Читать книгу geliebt, geheilt, befreit - Margit Pönitz - Страница 4

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Vor meinem Schicksal

„Du warst immer ein sehr offenes Kind, gingst auf jeden zu. Du bist ganz schön im Mittelpunkt gestanden.“

Meine Mutter saß mir gegenüber und versuchte, aus mir heraus zu bekommen, was ich mit der Eintragung in meinem Tagebuch meinte. Ich legte es immer unter mein Kopfkissen – eine Zeit lang, so im Alter zwischen 14 und 16 Jahren, schrieb ich fast täglich. Es wäre ihr nie eingefallen, absichtlich darin zu lesen, aber es lag an jenem Morgen aufgeblättert in meinem Bett, als ihr Blick beim Bett machen eben gerade auf diese Stelle fiel, die sie eigentlich auf keinen Fall hätte lesen sollen.

Ich war mit meinem damaligen Freund intim geworden und hatte wohlweislich meiner Mutter nichts davon erzählt. Ihre Moralvorstellungen wichen von meinen wesentlich ab und so schwieg ich, um mir keine einschränkenden Konsequenzen einzuhandeln.

Etwas verschlossener wurde ich schon vor diesem Ereignis. Ich hatte sieben Geschwister, fünf Schwestern und zwei Brüder. Mittlerweile habe ich nur noch meine Schwestern, da meine beiden Brüder nicht mehr hier auf Erden leben. Mein zwei Jahre älterer Bruder wird später noch eine Rolle spielen.

Fünf Jahre nach mir kam meine, jetzt jüngste Schwester Uschi auf die Welt. Bis dahin war ich wirklich der Mittelpunkt und das Nesthäkchen der Familie gewesen. Doch dann, mit dem Erscheinen meiner kleinen Schwester, veränderte sich alles. Vor allem veränderte sich mein Verhalten drastisch, so erzählte es mir jedenfalls meine Mutter. Ich begann, mich wie ein Baby aufzuführen. Ich wollte wieder das Fläschchen und war unsagbar lästig, sodass meine Mutter nicht mehr wusste, was sie mit mir machen sollte. Sie gab mir eine Puppe und hielt mich dazu an, mit dieser so umzugehen, wie sie mit meiner kleinen Schwester Uschi, doch es half nichts. Ich wollte nicht Puppen spielen. Ich wollte offenbar wie zuvor ihre gesamte Aufmerksamkeit. Ich soll so eifersüchtig gewesen sein, dass Mutter überlegte, professionelle Hilfe für mich zu suchen. Es ist eigenartig, dass ich von diesen Begebenheiten absolut keine Erinnerungen habe.

Uschis Erscheinen und mein Gefühl des Zurückgeschobenseins war wohl das erste drastische Erlebnis in meinem Leben. Es kam mir wahrscheinlich vor wie eine Zurückstellung, ein Liebesentzug oder eine Strafe. War ich denn schlimm gewesen?

In der ersten Klasse Volksschule hatte ich meine nächsten prägenden Erlebnisse. Wir waren gerade vom Land in die Stadt gezogen und die Ansprache „Sie“ war mir fremd. So sagte ich zu meiner Klassenlehrerin wiederholt „Du“.

„Ich weiß warum du „Du“ zu mir sagst“, sagte sie eines Tages zu mir, „weil du mich magst.“

Ich erinnere mich an mein Gefühl nach dieser Ansage: Ich war sehr verwirrt, hob nur die Schulter und lief weg. Das hätte ich nicht tun sollen, denn von da an mochte mich die Lehrerin überhaupt nicht mehr, was sie mich sehr oft deutlich spüren ließ. Sie hieß Margarete und ich heiße Margit. An ihrem Namenstag mussten wir alle aufstehen, um ihr alles Gute zum Namenstag zu wünschen. Als eine Klassenkameradin sagte, dass ich auch Namenstag hätte, sagte die Lehrerin sinngemäß, ich sei nicht brav genug, um mich zu beglückwünschen. Noch heute fühle ich, wie mich diese Aussage traf. Vor allem wusste ich nicht, wann ich schlimm gewesen sein sollte.

