Читать книгу Seelenlos Band Sechs - Leandra Low - Страница 2

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Galimar fügt sich seinem Schicksal, welches ihn unwiderruflich mit dem schönen Vampirdämon Jeemahl, den er selbst nur Julian nennt, sowohl in Hass, als auch in leidenschaftlicher Liebe verbindet.

Die Dämonen eröffnen einen elitären Club in Hamburg, der alsbald schon Stadtgespräch Nummer Eins ist. Hingegen ihnen als Vorwand dient, um hinter den Kulissen ihre tödlichen Spielereien zu betreiben, mit denen sie sich ablenken, während sie weiterhin Ausschau nach dem Dreizehnten halten. Ohne zu ahnen, dass der sich bereits in ihrer Mitte befindet.

Dieser indessen versinkt immer tiefer in Depressionen, hervorgerufen durch brutale Übergriffe auf seine Person und Einsamkeit innerhalb der Reihen seiner dämonischen Begleiter. Wobei Jeemahl schmerzvoll erkennen muss, dass sein Gefährte ihm immer mehr zu entgleiten droht, bis letztendlich Galimars Entscheidung ihrer beider Leben in tödliche Gefahr bringt. Jedoch auch zu einer Erkenntnis führt, die für beide Seiten des Krieges von entscheidender Bedeutung ist. …

Warnung:

Diese Buchserie ist nichts für Zartbesaitete. Wer sich Themen wie Folter, sowie sexuelle und körperliche Gewalt nicht zumuten möchte, sollte daher von der Lektüre dieses Buches Abstand nehmen!

SEELENLOS

Band 06

Der verlorene Sohn

Leandra Low

Dark Fantasy

Leandra Low schreibt seit frühster Jugend. Sie selbst ist eine bekennende Leseratte und liebt es anderen aus ihren Werken vorzulesen. Dadurch entstand auch ihre Lesegruppe »Das Dämonische Lesestübchen«, die sich regelmäßig trifft.

Die freischaffende Künstlerin lebt mit ihrem Mann Christoph in Hannover, wo sie sich neben dem Schreiben mit Malerei, Illustration, darstellender Kunst und Musik beschäftigt..

Alle Rechte vorbehalten!

Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und Handlungen sind von der Autorin frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen sind rein zufällig, oder so gewollt.

Kein Teil dieses Buches darf reproduziert, gescannt oder in gedruckter oder elektronischer Form ohne vorherige Erlaubnis der Autorin verbreitet werden. Ausnahme ist die Benutzung von Auszügen in einer Buchbesprechung.

Copyright 2020 Leandra Low / ZAUSEL–VERLAG

leandra.low@me.com

Website: https://leandralow.de

Cover und Illustrationen by Leandra Low.

2. Auflage; überarbeitet

ISBN: 978–3– 96987–139–3

Bisher erschienen:

Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche

ISBN: 978-3-96443-939-0 (Print 380 Seiten - Feb. 2019)

ISBN-Nr:ISBN: 978-3-95849-376-6 (E-Book - Feb. 2019)

SEELENLOS Band 02 – Zeitreisen

ISBN: 978–3–96443–957–4 (Print 352 Seiten - März 2019)

ISBN: 978–3–96544–157–6 (E-Book - Feb. 2019)

SEELENLOS Band 03 – Die Rückkehr

ISBN: 978–3–96443–894–2 (Print 350 Seiten - Juni 2019)

ISBN: 978–3–96661–126–8 (E-Book - April 2019)

SEELENLOS Band 04 – Dämonische Spiele

ISBN: 978–3–96858–067–8 (E-Book - April 2020)

SEELENLOS - Band 05 - Flucht ins Ungewisse

ISBN: 978–3–96799–045–4 (E-Book - Mai 2020)

(Die Printbücher enthalten zudem zahlreiche Illustrationen.)

Zu Beginn möchte ich allen Lesern danken, die dieses Buch auf legale Weise erworben, oder ausgeliehen haben. Daher vielen Dank für eure Unterstützung!

Leider kommt es immer häufiger vor, dass Bücher von uns Kleinautoren der Piraterie zum Opfer fallen, was bedeutet sie werden kopiert und zu Dumpingpreisen illegal angeboten, von denen der Autor nicht einen einzigen Cent sieht.

