wagen akonischer Bauart mit Leichtigkeit davonfuhr. Da musste also außerdem noch etwas vor ihm sein.

Wo? An der einzigen Stelle, an der sie ihn im Laufe der Nacht mit Gewissheit erwarten konnten, nämlich in seiner Wohnung.

Hinter dem Rundhaus, in dem Jerry sein Quartier aufgeschlagen hatte, gab es einen weiten, asphaltierten Hof. Im Hintergrund senkte er sich sanft zu den Garageneinfahrten hin. Die Garagen lagen unterirdisch. Es entsprach der Qualität der Wohngegend, dass jede Garage für sich eine Verbindung mit der Wohnung des Vermieters und eine andere mit dem Haupttreppenflur des Hauses hatte. Beide waren für die Überwindung vertikaler Entfernungen mit künstlichen Schwerefeldern ausgestattet. Es gab keine Unbequemlichkeit in einem teuren Mietshaus auf Sphinx.

Jerry wandte den Wagen und ließ ihn vor der Garage stehen, nachdem er sich vergewissert hatte, dass das kleine schwarze Fahrzeug ihm nicht auf den Hof gefolgt war. Dann betrat er die Garage und machte sich durch den zweiten Verbindungsgang auf den Weg zum Treppenhaus. Er erreichte es eine Minute, nachdem er die Garagentür so leicht hinter sich geschlossen hatte, dass er sie jederzeit und ohne Mühe wieder würde öffnen können. Im hellerleuchteten Treppenhaus blieb er ein paar Augenblicke stehen und überlegte, ob er zu seinem Appartement hinauf einen der Antigravlifts oder den Aufgang nehmen solle, und entschied sich schließlich für den Aufgang. Der lief in Form einer Spirale um die dicke Mittelsäule herum, die die Lifts enthielt. Es gab keine wirkliche Treppe, nur eine sanft geneigte Fläche, die in Dutzenden von schraubenförmigen Windungen die fünfzig Meter Haushöhe erklomm.

Jerry brauchte die Minuten, die er beim Aufstieg verbrachte, um nachzudenken. Irgend etwas erwartete ihn dort oben in seiner Wohnung. Was es war, kümmerte Jerry vorläufig nicht besonders. Er würde es beizeiten herausfinden. Er trug drei gute Waffen bei sich, mit einer davon würde er sich schon aus der Klemme befreien können. Aber wie es soweit gekommen war, das hätte er gern gewusst. Er war noch nicht lange auf Sphinx, etwa vier Wochen Erdzeit. Er hatte noch keinen Auftrag erledigt. Die ganze Zeit hatte er damit zugebracht, einen Stab von Unteragenten aufzubauen. Er war völlig sicher, dass er dabei mit der nötigen Vorsicht verfahren war. Von daher konnten sie also nicht wissen, dass er kein reicher Terraner war, sondern ein Agent der irdischen Spionageabwehr.

Blieb nur die Sache mit dem Raumschiff. Er war wenigstens dreimal am Tag hinausgefahren und hatte sich das Schiff angesehen. Tagsüber hatte er sich unter den Zuschauermengen sicher gefühlt, in der Nacht hatte er sich vergewissert, dass niemand ihm folgte, bevor er sich zum Startfeld hinauswagte. Dabei war anscheinend etwas schiefgegangen. Sie hatten ihn trotz aller Vorsicht beobachtet und Verdacht geschöpft. Und sie hatten etwas dagegen, dass er sich um das geheimnisvolle Raumschiff kümmerte. Deswegen waren sie hier.

Jerry gönnte sich eine kleine Verschnaufpause und seufzte. Sie hatten ihn also. Selbst wenn er ihnen heute Nacht entkam, würden sie ihn über kurz oder lang fassen. Das Polizeisystem von Sphinx war ausgefeilt. Das Netz hatte keine Lücken. Sie würden ihn vor Gericht stellen, und vor Gericht würde herauskommen, dass er in Wirklichkeit als terranischer Agent gearbeitet hatte. Aus der Zwickmühle des Verhörs gab es kein Entweichen. Das Gericht würde ihn zu langjähriger Zwangsarbeit verurteilen. Und wenn man auf Terra seine Mitarbeit einer diplomatischen Demarche nicht für wert hielt, dann musste er die Zwangsarbeit auch wirklich antreten.

