Читать книгу Auf der Suche nach dem idealen Ort - Manfred J. Reichard - Страница 6

new life, new style, new wave

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Es war für ihn ein Umbruch auf allen Ebenen. Er kam aus einer gescheiterten Ehe, und das Umfeld war recht spießbürgerlich. Man hatte sich mit anderen Paaren getroffen, auf ein Glas Wein, oder, wenn es festlich wurde, zum Fondue. Die 3-Zimmer-Altbauwohnung war in warmen Holztönen eingerichtet, und die Küche mit einer Weinrankentapete und gemütlichem Korblampenschirm ausgestattet. Der 1. Schritt zu einem Umbruch war, dass sie die Wohnung von der klassischen Wohnzimmer-Schlafzimmer-Küche-Aufteilung in jeweils einen Raum für ihn und einen Raum für sie und einem Gemeinschaftsraum umräumte.

Das Ganze bekam dann irgendwann ein Eigenleben. Jeder orientierte sich zusätzlich außerhalb, was dazu führte, dass man zum Frühstück entweder allein, zu zweit, zu dritt oder zu viert saß, wobei die Drei als Zahl die Unerquicklichste waren.

Nun lebte er in einem halb offenen Raum in dieser Fabrikhalle, um den nur eine ein Meter achtzig hohe Ytong Mauer stand, damit der Bewohner des letzten Raums an seinem Zimmer vorbei kam. Am ersten Abend kamen alle seine Mitbewohner in sein Zimmer, um seinen Einzug zu feiern, bei Sekt und jede Menge Joints begutachteten diese seine Einrichtung: Ein selbstgebautes Hochbett, eine alte Glasvitrine, eine Matratze und eine Braun Stereoanlage mit seiner legendären Tonbandmaschine TG 1000. Sie würde demnächst nur noch dazu dienen, nachts beim BFBS die neuesten Punk- und New Wave Hits bei John Peels Music aufzunehmen.

Später kamen noch andere Bewohner aus der Fabrik hinzu. Das Zimmer war rappeldicke voll, laut, verraucht. Alle redeten durcheinander. Er war glücklich, er war angekommen.

Eine Woche später ging er zum Friseur und kam mit einer extra kurzen Stoppelfrisur wieder heraus, auch der Schnurrbart war ab. Kalle aus der Nachbar-WG fragte ihn eine Woche später, wo denn der Typ mit den langen Haaren sei, ob er schon wieder ausgezogen wäre. „Mensch Kalle, ich bin’s, Tristan, kennst du mich nicht wieder?“ Erst da erkannte er ihn. Die Wandlung war perfekt. Der neue Lebensabschnitt konnte beginnen.

Die erste gemeinsame Aktion war die Neugestaltung der gesamten Wohnung, Sie waren die einzigen in der ganzen Fabrik, die New Wave und Punk hörten, in allen anderen Etagen saß man noch auf plüschiges Sofas und hörte the Mamas and the Papas. Sie kauften jede Menge weiße Farbe und Neonröhren und strichen alles, was nur zu streichen war in blendendem Weiß. Die normalen Lampen flogen raus und wurden durch Neonlampen ersetzt. Das Ganze endete in einem Happening, wonach sie auch alle weiß waren. Das sprach sich natürlich rum, und in den folgenden Tagen waren sie zur Besichtigung freigegeben. Die meisten fanden es kahl, kalt, ungemütlich. Die Bewohner aber fanden es toll und fühlten sich genau im richtigen Zeitgeist. Sie waren nun die Exoten in der Fabrik.

Susanne aus der WG war Filmerin. Sie hatte ihre ersten Kurzfilme bei der Filmhochschule München gedreht und arbeitete nun als Regieassistentin in einigen deutschen und französischen Filmen. So kam es, dass die gesamte WG als Komparsen bei „Frau Jenny Treibel“ und „Die Spaziergängerin von Sans-Sousi“ dabei war.

Ende Oktober trat Tristan für drei Tage bei den Dreharbeiten zu der „Spaziergängerin“ als Komparse auf. Er fuhr morgens auf seiner XT zu den Filmstudios von CCC in Spandau. Am ersten Tag sollte er um 13 Uhr anwesend sein. Er wurde eingekleidet und geschminkt und schaute dann nur den Dreharbeiten zu. Um 18 Uhr hatte er dann eine kleine Szene: Ein Animiermädchen zog ihn an der Kamera vorbei auf die Tanzfläche, wo sie mit anderen dicht gedrängt rumtanzten.

