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Einführung

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Einführendes Geleitwort

von Gerald Gallianer, Magister (Soziologie, Philosophie, Musikwissenschaften),

hervorgegangen aus dem Abschlußprüfungsvortrag “Philosophie” an der Universität zu Köln:

“Die Theorie der Meme nach Charles Darwin, Richard Dawkins und Schulze (= Marc

Dylan)”, benotet mit “gut”:

1. Die memetische Evolution und ihre Mechanismen

1.1 Über Meme, zwei Formen des Kaufens und “falsche Anreize”


Die Theorie der Meme ist eine neuartige soziologische, philosophische, psychologische, biologische Theorie, die vielleicht erste funktionierende Soziologie. Eine Theorie, die evt. unsere Weltsicht verändern könnte. Was wir heute noch für “normal” und für die Wahrheit halten, könnten wir morgen schon anzweifeln und übermorgen vielleicht sogar widerlegen. Der berühmte Satz des Sokrates “Ich weiß, dass ich nichts weiß”, bekäme damit eine neue Bedeutung.

Grundphilosophie ist die Evolutionstheorie Darwins mit ihrem Grundgesetz von Mutation bzw. Variation und Selektion. Dieses Gesetz ist in Darwins Theorie der Motor für die biogenetische Evolution.

Kurz erläutert:

Gene variieren zufällig, d.h. bestimmte Genmutanten haben einen Vorteil im Kampf ums Dasein und setzen sich durch, andere sterben aus, werden selektiert. Aus diesem Prozess heraus soll die genetische Höherentwicklung resultieren, vom Einzeller bis hin zum Menschen.

Der Mensch nun fällt durch eine besondere Eigenschaft auf: Sein Verhalten ist nicht mehr vor allem instinktiv, sondern insbesondere kulturell geprägt durch bestimmte Glaubenssysteme und Vorstellungen (Kognitionen) über die Wirklichkeit, die sein Verhalten bestimmen. Diese Verhalten steuernden Gedächtnisinhalte bezeichnet man auch als Meme, abgeleitet von memory (= Gedächtnis).

Die Theorie der Meme geht davon aus, dass Meme sich ähnlich wie Gene verhalten. Sie versucht anhand des Grundgesetzes von Variation und Selektion die tradigenetische oder auch kulturelle bzw. memetische Evolution nachzuzeichnen: Meme und ihnen zufolge Verhaltensweisen variieren – Die Frage ist, nach welchem Prinzip werden die Meme selektiert? Welche Verhaltensweisen bleiben also übrig? Richard Dawkins, einer der bekanntesten lebenden Vertreter der Evolutionstheorie, hat den Begriff Mem populär gemacht in seinem Buch “Das egoistische Gen”.

Ein Beispiel für Meme: Der Gebrauch eines Hammers. Da der Hammer sich als nützlich erwies, also einen Überlebensvorteil bzw. einen Selektionsvorteil einbrachte, hat sich der Gebrauch des Hammers bis heute durchgesetzt. Nach dem Prinzip: Nützliches bleibt übrig. Dies ist erstmal nichts besonderes.

Das Besondere, was Dawkins auffiel, verdeutlicht er an seinem Rechtsanwaltbeispiel:

Ihm fielen merkwürdige Selektionsbedingungen auf. Nämlich, dass der Anwalt, der einen höheren “Schaden” anrichtet, sich besser am Markt durchsetzen kann. Um verständlicher zu machen, was hiermit genau gemeint ist, muss erläutert werden, was hier unter Schaden zu verstehen ist. Natürlich rechtfertigt der Anwalt seinen Berufstand damit, dass er eigentlich Schaden von seinem Klienten abwenden will. Man will schließlich den Prozess gewinnen. Andererseits hat der Anwalt aber ein Interesse daran, dass es überhaupt zu Rechtsstreitigkeiten kommt und dass diese möglichst lange andauern. Denn je mehr Streitigkeiten in die Länge gezogen werden, desto besser die finanzielle Belohnung.

Die Anwälteschaft hat somit ein Interesse an Konflikten. Sie sendet deswegen unbewusst Meme, also Verhalten steuernde Gedächtnisinhalte aus, die Konflikte schüren bzw. in die Länge ziehen. Menschen, die also verstärkt ungünstige Meme, die zu Streitigkeiten führen, in sich tragen, werden mit einer größeren Wahrscheinlichkeit zu erfolgreichen Anwälten.

Die Anwälteschaft hat vor allem überhaupt kein Interesse daran, dass Menschen lernen, ihre Konflikte selbständig und ohne Anwalt zu lösen. Als Berufsstand brauchen sie ein System, welches sie notwendig macht. An dieses Beispiel knüpft die “Theorie der Meme”, die von

cand. psych. E. Schulze, Mediator (AW) entwickelt wurde, an:

Entscheidend ist die Anreizkonstellation:

Wie die Anreize stehen, entscheidet darüber, zu welchem Ergebnis Variation und Selektion hinsichtlich der memetischen Evolution führen. Hier seien die sogenannten “Skinner-Box”- Experimente des Psychologen Skinner erwähnt, die experimentell nachweisen konnten, dass Belohnungen nachhaltig das Verhalten beeinflussen können. Auch unser Wirtschaftssystem beinhaltet ein Belohnungssystem. Die Theorie der Meme besagt nun, dass die Meme systematisch in die folgende Richtung durch unsere Form des Wirtschaftssystem verändert werden: “Unglücksförderliche”, aber gewinnbringende Meme setzen sich durch. Unter “Unglück” wird hier jede Form von unnötigen Kosten verstanden, also auch eine überflüssige Rechnung vom Anwalt.

Zur weiteren Erläuterung seien hier zuerst zwei verschiedene Formen des Kaufens erwähnt:

1. Unsere “traditionelle” Art, die vermutlich seit mehr als 150 000 Jahren praktiziert wird.

Hierbei wird ein Produkt oder Geld gegen ein Produkt oder eine Dienstleistung unabhängig von den langfristigen Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden getauscht. Symptomatisch dafür ist z.B. dass die größten Industrien der Welt vom Unglück der Menschen leben, z.B. die Waffen-, Pharma-, Alkohol- oder Tabakindustrie. Die Handlungsanreize sind somit ungünstig gesetzt.

2. Eine verbesserte, noch neuartige Form des Kaufens würde hingegen die

langfristigen Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden in das Belohnungssystem

integrieren, d.h. die langfristigen Folgen müssten über die zukünftigen

Geldflüsse entscheiden. Pate stand hier das “Chinesische Prinzip in der Medizin”, nach

dem Prinzip “Bin ich krank, ist der Arzt schlecht”. Mit dem “Chinesischen Prinzip” ist nun nicht die “Chinesische Medizin” als inhaltliche Methode gemeint, sondern “nur” ein bestimmtes Belohnungsprinzip. In China, so wird in der Literatur zumindest behauptet, sei es früher üblich gewesen, dass die Menschen den Arzt aus Dankbarkeit über die eigene Gesundheit beschenkt haben. Im Krankheitsfall blieben die Geschenke aus und der Arzt sollte einen wieder gesund machen. Der Arzt wurde also für bleibende Gesundheit finanziell belohnt, statt für häufige Arztbesuche von chronisch Kranken. Würde man dieses Prinzip nun auf unser Gesundheitssystem übertragen, würde das System als Ganzes dadurch viel mehr in Prävention investieren, viel mehr die Ursachen als nur die Symptomatik behandeln.

Diese Form des Kaufens wird auch als Anreizkorrigiertes Kaufen bezeichnet.

Das dahinter stehende Wirtschafts- bzw. Wissenschaftskonzept bezeichnet man auch als Anreizkorrigierte Soziale Marktwirtschaft, Anreizkorrigiertes Wirtschaftssystem bzw. Anreizkorrigierte Wissenschaft.

Philosophisch betrachtet, handelt es sich hierbei um einen funktionierenden

Utilitarismus, es kann nur mehr am Nutzen und Vorteil des Anderen verdient werden.

1.2 Das Experiment

Zum Veranschaulichen sei hier ein mögliches Experiment dargestellt:

Eine Anzahl von Testpersonen gibt Wohlfühlnoten ab. Anschließend werden sie per Zufall in 3 Experimentalgruppen aufgeteilt, die von 3 verschiedenen Bio-Lebensmittel-Lieferanten mit Bioprodukten beliefert werden.