Es waren keine rosigen Aussichten, die Jerry Blanchard da überdachte. Trotzdem stieg er weiter den Aufgang hinauf. An seinen Plänen hatte sich nichts geändert. Dagegen stellte er fest, dass durch die Entwicklung der Dinge wenigstens eine wichtige Frage beantwortet war.

Bei dem Start des Raumschiffes musste es sich um den Beginn eines wichtigen Unternehmens handeln. Wenn es nicht wichtig wäre, hätten die Akonen sich nicht die Mühe gemacht, einen terranischen Agenten nur deswegen einzufangen, weil er zu neugierig gewesen war. Jerry hatte also richtig gehandelt, als er Nike Quinto auf Arkon III benachrichtigte.

Das zu wissen, war schon eine kleine Erleichterung.

*

Eine Weile später stand Jerry Blanchard vor der Tür seines Appartements. Zögernd blickte er nach rechts und links und betrachtete die Türen der beiden Nachbarwohnungen, die eine weiter oben, die andere weiter unten im Aufgang. Über beiden leuchteten die roten Warnlampen, die für jeden gebildeten Akonen besagten, dass der Bewohner nicht gestört werden wolle. Über Jerrys Tür strahlte zur Zeit ein blaues »Bin-nicht-daheim«-Zeichen.

Der Aufgang war totenstill. Das Haus schien leer zu sein. Jerry trat näher an seine Tür heran, zog den Kodeschlüssel aus der Tasche und führte ihn in den Schlitz der elektronischen Verriegelung. Das Gerät fing an zu summen. Ein Relais klickte, dann schwang die Tür nach innen zurück.

Im selben Augenblick sprang es Jerry an. Es traf ihn fast körperlich – die wilde Flut glühendroten Lichts und das ununterdrückbare Verlangen, die Wohnung zu betreten, sich hinzulegen und sofort zu schlafen, tief und fest zu schlafen.

Er taumelte zurück. Durch die offene Tür strömte das Verlangen immer noch auf ihn ein. Als gehorchten sie einem fremden Verstand, wollten seine Füße ihn wieder auf die Tür zutragen. Er stemmte sich dagegen. Er hob die Hand und biss sich in den Handballen. Der Schmerz brachte ihn zu Bewusstsein. So rasch er konnte, lief er ein paar Meter weit den Aufgang hinunter. Erst als er seine Tür nicht mehr sehen konnte, blieb er stehen, lehnte sich gegen die Wand der Liftschachtsäule und gab seinen Lungen Zeit, einen neuen Vorrat an Luft zu pumpen.

Verdammt, Jerry, das war knapp, murmelte er. Da waren keine Männer gewesen, die ihn in Empfang nehmen wollten. Sie hatten eine Hypnofalle installiert. Das grelle, rote Licht unterstrich die Wirkung des hypnomechanischen Generators, der irgendwo in der Wohnung stand und ihm suggerierte, er solle eintreten und sich schlafen legen. Aus dem Schlaf wäre er erst in einer Polizeizelle wieder erwacht.

Jerry trat nachträglich der Schweiß auf die Stirn, als ihm klar wurde, wie haarscharf er am Unglück vorbeigegangen war. Hätte der kleine Wagen ihn nicht verfolgt, er hätte keinen Verdacht geschöpft. Und ohne Verdacht hätte er der Falle nicht mehr rechtzeitig ausweichen können.

So sorgfältig es in der Eile möglich war, überlegte er sich den nächsten Schritt. Ohne Zweifel war mit dem Generator ein Signal gekoppelt, das den Leuten unten im Wagen anzeigte, wann er seine Wohnungstür öffnete. Sie vermuteten jetzt also, dass er in die Falle gegangen war. Sie würden heraufkommen, um ihn abzuholen. Der Teufel mochte wissen, woher sie den Schlüssel hatten, der ihnen Zutritt zu einer elektronisch verriegelten Privatwohnung verschaffte! Vielleicht würde ein Posten für alle Fälle unten im Fahrzeug zurückbleiben. Das war nicht weiter schlimm. Mit einem einzelnen Akonen getraute Jerry sich im Handumdrehen fertigzuwerden. Die Leute, die ihn abholen wollten, würden durch einen der Antigravschächte heraufkommen. Das kostete sie nicht mehr als ein paar Sekunden. Festzustellen, dass er wider Erwarten nicht in die Falle gegangen war, dauerte nicht viel länger. Er hatte also keine Zeit zu verlieren. Je schneller er handelte, desto besser waren seine Aussichten.

