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»Und was haben Sie für den Herbst vor?«

»Im Herbst«, pflegte mein vielbewunderter Freund Münchhausen – der Balladendichter, nicht der auf der Kanonenkugel – auf diese Frage zum Ärger seiner Frau zu antworten: »Im Herbst lasse ich mich für Geld sehen.«

Damit meinte er: Ich gehe zu Lesungen auf Tournee.

Lesungen, Dichterlesungen, damals schon und heute noch immer oder wieder. Auch wer sich nicht zu den ›Dichtern‹ zählt, sondern nur zu der bescheidenen Gilde der Schriftsteller, auch Schreiberlinge genannt, wird dazu aufgefordert; von Schulen, Volkshochschulen, von Pfarrern, Jugendpflegern, ländlichen Hausfrauenverbänden. Von Büchereien, Altersheimen, Kindergärten, von der Nachbarschaftshilfe, dem Diakoniewerk, – ja sogar Strafanstalten bitten einen mitunter, zu kommen und vorzulesen. Und da die Jugendbuchwoche im Herbst stattfindet, könnte auch ich sagen: »Im Herbst lasse ich mich für Geld sehen.«

Hier möchte ich jedoch gleich betonen: Es ist nicht das Geld, das mich lockt, immer wieder mein Bündel – das heißt, meinen Bücherpack – zu schnüren, sondern der Kontakt mit dem Leser. Ich wohne auf dem Land, also hinterm Mond und muß deshalb immer wieder ausprobieren, was in meinen Büchern den Leser anspricht, auf welche Stellen er reagiert, was ihm diese Bücher lieb macht. Deshalb nehme ich alle Strapazen, die mit solch einer Reise verbunden sind, immer wieder auf mich und sage »Ja«, wenn man mich bittet. Je ferner der Termin, desto eher bin ich bereit, zuzusagen: denn ich bin keineswegs eine Reisende aus Leidenschaft, sondern am allerliebsten zu Hause. Aber um der guten Sache willen...

Das muß sich inzwischen herumgesprochen haben; denn seit einigen Jahren werde ich schon Monate vorher, fast immer telefonisch, um meine Zustimmung gebeten, und meist sage ich dann: »Jaja, bis dahin – aber rufen Sie mich bitte am Tag davor nochmal an, damit ich es nicht vergesse.« Ich notiere den Termin und gehe zur Tagesordnung über, denke im Stillen: »Bis dahin – na ja.« Wenn es dann soweit ist, paßt es mir meist überhaupt nicht in den Kram, aber zu seinem Wort muß man ja stehen.

Ich spreche hier nur von mir. Sicherlich gibt es Autoren, für die solche Reisen mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden sind, sie freuen sich sogar darauf. Wahrscheinlich haben sie nicht so viel um die Ohren wie ich, leben in der Stadt oder besitzen zum mindesten zivile Kleidung.

Mit Büchern unterwegs

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