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Der maskierte Lord und die unbefriedigte Witwe von Lucy Palmer

Alexandra Kenneth saß mit ihren drei Freundinnen Elizabeth, Jane und Charlotte im Salon von Blixton Hall und spielte eine Partie Whist. An Nachbartischen, abgetrennt durch Paravents, taten es ihnen andere Frauen und Männer gleich. Die Gewinne würden einer Wohltätigkeitsorganisation zugutekommen, die damit ein Waisenhaus unterstützen wollte. Im Raum herrschte weitgehend Ruhe, deswegen unterhielten sie sich leise.

Alexandra und ihre Freundinnen nannten sich spaßeshalber »Die wilden Witwen«, und Alexandra war mit ihren vierunddreißig Jahren die jüngste im Bunde und noch nicht wirklich bereit, für den Rest ihres Lebens auf einen Mann zu verzichten. Sie wollte noch so viel von der Welt sehen, Abenteuer erleben. Aber das ging eben als alleinstehende Frau nicht.

Immerhin boten ihr die Freundinnen Zerstreuung, ansonsten würde sie wohl wahnsinnig werden, denn sie hatte niemanden mehr: keine Familie und keinen Mann. Sie fühlte sich allein.

Wie so oft fiel das Gespräch der Witwen auf den »Maskierten Lord«, einen unbekannten Adligen, der einsame Frauen beglückte, sofern sie es wünschten.

Ihre Busenfreundin Elizabeth, die nur wenig älter als Alexandra und die reichste Witwe Londons war, schwärmte in den höchsten Tönen vom maskierten Lord. »Du solltest ihn dir gönnen, meine Liebe«, sagte sie zu ihr, wobei sie sich mit ihrem spitzenbesetzten Fächer Luft zuwedelte. »Er ist der beste Liebhaber, den ich je hatte, zwar der teuerste, aber er ist wirklich jedes Pfund wert.«

»Und du weißt wirklich nicht, wer sich hinter der Maske verbirgt?«, fragte Alexandra und strich sich eine blonde Locke aus der Stirn, während sie ihre Karten studierte. »Ich meine, der Mann könnte sich mit uns in diesem Raum befinden.«

»Vielleicht. Es wird gemunkelt, er sei ein verschuldeter Adeliger, mehr weiß ich auch nicht von ihm.« Elizabeth legte, über das ganze Gesicht strahlend, ihre letzte Karte auf den Tisch. »Zehn Punkte, her mit dem Geld, Ladys!«

In Gedanken versunken holte Alexandra eine Fünf-Pfund-Note aus ihrem Pompadour. Geld genug hätte sie, um sich einen Liebhaber zu leisten. Ihr verstorbener Gatte, ein Londoner Geschäftsmann, hatte ihr ein Vermögen hinterlassen. Arthur war schon fast ein Greis gewesen, als sie geheiratet hatten, und vier Monate später hatte er das Zeitliche gesegnet. Alexandra hatte nie reine Leidenschaft kennengelernt. Auch vor der Hochzeit nicht. Sie hatte als unvermittelbarer Blaustrumpf gegolten, weil sie ihre Nase lieber in Bücher steckte. Die Zwangsheirat war für sie ein Schock gewesen. Immerhin war Arthur ein liebevoller Mann gewesen, der ihr auch Trost spendete, als ihre Eltern kurze Zeit später an der Grippe starben. Alexandras Sehnsucht nach Nähe wurde seitdem von Tag zu Tag größer.

»Und ... wie kontaktiert man den Maskierten?«, fragte sie beiläufig, als würde sie das Thema nur mäßig interessieren, während sie die Karten neu mischte.

Elizabeth lächelte wissend. »Du schreibst ihm eine Nachricht, meine Liebe. Vermerkst Tag, Uhrzeit und Ort, und wirfst den Brief in das große Tongefäß, das im Britischen Museum direkt am Eingang zur Ägyptischen Ausstellung steht. Und wenn du Glück hast, kommt er vorbei. Er ist nämlich sehr begehrt.«

Das hörte sich nach einem Abenteuer an! Genau das Richtige für eine »wilde Witwe«. Alexandras Herz schlug schneller. Ob sie es riskieren sollte?

Just in diesem Moment löste sich ein Schatten hinter dem Paravent und Viscount Winter trat hervor. Der große, dunkelhaarige Mann grüßte die Damen flüchtig, warf Alexandra einen intensiven Blick zu und marschierte aus dem Salon.