Am nächsten Tag wurde er zweimal gebraucht, einmal stand er nur an der Tanzfläche und schaute den Tanzenden zu, und das andere Mal tanzte er mit dem Animiermädchen neben dem Hauptpaar und hatte die Hoffnung, dass diese Szene später nicht herausgeschnitten wird. Am dritten Tag machte er eine tolle Erfahrung. Er stand mit seiner Tanzpartnerin am Rand der Tanzfläche und sah zu wie Romy Schneider und Mathieu Carrière sich auf ihre Szene an einem Bistrotisch vorbereiteten. Eigentlich taten sie überhaupt nichts dafür. Sie unterhielten sich, rauchten eine Zigarette nach der anderen, aber als die erste Klappe fiel, war Romy von einer auf die andere Sekunde im Dreh. Sie schlug augenblicklich mit der Hand auf den Tisch und schrie Gérard an. So eine professionelle Wandlung von einem Moment zum anderen hatte Tristan noch nicht gesehen, und später, als die Dreharbeiten abgeschlossen waren, lief er durch einen Gang, als Romy ihm entgegenkam, glücklich strahlend, ihn umarmte und einen Kuss auf die Wange gab und sagte „Ach, das war jetzt gut“ und dann einfach weiter ging. Es gab nicht viele solche glücklichen Momente bei Romy. Manchmal musste man die Dreharbeiten unterbrechen, weil sie anfing zu weinen, vor allem bei Szenen mit ihrem Jungen, die sie natürlich an ihr eigenes Schicksal erinnerten.

An diesem Tag bekam Tristan den Lohn für seine drei Drehtage: 240,- DM, immerhin, dafür hatte er sich drei Tage Urlaub geholt.

Einige Wochen später feierten sie in ihrer Fabriketage das Bergfest, das man veranstaltet, wenn die Hälfte der Dreharbeiten geschafft ist. Es war ein riesiges Fest. Alle Schauspieler waren da, selbst Jacques Rouffio, der Regisseur war anwesend, nur Romy fehlte. Sie kam dann doch noch, aber sehr spät. Sie hatte ihren Fahrer durch die ganze Stadt gejagt, um vermeintliche Papparazzi abzuschütteln und saß nun da, völlig abwesend. Am nächsten Tag sagte ihnen ein Gast, er habe auf der Fete einen Transvestiten gesehen, der aussah wie Romy Schneider!

Rachel von der WG über ihnen war nun öfter bei ihnen zu Besuch, weil sie Susanne bei der Beschaffung von Requisiten half.

Rachel trug ihren Namen mit Würde, obwohl er aus dem hebräischen kam und „Mutterschaf“ hieß. Sie konnte auch nicht sagen, warum ihre Eltern ausgerechnet diesen biblischen Namen gaben, obwohl sie gar nicht gläubig waren, und außerdem wollte sie den Namen mit „ch“ wie Drachen ausgesprochen hören, was auf Dauer kaum durchsetzbar war, weil die meisten Leute nach kurzer Zeit zu der englischen Aussprache übergingen.

Sie war dabei, wenn sie ins Kino gingen, vorzugsweise ins Arsenal in der Welserstraße, das gute Autorenfilme und manchmal sogar Kurzfilme von Susanne zeigte, oder ins Kant Kino, wo sie den legendären Auftritt von „Ideal“ erlebten. Das war ein Muss, weil Ideal genau das neue New Wave Gefühl verkörperte, dass sich ihre WG angeeignet hatte, weil im Song „Berlin“ ihr geliebter Dschungel vorkam, und weil sie sich immer vorstellten, dass es sich bei der alten Fabrik im Song um ihre Fabrik handelte. Sie sonnten sich im Sommer oft auf dem Dach und hatten dort tatsächlich den Ost-West-Überblick.

Bahnhof Zoo, mein Zug fährt ein, ich steig aus, gut wieder da zu sein. Zur U-Bahn runter am Alkohol vorbei , Richtung Kreuzberg, die Fahrt ist frei, Kottbuser Tor, ich spring' vom Zug , zwei Kontrolleure ahnen Betrug. Im Affenzahn die Rolltreppe rauf, zwei Türken halten die Beamten auf. Oranienstraße, hier lebt der Koran, dahinten fängt die Mauer an. Mariannenplatz rot verschrien, ich fühl' mich gut, ich steh' auf Berlin! Ich fühl' mich gut! (Wir steh'n auf Berlin) Ich fühl' mich gut! (Wir steh'n auf Berlin) Graue Häuser, ein Junkie im Tran, es riecht nach Oliven und Majoran. Zum Kanal an Ruinen vorbei, dahinten das Büro der Partei. Auf dem Gehweg Hundekot, ich trink Kaffee im Morgenrot. Später dann in die alte Fabrik, die mit dem Ost-West-Überblick. Zweiter Stock, vierter Hinterhof, neben mir wohnt ein Philosoph. Fenster auf, ich hör' Türkenmelodien, ich fühl' mich gut, ich steh' auf Berlin! Ich fühl' mich gut, wir steh'n auf Berlin! Ich fühl' mich gut! Ich fühl' mich gut! (Wir steh'n auf Berlin) Wir fühl'n uns gut! (Ich steh' auf Berlin) Nachts um elf auf dem Kurfürstendamm läuft für Touristen Kulturprogramm, teurer Ramsch am Straßenstand, ich ess' die Pizza aus der Hand. Ein Taxi fährt zum Romy Haag, Flasche Sekt hundertfünfzig Mark, fürn Westdeutschen, der sein Geld versäuft. Mal sehn, was im Dschungel läuft, Musik ist heiß, das Neonlicht strahlt. Irgendjemand hat mir 'nen Gin bezahlt, die Tanzfläche kocht, hier trifft sich die Scene, ich fühl' mich gut, ich steh' auf Berlin! Ich fühl' mich gut! (Wir steh'n auf Berlin) Ich fühl' mich gut! (Wir steh'n auf Berlin) Berlin, Berlin, Berlin, ... Berlin, Berlin, Berlin, ... Ich fühl' mich gut! (Wir steh'n auf Berlin) Ich fühl' mich gut! (Wir steh'n auf Berlin)