Sicher freut sich jede Leseratte, wenn sie ihren Hunger mit möglichst günstig ergattertem Lesestoff füttern kann, aber bitte vergesst dabei nicht diejenigen, die viele Stunden damit zugebracht haben, um sich Geschichten auszudenken und damit zu eurer Unterhaltung beizutragen. Ich denke niemand arbeitet gern umsonst …

Zwar fallen auch die Werke von Autoren der großen Verlage dieser Piraterie zum Opfer, aber diese sind zumeist durch ihren Verlag abgesichert, während wir Kleinautoren uns überhaupt nicht wehren können, sondern dem Ganzen einfach nur hilflos gegenüberstehen. Ich für meinen Teil habe jedenfalls nicht die Möglichkeit, jeden Monat pro Buch (!) rund 30 Euro locker zu machen, um Firmen zu beauftragen, die das Internet nach diesen Piratenseiten durchforsten, die ohnehin gleich nachdem sie aufgeflogen sind unter anderem Namen weitermachen. Allein der Vertrieb, der Druck und alles andere sprengt zumeist schon mein Budget.

Daher bitte ich euch dringend, bleibt fair und erweist uns Autoren auf diese Weise euren Respekt für unsere Arbeit, indem ihr diese Piraterie nicht unterstützt.

Vielen Dank, eure Leandra Low.

Landkarte von Altania:


»Für meine Freunde!

Denen ich immer genug Zeit wünsche:

Zeit zum Träumen,

Zeit zum Leben,

Zeit zum Glücklichsein!«.

Engel &Dämonen:

DER SEHER

Geschichtenerzähler Demar Julosrow aus Kroatien (geb. Januar 1798; 1820 bei Rettung zweier Kinder verbrannt) wird zum Engel SHYNTALL – Fantasie; Rufname: Demar

DER FORMWANDLER

Farmertochter Lane Barrington aus Colorado (geb. Februar 1883; 1904 zu Tode gefoltert) wird zur Angelina

LOGANO – Regenbogen; Rufname: Loo

DER LICHTENGEL

Millionärssohn Jamain Erikson aus Schweden (geb. März 1957; 1974 erwürgt aus Habgier) wird zum Engel

HALDOR – Licht; Rufname: Hal

DER WETTERENGEL

Der 17-jährige Senatorensohn Antonio Lepidos (geboren im Rom der Antike; im Circus durch die Löwen getötet) wird zum Engel RAVETH – Regen; Rufname: Rain

DER HEILER

Bauernsohn Cristoff Kilian aus Deutschland (geb. Mai 1660; 1681 als Hexer verbrannt) wird zum Engel

SERENADE – Mondlicht; Rufname: Moon

DER LIEBESENGEL

Der 16-jährige Fischer Lamuell Koradis (geboren im Griechenland der Antike; bei Rettung einer Frau erstochen) wird zum Engel JALIMARA – Liebe; Rufname: Jali

DER SONNENENGEL

Gutbetuchter Bürger Angelo Petrell aus Österreich (geb. Juli 1968; 1995 durch Auftragsmord, der seiner Freundin galt, getötet) wird zum Engel SAJO – Sonne; Rufname: Jojo

HERR DER PFLANZEN, SPRECHER DER TIERE

Einzelgänger Ronald O´Cloude aus Irland (geb. August 1938; 1961 in den Tod getrieben – erhängte sich) wird zum Engel RUBIO – blutroter Rubin; Rufname: Red

DER ANFÜHRER

Elfenkaiser Albian van DeBeladore vertritt den Platz des zwölften Kriegers.

