Читать книгу Agent Marcel Rope - Professor Doktor Dätschers Geisterfossilien - Marcel Kircher - Страница 5
Sonntag, 05. September, Frankfurt am Main, im Pub Of The Green Leprechaun in der Nähe des Grüneburgpark, um 17:48 Uhr Ortszeit.
ОглавлениеDrei Personen, zwei Männer und eine Frau hatten in dem beliebten Pub gegenüber einer von Frankfurts schönster Grünanlage Platz genommen und wollten entspannt zu Abend essen.
„Ist das nicht schön hier?“, fragte der Mann mit schulterlangem schwarzen Haar und Vollbart seine Begleiter.
„Wunderbar“, antwortete die brünette Frau. „Reinste Betonwüste, außer man kommt mal an solchen Parks vorbei.“
„Das ist Mainhattan, Schwedenprinzessin“, entgegnete der braunhaarige Mann mit dem schwarzen Hemd. „Hier hast du Bankenmetropole auf der einen und Grünanlagen auf der anderen Seite.“
„Trotzdem“, widersprach die Frau. „Was sollen wir hier? Warum möchte uns der Boss hier in der Nähe wissen.“
„Ich weiß es nicht, Franziska“, brummte der Schwarzhaarige, „aber ich sage dir, er hat uns nicht umsonst hierher bestellt.“
„Das glaube, ich auch nicht Svente“, sprach der Andere. „Ich habe da ein ganz mieses Gefühl.“
Marcel Rope blickte erst zu seiner Partnerin Franziska Täle und dann zu Svente Kaunaschik. Die drei gehörten zu den fähigsten Agenten einer verdeckt arbeitenden Spezialeinheit der NSA an, deren Zentrale in Frankfurt am Main ihren Sitz hatte. Der Leiter dieser Spezialeinheit war Armin Sternberg, ein ehemaliger Agent der NSA, der nach einem schweren Unfall seine aktive Laufbahn beenden musste und sich dazu entschied diese Unterabteilung zu gründen und die Agenten auszubilden. Armin Sternberg führte die Abteilung für Psychoanalytische und Paranormale Phänomene, kurz PPP (Triple P) seit fünf Jahren. Marcel, Franziska und Svente waren die Agenten der ersten Stunde und genossen das Vertrauen des „Bosses“, wie sie ihn in der Öffentlichkeit nannten. Kurz nach dem sie in der hessisch-bayrischen Provinzgemeinde Flörsbach und dem dort befindlichen Wiesbüttmoor den Fall des Moormonsters gelöst hatten, hatten sie sich ein paar freie Tage in der Natur des Spessarts gegönnt, ehe sie heute von PPP1 nach Frankfurt am Main bestellt wurden. Der Boss hatte äußerst merkwürdige Berichte zugespielt bekommen, die Frankfurt betrafen. Mysteriöse Erscheinungen seien an bestimmten Orten in der Stadt gesichtet worden. So zum Beispiel am Frankfurter Zoo, im Palmengarten, am berühmten Senckenberg Museum und in der Nähe des Frankfurter Römers. Der Polizeipräsident der Stadt, Bruno Langnitz glaubte anfangs noch an Halluzinationen von Betrunkenen und Fantasie von zu viel computerspielenden Kindern, doch als ihm gestern Abend auf dem Nachhauseweg selbst eine solche Erscheinung über den Weg lief, änderte er seine Meinung. Bruno Langnitz kontaktierte noch am selben Abend seinen Amtskollegen aus Wiesbaden, der ihm versprach mit seinem Freund Armin Sternberg Kontakt aufzunehmen. Nun saßen Marcel Rope, Franziska Täle und Svente Kaunaschik gegenüber vom Grüneburgpark in einem Pub und warteten auf weitere Instruktionen. Der Geschäftsführer des Lokals kam an den Platz der drei und hielt ihnen ein schwarzes Etui hin. Svente nahm es dankend und blickte kurz darauf.