Sie ging mit ins Slumberland am Winterfeldplatz, dem Backstage am Stuttgarter Platz oder in die Music-Hall in der Rheinstraße, dem neuen Treffpunkt der militanten Punkerszene, in der ein unglaublicher Lärm veranstaltet wurde. Sie war dabei, wenn die gesamte WG in den Dschungel ging, aber nur Sonntags nach Mitternacht, wenn die strenge Türsteherin nur Stammgäste rein ließ. Leider war die Zeit vorbei, als David Bowie hier noch vor zwei Jahren verkehrte, man hatte aber immer noch das Gefühl, als wenn seine Aura noch darin schwebte. Alle gaben sich besonders cool, vor alle Dingen hinten um die Tanzfläche herum nahm kaum jemand vom Anderen Notiz. Jeder spielte seine Rolle und übersah die coole Darstellung der Anderen geflissentlich.

Später dann, als Rachel noch auf einen Absacker in Tristans Zimmer mitkam, blieb sie bei ihm über Nacht auf seinem Hochbett. Es entwickelte sich zwischen ihnen eine Art kumpelhafter aber auch liebevoller Zuneigung. Sie war von Allen respektiert und lebte nun mehr bei ihnen als in ihrer WG darüber.

Sie begleitete ihn ins Metropol am Nollendorfplatz, wo die Gruppen PVC, Tempo, Insisters, Morgenrot, Z, IG-Blech, Moosmann, Fliegende Blätter, Sabine Wegener und Teller Bunte Knete auftraten. Sie war als Sozia ein ständiger Begleiter auf Tristans Enduro und marschierte an seiner Seite auf Demos, die zu dieser Zeit relativ schnell ungemütlich wurden. So konnten sie sich bei der Hungerstreik-Demo vom Hermanplatz über den Kottbusser Damm gerade noch so, von Gummiknüppeln getroffen, durch die Polizeieskorte in die Schinkestrasse retten, bevor der richtige Krawall losging. Das veranlasste ihn, allein ins Drugstore in der Potsdamer Straße auf den Kronstadt-Kongress zu gehen, wo er zum ersten Mal Fritz Teufel sah, der wohlbehütet zwischen seinen Anarcho-Freunden auf einem alten Sofa saß. Am Tag darauf ging er ins Rauchhaus, eines der ersten besetzten Häuser in Berlin, das seine Berühmtheit aber erst durch den Rauchhaus-Song der „Ton Steine Scherben“ erlangte.

Der Mariannenplatz war blau, So viele Bullen waren da. Und Mensch Meier musste heulen, Das war wohl das Tränengas. Und er fragte irgendeinen: „Sag mal ist hier heut n Fest?“ „Sowas ähnliches“, sagte einer, „Das Bethanien wird besetzt!“ „Wird auch Zeit“, sagte Mensch Meier „Stand ja lange genug leer. Ach, wie schön wär doch das Leben Gäb es keine Pollies mehr.“ Doch der Einsatzleiter brüllte: „Räumt den Mariannenplatz, Damit meine Knüppelgarde Genug Platz zum Knüppeln hat.“ Doch die Leute im besetzten Haus riefen: „Ihr kriegt uns hier nicht raus! Das ist unser Haus, Schmeißt doch endlich Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus!“ Der Senator war stinksauer, Die CDU war schwer empört, Dass die Typen sich jetzt nehmen, Was ihnen sowieso gehört. Aber um der Welt zu zeigen, Wie großzügig sie sind, Sagten sie „Wir räumen später, Lassen se heut erst mal drin!“ Und vier Monate später stand in Springers heißem Blatt, dass das Georg-von-Rauch-Haus eine Bombenwerkstadt hat Und die deutlichen Beweise warn zehn leere Flaschen Wein Und zehn leere Flaschen können schnell zehn Mollis sein. Doch die Leute im Rauch-Haus riefen: „Ihr kriegt uns hier nicht raus, Das ist unser Haus - wenn ihr bombenleger sucht schmeißt doch die Amis raus Letzten Montag traf Mensch Meier In der U-Bahn seinen Sohn, der sagt: „Die wollen das Rauch-Haus räumen, Ich muss wohl wieder zuhause wohn'.“ „Is ja irre!“ sagt Mensch Meier, „sind wir wieder einer mehr In unserer zwei-Zimmer-Luxus-Wohnung Und das Bethanien steht wieder leer.“ „Sag mir eins: Ham die da oben Stroh oder Scheiße in ihrem Kopp? Die wohn in den schärfsten Villen, Unsereins im letzten Loch! Wenn die das Rauchhaus wirklich räumen, Bin ich aber mit dabei Und hau dem ersten Bullen, der da aufkreuzt was auf seine Fingerlein!“ Und ich schrei's laut: „Ihr kriegt uns hier ihr kriegt uns hier nicht raus! Das ist unser Haus - schmeißt doch endlich Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus!“ Und wir schreien's laut: „Ihr kriegt uns hier nicht raus, Das ist unser Haus, Schmeißt doch erstmal Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus.“ Und wir schreien's laut: „Ihr kriegt uns hier nicht raus, das ist unser Haus, Schmeißt doch erstmal Schmidt und Press und wie sie alle heißen überall raus.“


