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Taunus Ein Riegel aus Quarzit und Schiefer – Das ist doch die Höhe
ОглавлениеGeopunkte (Auswahl)
1 Rossert-Gipfel bei Kelkheim-Eppenhain
2 Aussichtspunkt Großer Mannstein am Staufen bei Kelkheim-Fischbach
3 Brunhildis-Felsen im Gipfelbereich des Großen Feldbergs (881 m ü. NN)
4 Wispertal und Halde Rosit bei Heidenrod-Nauroth
5 Landesmuseum Wiesbaden
6 Kubacher Kristallhöhle bei Weilburg
7 Ehemaliger Steinbruch Unica und Lahn-Marmor-Museum in Villmar an der Lahn
8 „Wildweiberhöhle“ im Jammertal bei Niedertiefenbach
9 Eschbacher Klippen bei Usingen
10 „Weiße Mauer“ am Altkönig bei Königstein
11 Mittelrheintal mit „Binger Loch“ und Loreley
Vom weltberühmten Loreley-Felsen im Mittelrheintal bis zur Wetterau legt sich der Hohe Taunus, der früher lediglich „die Höhe“ genannt wurde, wie ein großer Felsriegel aus Quarzit und Schiefer dem aus Süden zuströmenden Rhein in den Weg. Da Taunus und Hunsrück als Südteil des Rheinischen Schiefergebirges einen ehemals durchgehenden Gebirgszug bildeten, musste sich der Rhein mit der neuerlichen Heraushebung des Gebirges im Tertiär und Quartär ein enges Durchbruchstal schaffen, um mit der Hebung Schritt zu halten.
Im Vorder- und Hintertaunus sind mit rätselhaften Metamorphiten, durchlöcherten Riffkalken, mit wundersamen Kristallhöhlen und dem edlen Lahnmarmor interessante Gesteinseinheiten anzutreffen.
Der Rhein muss seit dem Tertiär gegen die Hebung von Hunsrück (links) und Taunus (rechts) ständig ankämpfen und schuf innerhalb relativ kurzer Zeit ein tief eingeschnittenes Durchbruchstal. Blick vom Spitznack auf die Loreley bei St. Goarshausen.
Auf der topografischen Übersichtskarte von Deutschland erkennt man schon auf den ersten Blick den dunkel eingefärbten Höhenzug des Taunuskammes, der sich von Assmannshausen im Südwesten bis nach Bad Nauheim im Nordosten erstreckt. Weiter östlich wird der Taunuskamm abrupt durch die Senke der Wetterau begrenzt. Im Westen bildet der Rhein mit seinem tief eingeschnittenen Durchbruchstal, seinen Untiefen im Flusslauf mit dem Binger Loch (Mäuseturm) und dem berühmten Loreley-Felsen bei St. Goarshausen quasi den krönenden Abschluss des Mittelgebirges.
Westlich des Rheins findet der Höhenzug seine Fortsetzung im Soonwald, der dem Hunsrück angehört. Tatsächlich gehören Taunus und Hunsrück zu demselben Gebirge, dem Rheinischen Schiefergebirge. Erst im Tertiär hat sich der geologisch junge Rhein entlang einer großen Bruchfuge in das Rheinische Schiefergebirge eingeschnitten und trennt nun beide Teilgebirge voneinander.
Bis in die Neuzeit hatte der Taunus keinen eigenen Namen. „Die Höhe“ wurde er meist einfach von seinen Bewohnern genannt, bis sich der ursprüngliche, aus dem Keltischen stammende Name Taunus allmählich wieder einbürgerte. In der Stadtbezeichnung „Bad Homburg vor der Höhe“ beispielsweise ist der alte Name aber noch erhalten geblieben. Als südlicher Teilbereich des Rechtsrheinischen Schiefergebirges besteht es aus Ablagerungen des Devons und untergeordnet älteren Einheiten des Ordoviziums und Silurs.
Am Rossert-Gipfel bei Kelkheim-Eppenhain gewährt eine verfaltete Felsklippe aus Rossert-Metaandesit (frühere Bezeichnung: Grünschiefer) Einblicke in die Vordertaunus-Einheit, deren Gesteine teilweise wesentlich älter sind als die Gesteine des Taunuskammes und des Hintertaunus.