Alexandra hielt die Luft an, bis sich ihr Herzrasen gelegt hatte. »Habt ihr das gesehen?«, flüsterte sie. »Hoffentlich hat er uns nicht zugehört!«

»Und wenn schon!« Elizabeth kicherte. »Wir sind Witwen, keine Jungfrauen.«

»Ich denke nicht, dass es seine Art ist, andere zu belauschen«, meldete sich Charlotte, die Älteste im Bunde.

Nervös spielte Alexandra mit ihrer Halskette. »Marcus ist ein arroganter, überheblicher Mann, ihm traue ich alles zu.«

»Tatsächlich?« Charlotte hob eine silbergraue Braue. »Vor ein paar Jahren hast du noch anders über ihn gedacht.«

»Er hat sich verändert, seit Isabell nicht mehr unter uns weilt«, verteidigte sie sich.

»Und er hat ein Auge auf dich geworfen, meine Liebe«, kommentierte Elizabeth und schwärmte ihnen vor, wie attraktiv Marcus mit seinen vierzig Jahren immer noch aussah. »Du könntest Viscountess werden, Alexandra. Eine richtige Adlige! Ihr würdet ein hübsches Paar abgeben.«

»Du weißt so gut wie ich, dass es das Gesetz verbietet, den eigenen Schwager zu heiraten, also sprich leiser!«

»Stimmt, dieses blöde Gesetz«, murmelte Charlotte. »Wer hat denn das erfunden, immerhin seid ihr ja nicht blutsverwandt.« Sie seufzte theatralisch, bevor sie leise hinzufügte: »Aber er würde dich bestimmt in sein Bett nehmen.«

Alexandra holte tief Luft. Sie mochte ihre Freundinnen wirklich sehr, aber wie oft hatte sie ihnen schon erklärt, dass sie nichts von Marcus wollte. Zugegeben, er sah hervorragend aus: groß gewachsen, schwarzhaarig, schlank, mit einem gut geschnittenen Gesicht, aber er hatte etwas an sich, das ihr jedes Mal den Schweiß aus allen Poren trieb, wenn er sie anschaute, nein, er starrte sie regelrecht an. Durchdringend. Besitzergreifend. Als könnte er bis in ihre Seele sehen.

Auch wenn in diesem Fall eine Heirat nach dem Gesetz unmöglich war, konnte sie dennoch auf einen Adelstitel gut und gern verzichten. Durch die Geschäftsbeziehungen ihres Mannes Arthur hatte die feine Londoner Gesellschaft Alexandra akzeptiert und in den Ladys Elizabeth, Jane und Charlotte drei wirklich gute Freundinnen gefunden.

»Du solltest dir den Viscount nehmen, Alexandra, und wenn es nur zu deinem Vergnügen ist. Isabell hat immer von seinen Qualitäten als Liebhaber geschwärmt, das hast du uns doch selbst erzählt.«

»Er hat sie umgebracht«, erwiderte sie trotzig. Ein Grund mehr, ihn zu meiden.

»Liebes, warum bist du so hart zu ihm? Isabell starb bei der Geburt ihres Kindes. Niemand trägt daran die Schuld. Denkst du nicht, er ist genug bestraft, gleich zwei Menschen verloren zu haben?«

Noch immer sah Alexandra den winzigen Sarg, den sie neben dem ihrer jüngeren Schwester in die Gruft getragen hatten. Es war der schlimmste Tag in Alexandras Leben gewesen. Seit der Beerdigung vor drei Jahren hatte sie kein Wort mehr mit ihrem Schwager gewechselt.

»Ich werde den maskierten Lord kontaktieren«, beschloss sie, und ein Raunen machte die Runde. »In welches Gefäß gebe ich die Nachricht noch gleich, Elizabeth?«

***

Hektisch lief Alexandra in der Jagdhütte auf und ab. Zwischendurch überprüfte sie den Sitz ihrer blonden Strähnen, bevor sie wieder aus dem Fenster starrte, um einen Moment später die spärliche Einrichtung zu begutachten, die Stühle zurechtzurücken und die Bettlaken glattzustreichen. Sie sah sogar hinter den Paravent, ob sich Wasser in der Waschschüssel befand, doch sie hatte alles schon längst vorbereitet. Dann entzündete sie zahlreiche Kerzen und stellte sie in Gläser, die sie überall auf dem Boden verteilte, aber der Lord war immer noch nicht da.

