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Nero im Reifrock. I.

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„Eine neue Verschwörung der Garden ist entdeckt!“

Das war der Morgengruß Orlow’s am 23. Mai 1765 an die Zarin Katharina II.

Sie sprang mit beiden Füßen aus dem Bette und faßte den Günstling bei dem Goldkragen seiner Uniform. „Hast du sie verhaftet, Gregor?“ rief sie zornig.

„Sie sind in deiner Hand, Katharina.“

Die Kaiserin nickte und zeigte vergnügt lächelnd ihre schönen Zähne, dann warf sie einen mit flandrischen Spitzen besetzten leichten Schlafrock über sich, riß an der Glocke und berief ihre Vertrauten. Ohne Orlow weiter zu beachten, ging sie, die Arme auf der Brust verschränkt, mit großen Schritten in ihrem Schlafgemache auf und ab. In wenig Minuten waren die Fürstin Daschkow, Graf Panin, Geheimrat Teglow, Generalleutnant Wegmare um sie versammelt.

Zuletzt erschien Frau von Mellin, die schöne Amazone, welche das Regiment Tobolsk als Oberst kommandierte, im grünen militärischen Ueberrock, den kleinen dreieckigen Hut kokett auf das Toupet gestülpt, die Reitpeitsche in der Hand. Zu ihr wendete sich die Kaiserin zuerst.

„Setzen Sie sich zu Pferde, liebe Mellin“, rief sie noch immer erregt, „teilen Sie scharfe Patronen an Ihre Soldaten aus und führen Sie das Regiment hierher zur Ablösung der Garden. Eilen Sie!“

Der schöne Oberst salutierte und flog dann rauschend aus dem kaiserlichen Schlafgemache.

„Eine neue Verschwörung der Garden“, fuhr Katharina fort, „will die Empörung gegen mich kein Ende nehmen? Was wollen die Menschen, die sich unter meine Räder werfen, wie wahnsinnige Indier vor den Wagen ihrer Göttin? Ich muß sie zermalmen und ich will doch kein Blut sehen. Seit zweiundzwanzig Jahren ist kein Schafot in meiner Hauptstadt aufgerichtet worden, heute will ich aber ein Exempel statuieren! Graf Panin, eilen Sie in die Kaserne unserer Garden und sprechen Sie den Verführten zu; Sie, Teglow, versammeln den Senat. Ihre Truppen, General Wegmare, besetzen die Straßen zum Palast, Ihre Geschütze, Orlow, fahren unten auf dem Platze auf.“

Die Kaiserin machte eine Bewegung gegen das Fenster.

Jeder neigte sich tief und eilte, den Befehl der unumschränkten Herrscherin Rußlands zu vollziehen.

Nicht lange danach verlangte eine Deputation der Garden, welche die Wache im Palaste bezogen hatten, von ihr Gehör. Katharina erbleichte, aber befahl kurz und stolz sie einzulassen. Die Deputation marschierte herein, zwei Offiziere, zwei Unteroffiziere, zwei Soldaten, und stellte sich in Reih und Glied.

Die Kaiserin schritt langsam ihre Front ab, Mann für Mann fest ins Auge fassend, und blieb dann vor ihrem Toilettentisch stehen, die Hände nach rückwärts auf denselben gestützt.

„Wer hat euch gewählt?“

„Unser Regiment.“

„Zu welchem Zwecke?“

„Wir verlangen Gerechtigkeit für unsere Kameraden.“

„Ihr bittet um Gnade.“

„Um Gerechtigkeit“.

„Gerechtigkeit soll ihnen werden“, rief die Kaiserin rot vor Zorn, „und euch! Bei dem nächsten Komplotte laß ich eure Regimenter dezimieren.“

„Wenn Ihr es wagt“, rief der Sprecher der Soldaten, ein junger Offizier.

„Es wird sich zeigen, was ich kann, adieu!“ Katharina kehrte ihnen den Rücken und trat an das Fenster. „Geht!“

Die Garden rührten sich nicht.

