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1.
Am Hügel wird die Fresse dick

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(Altona)

Es rankten sich um manche Orte,

sofern von mythenreicher Sorte,

schon immer Sagen und Legenden,

die irreführen und oft blenden.

Da wird mal eben über Nacht

’ne Mücke zu ’nem Gnu gemacht.

Doch kommt mir folgende Geschicht’

nicht vor, wie solch ein Trugbericht,

da wurd’ vielleicht etwas geschönt,

frisiert, poliert und dann geföhnt.

Doch eben nicht so stark gepimpt,

dass letzten Endes nichts mehr stimmt.

Es handelt sich, ich geb’s zum Besten,

um ein Gebiet in Hamburgs Westen,

auf einem Hügel, ganz autark,

gehörte es einst Dänemark,

und schließlich war es wieder da

als Preußenstädtchen Altona.

Doch wie entstand es jener Tage?

Das klärt sich sicher mit ‘ner Sage.

Drum flitzt noch schnell auf die Latrine!

Ich starte schon die Zeitmaschine,

hab schon am Rad der Zeit gepult,

uns allesamt zurückgespult.

Jetzt sind wir hier. Und wer sich wundert,

es ist das sechzehnte Jahrhundert.

Von links nach rechts seh’n wir uns um,

nur Fischerhütten um uns rum.

Hier stinkt’s erbärmlich, ich muss weg,

doch hab die Leser im Gepäck.

Nun gut, drum höret, was geschah,

wie Altona wurd’ Altona!

Wenn reiche Leute um was wetten,

dann sind es selten Zigaretten.

Vielmehr geht es um Machtbeweis

und Größenwahn und solchen Scheiß.

Drum witterten die Kaufmannsleute

beim Wetteinsatz schon fette Beute:

„Wohlan, was meint ihr, edle Herren,

wollt ihr die Konten nicht entsperren?

Lasst uns die Taler doch verprassen,

wenn die nicht in ein Sparschwein passen.

Drum Kohle auf den Kopp gehau’n,

und noch ‘ne Stadt wie Hamburg bau’n!“

Das war ja mal ‘ne Mordsidee,

da war wohl was im Friesentee.

Die Pfeffersäcke schlugen ein,

doch wo sollt’ nur der Standort sein?

Schon schossen zwei Gedankenschübe

dem einen durch die hohle Rübe:

„Wir blenden einen Waisenknaben,

der soll sogleich von dannen traben.

Und wo er auf die Schnauze fliegt,

dort unser neues Städtlein liegt.“

Gesagt, getan, der arme Schmock,

der wankte los mit Blindenstock.

Er kam nicht weit, das war ja klar,

wie er da so am Schwanken war.

Es bremste niemand mittels Zügel,

drum knallte er an einen Hügel.

Erst brach der Stab, dann sein Genick,

und auch die Fresse war schnell dick.

Ganz nutzlos lag der Bengel da.

Die Leute riefen: „All to nah!“

Doch trotz der kleinen Marschdistanz

erhielt der blöde Arsch ‘nen Kranz,

und auf dem kleinen Hügelthron

erbaute man den Hamburg-Klon.


Der stand da nun zwar viel zu dicht,

was ja dem heut’gen Maß entspricht.

Doch wirkte das, obwohl nicht fern,

ja irgendwie auch schon modern.

Nur um den Knaben tut’s mir leid,

der lag im Grab zehnfingerbreit.

Der war, weil reiches Pack gewettet,

vom Hügelcrash doch arg geplättet.

Jetzt war da zwar ‘ne neue Stadt,

doch er war eben ziemlich platt.

So zeigt sich, wenn ein Reicher prahlt,

der Arme stets die Zeche zahlt.

Is’ ja SAGENhaft! 2 - Norddeutsche Sagen reloaded

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