Anschließend wird statistisch ausgewertet, welche Firmen die größten Verbesserungen bei ihren Testpersonen erzielen. Danach wird eine Rangliste erstellt.

An die “Top-Firmen” werden dann schließlich neue Testpersonen weitergeleitet bzw. es wird so umgeschichtet, dass die Top-Firmen mehr Testpersonen bekommen. Dadurch wurden neue Anreize geschaffen. Die 3 Testfirmen haben nun ein Interesse am Wohlbefinden der Testpersonen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Verhalten der Testfirmen zum Positiven hin bewegt. Sie könnten somit z.B. auf die Idee kommen, allgemeine Gesundheitstips bis hin zur psychologischen Lebensberatung zusätzlich anzubieten. Die Firmen mit dem gesündesten Nahrungsangebot bzw. den besten “Tips” würden sich nun mit der Zeit automatisch herauskristallisieren, da sie, statistisch gesehen, die größten Verbesserungen bei den Testpersonen erreichen werden.

Statt “Wohlfühlnoten” können natürlich auch umfassendere Fragebögen oder andere “objektivere” Gesundheitsdaten wie z.B. Krankheitskosten als Indikator gewählt werden.

Interessant wäre also vor allem, in wie weit die Anreize das Verhalten der Testfirmen verändern, ob es signifikante Unterschiede zwischen den Testfirmen gibt und woran diese Unterschiede liegen könnten. Und im Endeffekt, ob es Veränderungen hinsichtlich des (psychischen und somatischen) Gesundheitszustandes der Testpersonen gibt.

Dieses Experiment könnte und sollte an einem Forschungsinstitut mit staatlicher Hilfe durchgeführt werden. Es funktioniert aber auch ohne. Hier muß die Anreizkorrigierte Bestellgemeinschaft erwähnt werden, denn es ist im Prinzip schon heute und sofort möglich, sich an diesem Experiment zu beteiligen. Hier ist Anreizkorrigiertes Kaufen möglich.

Mehrere Nahrungsmittellieferanten haben Interesse an diesem Experiment gezeigt, haben es in Grundsätzen verstanden und waren bereit, sich daran zu beteiligen. Was bisher vor allem fehlt sind die Testpersonen. Menschen, die jeden Monat einen bestimmten Geldbetrag einsetzen, um bei diesen Firmen zu bestellen. Und anschließend ihre “Wohlfühlnoten” abgeben. Mit Unterstützung eines Forschungsinstituts wäre das Auffinden derselben aber sicher kein Problem.

Dieses Experiment wäre sicher sinnvoller als manche Forschungsstudie, die momentan durchgeführt wird. Denn es könnte einen Weg in die Zukunft aufzeigen.

Mit den richtigen Rahmenbedingungen, also den richtigen Anreizen, könnte die Kraft unseres Wirtschaftssystems in die richtige Richtung gelenkt werden, hin zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden. Und dass man lieber gesund als krank ist, ist hoffentlich eine Wahrheit.

1.3 Anfänge der memetischen Evolution: Das Märchenerzähler-Beispiel

Kommen wir noch einmal zurück zu unserer jetzigen Form des Kaufens. Kommen wir zu den Anfängen der memetischen Evolution.

Irgendwann erfanden die Menschen den Tauschhandel, den Ursprung unseres Wirtschaftssystems. Sie waren scheinbar nicht mehr zufrieden, mit dem was die Natur ihnen unmittelbar anbot. Einerseits sicher motiviert aus Neugier, am Interesse am Neuen, andererseits aber wahrscheinlich schon als ein Ergebnis der Manipulationen, die durch den Tauschhandel gefördert wurden und werden. Schließlich mußten in irgendeiner Weise neue Bedürfnisse geweckt werden, damit es überhaupt zum Handel kommen konnte.

Damals wie heute kam es zu folgender milliardenfach sich wiederholender Grundkonstellation, (wobei man heute schön Parallelen ziehen kann, wie Medien und Werbewirtschaft miteinander zusammenhängen, wie es später im Kapitel “Medien und Meme” noch genauer erläutert wird.):

2 Großwirte für Essen und Trinken (heute: Nahrungsmittelkonzerne) wollen die beste Marktposition. Beide stellen einen Märchenerzähler (heute: über den Werbeetat einen Fernsehsender) ein, die zufällig (auf die gleiche alle Menschen total faszinierende Weise) unterschiedliche Geschichten erzählen. Der eine erzählt Geschichten über Aggression, Krieg, Verbrechen, Jeder gegen Jeden Handeln, Unfairness,…. .

Alles eher ungünstige bzw. unglücksfördernde Verhaltensmodelle. Durch sein Erzählen wird dieses Verhalten zu einer neuen Normalität und regt bei den Zuhörenden zur Nachahmung an. Indirekt wird damit ausgesagt, so müsse man leben, um glücklich zu werden. Dies erscheint jedoch eher als ein Irrtum, und wäre damit eine Form der Manipulation.

Der andere Märchenerzähler erzählt Geschichten von friedfertigem, liebevollem Miteinander, von Kooperation, Fairness usw. . Also eher günstigere Verhaltensmodelle, die natürlich auch von den Gästen des 2. Großwirtes nachgeahmt werden. Die entscheidende Frage ist nun, welches Team von Wirt und Erzähler wird selektiert?

Eine Grundthese, die hier aufgestellt und herangezogen wird, lautet, dass unglückliche Menschen tendenziell mehr kaufen bzw. konsumieren. Das sieht man u.a. an der Kaufsucht, der Ess-Sucht oder auch an der Drogen- bzw. Alkoholsucht.

Die Frage lautet nun: Welche Gäste werden mittelfristig glücklicher bzw. unglücklicher sein? Bei Wirt 1 und seinem Märchenerzähler, der über ungünstige Verhaltensmodelle berichtet? Oder bei Wirt 2, dessen Erzähler günstigere Verhaltensmodelle darlegt?

Es scheint mehr als plausibel, dass die Menschen bei Wirt 1 unglücklicher sein werden. Deshalb werden seine Gäste langfristig mehr konsumieren. Er wird mehr Umsatz machen und er wird seinen friedfertigeren Konkurrenten vom Markt verdrängen. Er bleibt übrig, wird nicht selektiert und seine Weltsicht bildet irgendwann die öffentliche Meinung, und das, obwohl sein Märchenerzähler schädliche Verhaltensmodelle verbreitet hat, die uns allen schaden; somit also Manipulationen und Unwahrheiten verbreitet hat.

Wenn wir nun die milliardenfache Wiederholung dieser Konstellation bedenken, scheint es durchaus plausibel, dass unsere öffentliche Meinung ein Sammelsurium von Unwahrheit und Manipulation darstellen könnte.

Warum gehen die Kunden nun nicht verstärkt zu Wirt 2, wo sie doch glücklicher, sparsamer und gesünder leben könnten? Das kann mehrere Gründe haben, z.B. dass der Märchenerzähler von Wirt 1 ein klein wenig faszinierender, mitreißender, farbenprächtiger, bindender zu erzählen vermag als der andere. Der entscheidende Grund aber könnte sein: Beide Wirte wollen am Markt bestehen und das können sie nur, indem ihr Umsatz stimmt. Es haben also beide Wirte ein Interesse an Umsatz. Dem Wirt, dem es nun am besten gelingt, seinen Umsatz zu steigern und dabei den Kunden das Gefühl gibt, etwas “Förderliches” bekommen zu haben, wird überleben, unabhängig davon, ob das Produkt im Endeffekt wirklich förderlich ist.

Das Entscheidende ist, daß das “Gefühl” des Kunden die Höhe des Umsatzes bestimmt und nicht der tatsächliche langfristige Vorteil für den Kunden. Das ist, wie schon beschrieben, das Typische an der “Nicht-Anreizkorrigierten Marktwirtschaft”. Kein Mensch sollte sich also wundern, wenn er in unserem System desöfteren betrogen wird. Ein guter Verkäufer verkauft schließlich auch einem Eskimo einen Kühlschrank. Die “Schlechtigkeit des Menschen” liegt also im System begründet.