Er lief ein Stück weiter den Aufgang hinab und schwang sich in den Liftschacht gegenüber einem der Appartementeingänge. In rasendem Fall, jedoch ohne die geringste Unbequemlichkeit, schoss er nach unten. Sekunden später trat er vorsichtig aus dem unteren Ende des Schachts und vergewisserte sich, dass der Vorplatz leer war. Eine Warnlampe an einem der anderen Schächte wies darauf hin, dass jener Schacht benutzt wurde. Sie waren also auf dem Weg nach oben. Hier unten war jetzt und in den nächsten dreißig Sekunden die Luft rein.

Jerry nahm den gleichen Weg, den er gekommen war. Von seiner Garagentür aus beobachtete er eine Weile den Hinterhof und fand ihn leer. Er stieg in seinen Wagen und setzte den Motor in Gang. Die Maschine gab ein leises, surrendes Geräusch von sich. Niemand hätte unter normalen Umständen darauf geachtet. Aber jetzt, in der Stille der Nacht, war es deutlich zu hören. Es alarmierte den Mann, den die Akonen als Posten in ihrem kleinen Polizeiwagen zurückgelassen hatten. Als Jerry auf die Ausfahrt zur Straße hin einbog, kam ihm der schwarze Wagen von draußen entgegen.

Damit hatte er gerechnet. Er wusste, dass der Akone jetzt eine oder zwei Sekunden brauchen würde, um herauszufinden, ob er wirklich derjenige war, nach dem gesucht wurde. Hatte er das getan, dann würde er versuchen, ihn anzuhalten. Auf der kurzen Ausfahrtsstrecke hatte er dazu nur eine Möglichkeit. Er musste seinen Wagen querstellen. Das war der Augenblick, auf den Jerry wartete.

Im Schritttempo pirschte er sich an den kleinen Schwarzen heran. Drüben flammten plötzlich die Scheinwerfer auf. Eine rote Polizeilampe blinkte dazwischen. Der Akone hatte bemerkt, worum es hier ging. Im nächsten Augenblick begann er seinen Wagen zu drehen.

Jerry ließ seinen schweren GM vorwärtsschießen. Im Licht seiner Lampen sah er für den Bruchteil einer Sekunde das weiße, schreckverzerrte Gesicht des Polizisten. Dann traf der verjüngte Bug seines Wagens die rechte Vorderpartie des Polizeifahrzeugs mit aller Wucht des 2000 PS starken Triebwerks.

Jerry wurde in seinem Sitz nach vorn geschleudert. Wie ein Kanonenschuss dröhnte der Aufprall durch die Nacht. Jerry sah den kleinen Wagen zur Seite schleudern. Splitternd und knirschend rammte er die Wand der Auffahrt. Dann war der Weg frei. Gehorsam legte sich der GM in die Kurve und nahm die Straße nach links. Einmal sicher auf dem gelben Funkleitband, erhöhte er automatisch seine Geschwindigkeit und war in der Dunkelheit verschwunden, noch bevor dem akonischen Polizisten klar geworden war, was eigentlich vorging.

Inzwischen berechnete Jerry seine Aussichten aufs neue. Sie waren jetzt ein wenig besser als zuvor. Er hatte den Polizeiwagen so demoliert, dass er zu einer sofortigen Verfolgung nicht zu gebrauchen war. Seinem GM war dabei offenbar nichts passiert. Die Polizisten würden sich ihm also nicht an die Fersen heften können. Bei der Suche waren sie auf ihre eigenen Vermutungen angewiesen. Was würden sie vermuten? Dass er die Stadt so schnell wie möglich hinter sich gelassen und versucht hätte, mit einem irgendwo draußen auf dem Land versteckten Raumboot von Sphinx zu entkommen.

Jerry grinste bitter vor sich hin. Es gab kein solches Raumboot. Nur im äußersten Notfall würde die, irdische Spionageabwehr dafür sorgen, dass ihr Agent nicht in die Hände der fremden Polizei fiel. Dies hier war zwar ein Notfall, aber noch lange nicht der äußerste.

