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Die Rolle der Intuition in meinem Leben. Ein Fallbeispiel

Unsere Gesundheit zählt – neben Beziehungen zu anderen Menschen und unserem Betätigungsfeld – zu den großen Lehrmeistern im Leben. Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk der Evolution, doch er ist den Gesetzen der Natur unterworfen: Er kann aus der Harmonie fallen, angreifbar und krank werden, und er ist vergänglich.

Meine Gesundheit hat mir etliche Lektionen beschert. Ich kann mich glücklich schätzen, dass die Intuition, gepaart mit tiefem Urvertrauen, mich darin unterstützt hat, die bisherigen Lektionen anzunehmen, zu verinnerlichen und letztlich zu meistern.

In Wartezimmern und Krankenhäusern begegnet man unzähligen Menschen, die aus eigenem Antrieb kommen, aus einem drängenden Gefühl heraus, das sie sich selbst nicht erklären können. Bei meinen Besuchen auf Krebsstationen bin ich immer wieder Menschen begegnet, die erzählt haben, wie es zu ihrer Diagnose kam. Die meisten dieser Gespräche begannen mit: „Ich hatte da so ein komisches Gefühl … Irgendwas hat nicht mit mir gestimmt …“

Ganz ähnlich war es auch bei mir. Schon früh musste ich die Erfahrung machen, dass auch ein Mensch in tiefer Verbundenheit mit einer höheren Macht eine fragile Gesundheit haben kann. So, wie wir Raubbau mit der Natur betreiben, tun wir das häufig auch mit uns selbst – und ich bin oft auf einem Grat zwischen Selbstüberforderung und dem Wunsch gewandelt, im Leben einfach alles zu geben. Meine Vorsorgeuntersuchungen aber nahm ich ernst, denn mir war stets bewusst, dass der Körper ein großes Geschenk ist, das es zu schützen gilt.

Im Dezember 2014 war demzufolge wieder einmal eine Magenspiegelung fällig. Aus einem intuitiven Impuls heraus schob ich den Termin auf Mitte Januar 2015. Der Spezialist sah nichts Auffälliges, doch ich fragte ihn – auch wieder aus dem Bauch heraus –, ob er denn zwischen den ganzen Hautschichten die Magenwand sehen könne. Der Arzt machte verschiedene Biopsien, und wenngleich ich mir von Herzen ein anderes Ergebnis gewünscht hätte, erhielt ich wenige Tage darauf die Diagnose Speiseröhren-Magen-Krebs.

Es war ein winziger Tumor, die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Bei der darauffolgenden Untersuchung stellte sich heraus, dass der Tumor hochgradig aggressiv und somit schnell wachsend war. Im Dezember, dem eigentlichen Termin der Vorsorgeuntersuchung, wäre er noch zu klein gewesen, um ihn zu entdecken. Hätte ich die Untersuchung wie geplant durchführen lassen, hätte der Tumor eine ganze Weile unbemerkt weiter wachsen und streuen können. Dann wäre es wohl zu spät gewesen. Jetzt war es höchste Zeit, etwas zu unternehmen. Ich übergab mich selbst in die Hände von Spezialisten. Nach einer zwölfstündigen Operation musste ich bei vollem Bewusstsein künstlich beatmet werden. Ich stand auf der Schwelle zwischen Tod und Leben, zwischen Urangst und Urvertrauen – und ich entschied mich für das Urvertrauen. In den vielen Stunden nach der Operation ließ ich die Angst und den Willen los. Ich war bereit, zu sterben, und ich war bereit, zu leben, gebraucht zu werden, zu geben. So wie es kommen würde, war es richtig.

Als der Tubus, der mich am Leben erhalten hatte, entfernt wurde, schien „es“ für den Bruchteil einer Sekunde zu zögern. Dann holte ich Luft, und dieser erste Atemzug war wie der Beginn eines neuen Lebens. An dieser Stelle sei der modernen Spitzenmedizin und ihren Fachkräften mein tief empfundener Dank ausgesprochen.

Dass ich den Krebs überleben durfte, verdanke ich auch meiner Intuition: Sie hat rechtzeitig interveniert und mir in meinem Handeln einen überlebenswichtigen Impuls gegeben. Im Grunde muss uns das nicht wundern. Der Wille, zu leben bzw. zu überleben, ist als Trieb in uns angelegt. Und wer, wenn nicht unser eigener Körper, sollte besser wissen, wie es wirklich um die eigene Gesundheit bestellt ist? Der Körper hat unzählige Nervenzellen, die jede noch so kleine Veränderung wahrnehmen – Veränderungen, die vom Unbewussten registriert werden und in unser Bewusstsein dringen wollen. Die Frage ist nur, ob wir in der Lage und willens sind, diese Impulse auch wahrzunehmen.

Unserer Intuition zu vertrauen kann viel Mut erfordern. Sie kann uns das Leben retten, auch wenn der Weg der Heilung extrem beschwerlich sein mag. Unsere Intuition kann aber auch einem anderen Menschen das Leben schenken: dann nämlich, wenn wir zur rechten Zeit am rechten Ort sind und die Hand ausstrecken: um das ins Spiel versunkene Kind davor zu bewahren, auf die Straße zu laufen, oder den älteren Menschen zu halten, bevor er stürzt. Um da zu sein, wenn wir gebraucht werden und etwas geben können: unseren Halt, unsere Liebe, unser Mitgefühl.

Wie meine persönliche Geschichte zeigt, hängen Intuition und Vertrauen in hohem Maße zusammen. Statt rational darauf zu beharren, die Untersuchung pünktlich anzugehen, hat mein inneres Gefühl meine Handlungen diktieren dürfen.

Und auch das Sichtrauen gehört dazu: sich trauen, für die eigene Wahrnehmung einzustehen und unbequeme Wahrheiten zuzulassen. Um dann voller Vertrauen in das Universum zu handeln und zurück in das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele zu finden.

Aus dieser wiedergefundenen Harmonie heraus können wir neue Horizonte erobern, innerlich wachsen, uns inspirieren lassen von geistigen Ebenen und Engelsboten, um zu handeln und um uns im Einklang mit allem, was ist, in unser menschliches Potenzial hinein zu entfalten.

Licht im Schatten – hundertstimmiger Gesang

Äste und Zweige strecken sich suchend in die Höhen

Der außerirdischen Unendlichkeit.

Bäume der Erleuchtung

Säumen dem Achtsamen

Den vergänglich irdischen Weg.

Götter aus mystischen Welten

Lenken den Inspirierten

Zu seinem Frieden.

Himmel und Erde verbinden sich

In Harmonie zwischen Traum

und Wirklichkeit

Zum Sein.

Linda Vera

2 Der Pfad der Intuition

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