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2. Kapitel – Der Tag an dem ich aufwachte
ОглавлениеEs fiel mir schwer, meine Gedanken zu ordnen. Zu realisieren, dass das Ding, das ich so geliebt hatte, oder vielmehr immer noch liebte, mich im Stich gelassen hatte. Die gesprochenen Worte nahmen, in meinem Kopf, Gestalt an. Formten sich zu Sätzen und Bilder kamen hinzu. Wie dieses Ding vor mir saß, mit diesem leeren, kalten Ausdruck in ihrem Gesicht. Ich sah wie sie mir, mit Worten, ein Messer in mein Herz bohrte. Durchlebte noch einmal dieses Gefühl, wie es zu Eis wurde und in mir zerbrach.
Es waren zwei Momente, die mein Leben so verändert hatten. Erst begann ich zu leben, um zwei Jahre später zu sterben. Ja, ich glaube, das trifft es. Ich bin in diesem Moment gestorben. Es war das Ende meiner menschlichen Existenz.
Ich saß in meinem Zimmer und versuchte zu begreifen. Versuchte mich zu bewegen, doch ich war gelähmt. Ich wusste, dass ich Essen und Trinken sollte, doch hatte ich weder das Verlangen nach dem einem, noch dem anderen.
Mit zitternden Händen zündete ich eine Zigarette nach der anderen an und inhalierte deren Rauch.
Ließ sie zu meiner Nahrung werden und hüllte mich in deren Dunst. Versteckte meine Tränen hinter diesem, flüchtigen, Vorhang.
Fragen rollten sich in meinem Kopf auf. Warum hatte sie es getan? Warum hat sie mich sterben lassen? War es meine Schuld, oder war ich nicht der Einzige, den sie mit ihren Klauen umschlossen hatte?
War ich der Erste, den sie auf diese Weise sterben lassen hatte? Ich fühlte mich als hätte ich eine unendlich lange Zeit geschlafen. Befand mich gefangen zwischen Traum und Realität.
Ich wollte nicht aufwachen. Wollte wieder in meine Träume versinken und diesen einen Moment vergessen. In meinen Träumen meine Liebe weiter leben.
Doch umso länger ich versuchte dorthin zurückzukehren, wo ich einst war, zerrte die Realität immer stärker an mir.
Bis zu dem Punkt, an dem ich zurück in diese Welt fand.
Es war der Tag, an dem ich aufwachte. Losgerissen von allen, verblendeten, Illusionen. Der Tag, an dem der Dunst sich lichtete und der Welt meine Tränen präsentierte. Der Tag, an dem die Sonne das erste Mal, wieder den Weg in meine Augen fand, um die Schatten zu vertreiben.