Читать книгу Perry Rhodan 68: Hetzjagd durch die Dimensionen - Kurt Mahr - Страница 5

1.

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Das armdicke Kabel, das in einer Nut der Hangarschiene entlanglief und in einer röhrenartigen Buchse des kugelförmigen Schiffskörpers verschwand, versorgte die K-238 mit allen notwendigen Informationen. Auf den Bildschirmen des Schiffes, die eigentlich hätten blind sein müssen, weil die Schleusentore des riesigen Hangars noch geschlossen waren, leuchtete der Teppich der unzähligen Lichtpunkte, die den schwarzen Hintergrund des unendlichen Raumes bedeckten. Und aus den Empfängern drangen die Geräusche, die im selben Augenblick auch den Kommandostand der DRUSUS erfüllten, in deren Hangar die K-238 noch ruhte.

Durch das eintönige, längst gewohnte Summen drang ein neuer Laut, als Spiegelfeld-Aggregate zu arbeiten begannen. Auf den Bildschirmen der K-238 zeigten sich Spuren eines nebligen, kreisförmigen Gebildes, als ob der Raum an dieser Stelle undicht geworden und aus einem anderen Universum ein wenig Dampf hereingequollen sei. Der eigenartige Ring wuchs und wurde gleichzeitig deutlicher.

Die fünf Männer im kleinen Kommandoraum der K-238 beobachteten ihn aufmerksam. Nichts an den fünfen verriet, dass der seltsame Ring, den die heulenden Spiegelfeld-Generatoren dort draußen aufbauten und der seine Leuchtkraft aus einer anderen Welt zu beziehen schien, sie selbst anging. Vielleicht noch mehr als das: Dass von der Existenz des Rings und von der Kraft, die in ihm wohnte, von nun an bis in ungewisse Zukunft ihr Leben abhing.

Perry Rhodan, den Kopf in die Hände gestützt, richtete seine Aufmerksamkeit auf den kleinen Bildschirm des Telekomempfängers, der plötzlich und ohne Anmeldung aufleuchtete. Mit einer lässigen Bewegung der rechten Hand schaltete er die Verbindung ein und sah Sikermanns massigen Schädel auf dem Schirm erscheinen.

»Fertig, Sir«, meldete Sikermann. »Kommando kann gegeben werden.«

Wie lange ist er schon bei uns?, dachte Rhodan. Achtzehn Jahre. Könnte mittlerweile ein besseres Englisch sprechen. Hat einen starken europäischen Akzent.

Seltsam, wie einem manchmal in den Augenblicken der größten Erregung die seltsamsten Gedanken durch den Kopf gehen. Rhodan antwortete: »In Ordnung, Sikermann. Wir starten in zwölf Minuten. Exakt 20.45 Bordzeit. Geben Sie entsprechende Anweisungen. Katapult. Ich möchte die Hände frei haben.«

Sikermann salutierte. Dann sagte er plötzlich: »Sir ...?«

»Ja?«

»Ich ... ich meine: Wir alle wünschen Ihnen Erfolg!«

Rhodan nickte lächelnd.

»Danke. Wünschen Sie uns ein bisschen Glück dazu, dann werden wir es wohl schaffen.«

Das Bild erlosch. Jemand seufzte, als sei ihm eben klar geworden, dass dies die letzte Verbindung gewesen war, die die K-238 für lange Zeit mit einem menschlichen Wesen außerhalb ihrer sechzig Meter durchmessenden Metallplastik-Wände gehabt haben würde.

Jemand anders fluchte. Das war Reginald Bull.

Rhodan fing mit geschlossenen Augen an, den Weg zurückzublicken, den sie bis hierher gekommen waren. War alles richtig gewesen, was sie getan hatten? Und vor allen Dingen: Waren ihre Hypothesen richtig? Seine eigenen Vermutungen und die kühnen Schlüsse, die Atlan, der Arkonide, daraus gezogen hatte?