Hier nahm er im Zuge des Kronstadt-Kongresses an der Veranstaltung „Bewegung-Bewegungslosigkeit“ teil. Obwohl dieser Kongress in politischen Kreisen großes Aufsehen hervorrief, war er doch lediglich von theoretischen und literarischen Akzenten bestimmt. Draußen scherten sich die militanten Besetzer, die Autonomen und der Schwarze Block ein Dreck darum, was ein gewisser Herr Kropotkin oder Bakunin als Gedankenmodell für diese Art von Gesellschaft begründet hatte, wenn sie mal wieder über Nacht alle Schlösser der Eingangstüren zu den Banken mit Sekundenkleber außer Betrieb setzten.

Als dann aber am 24. März 1981 das Haus am Fraenkelufer geräumt wurde, war Tristan dabei. Er setzte sich auf seine Enduro und fuhr zum Mehringhof. Dort wurde beschlossen, eine Spontandemo auf der Kreuzung Mehringdamm/Gneisenaustraße abzuhalten. Die anwesenden Motorradfahrer sollten die Kreuzung blockieren, solange es ging. Also platzierte Tristan seine Maschine mitten auf der Fahrbahn und hinderte die Autofahrer an der Weiterfahrt. Es dauerte aber nicht lange, dann kam die Polizei mit ihrer Motorradstaffel. Der Motoradfahrer, der die Südbahn der Yorck Straße blockiert hatte, flüchtete Richtung Neukölln und alle Polizeimotoradfahrer hinter ihm her. Das war die Gelegenheit für Tristan, seine Position aufzugeben und schnell Richtung Tempelhof zu flüchten. Am nächsten Tag hörte er, dass der Motorradfahrer in die nächstbeste Querstraße abgebogen war, die aber leider eine Sackgasse war. Was aus ihm wurde, hat er nie erfahren.

Es war der Beginn eines heißen Sommers, in dem es fast täglich zu Krawallen kam. Tristan hielt sich aber von nun an zurück. Er wollte nicht noch einmal in eine solche gefährliche Lage kommen. Außerdem hatte er Angst, dass sein Motorradkennzeichen auf der Liste stand. Wenn überhaupt, gingen Anna und er zu Fuß auf irgendwelche Protestdemos. Sie waren jetzt ein festes Paar, gingen zusammen ins Morgenrot am Paul-Linke-Ufer oder in die Lumpenpuppe am Maybachufer, fuhren auf dem Motorrad zum Teufelssee, wo man ungestraft nackt baden konnte, schlenderten über den Winterfeldmarkt, saßen vor der Ruine, die wirklich eine Ruine war mit ein paar Tische und Stühlen davor, oder tranken im angesagten Mitropa ihren Espresso. Das Mitropa musste bald seinen Namen in Café M ändern, weil die Deutsche Reichsbahn der DDR ihre Speisewagen so nannten und gegen den Namen klagten. Sie tranken viel und kifften viel, vor allem am 15. August in der Waldbühne beim Auftritt von White Russia, Ideal, Spliff und Interzone. Den Dope hätten sie sich sparen können, denn die Luft war so Gras- und Haschisch geschwängert, dass man vom reinen Einatmen high wurde.

Rachel und Tristan hatten sich so aneinander gewöhnt, sie waren beinahe schon wie siamesische Zwilling, dass Rachel abends anfing zu weinen, weil sie 18 Tage getrennt sein würden. Sie fuhr zu ihren Eltern ins Rheinland. Auch Tristan spürte eine gewisse Tristesse, und er blieb ihr auch während ihrer Abwesenheit tatsächlich treu.

