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Haare ungefärbt

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Bis morgen denn, ist gut.

Wieder sind zwei Tage vergangen, an denen wir nichts Neues geschrieben haben. Aber heute wollen wir uns wieder anstrengen.

Findemich meint, dass ich nicht die Haare sofort färbe, könnte daran liegen, dass ich es auch gar nicht will. Außerdem meint er, so schlecht sähen meine Haare gar nicht aus. Na ja, ich denke einmal so und so. Je nach Tagesverfassung.

Habe jetzt auch einen Schreibblock neben meinem Bett liegen, damit ich alle kreativen Impulse (für Findemich: was spontanes) aufschreiben kann.

Nachts liegt Findemich selenruhig an seinem Lieblingsschäfchen gekuschelt und schläft leise vor sich hin. Dann versuche ich, ihn nicht zu wecken und fische nach meinem Block auf dem Fußboden neben dem Bett. Nachts kommen mir ganz oft super gute Ideen und es wäre ja schade, wenn diese verloren gehen würden.

Ich habe Findemich gefragt, was nach seiner Meinung die Menschen brauchen, damit es ihnen besser geht, wenn es ihnen mal nicht gut geht. Findemich hat lange überlegt und mit den Achseln gezuckt. Nach einer Weile meinte er: „Mehr Ruhe!“

Ja, mehr Ruhe wäre schön im Leben.

Habe jetzt mit einer Freundin von mir verabredet, dass ich ordentlich viele Seite zu dem Buch schreibe und mich anstrenge. Sie weiß von dem Buch, aber natürlich nichts von dem echten Findemich im Original.

Jetzt denkt ihr sicherlich, ich würde morgens früh aufstehen. Aber so ist es nicht. Obwohl das sicherlich sinnvoll wäre. Leider bin ich auch gestern viel zu spät zum Schlafen gekommen. Wir haben neue Nachbarn im Mietshaus neben uns wohnen und die sind gerne bis zwei Uhr morgens oder später aktiv. Sie finden es toll nachts auf ihrem Balkon zu grillen – das wohl auch im Winter - und sich dabei laut zu unterhalten. Leider kommen sie wohl ohne Probleme mit sechs Stunden Schlaf aus.

Findemich vermutet, dass sie gar keine Menschen sind, sondern Schnüffeltiere oder auch Schnüffelbiester genannt, die wären auch nachtaktiv und kämen mit wenig Schlaf aus. Wenn die Menschen neben unserem Mietshaus Schnüffeltiere sind, bin ich wohl ein Schlaftier. Auf jeden Fall verhindern die Schnüffeltiere, dass ich früh aufstehe. Also muss ich mich zwangsläufig umstellen und bis nachts um zwei Uhr was machen, damit ich danach in Ruhe einschlafen kann.

Ich trage im Bett immer einen Lärmschutz für die Ohren. Aber der nutzt nicht so viel. Ich höre die schwergewichtigen Schnüffeltiere, wie sie über den Balkon trampeln. Meine Stühle hüpfen dann mit im Takt und manchmal erzittern auch die Fenster. Dabei würden sie mich gar nicht stören, wenn sie in ihre Wohnung verschwinden würden. Aber nein, der Balkon hat es ihnen zur nächtlichen Stunde besonders angetan.

Findemich hat noch zu den Schnüffeltieren ergänzt, dass sie gerne nachts draußen sind, egal ob bei Minusgraden oder im Warmen, weil sie so gut Insekten fangen können, die nachts herumschwirren. Besonders hätten sie die Nachtfalter gerne zum Knabbern, weil die so schön knistern, wenn man in sie hinein beißt.

Ich frage mich, woher der Gnom das weiß. Das klang ja fast so, als würde er ab und zu auch Insekten futtern. Und dann meinte Findemich noch, dass die Schnüffeltiere bestimmt die Insekten nachts grillen, damit sie noch knuspriger werden. Aha, mir fallen da die armen Menschen ein, die direkt über und unter diesen Tramplern wohnen. Die werden sich freuen, so komische Nachbarn zu haben.

Meine Freundin hat mir geraten, bei denen mal zu klingeln und bescheid zu geben. Aber die hat keine Ahnung was es bedeutet, bei Tramplern zu klingeln. Ich traue mich wirklich nicht. Und Findemich sagte schon, dass Schnüffeltiere und Gnome sich nicht gut verstehen, sonst wäre er gegangen.

Komischer Weise stört ihn der Krach nachts nicht. Er sagt, dass er als Gnom es gewöhnt ist, bei Krach zu schlafen. Gnome nächtigen ja normaler Weise draußen im Freien und er erzählt, dass es nachts sehr laut ist im Wald, auch auf den Feldern und im Gebüsch. Überall sind nachtaktive Wesen. Nicht nur die Tiere, die wir Menschen kennen, sondern vor allen Dingen auch Geschöpfe aus seiner Welt, die grunzen, stampfen, singen, schmatzen und rülpsen. Also, leise ist es nachts nicht. Daher findet er die Schnüffeltiergeräusche weniger dramatisch. Außerdem meint er, hier bei mir lauern weniger Gefahren als da draußen.

