Читать книгу FreiWillig - Folge 1 - Lilly M. Beck - Страница 2

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Grand Hotel Fick

Aufgeregt bin ich. Sehr. Wegen diesem Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Ich meine, man müsse mir ansehen, was ich im Schilde führe. Aber nichts. Keiner kümmert sich um mich. Niemand starrt mich an oder zeigt mit dem Finger auf mich. Dabei bin ich gerade dabei, etwas für mich sehr Mutiges zu tun. Ich kümmere mich heute Nacht nur um mich, meine Sehnsüchte und Bedürfnisse. Heimlich. Nehme eine kleine Auszeit, von Verpflichtungen und gesellschaftlichen Normen. Es geht nur um mich und mein Glück. Großes bedeutungsschwangeres Wort. Glück. Aber genau so ist es. Ich fühle mich mir gegenüber verpflichtet, dafür zu sorgen, dass meine Seele weniger heftig schreit (und ich dafür umso lauter, wenns gut wird mit dir heute…).

Der Kellner stellt meine Bestellung vor mich hin und ich bin froh, endlich etwas von dem Drink nehmen zu können. Gönne mir gierig einen großen Schluck. Perfekt. Der tut mir gut. Ich muss grinsen. Komme mir vor, wie ein Teenie, beim ersten Date mit dem Schwarm. Nur, dass man sich in den 90ern nicht gleich in Hotelbars verabredet hat, um direkt weiter gehen zu können. Also ich habe das nicht. Zu schade. Ich glaube, etwas mehr Nervenkitzel würde jedem gut tun, egal ob Mann, ob Frau. Sich was trauen und danach ein Geheimnis bewahren oder nur mit ganz besonderen Menschen zu teilen, schafft einen unglaublichen Raum an innerer Freiheit und Verbundenheit. Und das kann nun wirklich jeder heutzutage mehr als gut gebrauchen. Ich jedenfalls bin sehr offen für neue Erfahrungen…

Ich schaue mich in Ruhe in der Bar um. Die Einrichtung ist modern, aber sehr gemütlich. Es gibt sogar so etwas wie Liegewiesen. Wie ungewöhnlich. Das habe ich in Deutschland noch nie gesehen und spricht einfach für die lockere Atmosphäre dieser Stadt. Ich muss grinsen. Für mich ist das trotzdem nichts. Ich stelle mir vor, wie ich da sitze, dich beeindrucken will, aber gar keine lässige Position finde, meinen Drink zu nehmen. Oder diesen evtl. sogar in einer unbedachten Bewegung dir oder mir überkippe. So tun zu müssen, als würde ich dir zuhören, aber in Gedanken permanent abgelenkt zu sein, weil ich mich frage, wie das wohl gerade alles auf dich wirkt. Den Bauch einziehen und besonders sexy wirken und das alles gleichzeitig, nö, das ist mir alles zu anstrengend. So date ich nicht. Deswegen habe ich das große Sofa ausgesucht und mich da platziert. Strategisch auch prima, denn so kann ich sehen, wann du ankommst.

Ich betrachte gerade zur Beruhigung, wie sich das Licht in den Kristallen der sonst sehr schmucklos gestalteten Deckenleuchte bricht und spüre dann auch schon mein Handy in meinem Schoß vibrieren.

Wie begrüßen wir uns eigentlich? fragst du im Chat. Und ich antworte in Flirtlaune. Na auf den Mund. Ich bin total nervös und kann es gleichzeitig nicht erwarten, dich endlich zu sehen. Erst seit wenigen Wochen haben wir Kontakt. Unglaublich das alles. Und nur wegen eines jahrealtem Notizblattes.

Habe es zufällig wieder in die Finger bekommen und mich beim Lesen deiner E-Mail-Adresse sofort an den zurückliegenden Chat mit dir erinnert. Es ist Jahre her und war in der Mittagspause. Als verruchte Sekretärin habe ich mich ausgegeben und du daraufhin als eloquenter und sexy Chef. Ich grinse breiter beim Gedanken an das virtuelle Rollenspiel. Absolutes Klischee und doch so HEISS. Wir hatten Spaß. Eine Menge sogar. So viel, dass ich deine E-Mail-Adresse von Dir für eine Wiederholung bekam, aber mich dann doch nie gemeldet habe. Ich weiß nicht einmal genau, warum. Du hast mich so feucht gemacht damals und das nur durch Sprache und dein Kopfkino. Wahrscheinlich war es zu gut. Unsere Momente fast perfekt. So ist das im Virtuellen und will man sich den Zauber nehmen, indem man es in die Realität zerrt? Eindeutig nein.

Und nun höre ich auf mein Bauchgefühl, meine Intuition und sitze hier. Nur ein paar Wochen nachdem ich dich, aus einer Laune und Neugierde heraus, doch angeschrieben habe - und gebe heute deine Frau. Du bist geschäftlich in der Stadt und ich werde die Nacht bei dir verbringen. Das alleine ist total verrückt. Du bist mir quasi fremd und ich extra für dich angereist. Aber dieses Gefühl, das du mir gibst, kann ich gar nicht beschreiben oder fassen, ich weiss nur eins. Ich will dich live. Ich nehme noch einen Schluck aus dem Cocktailglas. Da brummt mein Handy: Babe, mein Herz schlägt mir bis zum Hals.

