Читать книгу Xiao Yang will es wissen - Lene Levi - Страница 5
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ОглавлениеNach einer knappen Stunde hatten sie Bad Zwischenahn erreicht. Das Casino Royal war erst vor einem halben Jahr eröffnet worden, hatte sich aber bereits in dieser kurzen Zeit das Ansehen erworben, das luxuriöseste und teuerste Hotel am ganzen Zwischenahner Meer zu sein. Es war ein großer, weiträumiger Neubau, teils Hotel, teils Spielcasino - alles aus Beton, Glas und Stahl. Robert war noch nie im Inneren des Hauses gewesen, obwohl er schon mehrmals durch den dazugehörigen, weitläufig angelegten Rhododendronpark spaziert war. Es war sicher ein idealer Ort für Spielsüchtige, für Glücksucher aller Art, für frisch verheiratete oder für unverheiratete Paare, die sich hier amüsieren wollten. Für Roberts Geschmack boten sich aber nicht sehr viele Möglichkeiten für sonstige kulturelle Unternehmungen. Es war aber sicher auch nicht der ideale Ort für ein Gewaltverbrechen.
„Würdest du heute mit mir noch zu Abend essen?“, fragte Xiao, als er sie durch die Glastür in das Foyer begleitete. Irgendwie schaffte sie es, ihren Wunsch wie einen Befehl klingen zu lassen, dachte Robert.
„Xiao, ich muss vom Gehalt eines Polizeibeamten leben.“
„Immerhin vom Gehalt eines Kriminalhauptkommissars“, konterte sie geschickt. Dann aber senkte sie ihre Stimme: „Ich möchte aber heute Abend nicht ganz allein sein. Der erste Abend an einem fremden Ort könnte ein bisschen eintönig werden, wenn ich nicht gleich ein paar Millionäre kennenlerne.“
Ein flüchtiges Grinsen huschte über seine Lippen. Robert glaubte nun doch daran, dass sie hergekommen war, um tatsächlich solche Leute kennenzulernen, und vielleicht durfte er ihr deshalb nicht einmal Vorwürfe machen. Wenn sie solche Absichten hatte, dann war das Casino Royal auf jeden Fall der richtige Ort.
„Tut mir leid, daraus wird nichts, war ein anstrengender Tag“, antwortete Robert ausweichend.
Der Empfangschef trat auf sie zu. „Herzlich willkommen in unserem Haus, verehrte Dame.“
Robert, der einen abgewetzten grünen Parka trug und sich mit seinen ausgebeulten Cordhosen etwas deplatziert vorkam, spürte, wie der Blick des Angestellten ihn leicht abfällig abscannte, bevor er sich wieder dem neu angekommenen Hotelgast zuwandte. „Ihr Gepäck ist bereits eingetroffen. Es befindet sich schon in ihrer Suite. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise?“
Das hätte ich nun doch nicht für möglich gehalten, dachte Robert. Immerhin, der Service scheint zu funktionieren. „Dann ist ja alles gut.“
Um sich endgültig von ihr zu verabschieden, gab er ihr einen angedeuteten Kuss auf die Wange, der auf seinen Lippen einen unangenehmen Nachgeschmack zurückließ. Vermutlich lag es an dem synthetischen Parfum, das Xiao benutzte. „Wir sehen uns ja morgen bei deinen Verwandten. Ruf mich einfach an, falls du irgendwas brauchst.“ Er steckte ihr seine Visitenkarte zu und verschwand.