Die Uhren an Bord der K-238 zeigten den 17. Januar 2042, Erdzeit.

Wie war das damals gewesen, als die Geschichte begann?

Am 5. Januar, ein paar hundert Lichtjahre entfernt, auf Venus ...

*

»Kreuzer SOLAR SYSTEM, Kommandant Bull, meldet Rückkehr auf Sektor vier, Bahn einundzwanzig«, sagte eine harte, dröhnende Stimme. »Vorsichtsmaßnahmen wie üblich. Die Sektoren eins bis sieben sind sofort zu räumen. Ende.«

Am Rande des riesigen Landefeldes stand eine Reihe von Gebäuden, wie sie in der Umgebung eines jeden Raumhafens zu finden waren: Unterkünfte für die Mannschaften der Instandsetzungstruppe, Materiallager, ein kleines Hospital und ein langgestrecktes, flaches Bürogebäude für den Offizier vom Dienst und seinen Stab. Das alles sah sehr sachlich und schmucklos aus unter dem grau verhangenen, heißen Himmel; denn Raumfeld Nord auf dem großen Nordkontinent der Venus war allein der terranischen Kriegsflotte vorbehalten, und die Planer hatten sich über bombastische Empfangsgebäude, Zollstationen und Passagierdienste nicht den Kopf zu zerbrechen brauchen.

In den Bergen nördlich des Landefeldes war der ehemals arkonidische Stützpunkt versteckt, den Perry Rhodan vor siebzig Jahren entdeckt hatte und dessen einstiger Herr, Atlan, der Unsterbliche, Rhodans Freund zu werden begann. Zum Stützpunkt gehörte die gewaltige positronische Rechenmaschine, Herz oder besser Gehirn aller politischen und physikalischen Kalkulationen im Solaren Imperium. Und vor allen Dingen: in weitem Umkreis das einzige Gerät seiner Art, das in der Lage war, die Bahn einer künstlichen Welt, die sich Hunderte von Lichtjahren weit um eine große Menge von Gravitationszentren schlang, aus einem kleinen, vorgegebenen Bahnstück und wenigen zusätzlichen Informationen innerhalb kurzer Zeit zu errechnen.

Die Bahn des Planeten Wanderer.

In einem kleinen, erstaunlich behaglich eingerichteten Raum des flachen Bürogebäudes saßen Perry Rhodan und Atlan, der Arkonide, einander gegenüber, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und wenig empfänglich für den in seiner Einsamkeit großartigen Anblick, den das weite Raumfeld mit den schnurgeraden, schwarzen Strichen des venusianischen Dschungels an den Rändern bot.

Hoch über dem Feld tauchte ein leuchtender Punkt auf, wuchs rasch und sank herab. Ein harter Windstoß fauchte über den weiten Platz, und das dröhnende Orgeln eines hastig durch die dichte Atmosphäre stoßenden Raumschiffes kam hinter ihm drein.

»Er hat es eilig«, meinte Atlan.

Rhodan stand auf und trat zum Fenster, als könne er von dort aus den leuchtenden Ball des landenden Schiffes besser sehen.

»Das will ich ihm auch geraten haben«, antwortete er geistesabwesend.

»Wenn du ihm erlaubt hättest, Administrator«, sagte Atlan spöttisch, »am Ziel einen Hyperfunkspruch aufzugeben, dann hättest du dir zwei lange Wartetage sparen können.«

Rhodan wandte sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Fenster.

»Damit dein oberster Gebieter, Admiral, meinen Funkspruch auffängt und mit Hilfe seiner genialen Fähigkeit, positronische Ströme zu addieren, zu subtrahieren, zu potenzieren und wer weiß noch alles, die galaktische Position der Erde auf dem schnellsten Wege ausfindig macht, wie?«

Der Arkonide machte eine wegwerfende Handbewegung.

