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Vorwort zu „Flarrow steigt auf“

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Allgemeine Bemerkungen zur Hochseefischerei in der DDR (bis 1956)

Mit der Teilung Deutschlands bei Kriegsende 1945 gab es Hochseefischerei nur im westlichen Teil. Die Küstenfischerei in der Ostsee konnte den Bedarf der damaligen Ostzone und späteren DDR bei weitem nicht decken.

Importe aus Island, Skandinavien und im Rahmen des innerdeutschen Handels waren auf Dauer mit dem chronischen Devisenmangel der DDR unvereinbar. Fisch war daher dort Mangelware. Das erkannte sogar die sowjetische Besatzungsmacht, die zum Aufbau ihrer eigenen Fischerei auf den ostdeutschen Werften in Stralsund, Boizenburg und Rosslau ein Logger-Programm aufgelegt hatte, das im Rahmen der Reparationsleistungen von der DDR zu erfüllen war. Sie war bereit, aus dem „1.000–Logger-Programm“ 35 Schiffe abzuzweigen, die 1950/51 dem Fischkombinat Rostock zuliefen und die Hochseefischerei der DDR begründeten.

Bereits im November 1949 hatte der Rat der Stadt Rostock als endgültigen Standort des Hochseefischereibetriebes das Gelände der Heinkel AG in Rostock-Marienehe vorgeschlagen. Am 19. Juni 1950 löschten die Logger „HEINRICH MANN“ (ROS 101) und „ROSA LUXEMBURG“ (ROS 104) als erste in Rostock. Dieses Datum gilt als Gründungstag des Betriebes, der 1952 in VEB Fischkombinat Rostock umbenannt wurde.

Logger sind Fischereifahrzeuge, die mit Treibnetzen fischen. In der DDR bezeichnete man einen Schiffstyp als Logger, der für Treibnetzfang entwickelt worden war, aber auch für das Fischen mit Schleppnetzen benutzt werden konnte und deshalb auch „Kombilogger“ genannt wurde. Für die Fischerei mit Schleppnetzen war dieser Typ jedoch stark untermotorisiert.


Die Logger hatten folgende Auslegungsdaten:

Länge über alles 38,50 m

Reichweite 6.300 sm

Einsatzdauer bis zu 25 Tage

Besatzung 18 Personen

Antriebsleistung 300 PS

Geschwindigkeit 9 Kn

Laderaumvolumen 182 m³

ca. 1400 - 1800 Korb

Vermessung 260 BRT

Jahresfang (geplant) 965 t

Alle Fischereifahrzeuge haben eine Kennung, die sich aus einem Hinweis auf den Heimathafen und die Klassifizierung zusammensetzt. Sie wird von der zuständigen Behörde vergeben. Die Rostocker Logger hatten die Kennung ROS 101 bis ROS 135. Die später zugelaufenen Trawler ROS 201 bis ROS 225. Dazu kam der bei der Schiffstaufe verliehene Schiffsname.

Auf dem Logger „RUDOLF BREITSCHEID“ (ROS 107) fuhren 1956 15 bis 18 Mann Besatzung einschließlich Kapitän. Sie waren im Vor- und Achterschiff untergebracht. Im Vorschiff wohnten in drei 4-Mann-Kammern Leichtmatrosen, Matrosen, ein Maschinen-Assistent und der Bestmann/Netzmacher. Im Achterschiff in einer 4-Mann-Kammer der Zweite Maschinist, der Funker, der Koch und ein Maschinen-Assistent, weiterhin in einer 2-Mann-Kammer die beiden Steuerleute. Der Erste Maschinist (Chief) und der Kapitän wohnten in Einzelkammern im Hauptdeck.

Die Logger waren Frischfischfänger. Der Fang wurde an Bord sofort in Eis und Salz gelagert und blieb so etwa vierzehn Tage haltbar. Kehrte das Schiff von der Fangreise zurück, machte es an der Löschpier fest, wo der Fang gelöscht wurde. Die Besatzung hatte nun 48 Stunden frei. Um den Logger kümmerte sich während dieser Zeit der „Landbereich“ des Fischkombinates, der ihn auch für die nächste Reise auszurüsten hatte. Die 1.085 m Kailänge des rechteckigen, zum Warnow-Fahrwasser hin offenen, Hafenbeckens war in vier Bereiche eingeteilt:

Löschpier, mit den Fischhallen zur Weiterverarbeitung des Fanges.

Querpier, mit Werkstätten und Lagerräumen.

Ausrüstungspier, mit Netzboden und den Vorrichtungen für Wasser-, Brennstoff- und Schmierölübernahme.

Eispier, mit der Eisfabrik (Kapazität: 50 t/Tag) und den Vorrichtungen zur Eisübernahme. Am Eispier wurden auch die Fässer mit Salz übernommen und zu allerletzt, kurz vor dem Auslaufen, wurde der Proviant geliefert, der ebenfalls dort übernommen wurde. Hier stieg auch die Besatzung wieder ein, übernahm das Schiff vom „Landbereich“, und lief mit ihm zu einer neuen Fangreise aus.

Mit der Fertigstellung des 5.000-Tonnen-Kühlhauses im Frühjahr 1956, wurde die erste Aufbauphase des Fischkombinates im Wesentlichen abgeschlossen. Es begann nun eine Phase der Stabilisierung der Betriebsabläufe, mit dem Ziel, mehr Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Diesem Ziel kam man aber kaum näher, denn nur selten waren die Logger zum Auslauftermin wirklich seeklar. Meistens musste die Besatzung Ausrüstung und Proviant übernehmen und verlor dabei viel Zeit. Auch deshalb wurden die Planziele nur selten erreicht.

Mit der Stabilisierungsphase begann auch der Schlendrian. Nach den Anstrengungen der Aufbaujahre, wurden gewissermaßen Verschnaufpausen eingelegt, die die Überbewertung der politischen Arbeit seitens der Kombinatsleitung noch förderten. Partei- und Kaderleitung hatten nun Zeit für die Entwicklung eines „sozialistischen Betriebes“, was für besonders wichtig gehalten wurde. Durch immer stärkere Forcierung der politischen Arbeit wurde aber, wie in anderen VEB-Betrieben der DDR auch, ein Betriebsklima erzeugt, das die Ideologie vor die Wirtschaftlichkeit stellte, was aber nicht zur Verbesserung der Betriebsergebnisse beitragen konnte.


Flarow, der Chief – Teil 1 – Maschinenassistent

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