Читать книгу FreiWillig - Folge 5 - Lilly M. Beck - Страница 2
ОглавлениеRausch
Ich bin so derart aufgeregt. Oh Mann. Wir hatten nun über vier Wochen kaum Kontakt. Generell habe ich damit gar kein Problem, aber die Wochen davor war‘s so intensiv mit uns, da hast du mir jetzt einfach sehr gefehlt. Verrückt, wie sehr man sich an etwas gewöhnt und wenn was besonders geil ist, will man es ja auch wieder haben… immer und immer wieder. Mit anderen Worten: Ich habe dich vermisst. Sehr. Aber das war mir auch schon bei unserem Abschied klar. Hatte dir das ja sogar, entgegen meiner Natur, bei unserem letzten Date gebeichtet. Normalerweise gebe ich mein Innerstes nicht so preis. Du warst da perfekt vorbereitet und hast mir ein Geschenk gemacht, das Ablenkung versprochen hat… Mal sehen, wie dir meine Erzählungen über meine Erlebnisse gefallen werden. Ein bisschen Angst habe ich schon…
Mein Alarm im Handy klingelt und holt mich so aus meinen Gedanken ins Hier und Jetzt. Ich hatte mir vorhin extra eine Erinnerung eingestellt, damit ich trotz Nervosität, rechtzeitig unten in der Einfahrt stehe, in der wir uns verabredet haben. Du hasst Unpünktlichkeit sehr und ich will dir nicht direkt einen Grund liefern, mich direkt zu strafen, obwohl das immer seinen Reiz hat…
Ich schnappe mir meine Jacke und den Rucksack. Für unser heutiges Vorhaben brauche ich keine Handtasche, hast du gesagt. Ich trage dunkle Jeans, Shirt und helle Sneaker. Lässig schick eben. Ich konnte den ganzen Tag an nichts anderes denken als an uns. Was, wenn sich in der Zwischenzeit etwas geändert hat? Wir haben nicht telefonieren können und auch die Verabredung heute kam nur über den Chat zustande, und da warst du auch eher kurz angebunden.
Ich bin ein nervliches Wrack und lache über mich selbst. Wie alt bin ich nochmal? Wahnsinn, was du mit mir machst und vor allem in mir anrichtest. Jeden Tag entdecke ich mich neu. Dein Einfluss auf mich ist wirklich erschreckend. Selbst wenn du nicht mal in der gleichen Stadt bist. Du hast mich schon bei vielem konditioniert. In solchen Situationen fällst du mir sofort ein und ich denke, ich will es gut und richtig machen, für dich. Meinen Herrn.
Bei unserem allerersten Date habe ich mich ähnlich gefühlt wie heute. Mir war damals wirklich richtig schlecht vor Aufregung. Aber für nichts in der Welt hätte ich dir abgesagt. So wie jetzt. Ich will dich sehen. So viel Respekt ich davor hab, so groß ist die Vorfreude. Kann es trotz allem gar nicht erwarten. Im Gegensatz zum ersten Mal weiß ich jetzt zumindest, wie es mit uns ist, was mich gleich erwartet. Ein attraktiver, charmanter Mann, der mich abholt. Mein Herz droht mir aus der Brust zu springen. Mein Puls rast und mein Herz überschlägt sich. Alles, was ich weiß, ist: Du hast einen Ausflug auf dem Motorrad mit mir geplant. Meine Haare habe ich noch offen, so wie du es am liebsten hast, aber trage extra ein Haargummi um mein Handgelenk, damit ich sie gleich für den Helm zusammenbinden kann.
Bevor ich dich sehen kann, höre ich schon, wie du die Straße entlangfährst. Du bist auch wirklich schon kurze Zeit später da und hältst für mich vor dem Haus. Du siehst so heiß aus auf der Maschine. Gefährlich. Der mattschwarze Lack, die breiten Reifen, das glänzende Chrom und du wirken wie eine Einheit und mir bleibt der Mund offen stehen. Du wirkst so anders als sonst. Wobei es ein stimmiges Bild abgibt. Es passt zu dir. Absolut. Bevor du absteigst, lässt du es dir nicht nehmen, sie nochmal ordentlich aufheulen zu lassen. Prima. Du Assi. Da freuen sich meine Nachbarn doch. Unauffällig geht jedenfalls anders. Trotzdem muss ich lachen. Da ist wieder das Kind im Mann und du kannst es eben nicht lassen. Lachend nimmst du den Helm ab, kommst auf mich zu und reichst mir meinen.