»Die Chance war klein. Einen Richtspruch fängt man nicht so ohne weiteres auf.«

»Die Chance war klein, aber doch vorhanden. Ich möchte ihm aber gar keine Chance geben.«

Atlan stand ebenfalls auf.

»Also gut: du hast recht, Barbar. Mir tut nur deine Nervosität leid. Man sieht, wie aufgeregt du bist.«

Rhodan tippte über die Schulter hinweg mit dem Daumen gegen die Fensterscheibe.

»Da draußen kommt die Beruhigung«, sagte er lächelnd.

Etwa fünfhundert Meter über dem Niveau des Landefeldes erreichten die von der SOLAR SYSTEM ausgehende Leuchterscheinung und der Donner, mit dem die nachdrängenden Luftmassen den leergefegten Landekorridor wieder füllten, ihren Höhepunkt. Das Glühen der ionisierten Partikel erlosch, als das große Schiff die übliche Sinkgeschwindigkeit erreichte und sanft auf das graue Feld herabschwebte.

Eine Kolonne offener Pritschenfahrzeuge kam hinter der Reihe der Magazin-Bauten hervorgeschossen, schien noch unter dem landenden Schiff hindurchgleiten zu wollen und hielt schließlich dort, wo die breite Laufbrücke, deren Vorderteil aus einer Schleusenluke eben zum Vorschein kam, wahrscheinlich den Boden berühren würde.

Schon wenige Sekunden, nachdem die Landung endgültig vollzogen war und der Kreuzer sicher auf den hydraulischen Landesäulen ruhte, erschienen oben in der Luke die Gestalten zweier Männer, glitten über die Brücke herab und sprangen auf einen der wartenden Wagen. Das Fahrzeug setzte sich noch im gleichen Augenblick in Bewegung und kam auf das Bürogebäude zu.

»Sie entwickeln eine unglaubliche Aktivität«, sagte Atlan, und am Klang seiner Stimme war zu erkennen, dass er wirklich staunte.

Der Wagen hielt draußen vor dem Haupteingang. Zwei Männer sprangen ab, beide mittelgroß und beide, das war erstaunlich, rothaarig. Der eine, kräftig gebaut, mit den Rangabzeichen eines Kommodores, der andere, ein Alltagstyp, in der Kombination eines Captains.

Schritte polterten durch den Gang. Die Tür zu dem kleinen, behaglichen Raum wurde aufgerissen. Reginald Bull blieb auf der Schwelle stehen, und anstelle eines Grußes sagte er: »Nichts! Absolut nichts!«

Die Stille, die darauf folgte, war nahezu vollkommen.

Atlan, der Arkonide, stand immer noch in der Nähe des Fensters. Er wirkte unbeteiligt und wenig interessiert. Wenn er überhaupt Aufmerksamkeit hervorbrachte, dann hielt er sie auf Rhodan gerichtet, um dessen Reaktion zu beobachten.

Da war aber nicht mehr zu sehen als ein kurzes Verkrampfen der Kinnmuskeln, das die Wangenknochen für den Bruchteil einer Sekunde scharf hervortreten ließ. Danach sah Rhodan wieder so aus, als habe er eine nichtssagende, uninteressante Meldung bekommen.

»Komm herein«, sagte er. »Sie auch, Captain. Und dann möchte ich einen ausführlichen Bericht hören.«

Reginald Bull ließ sich in einen der Sessel fallen.

Captain Gorlat blieb stehen. Atlan brachte aus einem kleinen Schrank eine dickbauchige Flasche und ein paar Gläser zum Vorschein. Davon füllte er zwei und reichte sie Bull und dem Captain.

Bull leerte sein Glas in einem Zug. Dann erklärte er: »Da ist nicht viel zu berichten. Als wir an den Punkt kamen, den die Positronik ausgerechnet hatte, war nichts zu finden. Absolut nichts in einem Umkreis von mehr als sechs Lichtjahren.

