Der vergessene Weltkrieg
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Maciej Górny. Der vergessene Weltkrieg
Włodzimierz Borodziej, Maciej Górny. Der vergessene Weltkrieg. Europas Osten 1912–1923. Band I – Imperien. 1912–1916. Aus dem Polnischen. von Bernhard Hartmann
Impressum
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Inhalt
Einleitung
Kapitel 1. Der Weg zum Krieg
Juli 1914
Kapitel 2. Präludium – der Balkan 1912–1913
Die makedonische Frage
Der Erste Balkankrieg
Der Zweite Balkankrieg
Kapitel 3. Ehe noch die Blätter fallen … Aufklärung im Gefecht
Die ersten Offensiven
Die zweite Welle
Der Winter
Das Leben an der Front
Spionagewahn
Kranke und Verwundete
Der Stellungskrieg
Die Festung Przemysl
Gorlice-Tarnów
Wiederholung auf dem Balkan
Kapitel 4. Ermattung
Der Rumänienfeldzug
Kriegsgefangene
Kapitel 1. Das Hinterland oder Im Rücken der Front
Kontrolle und Reglementierung
Die Frauen
Ethnisierung
Militärverwaltung und Selbstverwaltung
Der Niedergang der Städte
Wandel auf dem Land: vom Bauern zum Herrn
Kapitel 2. Informationshunger
Die Presse
Schaulustige und Gerüchte
Propaganda
Kapitel 3. Loyalitäten
Der Geist von 1914
Loyalität im Alltag
Repressionen
Kapitel 1. Im ersten Moment
Der Rückzug
Die Stunde der Selbstverwaltung
Der erste Kontakt
Das Leid der Zivilisten
Soziale (Un)ordnung
Kapitel 2. Neue Ordnungen
Territorien
Wirtschaft
Zwischen Plan und Wirklichkeit: Zielkonflikte
Die Besetzten
Die Vergrößerung der Städte
Kapitel 3. Die zivilisatorische Mission
Halbasien
Der Balkan
Neue Regierungen
Wissenschaftliche Eroberungen
Bildung und Hygiene
Bibliografischer Kommentar
I
II
III
IV
Verzeichnis der benutzten Literatur. Quellen
Forschungsliteratur
Anmerkungen. Einleitung
Erster Teil: Die Fronten
Zweiter Teil: Das Hinterland
Dritter Teil: Die Besatzung
Anhang
Verzeichnis der Exkurse
Abbildungsnachweis
Personenregister
Informationen zum Buch
Informationen zu den Autoren
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Innentitel
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In den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs wurde auf beiden Seiten der Front überraschend Friedrich von Bernhardi zu einem der meistzitierten Schriftsteller. Der Kavalleriegeneral und Militärhistoriker führte zwar keine leichte Feder, doch er bediente exakt die Bedürfnisse des Augenblicks. Die Deutschen und ihre Verbündeten schöpften aus Bernhardis Werk die stärkende Überzeugung, dass sie in diesem Krieg eigentlich zum Siegen verurteilt seien. Ihre Gegner sahen in ihm ein Symbol des deutschen Chauvinismus und Militarismus. Nicht ohne Grund, wenn man etwa liest, was Bernhardi über die Auswirkungen des Rüstungswettlaufs auf die Vorkriegsgesellschaft des Deutschen Reichs schrieb: „Wir haben uns gewöhnt, die Waffenrüstung als eine schwere, unwillig getragene Last zu betrachten, und darüber vergessen, daß die Armee der Jungbrunnen ist, aus dem immer von neuem Kraft, Opfermut und Vaterlandsliebe unserem Volke zuströmen.“9 Trotz strenger Mahnungen an die vermeintlich allzu pazifistisch gesinnte deutsche Öffentlichkeit sah Bernhardi dem in seinen Augen unausweichlichen europäischen Konflikt optimistisch entgegen. Seine Zuversicht speiste sich aus dem Glauben an die überlegene Kriegsmoral der Deutschen, als wichtigsten Faktor des künftigen Sieges betrachtete er die Initiative (das „Prinzip des Handelns“).
Abgesehen vom großdeutschen Chauvinismus finden sich in Bernhardis Text freilich auch Ansichten, die nicht nur unter deutschen Strategen, sondern in allen europäischen Stäben verbreitet waren und die knapp formuliert lauteten: Geist ist wichtiger als Material, Angriff ist besser als Verteidigung. Bernhardis Siegeshoffnung gründete auf der durchaus nicht falschen Beobachtung, dass die bislang beste Umsetzung der beiden Maximen Preußen im Feldzug gegen Frankreich 1870/71 gelungen war. Auch die unmittelbare Vorkriegszeit lieferte den Befürwortern der Angriffsdoktrin neue Argumente. Im Russisch-Japanischen Krieg setzte der russische Oberbefehlshaber in der Mandschurei, General Alexei Nikolajewitsch Kuropatkin, auf eine defensive Strategie, die von deutschen Ausbildern geschulten Japaner hingegen auf permanente Offensive. Obwohl die russische Niederlage vielschichtige Gründe hatte, konzentrierten sich die Beobachter auf den Unterschied in der strategischen Ausrichtung. Auch Kuropatkin selbst bemühte bei der Suche nach einer Erklärung für sein Scheitern eine der damals gängigen Formeln:
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