Es ist desweiteren höchst unangemessen zu glauben, der einzelne Mensch sei in der Lage, alle Manipulationen zu erkennen. Selbst wenn Einzelne bestimmte Manipulationen erkennen. Statistisch gesehen wird die Mehrheit dies nicht können. Schließlich ist der umsatzstärkste Wirt auch der raffinierteste. Mit Hilfe seiner Raffinesse wird Wirt1 Wirt2 vom Markt verdrängen und weitere “Filialen” eröffnen. Wegen des Gesetzes von Variation und Selektion muss hierbei aber keine böse Absicht im Spiel sein. Es reicht einfach unterschiedliches Verhalten. Das raffinierteste und umsatzfördernste wird übrig bleiben, unabhängig von den langfristigen Schäden.

Es ist wohl einleuchtend, dass es einfacher war, die “kurzsichtige” 1. Form des Kaufens zu “erfinden”, als das “weitsichtige” Anreizkorrigierte Kaufen, bei dem die langfristige Folgen berücksichtigt werden. Weniger einleuchtend ist, warum einem solch revolutionären neuen Wirtschaftssystem wie der Anreizkorrigierten Marktwirtschaft bzw. Wirtschaftsweise bis heute so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Ein Desaster für die Menschheit? Fehlt ihr generell die nötige Weitsicht?

Vermutlich liegt es daran: In der heutigen Zeit ist die memetische Evolution leider so weit “fort”geschritten, dass viele Menschen gar nicht mehr in der Lage sind, systemkritisch zu denken. Viele kämpfen um ihre Existenz, sind überfordert, haben keine Zeit. Andere sind zu bequem oder arrogant, denken es gibt nichts Neues auf der Welt. Eine andere Form des Wirtschaftssystems, des Kaufens wird für unmöglich gehalten, eine bessere Welt wird als Illusion abgetan. Es geht sogar so weit, dass Aussenseitermeinungen nicht mehr als “Meinung” akzeptiert werden, (wenn sie überhaupt wahrgenommen werden), sondern psychiatrisiert, d.h. also als krank abgestempelt werden. Und durch diese Ignoranz wird unsere Welt weiter zerstört.

Stellen wir uns nun noch die memetische Evolution vor wie einen Fluss von Verhalten steuernden Gedächtnisinhalten, der durch die Zeit fließt. Dabei passen sich die Meme genau wie die Gene den Umweltbedingungen an. Im Falle der Meme passen sie sich im Laufe der Zeit schließlich der ungünstig gesetzten Anreizsituation optimal an, bei der, wie gesagt, die langfristigen Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden nicht berücksichtigt werden.

Wir können nun ohne weiteres behaupten, dass die Geldflüsse im Endeffekt die Memflüsse bestimmen. Die verhaltenssteuernden Gedächtnisinhalte, mit denen Geld zu verdienen ist, setzen sich durch. Es geht hierbei ums finanzielle Überleben. Da die Anreize aber falsch gesetzt sind, fliessen die Memflüsse leider in die falsche Richtung.

2. Erstes Beispiel: Memflüsse im Gesundheitswesen

Als ein Beispiel sei hier genannt die häufig auftretende Erwartungshaltung von Patienten, vom Arzt nicht nur gute Ratschläge z.B. über gesunde Lebensführung, sondern immer auch ein Medikament bekommen zu wollen und ansonsten mit dem Arzt unzufrieden zu sein. Medikamente, die im Prinzip erst dann verwendet werden, wenn schon etwas schief gelaufen ist. Nachdem durch Fehlverhalten wie z.B. ungesunde Lebensweise schon Krankheiten entstanden sind. Es wird also bei dieser Form der Medikation die Symptomatik statt der Ursachen behandelt. Ein sehr guter Arzt hätte wahrscheinlich schon im Vorfeld die Ursachen durch Prävention abstellen und damit der Entstehung einer Krankheit vorbeugen können.

Wie schon gesagt: Der Besuch eines Arztes wird heute häufig mit einer Medikamentengabe assoziiert. Dieses Mem verhilft so z.B. der Pharma-Industrie zu mehr Umsatz. Ein Arzt, der eher weniger Medikamente verschreibt, könnte bei Patienten, die dieses Mem “in sich tragen”, leicht negativ bewertet werden. Nach dem Motto, mein Arzt gibt mir nichts, was mir hilft. Ein anderer Faktor ist die Zeit. Ein Arzt, der, statt der schnellen Medikamentengabe, sich mehr Zeit nimmt, um die Ursachen für eine Erkrankung genauer und besser abzuklären, wird nicht finanziell belohnt, wie es bei der Anreizkorrigierten Marktwirtschaft der Fall wäre, sondern eher finanziell bestraft. Er wird tendenziell weniger Geld verdienen als ein Arzt, der seine Patienten fließbandmäßig abfertigt. Weil das Geld bei Fließbandmedizin eher fliesst, werden die Meme, die die Fließbandmediziner-Vertreter vertreten, immer mehr. Für jedes Problem gibt es eine Tablette, gibt es etwas zu kaufen. Nach dem Prinzip von Variation und Selektion variiert das Verhalten von Ärzten. Ärzte, die mehr verdienen, setzen sich mit ihren Memen durch. Welche Ärzte werden wohl übrig bleiben?

Plausibel scheint wohl die Fließbandmedizin im Vorteil. Der Memfluss fließt hin zum chronisch Kranken. Denn um so mehr Dauerpatienten, um so höher die Belohnung für das System.

Der Patient selbst hat es dabei schwer, medizinische Leistungen zu vergleichen, da er meistens wegen einem Problem nur von einem Arzt behandelt wird. Er kann die unterschiedlichen langfristigen Ergebnisse von Behandlungsmöglichkeiten nicht erfassen, da er meist nur eine Behandlung erfährt.

Da die Pharma-Industrie natürlich immer den engen Kontakt zu Ärzten sucht, um ihre Medikamente zu vermarkten, und dabei eher ein Interesse an übertriebenem Medikamenten-einsatz hat, weil dann natürlich auch der Umsatz höher ist, sind auch die Ärzte dazu geneigt evt. mehr zu verschreiben, als wirklich notwendig wäre. Ansonsten wären die Werbe-Etats der Pharma-Industrie ziemlich unnütz.

Das Geld fließt also dann am meisten, wenn die Meme zur Medikamenteneinnahme führen, wenn Krankheit also besteht. Menschen mit solchen ungünstigen anerzogenen Memen werden den Markt beherrschen, ohne es zu wissen bzw. die Tragweite dessen zu erfassen.

Zu diesen falschen Memen kann vieles gehören: schädliche Einstellungen und Kognitionen aller Art, ob ungünstige Erziehungsformen, ungünstige Ernährungsgewohnheiten, stressendes Verhalten gegenüber Mitmenschen oder überforderndes Arbeitsverhalten. Der Memfluss im Gesundheitswesen fliesst somit nicht hin zu mehr Gesundheit, wie behauptet wird, sondern hin zur chronisch kranken Gesellschaft.

Ein weiteres Beispiel könnte die ja noch relativ junge Psychotherapie-Branche sein. Trotz der vielen Psychotherapie-Angebote in westlichen Ländern steigt die Anzahl psychischer Erkrankungen wie z.B. Depressionen. (Nachweis: z.B. Pressemeldung DAK: Verdopplung von Depressionen bei Jugendlichen in nur 10 Jahren) In vielen weniger “zivilisierten” Ländern ist diese Branche einfach gar nicht vorhanden und löst dort nur Unverständnis aus. Psychische Erkrankungen sind häufig Zivilisationskrankheiten. Statt nun die vermeintliche “Zivilisation” zu reformieren, um die Ursachen abzustellen, werden Medikamente verabreicht und Psychiatrien gebaut. Damit werden vielleicht Arbeitsplätze gesichert, der Menschheit wird damit aber nicht geholfen, sondern geschadet.

Dazu passen desweiteren teils auch Diskussionen zum Thema kultureller Werteverfall. Werte, die evt. das Zusammenleben von Menschen vereinfachten, werden zunehmend als unwichtiger wahrgenommen. Schwierigeres Zusammenleben fördert Konflikte, Frust und Isolation und steigert damit das Kaufverhalten und natürlich auch die Wahrscheinlichkeit psychischer Erkrankungen und füllt damit die psychologischen Praxen. Auch Sachbeschädigungen z.B. aufgrund von Frustrationen können aus einem anderen Licht betrachtet werden: als “förderlicher” Wirtschaftsfaktor, der Arbeitsplätze schafft. Dasselbe gilt für Kriminalität, einer weiteren “gesellschaftlichen Erkrankung”, an der wiederum viele Arbeitsplätze hängen.

