Читать книгу Spuren intelligenten Lebens - Len Mette - Страница 8
Deutschlands nächstes Top-Möbel
ОглавлениеSollte irgendein Wissenschaftler einmal herausfinden, dass sich der Zustand einer Zivilisation an ihren TV-Formaten ermitteln lässt dann, da bin ich mir sicher, befinden wir uns in der Phase, kurz vor dem Untergang. Als nächstes werden wir uns vermutlich gegenseitig zerfleischen. Etwas anderes ist kaum vorstellbar, wenn ich mir so anschaue, was sich da alltäglich in der Flimmerkiste zuträgt, was wir als Unterhaltung bezeichnen. Nennt mich altmodisch oder gestrig. Aber das, was ich hier vorgesetzt bekomme, ist doch wohl keine Weiterentwicklung im Sinne einer Unterhaltungsevolution, oder?
Dabei hat alles einmal so romantisch angefangen. Damals, die Älteren unter uns wissen es noch, als sich die Familie am Samstagabend vor der strahlenden Flimmerkiste versammelte. Als ein Bildschirm noch eine Tonne wog und die Hälfte des Raumes einnahm. Das waren Zeiten! Da nahm man sich noch Zeit für Unterhaltung. In einer Ära, in der man noch aufwändige Kulissen in den TV-Studios baute oder als Sender ein eigenes Fernsehballett unterhielt. Spätestens hier wusstest du: »Okay, für´s Ballett bin ich zu fett!«, und verwarfst diese Erkenntnis, als Randnotiz eines behaglichen Fernsehabends mit der Familie.
Ich erinnere mich an die Eurovisionsmelodie und das zugehörige Standbild, in Blau mit gelben Eurosternchen! Hier wiederum wusstest du: Wenn du diese Melodie später am Abend wieder hören wirst, musst du ratzfatz ins Bett.
»Pölter an, Zähne putzen, ab ins Bett!«, schallte es dann immer aus Mamas Mund.
Ich erinnere mich an den TED, mit dem vermeintliche Abstimmungen des Publikums, der Zuschauer in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz durchgeführt wurden, während Frank Elstner oder Dieter Thomas Heck wortgewandt die Zeit überbrückten. Das waren Abende guter Unterhaltung, ohne zu viel technischen Schnickschnack. Denn den gab es ja noch nicht.
Einige Jahre später sah das schon anders aus. Da musstest du bereits die richtige Serie schauen, um hipp zu sein und um mitreden zu können. Ich sage nur: »Ich arbeite für die Foundation für Recht und Verfassung. Und ich kriege Sie, das wissen Sie genau!« Ha! Ja, Michael Knight alias David Hasselhoff in Knight Rider. So richtig beeindruckt war ich aber erst, als Michael Knight es geschafft hatte, die Deutsch-Deutsche Mauer zu Fall zu bringen und dazu noch einen Charthit landete.
Oder das A-Team: »Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.« Welch Nostalgie! Das waren noch aufwändig produzierte Serien, in denen die Bösewichte, von Folge zu Folge, immer die gleichen Schauspieler in wechselnden Rollen waren. Und ich hab´s erst in der Wiederholung, 20 Jahre später, bemerkt. Wetten dass..?!, wurde derweil durch Thomas Gottschalk in neue Sphären der Unterhaltung geführt und damit auch irgendwie hipp.
Schauen konntest du den Trendteil des Serien-Programms aber nur, wenn du RTL oder Sat1 empfangen konntest. Verbogen hast du dich, während du die Zusatzantenne an der Glotze anbrachtest und so lang in die Luft hieltest, bis das Bild halbwegs klar war, um dann eiligst einen Buchstapel unter jene Antenne zu bauen, um sie in Position zu halten. Sowas bekam man damals sonst nur im Zirkus Roncalli zu sehen. Der große Mettini an der Antenne des Todes! In der Manege passierte das alles allerdings ohne den finalen Absturz des Artisten in den Bücherstapel. Meistens.
Absturz hin oder her: Zog draußen eine Regenwolke vorbei, war´s das ohnehin mit Knight Rider. Kein Empfang. Over and out. Fernsehen war ein geradezu körperliches Abenteuer. Der Sport des kleinen Mannes. Zeitweilen ein Glücksspiel unter Lebensgefahr. So war das.
