Читать книгу Rixi, Trixi und Veronika - Lise Gast - Страница 4

1. Ronny und Silvi

Оглавление

Ronny kam in den Hof gerannt, sah, daß es wieder geschneit hatte, und hielt inne. Sie fand es herrlich, daß der Schnee hier liegenblieb und nicht, wie in der Stadt, gleich zerfahren und vermatscht wurde. Der Gutshof sah aus wie ein Märchengarten. Schnee auf jedem Pfosten und auf dem Dach der alten Mühle, Schnee auf dem Rosenrondell und auf den mächtigen Tannen neben der Eingangstür. Und dazu Windstille – es war, als hielte alles den Atem an, um diesen zauberhaften Schmuck nicht zu verlieren.

„Wenn die Tage langen, kommt der Winter gegangen“, hatte Wielke gesagt. Wielke, der getreue Hofmeister, der alles wußte, was mit der Landwirtschaft zusammenhing, der alles konnte, alles vorplante und vor allem alles machte, was er Großvater nur abnehmen konnte. Er wachte über Großvater wie ein guter Vater über sein Kind, aber so, daß man es kaum merkte und doch immer wußte: Da ist einer, der aufpaßt. Auch über Ronny wachte er.

„Suchst du deinen Dackel? Vorhin war Trixi am Zwinger, bellte den Itto an. Ist sie dir durchgebrannt?“

„Ja, seit dem Frühstück. Ich wollte nach Mittelwald und holte mir noch was. Aber ohne Trixi gehe ich nicht.“ „Das kann ich mir denken. Vielleicht ist sie noch dort.“

Ronny rannte. Heute war Dreikönigstag, der sechste Januar. Die Weihnachtsferien dauerten noch acht Tage. Die mußte man ausnützen.

Richtig, an Ittos Zwinger, der neben dem Schafstall stand, hopste Trixi, Ronnys Dackel, aufgeregt auf und ab und bellte wie verrückt. Itto, der Schäferhund, lag im Zwinger und tat, als ob ihn das nichts anginge. Er nagte an einem großen Knochen herum. Ronny lachte.

„Trixi, du Dummerle, laß ihm doch sein Vergnügen. Du willst doch solch einen Knochen gar nicht.“

Sie hatte beobachtet, daß Trixi sich fürchtete, wenn man ihr einen großen Knochen hinhielt. Andere Hunde schnappten sofort danach, Trixi aber zog den Schwanz ein und machte sich klein. Legte man den Knochen jedoch ein paar Minuten lang in kochendes Wasser, ließ ihn abkühlen und bot ihn der kleinen Hündin an, nahm sie ihn begeistert an und biß daran herum, wie es sich für einen Hund gehörte. Oder sie schleppte ihn in den Hof oder in den Garten und vergrub ihn irgendwo. Einmal hatte Ronny sie nicht hinausgelassen, weil es furchtbar stürmte und regnete, da hatte Trixi den Knochen in der Küche „vergraben“, das heißt, ihn in eine Ecke gelegt und Amalies Aufwischlappen davorgeschoben. Amalie hatte es auch gesehen und sich darüber amüsiert. Ronny fand das lustig. Trixi spielte also Vergraben, wenn sie es nicht richtig tun konnte.

Sie war überhaupt ein bemerkenswerter Hund. Alle Dackel haben Eigenarten. Trixi aber, so meinte Ronny, ganz besondere. Sie gab sich nur mit den Leuten ab, mit denen sie gut Freund war. Großvater hatte sie von vornherein gut leiden können; und als Zeichen ihrer Zuneigung zu ihm beknabberte sie seine Hosenbeine und zog ihm die Schnürsenkel aus den Schuhen.

Mit Vater und Mutter war das anders. Ronnys Eltern hatten Weihnachten in Birkenheide verlebt. Sie wohnten vorläufig noch im Gästezimmer, wollten aber ganz hierherziehen. Ronny hatte ihnen ihren Hund natürlich gleich gezeigt und dazu erzählt, was für ein besonderer und goldiger Kerl Trixi war; aber der kleine Dackel machte sich rar. Er kam nicht, wenn Vater ihn lockte, und wenn Mutter ihn streicheln wollte, knurrte er sogar. Ronny nahm ihn dann gleich hoch und schalt auf ihn ein.

„Du sollst doch Mutter nicht anknurren, sie will dich doch nur liebhaben.“

Sie hoffte, daß sie sich mit der Zeit aneinander gewöhnen würden.