Nach einigen solcher Ansagen überlegte ich, wie ich wohl braver werden könnte. Dabei erkannte ich, dass es nicht allzu klug ist, alles, was man denkt, auszusprechen. Das tat ich damals nämlich noch.

Ich war dann wohl zirka sieben oder acht Jahre alt, als ich mir, nach mehreren Kritiken und Verletzungen, die mir meine Art einbrachte, eine Verhaltensänderung ganz fest vornahm:

„Von nun an“, so sagte ich zu mir, „sagst du nur mehr das, was die Leute hören wollen. Aber gib acht, du musst immer schnell antworten, sonst glauben sie dir nicht.“

„Ja, so mache ich es“, dachte ich, „denn dann bin ich brav und die Leute mögen mich.“

Ich musste nur noch genau herausfinden, was man sagen darf – und was man nicht sagen darf. Bald darauf hatte ich einen sehr intensiven Traum: Ich lief neben mir her – es gab mich also zweimal. Die andere neben mir war gänzlich gleich wie ich, aber irgendwie bedrohlich. Ich bekam Angst vor meinem zweiten Ich und versuchte davon zu laufen, doch meine zweite Erscheinung lief genauso schnell wie ich, sodass ich nach einiger Zeit aufgab. Da nahm mich mein anderes Ich hoch und warf mich empor über einen Zaun.

Dort sah ich eine Kuh. Ich saß da, auf einer Wiese, ganz alleine.

An diesen Vorsatz und diesen Traum dachte ich sehr lange Zeit nicht mehr. Erst viele Jahre später, als ich mich selbst zu erforschen begann, stiegen diese Begebenheiten wieder in meine Erinnerung.

Nachdem meine Mutter mich also zur Rede gestellt hatte, verhielt ich mich ziemlich aufgebracht. Das tat ich nicht bewusst, doch wenn ich nicht weiter wusste, reagierte ich des Öfteren hysterisch. Ich glaube, es war so etwas wie ein Schutzmechanismus. Nach einigem hin und her schrie ich herum und schlug ihr vor, mich in ein Heim zu geben.

„Gib mich doch ins Hirtenkloster“ schrie ich, „dort gehören ja schwer erziehbare Kinder hin, dann bist du mich wenigstens los!“

Meine Mama war eine so liebe Mama. Wir, ihre Kinder, bedeuteten ihr alles. Sie war immer mit wirklich großer Liebe und Fürsorge für uns da. Doch sie machte sich sehr schnell Sorgen und das fand ich oft sehr lästig und gar nicht gut.

Nun, ins Hirtenkloster ging ich nicht, aber ich war nun sehr vorsichtig mit dem, was ich ihr erzählte. Mama erzählte mir später, dass sie oft Blödsinn geredet hat, nur um mich aus der Reserve zu locken, mich zum Widerspruch anzuregen, oder zu einer Aussage zu reizen. Ich sollte ihr erzählen, wie ich über dies oder jenes denke, damit sie mich besser einschätzen könnte und besser über mein Denken und Leben Bescheid wüsste. Doch ich blieb eisern still. Über meine Freunde, mein Privat- und Liebesleben sprach ich fast gar nicht. Denn ich wusste, ich konnte es ihr in dieser Beziehung nicht recht machen.

Meine Eltern waren katholisch und zogen uns auch als Katholiken auf. Vati legte sehr viel Wert darauf, dass wir sonntags in die Kirche gingen und Mama machte uns, wenn wir zur Schule gingen, ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Das sollte bedeuten „Gott behüte dich“.

Ich denke, mein Glaube an Gott war ähnlich wie jener der meisten Menschen. Ab und zu bat ich Gott um Hilfe, abends betete ich öfter und manchmal ging ich eben auch in die Kirche. Manchmal, wenn mir etwas sehr wichtig war, betete ich auch inniger.

Mit meinem Bruder Toni, den ich eingangs erwähnte, stritt ich im Jugendalter viel. Er war zwei Jahre älter als ich und verstand es gut, mich zu ärgern. Er hatte dabei leichtes Spiel, denn ich ärgerte mich schnell und meine Überspanntheit brachte Situationen oft zum Eskalieren. Einmal warf ich ihm in meiner Wut und Verzweiflung einen Esslöffel ins Gesicht, wovon ihm eine Narbe blieb. Später verstanden wir uns prächtig, gingen gemeinsam in Tanzlokale und ich durfte mich in seiner Klicke aufhalten. Unter Burschen fühlte ich mich wesentlich wohler als unter Mädchen.

