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Der zerstörerische Kapitalismus und das lebensfeindliche Finanzsystem

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Jeder weiß, dass es im Kapitalismus arme und reiche Menschen gibt. Ebenso gibt es Menschen, die finanziell recht gut abgesichert sind, um sich ein Dach über dem Kopf leisten zu können und nicht verhungern zu müssen. Und diese Erkenntnis nehmen wir in der Regel für gegeben hin.

Kaum jemand denkt intensiv darüber nach, weshalb die Verhältnisse so ungerecht verteilt sind. Und wenn sich jemand dann doch Gedanken über diese Thematik macht, macht es sich jener meist sehr einfach. Denn das hauptsächliche Denken ist, dass der arme Obdachlose im Leben einfach nur resigniert hat und sich zuvor nicht genug angestrengt hat, um an eine lukrative Arbeit zu kommen. Die Reichen dagegen sind bissig genug und haben den Willen und den richtigen Riecher, um es nach ganz oben zu schaffen. Und die Menschen, die recht gut versorgt werden, haben sich durchschnittlich gut bemüht, an einen attraktiven Job zu gelangen, der ihnen monatlich einen guten bis überdurchschnittlich guten Verdienst einbringt. In der Regel wird der letztgenannte Personenkreis zur Mittelschicht gezählt.

Wunderbar, aber diese Mittelschicht verdient nur deshalb so gut, weil es einen Niedriglohnsektor gibt. Allein diese Tatsache zeigt, wie der Kapitalismus funktioniert; und leider ist er ungerecht. Denn Arbeitskräfte, die im Niedriglohnsektor tätig sind, führen ebenso wertvolle, oft sogar erheblich wertvollere Arbeiten aus als die Mittelschicht. Dass diese beiden Arbeiterklassen bestehen, hat einen ganz simplen Grund: Ein Großteil von Arbeitskräften – jene aus der Mittelschicht – ist aufgrund seines großzügigen Einkommens vollkommen zufrieden; ihm fehlt es quasi an nichts. Für die Mittelschicht ist das Weltbild folglich völlig in Ordnung.

Die ärmere Bevölkerungsschicht aus dem Niedriglohnsektor dagegen hat ständig Sorgen. Jeden Monat sind die finanziellen Mittel knapp – alles muss streng kalkuliert werden, um über die Runden zu kommen. Das heißt auch, dass kaum Extrawünsche erfüllt werden können. Oft kommt es sogar schlimmer: eventuell bestehende Schulden können nicht beglichen werden – der soziale Abstieg droht. Und das kann unter Umständen bis hin zur Obdachlosigkeit führen.

Jetzt mag man sich fragen, weshalb es von politischer Seite nicht so geregelt ist, dass die Verdienste beider Arbeiterklassen einander angeglichen werden. Doch das wird nicht geschehen. Denn aus systemrelevanter Sicht würde dies zu einer größeren starken Masse führen, was nicht gewünscht ist. Im Falle eines Volksaufstandes würde sich eine bestimmte Meinung somit auf eine größere Masse konzentrieren, wodurch ein bestehendes System schneller gekippt werden könnte. Also belässt man es bei der Separation zwischen Niedriglohnsektor und der Mittelschicht – schließlich erzeugt diese Methode Streitigkeiten untereinander. Sprich: Beide Arbeiterklassen sind miteinander beschäftigt und hinterfragen nicht die Funktionsweise des Systems. Das, liebe Leser und Leserinnen, ist das alte Prinzip von ›Teile und Herrsche‹, auf das ich in diesem Buch immer noch mal wieder eingehen werde.

Wie schnell es im Kapitalismus zu einer Obdachlosigkeit führen kann, ist am Beispiel des Niedriglohnsektors erkenntlich, wobei selbstverständlich noch andere Faktoren berücksichtigt werden müssen. So zum Beispiel die Inflation, die in der Regel künstlich erzeugt wird, um soziale Unruhen im Allgemeinen hervorzurufen – auch dazu später mehr.

Und dann gibt es noch die Reichen, die das System so gut verstanden haben und es für sich zunutze machen. Sie wissen, wo und auf welche Art und Weise man Geld investiert, um maximalen Gewinn daraus zu schlagen. Oftmals ist es hier aber auch so, dass bestimmte Personen bereits Geld geerbt haben oder aber die vorangegangene Generation bereits über große Geldmengen verfügen, wodurch die finanziellen Mittel mit Leichtigkeit vermehrt werden kann. Dafür sorgt allein das verzinste Geldsystem.