„Verdammt, das war ein teures Vergnügen“, fluchte er leise. Die drei standen auf und gingen in Richtung Tresen. Die anderen Gäste des Lokals ließen ihnen skeptische Blicke folgen.
„Mr. McGallahan, auf ein Wort“, sagte Marcel freundlich zum Geschäftsführer.
Der alte Mann mit den rotblonden Haaren und dem gleichfarbigen Bart lächelte und nickte. Er führte sie in sein Büro und verschloss von innen die Tür.
„Sie wissen, was zu tun ist?“, fragte er mit irischem Akzent.
„Towaritsch, wir machen das seit fast fünf Jahren“, entgegnete Svente süffisant.
„Na dann bitte“, bat der irische Wirt.
Marcel trat zur Wand zu ihrer Linken, hielt sein Armband an einen bestimmten Fleck auf der Tapete und wie von Zauberhand öffnete sich eine eingelassene Schiebetür.
„Vielen Dank, Tom“, sagte Marcel.
„Meldet euch, wenn ihr zurückkommt“, erwiderte der alte Wirt.
Marcel nickte und ging durch den Durchgang. Franziska und Svente folgten ihm.
„Wir sollen uns im Meeting-Raum einfinden“, las Svente den anderen die Botschaft auf dem Rechnungsbeleg vor.
„Gut zu wissen“, entgegnete Franziska.
Sie folgten einem Gang, der von altem Gemäuer umgeben war. An einer vermeintlichen Sackgasse stellten sich alle drei auf eine der großen Steinfliesen und betätigten drei Knöpfe auf ihrem Armband. Die Platte auf der, die drei standen öffnete sich und ließ sie über drei Rutschsysteme in die Tiefe gleiten.
„Ist ja wie Schlittenfahren in St. Petersburg, Brüderchen“, meinte Svente leicht benommen, als sie unten ankamen.
„Ja, es ist jedes Mal ein Vergnügen“, murmelte Marcel. „Gehen wir ins Sitzungszimmer und hören, was der Boss zu sagen hat.“
Straffen Schritts gingen sie den kargen Flur des Untergrundgebäudes entlang.
„Hier könnte der Boss mal einen Anstrich finanzieren, Towaritsch“, meinte Svente sarkastisch. „Das erinnert mich stark an Leichenkeller in Novosibirsk.“
„Schon farbliche Ideen, Brüderchen?“
„Jepp“, entgegnete Svente Marcel, „entspannte Blümchentapete.“
„Erzähl das bloß nicht dem Boss“, lachte Marcel.
Die drei erreichten das Sitzungszimmer. Franziska schaltete den großen Monitor ein. Mit dem Rücken zu ihnen gedreht sahen sie den Boss.
„Ich begrüße euch“, sagte er mit fester Stimme. „Dadurch, dass ganz Frankfurt mittlerweile Meldungen über diese Wesen macht, will ich es kurz machen. Wir vermuten, dass Professor Doktor Dätscher und sein geisteskranker Bruder Jürgen Dätscher dahinter stecken. Und es gibt ein weiteres Problem.“
„Welches PPP1?“, fragte Marcel.
„Nun, es geht um einen jungen Mann und eine junge Frau. Von beiden fehlt seit einigen Tagen jede Spur. Zuletzt wurden sie im Senckenberg Naturkunde Museum gesehen.“
„Das könnte eine heiße Spur sein“, warf Franziska ein.
