Читать книгу Texte von Herz zu Herz - Maike Sbresny - Страница 14
ОглавлениеVERSINKEN
Ich war so gut darin,
nicht zu fühlen.
Ich war so gut darin,
einfach wegzulaufen vor allem,
was mich überwältigen könnte.
Ich war so gut darin,
mein Herz zu verschließen
und mich damit vor dem zu schützen,
was mich verletzen könnte.
Ich merkte nicht,
dass ich mich in jedem Moment
hinter dieser Mauer selbst verletzte.
Ich merkte nicht,
wie ich nicht nur
das Leid aussperrte,
sondern auch das Leben
und alles, was es ausmacht.
Ich merkte nicht, wie ich litt,
weil ich nicht leiden wollte
und wie sehr mein Herz
nach Freiheit schrie.
Bis ich irgendwann stehen blieb.
Mein Herz öffnete.
Und endlich erwachte.
Und nun stehe ich hier
und Tränen rinnen
über meine Wangen.
Diese Tränen
sind Freude,
sind Dankbarkeit,
sind pure Liebe.
Ich weine und weine
und kann nicht aufhören.
Ich bin überwältigt
von diesem Leben,
das so viel mehr ist als alles,
was ich mir hätte wünschen können.
Ich bin überwältigt
von der Tiefe dieses Lebens,
von dem ich so lange
nur die Oberfläche kannte.
Ich versinke immer mehr in ihm.
Stück für Stück.
Manchmal blicke ich noch nach oben,
blicke zur Oberfläche,
doch die Erinnerung daran
kommt mir vor
wie ein anderes Leben,
in das ich niemals mehr
zurück möchte.
Und so versinke ich
noch tiefer
und öffne mich
immer mehr.
Weil nur so alles
einen Sinn ergibt.