Natürlich suchten wir nach Spuren. Ein Planet verliert Wasserstoff, wenn er durch den Raum zieht. Wir fanden aber nicht ein einziges Wasserstoff-Molekül mehr, als dort sowieso hätte sein müssen. Wir saßen einen geschlagenen Tag an den Ortergeräten; aber außer einem einzigen Boliden kam uns nichts auf den Schirm.

Wanderer ist verschwunden!«

Rhodan sah Gorlat an. Der Captain verstand die Aufforderung.

»Das Triebwerk ist in Ordnung, Sir. Die Möglichkeit eines Fehlsprungs ist ausgeschlossen. Wir haben zwei Probetransitionen durchgeführt und sind stets auf die Lichtsekunde genau am vorausberechneten Ort angekommen.

Der Raum an der von der Positronik angegebenen Stelle war störungsfrei. Keine Magnetstürme, keine Eigenzeit-Kollision, nichts. Man kann tatsächlich keinen anderen Schluss ziehen, Sir, als den, den Kommodore Bull schon gezogen hat.«

Gorlats Gesicht war ernst.

»Wanderer ist verschwunden«, meldete Reginald Bull sich von neuem, nachdem er ein zweites Glas geleert hatte. »Der Alte hat uns einen Streich gespielt. Vielleicht will er, dass wir dasselbe Rätselspiel wie vor sechsundsechzig Jahren noch einmal durchmachen.«

Rhodan schüttelte den Kopf. Er tat ein paar Schritte, verschränkte die Hände auf dem Rücken und blieb vor Atlan stehen. Atlan hielt die Flasche noch in der Hand. Rhodan sah ihn an und lächelte: »Gib mir auch ein Glas. Ich kann's brauchen!«

*

Wanderer war verschwunden. Die Welt, deren Existenz Rhodan nach den Worten ihres Erbauers und Besitzers das ewige Leben garantierte, war verschollen.

Im Jahr 1976 hatte Rhodan ihr und ihrem Beherrscher, dem akkumulierten Bewusstsein einer längst vergangenen Rasse, den ersten und entscheidenden Besuch abgestattet. Er selbst und Reginald Bull, sein Kampfgefährte von den ersten Tagen jenes geschichtsträchtigen Fluges zum Mond an, waren würdig befunden worden, eine Zelldusche zu erhalten, die zweiundsechzig Jahre nicht-alternden Lebens bedeutete. Nach zweiundsechzig Jahren, hatte Es, das seltsame Wesen, das Wanderer beherrschte, angeordnet, hätten sie wieder auf Wanderer zu erscheinen, um sich ein zweites Mal behandeln und sich weitere zweiundsechzig Jahre schenken zu lassen. Nicht später und nicht früher als nach zweiundsechzig Jahren, mit einer Toleranz von nur drei Monaten. Infolge einer Retardierung des Zeitablaufs, der sie während des ersten Aufenthaltes auf Wanderer unterworfen gewesen waren, hatten sie die Erde erst im Jahre 1980 wieder erreicht.

Jetzt, im Jahr 2042, war die Frist um. Genauer gesagt: der 1. Februar 2042 war der früheste, der 1. Mai 2042 der späteste Termin, zu dem sie auf Wanderer erscheinen konnten.

Überschreitung des spätesten Termins bedeutete sofortigen Zerfall der Körperfunktionen. Ohne weitere Zelldusche würde der Körper in wenigen Tagen nachholen, woran er zweiundsechzig Jahre lang gehindert worden war. Eine Woche nach dem 1. Mai würden Perry Rhodan und Reginald Bull mehr als hundertjährige Greise sein, die mit einem Bein schon im Grab standen.

Und Wanderer war verschwunden!

*

»Ich bin überzeugt davon, dass der Alte uns an der Nase herumführen will«, behauptete Reginald Bull störrisch.

Er hatte zehn Stunden lang ohne Unterbrechung geschlafen, und die Ruhe hatte ihm seinen Kampfeseifer und seinen gewalttätigen Optimismus wieder zurückgegeben.