Nach 18 Tagen, machte sich Tristan mit seiner DS auf den Weg zu ihr. Er durfte natürlich nicht mit seiner geliebten Rachel zusammen übernachten, sondern wurde im Gästezimmer untergebracht. Aber in der Nacht wurde er wach, weil Rachel sich heimlich in sein Bett geschlichen hatte. Welches Glück! Sie mussten sich verdammt beherrschen, nicht zu laut zu sein.

Am nächsten Tag, nach dem Frühstück, machten sie sich auf nach Sitges bei Barcelona mit einem Halt in Saarbrücken, wo sie Pablo trafen, der ihnen den Schlüssel für das Haus in Sitges gab und übernachteten bei seinen Eltern, die ihnen wenigstens erlaubten, auf einer Matratze auf dem Boden im Wohnzimmer nebeneinander zu liegen.

Am nächsten Morgen starteten sie, und nach einer Tagesreise kamen sie in Sitges an. Nachdem sie ihre Sachen verstaut hatten, schlenderten sie in die City, wo in den verkehrsberuhigten Straßen eine Bar neben der anderen lag. Hier sollten sie jeden Tag mehrere Stunden bei XX-Bier, Gin Tonic und nach dem Strand mit einer Horchada de Chufa, einer eiskalten Mandelmilch, verbringen. Es war eine einzige Community, alles junge Leute, Jeder mit Jedem im Gespräch. Es wurde viel getrunken und gekifft, und Tristan fand, er habe noch nie einen so unbeschwerten und harmonischen Urlaub verbracht.

Tagsüber fuhren sie meist an das westliche Ende der Stadt, parkten die DS, packten ihre Strandsachen und liefen durch einen Eisenbahntunnel zum nächsten Strand, der bekannt dafür war, dass man hier nackt baden konnte. Der Gang durch den Tunnel war nicht ungefährlich. Es war die sehr befahrene Küstenstrecke nach Tarragona. Man musste sich vergewissern, dass kein Zug im Anrollen war und schnell durchlaufen. Die Zugführer kannten zwar diesen Durchgang und gaben schon von weitem einen langen Pfeifton ab, dann war aber wirklich Eile angesagt, denn zwischen Zug und Tunnelwand war kein Platz. Es kursierte zwar das Gerücht, dass es ging, wenn man sich flach auf den Boden legte, Aber Tristan und Rachel wollten es darauf nicht ankommen lassen, und Tristan legte jedes Mal das Ohr auf die Schienen, bevor sie losspurteten.

Rachel war eine begeisterte Fotografin. Sie hatte immer ihre Spiegelreflex dabei und machte ausschließlich Schwarz-Weiß-Fotos. Als Tristan einmal auf dem Bauch lag, türmte sie ein paar Kieselsteine auf seinem Po und machte ein Foto davon. Dieses Foto, auf dem man sogar noch die kleinen Härchen auf seinem Knackarsch sah, wurde ihr Lieblingsfoto. Wieder in Berlin, fand es in einem Silberrahmen seinen Stammplatz neben ihrem Bett.

Es war nun Herbst, und es sollte der heißeste Herbst des Jahrhunderts werden. Am Freitag, dem 13. November1981 war der Tag X angesagt. 57 Häuser wurden besetzt, teilweise scheinbesetzt, die meisten gleich wieder geräumt. Riesen Krawall auf dem Kottbusser Damm, die ganze Nacht Martinshörner, keiner machte ein Auge zu in der Fabrik.

Am nächsten Morgen auf dem Weg zum Winterfeldplatz und ins Slumberland sahen sie das Chaos, umgestürzte ausgebrannte Autos, noch qualmende Mülltonnen, die als Barrikade gedient hatten, Feuerspuren überall auf dem Asphalt. Zum Glück hatte sich der Kampf nicht in die Seitenstraßen verlagert. Viele Typen kamen auf der Suche nach einem Platz in einem besetzten Haus auch in der Fabrik vorbei. Sie sagten ihnen dann, dass sie allein für ihre Etage 2400,- DM Warmmiete zahlten, also 400 DM für jede Person, dazu noch Geld für Strom und Telefon. Man musste schon berufstätig sein oder reiche Eltern haben, um hier zu wohnen, außerdem waren sie komplett in allen Etagen und WGs.

Tristan und Rachel gingen weiterhin aus, hörten sich im Quartier Latin das United Jazz- und Rock Ensemble, Willem Breuker solo und die Brötzmann-Group an. Sie ließen es sich auch nicht entgehen, im Metropol das Konzert mit den Neonbabys, Schlaflose Nächte, den Au Pairs und den Einstürzenden Neubauten zu erleben. Während des Konzerts wuchtete N.U. Unruh, der für den Krach zuständig war, ein riesiges Stahlrohr von der Bühne vor die Füße der Fans in der ersten Reihe. Man konnte von Glück sagen, dass diese beiseite springen konnten, und nichts passiert war.