Echauffiert haben wir uns in dieser noch jungen Stunde des Privatfernsehens, als man unser Programm für Werbung unterbrach! Das kannten wir ja nicht. Mitten im Turbo-Boost, während das Auto über Abgründe und Bösewichte flog, unterbrachen diese Arschlöcher in den Sendeanstalten den Adrenalinrausch, dein wohl gefährlichstes Abenteuer der Woche! Immerhin hat uns das die besten Werbejingles der Geschichte beschert. »Ich will so bleiben, wie ich bin«, »Like Ice in the Sunshine«, »Wrigleys Spearmint Gum, Gum, Gum«. Ich schmelze dahin, bei diesen Erinnerungen.
Was folgte, war die Ära der Talk- und Spielshows. Man nehme ein Rudel zerstrittener Halbaffen, setze einen gebildeten Moderator als Schiri ein, man verfrachte alle in eine bunte Talk- oder Spielshow-Kulisse und füttere das Ganze mit johlendem Publikum an. Fertig ist die Unterhaltung am Nachmittag!
Heute ist das ja alles ganz, ganz anders. Werbung gehört zum guten Ton, wir streamen unser Programm via Internet auf hauchdünne Displays und nehmen interaktiv, mittels Smartphone-App, teil am Live-Programm. Welch unsägliche, künstlerische, wie auch intellektuelle Möglichkeiten das eröffnet! Es ist unglaublich. Die Werbung schauen wir uns in kleinen Fenstern an, die während der Sendung eingeblendet werden. Dafür wird ab und an der Ton der Live-Sendung unterbrochen. Wir nehmen es dankbar an. Mehr oder minder. So wie schon vor 20 Jahren eben, als man die Werbeblöcke mitten im Turbo-Boost schaltete.
Zwischenzeitlich haben wir Frank Elstner und Thomas Gottschalk durch keine Geringeren als Guido Maria Kretschmer und Heidi Klum ersetzt. Auch diese Änderung wird uns vermutlich ein schöneres Leben bescheren. Wir schauen uns jetzt an, wie Menschen einkaufen gehen oder sich sechzehnjährige Mädchen, wie man die Protagonisten des Trash-TV für Minderjährige und Minderbemittelte nennt, für ein Foto jeglicher Menschenwürde entledigen und die Eltern ihren Kindern auch noch begeistert applaudierend dabei zusehen. Manchmal schauen wir uns einfach intellektuell beseelte Millionäre an, wie sie im Alltag vor sich hin oxydieren, ihre Kohle in die Weltgeschichte pusten, Angestellte abfällig behandeln und nennen es Dokumentation.
Petrolgrün ist jetzt plötzlich nicht mehr Petrolgrün. Petrolgrün ist jetzt Eisvogelblau! Wenn Guido das sagt, dann ist das auch so! Zusammenhalt und Wertschätzung sind nicht mehr so wichtig wie die Statur einer Blindschleiche auf Droge, bei natürlich absolut gesunder und ausgewogener Ernährung! Heidi sagt das, dann ist das ja wohl auch so.
Die beiden, der Guido und die Heidi, die müssen es ja wissen, wurden sie doch von irgendwelchen Marketingstrategen zu Wissenden ernannt, noch bevor man irgendetwas von einem selbstgeschaffenen Lebenswerk, dieser Protagonisten gehört hätte, das die Expertise rechtfertigen würde. Jedenfalls bis dann eben irgendwer, bunt verpackt, gesagt hat, sie wären Experten. Und hier ist die Kette nicht zu Ende. Nein, nein: Unsere Experten ernennen wiederum Experten, die in Wirklichkeit gar keine sind. Es reicht augenscheinlich, in New York oder Los Angeles zu wohnen und für andere Experten gearbeitet oder einfach nur ein Selfie mit ihnen gemacht zu haben! Getreu dem Motto Unter den Blinden ist der Einäugige der König, fachsimpelt man fortan, was das Zeug hält. Immer begleitet von kreischenden Minderjährigen oder eben alten Minderbemittelten. Oh ja, und irgendeine Besonderheit sollte man sich zudem einfallen lassen. Nasales Sprechen. Stöckelschuhe als Mann, den eigenen Brüsten Namen geben ... Irgendetwas Derartiges reicht völlig. Ein Slogan, wie Der Tasche muss lebendig sein. Absolut konkurrenzfähig unter Experten.