Seit einem reichlichen halben Jahr lebte Ronny bei Großvater in Birkenheide, weil ihre Eltern eine Reise durch Amerika machten, die ein Jahr dauern sollte.

Vater war Journalist und schrieb für Zeitungen über Länder und Menschen. Das war sein Beruf. Nun aber waren die Eltern eher zurückgekommen, vor Weihnachten schon, und sie wollten Ronny wieder heimholen in ihre Wohnung in der Stadt. Ronny war ganz außer sich gewesen, als sie das hörte. Sie liebte Birkenheide und Großvater mit ganzem Herzen und hatte auch Angst, sich von Trixi trennen zu müssen, da die Eltern immer gesagt hatten, Hunde könnte man nicht in einer Stadtwohnung halten. Da hatte Großvater den Eltern vorgeschlagen, erst einmal über das Weihnachtsfest auf dem Gutshof zu bleiben und dann ganz nach Birkenheide zu ziehen, zu ihm und Ronny, an die er sich auch sehr angeschlossen hatte. So wurde es dann zu Ronnys großer Erleichterung auch beschlossen. In dem großen Gutshaus, in dem Mutter mit ihren Geschwistern aufgewachsen war, gab es Platz genug. Und da die Eltern viel unterwegs sein würden – Mutter wollte Vater auf seinen Reisen jetzt oft begleiten, nachdem sie zehn Jahre lang Ronnys wegen zu Hause geblieben war –, hatten sie Großvaters Angebot angenommen. Heute sollten ihre Möbel kommen, eigentlich gestern schon, aber der viele Schnee mußte den Lastwagen wohl behindert haben. Nun, auf einen Tag mehr oder weniger kam es ja nicht an.

Ronny fand es lustig, eingeschneit zu sein. Überhaupt war es in Birkenheide schön, viel schöner, als es jemals in der Stadt gewesen war. Hier hatte sie ihren Dackel, die geliebte Trixi, die ihr allein gehörte. Großvater hatte ihr die junge Hündin geschenkt, weil sie sich so sehr auf Murkel gefreut hatte, seinen Dackel, der aber kurz vor ihrer Ankunft gestorben war. Er fand, daß Kinder und Tiere zusammengehörten, und Ronny liebte ihre Trixi über alles. Dazu hatte sie auch noch eine Freundin gefunden, wie sie nie eine gehabt hatte: Silvi, die Tochter des Försters in Mittelwald. Mittelwald lag zwar eine Stunde von Birkenheide entfernt, aber das machte nichts. Beide gingen in dieselbe Klasse, und immer wieder einmal durfte Ronny bei Silvi übernachten oder Silvi bei ihr. Das heißt, bisher hatte sie es gedurft. Ob aber Mutter damit einverstanden sein würde, wenn sie jetzt hier wohnte? Doch Mutter wollte ja oft mit Vater verreisen, und dann gehörte sie, Ronny, wieder zu Großvater und Amalie, Großvaters Wirtschafterin. So war es ausgemacht.

Ronny nahm Trixi an die Leine und zog sie von Ittos Zwinger weg.

„Komm, wir wollen nach Mittelwald, Silvi abholen. Ich bin losgelaufen, ehe Mutter nein sagen konnte. Mutter meint, wir dürften nicht allein durch den Wald laufen, du und ich. Großvater weiß das besser.“

Sie rannten durch den Hof und dann um die Ecke bei der Schmiede, am Kuhteich entlang und durch die Luke der alten Klostermauer. Und da kam ihnen wahrhaftig schon Silvi entgegen, lustig winkend.

„Du wolltest zu mir? Ich muß aber heute in die Kreisstadt“, sie hob die Aktentasche, die sie trug, in die Höhe, „was abgeben für Vater. Das sollte schon gestern fort, aber da kam der Briefträger nicht durch oder sagte jedenfalls am Telefon, der Schnee wäre zu hoch. Für uns aber ist er nicht zu hoch!“ Sie lachte.

Silvi lachte oft und immer so ansteckend. Dabei blitzten ihre hellgrünen Augen, diese Waldaugen, wie Großvater sie nannte. Und der karottenrote Schopf flog um Stirn und Schläfen. Silvi war immer in Fahrt, immer schnell, immer sausend, wie eine Rakete. Ronny fand das wunderbar.

„Da fährst du mit der Bahn?“ fragte sie.