Die Gesteinsabfolgen lassen sich grob in die drei Einheiten Vordertaunus, Taunuskamm und Hintertaunus untergliedern und bilden heute ein zusammenhängendes Mittelgebirge. Um die geologischen Vorgänge verstehen zu können, müssen wir aber das Rad der Zeit bis ins frühe Paläozoikum zurückdrehen.
Vom Kloster Eberbach im Rheingau bis nach Bad Homburg finden wir südöstlich des Taunuskammes eine mehr oder minder durchgehende und durchschnittlich nur 3 km breite Zone im Südtaunus, die sich von der Gesteinszusammensetzung des Taunus weiter nördlich völlig unterscheidet. Es handelt sich um ehemalige Sedimente und Vulkanite, die viel älter sind als die übrigen Taunusgesteine und als Vordertaunus-Einheit bezeichnet werden. Durch tektonische Vorgänge in einer frühen Phase der variszischen Gebirgsbildung unterlagen sie einer Metamorphose, sodass sie nun als umgewandelte basaltähnliche Andesite (Metaandesit, früher „Grünschiefer“), Tonschiefer (Phyllite oder „Urtonschiefer“) und Rhyolithe (Metarhyolith, früher „Serizitgneis“) vorliegen.
Lange Zeit war das Alter dieser Gesteine ungewiss. Man bezeichnete sie daher mit dem nichtssagenden Begriff „Vordevon“. Dank moderner Datierungsmethoden wissen wir heute, dass die Gesteine der Vordertaunus-Einheit teilweise aus dem Ordovizium beziehungsweise Silur, aber auch aus dem Oberdevon stammen. Die Herkunft gibt den Geologen noch immer Rätsel auf. Vielleicht entstammt die Vordertaunus-Einheit einem uralten Inselbogen oder einer Subduktionszone am Rande eines nicht mehr nachweisbaren Ozeans.
Die Felsklippe des Großen Mannsteins unterhalb des Staufen-Gipfels bei Kelkheim-Fischbach mit den Phylliten, auch als Eppsteiner beziehungsweise Lorsbacher Schiefer bezeichnet, und der Rossert-Gipfel bei Kelkheim-Eppenhain, der aus Metaandesit aufgebaut ist, gewähren heute noch Einblicke in diese mysteriösen Gesteinseinheiten.
Klarer sieht dagegen das Bild der sich nordwestlich anschließenden Taunuskamm-Einheit aus, die den 75 km langen Taunuskamm – auch Hoher Taunus genannt – bildet. Sie setzt sich aus den Untereinheiten Graue Phyllite, Bunte Schiefer, Hermeskeil-Schichten und Taunusquarziten zusammen, die alle ursprünglich in das Unterdevon eingestuft wurden. Die Sandsteine und Schiefer der Grauen Phyllite enthalten Abdrücke von Fossilien des Flachwasserbereiches, die man erst vor wenigen Jahren in das Obere Silur (Pridoli-Stufe: 419 bis 417,5 Mio. Jahre) eingeordnet hat. Man kann Gesteine dieser Art beispielsweise am Kellerskopf nördlich von Wiesbaden-Naurod vorfinden. Ihre neue Datierung machte den Hohen Taunus plötzlich um ein paar Millionen Jahre älter.
In den Bunten Schiefern fand man Agnathen (kieferlose Fische), die eine Einstufung in das untere Unterdevon (Gedinne-Stufe: 417,5 bis 411,5 Mio. Jahre) ermöglichen. Tone und Sande, die in Deltabereichen von Flüssen und in Seen abgelagert wurden und somit eine Übergangsphase zwischen Land und Meer darstellen, wurden später zu festen Tonschiefern und harten Quarziten umgewandelt.
Der mit 881 m ü. NN höchste Taunusgipfel, der Große Feldberg, ist aus der Gesteinseinheit der Bunten Schiefer aufgebaut. Am Brunhildis-Felsen im Gipfelbereich tritt quarzitischer Sandstein inmitten der Schiefer als Härtlingsklippe wenige Meter über die Oberfläche.