Und es funktioniert. Die Crowd, das Volk der Dichter und Denker, der Ingenieure und Erfinderinnen, lässt sich bereitwillig von ihnen umerziehen. Egal, ob du fortan Klamotten anziehst, die Dieter Thomas Heck allenfalls als Testbild in Kamera 3 gehalten hätte. Egal, ob Kevin nun Ohrstecker trägt, die durch eingebaute LEDs blinken wie ein Weihnachtsbaum in einem Friseursalon oder wie der Zugangsschlüssel zu Area 51 aussehen:
Es ist einfach hipp. Es ist vong. Es ist sogar scheißegal, ob dir selbst als minderbemittelter Protagonist peinlich ist, was du da gerade tust! Es wird noch hipper dadurch, dass du dir die Peinlichkeit nicht anmerken lässt und dich selbst darstellst, als seist du das neue Maß der Dinge, ein Experte im Aufstieg sozusagen! Du bist nun Trendsetter und mit etwas Glück und Folgsamkeit, trägst Du bald den Titel Next Top-Möbel und erscheinst in einem Möbelkatalog, den keiner kennt oder für wichtig hält. Aber man erwähnt den Katalog einfach immer und immer wieder im Fernsehprogramm als den wichtigen deutschen Katalog, damit er wichtig erscheint. Und plötzlich halten ihn auch alle dafür. Jedenfalls die, die dich als Möbel für bedeutend halten. Den Rest der Welt interessiert´s nicht. Auch das ist nicht schlimm: Denn fortan tust du einfach so, als würde es den Rest der Welt überhaupt nicht geben.
Das ist allerdings noch der harmlose Teil, mit dem wir Minderjährige und Minderbemittelte davon überzeugen, dass alle Oberflächlichkeiten dieser Welt wichtiger sind, als diese altmodischen Werte, die noch unsere Großeltern erlernt haben.
Der Trick: Du musst diese altmodischen Werte einfach stets in mütterlicher Manier als seeeeehr wichtig benennen. Freundschaft: Seeeehr wichtig. Integrität: Seeeehr wichtig. Respekt: Seeeehr wichtig. Und so weiter. Schon werden sie von der Crowd als das unwichtigste erachtet, was man sich nur vorstellen kann und jene, die ihr Hirn noch benutzen, können dir nicht einmal den Vorwurf machen, gegen den kleinen Knigge verstoßen zu haben. Ein so einfaches, wie geschicktes Täuschungsmanöver.
Möchtest du jemanden öffentlich als völlig blöd dastehen lassen, ohne den Unmut der Öffentlichkeit auf dich zu ziehen, äffst du einfach betonungslos nach, was er soeben gesagt hat oder formulierst ebenso trocken Sätze, wie: »Ich bin so froh, dass ich es mit solch individuellen Personalities zu tun habe.«
So richtig lustig wird´s aber erst, wenn du junge Erwachsene, die intellektuell nie über das Stadium eines Höhlenmenschen hinausgekommen sind, in einen Container einsperrst oder auf einer einsamen Insel aussetzt. Oh, am besten nackt! Welch furiose Idee! Einzige Zugangsvoraussetzung: Sie müssen einen Körper wie aus dem Katalog haben oder sonst irgendwelche übertriebenen Reizauslöser vorweisen können. Finanziell abgebrannt oder karrieregeil sind ebenfalls Attribute, die die Hürden zur Teilnahme senken, sind sie doch förderlich, für das, was kommen wird. Wem nackt nicht zusagt, dem sei auch die Variante 20 Notgeile bewerben sich auf Beischlaf mit nur einer Schönheit empfohlen. Nackt macht sich unterwegs schon irgendwer ganz von allein, setzen wir unsere Schönheit doch als höchstintelligent und nicht verarmt in Szene. Dass das Objekt der Begierde schlicht ein gut aussehender, wenn auch völlig beziehungsunfähiger Normalo ist, werden unsere Kandidaten erst nach der Sendung bemerken. Aber dann ist es ja auch egal, denn immerhin können wir mit diesen simplen Mitteln sowohl teure Kulissen, als auch ein Fernsehballett einsparen!