DER SEELENLOSE & 13. KRIEGER

Elfenprinz Silvano van DeBeladore ist der Auserwählte JALAY – Seltenheit, Silber. Spitzname: Silver

HERR DER GEZEITEN

Piratensohn Marco Lecourse aus England (geb. Oktober 1689; 1719 im Kampf gegen Dämon Jesebell getötet) wird zum Engel WAROLL – Gold, wertvoll; Rufname: Waro

DER VAMPIRISCHE MEISTER DES SCHWERTES

Edelmann Renaldo D´Arbo aus Frankreich (geb. 20. November 1767; 1789 von seiner eifersüchtigen Schwester erstochen) wird zum Engel MIRAGELL – Mitternacht; Rufname: Rage

DER FELSFORMER UND WANDLER

Der etwa 26-jährige Indianer White Eagle (Geburtstag unbekannt; starb im Kampf gegen Monsterbären) begegnet den Suchenden im Jahre 1993 in Kanada und wird zum Engel SHALARR – Schnee, Erstarrung; Rufname: Snow

Bisher gefundene Dämonenkrieger in der Reihenfolge ihres Auftauchens Band 01 – 03:

LUZIVERON

Anführer der Dämonen und begabter Gestaltenwandler. Benutzt auf der Erde beim Opferfang überwiegend den Decknamen Damian Daniel Natas und betreibt zwielichtige Geschäfte.

MAIDEN

Stolzer Wasserelf und Kampftalent. Benutzt auf der Erde beim Opferfang den Decknamen Joshua Draven und arbeitet dort als Surflehrer und Model.

LORENDOS

Sohn von Luziveron und ein wahrer Feuerteufel. Benutzte Identität auf der Erde noch unbekannt. War auf der erfolglosen Suche nach dem Kind der Prophezeiung.

XANTHOS

Werwolf – benutzt auf der Erde den Decknamen Romeo Savage, tritt als Rocksänger auf und heizt mit seinem Motorrad durch die Gegend.

ALESSIO

Hermaphrodit und Meister des Fleisches. Benutzt auf der Erde den Decknamen Sergio Fernandez, arbeitet als Sänger und Tänzer. Er und der Engel Jalimara hatten sich bereits gegenseitig als Gegner erkannt.

RHAMSIS

Ägyptische Teufelskatze und ältester der Dämonen. Benutzt auf der Erde den Decknamen Donevan Somerville und arbeitet als Forscher der Archäologie. Wurde bereits von Engel Raveth als Gegner erkannt.

SANTANAS

Durchgeknallter Sadist und zweitältester der Dämonen. Benutzt auf der Erde den Decknamen Orlando Dela Lothring und frönt seiner Neigung als Snuff-Film-Regisseur. Wurde von Engel Shyntall bereits als Gegner erkannt.

KARAMIRR

Dunkelhäutige Todeskralle. Benutzte Identität auf der Erde noch unbekannt.

VARUNGAR

Vogeldämon. Benutzt auf der Erde den Decknamen Nicolai Lombardi und arbeitet als Kunstdozent.

JESEBELL

Die Spinne des Todes. Benutzte Identität auf der Erde noch unbekannt.

SHANDAAR

Das Gift. Benutzt auf der Erde den Decknamen Francesco Ylang und arbeitete als Mensch als Dolmetscher.

JEEMAHL

Der Vampir / benutzt auf der Erde den Decknamen Julian und arbeitete vor seinem Beitritt in Luziverons Truppe auf Errah als Edelcallboy.

Prolog III

Hamburg: Mai 2008

»Aber … aber wir können uns doch sicherlich irgendwie einig werden?« Sven Erikson konnte nicht verhindern, dass seine Stimme ängstlich bebte. Der Typ vor ihm machte ihm eine Scheißangst und er verfluchte, dass er sich hatte von dem gutgefüllten Geldkoffer blenden lassen, um einem Treffen zuzustimmen. »Ich meine, ich wäre bereit, noch einmal über eine Partnerschaft nachzudenken!«, fügte er mit zittrig hinzu.

Sein Gegenüber schüttelte jedoch den Kopf, während goldgelbe Pupillen Sven scharf musterten: »Mein Boss und unsere Kollegen hegen nicht den Wunsch nach einer erweiterten Zusammenarbeit. Schon gar nicht mit so einem nichtssagenden Looser wie dir. Wir sind es gewohnt, unsere Ziele ohne fremde Hilfe durchzusetzen. Aber vor allem sind wir es gewohnt, immer zu kriegen, was wir haben wollen. Ohne Kompromisse!«

Sven konnte sich irren, aber er hörte deutlich ein metallisches Geräusch, als würde eine lange Waffe aus einer Schwertscheide gezogen. Kein Irrtum seinerseits, denn schon sah er sich einer dieser beeindruckenden Schlagwaffen gegenüberstehen, deren Spitze direkt auf sein Herz zielte.