Schwieriger wird das Zusammenleben auch durch die stärker werdende subkulturelle Spaltung innerhalb der Gesellschaft. Ehemals allgemeingültige Wertvorstellungen nehmen ab, alles ist möglich. Erwartungshaltungen werden seltener erfüllt, da immer mehr alles möglich ist. Die eigene Selbstfindung (aber auch die Gemeinschaftsfindung) wird somit schwieriger, ist immer weniger von der Gesellschaft vorgefertigt. Individualisierung nennt man dies. Die Komplexität des Lebens steigt, der Frust steigt, die Vereinsamung steigt und “zum Glück” steigt auch der Konsum und die Krankheitsanfälligkeit, damit wieder einer am “Unglück” des anderen verdienen kann.

Immer, nicht nur im Gesundheitswesen, geht es auch darum, mit Memen einen Markt für sein Produkt (z.B. Medikamente) oder seine Dienstleistung (z.B. die Psychotherapie) zu schaffen und zu begründen:

Einen Markt schaffen heißt, ein Bedürfnis erzeugen, welches man evt. vorher noch gar nicht gehabt hat. Beispiele dafür gibt es zu Tausenden. Produkte, die wir heute gar nicht mehr aus unserem Leben wegdenken können, waren früher überhaupt nicht existent und wurden somit meist auch nicht vermisst. Alle Berufsgruppen müssen Meme in die Welt setzen, damit ihr Angebot auch genutzt wird. Einerseits als Selbstrechtfertigung, andererseits aus Expansionsgründen, um ihren Berufszweig am Markt zu etablieren. Häufig wirken Meme sehr versteckt. Meme erzeugen z.B. unerträgliche Lebensumstände, die zu Krankheiten führen, die dann behandelt werden müssen und Umsatz bringen.

Insgesamt kann man sagen, Ziel unserer Wirtschaftsform ist es, den Menschen zum “Kaufen” zu bringen, damit man selbst seine Nische finden und sein finanzielles Überleben sichern kann. Die langfristigen Folgen sind dabei uninteressant, viel mehr verdient man sogar am “Unglück” anderer. Entscheidend ist nun aber noch, dass dieser Prozess nicht auf der Bösartigkeit der Mitmenschen beruht, sondern die zwangsläufige Folge unseres Selektionsgesetzes ist. Die Anreize bestimmen das Selektionsergebnis.

2. Medien und Meme

Wenn wir uns nun überlegen, wie Meme sich heutzutage insbesondere verbreiten, stellen wir fest, dass die Medien hier eine entscheidende Bedeutung innehaben. Fernsehen, Zeitungen, Internet, …. alles Kommunikationskanäle, durch die Meme verbreitet werden. Neue Möglichkeiten, die die Memverbreitung entscheidend beschleunigen konnten.

Auch bei den Medien gilt nun natürlich: Selektiert wird nach dem Grundgesetz von Variation und Selektion. Was bedeutet dies nun für unsere Meme?

Wiederholen wir nochmals einige Thesen und formulieren wir sie bezogen auf die Medien neu:

1. Unglückliche Menschen kaufen mehr & arbeiten evt. mehr, um Ersatzbefriedigungskonsum zu finanzieren.

2. Menschen ahmen Verhalten nach, das ihnen vorgeführt wird (z.B. im Fernsehen). Vergl. Bandura u.a.

3. Fernseh- und Filmproduktionsfirmen werden danach selektiert, ob sie unglücksförderliche Meme (Fehlverhaltensmoden), z.B. Gewaltverherrlichung verbreiten.

4. Das Konsumverhalten der Zuschauer (und nicht die Zuschaueranzahl) begrenzt die Höhe der Werbeetats der Konsumproduktehersteller. Z.B. wird von 2 Sendungen mit jeweils 5 Millionen Zuschauern die Sendung mit den negativeren Memen das höhere Konsumverhalten bewirken und sich durchsetzen.

5. Die Höhe der Werbeeinnahmen rund um eine Fernsehsendung bestimmt, ob eine Fernsehproduktion selektiert wird oder nicht. Eine Sendung muss also für die Werbefirmen interessant sein. Sie muss also Geld einbringen, sie muss die Zuschauer zum Konsum anregen, sie muss die Menschen unglücklicher machen. Und dies gelingt, indem ungünstige Verhaltensmodelle vorgestellt werden, die von den Zuschauern unbewusst nachgeahmt werden.

6. Parasitäre, unglücksfördernde Meme werden somit häufiger und werden nicht selektiert. Sie bleiben also übrig. Sie werden zu Wahrheit und Wissen der Massen, obwohl sie im Endeffekt nur Unwahrheit und Manipulation darstellen. Beispiele für solche Unwahrheiten könnten evt. sein “Der Mensch ist kriegerisch”, “Eifersucht muss sein” oder “Die Welt ist nicht positiv zu verändern”.

Im Endeffekt wiederholt sich das, was schon beim Wirt & Märchenerzähler-Beispiel ausgeführt worden ist. Nur in einem deutlich gesteigertem Tempo.

Passend dazu ist, dass in den Medien meist über negative Dinge berichtet wird. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit macht sich breit. Der Glaube an eine völlig andere und bessere Welt erscheint absurd. Das Mem “Eine andere Welt ist gar nicht möglich” ist durch diese Dauer-Negativ-Berieselung extrem verbreitet. Niemand macht mehr etwas für eine bessere Welt. Für viele ist sie nicht Mal mehr einen Gedanken wert, und “Weltverbesserer” wird zum Schimpfwort, wie Udo Lindenberg kritisch bemerkte.

Ein besonders abscheuliches Kapitel ist der Umgang mit Kannibalen und anderen Abnormen in manchen Medien. Einerseits wird die Krankhaftigkeit und die Schlechtigkeit der Täter an den Pranger gestellt, andererseits wird mit dieser der beste Umsatz gemacht. Wenn es nicht genügend solcher Kranke gäbe, würden sie vermutlich von der “Bild & Co. Company” bezahlt.

Die böse Pointe daran ist sicher, dass solche Artikel 1. die Einstellung der Menschen zum Wesen des Menschen drastisch verschlechtern. Der Glaube an die “natürliche” Schlechtigkeit des Menschen nimmt zu, er ist also “von Natur aus schlecht”. Dadurch wird vermutlich auch das Mißtrauen untereinander größer und der Frust unter den Menschen wächst. “Zum Glück (?)” steigert dies, wie wir inzwischen wissen, den Umsatz. Außerdem ist es 2. nicht ausgeschlossen, dass trotz des Prangers Nachahmungstäter entstehen könnten. Aber dann spart sich die “Bild & Co. Company” wenigstens das Engagement neuer Täter und verdient an einer weiteren Schlagzeile.

Die unbewußte, voll-automatische Perversität unseres Medien-Systems wird dadurch auf die Spitze getrieben: Einerseits verurteilen und die “Volksmeinung” ab”Bild”en, andererseits Geld scheffeln und dann schließlich Lösungsvorschläge, die vermutlich auch solche Täter auf den richtigen Weg bringen könnten, wie z.B. die Anreizumkehr, totschweigen. Denn schließlich kann man davon ausgehen, dass solche Taten meistens aufgrund eines hohen Frustaufkommens entstehen und das Frustaufkommen würde in einer anreizkorrigierten Gesellschaft erheblich sinken.

Bei der vorher schon vorgestellten 2. Art des Kaufens, also der Anreizkorrigierten Marktwirtschaft, würde sich nun einiges innerhalb der Medienbranche ändern:

Die Firmen könnten nur mehr dann ihren Umsatz steigern bzw. erhalten, wenn sie einen hohen Ranglistenplatz erreichen, der nach der Anreizkorrektur abhängig von den Wohlfühlnoten, der psychologischen Diagnostik bzw. den Gesundheitsdaten wäre. Die Firmen hätten also jetzt ein Interesse an Informationskanälen an ihre Kunden, die Fehlverhaltensmoden abbauen helfen müssten. Werbesendungen würden sich somit, wenn überhaupt, nur noch bei Sendungen mit langfristig das Wohlfühlen steigerndem Effekt lohnen. Die Wellnesskonzerne würden vermutlich die Sender sogar direkt bezahlen für die Aufklärung über schädliche, also parasitäre Meme und für positive Vorbilder bzw. Verhaltensmodelle in den Spielfilmen.