Der Große Feldberg ist mit 881 m ü. NN die höchste Erhebung des Taunus. Er besteht aus einem Quarzit, der den älteren Bunten Schiefern der Taunuskamm-Einheit zugerechnet wird. Auf dem Gipfelplateau des Feldberges ist der Brunhildis-Felsen als Härtling aus diesem Gestein freigewittert und bietet heute eine prächtige Aussicht in den Hintertaunus. Die Hermeskeil-Schichten, die im Taunus weniger in Erscheinung treten als in ihrem namensgebenden Ort im Hunsrück, repräsentieren eine Meeresablagerung aus der nächsten Einheit des Unterdevons (frühe Siegen-Stufe: 411,5 bis 409,5 Mio. Jahre). Mit Winterstein, Altkönig, Kleiner Feldberg, Glaskopf und Hohe Kanzel bilden heute besonders die harten und verwitterungsresistenten Taunusquarzite die am weitesten aus der Umgebung herausragenden Gipfel. Ursprünglich wurde das metamorphe Gestein während der späten Siegen-Stufe (409,5 bis 404,5 Mio. Jahre) als reine Sande im Strand- und Flachwasserbereich unter Gezeiteneinfluss abgelagert. Es wird vermutet, dass diese Ablagerungen einem Wattenmeer entstammen, wie wir es heute in der südlichen Nordsee vorfinden – nur unter tropischen Bedingungen.
Nur selten sind aufgrund der Mineralumwandlungen Fossilien im Taunusquarzit zu finden: Aus diesem Gesteinsbruchstück, das in der Nähe von Weilrod gefunden wurde, sind in den unterdevonischen Unterems-Schichten massenhaft Brachiopoden (Armfüßer) erhalten geblieben. Ausgestellt in der erdgeschichtlichen Schausammlung des Landesmuseums Wiesbaden.
Der Hunsrückschiefer wurde vor allem auch durch seinen gut erhaltenen Fossilreichtum bekannt: Trilobit (Dreilapper) aus der unterdevonischen Kaub-Formation bei Kaub am Rhein. Ausgestellt in der erdgeschichtlichen Schausammlung des Landesmuseums Wiesbaden.
Nordwestlich der Taunuskammlinie schließt sich der Hintertaunus an. Er ist der flächenmäßig größte Anteil des Taunus. Die oft monoton erscheinenden Serien von Tonschiefern, die nur hier und da von sandigen Gesteinen und eingeschalteten Vulkaniten unterbrochen werden, wurden zur Hintertaunus-Einheit zusammengefasst. Vor allem im westlichen Bereich des Hintertaunus, zum Beispiel im Wispertal und seinen Nebentälern, sind die feinkörnig-blättrigen und fast sandfreien Hunsrückschiefer des oberen Unterdevons (Ems-Stufe: 405,5 bis 392 Mio. Jahre) weit verbreitet. Bekannt sind die Hunsrückschiefer durch ihre außerordentlich gut erhaltenen Fossilien wie Trilobiten (Dreilapper), Brachiopoden (Armfüßer), Quallen, Korallen, Seesterne und vielen mehr.
Auf der Hunsrück-Seite des Rheinischen Schiefergebirges bei Bundenbach gelangten die Fossilien des Bundenbacher Schiefers zu großer Berühmtheit. Aber auch im Taunus wurden im Hunsrückschiefer und in weiteren Gesteinsformationen gut erhaltene Fossilien aus dem Devonmeer entdeckt, die heute in der erdgeschichtlichen Schausammlung des Landesmuseums Wiesbaden bewundert werden können. Zu bautechnischen Zwecken, vor allem zum Eindecken von Dächern und zum Verkleiden von Hausfassaden, wurde der leicht spaltbare Hunsrückschiefer früher in vielen kleinen und großen Steinbrüchen und Schieferstollen in Taunus und Hunsrück gebrochen. Bei Heidenrod-Nauroth kann man eine kurze Rundwanderung über die riesigen Halden des nicht verwertbaren Schiefers der ehemaligen Schiefergrube Rosit unternehmen. Im nordwestlichen Teil des Hintertaunus finden sich noch die Singhofener Schichten, die ebenfalls in die untere Ems-Stufe eingeordnet werden und neben Ton- und Siltschiefer auch Sandsteine und umgelagerte Vulkanite, die sogenannten Porphyroide, enthalten.
Entlang von Kluftlinien in den oberdevonischen Riffkalksteinen wurden in Jahrmillionen die Spalten oft zu Höhlen und großen Kammern erweitert. Die den Besuchern zugänglich gemachte Kubacher Kristallhöhle bei Weilburg mit ihren großflächigen Kristallrasen an den Höhlenwänden ist hierfür das beste Beispiel.
