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Montags könnt ich kotzen

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Montags könnt ich kotzen.

Kennt ihr das? Kennt ihr das Gefühl, wenn die Nacht zu kurz war? So als hätte sie nicht stattgefunden? Mir geht es jeden Montagmorgen so. Ich gehe zu Bett, schmeiße mich von einer Seite auf die nächste, schlafe irgendwann ein und erwache nach gefühlt einer Sekunde, weil der verdammte Wecker nervt.

Montag ist der schlimmste Tag der Woche, findet ihr nicht auch? Der ganze Ärger liegt noch vor einem. Der stressige Job, die neidischen Kollegen, der bescheuerte Boss. Und natürlich die nervigen Kunden, die ganz besonders. Die finden nicht gut, was wir machen und sind immer angepisst. Die haben sich das doch aber selbst eingebrockt, schließlich … halt, soweit sind wir noch nicht. Ich möchte nichts vorwegnehmen. Alles hübsch der Reihe nach, nicht wahr!

Und wieder schrillt das Scheißteil von einem Wecker. Na ja, nützt ja nichts. Ich kloppe ihn also aus, werfe die Decke beiseite und hieve mich aus dem Bett. Schlürfend gelange ich ins Badezimmer, betrachte mich im Spiegel. Bin gar kein hässliches Kerlchen. Meine Haut, schön schwarz und matt. Meinen stechenden Augen ist schon so manche zum Opfer gefallen, wenn ihr wisst, was ich meine. Die kräftigen Hörner, die da links und rechts an meiner Stirn wachsen, wunderbar gebogen. Und spitz sind die, ihr macht euch keine Vorstellungen. Die Schultern breit, kräftig die Brust. Scharfe, lange Krallen, hervorragend geeignet jemandem die Schlagadern aufzuschlitzen. Ansonsten bin ich so proportioniert wie es sein soll. Hab keinen allzu großen Bauch, die Beine muskulös, die Arme ebenso, nur die Füße könnten etwas kleiner sein, manchmal komme ich mir wie ein Clown vor.

Zufrieden blinzle ich in den Spiegel, zwei spitze, schneeweiße Schneidezähne blitzen mich an, ja, absolut, ich bin ein schmucker Bursche.

Minuten später verlasse ich meine Bude. Das Montag ist, ist jetzt gar nicht mehr so schlimm.

Mein Büro ist ein dunkler, schmaler Raum, kaum größer als eine Besenkammer. Eigentlich ein Kabuff, ohne Fenster, ohne Abtrennungen, ohne sonst irgendeinen Luxus. Zweckdienlich eingerichtet. Und es ist meins. Ich habe es mir verdient. Scheißegal wie andere es finden, mir gefällt‘s.

Ich schließe die Tür hinter mir, pflanze mich hinter meinen Schreibtisch, fahre den Rechner hoch und checke meine Mails. Zwei, drei eingetrudelte Anfragen von potenziellen Neukunden. Wunderbar, endlich was zu tun. Aber auch eine vom Boss.

Die klicke ich nur widerwillig an. Was will der Arsch? Er lädt mich zu einem Meeting ein. Einem außerplanmäßigem um genau zu sein. Na, das kann ja heiter werden. Ich schaue auf die Uhr, noch zwei Stunden Zeit. Fast ein bisschen erleichtert lehne ich mich zurück, schließe kurz die Augen. Doch die Entspannung kommt nicht. Mich beunruhigt das Treffen. Was will der? Normalerweise sehen wir uns zum Ende der Woche. Ist in den letzten zwei Tagen etwas passiert, was dieses Treffen rechtfertigt?

Meine gute Laune ließ nach. Ich bin ehrlich, ich habe keine Lust auf ihn. Er ist der Teufel. Und dass meine ich genauso. Er ist der Teufel. Der Oberteufel.

Natürlich bin ich eigentlich keinen Deut besser. Auch ich bin einer. Aber zu meiner Verteidigung, im Vergleich zu dem Alten bin ich nur ein kleines Licht. Er ist der, den die Menschheit als den Teufel bezeichnet. Ich dagegen bin nur einer seiner Handlanger, ein Angestellter, um genau zu sein. Ich arbeite für ihn.

Aber ich habe noch zwei Stunden Zeit und möchte solange nicht daran denken!