Die Inhalte der Fernsehprogramme werden sich verändern:

Durch unser Grundgesetz von Variation und Selektion müsste sich das Fernsehen also vom gewaltverherrlichenden hin zum friedenverherrlichenden Medium entwickeln. Neue kooperationsförderliche Meme und neue Bewusstseininhalte kämen zum Vorschein. Das Sozialverhalten würde systematisch gefördert.

Auch die Negativ-Berichterstattung in den Medien wird sich erheblich verringern. Einerseits, um Nachahmung von schlechtem Verhalten zu vermeiden, andererseits werden die negativen Ereignisse seltener. Und schließlich fließen die Werbeeinnahmen nur dann am stärksten, wenn die Medieninhalte den Konsumenten dazu bringen, sich gesundheitsbewusster zu verhalten.

Bis hierhin müsste eigentlich jedem klar sein, dass die Anreizumkehr einige Vorteile mit sich bringen würde. Doch wie gewaltig die Veränderungen sein könnten, soll im folgenden Abschnitt anhand einiger Beispiele behandelt werden.

3. Die potentielle Wahrheit von Aussenseitermeinungen

Die “Theorie der Meme” kann nämlich plausibel darlegen, warum radikale Außenseiter-meinungen durchaus wahr sein könnten. Aber nicht wahr sein dürfen, weil viele dieser radikalen Ansichten Märkte zerstören würden und damit unser System in extreme Schwierigkeiten brächten. Die “Theorie der Meme” versucht dabei aus vielen durchaus sehr umstrittenen und oft relativ unbekannten naturwissenschaftlichen Einzelerkenntnissen ein neues Weltbild aufzubauen.

Wie radikal die “Theorie der Meme” im Endeffekt sein könnte, zeigt sich an folgenden potentiellen (Un)Wahrheiten:

3.2 Nichts Gekochtes braucht der Mensch

Verbraucherschutz hängt immer auch mit Aufklärung zusammen. Wie sieht es nun mit der Aufklärung über gesunde Ernährung aus. Unzählige unterschiedliche in der “öffentlichen Meinung” teils eher unbekannte, radikale Ernährungslehren konkurrieren miteinander und behaupten “die letzte Weisheit” der gesunden Ernährung zu sein. Vegetarier, Veganer, Makrobiotik, Trennkost, Rohkost, Urkost, ……

Es ist unglaublich schwierig, hierbei den Überblick zu behalten und sich im Endeffekt für irgendeine Lehre zu entscheiden. Einfacher und zumeist angenehmer ist es, einfach zu essen, was einem schmeckt, egal ob gesund oder ungesund.

Eine der radikaleren Theorien der gesunden Ernährung und auf den ersten Blick eher eine unglaubwürdigere Theorie besagt, dass man statt auf Kochkunst sich ausschließlich auf Rohkost beschränken sollte. Der menschliche Körper sei evolutionsmäßig gar nicht auf gekochte Nahrung, die durch das Kochen zuviel vom natürlichen Vitamingehalt verlieren würde, eingestellt. Stattdessen seien die meisten Erkrankungen, u.a. Krebs, hauptsächlich verursacht durch unsere falsche, vitamin- und mineralienarme gekochte Ernährung.

Die Arbeitsweise der Schulmedizin würde nun nicht die Ursache, z.B. die falsche Ernährung, sondern nur die Symptome behandeln. Die Schulmedizin wird von den Vertretern dieser Richtung, z.B. Franz Konz, auf das heftigste kritisiert. Von der Schulmedizin werden im Gegenzug solche Gedanken natürlich ebenfalls angefeindet.

Wir als “unwissende” Laien können einen solchen Streit im Endeffekt zuerst nur wahrnehmen, falls die Aussenseitermeinung eines Franz Konz überhaupt bekannt ist. Um danach ein fundiertes Urteil darüber abzugeben, fehlt uns das Wissen. Das System der Anreizkorrigierten Marktwirtschaft hingegen würde uns Laien (und auch den vermeintlichen “Profis”) helfen, ein fundiertes Urteil zu bilden. Denn hier verbinden sich Wirtschaft und wissenschaftliche Methodik zu einer heilvollen Allianz.

Durch das Selektionsergebnis könnten wir erkennen, mit z.B. welcher Ernährungslehre bessere Wohlfühlnoten bzw. Gesundheitsdaten erreicht werden. D.h. dass sich Ärzte bzw. “Gesundheitsanbieter” und ihre Meme (d.h. u.a. ihre Ernährungslehren) nur dann am Markt durchsetzen können, wenn sie gesundheitsfördernde Erfolge erzielt haben. Ihre Meme würden sich dann automatisch durchsetzen und wären dann irgendwann allgemeingültiges Wissen.

Wenn nun Rohkost die gesündeste Ernährungsweise wäre, müsste man z.B. das sehr weitverbreitete Mem “Etwas Warmes braucht der Mensch” dann als eine Manipulation betrachten, von der jedoch heutzutage noch viele Branchen profitieren.

Unzählige Märkte könnten ansonsten in große Schwierigkeiten geraten, wenn die Rohkost- Behauptung wirklich wahr wäre. Vermutlich große Teile der Schulmedizin, große Teile der Nahrungsmittelindustrie, die Kochtopf-Industrie, die Herd-Industrie, Bäcker, Metzger usw. hätten dann mit Existenzschwierigkeiten zu kämpfen.

Jede dieser Branchen benötigt und produziert Meme, die die Rohkost-Theorie als völlig absurd erscheinen lassen. Mit Rohkost allein lässt sich heutzutage zu wenig Geld verdienen, als dass sie wahr sein dürfte. Ein Memfluss in Richtung Rohkost erscheint deshalb unwahrscheinlich bei unserer Anreizkonstellation. Selbst wenn Rohkost wirklich die gesündeste Ernährungsweise wäre.

Desweiteren wäre der Arbeitsaufwand bei Rohkost-Nahrung minimal. Neben der wegfallenden Arbeit in den oben genannten Branchen, gäbe es keinen Energieverbrauch mehr fürs Kochen bzw. kürzere Zubereitungszeiten. Insgesamt würde dies vermutlich bedeuten: Weniger Arbeit.

Wenn jetzt das Angst-Mem “Wir haben doch schon so viele Arbeitslose” eingeschaltet wird, ist das zwar verständlich, aber höchst unklug. Denn dann würde dies bedeuten, dass man lieber arbeitet und krank wird, statt Arbeit zu sparen und gesund zu bleiben.

Arbeit an sich gibt es genügend, sie wird teilweise bei dem heutigen System nur nicht ausreichend anerkannt, z.B. Mineralisierung entmineralisierter Böden, um Obst und Gemüse wieder “gesünder” zu machen. Zum Thema Arbeit mehr im Kapitel 3.4..

Sehen wir uns nun die Entwicklung der Ernährungs-Meme im Anreizkorrigierten System noch mal genauer an:

Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten. Wenn die Anreize umgedreht würden, d.h. also, dass nur mehr an Gesundheit verdient werden könnte, gäbe es in der Gesundheitsbranche ein stärkeres Interesse daran, dass Menschen sich z.B. gesund ernähren. Ein sinnvolles Modell für die Zukunft wäre z.B. dass jeder Mensch “Kunde” eines sogenannten Wellness-Verbundes wird, wie heute z.B. fast jeder Mitglied einer Krankenkasse ist. Wellness-Verbünde setzen sich zusammen aus Pharma-Unternehmen & Nahrungsmittel-Lieferanten, Ärzteschaft und Krankenkassen, die gemeinsam das Produkt „Gesundheit“ incl. gesunder Ernährung anbieten würden.

Ein Kunde zahlt z.B. 500 Euro im Monat um mittels gesunder Ernährung, guter ärztlicher Behandlung (vermutlich verstärkt präventiv) und mittels wirksamer und nebenwirkungsarmer Medikamente gesund zu bleiben. Wenn dies dem Verbund gelingt, teilt sich der Verbund diese Einnahmen. Wenn nicht, ergeben sich Verluste z.B. durch Operationen. Um den Kunden ebenfalls zu gesundheitsbewussten Verhalten zu bewegen, könnte er seinen Beitrag z.B. durch den Besuch von Sportkursen oder Vorsorgeuntersuchungen verringern oder Beitragsrückzahlungs-Sonderbelohnungs-Prämien erhalten, wenn es ihm gelang, übers Jahr gesund zu bleiben durch z.B. die Nutzung präventivmedizinischer und gesundheitspsychologischer Kurse seines Wellness-Verbundes. Somit haben beide Seiten, Kunde wie Wellness-Verbund das gleiche Interesse: Die Gesundheit. Beide Seiten verdienen also wieder am Vorteil des Anderen.

