Читать книгу Die stahlharten Gladiatoren | Erotische Kurzgeschichte - Lucy Palmer - Страница 3
ОглавлениеDie stahlharten Gladiatoren von Lucy Palmer
Zeitreisen waren wirklich eine feine Sache, vor allem dann, wenn der eigene Vater der Erfinder eines Gerätes war, das es einem erlaubte, jede vergangene Epoche der Erdgeschichte zu besuchen. Lysandra brauchte nicht erst, wie andere Wissenschaftler, eine Genehmigung einholen, um dann wochenlang auf den Trip zu warten. Nein – sie begab sich einfach in das Labor ihres Vaters, und schon war sie weg.
»Wohin geht es diesmal?«, fragte Horentius McMillan, ohne von seinen Unterlagen aufzusehen. Er war ein graubärtiger Forscher und Lysandras Ein und Alles, denn ihre Mutter war schon früh gestorben.
»Wieder ins alte Rom«, antwortete sie. »Ich schreibe gerade eine Arbeit über die Gladiatoren, aber in einigen Punkten sind meine Unterlagen lückenhaft.« Genaueres musste er nicht wissen, dachte Lys. In Wahrheit war sie ganz wild darauf, in das pulsierende Leben einzutauchen, das zu dieser Zeit geherrscht hatte, oder sollte sie sagen: herrschte? Dank der Zeitreisen kam es ihr beinahe so vor, als würde sie nur in einem dieser Freizeitparks Urlaub machen.
In Rom ging es zügelloser zu als im 22. Jahrhundert, und das faszinierte sie. Damals hatten sich die Menschen noch richtig geliebt, nicht bloß virtuell. Heute gab es zwar auch noch einige Anhänger der »natürlichen Liebe«, aber die meisten waren nicht scharf darauf, Körperflüssigkeiten auszutauschen, was eine Partnersuche für Lys sehr erschwerte. Sie sehnte sich nach realen Berührungen. Da kam ihr die kleine Notlüge gerade recht, denn für ihre Doktorarbeit hatte sie alle relevanten Informationen zusammen.
Lys drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Stirn, schlüpfte in Schuhe aus weichem Leder und strich sich ihre typisch römische Stola – ein langes, ärmelloses Kleid – glatt, bevor sie nach einem silbernen Ring griff. »Bis gleich!«
»Hm«, brummte Horentius und blickte seine Tochter nun doch an. »Pass auf dich auf, Lyssie.«
Lächelnd legte sie den kleinen Ring in eine spezielle Vorrichtung, an die ein Computer angeschlossen war. Dort programmierte sie die genauen Ankunftsdaten und den Ort mittels Satellitenkoordinaten ein, zuletzt noch die Zeit ihrer Rückkehr. Dabei kam sich die junge Frau jedes Mal wie Cinderella vor, die beim letzten Glockenschlag zu Hause sein musste. Sie konnte aber jederzeit schon früher zurückkehren, wenn sie auf den »Notfallknopf« drückte. Er sah auf dem Ring wie ein Aquamarin aus, war aber tatsächlich ein spezieller Kristall. Wenn man ihn zur Seite klappte, gelangte man an den winzigen Button.
Lysandra steckte sich das vermeintliche Schmuckstück an den Finger und aktivierte den Knopf unter dem blassblauen Stein. Für Horentius McMillan würde es aussehen, als verschwände seine Tochter nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn Lysandra würde fast zur selben Zeit wieder zurückkehren. Egal, wie lange sie unterwegs war.
Wenn Lysandra in die Vergangenheit reiste, fühlte sich das an, als würden ihr die Füße weggerissen und die Luft aus den Lungen gepresst. Ihr wurde schwarz vor Augen und schwindlig. Leichtes Kopfweh oder Magendrücken waren zum Glück die einzigen Nebenwirkungen, wenn der Kristall jedes Molekül ihres Körpers zerlegte und wieder zusammenfügte, nachdem die Ankunftszeit erreicht war.
Die Wärme des Bodens, der die Sonne gespeichert hatte, schlug ihr entgegen, als sie sich in einer schmalen Gasse materialisierte, sodass möglichst niemand ihr plötzliches Auftauchen bemerkte. Natürlich bestand immer die Gefahr, doch dann konnte sie noch schnell handeln und den Knopf drücken, um in ihre Zeit zurückzukehren, bevor sie richtig sichtbar wurde.