Birkenheide war keine Bahnstation, aber eine halbe Stunde entfernt gab es einen Bahnhof. Ronny war schon ein paarmal dort gewesen, wenn Großvater von der Bahn abgeholt oder zum Zug gebracht worden war.

„Ja. Du kommst doch mit? Ach bitte, komm!“

„Klar. Wenn ich darf –“ Ronny schnitt ein Gesicht.

Großvater zu fragen, ob sie dies oder das durfte, fiel ihr nicht schwer. Er erlaubte, was irgend zu erlauben war. Und wenn er einmal nein sagen mußte, so wußte man, daß er einen Grund dafür hatte, denn den erklärte er sofort. Mutter dagegen sagte fast immer erst einmal nein. Sie war etwas ängstlich mit ihrer einzigen Tochter, konnte sich noch nicht daran gewöhnen, daß diese hier frei umherlief und oft stundenlang wegblieb. In der Stadt hatte es immer geheißen: „Aber sag, wann du wiederkommst“, wenn sie wirklich einmal jemanden besuchen oder sonst etwas allein unternehmen wollte.

„Frag doch nicht erst. Mittags sind wir zurück“, rief Silvi jetzt. Sie wußte nun schon, daß dieses „Wenn ich darf“ immer Ronnys Mutter betraf.

„Meinst du? Eben. Da merkt sie es gar nicht.“

„Aber Trixi kann nicht mit. Eisenbahnfahrten kosten Geld, auch für Hunde. Für dich hat mir Mutter das Fahrgeld gegeben, weil sie sich gleich dachte, daß du mitkommst.“

„Na schön. Wenn sie das dachte – also, ich bring’ Trixi zu Amalie und bin sofort zurück. Vielleicht treffe ich Mutter nicht.“

Dann kann ich später immer noch sagen, ich wollte fragen, aber hab’ sie nicht gefunden, dachte Ronny und zog den Dackel hinter sich her die Wirtschaftstreppe hinunter, in Amalies Küchenreich. Er sträubte sich, denn er ahnte wohl, daß er daheim bleiben sollte. Sie redete ihm gut zu.

„Nun komm schon, Amalie hat vielleicht was Gutes für dich. Komm, ich bin bald wieder zurück. Amalie, Trixi besucht dich! Gibst du auf sie acht? Ich kann sie nicht mitnehmen.“

„Natürlich. Komm, mein Hundchen, ja, schönes Hundchen, bleib bei mir! Wann wirst du denn zurücksein, Ronny, wenn jemand nach dir fragt?“

„Mittags. Tschüs, Amalie, und tausend Dank.“

Ronny schoß davon. Silvi war schon am Schulberg angelangt und winkte. Ronny folgte ihr im Dauerlauf.

Sie stiegen den Berg hinauf und kamen auf die große Straße, die geräumt war. Der Schneepflug arbeitete auch an Feiertagen. Es lief sich gut, und die beiden marschierten vergnügt dahin. Die ganze Welt hier war verändert durch den dicken Schnee, alles sah merkwürdig und ungewohnt aus. Die Steigungen schienen steiler zu sein, und die Straßen waren enger, denn an den Rändern lagen jetzt überall Schneewälle, die der Schneepflug aufgeworfen hatte. Silvi spähte nach der Kirchturmuhr, als sie sich der kleinen Ortschaft näherten, und sagte befriedigt: „Wir kommen noch zurecht. Der Zug fährt erst kurz nach halb ab.“

„Mutter reist übrigens diesmal auch wieder mit Vater“, erzählte Ronny und putzte sich die Nase.

Die lief jetzt dauernd, auch bei Silvi. Silvi nahm sich meistens nicht die Zeit, das Taschentuch herauszuholen, sondern wischte nur mit dem Ärmel unter der Nase lang.

„Sie sagt, sie will alles nachholen, was sie in den letzten Jahren versäumt hat. Das kann man ja verstehen. Und ich gehöre dann wieder zu Großvater und Amalie.“

Ronny sagte das scheinbar ernsthaft und zufrieden. Silvi sah sie von der Seite an, und dann lachten beide wie die Spitzbuben. Sie verstanden einander herrlich.

Kurz vor dem kleinen Ort mit der Bahnstation hörten sie es hinter sich japsen. Unwillkürlich drehten sie sich beide um. Und wer kam ihnen da mit fliegenden Ohren nachgerannt? In einem Höllentempo, das man so einem kleinen Wesen beinahe nicht zutraute: Trixi, wahrhaftig!