Die verschiedenen Wellness-Verbünde (z.B. Bayer-AOK-Minimal-Wellness) unterscheiden sich nun zufällig durch verschiedene Ernährungsphilosophien. Durch den Einfluss des Verbundes, z.B. durch verbundeigene Publikationen, werden einige der Kunden ihre Ernährung umstellen. Der Wellness-Verbund, der erstens seine Kunden zu motivieren vermag, ihre Ernährung umzustellen, und zweitens, der auch die richtigen “Umstelltips” gibt, wird, da der Umsatz abhängig ist vom Gesundheitszustand, belohnt mit höheren Umsätzen.

Der Wellness-Verbund bzw. seine Ernährungs-Meme, die langfristig die gesundheits-förderlichsten Auswirkungen hätten, würden sich somit durchsetzen. Dabei wird natürlich keiner dazu gezwungen, seine Ernährung umzustellen, sondern man überlässt jedem einzelnen die Entscheidung. Keiner muss also Angst davor haben, dass ihm seine Schokolade oder sein Bier weggenommen wird. In der Tendenz wird gesundheitsbewusstes Ess-Verhalten aber auf jeden Fall häufiger.

Wir wollen hier nun keine Zukunftsprognose abgeben, welche Ernährungsweise die gesündeste ist. Brauchen wir auch nicht. Die Anreizkorrigierte Marktwirtschaft wird mit Hilfe der Geldflüsse bzw. der in die Wirtschaftsmechanik eingebauten wissenschaftlichen Methode die “Wahrheit” ans Licht bringen. Sie ist damit maximal verbraucherfreundlich und aufklärerisch.

3.3 “Die Kriegslüge”

Kommen wir zu einem weiteren Mem: “Der Mensch ist von Natur aus kriegerisch”. Dieses Mem ist sicher sehr weit verbreitet und es scheint die Hoffnung auf eine friedlichere Welt zunichte zu machen. Denn wer an dieses Mem glaubt, und das sind sicher viele, wird sich auch tendenziell so verhalten. Woher kommt es nun, dass viele Menschen von der kriegerischen Ader des Menschen überzeugt sind? Dies könnte u.a. daran liegen, dass die Geschichte meist von den Siegern von Kriegen geschrieben worden ist. Friedlichere Völker hatten kein Interesse an Waffen, (evt. auch kein Interesse an Geschichtsschreibung) und waren somit bewaffneten, kriegerischen Völkern unterlegen. Die Meme der kriegerischen Völker mussten sich also durchsetzen. Ihre Meme sind damit auch die Meme in unserem Bewusstsein. Vor allem steigert dieses oben genannte Kriegsmem entscheidend den Konsum, insbesondere natürlich den der Waffenindustrie-Produkte.

Stellen wir uns noch mal zur genaueren Erläuterung die Wirt-Märchenerzähler Konstellation vor, wobei die Wirte sich in 2 verschiedenen nahe beieinander liegenden Dörfern befinden. Der Märchenerzähler in Dorf 1 erzählt z.B. von Kriegen und dass der Mensch von Natur aus kriegerisch sei. Die Menschen halten dieses Verhalten somit für normal. Vielleicht bekommen sie dadurch auch Angst. Einer kommt nun auf die Idee, diese Angst zu beruhigen, in dem er Waffen an die durch diese Geschichten verängstigte Dorfbevölkerung verkauft. Er hat damit seine Nische gefunden und sein finanzielles Überleben gesichert. Er wird sich also über jeden freuen, der sein “branchenförderndes” Mem verbreitet und wird es selbst verbreiten, wobei er durchaus auch selbst vom Wahrheitsgehalt überzeugt sein wird.

Vielleicht kommen die Dorfbewohner auch auf die Idee, dieses Verhalten nachzuahmen und selbst Krieg zu führen, z.B. gegen das Nachbardorf 2. Dem Waffenverkäufer und ebenso dem Wirt kann dies nur recht sein. Es fördert das Unglück und steigert damit den Konsum. Der Erzähler in Dorf 2 hingegen meint, der Mensch sei von Natur aus friedlich. Im Glauben an das Gute im Menschen werden die Bewohner nicht auf die Ideen kommen, sich verstärkt zu bewaffnen. Was wird passieren?

Dorf 1 greift für sie ganz normal Dorf 2 an, wird wegen der Waffenüberlegenheit das Dorf 2 übernehmen und ihre kriegerischen Meme in Dorf 2 verbreiten. Das Kranke tötet somit das Gesunde. Die Bewohner von Dorf 2 bemerken, dass doch nicht alle Menschen friedlich sind, stellen ihre eigenen Meme deshalb in Frage und übernehmen die kriegerischen Meme, weil die Erfahrung diese scheinbar bestätigt. Es sieht so aus, als hätte der Erzähler in Dorf 1 bessere, überlebensfähigere Meme verbreitet. Im Endeffekt jedoch gab es nur kein Interesse daran, dass die Meme Richtung “Friedensbotschaft” fliessen. Wer hätte daran verdient? Niemand.

Natürlich gibt es auch in der Tierwelt “kriegerisches Verhalten”. Auch hierdurch kann unser Kriegsmem bestärkt worden sein. Dieses Verhalten könnte aber auch missbräuchlich zur Begründung des Kriegsmems verwendet worden sein. Es gibt nämlich auch gute biologische, evolutionstheoretische Gründe, die gegen das Kriegsmem beim Menschen sprechen. Denn im Sinne der Evolutionstheorie ist es immer von Vorteil, wenn Energie eingespart wird. Kriege hingegen bedeuten für eine Art immer Energieverlust. Der Nachwuchs, der aufgezogen wurde, wird wieder vernichtet. Zwar könnte dies zur Auslese im Sinne vom “Survival of the fittest” beitragen, eine Art aber, die auf dieses “kostspielige Verfahren” verzichten könnte, hätte einen Selektionsvorteil. Den meisten Tieren fehlen nun die kognitiven Möglichkeiten zur friedlichen Kooperation, weswegen sie im primitiven kriegerischen Stadium verbleiben müssen. Dem Menschen hingegen nicht. Durch Kooperation hat der Mensch schließlich die ganze Welt besiedelt.

3.4 Frieden durch Polygamie?

Schulze vermutet beim Menschen nun folgenden Mechanismus, der den kriegerischen Selektionsaspekt unnötig machen würde:

Er stellt zum einen die Hypothese auf, dass der Mensch mehr Ähnlichkeiten zum Bonobo (auch Zwerg-Schimpanse genannt) als zum gewöhnlichen Schimpansen hätte. Dies würde bedeuten, dass die Natur des Menschen im Gegensatz zu der heute relativ verbreiteten monogamen Wertvorstellung polygam sei. Dies ist vermutlich eine Vorstellung, die sich wohl trotz 68er kaum jemand wirklich vorstellen kann. Allein wegen solcher Gedankengänge wird man noch heute angegriffen und auch das Denken setzt bei vielen Menschen bei diesem Tabu-Thema einfach aus. Vermutlich oft auch aus Angst, Angst davor, dass die eigenen Wertvorstellungen falsch sein könnten, oder dass der eigene Partner solche Ideen aufgreift und fremdgeht. Viel zu sehr sind wir an die monogame Lebensweise gewöhnt, einerseits eingeschärft durch religiöse Vorschriften, andererseits existieren natürlich neben emotionalen auch plausible, rationale Begründungen für eine monogame Lebensweise, wie z.B. Schutz vor Krankheit oder persönliche Verantwortlichkeit bei Schwangerschaft, wobei beide Begründungen auch zu hinterfragen sind.

Was könnten nun die Vorteile einer polygamen Lebensweise sein?

Erstens käme es durch das polygame Verhalten innerhalb einer Gruppe unter anderem zum sogenannten “Infantizid-Verhinderungs-Großgruppenpaarungssystem”. Denn da kein männliches Wesen mehr weiß, wer seine eigenen Nachkommen sind, wird Kindstötung (Infantizid) unwahrscheinlicher, die bei anderen Tierarten wie z.B. Löwen aus Konkurrenzgründen desöfteren noch auftritt. Schließlich will kein “Männchen” seinen eigenen Nachwuchs eliminieren. Dieses Verhalten, also die verhinderten Infantizide, spart Energie und ist somit vorteilhafter.