Dass es da draußen für ihn nicht ganz ungefährlich ist, wenn er schläft, ist mir schon klar. Aber warum ist es hier weniger gefährlich als da draußen? Ich dachte, hier ist es überhaupt nicht gefährlich! Soll ich ihn mal fragen?

Oder lieber nicht? Schließlich will ich nachts noch schlafen können, sonst entwickel ich mich zu einem totalen Nachtmenschen und wer kauft uns dann tagsüber die Lebensmittel ein?

Oh, weh ich habe ja schon erzählt, dass ich ein neues PC-Programm vor der Nase habe und ich alles andere als ein PC-Liebling bin. Jetzt habe ich mal probiert, mit USB-Stick zu speichern. Besser ist ja besser. Oh Mann, das ist viel komplizierter als bei meinem alten Computerprogramm. Das gibt es doch nicht! Da gibt man Unmengen an Gelddukaten aus und dann ist das Ganze keineswegs leichter zu bedienen als das alte System. Warum nehmen die bei der Entwicklung solcher Programme nicht Menschen ins Team, die von PCs nur minimale Ahnung haben und daher genau sagen können was funktioniert und was nicht? Sie könnten ja auch zwei Programme entwickeln: Eins für Experten, die es lieben sich jedes Mal in Neues einzuarbeiten und dann eins für den Rest der Menschheit, die einfach nur schnell und einfach ihren PC benutzen wollen.

Findemich mag den PC auch nicht sonderlich. Technik hat ihm zu wenig mit Natur zu tun. In seiner Welt sind sie nicht mit Technologien (für Findemich: Schrott, der manchmal funktioniert) überfrachtet.

Anderes Thema:

Findemich und ich haben überlegt, zusammen zu malen. Auf Leinwand. Auf der Leinwand sollen aber auch unterschiedliche Materialien zu sehen sein. Ist spannender, als nur Farbe auf dem Bild zu verteilen.

Jetzt muss ich mal schauen, wie man Filz bearbeiten kann, damit er von Ungeziefer frei bleibt. Ich hatte so ein Stofffilzherz gebastelt und als ich es mal hoch gehoben habe, habe ich mit Entsetzen gesehen, dass es auf der Rückseite schon fast vollständig von irgendwelchen Würmern aufgefressen worden war. Igitt! Und da Findemich und ich ja auch Filz auf Leinwand ganz schön finden, müssen wir uns mal schlau machen, bevor ich in der Richtung tätig werde. Hatte schon überlegt, ob ich die Würmer den Schnüffeltieren als Snack (für Findemich: kleines Essen) in ihren Briefkasten werfe. War aber nur so eine Idee.

Findemich besteht auf liebe Monsterbilder auf Leinwand. Ich sagte ihm, dass ich auch ganz gut darin bin Bäume, Blumen, Häuser und Tiere zu malen. Er meinte nur, die könne ich ja neben das Monster platzieren. Notfalls an die Seite, auf die Ränder der Leinwände.

Hmm, Findemich scheinen die Monster also sehr wichtig zu sein. Natürlich sind die alle lieb und sehen dann, wenn ich sie gemalt habe hoffentlich zum Knuddeln aus. Auf jeden Fall werden sie schön bunt. Auch das ist Findemich sehr wichtig. Er mag Farben total.

Ach ja und ich soll auf Kästchenpapier malen und dieses dann auf Leinwand kleben, damit ich die Orientierung nicht verliere. Auch das finde ich einen sehr sinnvollen Hinweis, wer weiß schließlich, wohin ich mich verirren könnte, wenn ich nicht so schöne Kästchen als Orientierungslinien hätte.

Schließlich meinte er noch, dass auf Kästchenpapier malen, sowieso viel leichter sei, als auf einer weißen Fläche.

Stimmt, die Erstklässler bekommen als Schreib- und Malhilfe ja auch Hefte mit Linien.

Und wenn die Kästchen beim Malen dann doch nicht hilfreich sind, sehen sie zumindest witzig aus.

Findemich ist ja in vielen Dingen recht eigen.

Ich hatte gestern ein Geschenkpaket versendet. Findemich sah meine Briefmarken und meinte, die Briefmarken sollen das Geburtstagskind doch gleich positiv stimmen und es nicht abschrecken. Ich hatte nur so normale Briefmarken, die nach nichts aussehen. Das gefiel ihm nicht.

Dann meinte er, ich solle das Paket bemalen. Ich erklärte ihm, dass man meines Wissens die Pakete leider nicht bemalen darf, weil sonst die Post nicht zustellt wird.

Also brauchen wir auf jeden Fall schönere Briefmarken. Ich sehe mich schon mit der Verkäuferin am Postschalter diskutieren, warum ich buntere Briefmarken haben möchte und nicht die, die sie mir gerade anbietet. Es könnte natürlich auch sein, dass sie so selbstklebende Streifen benutzen das Paket zu frankieren (für Findemich: für die Reise fertig machen). Die wären dann gar nicht bunt. Darauf muss ich Findemich noch vorbereiten.