„Geht!“ herrschte sie ihnen zu.

„Wir gehen nicht! — Gebt unsere Leute heraus!“ schrien sie tumultarisch durcheinander.

„Gib sie heraus!“ rief der junge Offizier, unsanft Katharinas Arm fassend.

Die Fürstin Daschkow riß ihn zurück. In demselben Augenblick tönten die Trommeln des Regiments Tobolsk, und der weiße Federbusch der Frau von Mellin winkte die Straße herauf.

„Ich gebe sie nicht“, erwiderte Katharina kalt. „Strenge Strafe wird die Empörer treffen. Und nun zu Euch. Wer für Rebellen bittet, ist selbst Rebell.“ Sie trat rasch auf den jungen Offizier zu und riß den Degen aus der Scheide. „Ihr seid mein Gefangener. Und ihr“ — rief sie majestätisch den andern zu — „gebt Euch gutwillig, Ihr seid in meiner Hand.“

Kolben rasselten nieder, Frau von Mellin erschien in der Türe, ihre Soldaten hatten alle Ausgänge besetzt. Stumm, das Haupt gesenkt, ließen sich die Deputierten der Garden verhaften und abführen. Bald rasselten von allen Seiten die Trommeln, die Geschütze Orlow, Wegmare folgten Frau von Mellin auf dem Fuße; das Volk wogte auf und ab, planlos, mehr neugierig als aufgeregt; die Garden hatten sich gefügt und baten durch Panin um Gnade für die Schuldigen. Die Empörung war zu Ende.

„Ich will ein Exempel statuieren“, sprach Katharina, „ich gab mein Wort.“ Zugleich streifte sie den Spitzenärmel empor und besah den Fleck, den die rauhe Hand des jungen Rebellen in ihren vollen Arm gedrückt hatte. „Ich will ihre Köpfe fallen sehen.“

„Für diesmal laß dir den Appetit vergehen,“ entgegnete Orlow, „es ist nicht zu wagen. Eine öffentliche Hinrichtung kann uns neue unermeßliche Gefahren wecken.“

„Sind wir so schwach?“

„Wir sind es, so lange Prinz Iwan lebt,“ sprach Panin, „ihn nannte man den Garden als den rechtmäßigen Zar.“

„Wer nannte ihn?“

„Die Priesterschaft, die dir mißtraut, die du mit deinen Reformen beleidigst.“

„Sollen die Rebellen deshalb straflos ausgehen?“ fragte die Daschkow.

„Sie müssen sterben“, rief die Kaiserin mit funkelnden Augen, „man begrabe sie in den Kasematten ohne Licht, ohne Speise und Trank, dort sollen sie verfaulen.“

Während sie mit heftigen Schritten durch das Gemach ging, zeigte die schöne Frau ihren Anhängern den üppigen zornig wogenden Busen ebenso erbarmungslos, wie sie das Todesurteil ihrer Feinde sprach.

„Zieht die Truppen im Palaste, in den Kasernen zusammen und laßt sie unter Waffen bleiben bis zum Abend. Ich werde zu Pferde steigen und mich dem Volke zeigen. Jetzt aber will ich mich ankleiden,“ fügte sie schelmisch lächelnd hinzu. „Au revoir!“

Sie waren allein, Katharina die Große, wie Voltaire die Zarin getauft hatte, und Katharina die Kleine, wie der Hof scherzweise die Fürstin Daschkow nannte.

Die Kaiserin war in der vollen Blüte ihrer Schönheit, eine mittelgroße Gestalt von den feinsten Proportionen, etwas zu üppig für den Reifrock, wie modelliert für das Piedestal einer antiken Göttin. Die Ungebundenheit ihres Spitzenneglig es zeigte bald die kleinsten Füße, die niedlichsten Hände, bald den prächtigen Busen.