„O Trixi, du Schreckenshund! Du kannst doch nicht mit! Deshalb habe ich dich ja zu Amalie gebracht! Trixi, weshalb bist du uns nachgelaufen? Was machen wir nun?“

„Ja, was? Nach Warburg muß ich, da beißt die Maus keinen Faden ab. Aber Trixi können wir nicht mitnehmen, sie kostet auf der Bahn soviel wie ein Kind. Da mußt du also hierbleiben. Aber so lange auf dem Bahnhof sitzen und frieren . . .“ Sie sahen einander an.

Zum Warten hatte Ronny keine Lust, auch nicht dazu, allein umzukehren. Was tun?

„Weißt du, wir nehmen Trixi einfach mit, ohne Fahrkarte. Sie ist doch so klein.“

„Geld kostet sie trotzdem.“

„Leider. Sogar für Katzen muß man bezahlen, auch wenn man sie in einem Korb mitnimmt. Oder nicht? Doch, ich hab’ mal so was gelesen. Es gibt ja solche Katzenkörbchen mit Deckel.“

„Weißt du was?“ Silvis Augen blitzten wieder einmal. „Wir stecken sie in die Tasche. Hier in meine Aktentasche. Da geht sie schon rein. Es ist doch nur eine Station, die wir fahren. Solange kann sie drin bleiben, und keiner merkt was, nicht die Leute, die mitfahren, und nicht der Schaffner mit seinem ‚Jemand zugestiegen?‘“

„Aber die Mappe ist doch voll“, sagte Ronny zweifelnd. Sie verspürte die größte Lust, auf Silvis Vorschlag einzugehen, zögerte aber, ja zu sagen. Schließlich war es ihr Hund, für den sie sich verantwortlich fühlte. „Wenn sie nun aus Angst quietscht oder die Tasche naß macht – und dann sind die Papiere hin.“

Sie hatte in die Tasche hineingesehen, die Silvi aufgesperrt hatte: ziemlich voll –

„Weißt du, die Papiere nehmen wir einfach raus und tragen sie unterm Arm. Wir sind doch zu zweit. Jeder nimmt was, einer die Papiere und der andere die Tasche mit Trixi. Warte, vielleicht hab’ ich ein Gummiband!“

Sie grub in den Hosentaschen. Diese Taschen waren immer gefüllt mit allerlei Notwendigem. Neben Taschenmesser und Bindfaden befanden sich Dinge darin, die man vielleicht einmal brauchen könnte. Richtig, zwischen all diesem Krempel fischte sie auch einen Weckglasgummiring heraus.

„Der kommt gerade recht“, sagte sie zufrieden und faltete die Papiere so zusammen, daß sie ein dickeres, aber nun kleines Bündel bildeten. Darum spannte sie den Gummiring. Nun war die Aktentasche leer.

„Aber bis zum Bahnhof kann Fräulein Trixi noch zu Fuß laufen“, bestimmte sie, „wir schleppen sie nachher noch lange genug. Das Halsband hat sie um, nur eine Leine wäre gut. Gib deinen Gürtel.“

Ronny zog ihn aus den Schlaufen ihrer Hose und befestigte ihn am Halsband des kleinen Hundes. Nun konnte sie ihn führen. Es war gut, wenn Trixi angeleint lief, denn von jetzt an waren sie auf einer Straße, auf der mehr Autos fuhren.

Ehe sie zum Bahnhof einbogen, wurde Trixi in die Aktentasche gesteckt. Das gefiel ihr gar nicht, sie zappelte wie verrückt und sträubte sich. Schließlich aber gab sie Ruhe, nachdem Ronny sie so gedreht hatte, daß ihre kleine Schnauze an der Öffnung der nicht festverschlossenen Tasche lag. Dort konnte Trixi schnuppern und auch ein kleines bißchen rausschauen. Ronny trug sie und sprach mit ihr, solange kein Bahnbeamter in der Nähe war. Silvi, das Bündel Papiere unter den Arm geklemmt, kaufte die Fahrkarten, und dann standen sie und warteten auf den Zug.

Sie hatten Glück und bekamen ein Abteil für sich. Ein Schaffner erschien auch nicht. So konnte sie Trixi sogar aus ihrem Gefängnis herauslassen und auf den Schoß nehmen. Doch beide fragten sich sorgenvoll, wie es wohl auf dem Rückweg werden würde.

In der Kreisstadt lieferten sie dann die Papiere ab, die nicht mehr ganz knitterfrei aussahen, aber der Herr, der sie übernahm, sagte weiter nichts. Jede bekam eine Tasse heiße Milch, und dann verabschiedeten sie sich.