Würde sie ihm gefallen? Und würde er ihr gefallen? Wenn sie sich schon ohne Liebe einem Mann hingab, dann sollte er wenigstens ein ansprechendes Erscheinungsbild besitzen. Alexandra vertraute ganz auf Elizabeths Geschmack, die den Maskierten einfach umwerfend fand.

Seit fünf Jahren war Alexandra nun Witwe, doch sie besaß keine großartigen Erfahrungen mit Männern. Ihr Gatte hatte nur zwei Mal mit ihr die Ehe vollzogen, was keine berauschende Erfahrung gewesen war. Sie konnte nur auf das zurückgreifen, was ihr die Freundinnen erzählten. Elizabeth hatte ihr für die heutige Nacht noch zahlreiche Tipps mit auf den Weg gegeben, was Alexandras Nervosität nicht minderte. Schweiß sammelte sich unter ihrer Halbmaske aus Leder. Sie bevorzugte es, selbst unerkannt zu bleiben, und hatte in dem Brief mit Lady X unterschrieben.

Der Maskierte war bereits zehn Minuten zu spät. Was war, wenn er ihre Nachricht nicht erhalten hatte oder nicht herfand? Die Hütte lag sehr abgelegen und es brach bereits die Nacht herein.

Plötzlich wurde ihr bewusst, wie töricht sie handelte. Sie kannte diesen Fremden doch überhaupt nicht, was war, wenn er keine guten Absichten hegte? Niemand würde ihr hier draußen helfen können!

Nein, wenn Elizabeth dem Mann vertraute, dann tat sie das auch.

Auf einmal hörte Alexandra Hufgetrappel vor der Hütte. Sie lief zum Fenster, um hinauszusehen. Ein groß gewachsener Mann mit schwarzem Haar ritt auf die Hütte zu, der, genau wie sie, eine Halbmaske trug. Sein Hengst war ein prächtiges Tier und, der Haltung von Pferd und Reiter nach zu urteilen, ebenso stolz wie sein Herr. Konnte sich ein verarmter Lord derartigen Luxus leisten oder hatte er sich mit seinen Damenbesuchen bereits eine goldene Nase verdient?

Alexandra wusste nicht, wie viel der Mann für seine Dienste verlangen würde, daher hatte sie vorsorglich ein kleines Vermögen mitgenommen, das sie allerdings gut versteckt hatte, sollte der Fremde versuchen, sie auszurauben.

Schwach drang das Wiehern des Pferdes durch das Rauschen des Blutes an ihre Ohren, als der Besucher das Tier vor der Hütte zügelte, elegant abstieg und den Hengst im Unterstand festband. Neugierig öffnete Alexandra die Tür einen Spaltbreit, um sich den Mann genauer anzuschauen. Sie sah ihn nur von hinten, während er sein Pferd versorgte, aber auch durch den langen Umhang erkannte Alexandra seine breiten Schultern und die große Gestalt. Darunter trug er eng anliegende Breeches und Reitstiefel, die ihm bis zu den Knien reichten.

Sie beschloss, dem Fremden selbstbewusst entgegenzutreten, und öffnete die Tür ganz. Sofort drehte er sich um. Im schwachen Licht der Dämmerung starrten sie sich einen Augenblick lang an, und sein Zögern war zum Greifen nahe. Gefiel ihm nicht, was er sah? Sie konnte den Ausdruck seiner Augen hinter der Maske nicht erkennen.

Alexandra fand sich nicht außerordentlich hübsch, aber sie war sehr stolz auf ihre schlanke Figur und vor allem auf ihre zierlichen Hände. Daher hatte sie heute Abend auf Handschuhe verzichtet.

Sie atmete auf, als er sich in Bewegung setzte und mit großen Schritten auf sie zukam. Sein aufrechter Gang drückte Selbstsicherheit, Stärke und vielleicht auch ein wenig Arroganz aus. Ja, er war durch und durch ein Lord.

Alexandra klopfte das Herz bis zum Hals. Jetzt war es wohl zu spät, sich noch anders zu entscheiden. Sollte sie wirklich mit einem Fremden das Bett teilen?