»Okay … okay … ich habe verstanden. Es gehört euch. Ich … ich verzichte. Ich werde jetzt einfach gehen und wir … wir äh, wir vergessen, dass wir uns jemals begegnet sind, in Ordnung? – Ich verspreche auch, keinen weiteren Ärger zu machen!«, stammelte Sven hektisch los.

Der andere seufzte tief: »Weißt du wie oft, ich diese verfuckten Sätze schon gehört habe? Könnt ihr armseligen Kreaturen euch nicht mal etwas Neues einfallen lassen, wenn ihr um eure kümmerlichen Leben bettelt?«

»Aber … aber ich verzichte doch! Ich tue alles, was du willst. Aber bitte töte mich nicht!«, heulte Sven auf. »Das ist doch kein Grund, um jemanden umzubringen!«

Das Lächeln, was daraufhin die Mundwinkel des blondgelockten Schwertschwingers umspielte, hätte durchaus als sympathisch durchgehen können. »Weißt du Kleiner, man findet immer einen Grund, wenn man nur danach sucht. Aber ehrlich gesagt, gehört meine Art zu denjenigen, die keinerlei Grund benötigen. Allein, dass du hier vor mir stehst, genügt vollkommen!«

Und noch ohne weiter viele Worte zu verschwenden, stieß er zu und Sven sackte mit einem gurgelnden Schrei zu Boden.

Ein paar Tage darauf …

»Da haben Sie sich aber wirklich ein wahres Schmuckstück ausgesucht. Ich meine, nun gut, Sie müssen wahrscheinlich noch etwas Arbeit reinstecken, aber das wird sich am Ende auszahlen. Sie werden schon sehen. Die Lage ist absolut fantastisch und der Vorbesitzer hätte hier bestimmt einen dicken Reibach erzielt, wenn er nicht auf solch tragische Weise ums Leben gekommen wäre. … Sie sind im Übrigen die ersten Kaufinteressenten, die sich davon nicht haben abschrecken lassen. Die Leute sind ja sowas von abergläubisch«, plapperte der Immobilienmakler ohne Punkt und Komma.

Matthias Hansen, so der Name des Maklers, war überzeugt, seine Kunden für dieses individuelle Objekt zu begeistern. Sei Blick flackerte, während er auf sie einredete, unbeständig zwischen den drei hochgewachsenen Gestalten hin und her. Diese indessen fixierten mit unbewegten Mienen das Gebäude, welches er ihnen gerade vorführte. Währenddessen eine vierte, jüngere Person schmollend beim Auto zurückgeblieben war, mit dem die älteren Interessenten vorgefahren waren.

Wobei Hansen sich fragte, mit welcher Art von Prominenz er es momentan zu tun hatte.

Schwarz. Rot. Gold. Fast so wie eine Art Deutschlandflagge!, sinnierte Hansen belustigt anhand der unterschiedlichen Haarfarben seiner Kunden.

Allerdings waren alle drei Männer, so verschieden sie auch aussahen, trotz langer Mäntel und Sonnenbrillen, jeder für sich absolute Hingucker und konnten daher nur im Showbusiness tätig sein. Allein schon ihre Outfitwahl bestätigte dem Makler, es mit Persönlichkeiten zu tun zu haben, die keinen Wert darauf legten, sofort wiedererkannt zu werden. Zumindest nicht von jedem. Sondern nur, wenn sie es selbst wollten. Zumal es in seiner Branche nicht unüblich war, dass diverse Stars sich mit Immobilien schmückten, die ihren Bekanntheitsgrad noch steigerten.

Nun gut, sollte ihm recht sein. Er war noch nie promigeil gewesen. Ihn interessierte nur die Provision, die er mit dem Verkauf eines großzügigen Bauwerks erzielen würde.