Ich schaue mir also die Akten meiner potenziellen Neukunden an. Hm, was haben wir denn da? Alles sehr viel versprechend. Einer bietet seine Seele für einen Lottogewinn an, ein Routinejob. Das zweite ist schon interessanter. Ein noch unbekannter Schriftsteller, der von Ruhm und Reichtum träumt. Das hat doch was. Da lohnt sich ein tieferer Blick.

Ich überfliege also den Kandidaten mit dem Lottosechser, ein zwanzigjähriges Bübchen, das nicht bis zur Rente arbeiten möchte. Will ich auch nicht, mach ich aber trotzdem. Was soll ich sagen, klingt nach leicht verdientem Geld. Allerdings weiß ich schon jetzt, ich werde ihn nicht mögen. Weiter geht es mit dem Autor, bei dem schon mehr dahinter ist. Seiner Akte ist zu entnehmen, dass er schon mehrere Bücher schrieb. Allerdings noch keines an einen großen Verlag verticken konnte. Er arbeitet also, ganz anders als der Lottofuzzi.

Während mein Blick die Akte durchpflügt, sucht meine rechte Hand nach dem Notizblock. Irgendwo in den vielen Fächern meines Schreibtisches muss es doch liegen. Beim zweiten Versuch wird sie fündig. Kurz blicke ich auf, schaue mich nach einem Stift um. Eine Sekunde später liegt der Block vor meiner Nase. Der Stift tänzelt zwischen meinen krallenbewehrten Fingern.

Dort blieb er fast die vollen zwei Stunden. Ich hatte drei, vier Zeilen für den Faulpelz. Aber drei, vier Seiten für den Autor. Irgendwie mochte ich ihn.

Ich erhob mich, streckte meine müden Glieder, bis die Gelenke krachten, gähnte müde und begab mich zu meinem Boss, dessen Büro nur eine Etage über meinem war. Den Lift nutzte ich nicht, nahm stattdessen die Treppe, mein Kreislauf war eingeschlafen, ein bisschen Bewegung kann nicht schaden.

Eilig hatte ich es nicht. Meine Beine schlenderten langsam lang hin, die Stufen nahm ich mit einer derartigen Gemütlichkeit, als wäre ich beim Schaufensterbummel. Mehr als einmal blieb ich stehen und sah mich um. Der Korridor war dunkel und lang, gedämpfte Stimmen kamen aus den umliegenden Büros, Tastaturen klapperten, Kaffeetassen klirrten. Ansonsten herrschte Stille. Niemand kam mir entgegen. Alle hockten in ihren Büros, lasen etwas, schrieben etwas, waren geschäftig bei der Sache.

Irgendwann stand ich vor seiner Tür, holte tief Luft, klopfte und trat ein.

Mit großen, ausladenden Schritten kam er mir entgegen. Ein wahrer Hüne. Zwei Köpfe größer als ich, die Oberarme dick wie Schiffstaue, unter seiner Haut arbeiteten Muskeln, die anmuteten, als könnten sie einen Baum mühelos in der Mitte durchbrechen. Seine Hörner doppelt so groß wie meine. Bei jedem ausatmen stob die Luft in Orkanstärke aus seinen Nüstern. Die Augen fixierten mich, ließen nicht von mir ab. Der Boden bebte, mit jedem Schritt den er näherkam, heftiger. Dann war er bei mir, hielt mir die Hand entgegen und schmetterte ein „hallo“ aus voller Brust.

Meins war dagegen schwach. In seiner Gegenwart war ich immer klein, schüchtern, fast ängstlich, das perfekte Opfer.

Nun stand er direkt vor mir. In seinen Augen schien ein Feuer zu lodern, seine Schneidezähne funkelten im Licht, spitz und lang.

Er schien meine Unbehaglichkeit zu spüren, schein sie zu genießen und noch weiter anheizen zu wollen. Er unternahm keinerlei Anstrengungen mich zu beruhigen. Das Feuer in seinen Augen war derart nahe, dass ich seine Hitze zu spüren glaubte. Fast bildete meine Haut Blasen aus.

„Schön, dass du es so kurzfristig einrichten konntest“, begann er, als hätte ich je eine Wahl gehabt.

Ich nickte kurz, sagte aber kein Wort. Und schwitzte wie in einer Sauna. War es nicht ungewöhnlich warm in seinem Büro? Freilich war es berufsbedingt schon sehr heiß bei uns, schließlich brennt in der Hölle für jede Seele ein Feuer. Dennoch erschien es mir wärmer, sogar um einiges. Normalerweise schwitze ich nicht so leicht. Wie auch? In der Hölle wurde ich geboren, zwischen all den Feuern. Es ist meine natürliche Umgebung, mein zuhause. Ich liebe es.