Das, was er »den Alten« nannte, war das Wesen auf Wanderer, ein Monstrum an Geisteskraft, das Bewusstsein einer ganzen Rasse und an keinen Körper mehr gebunden.

Rhodan war anderer Ansicht.

»Es hat uns die Zellaktivierung zugesagt«, meinte er kopfschüttelnd. »Welchen Grund sollte Es haben zu lügen?«

»Das mag der Himmel wissen«, polterte Bull. »Auf jeden Fall traue ich dem alten Burschen nicht. Hab' ihm nie getraut!«

Sie saßen in einem unterirdischen Raum des alten arkonidischen Stützpunkts. Ein paar Gänge weit entfernt lag die Kontrollzentrale der großen Positronik; aber man konnte das Summen der bis an die Grenze ihrer Leistung aktivierten Maschine bis hierher hören.

»Nein«, erklärte Rhodan mit Bestimmtheit. »Das Verschwinden von Wanderer muss einen anderen Grund ... oder sagen wir besser: eine andere Ursache haben.«

Atlan, der bisher schweigend der Unterhaltung gefolgt war, streifte Rhodan mit einem Seitenblick.

»Das klingt, als hättest du einen Verdacht«, meinte er.

Rhodan zuckte mit den Schultern.

»Warum sollen wir uns über Vermutungen unterhalten, wenn die Maschine in ein paar Minuten zu Ende gerechnet hat?«

Lächelnd antwortete Atlan: »Es hätte mich nur interessiert, Barbar, ob du dasselbe denkst wie ich.«

Sie schwiegen über das, was sie dachten; aber die Positronik spie ihre Gedanken unverblümt aus, wie es ihrem maschinellen Charakter geziemte:

Wanderer war einer Überschneidung zweier Zeitebenen zum Opfer gefallen. Als Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit dieser Aussage gab die Maschine mehr als einundachtzig Prozent an.

»War das dein Verdacht?«, fragte Atlan.

»Natürlich«, antwortete Rhodan. »Die Druuf haben Wanderer verschluckt, wie sie Mirsal und die anderen verschluckt haben. Nur eines ist merkwürdig dabei!«

»Und ...?«

»Sollte das Wesen auf Wanderer wirklich keine Möglichkeit gehabt haben, sich gegen die Druuf zu wehren? Musste es sich ohne Gegenwehr verschlucken lassen?«

Atlan wurde nachdenklich. Erst nach einer ganzen Weile antwortete er: »Ich weiß, dass in euren Köpfen der Herr von Wanderer als ein fast allmächtiges Wesen herumspukt. Als vernünftiger Mensch, der du meistens zu sein pflegst, solltest du dir darüber klar werden, Administrator, dass diese Allmacht natürlich eine Fiktion ist. Jede Macht hat ihre Grenzen, und es ist keineswegs schwierig, sich vorzustellen, dass die Druuf dem Alten, wie ihn Bull nennt, überlegen sind.«

Rhodan schüttelte energisch den Kopf.

»Was mich betrifft ... ich kann mir das nur sehr schwer vorstellen. Du hast nicht erlebt, mein Freund, was wir auf Wanderer erlebt haben. Nein, ich bin sicher, dass es da noch ein zweites Rätsel gibt, das auf Lösung wartet.«

»Dann gib dir Mühe, Barbar«, lachte der Arkonide leise. »Du hast nicht mehr viel Zeit zum Rätseln. Heute ist der sechste Januar, nach eurer Rechnung.«

*

Der nächste Schritt war deutlich vorgezeichnet.

Die Positronik ermittelte das Bahnstück, das Wanderer vom ersten Auftauchen der Druuf bis zum 5. Januar 2042 – an dem er nachweislich schon verschwunden war – zurückgelegt hatte.

