Zerbrochen auf Wangerooge
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Malte Goosmann. Zerbrochen auf Wangerooge
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Nachwort
Отрывок из книги
Schwer atmend verließ der Mann die Villa am Osterdeich. Zunächst riss er sich die FFP2-Maske von Mund und Nase, dann trat er aus dem Eingangsportal. Die ersten Sonnenstrahlen des beginnenden Frühlings trafen sein Gesicht. Was viele Menschen nach diesem langen Winter als angenehm empfinden würden, löste bei ihm keine Wirkung aus. Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Die Geister der Vergangenheit, die er glaubte, besiegt zu haben, krochen wieder in ihm hoch. Er öffnete mit zittrigen Händen die ersten beiden Knöpfe seines Oberhemdes und schnappte nach Luft. Noch stand er im Garten der Villa aus der Gründerzeit, in der sich die psychotherapeutische Praxis von Frau Dr. Müller-Lubinski befand. Nach seinem ersten Zusammenbruch, der in einer Katastrophe geendet war, hatte er schon einmal in einer psychotherapeutischen Praxis Zuflucht gesucht. Die therapeutischen Gespräche hatten damals die Traumata seiner Kindheit abgemildert, so dass er arbeitsfähig gewesen war. Zwar litt er weiterhin unter Schlaf- und Essstörungen, auch seine klaustrophobischen Anfälle waren nicht ganz verschwunden, aber er hatte ein halbwegs normales Leben führen können.
Er öffnete die Gartenpforte und trat auf den Osterdeich. Die Straße, die diesen Namen trug, befand sich auf der Deichkrone dieses mächtigen Bauwerks, das die Bremer Altstadt vor den Fluten der Weser schützte. Sein Blick fiel auf das Weser-Stadion, das direkt gegenüber lag. Schon lange hatten hier keine Spiele mehr vor Publikum stattgefunden. Die Pandemie hatte sein Verhältnis zum Fußball verändert. Gern war er früher zu den Heimspielen des SV Werder gegangen, aber durch die lange Abstinenz vom Live-Erlebnis hatte das Suchtpotential des Fußballs bei ihm keine Wirkung mehr gezeigt. Lange musste er warten, bis er die stark befahrene Straße überqueren konnte. Nachdenklich stieg er die Treppe zum Stadion hinunter, steuerte irgendwo hinter dem Stadion eine Bank an, von der aus er einen freien Blick auf die Weser hatte.
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„Wie haben sich denn deine Kollegen und die Dienstaufsicht verhalten?“, hakte Petersen nach.
„Das war alles okay. Sachliche Fragen, keine Vorwürfe. Was wirklich schwierig war und ist, sind diese Rassismusvorwürfe, da habe ich richtig dran zu knapsen, weil Rassismus mir total fremd ist. Dann kommt die andere Seite. In einem rechtsradikalen Portal nennen sie mich „RR 7, der Terminator. Das ist doch alles irre. Ich bin nur ein kleiner Streifenpolizist und bin in eine unübersichtliche Situation geraten. Leider hat das ein Menschenleben gekostet, damit muss ich jetzt leben.“
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