War sie auch eine Meisterin der Verstellung, ihr Kopf verriet sofort das große Weib, das zum Herrschen geboren war. Auf ihrem Antlitz lag eine naive Selbstvergötterung, eine sonnige Freude an sich selbst. Die hohe edle Stirn, das große, klare blaue Auge, die kühnen, zornigen Brauen, die feine schwungvolle Nase, dieser kleine Mund mit den allerliebsten dicken Lippen, beinahe zu klein zum Küssen, dieses auffallend entwickelte runde harte Kinn, dieser Amazonenhals, die kleinen neronischen Ohren, das üppige, trockene, rotblonde Haar, das unter dem Kamme knisterte und sprühte wie ein Miniaturgewitter, das alles sprach deutlich: Dieses Weib verlangt unbändig nach Herrschaft und Genuß, aber sie hat auch das Genie zu lenken, zu gebieten, zu genießen, den starken Willen, den Hindernissen nur spornen. Es fehlt ihr aber auch nicht an List, dieselben zu umgehen, wenn sie nicht zu zertreten sind.

In diesem Weibe ist keine Spur von Sentimentalität, aber auch keine Grausamkeit. Sie wird kein Mittel scheuen, ihren Zweck rasch und vollständig zu erreichen, sie wird durch das Blut ihrer Gegner waten, wenn es sein muß, aber sie wird niemand quälen. Ja, es spricht ein feiner menschlicher Geist aus ihrem Antlitz, es liegt eine gewisse Güte auf demselben, die Güte des Löwen gegen die Maus.

Sie ist die gefährlichste Despotin, sie strömt eine wollüstige Atmospäre aus, vor ihr beugt sich freiwillig jedes Knie, und jeder Nacken ist bereit, sich ihr Joch aufzuladen.

Die „kleine Katharina“ bildet den größten Gegensatz zu ihr. Die Fürstin Daschkow ist eine schmächtige, geistige Frau mit unruhigen Bewegungen, einem bleichen, nervösen Gesichtchen, das unendlich gescheit, unendlich veränderlich und unendlich pikant ist.

Die beiden Damen schwiegen geraume Zeit, dann sehen sie sich einen Augenblick an. Sie haben sich sofort verstanden.

„Wollen wir Toilette machen, Katinka?“ spricht die Kaiserin und öffnet ihr Haar. „Nein!“ ruft sie plötzlich und stampft mit dem Fuße. „Wir wollen plaudern.“

Die Fürstin ging rasch zu der Türe, welche in den Vorsaal führte, öffnete sie, blickte hinaus und schloß sie wieder. Dann setzte sie sich auf ein Taburett zu den Füßen der Kaiserin und sagte leise: „Iwan muß sterben.“

„Ja, er muß sterben“, sprach die Kaiserin trübe, dabei stützte sie den Kopf schwermütig in die Hand, wie ein verliebtes Mädchen.

„Du darfst nicht dulden, daß sich dir etwas entgegenstellt“, flüsterte die Daschkow eifrig fort, „jeder Tag bringt neue Gefahren, neue Hemmnisse. Du hast das Recht, sie aus dem Wege zu räumen, und die Pflicht, denn deine Bahn geht aufwärts. Du verfolgst große menschliche Ideen, ihnen mußt du diesen blöden Knaben opfern. Iwan muß sterben.“

„Du bist die einzige Seele, der ich wahrhaft vertraue, meine einzige Freundin“, begann Katharina II.

„Nein, du hast keine Freunde“, fiel die Fürstin ein, „du machst aus Freunden wie aus Feinden Werkzeuge deiner Taten. Du hast Recht. Auch ich bin nur dein Werkzeug, aber du bindest mich mit den stärksten Banden echter Sympathie. Ich liebe die Menschheit, ich liebe mein Vaterland, und beiden dienst du, indem du die Zügel führst.“

„Ich will es“, entgegnete Katharina II., „ob ich es kann, wird die Zukunft, wird die Geschichte entscheiden. Siehst du, ich denke so. Die französischen Philosophen haben die große Wahrheit entdeckt: der Mensch ist zur Freiheit geboren, frei kann er aber nur durch Bildung werden. Ich beherrsche ein Riesenreich. Ich will in diesem Reiche Bildung säen, damit auch hier einst die Saat der Freiheit reift.