»Lady X«, sagte er leise und verbeugte sich galant, bevor er einfach ihre Hand ergriff, um einen Kuss darauf zu hauchen. Alexandra starrte auf seine sehr edlen Handschuhe. Teuer. Wie alles an ihm.

Als seine Lippen ihren Handrücken berührten und kurz über ihre Haut glitten, erschauderte Alexandra, aber nicht aus Furcht. Wärme strömte bis in ihren Unterleib und brachte ihren Schoß zum Pochen. Der Maskierte würde bei ihr leichtes Spiel haben, wenn sie auf einen Handkuss bereits mit Erregung reagierte. Der Fremde besaß schmale Lippen, aber mit einem eleganten Schwung. Welche Sinnesfreuden er ihr wohl damit schenken konnte? Würde er sie auch auf den Mund küssen?

»Mylord«, erwiderte sie flüsternd, denn wenn sie beide leise sprachen, würden sie sich später nicht anhand ihrer Stimmen erkennen können. Ihr maskierter Besucher entstammte ohne Frage einer höheren Gesellschaftsschicht. Aber wieso vergnügte er sich dann mit Witwen? War ihm derart langweilig, hielt er das Ganze für ein Spiel? Na ja, sie würde mitspielen und testen, ob er wirklich so gut war, wie Elizabeth meinte.

Sie ging voran in die Hütte und hörte, wie er hinter ihr die Tür schloss. Das Häuschen gehörte dem Jagdaufseher ihrer Freundin Lady Jane Prescott, mit dem diese ein heimliches Verhältnis pflegte. Das Häuschen war zwar nicht gerade wie ein Liebesnest eingerichtet, aber ein breites, komfortables Bett in einer Jagdhütte sah man dennoch nicht alle Tage, und die Windlichter auf dem Boden verbreiteten ein behagliches Licht.

Wie erstarrt blieb Alexandra vor dem Bett stehen, dem Maskierten den Rücken zugewandt. Hoffentlich musste sie nicht den ersten Schritt machen. Oder wollte er erst bezahlt werden?

Alexandra faltete die Hände vor ihren Röcken, um ihr Zittern zu verbergen. Hinter ihr legte der Fremde seinen Umhang ab und warf ihn über einen Stuhl. Und nachdem er auch seine Handschuhe ausgezogen hatte, kam er auf sie zu.

Warm legten sich seine Hände auf ihre Schultern, und seine große Gestalt in ihrem Rücken strahlte eine Hitze aus, die sie schon jetzt zu verbrennen schien.

»Hast du Angst?«, fragte er sanft, wobei er ihre Schultern massierte.

»Ein wenig«, gab sie zu, genoss jedoch seine wohltuenden Berührungen. Ihr Zittern wollte trotzdem nicht aufhören.

»Wenn du möchtest, gehe ich wieder.« Der Maskierte war ganz selbstverständlich zur persönlichen Anrede übergegangen, was es für Alexandra weniger befremdlich machte.

Abrupt drehte sie sich um. »Bitte bleib!« Sie biss sich auf die Unterlippe, weil sie laut gesprochen hatte, aber der Mann gab keine Anzeichen von sich, dass er sie erkannt hätte. Darüber machte sich Alexandra jedoch kaum Sorgen, denn in letzter Zeit hatte sie sich selten in anderer Gesellschaft aufgehalten, als der ihrer Freundinnen.

Seine Arme ruhten nun nicht mehr auf ihren Schultern, sondern an ihren Hüften. Mit leichtem Druck zog er sie näher, und ihr Herz schien sich zu überschlagen.

Er war recht groß, größer als Elizabeth ihn beschrieben hatte, daher lagen seine Lippen genau vor ihren Augen. Sie waren leicht geöffnet und die Zunge des Fremden huschte darüber. Würde er sie küssen? Alexandras Herz pochte schneller, ihr Blick glitt weiter über sein Gesicht oder das Wenige, was sie davon sehen konnte. Sie erspähte die klaren Linien seines Kiefers. Der Maskierte war frisch rasiert und duftete nach Sandelholz. Es war ein vertrauter Geruch. Ein edler Duft.

Kannte sie diesen Mann vielleicht?

Aus einem Reflex heraus wollte sie ihn auf Abstand halten und drückte ihre Handfläche gegen seine Brust. Sein Herz ratterte an ihre Finger, er atmete schneller als gewöhnlich. Das machte sie stutzig. War er etwa ebenso aufgeregt wie sie? Er, der Maskierte, der schon unzählige Frauen beglückt hatte?

