Читать книгу Von der Straßenhure zur Sklavin - Lascia Loyden - Страница 4

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Noch ein paar Minuten, sagte sich Pia selbst, würde sie noch hier warten. Höchstens zehn. In einer längeren Hose oder so hätte sie in der aufkommenden Kälte vielleicht noch eine Viertelstunde gewartet. Aber diese kurze Hose gefiel ihr – und hätte diesem Typen wahrscheinlich auch gefallen, wäre er aufgetaucht. Toll, sie stand da wie eine Straßenhure! Nochmals sah sie sich nach links und rechts um. Auch dort drüben auf der anderen Straßenseite, aber da war niemand.

Sie blickte nach links und rechts, auch auf die andere Straßenseite. Schräg gegenüber lag dieses Hotel, wo in den letzten Minuten öfters jemand herausgekommen oder hineingegangen war. Ja, sie hatte da was von einem „Taschengeld“ angedeutet. Ihr Verehrer schien sich auch schon auszukennen und die Sache wohl dort abziehen zu wollen. Immerhin war es ein Hotel, wo die Preise offenbar pro Tag und nicht pro Stunde waren. Da konnten doch alle hingehen, auch wenn es teuer aussah.

Wieder blickte sie auf ihr Smartphone und merkte, dass es schon fast zwanzig Minuten nach dem Termin war. Immerhin, es fühlte sich beinahe schon wie ein lauer Frühlingsabend an. Sogar manche Pflanzen begannen bereits zu sprießen. Aber bei ihr lief eben nichts, wenn sie nicht einfach irgendwen wollte. Männer hatten ihr genug geschrieben – aber nur wenige davon sich wirklich Mühe geben. Da konnte sie gleich den nächstbesten fragen, ob er mit ihr ins Bett wollte. Vielleicht noch ein bisschen hier warten … nein. Sie stellte sich vor, wer dieser Typ wohl war. Dass es bei ihm auch härter sein konnte, hatte er angedeutet. Klar, und wahrscheinlich doch nur herumfantasiert, um nun einen Rückzieher zu machen.

Sie sollte endlich nach Hause gehen, zurück in ihre Wohnung. So lange sie die noch hatte. Schon wieder spazierte jemand an ihr vorbei und sah sie an. Bemühte sich dabei vielleicht, sich nichts anmerken zu lassen. Aber klar, so wie Pia hier stand, ging sie wirklich beinahe als Straßenhure durch. Obwohl die sonst ein paar Straßen weiter zu finden waren. Aber diese Sachen gefielen ihr eben! In diesem Club war sie einmal von jemand auf diese ganz besondere Weise angesehen worden. Nicht so in der Richtung „Darf ich dich auf was zu trinken einladen?“, sondern ihr vielleicht ein besonderes Angebot machen wollen.

Immer wieder dachte sie an diese Sache vor vielleicht zwei Wochen. Das Treffen an diesem Tag hätte natürlich ganz privat sein sollen – oder fast. Aber wenn dieser Spinner nicht auftauchte, sollte er es sich eben selbst machen! Ihr würde auch sonst nichts übrigbleiben, wie es aussah. Sie spielte mit dem Gedanken, ob sie nicht jemand ansprechen sollte … nein, wie sah das denn aus? Ach, einfach gemütlich hinlegen, ein bisschen herumspielen … konnte auch sehr viel für sich haben.

*

Eric fluchte laut. Hoffentlich hatte das gerade niemand gehört, und es hätte noch lauter sein können. Die Sache war vor dem Treffen praktisch schon eingefädelt gewesen, und dann ließ ihn diese Verräterin sitzen? Was war nur aus der Welt geworden? Nun ja, dann musste er sich eben jemand anders suchen. Vorher sollte er aber was trinken gehen. Zumindest einen anständigen Whisky in einer anständigen Bar, oder so. Noch einmal sah er nach, ob ihm diese Frau vielleicht doch noch eine Nachricht geschrieben hatte. Nein, da war nichts. Erst herumreden und sich dann nicht mehr melden, klar. Nein, die war sowieso nicht gut genug für ihn!

Die Bar in seinem Hotel schien bereits geschlossen zu sein oder vielleicht nicht ganz unter „anständig“ zu fallen. Er sah sich um und wartete noch etwas, bevor er hinausgehen wollte. Draußen war es bereits dunkel, wie er durch die Drehtüre erkennen konnte. In seinem Hotelzimmer war es ganz nett und gemütlicher als erwartet. Er musste schon zugeben, dass ihn der Gedanke an den heißen Dampf der Dusche beschäftigte. Wenn er schon seine Anspannung selbst abbauen wollte, dann mit Stil! Aber in den Straßen der Stadt wartete vielleicht das Abenteuer, und er konnte sich ja einmal umsehen. Sah schon vor sich, dass da jemand eine noch größere Anspannung aufbaute und sich noch an diesem Abend darum kümmern musste.

Also ging er doch weiter und wandte sich dem Ausgang zu. Der Portier, der so wie er sehr korrekt gekleidet war, warf ihm einen nicht ganz direkten Blick zu. Ob er den fragen hätte sollen, wo es hier etwas … gepflegte Unterhaltung gab? Für das richtige Trinkgeld gab es wahrscheinlich alles.