Zurück zur Insel der Nackten: Dort angekommen beschäftigst du sie mit belanglosen Spielen, Hunger oder einfach Langeweile. Nicht nur Marsmissionsforscher der NASA, sondern auch TV-Formatsexperten wissen, was passieren wird: Ein Teil der Gruppe wird innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums beginnen, sich aufgrund von Nichtigkeiten gegenseitig die Augen auszukratzen. Natürlich mimst du jetzt die Model-Mama und sagst in theatralischem Ton:
»Na, na, na! Das darf nicht sein! Letzte Verwaaaarnung!«, um schon einmal die Moralkritiker zu beruhigen, die dich und deine Sendung andernfalls in der Presse zerfleischen würden.
Deine nackigen Teilnehmer auf der Insel wird das nicht interessieren, denn die befinden sich ja in einer psychologischen Ausnahmesituation. Schließlich sind sie nackt und hungrig auf einer Insel, zusammen mit anderen nackten und hungrigen Inselaffen und müssen dumme Spiele spielen. Alles freiwillig natürlich, für viel Geld. Jedenfalls aus deren Perspektive. Immerhin sind sie ja finanziell abgebrannt und karrieregeil. Passieren wird ihnen ob der Verwarnung natürlich nichts. Es sei denn, sie tun irgendetwas, bei dem man die Kritiker nicht mehr mit einer mütterlichen Verwarnung beruhigen könnte. Dann schmeißt man sie halt schweren Herzens aus der Sendung, ohne jedoch zu vergessen, auch das drei Wochen lang medial auszuschlachten.
Der andere Teil der Gruppe von bildhübschen Höhlenmenschen besteht leider aus Charakteren, deren Ding es nicht ist, Konflikte auszutragen. Sie sind auf den ersten Blick also ein medialer Flop, wären da glücklicherweise nicht noch unsere Joker-Attribute nackt und karrieregeil:
Was diese possierlichen Individuen tun, ist ebenfalls klar: Sie werden übereinander herfallen, als hätten sie den modernen Porno selbst erfunden. Das, liebe Kritiker, ist mitnichten verwerflich! Immerhin geht es hier um wahre Liebe unter volljährigen Freunden, nicht wahr? Okay, okay, das Eine oder Andere ist vielleicht zu verpixeln. Aus Gründen des Jugendschutzes. Wir pixeln aber nur haargenau das, was rein juristisch betrachtet gepixelt sein muss. Und nur zu exakt jenen Uhrzeiten, zu denen es gepixelt sein muss! Schließlich geht es um die Liebe! Und um Karrieren! Und um Geld! Diesen Genuss der intellektuell anspruchsvollen Unterhaltung sollen ja möglichst viele Menschen in Reinform sehen dürfen!
Leider wird das Schauspiel unserem inzwischen sabbernden Publikum ebenfalls zu langweilig. Irgendwann weiß halt einfach jeder, wie nackte, mit Silikon und Botox vollgepumpte Neandertaler beim Pimpern und beim Schlammcatchen aussehen. Das kennt man alles schon. Bevor also wirklich niemand mehr einschalten möchte, ist es an der Zeit, die nächste Hürde der Ethik, des Intellekts, wie auch des guten Geschmacks zu nehmen und ein brandneues Format zu erfinden! Eben jenes muss sich jedoch als soziales Experiment bezeichnen lassen. Auch hier gilt es, die Kritiker möglichst lang in Schach zu halten:
Eine völlig spontane, wie abwegige Idee wäre es beispielsweise, reifere Frauen gegen blutjunge Frauen in die Manege zu stellen, um sie um die Gunst sexuell ausgehungerter Herren buhlen zu lassen. Das Ganze nennen wir provokant Die Olle oder die Dolle? und schicken die hübschen, aber finanziell abgebrannten Neandertalerdamen ins Rennen. Das soziale Experiment besteht natürlich darin, herauszufinden, ob es bloß schnöde weibliche Reize oder die wahre Liebe sein wird, die das männliche, finanziell abgebrannte, aber bildhübsche Neandertalerindividuum anzulocken vermag.