„Na, ob wir Trixi wieder in die Tasche hineinkriegen?“ fragte Ronny sorgenvoll.

„Wir rennen, dadurch wird sie müde. Und wenn sie müde ist, gibt sie vielleicht nach“, schlug Silvi nach kurzem Überlegen vor.

Sie taten es. Sie rannten, Trixi an der Leine, wie die Wilden durch die Stadt, die heute am Feiertag ziemlich menschenleer war. Erst kurz vor dem Bahnhof stoppten die Mädchen ab.

Trixi japste und ließ sich bereitwillig hochheben. Sie sperrte sich zunächst auch nicht, als Silvi sie in die Aktentasche drückte. Dann aber fing sie in den höchsten Tönen zu jaulen an. Den beiden brach der Schweiß aus.

„Bist du ruhig, kleiner Hund!“ drohte Ronny.

Aber es half nichts. Trixi jaulte und jaulte.

Die Mädchen wagten nicht, sich mit ihr dem Bahnhof zu nähern.

„Lieber Himmel, was machen wir?“ seufzte Silvi, die sonst nicht so leicht aufgab. Im Augenblick aber wußte auch sie keinen Rat. „Den Zug müssen wir kriegen, der nächste fährt erst in zwei Stunden. Wann kommen wir denn dann heim?“

Ronny war dem Weinen nahe. Verzweifelt stand sie mit Trixi auf dem Arm da, während Silvi die Tasche hielt, in die der kleine Hund um keinen Preis der Welt hineinzubringen war.

In diesem Augenblick bremste ein Auto neben ihnen, die Scheibe wurde heruntergedreht, und ein wohlbekanntes Gesicht erschien. Ronny konnte es erst gar nicht glauben: . . . Großvater!

Silvi faßte sich zuerst.

„O Ronny, schau, was haben wir nur für Glück!“ Sie strahlte und sprang zum Wagen.

Und Großvater lachte. Er stieß die Tür auf und rief:

„Na, ihr Schlawiner! Dachte ich es mir doch. Los, steigt ein!“

Das brauchte er nicht zweimal zu sagen. An der nächsten Nebenstraße wendete er den Wagen, und nun fuhren sie der Heimat zu, im Warmen sitzend und die Herzen erleichtert. Ronny sah zu Großvater auf.

„Aber wie kommst du denn nach Warburg?“ fragte sie nach einer Weile. „Kannst du hellsehen?“

„Nein, leider, oder besser: gottlob. Mutter suchte dich, Ronny, und da rief ich erst einmal bei Hinzes an. Ihr steckt doch meistens zusammen. Und als man mir dann sagte, Silvi wäre nach Warburg gefahren, war das Ganze nicht schwer zu erraten.“

„Hast du Mutter erzählt . . .“

„Nein. Ich hab’ nur gesagt, ich wollte mich auch nach dir umsehen, und vorerst brauchte sie nicht anzunehmen, dir wäre etwas passiert. Deine Mutter ist ein bißchen ängstlich, das wird man, wenn man nur ein einziges Kind hat. Bei mehreren erlebt man so viel, das zuerst schlimm aussieht und dann doch noch gut endet, daß man abgehärteter wird. Vielleicht wäre es gut gewesen, du hättest Mutter gesagt . . .“

„Dann hätte sie es mir verboten. Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Soll ich jedesmal . . .“

„Manchmal vielleicht doch. Ronny, wenn Trixi dir wegliefe und du wüßtest nicht, wohin – was würdest du da tun?“

„Sie suchen, natürlich.“

„Siehst du, so tat Mutter es auch. Nun sei vernünftig und mach kein Gesicht, wenn Mutter ein bißchen schilt. Und du, Silvi . . .“

„Jaja. Das nächste Mal sagen wir Bescheid“, sprudelte Silvi hervor und lachte Großvater an. „Ich sorg’ dafür. Aber nun ist doch alles gut?“

„Ja, und ihr kriegt noch eine Prämie fürs Ausreißen!“ er lachte. Silvi sah ihn an.

„Nein, Sie, fürs Wiederfinden!“

Ronny hätte gern dasselbe oder etwas Ähnliches gesagt, aber ihr kamen die Worte nicht so schnell über die Lippen.

Jetzt sah man schon die ersten Dächer von Birkenheide.

Rixi, Trixi und Veronika

Подняться наверх