Nach der Zeit des Unterdevons tauchten große Flächen des heutigen Taunus aus dem Meer auf und wurden fortan festländisch beziehungsweise zu Inseln. Dies ist auf die Existenz von Riffen im oberen Mitteldevon zurückzuführen. Ihre Riffkalke konnten sich nur am Festland- oder Inselrand bilden. Diese Kalkvorkommen sind bei Butzbach und Bad Nauheim am Ostrand des Taunus, bei Hahnstätten im Hintertaunus und vor allem bei Wetzlar verbreitet. Als geologischer Teil der südlichen Lahnmulde gehören diese Vorkommen geografisch aber noch zum Taunus.
Bei Weilburg findet sich die erst in den 1970er Jahren entdeckte Kubacher Kristallhöhle, die durch Auswaschung und Erosion von Grundwasser entlang von Kluftlinien in den oberdevonischen Korallenriffkalksteinen entstand. Aber nicht die großen Tropfsteine sind in der Besucherhöhle die eigentliche Attraktion, sondern die Kristallrasen aus Kalzit. Sie bestehen aus Millionen von Kristallen und überziehen die Höhlenwände.
In den Riffkalken der Lahnmulde gibt es eine besondere Varietät. Riffe, vornehmlich aus Stromatoporen – einer längst ausgestorbenen Tiergruppe, die den Schwämmen zugerechnet wird – aufgebaut, repräsentieren den sogenannten „Lahnmarmor“. Da eine metamorphe Überprägung nie stattgefunden hat, darf das Riffkalkgestein im geologischen Sinne nicht als Marmor bezeichnet werden. Aufgrund seiner marmorierten Textur im polierten Zustand hat sich der Begriff aber seit Jahrhunderten eingebürgert. In Villmar an der Lahn wurde im stillgelegten Steinbruch Unica mittels polierter Steinbruchwände ein Querschnitt durch das ehemalige Stromatoporen-Riff hergestellt. Die Steinbrücke über die Lahn sowie viele weitere Bauwerke der Umgebung, aber auch Bauelemente des New Yorker Empire State Buildings und der Moskauer Metro bestehen aus diesem bemerkenswerten Baustein.
In der Lahnmulde wurden einzelne Riffe überwiegend von Stromatoporen, die den Schwämmen zugerechnet werden, aufgebaut. Die glattpolierten Gesteinsoberflächen des Stromatoporen-Riffkalkes erinnern stark an Marmor, weshalb sich der Begriff „Lahnmarmor“ (kleines Bild) eingebürgert hat. Steinbruch Unica bei Villmar/Lahn.
Im Hintertaunus tritt der Taunusquarzit inmitten der Hunsrückschiefer nochmals als verfalteter Quarzitzug zutage. Die schönste Verfaltung zeigt wohl die Felsformation „Wildweiberhöhle“ im oberen Jammertal westlich von Katzenelnbogen.
An der Wende vom Unter- zum Oberkarbon setzte mit der sogenannten sudetischen Phase die Hauptepisode der variszischen Gebirgsbildung ein. Hierbei wurden die erläuterten Ablagerungen des Taunus zum großen Teil verstellt, verfaltet und die feinkörnigen Sedimente auch geschiefert. Da der größte Druck durch die Kollision der Großkontinente Laurussia im Norden und Gondwana im Süden und deren zwischengelagerte Mikroplatten Avalonia und Armorica aus Südosten kam, wurden die Gesteinsserien in eine Nordost-Südwest verlaufende Richtung zusammengepresst. Bei den Faltungsvorgängen wurden die dadurch entstehenden Mulden und Sättel in eine nordwestliche Richtung verkippt. In einzigartiger Weise kann man bei Niedertiefenbach in der Nähe von Katzenelnbogen im oberen Jammertal die eindrucksvolle Falte der „Wildweiberhöhle“ im Taunusquarzit bestaunen.
Nördlich von Usingen wurde bei der Gebirgsbildung des Taunus ein breiter Querbruch mit Quarz verfÜllt. Nach Erosion des weicheren umliegenden Gesteins blieb de harte Quarzgang als Erhebung zurÜck und bildet heute die bis zu 12 m hohen Eschbacher Klippen.