Rhodan ließ in aller Eile ein Beiboot vom Typ Kaulquappe mit Spiegelfeld-Generatoren ausrüsten, jenen Geräten, die als einzige einen Übergang in die fremde Zeitebene der Druuf ermöglichten, indem sie sozusagen eine Tür zwischen zwei Eigenzeiten öffneten, und brach mit der DRUSUS, die die so ausgerüstete Kaulquappe an Bord hatte, dorthin auf, wo Wanderer im zweiten Drittel des Jahres 2040 seine Bahn gezogen hatte.

Der Schlachtkreuzer DRUSUS war schon von einer früheren Operation her mit Spiegelfeld-Aggregaten ausgerüstet. Wenn die irdische Flotte überhaupt ein Schiff besaß, das den von den Druuf drohenden Gefahren gewachsen war, dann nur die DRUSUS.

Die irdische Spiegelfeld-Technik, vor mehr als einem Jahr gewissermaßen durch Zufall entdeckt, war im Laufe der Ereignisse auf der Kristallwelt soweit entwickelt worden, dass ein Übergang in die fremde Zeitebene überall dort erfolgen konnte, wo eine Überschneidung zweier Eigenzeiten in der Vergangenheit einmal stattgefunden hatte oder im Augenblick gerade stattfand. Die DRUSUS hatte also keine andere Aufgabe als die, die Wanderer-Bahn mit eingeschaltetem Spiegelfeld entlangzufliegen. Wenn es wirklich, wie die Positronik behauptete, eine Überschneidung gegeben hatte, der Wanderer zum Opfer gefallen war, dann würde das Schiff, sobald es den Überschneidungspunkt erreichte, durch sein eigenes Spiegelfeld in die fremde Zeitebene eindringen.

Das war nach kurzer Suche geschehen.

*

Die DRUSUS tauchte in einen Raum ein, der mit früher schon beobachtetem, tiefrotem Leuchten erfüllt war und anscheinend keinen anderen Zweck erfüllte, als einer giftgrün leuchtenden Sonne zum Aufenthaltsort zu dienen.

Die eigenartigen Farberscheinungen vermochten niemand mehr zu erschüttern, da man sie früher schon erlebt hatte. Die Messgeräte der DRUSUS ermittelten den Abstand zwischen dem Schiff und der grünen Sonne zu vierundfünfzig astronomischen Einheiten – eine Maßangabe, der Rhodan mit wohlbegründetem Misstrauen begegnete; denn die Erfahrung, dass die konventionellen Maße des Einstein-Kontinuums auf der fremden Zeitebene nur beschränkt oder gar nicht gültig waren, war schon mehrere Male gemacht worden.

Die DRUSUS, die Rhodan auf keinen Fall der Gefahr der Eigenzeit-Angleichung aussetzen wollte, kehrte nach kurzem Aufenthalt im roten Universum durch die Spiegelfeld-Linse zurück.

Man wusste jetzt, an welcher Stelle Wanderer verschwunden war. Man wusste auch, dass man auf der eigenen Zeitebene über den Verbleib des künstlichen Planeten nichts erfahren konnte.

Die mit Spiegelfeld-Aggregaten ausgerüstete Kaulquappe, K-238, wurde startbereit gemacht. Rhodan hatte darauf verzichtet, eine Besatzung der üblichen Kopfzahl zu der risikoreichen Operation mitzunehmen. Die Funktionen einer Kaulquappe, einschließlich der Geschützbedienung, konnten im Ernstfall von fünf Mann wahrgenommen werden, und diesen Ernstfall hielt Perry Rhodan jetzt für gegeben.

Außer Atlan, dem Arkoniden, und Reginald Bull hatte er sich Captain Gorlat und Leutnant Tompetch als Begleiter ausgewählt.

Das waren – mit ihm zusammen – die fünf Mann, die im kleinen Kommandoraum der K-238 am Abend des 17. Januar 2042 seufzend, fluchend oder mit angehaltenem Atem auf den Bildschirm starrten.

Perry Rhodan 68: Hetzjagd durch die Dimensionen

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