Die Liebesgefühle, die durch polygames Verhalten innerhalb einer Gruppe vermutlich entstehen würden, könnten sich auch als ein Überlebensvorteil für die Gruppe erweisen, da Zusammenarbeit und Kooperation wahrscheinlich dadurch gestärkt würden. Wenn man einwenden würde, dass doch Eifersucht entstehen müsste, dann könnte man dagegen einwenden, dass “Eifersucht” evt. nur ein fehlgeleiteter Memstrom ist, der das konsumvermindernde polygame Verhalten unterdrückt.

Die Frage wäre zu beantworten, ob die Eifersucht eher körperlicher, genetischer Natur oder memetischer Natur ist. Wäre sie memetischer Natur könnte sie, ohne unterdrückt werden zu müssen, abgeschafft werden. Es scheint viel für die memetische Natur zu sprechen, u.a. dass Eifersucht nicht bei allen menschlichen Völkern vorkommt. Außerdem scheint das Gefühl der Eifersucht immer durch bestimmte Einstellungen oder Kognitionen verursacht zu sein. Also durch Meme. Vielleicht wird Eifersucht auch durch ein gesellschaftliches Minus an Liebe, Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit verursacht. Das wenige, was man davon hat, will man nicht verlieren (und schränkt den anderen deswegen derartig ein, dass er zu flüchten neigt???) Dieses Minus entsteht natürlich wiederum durch gesellschaftlich verbreitete Meme. Monogamie erzeugt eine gewisse Abhängigkeit, die Verlustängste mit sich bringen kann, aber vielleicht auch das Gefühl von größerer Intensität.

Das Dumme an Eifersucht ist, dass man meist das Gegenteil davon erreicht, was man möchte. Statt den Partner zu halten, wird er sich oft eher weiter entfernen. Vielleicht wirken hier einige Meme in Richtung der Herstellung von Singles, die laut Spiegel die höchste Kaufkraft entfalten. In der Eifersucht beginnt der Krieg, der Krieg in der Liebe. Vielleicht ist der Frust in der Liebe der wahre Grund für alle Kriege. Zumindest vergrößert der Frust in der Liebe die Bereitschaft zum finalen Waffenkonsum: Heldentod oder Selbstmord.

Heutzutage wäre es natürlich sehr wahrscheinlich, dass in einer “polygamen Versuchsgruppe” solche Konsequenzen wie Eifersucht auftreten würden, da wir alle in einer Gesellschaft aufgewachsen sind, in der solche Meme als normal gelten. In der heutigen normalen Gesellschaft hätte man auch kaum Zeit für eine polygame Lebensweise. Auch dieses “organisatorische” Element könnte Eifersucht schüren.

Durch die aus polygamer Lebensweise resultierende Gruppen-Verantwortlichkeit bei Schwangerschaft wäre das “monogame” Argument, dass die persönliche Verantwortung, (d.h. dass es einen Vater gibt, der allein verantwortlich ist), vorteilhaft wäre, nicht mehr plausibel. Innerhalb der Gruppe wäre nämlich jeder der potentielle Vater, jeder einzelne wäre mitverantwortlich. Ein solches System brächte einen deutlich höheren Grad an Sicherheit mit sich, insbesondere für die Frauen und die Kinder. Sie wären nicht mehr von einem einzigen Versorger abhängig. Weiter gedacht wäre dann die “Ein-Vater-Idee” eine memetische Fehlentwicklung, und damit dann auch der geschäftsbelebende Vaterschafts-Test-Rausch. Ob das nun wirklich so ist, muss uns zum Glück nicht unbedingt interessieren. Die Anreizkorrigierte Marktwirtschaft mit der ihr innewohnenden wissenschaftlichen Methode wird auch hier die Wahrheit ans Tageslicht bringen. Wenn die polygame Lebensweise zu mehr Erkrankungen führen würde, bliebe automatisch die monogame Lebensweise übrig.

Einige “Radikal-Biologen” und gleichzeitige “Rohkost-Vertreter” hingegen vermuten, dass eine wesentlich stärkere Immunabwehr sich insbesondere durch ein polygames Liebesleben aufbauen würde. Natürliche Endorphine statt Nahrungsmittelgenussgifte würden die Körper gesund halten. Ärztliche Behandlungen seien kaum mehr notwendig. Paradiesische Verhältnisse könnten möglich werden.

Das größte Problem heutzutage für ein solches “polygames Forschungs-Projekt” wäre vermutlich, dass in der heutigen Kultur des Streites kaum 2 Menschen miteinander zurechtkommen, wie man anhand der Scheidungszahlen vermuten kann. Eine Gruppe von Menschen für ein solches Projekt zu finden, erscheint völlig illusorisch.

Zweitens, wenn heute eine Gruppe von Menschen nach diesen Prinzipien leben würde, wäre sie vermutlich als Sekte verschrien und diskriminiert, statt als evt. zukunftweisendes, staatlich gefördertes Forschungsprojekt zu gelten. Das Verhalten ist somit nicht unbedingt empfehlenswert. Wir leben wohl (noch?) nicht in der Zeit der Polygamie, sondern in der Zeit der Monogamie.

Es ist schon die Frage, ob allein das Schreiben über diese Dinge einem vorgehalten werden könnte. So demokratisch und frei wie sich unsere Gesellschaft gibt, ist sie auf jeden Fall nicht.

Vermutlich wäre dies auch ein Grund gegen ein solches Projekt. Keinem Kind kann es zugemutet werden, in einer Welt aufzuwachsen, die so anders wäre als die Normalität.

Kommen wir nochmal zurück zur evolutionstheoretischen Seite. Wie kann es nun trotz Polygamie dazu kommen, dass weiterhin Selektionsmechanismen wirksam sind ?

Zwei Aspekte sollen hier kurz erwähnt werden: Erstens, in der Evolution setzte sich beim Menschen das Prinzip der versteckten Ovulation durch, d.h. die Männer können nicht mehr genau feststellen, wann die Frau schwanger werden kann. Die “polygame Frau” könnte nun z.B. weniger Lust in den “kritischen” Tagen haben und würde dann Männer bevorzugen, die ihr besonders gefallen, die sich ihr z.B. als besonders nützlich erwiesen haben. Dadurch würde die Wahrscheinlichkeit steigen, dass die Gene dieses “nützlichen” Mannes sich stärker verbreiten. Eine zweite Selektionsebene betrifft den “Kampf der Spermien”. Die kräftigsten und gesündesten Spermien setzen sich durch und ein evt. Ansaugreflex bevorzugt die Spermien der nützlicheren Männer. Der selektive Konkurrenzkampf würde somit vom Kriegsschauplatz in den Unterleib der Frauen verlegt.

Abschließend 2 potentielle Argumente für eine polygame Natur des Menschen: Erstens sprechen dafür die unterschiedlichen Erregungskurven von Mann und Frau. Ein Mann und eine Frau passen demnach nicht gut zusammen, da die Kurve der Frau deutlich langsamer ansteigt. Zweitens und als letztes wäre die Frage zu stellen: Wenn der Mensch von Natur aus monogam wäre, warum wurde und wird die Polygamie so stark sanktioniert? Die Menschen wären doch dann freiwillig monogam. Und schließlich wäre noch die Frage zu stellen, weshalb man die Prostitution als “ältestes” Gewerbe der Welt bezeichnet. Dreht sich im Endeffekt doch alles nur um das eine? Und beruht die scheinbare Blüte der nicht-anreizkorrigierten Wirtschaftsmechanik vielleicht darauf, dass den Menschen die Freie unverkäufliche Liebe, die Polygamie genommen wurde?

Ganz unabhängig von der Frage der Polygamie hat der Mensch allein durch seine kognitiven Fähigkeiten die Möglichkeit, Kooperation als Evolutionsvorteil zu nutzen und mit ihr den Energieverlust zu minimieren. Krieg als extreme Form der Nicht-Kooperation wäre also schon aus Vernunftgründen nicht notwendig.