„Oder auch eine Falle“, widersprach Svente. „Was wissen wir über den Professor und seinen Bruder, PPP1?“
„Es handelt sich um Zwillingsbrüder aus Ober-Mörlen“, berichtete Sternberg. „Während sich der eine mit Medizin und Wissenschaft beschäftigte, studierte der Andere Journalismus und Verwaltungsrecht. Professor Doktor Jochen Dätscher, der jüngster Doktorand der Universität Heidelberg wurde begann im Senckenberg Museum ein Projekt auf die Beine zu stellen, in dem er versuchte Fossilien wiederzubeleben. Angeblich hat er hierfür ein spezielles Serum entwickelt. Mithilfe des Serums in Kombination mit Blut und Knochenmark von heute existierenden Lebewesen ist ihm möglich diese Fossilien wieder auferstehen zu lassen. Sein geisteskranker Bruder, der neben seinem Hauptjob als Leiter eines Callcenters der Stadtverwaltung Berichte über Frauenfußball und für verschiedene Technomagazine verfasst soll ihm immer wieder Substanzen zuspielen. Es gehen Gerüchte um, dass er seinen Mitarbeitern Blut abzapft und ihnen Gehirnwäschen verpasst. Ich erwarte von Ihnen, da Sie meine beste Agenten sind, dass Sie den Fall schnellstmöglich aufklären, ehe es Tote gibt. Ich …“
Die Bildschirmverbindung brach abrupt ab, sehr zum Entsetzen der PPP Agenten.
Marcel versuchte über das Armband Kontakt mit dem Boss herzustellen, doch es gelang nicht.
„Stellt das GPS ein“, befahl er. „Wir müssen ihn finden.“
„Das ist unmöglich, Marcel“, entgegnete Svente. „Nicht mal seine Sekretärin weiß, wo der Boss sich aufhält.“
Verzweifelt rannten sie los und wollten den Raum verlassen und auf Verdacht den Boss finden, doch eine Veränderung am Bildschirm hielt sie ab. Das Bild hatte wieder Empfang. Eine hagere Gestalt erschien. Sie hatte kurzes gegeltes Haar und trug eine Brille auf der Nase. Höhnisch grinste sie die Agenten vom Bildschirm aus an.
„Hallo allerseits. Hier spricht Commander Jürgen JD Dätscher. Wir haben die Kontrolle über Ihre Basis übernommen. Hier sind unsere Forderungen. Erstens: Wir verlangen die Auflösung der PPP-Abteilung binnen der nächsten 115 Stunden oder wir senden unsere Forschungsergebnisse aus und werden die Menschheit Stück für Stück vernichten. Mit dem freundlichen Hinweis, dass die PPP-Abteilung der NSA daran die Schuld trägt. Außerdem möchte ich, dass der Film „Pulp Fiction“ verboten wird und dass die Menschheit aufhört sich über meine T-Rex-Arme lustig zu machen. Die sind nun mal so. Ich kann doch auch nichts dafür, dass mein Vater ein schlechter Gen-Wissenschaftler war.“ Seine Stimme klang für einen kurzen Moment jämmerlich, ehe er sich wieder fasste. „Nun, Gentlemen und junge Dame, Ihr habt 115 Stunden dafür Zeit.“ Er schaltete sich ab, sodass der Bildschirm im Sitzungszimmer wieder schwarz war. Erstarrt blickten sich die drei an.
„Oh mein Gott. Was sollen wir tun, Marcel?“, fand Franziska als Erstes ihre Sprache wieder.
„Wir kennen immerhin schon einmal unseren Feind. Das macht die Sache einfacher. Wir müssen in das Museum. Vielleicht entdecken wir dort eine Möglichkeit herauszufinden, wie Dätschers Konsorten die Geheimbasis aufspüren konnten.“
„Aber 115 Stunden? Das bedeutet, er lässt uns ein Ultimatum von fast vier Tagen Zeit?“, fragte Svente erstaunt.
„Er mag zwar eiskalt sein, aber wirklich etwas wirr im Kopf“, meinte Marcel.
„ICH BIN NICHT WIRR!“, schallte es aus den Lautsprechern.
„Jetzt weiß ich, warum die Sprinkleranlage angegangen ist, als ich mir einen Vampirkiller angezündet habe“, murmelte Svente.
„Der Boss hat die Zentrale absolut idiotensicher ausgestattet. Wieso kamen der geisteskranke Dätscher und seine Bande doch ungestört an ihn heran?“, überlegte Marcel laut.