Alexandra schaute nach oben. Auch wenn sie im schummrigen Licht nicht viel erkennen konnte, sah sie doch, dass er die Augen geschlossen hatte. Lange, dunkle Wimpern ruhten auf den Sehschlitzen der Maske.

Mutig ließ sie ihre Hand auf seiner Brust kreisen, wobei sie durch das edle Hemd die Hitze seiner Haut und die sanften Wölbungen der Muskeln spürte.

Der Fremde schien nicht nur aufgeregt, sondern erregt, denn er keuchte leise.

Alexandra legte den Kopf an seine Schulter und genoss es, einen Mann aus der Ruhe zu bringen. Diese Erfahrung war neu für sie. Zudem duftete er unwahrscheinlich gut – nicht nur nach frischer Seife, sondern nach einem ganz eigenen, männlichen, vertrauten Geruch –, und hieß es nicht, wenn man jemanden gut riechen konnte, passte man zusammen? Es konnte doch nicht so schwer sein, den ersten Schritt zu machen.

Geschickt öffnete Alexandra zwei Knöpfe, um mit ihren Fingern unter den Stoff zu fahren. Na also, das war doch gar nicht so schwierig.

Der Maskierte sog die Luft ein, als Alexandra glatte Haut fühlte. Noch ein Knopf ging auf, ihre Hand wanderte höher, spielte an den erhärteten Brustwarzen und erspürte ein paar Härchen.

Ihr Liebhaber stand einfach nur da und hielt sie im Arm. Immer noch atmete er schwer, und als sich Alexandra an ihn schmiegte, drückte sich etwas Hartes an ihren Bauch. Ihr Herz machte einen Sprung.

Jetzt stöhnte der Fremde leise. Obwohl er sichtlich erregt war, hielt er sich zurück. Dass er ein richtiger Gentleman war, gefiel Alexandra und nahm ihr die Unsicherheit.

Endlich wurde auch er aktiv: Er löste die oberen Häkchen ihres Kleides und streifte den Stoff zur Seite, sodass ihre Schultern freilagen. Als er die Hände darauf legte, bekam Alexandra überall eine Gänsehaut, weil sie diese einfache Berührung zutiefst erregend fand. Aufregend und neu.

Zärtlich streichelte er ihren Nacken und spielte an einer Strähne ihres Haares.

»Kannst du mir einen Namen sagen? Irgendeinen ausgedachten? Ich möchte dich in meinen Gedanken nicht immer ›der Fremde‹ nennen«, flüsterte Alexandra.

Der Mann erstarrte für ein paar Sekunden und sie glaubte, keine Antwort zu bekommen, als er »Sebastien« an ihre Schläfe hauchte. »Du darfst mich Sebastien nennen.«

»Sebastien«, wisperte sie. Welch wunderschöner Name. Aber plötzlich kehrte ihre Unsicherheit zurück – sie traute sich nicht, sein Hemd weiter zu öffnen. Sie konnte doch keinen Mann ausziehen!

Sebastien schien es zu bemerken und half ihr, indem er sich das Hemd über den Kopf zog, wobei ihr sein Geruch entgegenwehte. Sie nahm einen tiefen Zug des männlichen Aromas, bis ihr der Atem stockte, als sie ihn halb nackt sah. Im Schein der Kerzen wirkte sein Körper beinahe wie gemeißelt. Hatte sie jemals einen schöneren Mann erblickt? Nun gut, sie hatte ja nur Arthur als Vergleichsmöglichkeit, aber was sie sah, brachte ihren Schoß zum Glühen. Sebastiens Bauch war flach, und ein Streifen dunkler Haare führte von seinem Nabel zum Hosenbund. Auch um seine Brustwarzen wuchsen ein paar schwarze Härchen, die sie ja schon ertastet hatte, doch am besten gefielen ihr die sanften Wölbungen seiner Muskeln. Nicht zu übertrieben, genau richtig. Er war ein starker Mann, einer zum Anlehnen und einer, der sie beschützen könnte. Aber auch einer, der sie nehmen konnte, wenn er wollte, und sie würde ihm nichts entgegenzusetzen haben. Dieser Gedanke ängstigte und erregte sie zur selben Zeit.

Der maskierte Lord und die unbefriedigte Witwe | Erotische Kurzgeschichte

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