Ich lächle.

Dass du das vor mir eingestehst, macht dich extrem sexy für mich. Du überraschst mich mit deiner Art und wie du in mich zu schauen vermagst. Schon seit den ersten Momenten nach meiner ersten e-Mail. Du bist weltmännisch, oft abgeklärt und gelegentlich auch hart in deinen Ansichten, doch dann bist du wieder so humorvoll und leicht, unschuldig und naiv, wie ein Schuljunge und einfach generell lieb. Ein guter Mensch. Ich fühlte mich gleich wohl mit dir, sonst würde ich das hier auch nicht machen. Aus anfänglichen E-Mails wurde schnell wieder Chatten und darauf folgten sogar Telefonate. Nun fast täglich. Und nicht nur verrucht. Sondern fast schon freundschaftlich. Ich weiß, dass du gerade Vater geworden bist. Glücklich verheiratet. Welche Probleme es in deiner Firma gibt. Kenne Deine Ängste ... Für mich ist das sehr besonders, was mich total anturnt. Vertrauen. Dieses einzigartige Bündnis. Ich weiss, andere hätten nach der Info mit dem Ring und dem Baby garantiert den Kontakt abgebrochen, aber für mich spielt das gerade gar keine Rolle. Zwischen uns zählen gerade ganz andere Dinge. Du tust mir unglaublich gut. Schenkst mir Aufmerksamkeit und hörst dir meine Sorgen an und was mich zur Zeit bewegt. Manchmal ist es einfacher mit einem Außenstehenden sprechen zu können. So habe ich dir von meinem Erlebten erzählen können, über meine Beziehung, meine Sehnsüchte und habe nun gar keine Bedenken, einen wundervollen Abend und diese Nacht mit einem tollen Mann zu verbringen. So oder so.

Ich bin total gespannt auf Dich. Antworte dir. Wo bist Du? Mach Dir keine Sorgen. Es wird wundervoll. Ich küsse deine Aufregung einfach weg.

In diesem Moment ertönt ein leises Signal und es öffnet sich der Aufzug. Ich sehe, wie du an der Bar nach mir fragst und ihm dein Handy hin hältst. „Meine Frau erwartet mich? Tolles Lächeln, circa so groß?“. Der Kellner erkennt mich auf dem Foto, hat das Tablett voll und zeigt dir einfach nur die Richtung. Gut so. Mir rutscht das Herz, in mein nicht vorhandenes Höschen und ich will mit Dir alleine sein. So, Pokerface. Ich werde dir sicher nicht zeigen, dass du gerade für schwache Knie sorgst. Du trägst von deinem Geschäftstermin noch den Anzug und gefällst mir sehr. Wow, du siehst verdammt gut aus.

Ich stehe auf und komme dir entgegen. Wir begrüßen uns. Authentisch. Wie ein Ehepaar eben. Du zwinkerst mich an und lässt in einer fließenden Bewegung deine Hände über meine Hüften runter zu meinem Hintern gleiten. „Hey Babe“. Du ziehst mich nah an dich heran und drückst mir sanft einen Kuss auf. Mmmmh. Dein Duft. Ich grinse dich an. Halte deine Hand und gehe mit Dir zu der Couch zurück. Ist es gerade wärmer in dem Raum geworden? Ich spüre deutlich die Wirkung des Alkohols und Hitze in mir aufsteigen. Deine Berührungen haben Gänsehaut verursacht und meine Perle, die kleine Verräterin, pocht schon freudig. Vom ersten Moment an ist es so, wie auch am Telefon. Vertraut. Als kennen wir uns ewig.

Wir plaudern über meine Zugfahrt hierher, über deinen Tag auf der Messe und nun über uns. Unfassbar. Mein Kopf bekommt noch nicht zusammen, dass DU derjenige bist, mit dem ich die letzten geilen Orgasmen hatte. Ich erinnere mich sehr genau an alles, was wir miteinander gemacht haben… Solche Gier und Leidenschaft habe ich schon lange nicht mehr gespürt.

Während ich mir nicht anmerken lasse, dass ich in Gedanken längst bei unserem Liebesspiel bin, schaust du mich an und streichst eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Ich lege meinen Kopf in deine Hand und schaue dir intensiv in die Augen, als du näherkommst. Dein Blick ist so sanft. Ich atme deinen Duft nochmal tief ein. Du riechst so unglaublich gut. Streichelst über meine Wange und greifst in meinen Nacken. Ich versinke in deinen wundervollen, blauen Augen und verstumme einfach mitten in meinem Satz, weil ich glaube, du musst meinen Herzschlag hören können.

