Читать книгу Eine Hure wird versklavt - Larah Brett - Страница 4
Kapitel 1
ОглавлениеSandra fragte sich, wie lange sie noch hier herumstehen und auf ihn warten sollte. Es war nun schon mehr als eine Viertelstunde. Na gut, ein paar Minuten wollte sie noch warten, obwohl es langsam kühl wurde. Sie hätte vielleicht mehr als dieses sehr knappe Höschen anziehen sollen, das ihr für solche Gelegenheiten eben gefiel. Hatte sich da gerade wieder jemand nach ihr umgedreht? Sie drehte sich noch einmal in alle Richtungen, ob seine Beschreibung doch auf jemand passte. Es sah aber nicht so aus.
Gegenüber war dieses Hotel, wo gerade wieder jemand auf die Straße trat. Ein anderer schritt mit weiblicher Begleitung auf den Eingang zu. Sicher kannte sich auch ihr „Verehrer“ aus, wie das dort drüben genau lief. Sie war es doch gewesen, die auf sein Angebot für ein „Trinkgeld“ eingegangen war. Ja, und sie hatte so ein Kribbeln gespürt und war darauf eingestiegen. Zumindest von außen sah es nicht danach aus, als gäbe es die Zimmer dort stundenweise zu mieten. Das war vielleicht besser so.
Ein weiteres Mal blickte sie auf ihr Handy und dachte daran, es jetzt wirklich aufzugeben. Sollte sie ihn anrufen und hoffen, dass er reagierte? Oder hatte er ihre Nummer schon gesperrt? Ach, und so kalt war es doch nicht. Beinahe fühlte es sich an wie ein lauer Sommerabend. Alles stand in voller Blüte und in sattem Grün – und sie stand herum wie eine Straßenhure. Sie hatte sich Geld erwartet – wo war der Unterschied?
Sollte sie wirklich nach Hause fahren oder sich vielleicht mit irgendeinem Typen zufriedengeben? Männer hatten ihr in den letzten Tagen genug geschrieben – aber nur wenige davon sich wirklich Mühe gegeben. Da konnte sie gleich den nächstbesten fragen, ob er mit ihr ins Bett wollte. Vielleicht noch zwei, drei Minuten hier warten … nein. Sie stellte sich vor, wer dieser Typ wohl war. Dass es bei ihm auch härter sein konnte, hatte er angedeutet. Klar, und der hatte wahrscheinlich nur herumfantasiert, um nun einen Rückzieher zu machen.
Sie sollte endlich nach Hause gehen, zurück in ihre Wohnung. So lange sie die noch hatte. Schon wieder spazierte jemand an ihr vorbei und sah sie an. Der bemühte sich dabei vielleicht, sich nichts anmerken zu lassen. Aber klar, so wie Sandra hier stand, ging sie wirklich beinahe als käufliche Dame durch. Obwohl die sonst ein paar Straßen weiter zu finden waren. Solche Sachen gefielen ihr eben! In diesem Club war sie einmal von jemand auf diese ganz besondere Weise angesehen worden. Nicht so in der Richtung „Darf ich dich auf was zu trinken einladen?“, sondern er hatte ihr vielleicht ein besonderes Angebot machen wollen.
Immer wieder dachte sie an diese Sache vor vielleicht drei Wochen. Das Treffen an diesem Tag hätte natürlich ganz privat sein sollen – oder fast. Aber wenn dieser Spinner nicht auftauchte, sollte er es sich eben selbst machen! Ihr würde auch sonst nichts übrigbleiben, wie es aussah. Sie spielte mit dem Gedanken, ob sie nicht hier jemand ansprechen sollte … nein, wie sah das denn aus? Ach, einfach gemütlich hinlegen, ein bisschen herumspielen … konnte auch sehr viel für sich haben.
*
Patrick fluchte laut. Hoffentlich hatte das gerade niemand gehört, und es hätte noch lauter sein können. Die Sache war vor dem Treffen praktisch schon eingefädelt gewesen, und dann ließ ihn diese Verräterin sitzen! Was war nur aus der Welt geworden? Nun ja, dann musste er sich eben eine andere suchen. Vorher sollte er aber was trinken gehen. Zumindest einen anständigen doppelten Whisky in einer anständigen Bar, oder so. Noch einmal sah er nach, ob ihm diese Frau vielleicht doch noch eine Nachricht geschrieben hatte. Nein, da war nichts. Erst herumreden und sich dann nicht mehr melden, klar. Nein, die war sowieso nicht gut genug für ihn!
Die Bar in seinem Hotel schien bereits geschlossen zu sein oder vielleicht nicht ganz unter „anständig“ zu fallen. Er sah sich um und wartete noch etwas, bevor er hinausgehen wollte. Draußen war es bereits dunkel, wie er durch die Drehtüre erkennen konnte. In seinem Hotelzimmer war es ganz nett und gemütlicher als erwartet. Er musste schon zugeben, dass ihn der Gedanke an den heißen Dampf der Dusche beschäftigte. Wenn er schon seine Anspannung selbst abbauen wollte, dann mit Stil! Aber in den Straßen der Stadt wartete vielleicht das Abenteuer, und er konnte sich ja einmal umsehen. Sah schon vor sich, dass da jemand eine noch größere Anspannung aufbaute und sich noch an diesem Abend darum kümmern musste.