Ich starrte ihn an, brannte darauf mehr zu erfahren. Doch er ließ sich Zeit, musterte mich, genoss meine offensichtliche Aufregung.

„Sicher fragst du dich, warum ich dich so dringend herbeordert habe.“

Ein weiteres Mal nickte ich, bekam wieder kein Wort heraus.

„Nun, der Grund ist ein hochbrisanter Neuzugang, der allerdings noch nicht ganz sicher ist.“

Trotz meiner Unruhe wurde ich neugierig. Ein potenzieller Neuzugang also. Freilich nichts besonderes, sondern unser täglich Brot, um das sich normalerweise auch der Chef nicht höchst selbst kümmert. In dem Falle aber schon, was mich reizte.

„Ein Sektenführer und bestenfalls sogar seine Jünger. Einige hundert um genau zu sein.“

Ich prustete beeindruckt Luft aus. Das war aber mal ne Hausnummer.

„Und da kommst du ins Spiel.“

„Ich?“

„Natürlich du“, begann er grinsend. Du bist mein bester Hunter. Ich traue dir diese Aufgabe durchaus zu.“

Das freute mich, machte mich verdammt stolz. Wer hört nicht gerne von seinem Chef, er sei sein bester Mann? Genau.

Jetzt ist es wohl an der Zeit ein paar Worte über unser Geschäftsmodel zu verlieren. Was machen wir? In wenigen Sätzen ist das erzählt. Wie viele andere Unternehmen auch bieten wir eine Dienstleistung an? Gegen einen geringen Obolus, dem Verkauf der eigenen Seele, kann jedermann zu Lebzeiten in Luxus leben, milliardenschwer, ein berühmter Filmstar oder Sportler sein, Playboy, gefragtes Topmodell, was auch immer. Dazu muss man nur seine Seele der Unterwelt verschreiben. Vielleicht schockiert euch das, aber was habt ihr erwartet? Ich bin ein Dämon und mein Boss ist der Fürst der Hölle. Wir gehen auf Seelenfang. Und was soll ich sagen? Unser Geschäft boomt. Der große Teil der Menschheit liebt das schnelle Geld, den schnellen Ruhm. Die wenigsten wollen dafür arbeiten – da kommen wir ins Spiel. Wir erfüllen diese Träume. Im Leben hat alles seinen Preis. Einen Kredit müsst ihr ja auch zurückzahlen, nicht wahr?

Wie dem auch sein, er sprach mich bei meiner Ehre an und ich liebe meinen Job. Wie ein eitler Gockel plusterte ich mich auf. Er hatte mich.

„Okay“, sagte ich. „Wie ist der Status?“

„Anwärter Stufe Eins.“

Ich stutzte. Nur ein Anwärter der Stufe Eins? Ich dachte, der wäre weiter. Für unsere Zugänge haben wir vier Einteilungen. Fangen wir klein an! Zu einem Anwärter der Stufe Eins haben wir noch nicht einmal Kontakt aufgenommen. Ein Anwärter ist, wie der Name schon sagt, noch ohne Vertrag, seine Seele ist also noch sein Eigentum, allerdings stehen wir bereits mit ihm in Verbindung. Ein Aktiver ist jemand, dessen Vertrag unterzeichnet wurde und der zurzeit die Vorzüge seines Handels genießt. Zu guter Letzt gibt es noch den Einlöser, gemeinhin nennen wir den auch Brenner. Ich muss nicht extra erklären warum, oder?

Doch zurück zum eigentlichen! Warum nur einer der Stufe Eins?

Meinen fragenden Blick deutete er richtig und begann zu erklären. „Diesem Burschen ist es bisher ohne unsere Hilfe gelungen. Momentan laufen ihm aber die Jünger davon. In den letzten vierundzwanzig Stunden schrumpfte seine Gefolgschaft um mehr als die Hälfte. Und da kommst du ins Spiel!“ Er wartete einen Augenblick, in dem er sich umdrehte und langsam zu seinem Schreibtisch schlenderte. Dort sank er beinahe theatralisch nieder, ließ die Fingerknöchel knacken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.

Ich starrte ihn weiter an, immer noch sparsam mit meinen Worten. Aber längst nicht mehr so nervös wie anfangs.

„Biete ihm das übliche Paket an. Ich glaube, du kriegst ihn, wenn du ihn beim Thema Macht packst.“

Ich nickte zustimmend.