Auf jeden Fall, rechnete Jerry, hatte er von jetzt an noch ein paar Stunden Zeit, bis sie ihn fassten. Und diese paar Stunden gedachte er wirksam zu nützen.

*

Ulloh war überzeugt, dass diese Nacht genauso langweilig sein würde wie alle anderen. Er warf einen Blick an der langen Reihe der Schalttafeln entlang und stellte missmutig fest, dass alle Kontrolllampen grün brannten. Wenn wenigstens eine mal rot werden würde, dachte Ulloh. Es braucht ja nur eine Lüftung auszufallen oder ein Türmechanismus kaputtzugehen. Aber nein. Alles in diesem verdammten Haus war perfekt. Es gab keine Abwechslung für die Nachtwächter.

Ulloh wandte sich wieder um und starrte durch die breite, hohe Glassex-Scheibe hinaus in die Helligkeit der großen Halle. Direkt vor seinem Gesicht fluoreszierte der Kreis, der den kleinen schalldurchlässigen Teil der Scheibe von dem Rest trennte. Durch diesen Kreis hindurch sprach Ulloh mit Leuten, die irgendeine Auskunft haben wollten. Neben ihm stand ein Tisch. In das Buch auf dem Tisch machte er seine Eintragungen. Gewöhnlich hießen sie: Keine Zwischenfälle in der Zeit von 2200 bis 0900. Jenseits des Tisches war die Tür mit der doppelten elektronischen Verriegelung, zu der nur der jeweilige Wächter und noch irgendein hoher Beamter, den Ulloh nicht kannte, die nötigen Schlüssel besaß.

Der Raum war also eine kleine Festung. Von seinen Schaltbrettern aus konnte Ulloh im Notfall die Polizei des gesamten Planeten alarmieren. Er wünschte sich insgeheim, dass ein solcher Notfall doch endlich einmal einträte. Hinter seiner Glassex-Scheibe war er sicher. Sie mochten draußen das Stadthaus anzünden, es ausplündern oder in die Luft jagen. Ihm konnte dabei nichts passieren. Aber leider waren die einzigen Leute, die in der Nacht hierherkamen, solche, die tagsüber keine Zeit hatten, sich den Etat-Plan der Stadt Lareddin anzusehen. Da sie aber dazu verpflichtet waren und durch Eintragung ihres Namens in das Registerbuch, das genau genommen gar kein Buch war, sondern eine positronische Registrierfolie, nachweisen mussten, dass sie den Stadtetat studiert und für gut befunden hatten, kamen sie eben in der Nacht. Jede Nacht etwa ein Dutzend von ihnen. Sie gingen an Ullohs Kabine vorbei und fuhren mit dem Antigrav zur Lesehalle hinauf. Dort lasen sie den Etat, machten ihre Eintragung und gingen wieder fort. Keiner von ihnen war jemals auf die Idee gekommen, etwas zu stehlen oder ein Türschloss zu demolieren, so dass Ulloh hätte eingreifen können.

Ulloh gab sich seinem Unmut hin. Als draußen vor den breiten Glastüren des Hauptportals ein Schatten auftauchte, wusste er genau, dass es wieder einer von den Etat-Lesern sein würde. Der Schatten öffnete sich die Tür und kam in die Halle herein. Ulloh sah eine hochgewachsene, breitschultrige Gestalt, ein bisschen merkwürdig gekleidet. Das Gesicht war breiter als das der meisten Leute, die Ulloh kannte, aber ebenso hoch. Alles in allem wirkte der Mann ein wenig exotisch. Ulloh starrte ihn an in der Hoffnung, er könnte den Fremden dazu bringen, dass er ein paar Worte mit ihm sprach. Das schien ihm zu gelingen. Der Mann kam auf Ullohs Glaskabine zu und blieb vor dem großen Fenster stehen, so dass er den fluoreszierenden Ring gerade vor sich hatte.

»Ich möchte den Etat-Plan lesen«, erklärte er.

»Nehmen Sie Lift Nummer vierzehn«, antwortete Ulloh, »fahren Sie zur achtundzwanzigsten Etage. Dort oben gibt es nur den Lesesaal. Die Bücher liegen auf den Tischen aus.«

»Ich danke Ihnen«, sagte der Fremde.

Dann wandte er sich ab, machte zwei, drei taumelnde Schritte auf den Lift zu – und fiel um.