Die Käufer hatten ausdrücklich darum gebeten, er möge ihnen Objekte zeigen, die sich dafür eigneten, um daraus eine Club-Location zu gestalten. Großflächig sollten sie sein. Vor allem aber nicht so abgelegen, so dass sich niemand dorthin verirrte. Aber auch nicht in einem Wohnviertel, da dies unweigerlich Beschwerden die Lautstärke betreffend mit sich zog. Daher war Hansen gleich dieses Gebäude eingefallen. Denn der erwähnte verstorbene Vorbesitzer hatte ebenfalls vorgehabt, die Partymeile der Hansestadt Hamburg mit einer weiteren Vergnügungsstätte zu bereichern. Allerdings hatte er sich auf der Suche nach Geldgebern, um seinen Traum zu realisieren, mit den falschen Leuten angelegt, die den potenziellen Konkurrenten ganz schnell ruhig gestellt hatten. Zumindest wurde das in internen Kreisen gemunkelt.

Man fand die Leiche des Mannes in einem Müllcontainer in der Nähe seiner gerade erst kürzlich erworbenen Immobilie. Ziemlich übel zugerichtet und komplett blutleer. Der oder die Täter indessen waren noch nicht gefunden worden, was auch nicht gerade dazu beitrug, dass die Immobilie leichter zu verkaufen war. Die Spekulationen rund um den Mörder gingen eindeutig in Richtung Unterwelt. Da es bekannt war, dass das Opfer sich im Rotlichtviertel herumgetrieben hatte, um dort jemanden zu finden, der ihn bei seinem Projekt unterstützte. Damit hatte er anscheinend schlafende Hunde geweckt.

Hansen hoffte, dass die neuen Interessenten nicht die gleichen Fehler, wie ihr Vorgänger begingen. Andererseits, nach Abschluss des Vertrags ging ihn das ohnehin nichts mehr an. Sofern die Kerle bereits bezahlt hatten, versteht sich. Er richtete erneut das Wort an die bisher eher schweigsamen Kunden: »Na, was sagen Sie, meine Herren? Das ist doch genau das, wonach Sie gesucht haben, nicht wahr?«

Einer der Männer, der mit den feuerroten Locken, nickte bedächtig und ein leichtes Lächeln umspielte dabei seine Mundwinkel.

Es stimmte, was der Makler sagte, das gesamte Gebäude war äußerst ansprechend und lag inmitten eines weitläufigen Gewerbegebietes mit vorzüglicher Verkehrsanbindung. Geradezu ideal für das Vorhaben der potenziellen Käufer, die nun darauf drängten, das Innere in Augenschein zu nehmen.

Wenig später hatte Matthias Hansen es auch geschafft, den Blonden vollends für dieses Bauwerk einzunehmen.

»Absolut fantastisch«, schwärmte der und drehte sich in der Raummitte des ehemals wohl gedachten Herzstücks des Clubs um die eigene Achse. »Wir müssten allerdings einen Teil der Decke herausreißen wegen der Lichtanlage. Vor allem sollten wir eine Art Balustrade rund um den Raum errichten lassen, damit man von oben direkt auf die Tanzfläche blicken kann!« Er wandte sich an Hansen: »Wie sieht das mit der Statik aus? Lässt sich so etwas ohne Probleme durchführen?«

Hansen war so versunken vom Klang der angenehmen Stimme, so das er regelrecht zusammenfuhr, als der blonde Mann ihn ansprach.

»Äh, sicher! Das dürfte kein Problem sein. Aber eigentlich ist das unnötig. Ich meine, der Raum hat doch bereits eine beachtliche Höhe. Also warum noch mehr Arbeit machen als unbedingt notwendig?«

»Danke, aber was vonnöten ist, entscheiden einzig und allein wir. Ihre Aufgabe ist es, dass Sie alle Unterlagen beisammen haben, die wir benötigen«, entgegnete der Rothaarige und giftgrüne Augen funkelten Matthias über den Rand der verspiegelten Sonnenbrille hinweg entgegen.

Der schluckte: »Ja. … Ja, natürlich! Verzeihen Sie, ich wollte mich nicht einmischen. Bei uns ist selbstverständlich der Kunde König und selbstredend dessen Wünsche. Ich …«

»Spar dir dein abgedroschenes Gequatsche. Sag mir lieber, was mich der ganze Spaß kosten wird«, schaltete sich nun der Schwarzhaarige ein, der sich bisher eher zurückgehalten hatte. Wobei sein Erscheinungsbild Matthias Hansen von den Dreien am meisten verwirrte. Allein schon, weil er, was seine Körpergröße anging, alle hier Anwesenden überragte.