Zuvor hatte Lysandra natürlich genau die Überreste des alten Rom und besonders die Gegend um den Palatin – einen der sieben Hügel Roms – studiert, um nicht irgendwo im Nirgendwo anzukommen. Sie überprüfte noch einmal ihre für diese Epoche typische Hochsteckfrisur, die sie mit Bändern geschmückt hatte, und hoffte, dass auch ihr Make-up – rote Lippen sowie mit Kohlestift umrahmte Augen – noch am richtigen Platz saß, bevor sie sich auf den Weg zum Kolosseum machte. Sie befand sich hier in einer noblen Wohngegend, wo sich die aus Stein erbauten Häuser der aristokratischen Oberschicht gegenseitig an Luxus überboten. Die Reichen ließen es sich nicht nehmen, sich in Sänften tragen zu lassen, ansonsten kam man nur zu Fuß am besten voran. Pferde oder Karren waren tagsüber auf den meisten Straßen ohnehin nicht gestattet.
Lysandra schlängelte sich durch belebte, enge Straßen, die durch die Verkaufsstände der Händler noch schmaler wurden. Staub kitzelte in ihrer Nase, die Abendsonne brannte noch kräftig auf ihrer Haut. An der einen Ecke duftete es berauschend nach erlesenen Ölen, an der anderen stank es nach Unrat. Menschen der unterschiedlichsten Hautfarben und Nationen lachten, plauderten, feilschten und schimpften.
Lysandra wich Tauben aus, die am Boden nach etwas Essbarem pickten, und wäre beinahe mit einem Bettlerkind zusammengestoßen, das von einem erzürnten Kaufmann durch die Straße gejagt wurde.
Kichernde Frauen, die aus einem Badehaus kamen, zogen Dampfschwaden hinter sich her, die die warme Abendluft mit Parfüm schwängerten ... Ein Stück weiter saßen verstümmelte Söldner auf dem staubigen Boden, um sich ein paar Münzen zu erbetteln.
Lysandra verharrte einen Moment bei einem Forenredner, der über die Untugend motzte, Kinder von griechischen Lehrersklaven mit Buchstaben verderben zu lassen, statt sie ans Schwert zu zwingen. Lys saugte jedes Wort auf, das sie aufschnappte, und versuchte es im Geiste nachzusprechen. Wie alle Wissenschaftler ihrer Zeit beherrschte sie perfekt die Sprache der Gelehrten: Latein. Lange hatte man geglaubt, diese »tote« Sprache hätte keine Zukunft, doch sie hatte eine Renaissance erlebt. Das kam Lys jetzt zugute, auch wenn es sich vom »Gossenlatein« doch erheblich unterschied. Bei ihren ersten Aufenthalten hatte sie noch immense Probleme gehabt, die Menschen zu verstehen, jedoch spielerisch ihren Wortschatz erweitert, indem sie einfach nur zuhörte. Wie oft war sie nun schon hierher gereist?
Unzählige Male, und doch noch viel zu wenige, wie sie glaubte.
Mittlerweile kannte Lysandra die Stadt sehr gut, daher fand sie den Weg fast von allein. Das Kolosseum, damals bekannter als amphitheatrum flavium, Roms beliebtester Bau, war auch nicht zu übersehen. Das große Amphitheater bestand aus vier mächtigen Ebenen, die ersten drei mit bogenförmigen Eingängen. Hier wurden in regelmäßigen Abständen die verschiedensten Spiele abgehalten, und heute war Lys wieder einmal wegen der Gladiatoren gekommen.
Es war früher Abend, die Luft noch warm. Der Duft von köstlichen Speisen umschmeichelte ihre Nase, als sie das riesige Gebäude betrat und die Treppen zu den untersten Etagen hinabstieg, in der Hoffnung, wieder die zwei jungen Kämpfer anzutreffen, die bei den Spielen ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten: Lucius und Caius, die gemini gladiatorii. Lys fand sie verdammt sexy, außerdem waren sie atemberaubende Kämpfer. Es hieß, sie seien Zwillinge, sahen sich aber in Wahrheit nur sehr ähnlich. Lys wusste, dass sie in keinster Weise miteinander verwandt waren.
