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Vorwort

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»Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!«, fordert der Marquis von Posa gegenüber dem spanischen König Philip II in Friedrich Schillers Drama ›Don Carlos‹. Gemeint damit ist die Freiheit – in weltanschaulicher und politischer Hinsicht – zu denken, was man will, sowie das Recht, diese Gedanken auch zu äußern. Eine durchaus gewagte Aufforderung in dem von Hohenzollern-König Friedrich-Wilhelm II autokratisch und restriktiv regierten Preußen des Jahres 1787. Freiheit – und das schließt die Meinungsfreiheit ein – endet allerdings gemäß dem sehr alten Zitat eines unbekannten Urhebers dort, wo Freiheit und Rechte des Nächsten beginnen. Diese Menschenrechte eroberten im Laufe der Zeit allgemeine Weltgültigkeit, zumindest in den demokratisch regierten Ländern unseres Globus. Sie lagen ebenso bei der Formulierung unserer Verfassung, dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, zugrunde und sind wesentlicher Bestandteil unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung. Sollte man wenigstens meinen.

Wider die vernünftige Erwartung, dass der desaströse Zweite Weltkrieg der Welt und vor allem dem deutschen Volk die barbarischen Folgen des Rassenhasses und der hemmungslosen Massentötung von jenen infam stigmatisierten Opfern der ›Endlösung‹ vor Augen führte sowie ihnen eine entscheidende und dauerhafte Lehre gewesen sein sollte, erleben wir bedauerlicherweise heute bei unverbesserlichen Neonazis ein Wiedererwachen dieses widerwärtigen Gedankengutes.

Erst in der sehr späten Folge der systematisch an neun unschuldigen Opfern – acht davon Mitbürger mit Migrationshintergrund sowie eine Polizistin – von den drei Mitgliedern des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) begangenen kaltblütigen Morden besonnen sich allmählich die für deren Ahndung zuständigen Behörden der Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen, nach den wahren Tätern zu fahnden und diese zu verfolgen, war man doch anfänglich von der irrigen – weil doch vielleicht bequemeren? – Mutmaßung ausgegangen, dass die Taten von Glaubensgleichgesinnten der Opfer begangen worden seien. Die Option, dass althergebrachtes nazistisches Geistesgut deren wahrer Beweggrund gewesen sein könnte, hatte oder wollte man offensichtlich nicht in Erwägung ziehen, obwohl doch die subversiven Aktivitäten dieser und ähnlich motivierter Elemente längst bekannt gewesen waren und – wie erst viel später unter der drückenden Beweislast zugegeben – die ermittelten Mörder allesamt von den zuständigen Verfassungsschutzämtern sogar längst ›unter Beobachtung‹ standen. Beklagenswert bleibt, dass die rechtspflichtigen Behörden damals weder präventiv noch nach den abscheulichen Taten praktisch nichts unternommen haben! Es war letztlich der spätere Selbstmord von zwei der NSU-Täter, der diese Misere ans Licht und die dritte involvierte Mittäterin endlich vor den Kadi brachte.

Ich habe deshalb die oben angeführten Ereignisse als Leitmotiv für diesen Kriminalroman aufgegriffen und derart dargestellt, wie ich sie mir bei ähnlich motivierten Untaten von unseren Staatsanwälten, Polizeikräften und Gerichten gewünscht hätte. Das geschilderte Geschehen sowie sämtliche darin vorkommende Namen und Positionen sind fiktiv und von mir frei erfunden. Etwaige Übereinstimmung mit real existierenden Personen oder Begebenheiten sind rein zufällig.

Als positiv denkender Mensch bemerke ich gleichwohl mit Genugtuung, dass inzwischen beim größten Teil unserer Bevölkerung sowie in den meisten Mitgliederländern unserer Europäischen Union erfreulicherweise wachsende Ablehnung des neo-rechtsgerichteten Populismus wiedererwacht und dieser widerlichen Strömung die gehörige Absage an den Wahlurnen erteilt wird. Es keimt daher in mir die große Hoffnung, dass man zukünftig diesen dunklen Kräften mit der gebotenen Entschiedenheit entgegentritt und sie nicht tatenlos gewähren lässt! Demokratie und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeit und auch nicht zum Nulltarif zu haben! Sie müssen allzeitig von uns allen entschieden verteidigt und, wo immer erforderlich, wiedererobert werden!

Manfred Eisner, im Sommer 2017

Im März färbte sich der Frühling braun

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