Doch das Verhältnis zwischen mir und meinem Bruder bekam einen großen Riss.

Toni hatte eine Freundin; mein damaliger Mann und ich waren vorerst mit den beiden in guter Verbindung – bis Folgendes geschah: Toni bekam Kontakt zu Drogen.

„Ich rauche nur manchmal Haschisch, da ist nichts dabei!“, sagte er zu mir.

Ich hatte Angst vor solchen Sachen und hielt mich, bis auf einmal – da tat ich so, als ob ich auch rauchen würde, inhalierte aber nicht – fern davon. Einmal, so erzählte er mir, hatte er beim Rauchen ein sehr unangenehmes, intensives Erlebnis. Ich gehe nicht genauer auf dieses ein, aber sein Leben und Denken veränderte sich dadurch drastisch. Er erzählte, er musste in seiner Halluzination eine Entscheidung für Gott oder das menschliche Leben treffen und er habe sich für Gott, den Glauben und die Bibel entschieden. Zunehmend steigerte er sich derart in diese Vorstellung hinein, dass seine Gedanken kaum noch für jemanden nachvollziehbar waren. Er zitierte die Bibel und schrieb sie komplett ab. Später drohte er mit Gott. Für ihn war Gott ein absolut gestrenger Herr. Toni selbst kasteite sich auf vielfältige Weise. Einmal versagte er sich das Schreiben, dann das Lesen, dann entledigte er sich seiner Dokumente. Einige Zeit wohnte er mit seiner Frau bei uns zu Hause. Ständig gab es Streit und Diskussionen zwischen den beiden. Er wollte ihr vorschreiben, was sie anziehen und wie sie leben sollte, was natürlich nicht gut ging. Später trennten sie sich.

Jahre danach zog er zu meiner Mutter. Oftmals bedrängte er meine Mutter. Sie solle Passagen aus der Heiligen Schrift rezitieren. Wenn er zum Beispiel „gelobt sei Jesus Christus“ sagte, nötigte er sie, „in Ewigkeit, Amen“ zu antworten.

Mama erzählte mir manchmal von seinem Verhalten.

„Ist ja nicht so schlimm“, meinte sie. Für mich war es das schon. Ich beobachtete, wie sie zunehmend schwer atmete, wenn mein Bruder erschien. Es war wie ein deutliches Signal: „Du nimmst mir die Luft“. Damals machte ich mir über diese, ihre Atemnot noch keine allzu großen Gedanken. Sie verging ja bald wieder.

Wenn ich Mama besuchte und Toni anwesend war, wurde mir, wenn er so intensiv auf mich einsprach und mir mit Gott drohte, ganz eng um die Brust. Es war wirklich beängstigend.

Einmal verschwand er und ließ sich monatelang nicht blicken. Zu dieser Zeit hatte ich einen sehr bedrohlichen Traum:

Ich fahre mit meinem Mann mit dem Auto. Plötzlich sehe ich Toni an einer Säule stehen. Er wirkt mitgenommen. Ich schaue ihn an und er mich, wobei ein intensiver Blickkontakt zustande kommt. Es ist ein schauriger Moment. Es ist, als ob etwas Böses von seinen Augen ausgeht und durch meine Augen in mich eindringt.

Der Traum fühlte sich sehr realistisch und intensiv an. Ich war völlig aufgelöst und verfiel in Panik. Ich dachte, jetzt sei das Böse in mir und jeder andere würde dieses Böse sehen können und auch ich selbst würde es sehen, wenn ich in den Spiegel schaute. Aufgelöst rief ich meine Schwester Michi an, zu ihr ging ich oft, wenn ich Hilfe brauchte. Sie war sofort für mich da. Mitten in der Nacht fuhr sie zu mir und half mir, mich wieder zu beruhigen.