Sie seufzte vor Vorfreude auf und bog in einen langen, von Fackeln beleuchteten Gang unterhalb des Kolosseums ein. Dort wurden für gewöhnlich einen Abend vor den Kämpfen regelrechte Orgien abgehalten. Das ließen sich die Spieleveranstalter durchaus etwas kosten, um noch mehr Besucher anzulocken, auch weibliche. Die Gladiatoren waren vergleichbar mit den Popstars des letzten Jahrtausends. Unter den Römerinnen besaßen sie eine große Fangemeinde. Für sie waren Gladiatoren reine Objekte ihrer sexuellen Begierde, und bei den Festgelagen konnten sie ihre Idole persönlich kennenlernen.
Die Kellergeschosse allein waren schon ein Wunder für sich: Sie ließen sich sogar teilweise fluten, sodass in der Arena Seeschlachten nachgespielt werden konnten. Hier befand sich ein verzwicktes Netz aus Gängen, Kerkern und Anlagen für die Bühnentechnik. Die rußenden Fackeln gaben einen ganz eigenen Geruch ab. Es duftete nach Essen, alkoholischen Getränken, Körperausdünstungen und anderen, undefinierbaren Dingen.
Lachen von umstehenden Frauen und Männern drang an ihre Ohren sowie heitere Klänge verschiedenster Instrumente. Lysandras Sinnesorgane wurden von den vielen Eindrücken geradezu überwältigt. In ihrer sterilen Welt, in der höchstens mal digitale Stimmen durch die Räume hallten, musste sich ihr Gehirn nicht so anstrengen, dennoch hatte sie sich recht schnell an diese Reizüberflutung gewöhnt. Am liebsten wäre sie für immer hiergeblieben, aber das würde vielleicht das Raum-Zeit-Gefüge durcheinanderbringen. Die Wissenschaftler stritten sich immer noch darüber, ob das überhaupt möglich war. Vor allem ihr Vater glaubte fest daran, dass alles, was Lysandra in der Vergangenheit tat, bereits Teil ebendieser Vergangenheit war. Ansonsten würde Horentius McMillan seine Tochter nicht so mir nichts, dir nichts durch die Zeit reisen lassen.
Lysandra schlängelte sich an den zahlreichen Menschen vorbei, die um die athletischen Kämpfer herumstanden, diese betatschten oder mit ihnen flirteten. Doch Lucius und Caius sah sie nicht. Sie wären ihr auch gleich aufgefallen, denn die blonden Männer überragten die meisten anderen noch einmal um einen halben Kopf. Die beiden besaßen auch eigene Räume – wahrscheinlich würden sie sich dort aufhalten.
Lys schlenderte also weiter und überlegte, warum die zwei beim Volk derart beliebt waren. Ob es daran lag, dass sie keine Sklaven oder Kriminelle waren? Sie hatten im Heer gedient, wo sie einem Veranstalter aufgefallen waren, der in Rom die Gladiatorenspiele organisierte. Er bot Lucius und Caius enorme Preisgelder, damit sie regelmäßig in der Arena auftraten.
Als Lysandra um eine weitere Ecke bog, in der es wesentlich ruhiger war, fiel ihr ein neuer Spruch auf, der in die Ziegelmauer geritzt worden war: Lucius und Caius erfüllen die Träume aller römischen Mädchen ... Daneben noch die alten Parolen: L und C, die teuflischen Zwillinge ... Einmal Caius, immer Caius ... Lucius erhellt deinen Tag und bringt Wonne, wie es keiner vermag.
Beinahe hätte Lys laut gelacht. Sie würde es den beiden Angebern zutrauen, selbst diese Sprüche eingraviert zu haben. Ihre Siege hatten sie leicht überheblich gemacht, zumindest gaben sie gern damit an. Aber es waren wirklich zwei liebenswerte Chaoten, wie Lys schon herausgefunden hatte. Sie konnte verstehen, dass die Frauen auf sie flogen. Besonders der etwas ruhigere Caius hatte es Lys angetan, doch Lucius᾿ forsche Art hatte auch etwas für sich.
Mittlerweile wusste Lysandra nicht mehr, wie oft sie bereits hierher gereist war. Ihre Studien waren längst abgeschlossen, aber im alten Rom gab es noch so viel zu entdecken. Abenteuer, Lust und ... Leben. Seit ihrer Ankunft fühlte sich viel jünger als achtundzwanzig. Zudem sah sie niemand schief an, weil sie hier ganz allein umherspazierte. Die höhergestellten Frauen im römischen Reich konnten ein recht unabhängiges, beinahe emanzipiertes Leben führen, was ihr nun zugutekam.