Hansen räusperte sich: »Nun, wir haben hier eine erstklassige Traumimmobilie von insgesamt 2.300 Quadratmetern, in zentraler Lage mit …«

»Wieviel?«, unterbrach ihn der Dunkelhaarige erneut ungeduldig und nahm die Brille ab.

Matthias schluckte beim Anblick des bildschönen Gesichtes, dessen beinah schwarze Augen ein eigenes Feuer innehatte, was anscheinend jeden verbrennen würde, der es wagte, ihm zu nahe zu treten.

»Zur Hölle Julian, nun sei doch nicht so garstig zu dem armen Mann«, grinste der Rothaarige und wandte sich an Hansen. »Also mein Bester, spannen Sie uns nicht länger auf die Folter und verraten Sie uns nun schon endlich, was Sie für dieses Prachtstück haben wollen!«

»Nun … ähm«, Hansen zog seinen Taschenrechner. »Der aktuelle Quadratmeterpreis liegt bei umgerechnet 1.043,48 €. Das wären dann also hinsichtlich der Größe und der optimalen Lage des Objektes in etwa …«

»Genau zwei Millionen, Vierhunderttausendundvier Euro«, entgegnete der Dunkelhaarige mit finsterem Blick. »Ist da deine Maklercourtage schon mit enthalten, oder muss ich die zusätzlich berappen?«

»Äh, die Zwei Komma Fünf Prozent kämen noch hinzu«, antwortete Matthias, angesichts der verblüffenden Rechenkünste seines Gegenübers, sichtlich verunsichert.

»Also nochmal Sechzigtausend, wenn ich mich nicht verrechnet habe?«, seufzte der, bevor er Matthias so scharf musterte, dass der sich vorkam, wie eine Ameise unter einem Brennglas. »Korrekt? Oder legst du Wert auf die zehn Cent am Ende der Summe?«

Der Makler schluckte mühsam und schüttelte den Kopf. Aber der attraktive Schnellrechner wandte sich bereits an seine Begleiter: »Wenn man dann zudem berechnet, was uns allein die Renovierung, geschweige denn der Umbau kostet, bin ich mit einem Schlag pleite. … Es sei denn, einer von euch kann noch etwas beisteuern … das jedoch bezweifle ich … nicht wahr, Damian? Oder besitzt du einen heimlichen Notgroschen?«

Der Angesprochene lächelte zwar, doch man spürte deutlich den eiskalten Blick hinter den Brillengläsern, mit dem er Julian bedachte: »Es lebt halt nicht jeder so spartanisch wie du, Schneewittchen. Außerdem weiß ich gar nicht, worüber du dich beschwerst? Deine Kohle wäre schließlich nicht weg, sondern nur gewinnbringend angelegt. Der Laden würde auf dem Papier dir gehören. Und dafür, dass wir dich tatkräftig dabei unterstützen werden, das Baby zum Laufen zu bringen, beanspruchen wir lediglich lebenslanges Bleiberecht und verdienen bei den Einnahmen mit. … Du siehst, eine reine Win-win-Situation!«

»Boah, was für ein geiler Schuppen! Daraus kann man bestimmt den abgefahrendsten Club der ganzen Stadt basteln«, ertönte in dem Moment eine jüngere Stimme und alle wandten sich dem Sprecher zu, der sich begeistert umsah.

»Was an dem Satz … du bleibst im Auto, bis wir hier fertig sind … hast du nicht begriffen, Galimar?«, knurrte der, den sie Julian nannten, finster.

Zerknirscht blickte besagter Galimar in seine Richtung. »Sorry Jul, aber ich bin vor Langeweile bald umgekommen in der Hitze. Außerdem war ich neugierig!«

Matthias überkam, beim Anblick des jungen Mannes, das unerklärbare Gefühl, diesen beschützend in die Arme zu reißen. Zumal der Bursche dermaßen hübsch war, so dass er sich neben ihm wie ein nichtssagender Trottel vorkam und augenblicklich an seine jüngere Schwester Anne denken musste. Die hatte ihre Zimmerwände vollgepflastert mit Plakaten und Postern, auf denen sich Typen tummelten, die sie anhimmelte. Welche jedoch nicht einmal im Entferntesten an die vier Männer herankamen, die nun hier vor ihm standen. Anne würde angesichts der anwesenden Testosteronbomben schier überschnappen. … Ob es vielleicht möglich wäre, ein paar Fotos von seinen Kunden zu schießen?