Ulloh sprang auf. Der Fremde lag reglos am Boden. Er musste ohnmächtig geworden sein. Man musste etwas für ihn tun. Einen Arzt rufen. Ulloh fuhr herum. Die rechte Hand schoss nach vorn, um die Rufknöpfe für Polizei und Arzt zu drücken. Da fiel Ulloh ein, dass es ziemlich lächerlich wäre, eine Menge Leute zu alarmieren, wenn der Mann da draußen nur über seine eigenen Füße gestolpert war und sich beim Hinfallen einen Knöchel verrenkt hatte, so dass er nicht mehr aufstehen konnte. Er musste sich zuerst vergewissern.

Er trat zur Tür. Es fiel ihm ein, dass man es ihm strikt verboten hatte, seinen Wachraum zu verlassen. Was nützte ein Wächter, der nicht mehr in seiner Festung saß und keinen Alarm mehr schlagen konnte? Aber der da draußen war ja bewusstlos. Von ihm drohte keine Gefahr. Und außerdem ...

Ulloh öffnete die Tür und ging hinaus. Begierig zu helfen, beugte er sich über den Gestürzten und versuchte ihn an der Schulter auf den Rücken zu drehen. Er musste sich mächtig anstrengen. Der Fremde war ziemlich schwer. Ulloh erkannte schließlich, dass er noch atmete und auch die Augen offen hatte. Das verwunderte ihn, und er wollte fragen, was denn eigentlich geschehen sei. Dazu kam er aber nicht mehr. Mit einem kräftigen Ruck richtete sich der Unbekannte auf. Gleichzeitig schoss sein rechter Arm nach vorn, und eine geballte Faust traf Ulloh so hart gegen das Kinn, dass er umkippte und sich auf dem Boden ein paar Mal um seine eigene Achse drehte. Ein paar Augenblicke lang dröhnte es ihm in den Ohren, und vor den Augen wogte ein bunter Schleier, durch den er nicht hindurchsehen konnte. Als sein Blickfeld schließlich wieder frei war, stand der Fremde hochaufgerichtet vor ihm und hielt eine Waffe in der Hand, einen kleinen Blaster.

»Stehen Sie auf und bringen Sie mich zu den Tresorräumen!«, befahl er.

*

Jerry gestand sich ein, dass er Glück gehabt hatte. Hätte er an Stelle des alten, naiven Mannes einen anderen Wächter im Stadthaus gefunden, wäre er vielleicht nicht rasch genug zum Ziel gekommen. Aber der Alte, Ulloh mit Namen, war viel zu verwirrt und hatte vor dem Blaster viel zuviel Angst, als dass er irgendwelche Schwierigkeiten gemacht hätte. Er hatte auch, nachdem Jerry ihm den Ohnmachtsanfall vorgespielt hatte, keinen Alarm geschlagen. Wider alle Vorschriften war er aus seiner Kabine gekommen und hatte versucht zu helfen.

Ulloh fuhr mit ihm zur fünften Etage hinauf, wo die Tresore standen. Jerry erfuhr von ihm, dass in der Nacht nicht öfter als einmal alle Stunde ein Besucher im Stadthaus erschien. Das war der Durchschnitt. Wenn jemand auftauchte, bevor Jerry das Gebäude wieder verlassen hatte, die leere Wärterkabine sah und Alarm schlug, würde die ganze Angelegenheit ein bisschen schwieriger werden.

Glücklicherweise ging alles glatt. Die kleine Stadt Lareddin besaß nicht mehr wichtige Dokumente, als in drei mittelgroßen Tresoren untergebracht werden konnten. Ulloh wusste nicht, in welchem der drei Jerry das finden würde, wonach er suchte. Aber er hatte eine Serie von Elektronikschlüsseln, mit denen er alle drei Türen öffnen konnte. Jerry brauchte nicht länger als etwa zehn Minuten, um unter der Ansammlung von Schriftstücken, Wertgegenständen, Rechnerkarten und Kodegeräten das Magnetband herauszufinden, auf dem man das Kursprogramm des Raumschiffes aufbewahrte. Die Sache war einfach. Das Programm musste auf einem Magnetband stehen, und dieses war das einzige Band, das Jerry in den drei Tresoren finden konnte. Er löste die Umhüllung und betrachtete die ersten Zentimeter des schmalen, hellbraunen Plastikstreifens. Die Anordnung der Magnetkerne war deutlich sichtbar. Jerry hatte, bevor man ihn nach Sphinx schickte, einen tiefschürfenden Kurs über akonische Positronik hinter sich gebracht. Es genügte ihm, die erste Vierundsechziger-Serie zu überfliegen. Dann wusste er, dass er in der Hand hielt, wonach er gesucht hatte.

