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Wenn Ihr Kind seine Gefühle auslebt: »Inzeit« (Time-in)

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Das Weinen und Schreien hält ein paar Minuten an, aber hört oftmals nicht auf, auch wenn er mich umarmt, sich beruhigt und sich sogar entschuldigt hat, ohne dass ich darum gebeten habe. Er wird bald drei.

Katrina

Bei der »Inzeit« (Time-In) handelt es sich um das, wonach es sich anhört – dem Gegenteil einer Auszeit. Während eine Auszeit das Kind isoliert, ist eine Inzeit, eine Möglichkeit, das »schlechte« Verhalten zu unterbrechen und so verhindern, dass die Situation eskaliert, indem Sie sich wieder mit Ihrem Kind verbinden.

Nehmen wir einmal an, Ihre Tochter ist schlecht gelaunt und streitlustig. Zu guter Letzt wirft sie ihren Becher durchs Zimmer. Sollten Sie ihr nun eine Auszeit verordnen?

Wenn sie formulieren könnte, was gerade los ist, würde sie vielleicht sagen: »Hey Mama, Papa, ich habe gerade eine echt schwere Zeit. Ich bin aufgewacht und fühlte mich knatschig. Wir hatten nichts mehr von meinem Lieblingsmüsli. Ich habe euch im Kindergarten so sehr vermisst. Es war so schwer für mich, solange still zu sitzen und Anweisungen zu folgen. Meine Freundin hat mir gesagt, dass ich nicht zu ihrer Geburtstagsfeier kommen kann, wenn ich das Spiel nicht so spiele, wie sie es will. Und dann komme ich endlich nach Hause und ich habe Hunger und bin schlecht gelaunt, und der kleine Bruder, den ihr immer so süß findet, sitzt die ganze Zeit auf eurem Schoß, während ich von euch immer zu hören bekomme, dass ich eine Minute warten soll! Ich frage mich, ob mich hier überhaupt irgendjemand lieb hat! Vielleicht habt ihr jetzt einen Ersatz, weil ich einfach nicht gut genug für euch bin!«

Natürlich kann sie das so nicht sagen. Deshalb lebt sie dies durch ihr schwieriges Verhalten aus. Sie hat den ganzen Tag lang Ängste und Tränen unterdrückt, darauf wartend, dass sich eine sichere Gelegenheit findet, um das alles rauslassen zu können. Jetzt kommen alle diese Emotionen hoch und sie »spielt diese Gefühle nach«. Wenn Kinder provozieren und absichtlich die Regeln nicht beachten, bitten sie um Hilfe im Umgang mit diesen aufwühlenden Gefühlen. Oftmals genügt es, sich wieder mit ihnen im Herzen zu verbinden, mittels einer Inzeit zum Beispiel. Dann können sie sich wieder selbst regulieren.

Deshalb bringen Sie Ihr ganzes Mitgefühl auf und erinnern sich daran, dass es ein kleiner Mensch ist, dessen Verhalten ein Hilferuf ist. Sie sagen »Becher sind nicht zum Werfen da. Mäuschen, du hast gerade eine schwere Zeit, richtig? Lass uns in unsere Kuschelecke gehen und ein bisschen kuscheln.« Sie umarmen es, gehen mit ihm in die dafür vorgesehene Kuschelecke und kuscheln. Sie fühlen die Herzenswärme, was vielleicht dem Kind schon ausreicht, um sich wieder zu berappeln. Nach diesem herzlichen, körperlichen Auftanken versuchen Sie es zum Lachen zu bringen, denn Lachen lässt diese angestauten Ängste fast so gut verschwinden wie Tränen dies können. Sein sonniges Gemüt kehrt zurück und es ist bereit, Ihnen beim Beseitigen des Becher-Vorfalls zu helfen.

Fragen Sie sich nun, ob Sie das Kind jetzt bestrafen sollen, damit es lernt, den Becher nicht zu werfen? Dies ist unnötig und kontraproduktiv. Es hat bereits gelernt, dass es das nächste Mal den Becher nicht werfen will sowie einige andere wichtige Lektionen:

 »Meine Eltern sind auf meiner Seite. Ich muss meinen Becher tatsächlich nicht werfen, auch wenn ich wirklich sauer bin. Meine Eltern sind immer da, um mir zuzuhören und mir zu helfen.« (Stärkt das Vertrauen in die Eltern-Kind-Beziehung und somit will das Kind kooperieren.)

 »Wenn ich wütend bin, habe ich oft das Gefühl, dass ich ganz dringend zeigen muss, wie unglücklich ich bin, aber wenn ich dann ein paar Minuten mit den Gefühlen bin, ohne um mich zu schlagen, gehen sie weg.« (Vermittelt Fähigkeiten, um Emotionen zu regulieren und somit auch das Verhalten.)

 »Meine Eltern lieben und akzeptieren mich so wie ich bin, auch dann, wenn ich schwierige Emotionen fühle.« (Das Fundament von Selbstwertgefühl.)

 »Nachdem ich mich beruhigt habe, kann ich immer einen Weg finden, um die Dinge besser zu machen.« (Der erste Schritt in Richtung Akzeptanz, dass niemand perfekt ist, dass wir aber unsere Fehler immer zugeben und reparieren können.)

Inzeiten sind keine Bestrafung. Sie bieten Ihrem Kind die Möglichkeit, die Verbundenheit zu Ihnen zu spüren, die es braucht, um seine Emotionen regulieren zu können. Die meisten Kinder brauchen diese Zeit der Verbundenheit jeden Tag, wenn sie von Ihnen getrennt waren. Oftmals reicht diese Zeit der Verbundenheit aus, um Ihren gesamten Abend wieder auf Kurs zu bringen.

Es gibt aber auch Momente, in denen »Aufmerksamkeit« einfach nicht ausreicht. Ihr Kind wird Sie dies wissen lassen, denn es wird sich kein Stück besser fühlen nach Ihrer Inzeit. In diesem Fall benötigt es mehr Hilfe mit seinen Emotionen, die einfaches Verbunden-Sein nicht leisten kann. Für gewöhnlich widersetzt es sich Ihrer Verbundenheit, denn wenn es Ihre Liebe für sich spürt, öffnen sich alle Schleusen und die Tränen, die es zurückhält, brechen hervor. Wenn Sie es aufmuntern, kann es sich vielleicht für eine gewisse Zeit zusammennehmen, aber ein Wutanfall steht kurz bevor. Warum diesen also nicht einladen?

Gelassene Eltern – glückliche Geschwister

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