Wichtig an dieser Stelle ist eine Art Notfallplan, denn was, wenn unsere zugegebenermaßen minimal frauenverachtende Idee einer weiteren frauenverachtenden Fernsehsendung mit potenziell minderjähriger Zielgruppe gar als nicht okay eingestuft werden sollte? Was, wenn jemand herausfindet, dass wir die Werte der Zivilisation mit Füßen treten und dazu beitragen, weitere Neandertaler heranzuzüchten, nur um das Fernsehballett einzusparen? Was, wenn wir plötzlich feststellen, dass Jugendliche aufgrund ihres Medienkonsums ein völlig surreales Bild von Sexualität und ihrer Rolle in einer modernen Gesellschaft vermittelt bekämen?
So unwahrscheinlich diese abenteuerlichen Thesen auch sein mögen, unser Notfallplan soll wie folgt lauten:
»Wir wollten mit unserem umstrittenen TV-Format lediglich in provokanter Weise auf die Oberflächlichkeit von Teilen der heutigen Gesellschaft und der Medienlandschaft aufmerksam machen. Sollten wir das Werteempfinden und die Gefühle der Zuschauer verletzt haben, so entschuldigen wir uns in aller Form für diese Fehleinschätzung.«
In Kombination mit den geltenden Gesetzen der Kunst- und Pressefreiheit, wird uns dieser Satz nahezu unangreifbar aussehen lassen. Und je mehr sich die Kritiker echauffieren, umso mehr Aufmerksamkeit und Werbeeinnahmen werden wir generieren. So lang die sabbernde Meute hinschaut! Und je länger wir senden können, umso größer können wir uns die sabbernde Zuschauermeute heranzüchten. Eine Gelddruckmaschine! Wer braucht schon Verschwörungstheorien, um die Weltherrschaft an sich zu reißen? Wer braucht Kulissenbauer und ein Fernsehballett? Neandertaler sind viel billiger!
Ich frage mich: Hat Frank Elstner diese Entwicklung kommen sehen, als Thomas irgendwann in abgefahrenen Klamotten die Sendung übernommen hat? Ich meine ... Nicht, dass Thomas ein Neander ... Nein, das sicherlich nicht. Und vermutlich findet sich hier ebenfalls die Grenze, zwischen seichter Unterhaltung und menschenverachtendem Unsinn. Darin, ob die Protagonisten über Hirn und Verstand verfügen und wissen, was sie da eigentlich tun oder eben nicht. Ob sie aktiv gestalten, oder bloß ein hohler Spielball irgendeines Konzepts sind.
Unterhaltung funktioniert mit Sensation. Wie im alten Rom. Daran ändert sich nichts. So sind wir Menschen. Niveau ist aber weder eine Hautcreme noch reine Glückssache. Das zumindest wird mir klar, wenn ich in Nostalgie an den blauen Bildschirm mit den gelben Sternen und der Eurovisionsmelodie zurückdenke. Ich ewig gestriger. War ich es, der sich damals gefragt hat, ob es wirklich interessant ist, einem Kerl beim Telefonbuchzerreißen im Rahmen einer Saalwette zuzusehen? Damals hat der TED entschieden. Heute sind wir umso mehr gefragt, zu entscheiden, indem wir einschalten oder eben nicht. Es ist, wie beim Verkehrsunfall, unsere ganz eigene Entscheidung, ob wir gaffen oder es lassen. Es ist unsere Entscheidung, was das Thema des Tages sein soll und was nicht.
Für die jungen Neandertaler unter uns möchte ich diese Erkenntnis etwas einfacher formulieren:
Liebe Influencerin, lieber Influencer,
Eins habe ich gelernt im Leben. Die wesentliche Frage, die du dir immer wieder stellen solltest, ist:
»Hä?!«
Ich schwör!