Sie schauten im Kino „Die Bleierne Zeit“ oder „Unversöhnliche Erinnerung“ an. Danach landeten sie nun meistens im Café Kreuzberg in der Ohlauer Straße, der gerade in der Szene angesagten Lokalität, in der Musiker live auftraten. Sie trafen dort immer Leute aus der Fabrik, tranken Kerner und quatschen bis zum frühen Morgen.

Dann kam Silvester. Tristan und seine WG hatten den irren Einfall, mal nicht die ganze Nacht in der Szene rumzulaufen, sondern selbst eine Fete zu veranstalten. Sie sagten allen Leuten Bescheid, die sie kannten und meinten, diese können auch ruhig noch Freunde mitbringen. Sie hatten ein paar Salate vorbereitet und einige Kasten Bier und Wein gekauft, und dann war es soweit. Die ersten kamen gegen 22 Uhr und wurden noch freudig begrüßt. Gegen 23 Uhr war der Gemeinschaftsraum schon gut gefüllt. Dann kamen immer mehr Leute, die sie nicht kannten. Es hatte sich wohl rumgesprochen, dass in der Schinkestraße die angesagteste Fete der Stadt läuft. Die Fete hatte sich verselbständigt. Da bereits alle Getränke konsumiert waren, organisierten die Gäste Nachschub aus Tankstellen und noch offenen Kneipen. Vor ihrer einzigen Toilette bildete sich eine Schlange. Typen rasierten sich mit unseren Rasiermessern und Mädchen verbrauchten das Parfum. Sie versuchten noch, alles was zu retten war in den Zimmern zu verstauen, aber da keines der Zimmer abschließbar war, dauerte es nicht lange, und diese wurden auch schon besetzt von kiffenden und kopulierenden Paaren. Tristan überschlug kurz der Zahl der Besucher und landete bei zirka 400 Personen, die Leute im Treppenhaus nicht mitgezählt.

Die Sache wurde ihnen immer unheimlicher. Gegen 3 Uhr flüchteten sie in Rachels WG in der Etage über ihnen und hofften, dass am nächsten Tag das Chaos nicht allzu groß wäre.

Um 13 Uhr gingen sie dann runter und schmissen die letzten Besucher raus. Das Chaos hielt sich einigermaßen in Grenzen. Sie räumten alles wieder auf seinen Platz und gingen raus an die frische Luft, am Landwehrkanal entlang spazieren.

Gegen Ende Januar fuhr Rachel mal wieder zu ihren Eltern, worüber Tristan gar nicht so traurig war. Er war genervt darüber, dass sie ständig bei ihm rumhing, und selbst wenn sie sich den ganzen Tag nicht gesehen hatten, stand sie abends auf der Matte oder kam in sein Bett, wenn er schon schlief. Er scheute aber die Konfrontation und ließ alles erst einmal so laufen wie es war.

Just am ersten Abend, als Christian, Susanne, Beate und Tim aus der WG beschlossen, ins Backstage am Stuttgarter Platz zu fahren, trafen sie Diotima von der Frauen-WG in der ersten Etage im Treppenhaus.

Diese WG war berüchtigt in der Fabrik. Immer wieder hatten sie Besuch von der Polizei, weil einige der Bewohnerinnen eine große Gewaltbereitschaft zeigten. Sie waren bei Krawall-Demos immer in der ersten Reihe zu finden, schlugen am Ku’damm mit Pflastersteinen, die sie entweder in ihren Rucksäcken mitführten oder mit langen Messern aus dem Bürgersteig brachen, die Glasvitrinen ein. Auch in der Fabrik hatte man mit ihnen zu tun. Alle paar Wochen musste man das Treppenhaus neu streichen, um ihre gesprayten Sprüche zu übertünchen. „Schwanz ab!“ gehörte da schon zum Standardrepertoire.

Diotima entschloss sich sofort, mitzukommen. Sie zwängten sich alle in Tristans DS und fuhren hin. Der Laden war wie immer rappelvoll. Man war schon froh, wenn man es geschafft hatte, einen Stehplatz links neben dem Tresen zu ergattern, bevor man sich peu à peu zu der Tanzfläche nach hinten durcharbeiten konnte. Tristan trank seinen obligatorischen Tequila Sunrise, tanzte ein wenig, stand mit den anderen rum und versuchte sich bei der lauten Musik zu unterhalten. Als sie später wieder in der Fabrik ankamen, machte Diotima den Vorschlag, noch zum Café Kreuzberg zu laufen und einen Absacker zu trinken. Die anderen wollten ins Bett, und so machten sich Tristan und sie allein auf den Weg.

Diotima war nicht gerade schlank aber auch nicht dick, sie trug kurze schwarze Haare und hatte leicht mongolische Züge, also hohe Wangenknochen und leicht geschlitzte Augen. Sie stellte sich als sehr unterhaltsam und witzig heraus. Eine Wohltat nach all dem Stress und den Diskussionen, die er mit Rachel hatte. Um 3 Uhr gingen sie nach Hause. Sie verabschiedeten sich im Treppenhaus mit zwei flüchtigen Wangenküsschen, und Diotima sagte ihm, dass es ein schöner Abend war und er sie doch mal besuchen kommen sollte.