Du umgreifst meine Hüfte und ziehst mich an dich ran. „Du siehst sehr heiß aus, Hanna. Wie ein richtiges Biker Babe. Wild und sexy. Ich würde dich am liebsten direkt da, hinter den Tonnen nehmen.“
Ich bekomme sofort eine Gänsehaut. Deine Lippen so nah an meinem Ohr. Etwas unterhalb meines Ohres ist eine meiner erzogensten Zonen. Du weißt das natürlich bereits ganz genau. Hast mich ja schon oft genug da gereizt und mich verrückt gemacht. Mein Körper ist sich sicher. Er will dich. Ich lehne an dir und du küsst meinen Hals weiter.
„Gregor“, stöhne ich leise.
„Mmmh, ich habe deinen Duft vermisst. Deine geilen Kurven, dich.“ Du streichst durch meine Haare und schaust auf meinen Mund. Ich glaube, dass du mich jetzt küssen wirst und schließe die Augen in freudiger Erwartung.
Doch dann ruht deine Wange an meiner und ich spüre dein Lächeln. Du flüsterst mir heiser zu: „Wir müssen jetzt sofort los, sonst fall‘ ich an Ort und Stelle über dich her.“
Deine Hand rutscht von meiner Hüfte zu meinem Arsch und greift fest zu. „Steig auf, Babe.“
Ich öffne die Augen und schüttle grinsend den Kopf. Was hab ich mir überhaupt Sorgen gemacht? Es ist wie immer. Oder sogar noch schöner. Täusche ich mich oder bist du anhänglicher als sonst? Das gefällt mir jedenfalls ziemlich gut.
Ich binde meine Haare zusammen und setze den Helm auf. Als ich hinter dir Platz genommen habe, hebst du deine Jacke hoch und greifst meine Hände. Du führst sie an deinen trainierten Seiten vorbei und legst sie an deinem Bauch ab. Ich rutsche etwas weiter vor und lehne mich mehr gegen dich. Ich glaube zu verstehen, dass du mir sagst, ich solle mich gut festhalten und klopfen, wenn was ist. Ich grinse. Als würde mir das wirklich helfen, wenn ich hier hinten ein Problem bekommen würde. Aber okay, es ist süß, dass du mir das angeboten hast. Du hast mit keinem Wort verraten, wo es hingeht, und ich habe keinerlei Vorstellung davon, was du geplant haben könntest. Ich begebe mich einfach, wie so oft, in deine Obhut und lasse es einfach geschehen. Bisher bin ich damit sehr gut gefahren und ich habe genug Mut, mich jetzt einfach nur an dir festzuhalten und den Moment zu leben.
Solange wir in der Stadt unterwegs sind, genieße ich das Gefühl, so frei zu fahren, und schaue mir Berlin mal aus einer neuen Perspektive an. Wirklich erstaunlich, wie viel es hier immer wieder neu zu entdecken gibt. Auch wenn ich immer nur ein paar Tage oder Wochen am Stück hier zu Besuch bin; die Stadt wirkt immer anders auf mich. Das ist total faszinierend. Bin mir nicht sicher, ob ich einfach immer nur Neues entdecke oder ob sich nicht einfach jedes Mal meine Sicht auf Dinge ändert, mein Blickwinkel. Wenn ich quasi Abstand gewonnen habe zu dem ganzen Trubel und dann mit ruhigem Blick anders draufschaue. Ergibt das Sinn? Ich denke ja. Mit dir geht es mir auch immer so. Einerseits ist alles total vertraut. Andererseits bin ich jedes Mal unsicher, ob sich auch zwischen uns was geändert hat. Dennoch bist du meine Konstante in der Hinsicht. Du bist zu 100 % undurchschaubar. Also wird es für mich nie eindeutig sein. Also immer sicher unsicher.
Warum ich mich so verrückt mache, ist mir nicht bewusst, du bist eigentlich immer gleich verbindlich. Wenn ich dir das sagen würde, würdest du sicher mit mir daran arbeiten. Es liegt an mir. Eindeutig. Und nicht an dir. Diese Angst, du könntest das alles aufgeben, was wir haben, von heute auf morgen… und trotzdem schaffst du es dann, bei den Treffen innerhalb von Sekunden klarzumachen, wo wir stehen. Was du von mir erwartest, und das ist sehr besonders. Du scheinst immer zu wissen, zu fühlen, was ich brauche, und bietest mir dann sofort den geschützten Raum.