Als weiteres wollen wir das Kriegs-Mem “Wir brauchen Krieg als Mittel gegen die Überbevölkerung” durchleuchten. Auch hinsichtlich dieses Mems gibt es Einzelerkenntnisse, die es ad absurdum führen könnten. So wird in der Biologie berichtet, dass bei höherentwickelten Lebewesen eine natürliche Geburtenkontrolle durch artgerechtes Stillverhalten entstehen würde. Das Stillen bis hin zum 7. Lebensjahr würde empfängnisverhütend wirken, die Geburtenfolge würde abnehmen und damit die Tendenz zur Überbevölkerung. Selbst wenn dies nicht stimmt, könnte durch kooperative Absprachen diese Tendenz gebremst werden. Als eine Bestätigung dafür, dass Überbevölkerung kein zwingendes menschliches Kulturproblem ist, könnten z.B. die Kalahari-Buschleute mit ihrer konstanten Gruppengröße dienen.

Entscheidend für die Existenz von Kriegen dürfte also auch hier die falsche Anreizsituation sein.

Solange man an Kriegen verdienen kann, wird es Kriege geben. Stellen wir uns eine Welt ohne Kriege vor, dann wären wieder einige Industriezweige in ihrer Existenz bedroht und damit unser Wirtschaftssystem. Und die Waffenindustrie ist vermutlich nicht zufällig einer der größten Industriezweige der Welt.

Fassen wir zusammen: Ob der Mensch nun von Natur aus kriegerisch ist oder nicht, polygam oder monogam, wollen wir nicht abschließend beurteilen. Der Mensch ist aber auf jeden Fall fähig zu variablem Verhalten. Er kann friedlich, er kann kriegerisch sein. Er kann monogam oder polygam leben. In unserer heutigen Anreizsituation wird jedoch eindeutig der kriegerische, und evt. auch der monogame Aspekt verstärkt. Und vollständig klären wird sich diese Frage von selber durch die Anreizkorrigierte Wirtschaftsmechanik, in der Wissenschaft eine zentrale Rolle spielen wird bei der Gewinnermittlung. Die in der Anreizkorrigierten Wirtschaftsmechanik eingebaute Wissenschaft wird herausfinden, ob monogam Lebende dauerhaft weniger Krankheitskosten verursachen werden als zukünftige “memetisch befreite” Gruppenehepartner.

3.5 4 Stunden Arbeit reicht

Kommen wir zu unserem Arbeitsalltag. Die Theorie der Meme sieht hier enormen Erholungsbedarf. Unsere Zeit ist zu schnell, zu hektisch, zu stressig, also damit nicht gesundheitsförderlich. Herz-Kreislauferkrankungen sind u.a. die Folge.

Gute und im Verlauf der Reform erfolgreiche und sich durchsetzende Wellnesskonzerne werden dies erkennen und versuchen, das Tempo aus der Subkultur ihrer Klientel herauszunehmen. Kein Mitarbeiter soll sich mehr überarbeiten. Zwar sollen die Mitarbeiter natürlich weiterhin Leistung bringen, aber nicht auf Kosten der Gesundheit. Insgesamt wird die Leistungsfähigkeit und die Motivation der Mitarbeiter dadurch steigen und die Krankheitskosten und damit auch die Lohnnebenkosten werden sinken.

Kommen wir zur Menge der Arbeit. Hier gibt es momentan noch 2 gegeneinander laufende Tendenzen.

Einerseits: Wir arbeiten immer noch zuviel, auch wenn es vielleicht Zeiten gab, in denen noch mehr gearbeitet wurde. In Naturstämmen konnte man aber nachweisen, dass diese nur 4 Stunden benötigen, um alle für das Überleben notwendigen Arbeiten zu verrichten. Warum müssen wir in unserer zivilisierten Welt mehr arbeiten? Warum sind Elefanten völlig relaxt und genießerisch, während wir als die scheinbar erfolgreichere Art streßkrank sind? Wir arbeiten vor allem deswegen mehr, weil wir mehr Bedürfnisse haben. Diese sind aber nicht von Natur aus gegeben, sondern uns durch unsere Wirtschaftsmechanik eingeredet worden, denn schließlich haben wir fast alle das Interesse, bei anderen Bedürfnisse zu erwecken. Ob nun die Auto-Industrie will, dass man ein Bedürfnis hat, Auto zufahren oder ob die Handy-Industrie das Handy zum überlebenswichtigen Bestandteil erhöht. Alle wollen ihren Markt schaffen und erhalten und wecken Bedürfnisse, z.B. durch Product-Placement von Sportwagen, Handys oder Markenkleidung in Spielfilmen, was neue Normalitäts-Zwänge schafft. Alle also erzeugen damit die Motivation, mehr zu arbeiten.

Ob wir dadurch wirklich glücklicher geworden sind, ist möglicherweise zu bezweifeln.

Die aktuelle Diskussion über die Wiedereinführung der 40 Stunden Woche ohne Lohnausgleich ist somit vor allem eine geschickte Form, Lohnkürzungen durchzusetzen und alles andere als eine Lösung. Natürlich sind solche Tendenzen in unserem aktuellen Wirtschaftssystem verständlich und zwangsweise notwendig. Denn durch die negativen Aspekte der Globalisierung stehen alle Nationen miteinander im Konkurrenzkampf z.B. um die niedrigsten Lohnkosten, in einem Kampf, in dem es im Endeffekt darum geht, den Menschen am besten auszubeuten. Nur ein Anreizkorrigiertes System kann eine gewaltfreie Lösung anbieten.

Andererseits gibt es Menschen, die arbeiten gar nicht und werden dafür bezahlt. Man könnte das als die “Absurdität der Arbeitslosigkeit” bezeichnen. Menschen werden für das Nichtstun bezahlt. Besonders problematisch wird es dann, wenn jemand unzufrieden mit seiner Arbeit ist und dann von seinem Einkommen auch noch bis zu 50% Steuern bezahlen soll, um damit die zu finanzieren, die nicht arbeiten. Aus dieser absurden Situation entstehen verständliche aber im Endeffekt unnötige Konflikte und Spannungen, die wiederum die Krankheitsanfälligkeit erhöhen und die Leistungsbereitschaft weiter senken.

Die einen werden krank, weil sie zuviel arbeiten und sich vielleicht über die “faulen” Sozialhilfeempfänger aufregen, manch anderer wird krank, weil er keine Arbeit hat und dadurch Depressionen bekommt.

Im “Kommunismus” haben wenigstens alle noch etwas zu tun gehabt. Bei uns werden die überflüssigen Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt sitzen gelassen. Das Argument, im Kommunismus sei nicht rationell genug gearbeitet worden, wird dadurch völlig absurd. Denn viel unrationeller ist es wohl für ein System, wenn Arbeitskräfte zum Nichtstun verurteilt sind und dafür noch bezahlt werden. Das Gefühl der Ungerechtigkeit durchdringt das System. Die Identifikation mit dem Ganzen nimmt ab. Die Gesellschaft erkrankt und das steigert den Umsatz bis hin zum kollektiven Selbstmord, egal ob ökologischer Art, oder sozialen Unfrieden bis hin zum Bürgerkrieg. Im Krieg wird dann zwar alles zerstört. Aber “zum Glück” gibt es nach einem Krieg wieder Arbeit, beim Wiederaufbau.

Das Anspruchsdenken, für das Nichtstun etwas bekommen zu müssen, ist alles andere als fair, aber inzwischen weit verbreitet. Deswegen ist es durchaus gerecht, wenn Sozialhilfe-Empfänger nun immer mehr zu Arbeiten herangezogen werden. Aber die Frage, ob davon alle überhaupt noch arbeitsfähig sind oder manche evt. vor Frust kurz vor dem Ausrasten stehen, macht solche Aktionen fragwürdig und vielleicht sogar gefährlich. Immerhin wären wir dem kommunistischen “Recht auf Arbeit” damit näher gekommen.

Andererseits sollte man bedenken: Im heutigen Wirtschaftssystem mitzuarbeiten heißt im Endeffekt auch, sich am “falschen” nicht-anreizkorrigierten Wirtschaftssystem und an der Zerstörung der Schöpfung zu beteiligen. Da kann Nicht-Arbeiten moralisch wertvoller sein, als blind das System zu unterstützen. Vor allem schadet sich die Gesellschaft selbst, wenn z.B. kritische Denker oder Idealisten, die für die Gesellschaft sinnvolle aber heute noch unbezahlte Arbeit verrichten, (z.B. neue Wege auszudenken), wegen “Zwangsarbeit” lahmgelegt werden.

Die Woodstock-Ära und ihre Ahnungen - wenige waren falsch, viele richtig...

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