Abrupt blieb sie stehen, als sie hinter einem Vorhang dunkles Stöhnen vernahm. Ihr Herz pochte wild. Hier war der Ort, wo sich die Zwillinge für gewöhnlich aufhielten. Mit wem sie sich wohl vergnügten?
Lysandras Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen, sie mit »Groupies« zu erwischen. Doch sie hatte keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Oder war es nur der Wunsch, einmal den Platz einer Römerin einzunehmen, die von den beiden ausgiebig verwöhnt wurde?
Lysandra blickte hinter sich. Im Moment befand sich niemand in diesem Abschnitt des Ganges, da sich alles mehr am Eingang abspielte, um weitere Neugierige anzulocken. Daher schob sie mit zitternden Fingern den Vorhang ein Stück zur Seite und lugte in den düsteren, nur durch drei Fackeln erhellten Raum, aber sie sah nicht Caius und Lucius, sondern zwei andere Männer. Das erkannte sie gleich an den dunklen Haaren, denn »ihre« Zwillinge waren ja blond. Allerdings fehlten hier die Frauen, denn die beiden – offensichtlich auch Gladiatoren, wie ihre gestählten Körper verrieten – vergnügten sich miteinander!
Lysandras Puls klopfte noch schneller. Die zwei nackten Männer gaben ein leckeres Bild: Der kleinere und schlankere hing an einem Gestell, das wie ein Andreaskreuz aussah. Die Arme waren an den oberen x-förmigen Balken gefesselt, während der zweite Mann die Beine des Wehrlosen an den Kniekehlen nach oben hielt.
Die Gladiatoren standen so, dass Lysandra sie gut von der Seite sehen konnte. Sie hatte vollen Einblick, da sie sich gerade einmal zwei Schritte von ihnen entfernt befand. Ob den beiden das bewusst war? Wollten sie beobachtet werden?
Lys erlaubte sich, den Vorhang einen Zentimeter mehr zur Seite zu heben. Es war in ihrer Nische so dunkel – die Männer würden sie bestimmt nicht bemerken.
Im schwachen Licht erkannte Lys, dass um die Erektion des Gefesselten ein Lederband gewickelt war. Die Eichel stand deshalb prall hervor und glänzte dunkel. Der Mann sah aus, als würde er unvorstellbare Schmerzen leiden, aber hier wurde niemand bestialisch gequält. Nein, er war erregt, er empfand Lust, denn diese Gladiatoren machten Liebe auf ihre raue, männliche Art.
»Was, wenn wir gegeneinander antreten müssen, was wirst du dann tun?«, fragte der Gefesselte schwer atmend und sah seinen Partner mit lustverhangenem Blick an.
»Dich unterwerfen, Silvius, so wie immer«, keuchte der andere. Seine Härte glänzte, als ob er sie mit Fett eingerieben hatte. Er packte die Knie des Wehrlosen fester, hob sie noch ein wenig höher, sodass sich die Pobacken weit öffneten, und drang mit einem Stoß in ihn ein.
Der Mann am Kreuz mit Namen Silvius warf den Kopf laut stöhnend hin und her, während er hart genommen wurde. Mit pumpenden Hüften rammte ihm sein Freund das steife Glied unaufhaltsam hinein. Es schien tatsächlich gut eingefettet gewesen zu sein, anderenfalls hätte Silvius sicher keine Freude gehabt.
Lys fühlte, wie sie feucht wurde. Ihre Klitoris pochte heftig. Es war das erste Mal, dass sie Männer beim Sex beobachtete, und es machte sie unwahrscheinlich an. Ein gut gebauter Mann war ja schon heiß, aber gleich zwei!
Unter ihrer Stola kreuzte sie ihre Schenkel, um den Druck auf ihre Mitte zu erhöhen. Dabei dachte Lys an ihre Gladiatoren-Zwillinge und stellte sich vor, wie es wäre, von allen beiden verwöhnt zu werden.
Gladius war das lateinische Wort für Penis, ging ihr durch den Kopf, als sie fasziniert das harte Geschlecht betrachtete, das sich immer wieder in Silvius versenkte. Trotz ihres rauen Umgangs, lag Zärtlichkeit in den Augen der Männer. Die beiden liebten sich anscheinend, doch wegen ihrer Stellung würden sie niemals heiraten dürfen. Sie besaßen als Gladiatoren keine persönlichen oder politischen Rechte. Gleichgeschlechtliche Hochzeiten waren nämlich in Rom keine Seltenheit, während es zu späteren Zeiten sogar mit dem Tod geahndet wurde, jemanden desselben Geschlechts zu begehren. Zum Glück war Homosexualität in Lysandras Jahrhundert ebenfalls kein Tabu mehr, ausgelebter Sex hingegen schon, was es irgendwie auch nicht besser machte.