»Na siehst du Julchen, selbst dein kleiner Liebling ist überzeugt. Also los … sei nicht so knausrig und lass uns Nägel mit Köpfen machen«, gurrte der Rothaarige und wandte sich nochmals an Hansen: »Nun, ich denke doch, der Preis ist verhandelbar, nicht wahr? Immerhin kommt da noch haufenweise Arbeit auf uns zu, ehe der erste Rubel rollt. Außerdem sagten Sie ja vorhin selbst, das gute Stück sei wegen des getöteten Vorbesitzers schwer vermittelbar. Also wie siehts aus, lässt sich da noch was am Kaufpreis drehen?«

Matthias ärgerte sich, dass ihm das mit dem ermordeten Vorbesitzer herausgerutscht war, aber nun gab es kein Zurück mehr. Er wand sich, lockerte die Krawatte und lächelte schief: »Nun ja, eigentlich sind die Preise ja vorgegeben. Ich meine …«

»Ach komm Hansemännchen, streng dein Köpfchen mal an. Du möchtest uns doch nicht enttäuschen, nicht wahr?«, unterbrach der Rothaarige ihn säuselnd und trat dich vor Matthias, der unter dem bohrenden Blick der giftgrünen Augen seines Gegenübers in sich zusammensackte.

»Ich meine, allein schon die Hälfte deiner Provision wäre immer noch ein hübsches Sümmchen. Zum Beispiel, um für deine Gespielin ein paar seidene Schlüpfer zu kaufen und ähnliches Zeug. Oder hast du gar einen süßen, kleinen Lover am Start? Deine schmachtenden Blicke, insbesondere in die Richtung unseres Fürsten der Dunkelheit sind mir jedenfalls nicht entgangen«, fuhr Damian mit anzüglicher Stimmlage fort und trat noch näher an den Makler heran. »Also, wenn du ihm schmeicheln möchtest, solltest du ganz schnell noch einmal die Finanzen überschlagen.«

Er schlug dem wie erstarrt dastehenden Mann leutselig auf die Schulter: »Was hältst du davon, wenn wir uns auf die glatte Summe von zwei Millionen Cash einigen und du bekommst zudem noch ein lebenslanges Recht auf freien Eintritt in unserem Club. Inklusive Verzehr versteht sich. Für dich und eine Begleitung. Na wie hört sich das an?«

Schlag ein, oder es wird dir leidtun!, säuselte die Stimme des rothaarigen Mannes bedrohlich in Matthias Hansens Geist und der Mann spürte deutlich, dass es gesünder für ihn war, auf diese Warnung zu hören.

Inklusive Provision eine gute halbe Million weniger, als angesetzt. Das war eigentlich nicht verhandelbar. Trotzdem nickte der Makler wie unter einem inneren Zwang. Zögernd schlug er in die ausgestreckte Hand des Rothaarigen ein. Dessen diabolisches Grinsen erzielte eine ähnliche Wirkung auf ihn, als blicke er in den Lauf einer auf sich gerichteten Waffe.

»Sehr vernünftig, mein Bester«, lächelte Damian und wandte sich an Julian.

»Ich denke, du und dein kleiner Betthase, ihr solltet schon mal einen Abstecher zur nächsten Bankfiliale unternehmen, um das mit dem Finanziellen zu klären. Inzwischen werden Francesco, Herr Hansen und meine Wenigkeit sich um den elenden Papierkram kümmern. Nicht wahr, Matthias? … Du möchtest doch auch das Ganze so schnell wie möglich über die Bühne bringen? Hab ich recht?«

Erneut nickte dieser wie unter Zwang und spürte deutlich die vorherrschende Kälte, die urplötzlich im Inneren des Gemäuers aufgetreten war. Nervös rieb er sich über die Arme. Hiernach ließ er sich willenlos von dem Rothaarigen und dem feixenden Blonden in die Mitte nehmen. Gemeinsam traten sie nach draußen, um zu seinem Wagen zu gehen, in dem sich die benötigten Unterlagen befanden. …

»Hast du schon eine Idee, wie du deinen Club nennen könntest?«, fragte Galimar, bevor er hungrig in einen Apfel biss.