Gleich am nächsten Abend klingelte er an Tür von Diotimas WG. Mary öffnete die Tür und ließ in herein. Diotima war nicht da, und von den anwesenden Frauen spürte er eine Atmosphäre, die zwischen Gleichgültigkeit und Ablehnung schwankte. Er verabschiedete sich sofort und beschloss, das nächste Mal vorher anzurufen.

Am nächsten Tag rief er unten an. Diotima war da und lud ihn ein, nach unten zu kommen. Diotima stellte ihn den anderen Frauen vor. Man war sich zwar schon vorher des Öfteren im Hof oder im Treppenhaus begegnet, kannte sich aber nicht mit Namen. Sie saßen alle am großen WG-Tisch und tranken eine Flasche Cognac. Später kam Diotima mit zu Ihm in seine Etage.

Gerade als Beide mit einer Sektflasche in sein Zimmer gehen wollten, kam Rachel herein. Die Beiden kannten sich natürlich. Rachel stutzte kurz, meinte, sie habe auf ihn gewartet, weil sie doch reden wollten und verzog sich gleich wieder. Genau das hasste er mittlerweile an ihr. Unangekündigt auftauchen. Probleme wälzen wollen. Es ging ihr nur um ihre Bedürfnisse. Ihm graute schon vor der nächsten Begegnung.

Nachdem Beide die Sektflasche geleert hatten und einige Joints geraucht hatten, beschlossen sie, noch ins Max und Moritz zu gehen. Auch dort unterhielten sie sich angeregt, kifften mit den anderen Gästen. Es war völlig normal, dass eine große Tüte herumgereicht wurde, und jeder, der wollte, daran ziehen konnte. Wieder zurück, tranken sie in Tristans WG noch einen Kaffee, und um 4 Uhr verabschiedete sich Diotima mit einem zärtlichen Abschiedskuss. Wie verheißungsvoll! Er wusste nun, es würden noch viele Küsse nachkommen. Und mehr….

Es kursierte in der Fabrik das Gerücht, dass Diotima, als sie nach Berlin kam, die ersten Jahre als Prostituierte gearbeitet hätte. Er hatte sie im Max und Moritz darauf angesprochen. Sie hatte völlig cool reagiert und ihm die Geschichte erzählt. Es war ihr egal, was die Leute in der Fabrik über sie erzählten, sie bat Tristan aber, nun nicht rumzulaufen und dieses Gerücht zu bestätigen.

Das Gespräch mit Rachel stand nun an. Er ging zu ihr nach oben und schlug ihr vor, dass sie es erst einmal bei einer Freundschaft belassen sollten, aber mit der Perspektive, dass sich alles wieder zusammenfügt.

Rachel ging am selben Tag noch zu Diotima, sagte ihr, dass sie keine Besitzansprüche stellt, und dass sie mich haben kann. Als Diotima ihm das erzählte, kam sich Tristan wie eine Ware vor, dazu noch eine gebrauchte. Diotima wusste, was in ihm vorging und schmunzelte.

Er hat das Datum nicht vergessen: Es war der 29. Januar 1982. Tristan und Diodima trafen sich nach der Arbeit und gingen ins Werkbundarchiv zur 50er Jahre Ausstellung und danach noch ins Schwarze Café, das nun genau wie Tristans Fabriketage weiß gestrichen war. Das einzige aus der schwarzen Ära war auf der Speisekarte das Schwarze Frühstück: ein schwarzer Kaffee und eine Gauloises ohne Filter.

Sie gingen dann in ihre WG. Die Frauen waren nicht da. Diotima machte ihnen ein Brathähnchen, und als sie es gegessen hatten, gingen beide am Schlafzimmer der Frauen vorbei, in dem diese ein acht Meter langes Hochbett gebaut hatten, auf dem sie alle nebeneinander lagen, in Diotimas Zimmer, in dessen Mitte ein Himmelbett stand.

Sie setzten sich nebeneinander auf den Rand. Beide waren sehr schüchtern und irgendwie gehemmt. Es dauerte lange, bis Diodima sich küssen ließ, dann zogen sie sich gegenseitig aus, Stück für Stück mit langen Pausen. Nun waren beide nackt und kuschelten sich unter der Decke eng aneinander. Als Tristan in sie eindringen wollte, schob sie ihn leicht zur Seite und tupfte etwas Vaseline aus ihren kleinen Tiegel neben dem Bett auf und in ihre Möse. Sie sagte ihm, dass das nichts mit ihm zu tun hat, es ist eine Folge aus ihrer Zeit als Prostituierte. Sie wird nicht nass, und bekommt sehr schwer einen Orgasmus, aber es macht ihr trotzdem Spaß und es erregt sie, nur leider ohne diese Begleiterscheinung. Das alles verwirrte Tristan, und er hatte Schwierigkeiten, in sie einzudringen. Sie schmusten und küssten sich leidenschaftlich und schliefen dann beide nebeneinander ein.