Der stehende Mann legte sich ein Bein des Gefesselten über seine linke Armbeuge und stützte sich am dahinterliegenden Balken ab, damit er mit seiner Rechten die abgebundene Erektion massieren konnte.
Silvius’ Körper zuckte. »Marius, bitte!«, schrie er, weil er offensichtlich von dem Band, das seinen Höhepunkt verhinderte, befreit werden wollte.
Marius beugte sich vor, um die Laute mit seinem Mund zu ersticken. Die beiden küssten sich gierig, wobei Marius das Band löste. Sofort schoss das Sperma aus Silvius heraus und landete auf Marius’ Bauch, während sich dieser, die Pobacken hart zusammengekniffen, noch schneller in seinen Partner rammte, bis auch er laut stöhnend kam. Dann erst zog Marius sich zurück, um den schlaff am Gestell stehenden, halb hängenden Mann mit seinem Saft zu kennzeichnen. Dabei knurrte er: »Du bist mein, nur mein, Silvius«, und küsste ihn wieder leidenschaftlich.
Leise seufzend ließ Lysandra den Vorhang fallen und wollte sich gerade zurückziehen, als sich ein Männerarm von hinten um ihren Bauch legte. Wie erstarrt blickte sie auf den kräftigen, mit feinen Narben gezeichneten Unterarm, der unwahrscheinlich muskulös war, braun gebrannt und mit einem blonden Haarflaum überzogen. Lysandras Daumen über dem Ring zuckte, ihr Herz schlug heftig. Sie bräuchte nur auf den Stein zu drücken und sie wäre gerettet. So eine intime Berührung, die Nähe zu einem anderen Menschen außer ihrem Vater, kannte Lys nicht.
Sie sog die Luft ein, als sich die große Hand auf ihre Brust presste. Lysandra spürte die Hitze in ihrem Rücken, die von einer offensichtlich großen Gestalt ausging.
»Na, meine Hübsche«, raunte eine männliche Stimme auf lateinisch in ihr Ohr, was ihr im Nacken eine Gänsehaut einbrachte. »Hast du dich verlaufen oder suchst du das Vergnügen?«
Zumindest das sinnliche Vergnügen. Zuschauen würde mir schon reichen, dachte sie, aber was erlaubte sich der Kerl! Ihr hier einfach an die Brust zu fassen!
Natürlich ... Er musste denken, dass sie nur hier herunter gekommen war, um an den Orgien teilzunehmen. Und er hatte sie beim Spionieren erwischt, wie peinlich!
Ihre Wangen erhitzten sich, noch immer raste ihr Herz.
Durch den Stoff ihrer Stola streifte der Fremde über ihren Nippel, der sich zu einer festen Spitze zusammengezogen hatte. Lys erschauderte. Das fühlte sich gut an. Real. Nicht wie eine jener Simulationen, die sie manchmal benutzte, wenn sie sich selbstbefriedigte. Sie trug natürlich keinen BH und auch nicht das für diese Zeit typische Brustband, daher spürte sie alles besonders intensiv. Dennoch war ihr mehr als mulmig zumute. Ihre Knie zitterten.
Obwohl sich ein wohliges Prickeln von ihrem Busen bis in ihren Unterleib zog, drehte sie sich in dem festen Griff des Mannes um und entwand sich so seiner Berührung. Sie wollte schon sehen, mit wem sie es zu tun hatte.
Da sie sehr klein war, nur einen Meter sechsundfünfzig, reichte sie dem Fremden gerade einmal bis zur Brust. Diese war nackt, sehr muskulös und ebenfalls von Narben gezeichnet, was aber keinesfalls entstellend wirkte. Es unterstrich seine kraftvolle Männlichkeit. Der Mann trug den für Gladiatoren typischen Lendenschurz und Sandalen.
Lys blickte höher, sah sein markantes Kinn, eine leicht schiefe Nase und Grübchen in seinen Wangen, weil er verschmitzt lächelte. Er besaß kurzes, dunkelblondes Haar, und Lysandra erkannte ihn sofort. »Lucius ...«