Die Aufregung hat meine Wangen rötlich eingefärbt. Oder war es doch der Alkohol? Nein… Ganz eindeutig du. Du machst mich nervös. Kann nicht fassen, wie gut du aussiehst. Jackpot. „Hanna, darf ich dich küssen? “. Deine Stimme klingt sanft, aber doch, als würdest du kein Nein akzeptieren. Was hast du gefragt? Ich habe Angst, vom Sofa zu rutschen, weil es gerade unter mir so flutschig wird. Meine Gedanken spielen verrückt. Passiert das gerade wirklich?

Trotz deines souveränen Tonfalls wartest du einfach, auf meine Antwort. Ich lächle und beuge mich zu dir vor. Warte nochmal kurz. Nehme nicht den Blick von dir, lächle verführerisch und antworte: „Ja bitte, küss mich.“ Mein Puls schnellt in die Höhe und mir wird schwindelig. Du lächelst ebenfalls.

Ich schließe die Augen und spüre sogleich deine sanften Lippen. Oh mein Gott, sind deine Lippen schön. Fühlen sich toll an. Deine Zunge. So behutsam. Forschend. Ich mache mit bei dem Spiel. Wir knutschen lange. Und ich muss lachen, als du mir atemlos sagst, wie gut ich küsse und wie wundervoll meine Lippen sind. Die haben dir ja auf meinen Fotos schon so gut gefallen. Ich liebe die Art, wie du mit mir flirtest. Niveauvoll, aber wenn es dann leidenschaftlich und dreckig wird, lässt du deine Maske fallen und zeigst mir deine Lust auf mich. Unverhohlen. Gierig. Geil. Weißt genau, was du willst und ich steh drauf, dass du es formulierst.

Wir bestellen noch mal für jeden einen Chardonnay und genießen unser Date. In der Bar ist kaum etwas los. Vor der Tür pulsiert das Leben, hier pulsiert es zwischen unseren Beinen. Ich bin mir nun ziemlich sicher, dass mehr zwischen uns passieren wird. Wir trinken, quatschen und lachen, wie immer miteinander. Wie unter Kumpels eben. Buddys. So nennen wir uns. Natürlich wissen wir, dass sich eine Art „Freundschaft-PLUS“ entwickelt hat. Aber hier, real, mit Anfassen, ist das nun die absolute Erwachsenenversion. Du bist mein Geheimnis und ich deines. Keiner ahnt, was du seit Wochen mit mir anstellst. Das darf auch nicht herauskommen. Schließlich wollen wir keinem wehtun. Niemanden verletzten. Einfach nur mal egoistisch sein und eine Nacht alle Grundsätze, nach denen wir sonst leben, alle Zwänge, vergessen. Einfach nur ficken.

Die Aufregung hat sich gelegt und alles fühlt sich mit dir so natürlich an. Unfassbar. Ich kann das gar nicht glauben. Alles ist so vertraut und fühlt sich einfach für ein erstes Date so perfekt und ausbalanciert an. So eingespielt, so wertig.

Nun hältst du mich im Arm und ich streichel sanft über dein Bein. Als wäre es schon immer so. Als gehöre meine Hand genau dahin, um allen zu zeigen, dass wir zusammen gehören. Das kann doch gar nicht sein. Ich schiebe dieses intensive Gefühl auf den Alkohol und die Gier nach solch einem Erlebnis. Morgen mache ich mir dazu Gedanken. Vielleicht.

Dann stelle ich das Glas auf dem Tischchen ab, drehe mich zu dir und küsse dich erst sanft, dann immer leidenschaftlicher. Als du meine Hand an deinem Oberschenkel stoppst, schaue ich dir frech grinsend in die Augen.

Deine Stimme ist noch tiefer als sonst, als du fragst: „Was hältst Du davon, wenn wir hochgehen? “. Da sind 1000 Schmetterlinge in meinem Unterleib. Es kribbelt überall und ich spüre, wie die innere Göttin in mir feiert. Dir zeige ich nur, dass mir die Idee sehr gefällt, nicke kurz zur Bestätigung und küsse dich lasziv.

Während ich meinen Trenchcoat und meinen Weekender greife, gibst du dem Kellner gerade noch ein großzügiges Trinkgeld. Wir wünschen einen schönen Abend und schlendern küssend und Arm in Arm zum Aufzug.

Während wir die restlichen Stockwerke hochfahren, stehen wir uns gegenüber. Wir sind alleine. Du hältst meinen Kopf in deiner rechten Hand und lässt deinen Daumen über meine Lippen streichen. „Babe, willst du das wirklich?“. Wir schauen uns lange an. Es kribbelt zwischen meinen Beinen und mein Puls schießt weiter in die Höhe. Ich nicke langsam und lecke dabei sanft über deine Fingerkuppe, halte deine Seiten und spüre deine Muskeln. Meine Lippen schmiegen sich um deine Fingerspitze und ich küsse sie sanft. Ganz langsam lasse ich deinen Finger in meinen Mund gleiten. Du stöhnst und lachst mich verführerisch an. Wir knutschen weiter. Bekommen kaum mit, dass wir schon im richtigen Stockwerk sind.

FreiWillig - Folge 1

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