Ich weiß, daß kein Mensch das Recht hat, andere zu knechten, aber meine Natur verlangt nach Herrschaft, nach unumschränkter Herrschaft. Und wenn ich Bildung, Freiheit erst zertreten müßte, um zu herrschen, ich zweifle keinen Augenblick, daß ich es täte und ohne Bedenken. In diesem Reiche aber hat mein Wille keine Schranken, ich kann hier gebieten, wie ein Alexander, jede meiner Launen sättigen, wie ein Nero, und für die Menschheit wirken, wie ein Philosoph. Die Gegenwart ist mein, die Zukunft kann ich neidlos meinem Volke geben. Die „Semiramis des Nordens“, wie Voltaire mir schmeichelt, will ich nicht bloß heißen, sondern wahrhaftig sein.

Glaube mir, man verzeiht uns Mächtigen der Erde unsere Laster, aber keine Schwächen, und sind meine Entwürfe nicht groß, nicht menschlich genug, ihnen manchen tollen Kopf zu opfern, manche Unmenschlichkeit zu vergeben?“

„Deine Politik überrascht Europa“, erwiderte die Daschkow, „Frankreich und Oesterreich sehen sich durch dich getäuscht, indem du mit Friedrich dem Großen Hand in Hand gehst. Die katholischen Mächte sehen staunend, wie du die Dissidenten in Polen offen zu beschützen wagst, wie du diesem unruhigen Volke in Poniatowski einen König gibst, der dein gekrönter Sklave ist.“

„Mut ist alles, Katinka. Ich habe den Mut, der eine große Politik macht. Ich bin entschlossen, vorwärts zu gehen, ohne Rücksicht, ohne Erbarmen. Ich will Rußland vor allem groß machen. Die Fäden meiner Diplomatie spielen mit Erfolg nach allen Richtungen, meine Heere bedrohen zugleich Schweden, Polen, die Türkei und Asien. Ich will die Türken aus Europa jagen und Polen teilen: Mein Volk soll sich aus der Barbarei erheben. Große Reformen sind in das Leben getreten. In religiöser Duldung steht mein Reich obenan, der Handel, die Gewerbe blühen auf. Ich kenne das Uebel, das unseren Landbau hemmt und will es an der Wurzel anfassen, ich will die Leibeigenschaft aufheben, ich will Deputierte aller Stände, aller Völker meines Reiches nach meiner Hauptstadt berufen, damit sie ein neues Gesetzbuch schaffen, und diese Versammlung soll der Anfang eines Parlamentes sein.

Hat je ein Monarch dies alles freiwillig getan, wenn ihn keine Empörung dazu zwang?

Ich tue es, weil ich will, und dies gibt mir ein Recht, zu herrschen. Daß ich dies Recht so schwer erkaufen muß, ist das meine Schuld? Ich hasse Maria Theresia, weil es ihr so leicht gemacht wird, zugleich groß und tugendhaft zu sein. Kein starkes Herz kann ohne Liebe und Ehrgeiz leben.

Ich habe meinen Gatten gestürzt, getötet, weil ich mußte, weil ich ihn nicht liebte und weil ich herrschen wollte. Er konnte es nicht. Hätte er mir den Thron freiwillig geräumt, ich hätte ihn geschont. Ich habe einmal Blut vergießen müssen, um zu regieren, jetzt kann von etwas mehr oder weniger nicht mehr die Rede sein. Wer sich gegen mich empört, soll in den Kasematten meiner Festung verfaulen. Ich habe ein Recht zu herrschen, und ich will herrschen!“

Die Fürstin sah sie mit einem bedeutungsvollen Blicke an.

„Du glaubst wohl, Katinka, ich täusche mich über meine Lage“, fuhr die Kaiserin fort. „Ich schrieb einmal an Voltaire — wie gleich?“ — sie dachte nach.