Auf der anderen Straßenseite schien ein Lokal zu sein, wo die Leute vielleicht eher Kräuterlikör und Energydrinks statt teuren Whisky bestellten. Zu späterer Stunde war es dort wahrscheinlich lustiger als jetzt bereits. Aber ob sich dort das Publikum traf, das etwas für ihn war? Die meisten Männer waren dort vielleicht mehr an Frauen interessiert, die gerade noch so aufrecht stehen konnten und alles nahmen, das im Angebot war. Da fiel er wahrscheinlich zu sehr auf.

Aber Eric konnte haben, wen er wollte! Was ihm gefiel, wurde gekauft – und was nicht passte, bog er sich nach seinen Vorstellungen zurecht! Aber zuerst war ihm diese vielleicht Zwanzigjährige aufgefallen, die auf dem Gehsteig herumstand und langsam auf und ab ging. Die konnte gerade erst so erwachsen geworden sein, war vielleicht eine Studentin. Obwohl sie mehr so aussah wie … das würde sich schon herausfinden lassen. Es würde ihn höchstens ein Getränk kosten.

Er spazierte langsam an ihr vorbei und beobachtete sie genau, ohne ihr direkt ins Gesicht zu sehen. Er konnte ja zwei Meter neben dieser Frau stehenbleiben und … ein Taxi rufen oder sonst etwas. Oder einfach nachsehen, wie spät es war. Sie schien etwas zu zittern. Klar, wenn die hier mit einer kurzen Hose oder einem wirklich knappen Röckchen herumlief. Oder was immer dieses abgerissene Stück Stoff darstellen sollte. Da war es in einem Anzug schon besser.

„Ein schöner Abend, nicht?“, meldete sich Eric zu Wort und sah dabei weiterhin geradeaus.

„Was wollen Sie bitte?“, kam es ein wenig scharf zurück.

„Ist dir nicht kalt?“

„Ja, also schön langsam …“

„Ich wollte gerade was trinken gehen, also wenn …“

Er stellte sich so, dass er der vielleicht Zwanzigjährigen nun direkt gegenüberstand. In seiner Hose regte sich jetzt schon etwas. Dieses Gesicht, die Art, wie sie die halblangen Haare gekämmt hatte … und das zu weite T-Shirt gehörte wahrscheinlich auch dazu. Na gut, vielleicht würde das Trinkgeld an diesem Abend besonders hoch ausfallen. Wenn die darauf einstieg. Überlegte sie gerade – oder verzog sie gerade das Gesicht und wollte schnell von hier verschwinden?

„Was wollen wir denn trinken?“, änderte sich der Tonfall der jungen Stimme deutlich.

„Was immer du möchtest. Aber pass auf, es … könnte dein Leben verändern.“

„Bitte, ich bin alt genug, um zu trinken, was ich will.“

„Das habe ich nicht direkt gemeint“, musste Eric ein wenig lächeln und ließ seinen Blick gleichzeitig in Richtung Hotel schweifen.

Er trat näher an diese Frau und hätte ihr fast schon seine Handfläche auf die fast nackte Schulter gelegt. Wäre ohnehin ein wenig kalt gewesen. Im Hotelzimmer war es doch viel gemütlicher.

„Sind 80 Euro in Ordnung?“

„Was bitte? Ich bin doch keine …!“

„Was, Straßenhure? Aber nehmen würdest du es schon gern, oder?“

„Ja, aber …“

„Ist doch besser, als für 20 Euro schnell jemand einen zu blasen, oder?“

„Ja, aber …“

Hatte die da gerade gelächelt? So leichte Beute? Die musste noch viel lernen.

„Sagen wir gleich 150 … oder 200 … und dann bist du eine richtige Escort-Dame und keine Straßenhure. Na? Wird ein bisschen schwierig werden, so wie du herumläufst, aber … wird schon gehen.“

Sie stand da, als würde sie etwas dringend haben wollen, das ein bisschen teuer war. Und sich überlegen, ob sie es kaufen sollte. Dabei war nun alles umgekehrt. Zuhause wartete sicher niemand auf sie, so wie die aussah. Ideal für seinen Plan. Dann kam die Sache doch noch zustande, wenn auch anders als geplant. Eric sah nach, ob er noch Bargeld eingesteckt hatte. Moment, vielleicht zuerst einen Hunderter …

„Da … den Rest gibt es dann später, ja?“

„Ja, gut, danke. Und … sind Sie geschäftlich da oder was?“

„Das lässt sich so sagen. Mir ist da heute etwas durch die Lappen gegangen, aber das bekomme ich schon noch hin. Und du kannst ruhig … ach ja und … Eric.“

„Pia“, entgegnete diese Frau mit einem vielleicht echten und nicht gespielten Lächeln.

„Dann sind wir uns einig?“

Dieses Lächeln schien noch böser zu werden. Ob diese Pia etwas ahnte oder einfach wusste, wie sie bei solchen Dingen mitspielen sollte? Sie blickte zum Eingang des Hotels, und er ebenfalls. Dachte sie wirklich, das wäre ein Hotel wie jedes andere?

Von der Straßenhure zur Sklavin

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