»Als Besitzer ist es ja wohl dein gutes Recht, den Namen zu bestimmen?«, setzte er kauend hinzu.

Jeemahl schnaubte und knurrte: »Stätte der bluthungrigen Bastarde! Metzgerei des Grauens! Welcome to hell! Fuck you, Angel! … Was weiß ich, such dir was aus! Ich für meinen Teil bin nicht scharf darauf, einer Hinrichtungsstätte die angebrachte Betitelung zu verpassen!«

Galimar hielt mit Kauen inne und schielte Jeemahl von der Seite her an: »Ähm, ich dachte eher, ihr wolltet den Club eröffnen, um neben Berlin noch einen weiteren festen Standort zu haben. Einen, wo ihr leben könnt, während ihr euch auf die Suche nach diesem Dreizehnten macht? Sozusagen als Tarnung.«

Jeemahl warf ihm kurz einen Seitenblick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn richtete: »Bist du so naiv Gali, oder tust du nur so? Nach den letzten Wochen solltest du allmählich wissen, dass du dich nicht inmitten eines Pfadfinderlagers, oder Ähnlichem befindest, sondern es mit eiskalten Killern zu tun hast. Die, zugegebenermaßen, brauchbare Ideen haben. Denn was bitte ist besser geeignet, wenn nicht ein erfolgreicher Club, um unbekümmert nach Opfern Ausschau zu halten? Oder weswegen glaubst du, ist Shandaar sonst so scharf auf die Balustrade, von der aus man einen allumfassenden Blick über den Dancefloor hat? Von dort oben haben er und seine Kumpel die optimale Entscheidungsfreiheit, was ihre nächste Zwischenmahlzeit angeht. In etwa, als würden sie im Restaurant die Speisekarte begutachten!«

Galimar kurbelte das Seitenfenster herunter und warf den halbgegessenen Apfel in den Straßengraben. Ihm war der Appetit vergangen. Klar, hätte er selbst darauf kommen können. Aber noch immer weigerte sein Verstand sich, vollständig zu akzeptieren, mit was für Monstern er sich derzeit herumtrieb.

Erneut streifte sein Blick das Profil seines Gefährten.

Es gab durchaus auch Monster, die man zähmen konnte.

Weil er in Wirklichkeit kein richtiges Monster ist! Sondern genauso an diese Höllenhunde gebunden, wie ich selbst. Wenn auch aus anderen Gründen!, entschied Galimar grimmig.

Laut stieß er von sich: »Luziveron sprach doch von einem getöteten Vorbesitzer? Du hast nicht zufällig eine Ahnung, ob das auf das Konto unserer liebenswürdigen Mitstreiter geht?«

»Was denkst du?«, Jeemahls Tonfall ließ keine Zweifel offen.

»Wer von denen war es?«

»Jesebell!«, war die trockene Antwort. »Ich hätte übrigens doch einen Namen für den Club. Zwar nicht ganz so passend, aber mir würde er gefallen!«

Galimar blickte ihn neugierig an: »Na los, sag schon?«

»The Dragon Curse! Der Fluch des Drachen. Schließlich beherbergt der Laden in Zukunft auch Luziveron. Und wird der Teufel nicht in der Heiligen Schrift als Drache beschrieben?« Aus Jeemahls Worten triefte die Ironie, wie Wasser aus einem prall gefüllten Schwamm.

»Ich mag Drachen«, wisperte Galimar. »Daher würde ich sie niemals mit diesem sadistischen Psychopathen gleichsetzen. Aber der Name gefällt mir. Der hat was. Obwohl … Curse? Was hältst du von Spell? Ich meine, immerhin verzaubern Dämonen ihre Opfer doch, bevor sie sie töten. Und Fluch klingt irgendwie nicht so nett wie Zauber, oder?«

Jeemahl überlegte kurz, bevor er zustimmend nickte. »The Dragon Spell! … Du hast recht, klingt besser. Irgendwie runder. … Nun gut, dann hat das Baby ab heute einen Namen«, entschied er und zum ersten Mal an diesem Tag lächelte er.

Seelenlos Band Sechs

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