„WEIL ICH WEITERGEGANGEN BIN, ALS STERNBERG GEDACHT HAT“, entgegnete die Stimme aus den Lautsprechern.
„Was war das?“, flüsterte Franzi.
„Ich ahne etwas“, erwiderte Marcel. „Aber das besprechen wir nicht hier. Unsere Zentrale ist infiltriert von einem wahnsinnigen Genie. Wenn er hier haust, hat er klare Vorteile uns gegenüber. Wir müssen zurück.“
„SEHR GUTE IDEE UND SUCHT BLOSS NICHT BEI DER 115! DORT FINDET IHR EH NICHTS!“
„Dankeschön, Towaritsch“, entgegnete Svente.
„VERDAMMT!“
Ungehindert verließen die drei Agenten die Zentrale über den Pub und gingen in den Grüneburgpark. Die freie Straße nutzend, überquerte das Trio die Siesmayerstraße, liefen den Gehweg am Palmengarten entlang, ehe sie ihr Hotel erreichten. Sie checkten ein und gingen sofort hoch auf ihre Zimmer. Marcel verschloss die Tür von innen und auch die Fenster.
„Meinst du, wir werden auch hier abgehört?“, fragte Svente.
„Ich bin mir ziemlich sicher. Mit der Genialität des Professors und dem Irrsinn seines Bruders haben wir eine ziemlich schwer einzuschätzende Mischung.“
„Was hast du vor, Towaritsch?“, fragte Svente.
Marcel kramte sein Smartphone hervor. „Ich werde mich in unseren eigenen Zentralcomputer hacken und dann eine Botschaft an alle PPP-Agenten auf der Welt schicken und diese selbstverständlich nach Versand aus dem Computer löschen.“
Minutenlang drückte er auf dem Smartphone, schüttelte den Kopf, probierte es weiter, ehe er zufrieden nickte und das Smartphone beiseitelegte.
„Was hast du getan?“, wollte Franziska wissen.
Marcel lächelte. „Ich habe die Botschaft versendet und die Frequenz unserer Armbänder verschlüsselt. Unsere Kollegen können mir schreiben, ohne dass Dätscher es mitbekommt. Mein Armband ist der neue Zentralcomputer der PPP-Abteilung.“
Svente nickte zufrieden. „Immerhin ein Anfang, Towaritsch.“
„Wir wissen leider nicht mit wie vielen wir es zu tun kriegen, deshalb bin ich gegen einen Blitzangriff zu Dritt.“
Marcel unterbrach sich, blickte zum Tresor im Wandschrank, zog seinen Smith & Wesson Laser und feuerte ab. Etwas Glitschiges fiel zu Boden und materialisierte sich nach kurzer Zeit. Der steinerne Abdruck einer Ammonite war zu sehen.
„Das Projekt von Professor Dr. Dätscher scheint echte Früchte zu tragen“, murmelte er. „Wir müssen hoffen, dass wir möglichst viel Unterstützung aus den eigenen Reihen kriegen. Diese Biester sind echt tückisch.“
„Wie kommt man bloß auf so etwas?“, fragte Franziska.
„Dazu brauchst du einfach nur ein verdammt krankes Hirn. Aber, das Gute an dem kranken Hirn ist, dass er einen verdammt dämlichen Komplizen hat. Er hat uns wertvolle Informationen gegeben, aber dennoch sind wir zu Dritt einfach zu schwach dafür.“
„Und nun?“
„Warten wir die Nacht ab und können hoffentlich morgen zuschlagen.“ Er blickte auf sein Armband und scrollte durch die Nachrichten. „Sehr gut. Claire Arnouxra, Beatrice Kaspary, Harald Fisch, Cedric Prince und Amanda James haben ihr Kommen zugesagt und wollen uns bei der Mission unterstützen.”
Marcel blickte seine Teamkameraden an. Sie fühlten sich ein Stück optimistischer.