„Was mache ich mit meinen anderen Klienten?“, fragte ich, denn ich hatte freilich nicht nur ein Pferdchen am Laufen.

Kurz dachte er darüber nach. Wirklich nur sehr kurz. „Routinekandidaten kannst du abgeben, wichtige Kundschaft legst du bitte erstmal auf Eis.“

„Aha“. In Gedanken sortierte ich mein Auftragsbuch bereits in Routine und Non-Routine, schob dem einen diesen Fall, dem anderen Kollegen jenen Fall zu. Ich hatte auch eins, zwei Problemfälle und wusste auch da, wem ich die aufs Auge binden konnte. Ja, ihr seht recht, da ist wirklich ein hämisches Grinsen in meinem Gesicht. Da gibt es einen speziellen Kandidaten. Einen Schleimscheißer, einen Arschkriecher. Der soll sich damit rumplacken. Schaut mich nicht so an! Und erzählt mir nicht, ihr habt nicht auch so ein Arschloch in eurer Abteilung! Solche Vögel gibt es überall.

Zurück zum eigentlichen!

Ich starrte ihn über den Schreibtisch hinweg an, hinter dem er eben Platz nahm. Er fläzte regelrecht. Die Hände immer noch hinterm Kopf verschränkt, die Füße auf dem Tisch. Er schien eine Melodie im Kopf zu haben, denn sie bewegten sich rhythmisch hin und her.

„Die Akte“, unterbrach ich seine Entspanntheit. Allmählich wollte ich verschwinden. Auch wenn das Meeting erfreulicher ablief, als viele andere zuvor. Dennoch hielt mich nicht allzu viel hier.

„Richtig, die Akte“, er schaffte es ohne seine Körperhaltung groß zu verändern an seinen Schrank, streckte den Arm aus, schob das Fach auf, fingerte blindlings darin herum, förderte einen fingerdicken Ordner zu Tage, schlug das erste Blatt auf, nickte zustimmend und warf mir dann den ganzen Käse entgegen.

Fangen konnte ich, also nichts wie raus hier!

Nur Minuten später war ich zurück in meinem Büro, verrammelte die Tür hinter mir, ließ das Rollo runter, damit keiner vom Korridor reinlinsen konnte und setzte mich an meinen Schreibtisch. Die letzten Minuten hatten mich sehr ausgelaugt. Ich war fertig und wollte nur noch schlafen. Meine Montage waren immer anstrengend, heute besonders. Montags könnte ich kotzen, sagte ich das schon?

Dennoch nahm ich mir die Akte meines neuen Kunden vor. Neugier? Und ob. Aber auch nicht wenig Bammel vor meinem Chef. Der schien das immer irgendwie zu riechen, wenn man rumtrödelte.

Seite für Seite las ich aufmerksam. Eigentlich nichts außergewöhnliches. Schon hunderte Male gesehen. Freilich interessierte mich nicht sein kompletter Lebenslauf, für uns ist das völlig irrelevant. Aber einen kleinen Ausflug in die Gesetzlosigkeit hier, einen Abstecher da. Daraus kann ich viel mehr lesen, als aus solchen blöden Daten wie Geburtsort, schulischer Werdegang, wo und wie lange was gearbeitet wurde. Mit ein wenig Feingefühl lese ich seinen Charakter, seine Eigenarten. Und mit noch mehr Feingefühl, und das habe ich dank meines jahrhundertlangen Erfahrungsschatzes, erkenne ich daraus, wie ich ihn anzupacken habe.

Also wollte ich mich eine Strategie überlegen, doch das denken fiel mir heute nicht leicht, irgendwie war ich nicht richtig auf dem Damm. Ich werde doch nicht in die Jahre kommen? Zugegebenermaßen bin ich mit meinen knapp achthundert Jahren nicht mehr der frischeste, aber doch noch längst kein alter Sack, oder? Ich kann mich noch auf vier, fünf Jahrhunderte freuen. Woran liegt das also? Ich versuchte mich damit zu beruhigen, dass ich beschissen schlief. Die letzte Nacht war alles andere als erholsam gewesen. Immer angestrengter starrte ich auf die Akte, die einzelnen Blätter verschwommen zu riesigen, hellen Klecksen, die Buchstaben zu unleserlichem Salat. Mir wurden die Augen so schwer, ich konnte sie nur mit Mühe aufhalten.