Später, als Toni wieder zu Hause bei der Mutter war, hatte ich abermals einen Traum, der mich auf eine andere Art sehr erschütterte.

Ich träumte, er ist ein Kind und kommt auf mich zu, klammert sich fest an mich und sagt:

„Hilf mir, ich habe in meinem Körper keinen Platz mehr.“

Wenn er selbst – seine Seele also – in seinem Körper keinen Platz mehr hatte, wer saß dann darin? Ich denke, wenn andere Geister einen Körper, wodurch auch immer, in Beschlag nehmen und ein Mensch sich dadurch sehr auffällig verändert und verhält, nennen Fachleute diesen Zustand „Schizophrenie“.

Ich konnte mit Toni kaum mehr normale Gespräche führen.

Mein Vater war tief gläubig und, wie ich vermute, sehr auf der Suche nach dem richtigen Glauben. Später wechselte er vom Katholizismus zu den Zeugen Jehovas. Für mich war das nicht tragisch. Ich denke, meine Mutter und meine Geschwister hatten damit mehr Schwierigkeiten. Vor allem auch, weil er an die Zeugen Jehovas spendete und wir nicht viel Geld hatten. Vermutlich fühlte er sich mit seinem neuen Glauben in der Familie nicht verstanden und war recht einsam. Einmal erzählte er mir, dass er erkannt hatte, dass die Katholiken den Krieg nicht ablehnen, die Zeugen Jehovas hingegen schon. In so manchen Dingen, befand er, seien die Zeugen Jehovas konsequenter als die Katholiken. Manchmal gab er mir ein Heftchen zum Lesen.

In dieser Zeit lernte ich gerade meinen jetzigen Mann kennen. Wir machten uns über Papas Glauben nicht weiter Gedanken. Mein Vater starb später an Leukämie. Er nahm kein Fremdblut. Nichtsdestotrotz bewunderte ich seine Treue zu seiner Einstellung und zu seinem Glauben.

Mein Mann ist ein sehr lieber, hilfsbereiter Mensch.

Er hatte keine leichte Kindheit und genoss es, in unserer großen, sehr lebhaften Familie aufgenommen zu sein. Wir Geschwister haben alle ein äußerst gutes, inniges Verhältnis zueinander. Jeder ist sofort bereit, dem anderen zu helfen. Einzig mit Toni wussten wir nicht gut umzugehen. Mein anderer Bruder Reinhard und meine Schwestern Christl und Edeltraud taten sich damit noch etwas leichter.

Durch meinen Mann Gerry, so lieb er auch ist, fühlte ich mich oft sehr eingeengt.

Er wollte immer alles für mich tun. Wenn ich es nicht annehmen wollte, reagierte er oftmals verärgert oder beleidigt. So tat er mehr für mich, als ich wollte und ich fühlte mich zunehmend eingeschränkt, bevormundet und unwohl. Wollte ich etwas, was er nicht wollte, gab es oftmals Streit. Er hätte mich gerne nur für sich alleine gehabt. Selbst mit meiner Freundin sollte ich mich nicht treffen. „Alles gemeinsam“ war seine Devise – und ich bin ein so freiheitsliebender Mensch. Später wurde unser Zusammenleben für mich oft sehr schwer. Als Frau fühlte ich mich einerseits von ihm vernachlässigt und andererseits überbevormundet. So wurde ich manchmal depressiv und antriebslos.

Wir hatten inzwischen drei Kinder. Zuerst hatten wir ein Mädchen und dann zwei Buben bekommen.

Meine Tochter Bettina war und ist immer noch wie ein Engel. Sie weinte kaum, war immer gut gelaunt, brav, rührend, lieb und auffallend vernünftig.

Sie war und ist für mich wie eine beste Freundin.

