Читать книгу Kultur oder Rasse und die zweigeteilte Welt - L. Theodor Donat - Страница 8
Оглавление---- Termiten
Ich hatte Angst, nach draussen zu gehen. Glücklicherweise gab es dann im Physik-Labor eine Invasion von Termiten. Das Labor verdiente seinen Namen – aus europäischer Sicht betrachtet – überhaupt nicht. Es war ein gewöhnliches Schulzimmer mit zusätzlich einem Waschbecken und zwei oder drei Schränken.
Der Direktor beauftragte mich, das Übel zu bekämpfen. Einige Schüler sollten mir dabei helfen. Die Termiten waren durch einen Riss im Zementboden in die Rückseite der Schränke eingedrungen. Die angefressenen Schränke sowie das spärliche Material mussten gereinigt und der Termiten-Eingang mit Zement verschlossen werden.
Nicht die Arbeit mit Hammer, Meissel und Zement war wichtig für mich, sondern eine erste Gelegenheit zu haben, mit ein paar Schülern in Kontakt zu treten und mit ihnen eine konkrete Aufgabe zu lösen. Damit war ein erster Schritt in eine ganz neue Welt getan.
Tag für Tag wurde ich mit neuen Situationen konfrontiert. So konnte ich auf praktische Art erfahren, dass ich Lösungen finden konnte. Auf diese Weise wurde der erste globale Eindruck meines absoluten Unvermögens nach und nach gemindert. Natürlich gab es prekäre Seiten, wie die Infrastruktur unserer Stadt. Die medizinische Versorgung war rudimentär, es gab Jahre ohne einen einzigen Arzt in der ganzen Stadt. Dabei hatte das Regionalspital ein Einzugsgebiet von weit über hunderttausend Menschen. Wir hatten zwar eine sehr kompetente Krankenschwester, aber sie konnte im Notfall weder operieren noch Wunden nähen. Trinkwasser im Sinne europäischer Normen gab es erst ein Dutzend Jahre später. Solche prekären Situationen waren nicht aus der Welt zu schaffen. Wir waren immerhin eine Tagesreise von der Zivilisation der Hauptstadt entfernt.
Später habe ich dann gelernt, dass kein Mensch alle Probleme lösen kann und muss, sondern bloss jene, denen er begegnet. Mit dem Beginn des Unterrichts fand ich einen guten Zugang zu meiner neuen Umgebung. Natürlich habe ich nach freundschaftlichen Beziehungen gesucht, indem ich besonders begabte Schüler zu fördern und durch sie das Leben in unserem Gastland zu verstehen versuchte. Letzteres geschah auch mit Einladungen zu Fussmärschen, wenn möglich in ihr Heimatdorf.
Die Ausdrücke „Dorf“ und „Quartier“ werde ich synonym gebrauchen. Das Miteinander der Menschen ist eher in einem kleinen Dorf, eben in einem Quartier möglich, wo die gegenseitigen Beziehungen überschaubar sind. Das liess sich in kleinen Dörfern, aus denen viele unserer Schüler stammten, gut beobachten.
In Liebe Dein L. Theodor