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ОглавлениеVorwort
Ich wurde durch die Lücken in meiner eigenen Familienbiografie dazu inspiriert, mich mit der geschichtlichen Zeitspanne zwischen 1914 und den 1980er Jahren zu beschäftigen. Dabei haben mich vor allem die Lebensläufe der Frauen interessiert. Im Zuge meiner Recherchen bin ich darauf gestoßen, dass solche Lücken in beinahe jeder deutschen Familie zu finden sind. Zum einen ist das Fehlen der Familienmitglieder, die von jenen Zeiten erzählen könnten, dafür verantwortlich, zum anderen wird ein generationenübergreifendes Schweigen gepflegt.
Ich habe diesen Roman nicht geschrieben, um aufzuführen, was sich in der Vergangenheit wirklich ereignet hat. Diese Frage könnten nur die Verstorbenen selbst beantworten, und selbst deren Erinnerungen wären kein lückenloser Film ihres Lebens.
„Irmas Enkel“ ist ein Roman und damit in seiner Gesamtheit eine fiktive Geschichte, die aus vielen Zusammenhängen entstanden ist, die mir meine Recherchen geschenkt haben. Nur einzelne Handlungsstränge ähneln Ausschnitten meiner eigenen Familienbiografie, doch keiner ist eine exakte Kopie der tatsächlichen Ereignisse. Das Dorf Perlitz ist erfunden, alle Personen mit ihren Namen und Eigenschaften sind in meinen Gedanken entstanden. Unverrückbar ist allerdings der Umstand, dass sich die Lebensläufe jener Zeiten durch ihr kollektives Erleben ähneln.
„Irmas Enkel“ ist kein Sachbuch und erhebt als Roman nicht den Anspruch der Lückenlosigkeit. Er erzählt lediglich drei Familiengeschichten von Millionen, von denen die erste im Dezember 1914 im heutigen Sachsen-Anhalt beginnt …
Leandra Moor, April 2020