„So war es: In der ungeheuren Ausdehnung Rußlands ist ein Jahr nur ein Tag, wie tausend Jahre vor dem Herrn. Dies meine Entschuldigung, daß ich noch nicht so viel getan habe, als ich sollte. Dazu die vielen rohen und widerstrebenden Elemente, die Unzufriedenheit aller jener, welche auf die Thronumwälzung ihre Hoffnung gebaut haben und sich getäuscht sehen, aller jener, die sich durch meine Reformen in ihren Interessen bedroht finden. Bis jetzt habe ich glücklich laviert, die Partei Orlow und die Partei Panin gegeneinander abgenützt, mir beide dienstbar gemacht, meine Mitschuldigen vor meinen Triumphwagen gespannt. Liegt nicht sogar Humor darin, wenn ich den Arzt, der dem Vater das Gift bereitet, zum Leibarzt des Sohnes machte?“

„Zum Leibarzt deines Sohnes, des Thronfolgers“, warf die Fürstin ein.

Die Kaiserin zuckte die Achseln. „Ich habe sogar aus dem Geliebten meinen Sklaven gemacht, und doch bedroht mich jeder Tag mit neuen schlimmen Zeichen. Als ich in Moskau festlich einzog, im kaiserlichen Hermelin, hat mich auch nur ein einziger Jubelruf begrüßt? Das Volk stand schweigend in den Straßen und staunte das Gepränge an. Die Garden bereuen ihre Tat, und diese ehrgeizige Priesterschaft, die ich mit den Waffen des Jahrhunderts bekämpfe, stellt mir diesen Popanz entgegen, diesen blöden Prinzen Iwan? Aber dieser Popanz hat zum Unglück Blut in den Adern, und ich werde dieses Blut vergießen müssen, gegen meinen Willen.“

„Aber wie?“ fragte die Daschkow mit reizender Naivität.

„Wie?“ Die Kaiserin versank in Nachdenken. „Wie? — das ist es. Auf dem Hermelin sieht man jeden Blutfleck abscheulich. Ich darf kein neues Blut vergießen.“

„Ist das nötig?“ dachte die kleine Fürstin mit den Spitzen spielend, welche den Schlafrock ihrer Herrin umsäumten. „Du wirst ihn liebenswürdig töten, ohne Aufsehen.“

„Meinst du? — Apropos — du siehst so blaß aus. Härmst du dich um deinen General in Polen? Soll ich deinem Gatten einen Urlaub geben?“

„Um Gotteswillen“, fiel die Daschkow lebhaft ein, die Hände flehend zu der Despotin erhoben, „du erschreckst mich.“

Die Zarin lachte und legte den Arm leicht auf ihren Nacken. „Hat Panin deine Schlinge noch fest um den Hals, meine Kleine?“

„Er wohnt mit mir in Gatschina.“

„Sehr gut. Du darfst ihn jetzt am wenigsten loslassen, Katinka, du mußt ihn unter deiner Aufsicht behalten. Der alte Geck hätte nicht übel Lust, meinen Sohn auf den Thron zu setzen, den Knaben Paul, und den Regenten zu spielen. Behalte ihn im Auge und — in der Schlinge.“

„Verlasse dich auf mich.“

Die Kaiserin erhob sich, trat an das Fenster und schwieg.

„Es gibt doch Augenblicke, meine Kleine“, sprach sie dann nach einer Weile, „wo mich die Herrschaft müde macht und trostlos.“

Die Daschkow rührt sich nicht.

„Und was das schlimmste ist, Katinka, Orlow langweilt mich!“

Die „kleine Katharina“ sah überrascht zu der großen Katharina empor, dann spielte ein allerliebstes mutwilliges Lächeln um ihre Mundwinkel.

„Jetzt wollen wir Toilette machen“, rief die Kaiserin lachend, „und dann zu Pferde steigen und unserem treuen Volke unser Antlitz zeigen.“

Katharina II. Russische Hofgeschichten

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