Zwischen meinem mittleren Sohn Bernhard und meinem Mann gab es oft arge Auseinandersetzungen. Bernhard war sehr eigen. Er war mutig und wollte sich immer wieder weiter erproben. Damit brachte er sich öfter in große Gefahr, so als suche er Grenzen. Kam er an seine Grenzen, wollte er diese nicht akzeptieren. Er ließ sich auch von uns kaum Grenzen setzen, was dazu führte, dass es zwischen ihm und meinem Mann Gerry oft zu heftigen Auseinandersetzungen kam. Das war manchmal sehr schlimm, vor allem, wenn mein Mann zornig wurde. Manchmal, wenn das geschah, schaltete bei mir etwas um und ich war in extremeren Fällen wie gelähmt und nicht in der Lage, beruhigend einzugreifen. Das war für mich derart problematisch, dass ich überlegte, Bernhard zu meiner ältesten Schwester Edeltraud zu geben. Für mich war Edeltraud diejenige, die mit Kindern besonders gut umgehen konnte. Sie hatte selbst drei Kinder und zusätzlich ein sehr schwieriges, traumatisiertes, viertes Kind bei sich aufgenommen. Ihr zu Hause war für mich der Inbegriff einer heilen, gesunden Familie. Ich hätte Bernhard so sehr auch diese heile Welt gewünscht. Doch dazu kam es oft nicht. Mein Mann liebte auf seine Weise seine Familie sehr. Ich hatte viele Ideen und er unterstützte mich stets. Als ich Wellensittiche züchten wollte, war er sogleich damit einverstanden und wir bauten einen großen Käfig. Oder wenn ich mein selbstgemachtes Holzspielzeug fertig hatte, half er mir, es zu verkaufen. Auch unternahm er viel mit den Kindern.

Heute leben wir getrennt und sind die besten Freunde.

Bernhard ist ein Weltenbummler. Er hält sich alle Wege offen und arbeitet daran, denke ich, sich mit seinem Vater, mit sich selbst und auch mit mir auszusöhnen.

Raphael, mein drittes Kind, war das genaue Gegenteil von Bernhard. Er war vorsichtig und tat nur, was er sich wirklich zutraute. Er riskierte nichts. Aber auch er litt unter all den Streitereien. Er war als Kind auf seine Weise ebenfalls wie ein Engel. Oft gab er weise Sprüche von sich und mit zirka zwölf Jahren schrieb er Kurzgeschichten. Dabei verwendete er manchmal Worte, die nicht einmal ich in ihrer Bedeutung verstand, wie zum Beispiel das Wort „Spektrum“. Seine Geschichten handelten von Gut und Böse, Ursache und Wirkung, so wie von Wiedergutmachungen. Er schrieb über das Kollektivbewusstsein der Pflanzen, über das tausendjährige Friedensreich, über die Heilwirkung der Musik und vieles mehr. Mir schien manchmal, als wäre er medial und von geistiger Hand geführt. Später, nach vielen unangenehmen Eskapaden in der Familie, begann er sich auf ganz subtile Weise zu verändern und zu schützen. Er mimte den Starken. Begann seinen Körper zu trainieren und kleidete sich dunkel. Gerne trug er eine Kapuze, als wollte er sich verstecken. Zumindest sah ich das so: Sein äußerliches Verhalten und Erscheinungsbild sollte signalisieren: „Kommt mir nicht zu nahe“. Dabei war er, wenn man mit ihm sprach, das genaue Gegenteil, nämlich freundlich und offen.

Ich habe durch meine Tochter zwei liebe Enkelkinder. Meine Enkelin Lina erinnert mich in ihrem Verhalten manchmal ein bisschen an mich. Fabian, ihr größerer Bruder, war, so nahm ich es wahr, wie ihr Beschützer.

Als meine Kinder größer waren, suchte ich mir wieder eine Arbeit. Da ich Einzelhandelskauffrau gelernt hatte, konnte ich bei Ikea als Verkäuferin anfangen. Ich liebte meine Arbeit sehr. Es tat mir gut, wieder etwas außerhalb der Familie tun zu können und Ikea bot auch einige Freizeitmöglichkeiten an. Ich fühlte mich frei, nützlich, bekam Anerkennung, gab mein Bestes und es war schön, denn Gerry, mein Mann, freute sich mit mir.

„Jetzt ist mein Leben besser“, dachte ich. Ich nahm an vielen Aktivitäten teil und lernte liebe Menschen kennen.

Doch dann, als alles gut zu sein schien, traf mich nach zweieinhalb Jahren bei Ikea das große Schicksal.

geliebt, geheilt, befreit

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