Also ging er doch weiter und wandte sich dem Ausgang zu. Der Portier, der so wie er sehr korrekt gekleidet war, warf ihm einen nicht ganz direkten Blick zu. Ob er den fragen hätte sollen, wo es hier etwas … gepflegte Unterhaltung gab? Für das richtige Trinkgeld gab es wahrscheinlich alles.
Auf der anderen Straßenseite schien ein Lokal zu sein, wo die Leute wohl eher billigen Wein mit Cola statt teuren Whisky bestellten. Zu späterer Stunde war es dort wahrscheinlich lustiger als jetzt bereits. Aber ob sich dort das Publikum traf, das etwas für ihn war? Die meisten Männer waren dort vielleicht mehr an Frauen interessiert, die gerade noch so aufrecht stehen konnten und alles nahmen, das im Angebot war. Da fiel ein „Hengst“ wie er wahrscheinlich zu sehr auf.
Aber Patrick konnte haben, wen er wollte! Was ihm gefiel, wurde gekauft – und was nicht passte, bog er sich nach seinen Vorstellungen zurecht! Aber zuerst war ihm diese vielleicht zwanzigjährige Frau aufgefallen, die auf dem Gehsteig herumstand und langsam auf und ab ging. Vielleicht war sie eine Studentin, die ein Angebot für ein Nebeneinkommen nicht ausschlug. Obwohl sie mehr so aussah wie … das würde sich schon herausfinden lassen. Es würde ihn höchstens ein Getränk kosten.
Er spazierte langsam an ihr vorbei und beobachtete sie genau, ohne ihr direkt ins Gesicht zu sehen. Er konnte ja zwei Meter neben dieser Frau stehenbleiben und … ein Taxi rufen oder sonst etwas. Oder einfach nachsehen, wie spät es war. Sie schien etwas zu zittern. Klar, wenn die hier mit einer kurzen Hose oder einem wirklich knappen Röckchen herumlief. Oder was immer dieses abgerissene Stück Stoff darstellen sollte. Da war es in einem Anzug schon besser.
„Ein schöner Abend, nicht?“, meldete sich Patrick zu Wort und sah dabei weiterhin geradeaus.
„Was wollen Sie bitte?“, kam es ein wenig scharf zurück.
„Ist dir nicht kalt?“
„Ja, also schön langsam …“
„Ich wollte gerade was trinken gehen, also wenn …“
Er stellte sich so, dass er der vielleicht Zwanzigjährigen nun direkt gegenüberstand. In seiner Hose regte sich jetzt schon etwas. Dieses Gesicht, die Art, wie sie die halblangen Haare gekämmt hatte … und das zu weite T-Shirt gehörte wahrscheinlich auch dazu. Na gut, vielleicht würde das Trinkgeld an diesem Abend besonders hoch ausfallen. Wenn die darauf einstieg. Überlegte sie gerade – oder verzog sie gerade das Gesicht und wollte schnell von hier verschwinden?
„Was wollen wir denn trinken?“, änderte sich der Tonfall der jungen Stimme deutlich.
„Was immer du möchtest. Aber pass auf, es … könnte dein Leben verändern.“
„Bitte, ich bin alt genug, um zu trinken, was ich will.“
„Das habe ich nicht direkt gemeint“, musste Patrick ein wenig lächeln und ließ seinen Blick gleichzeitig in Richtung Hotel schweifen.
Er trat näher an diese Frau und hätte ihr fast schon seine Handfläche auf die fast nackte Schulter gelegt. Wäre ohnehin ein wenig kalt gewesen. Im Hotelzimmer war es doch viel gemütlicher.
„Sind 60 Euro in Ordnung?“
„Was bitte? Ich bin doch keine …!“
„Was, Straßenhure? Aber nehmen würdest du es schon gern, oder?“
„Ja, aber …“
„Ist doch besser, als für 20 Euro schnell jemand einen zu blasen, oder?“
„Ja, aber …“
Hatte die da gerade gelächelt? Und wie sie ihn ansah. So wie es immer war, klar. Aber so leichte Beute? Die musste noch viel lernen.
„Sagen wir gleich 100 … oder 150 … und dann bist du eine richtige Escort-Dame und keine Straßenhure. Na? Wird ein bisschen schwierig werden, so wie du herumläufst, aber … wird schon gehen.“
Sie stand da, als würde sie etwas dringend haben wollen, das ein bisschen teuer war. Und sich überlegen, ob sie es kaufen sollte. Dabei war nun alles umgekehrt. Zuhause wartete sicher niemand auf sie, so wie die aussah. Ideal für seinen Plan. Dann kam die Sache doch noch zustande, wenn auch anders als geplant. Patrick sah nach, ob er noch Bargeld eingesteckt hatte. Moment, vielleicht zuerst einen Hunderter …
„Da … den Rest gibt es dann später, ja?“
„Ja, gut, danke. Und … sind Sie geschäftlich da oder was?“
„Das lässt sich so sagen. Mir ist da heute etwas durch die Lappen gegangen, aber das bekomme ich schon noch hin. Und du kannst ruhig … ach ja und … Patrick.“
„Sandra“, entgegnete diese Frau mit einem vielleicht echten und nicht gespielten Lächeln.
„Dann sind wir uns einig?“
Dieses Lächeln schien noch böser zu werden. Ob diese Sandra etwas ahnte oder einfach wusste, wie sie bei solchen Dingen mitspielen sollte? Sie blickte zum Eingang des Hotels, und er ebenfalls. Dachte sie wirklich, das wäre ein Hotel wie jedes andere?