Gehorsam verschloss Ulloh die Tresore. Dann fuhr er mit Jerry wieder hinunter. Er verlor kein Wort darüber, dass Jerry diesmal den schmalen Hinterausgang benutzte. Willig und in sein Schicksal ergeben überquerte er, vor dem entschlossenen Mann mit dem Blaster hergehend, den rückwärtigen Parkhof und erhob auch keinen Einspruch dagegen, dass er schließlich noch über eine Mauer klettern musste. Hinter der Mauer, in einer dunklen Seitengasse, stand Jerrys großer GM. Ulloh musste sich dicht an die rechte Tür setzen und hatte dafür das Privileg, einem terranischen Spion zuzusehen, wie er eine schier unendliche Fülle von Daten mit großer Geschicklichkeit in ein geheimnisvolles Sendegerät übertrug.

Die Arbeit dauerte fünfzig Minuten. Man merkte Jerry nicht an, dass er gegen Ende schon ziemlich nervös war. Als er die letzte Magnetkern-Orientierung abgelesen und ins Mikrophon gesprochen hatte, ließ er das Band achtlos fallen und lehnte sich seufzend ins Polster zurück. Ulloh betrachtete ihn gespannt. Jerry richtete sich noch einmal auf, nahm das Mikrophon zur Hand und sprach hinein: »In spätestens einer halben Stunde hat mich die Polizei gefasst. Nun seht mal zu, was ihr für mich tun könnt.« Aber das sagte er in terranischer Sprache, und deswegen verstand es Ulloh nicht.

*

Ulloh wurde danach erlaubt, zu seinem Posten zurückzukehren. Jerry dagegen blieb ruhig in seinem Wagen sitzen. Das war sein Dank an Ulloh dafür, dass er ihm die Sache so leicht gemacht hatte. Er sollte selbst die Polizei benachrichtigen und veranlassen, dass ein gefährlicher Spion unschädlich gemacht würde. Jerry sah keinen Sinn darin, weiter zu fliehen. Sie würden ihn ohnehin erwischen, warum also nicht gleich?

Immerhin verging eine Stunde, bevor um die Ecke der Seitenstraße herum das erste Polizeifahrzeug auftauchte. Es erfasste Jerrys GM mit den grellen Kegeln seiner Scheinwerfer und blieb sofort stehen. Jerry öffnete vorsichtig die Tür und stieg aus. So, dass jeder es sehen konnte, hob er die Hände über den Kopf. Das fehlte noch, dass sie soviel Angst vor ihm hätten, dass sie zu schießen anfingen.

Vier Mann kamen auf ihn zu. Jeder hielt eine schwere Blasterautomatik in der Armbeuge. Jerry rührte sich nicht. Er ließ nur die Hände auf den Kopf sinken, als ihm die Arme müde wurden.

»Sie sind verhaftet!«, knurrte einer der Polizisten.

»Das dachte ich mir«, antwortete Jerry gleichmütig.

Einer der vier Männer trat an ihm vorbei und postierte sich hinter ihm.

»Die Stadt wird in einer riesigen Suchaktion abgekämmt«, schimpfte der Sprecher, »und Sie stehen immer noch an derselben Stelle, an der der Wächter Sie zuletzt gesehen hat!«

Jerry verkniff sich ein Lachen.

»Na, so eine Frechheit!«, bemerkte er trocken.

Der Mann hinter ihm stieß ihm den Kolben seiner Waffe in den Rücken. Jerry taumelte vorwärts. Die drei vor ihm gaben den Weg frei. Ein paar Sekunden später saß er, von hinten, rechts und links bewacht, in dem Polizeiwagen.

Das Kapitel Jerry Blanchard, terranischer Agent auf Sphinx, war vorläufig zu Ende geschrieben.

Perry Rhodan 146: Hinter der Zeitmauer

Подняться наверх