Am nächsten Morgen, beim Frühstück bei ihr, erzählte sie ihm, dass sie drei Stunden im Gemeinschaftsraum geschlafen hat, weil er so schnarchte. Seltsam, das hatte Rachel nie gestört!

Es entwickelte sich ein ähnliches Verhältnis wie mit Rachel. Mal kochte sie bei sich, und er ging nach unten, oder sie kam zu ihm, wenn er oder jemand anderes bei ihm kochte. Mal schliefen sie bei ihm, mal bei ihr, aber meist wachte er alleine auf, weil sie während der Nacht gegangen war. Sie lobte ihn und bedankte sich bei ihm, auch wenn andere es hören konnten, dass er so rücksichtsvoll ist und ihr immer Platz für ihre Hand lässt, damit sie an ihre Klitoris kommt.

Er fuhr morgens immer früher los zur Arbeit als sie, und meist lag dann ein Brief bei ihm auf dem Tischchen in der Gemeinschaftshalle neben dem Telefon, wenn er nach Hause kam, in dem sie ihm eine liebe Nachricht hinterlassen hatte, bevor sie zur Arbeit fuhr.

Tristan erinnerte sich gerne an diese Zeit, als noch nicht jeder zu jeder Zeit online war, als es noch Zeit kostete, bis man einen Brief erhielt, als es noch spannend war, ob nun ein Brief angekommen war oder nicht, und man sich bis dahin Gedanken machte oder sich freute.

Anfang Februar gingen alle WGs ins SO36 zum Konzert von Blurt, einer neuen Band, die so eine Mischung aus Jazz und Punk spielten. Tristan hatte seine alte Lederjacke an, weil klar war, dass er im Gewühle vor der Tribüne Pogo tanzen würde. Er entdeckte dann später, dass er trotz der dicken Lederjacke blaue Flecken hatte, aber Spaß hat es gemacht.

Nach dem Konzert ging Diotima auf Rachel zu, aber diese rastete sofort aus, was das soll und rauschte ab in die eine Richtung und Diotima in die andere. Tristan rief noch Diotima hinterher. Die meinte aber er soll sich da raushalten. Alle fuhren dann noch ins Morgenrot am Paul-Linke-Ufer und redeten mit Anne über die Situation vorhin. Als sie um 2 Uhr nach Hause kamen, war die Tür zu Frauen-WG abgeschlossen. Tristan rief an, und eine der Frauen machte auf. Er ging in Diotimas Zimmer, legte sich zu ihr, gab ihr kleine Küsse, bis sie aufwachte. Sie schliefen miteinander und unterhielten sich bis 5 Uhr. Dann ging er nach oben, wo ihn um 6 Uhr sein Wecker gleich wieder aus dem Bett warf.

Irgendwann im April merkte er, dass Diotima nicht so ganz bei der Sache ist. Sie schliefen zwar regelmäßig miteinander, aber sie schien weit von ihm entfernt. Sie war weiterhin sehr zärtlich, aber die Leidenschaft fehlte.

Dann, am 27. April, rückte sie mit der Wahrheit heraus. Sie war sich die ganze Zeit nicht sicher, aber nun hat es ihr Arzt bestätigt: Sie war schwanger. Sie schlug ihm sofort vor, sich die Sache zu teilen. Sie der Stress und er die Knete. Genau so drückte sie sich aus. Er war ziemlich durcheinander. Bei Rachel brauchte er sich keine Gedanken machen. Sie benutzte ein Diaphragma. Bei Diotima hatten sie den klassischen Coitus interruptus praktiziert, wohlwissend, dass das so ziemlich die unsicherste Verhütungsmethode war. Nun war es also soweit. Zum Einen wollte er irgendwann auch mal Kinder haben, aber jetzt schon. Das fand er es zu früh. Das übliche Gerede beim ersten Mal.

Außerdem genoss er gerade das Leben in vollen Zügen. Er hatte einen großen Freundeskreis, zog gerne und viel um die Häuser, kaum eine Nacht vor 3 Uhr morgens zu Hause.

Letztendlich war er erleichtert, dass Diotima so realistisch an die Sache heran ging. Sie hatte sich schon sachkundig gemacht. Sie wollte zur Abtreibung eine Betäubung mit Akupunktur. Das kostete genau 400,- DM. Er überwies ihr gleich am nächsten Tag das Geld auf ihr Konto, und die Sache kam danach überhaupt nicht mehr zur Sprache. Sie wollte nicht, dass er mitbekommt, wann sie den Eingriff vornehmen lässt, und irgendwann, als Tristan mal nachfragte, hatte sie die Abtreibung schon hinter sich.

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