Teilweise war der Druck so groß, dass ganze Gesteinspakete von ihrer Unterlage abscherten und nach Nordwesten auf jüngere Ablagerungen überschoben wurden. An der Taunuskamm-Überschiebung wurde der südliche Taunus in seiner ganzen Länge wie eine Falten schlagende Decke auf den Hintertaunus überschoben. Solche Vorgänge nennen die Geologen Deckenüberschiebungen.
Im Nordost-Bereich des Taunus muss die Gießener Decke, die taunusfremdes Material enthält, über eine Länge von mindestens 25 km über Vordertaunus, Hoher Taunus und Teile des Hintertaunus geglitten sein. Hinzu kam im Vordertaunus die bereits erwähnte grünschieferfazielle Metamorphose, die auf eine Umwandlung der Gesteine bei Temperaturen von 300 bis 400°C und Drücken von 1 bis 8 Kilobar schließen lässt. Im Hohen Taunus und Hintertaunus waren die Temperatur-/Druckverhältnisse deutlich geringer. Sie reichten aber aus, um Sandstein in Quarzit und Ton- und Siltstein in Tonschiefer umzuwandeln. Unter dem in eine bestimmte Richtung herrschenden Druck bei den Metamorphoseprozessen regeln sich Minerale mit flächiger Form wie Tonminerale und Glimmer in die Richtung des geringsten Druckes ein und bilden enge Schieferungsflächen aus. Entlang dieser neu entstandenen Flächen, die die ursprüngliche Schichtablagerung oftmals nur schwer oder gar nicht mehr erkennen lässt, lassen sich die Schiefer hervorragend spalten. Die engständige Schieferung wurde namensgebend für Tonschiefer wie den Hunsrückschiefer und für das gesamte Rheinische Schiefergebirge.
In der weiteren geologischen Entwicklung wurde der Taunus, der festländisch blieb, immer mehr eingerumpft, bis er im Pliozän am Ende des Tertiärs im Zuge neuer Kontinentkollisionen und der Alpenbildung wieder herausgehoben wurde. So entstanden auch Querbrüche, die Nebenflüsse wie Mühlbach, Aar, Ems und Weil zur Lahn und Schwarzbach und Usa zur Entwässerung in Richtung Main nutzen. Andere Querbrüche wurden durch Mineralisationen verfüllt, so zum Beispiel der Usinger Quarzgang. Da der Quarz härter ist als seine umgebenden Gesteine, sind diese bereits mehrere Zehnermeter rückverwittert, sodass der Quarzgang heute bei Usingen in Form der Eschbacher Klippen seine Umgebung überragt.
Der harte Quarzitriegel von Taunus und Hunsrück beginnt auf der Flusssohle des Rheins. Bei Niedrigwasser fällt das „Binger Loch“ am Rheindurchbruch bei Bingen (rechts im Bild) manchmal weitgehend trocken. Die Erosionsleistung, die der Fluss in diesem Abschnitt durch die Hebung des Gebirges aufbringen muss, wird durch das reißende Wasser in den Stromschnellen deutlich.
Während der späteren Eiszeiten reichte die Höhe des Taunus nicht für eine Vergletscherung aus. Jedoch zerlegte das entlang von Kluftflächen eindringende Eis das Gestein bereichsweise so stark, dass an manchen Hängen große Schutthalden – sogenannte Rosseln – daraus hervorgingen. Am Nordwesthang des Altkönigs (798 m ü. NN) ist im Taunusquarzit durch die Frostsprengungsprozesse der Eiszeiten die Rossel der „Weißen Mauer“ entstanden.
Noch heute hebt sich das Rheinische Schiefergebirge weiter heraus, sodass sich der Rhein im Abschnitt zwischen Bingen und Koblenz ein sogenanntes antezedentes Durchbruchstal geschaffen hat. Der Flusslauf war bereits vor der Gebirgshebung angelegt und musste sich hierbei genau so schnell in das Gebirge einschneiden, wie das Gebirge sich hob. Im „Binger Loch“ kann man anhand von Untiefen und Felsklippen im Rhein den Querverlauf des Rheinischen Schiefergebirges zwischen Taunus und Hunsrück noch gut nachvollziehen.