Und dieses verzinste Geldsystem ist ein Betrugssystem, weil es auf Schulden beruht. Nicht umsonst wird auch vom Schuldgeldsystem gesprochen. Allein jenes Finanzsystem sorgt dafür, dass die Kluft zwischen arm und reich immer größere Ausmaße annimmt. Es basiert auf dem Prinzip ›von fleißig nach reich‹; sprich: die arbeitende Bevölkerung sorgt für das Wohl der Reichen. Um es deutlich zu sagen: Die große, gering entlohnte Masse schuftet für eine kleine Elite, welche unvorstellbare große finanziellen Einnahmen fürs Nichtstun erhält. Generell gilt die Faustregel, dass etwa 3% der weltweiten Bevölkerung so viel Geld besitzt wie der Rest der Weltbevölkerung.

Wie schon erwähnt, ist Geld in unserem Finanzsystem Schuld. Das liegt daran, weil Geld aus dem Nichts geschöpft wird – nämlich durch Kredite. Immer wenn ein neuer Kredit aufgenommen wird, verlängert sich die virtuelle Summe auf der Aktiv- wie auch auf der Passiv-Seite einer Bank, was letztendlich auch bedeutet, dass Schulden gleich Guthaben sind. Allein daran ist erkennbar, um welches Betrugssystem es sich handelt.

Doch es kommt noch schlimmer, denn die Bank verlangt obendrein noch Zinsen für Geld, welches die Bank real gar nicht besitzt. Geld muss, um real zu existieren und um einen Wert darzustellen, erst erwirtschaftet werden. Das bedeutet, jeder Arbeitnehmer sorgt mit seiner Arbeitskraft dafür, dass Geld in materieller Form entsteht. Im Klartext heißt das, er arbeitet für die Schulden sowie deren Zinsen und Zinseszinsen eines anderen.

Selbstverständlich kann eine Bank Bargeld in Höhe des aus dem Nichts geschöpften Geldes ausgeben, da die Wirtschaft schließlich stets am wachsen ist.

Und genau hier haben wir ein weiteres Problem: Das Wirtschaftswachstum. Gebetsmühlenartig bekommen wir von Politik und Medien immer wieder eingetrichtert, die Wirtschaft müsse wachsen. Aber dieses Wachstum ist systembedingt – es ist eine logische Folge des verzinsten Geldsystems. Da das Geld aus dem Nichts geschöpft wird und jenes Geld mit Zinsen belastet ist, muss die Wirtschaft zwangsweise wachsen, um die Zinsen sowie die Zinseszinsen begleichen zu können. Leider ist das ein Irrweg, den jedoch viele Menschen nicht sehen oder sehen wollen. Denn zahlreiche, in großen Mengen produzierte Güter und Fahrzeuge stehen sinnlos in Warenlager oder auf riesigen Parkplätzen, weil gar nicht so viel Nachfrage besteht und/oder niemand sie sich mehr leisten kann. Auch am Beispiel der Lebensmittel zeigt sich das widersinnige Wirtschaftswachstum – es wird hergestellt und anschließend weggeworfen.

Die Wahrheit ist: Wir benötigen gar kein Wachstum. Auch unsere von Medien und Politik hochgelobten Exportüberschüsse sind lediglich ein Versuch, von der Realität abzulenken. Zwar exportiert die Bundesrepublik in Deutschland viele Waren und Güter ins Ausland, doch davon haben wir rein gar nichts, weil entsprechende Staaten verschuldet sind und nur auf Pump erwerben.

Übrigens können auch Staatsschulden nie zurückgezahlt werden – auch das ist die Auswirkung des Schuldgeldsystems. Ein verzinstes Geldsystem bedeutet nämlich immer exponentielles Wachstum – in Form von Schulden, aber auch in Form von Guthaben. Hier wird dann noch einmal deutlich, weshalb die große Masse immer ärmer wird und nur ein kleiner Teil von Menschen immer reicher. Und reicher werden nur jene, denen die Banken gehören und an Zinserträgen partizipieren. Das ist fatal, denn Banken befinden sich in privater Hand – es gibt keine staatlichen Banken.


Der Kapitalismus ist wie eine Krankheit. Er ist ein Krebsgeschwür, das die Erde vernichtet. Kapitalismus beutet nämlich nicht nur die Menschen aus, sondern den gesamten Planeten. Wirtschaftswachstum braucht stetig Ressourcen, um für die Produktivität genutzt werden zu können.

Sind Rohstoffe innerhalb eine begrenzten Region erschöpft, werden als Folge neue Märkte erobert, was in jüngster Zeit häufig auch bedeutet, in andere Staaten vorzudringen – gerade dann, wenn es um Erdölvorkommen geht. Solch eine Markteroberung nennt man dann Krieg. Meistens wird jedoch ein Vorwand genutzt, um es nicht als Angriffskrieg erscheinen zu lassen. Die Weltöffentlichkeit wird dann mit Hilfe der Medien insofern manipuliert, dass man ihr mitteilt, es sei beispielsweise ein Krieg gegen den internationalen Terrorismus. Oder es muss Krieg für Frieden geführt werden, was an sich schon sehr widersprüchlich ist.

Krieg ist letztlich fester Bestandteil des Kapitalismus. Oder anders formuliert: Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.

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