Irgendwann sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf – ich muss kurz eingenickt sein, ein dünner Speichelfaden hing mir am Kinn. Schluss jetzt, so konnte es nicht weitergehen! Ich brauchte einen Muntermacher!

Mit müden Schritten verließ ich mein Büro in Richtung Cafeteria. Wie, ihr glaubt mir nicht? Denkt ihr, nur weil wir Dämonen aus der Hölle sind wären wir nicht kultiviert? Da täuscht ihr euch aber. Auch wir haben diverse Köstlichkeiten hier unten. Kaffee, Kuchen, Pralinen, all so feines Zeugs. Nur mit Eis gestaltet es sich schwierig und dabei könnte ich meine Seele für Stracciatella verkaufen. Aber einen Kaffee könnte ich jetzt gut vertragen.

Schon als ich um die Ecke bog, wehte mir der köstliche Duft von frisch gebackenem entgegen. Das Wasser lief mir im Mund zusammen. Verträumt schlenderte ich an die Theke, wo mich all die Auslagen anlachten, mich anschrien, vernasch mich, nimm mich in den Mund, lass mich auf deiner Zunge zergehen. Dann stand ich davor – wegen eines Kaffees war ich gekommen, mit mindestens einem süßen Stückchen im Wanst werde ich wieder gehen.

Aus der Küche kam mir der Inhaber entgegen, ein gemütlicher Dämon, ein wenig rundlich, ständig grinsend, ein Handtuch über den Arm, die Hörner stumpf, einen langen Bart, einen noch längeren Zopf. Schon allein der Bart ist ungewöhnlich für unsere Rasse, und dann noch die langen Haare. Ich weiß gar nicht wie oft ich die schon im Essen hatte. Aber backen kann der!

Er wischte sich mit dem Handtuch die Hände, warf es sich über die Schulter, wobei ich beiläufig registrierte wie fleckig es war, grinste mich breit über seinen Tresen hinweg an, sein Bäuchlein wackelte, ihm schien es Spaß zu machen und fragte mit einer zarten Singsangstimme, die man so gar nicht erwartet hätte, „was darf’s ‘n sein?“

Tja, da stand ich da, starrte in die leckeren Auslagen und war völlig überfordert. Dass das alles aber auch so gut aussehen musste!

Mein Gegenüber war geduldig mit mir. Er wippte auf den Fersen, summte eine Melodie und grinste vor sich hin.

Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich wusste nur nicht recht, wonach mir der Sinn stand. Ich kann doch nicht alles essen. Oder doch?

„Na wird’s denn?“, immer noch geduldig, jedoch schon energischer. Wir waren immer noch allein in der Cafeteria, also hielt ich wenigstens nicht den Verkehr auf. Aber bestimmt fragte er sich, warum er eigentlich aus seinem Kämmerchen getreten war, wenn ich doch nur Maulaffen feilt hielt.

„Ich nehme ein Stück Seelenkuchen und eins von dem Blutwanst, dazu einen riesigen Pott Kaffee.“

„Klar, kommt sofort“, er fischte aus der Auslage meine Bestellung und positionierte alles auf einen Teller.

Jetzt knurrte mir der Magen aber richtig. Seelenkuchen und Blutwanst, beides leckere Stückchen. Das eine, der Blutwanst, triefte vor Fett und Butter. Das andere waren im eigenen Speck eingelegte Innereien.

Mit dem bestellten Kaffee stellte er mir meine Order eine Spur zu lieblos vor die Nase. Ich schob es auf den frühen Montagmorgen, am Stress kann es nicht liegen. Ich war immer noch der einzige Kunde.

Ein genuscheltes „Dankeschön“ kam mir über die Lippen, dann griff ich mein Tablett und trottete von dannen.

Eine geschlagene Stunde später war ich wieder zurück. Ein bisschen später als erwartet, dafür aber fit. Die beiden Kuchenstückchen schwappten mir zusammen mit dem Kaffee angenehm im Ranzen herum.

Mit freiem Kopf ging es an den Schreibtisch. Dort schnappte ich mir die Akte und blätterte fleißig. Ich hätte mir das auch sparen können, während meiner Pause dachte ich ausgiebig nach. Es war nur um meinen Fingern etwas zu tun zu geben. Der Plan war in meinem Kopf bereits gereift. Ich wusste, wie es weitergehen sollte. Die Pause hatte wie ein kalte Dusche gewirkt. Ich war endlich wieder fit.

Soul Hunter Inc.

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