Ich habe mir heute gar nicht gemerkt, wie viele Seiten ich schon geschrieben habe. Ich fahre mal gerade mit dem Cursor (für Findemich: das ist das kleine blinkende Ding auf dem Bildschirm) nach oben, um die Stelle zu finden, wo ich heute angefangen habe. Ich habe nämlich heute Kopfschmerzen und wäre froh, wenn ich heute unser Schreibpensum schon geschafft hätte. Es wäre wirklich toll, wenn Findemich auch mal tippen könnte. Er sagt, das könne er schon, nur käme dann eben Wortsalat heraus und dafür könne er ja nichts.

Vielleicht schreibe ich jetzt mal bis ans Ende der Seite. Hmm, ich weiß auch gar nicht, ob es gut ist, solche Leerzeilen einzubauen. Ich finde, mit Leerzeilen kann man den Text viel besser lesen als ohne. Wenn ich die Leerzeilen jetzt noch alle raus nehmen müsste, hätte ich noch viel weniger Text, als eh schon.

Ich bin froh, dass ich mit einer Freundin verabredet habe, bis in sechs Wochen einige Seiten geschrieben zu haben. Sonst würde das vermutlich nichts. Oder alles würde viel zu lange dauern.

Wusstet ihr schon, dass Findemich sich selbst reinigen kann? Wie so ein Roboter? Er ist es also nicht gewohnt, den Umgang mit Seife, Schaum, Duschgel und Badesalz.

Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass ich ihn noch dazu bringen werde, in die Badewanne zu steigen. Wer mochte schließlich als Kind nicht, den Waschlappen mit Seife einzuseifen und dann von der Rückseite in den Waschlappen zu blasen, so dass an der Vorderseite wunderschöne Seifenblasen herauskamen? Das mag Findemich garantiert! Das muss ich ihm mal bei meinem nächsten Badewannenbesuch zeigen. Dann freut er sich.

Das Findemich etwas so groß wie eine Erwachsenenhand ist, habe ich glaube ich noch nicht berichtet. Er trägt am liebsten Jeans mit T-Shirt. Oder er hat einen roten Pulli an, damit ich ihn gut sehe. Seine Schuhe sind Miniaturturnschuhe. Er sagt, er holt sich Anregungen aus den Geschäften der Menschen und ist bedacht darauf, sich nach der neusten Mode für junge oder jung gebliebenen Leute (er ist ja mehrere hundert Jahre alt) anzuziehen. Er hat den Vorteil, dass er seine Kleidung selbst über Energie herstellen kann. Eine visuelle Vorstellung reicht, meint er und dann hat er plötzlich die gewünschte Kleidung am Leib.

So einfach müsste das bei uns auch mal gehen, nicht wahr?! Wie genau dieser Materialisierungsprozess funktioniert, sagt er, kann er mir nicht erklären. Ich wüsste ja auch nicht, wie das geht, dass ich immer von alleine atme oder mein Herz schlägt. So ähnlich wäre es mit Dingen aus seiner Welt. Sie sind halt eben da, man benutzt sie, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen.

Wenn ich nicht aufpasse, benimmt sich dieser Gnom doch wie ein Kobold! Gestern wollte er meine schöne, weiße Tapete im Flur, doch mit Ölkreide bemalen. Ich konnte das so gerade verhindern.

Für Findemich sind die Ölkreiden zwar so wie Baumstämme für Menschen, aber den einen oder anderen Strich hätte er sicherlich platzieren (für Findemich: an einen Ort bringen) können. Ich werde ihn auf den Rechnungsformulare was malen lassen. Ich dachte, ich halbiere oder viertele alte Buntstifte von mir, damit sie kleiner und leichter sind. Dann kann Findemich was malen. Und da Rechnungen eh immer doof sind, ist so eine kleine Zeichnung bestimmt gern gesehen. Jetzt denke ich auch schon wie ein Gnom.

Ein kleiner Feuerteufel ist er auch. Wie gut, dass das mein Vermieter nicht weiß. Findemich liebt Feuer und Streichhölzer, die er mit einiger Anstrengung tatsächlich zum anzünden bringt. Leider auch dann, wenn ich ihn gerade nicht im Auge habe.

Kerzenlicht findet er auch toll. Ich habe es ihm verboten, wenn ich nicht in der Wohnung bin, selbständig zu zündeln. Aber er meinte nur beleidigt, er wäre viel älter als ich, also könnte er mir einiges verbieten und nicht umgekehrt. Nun, das hat mich nachdenklich gemacht.

So, ich glaube, ich habe heute mein Schreibpensum (für Findemich: Menge) geschafft. Ich muss auch noch unbedingt den Abwasch machen.

Drückt mir mal die Daumen, dass ich tatsächlich auch was auf den USB-Stick gespeichert habe. Ich mag das nicht, wenn etwas für meine Augen unsichtbar ist und ich der Technik vertrauen muss. Ich gehöre eindeutig nicht wirklich gut in dieses Jahrhundert. So ein PC ist zwar praktisch, weil man leicht etwas am Text ändern kann, aber früher hatte man zum Schreiben viel mehr Zeit und keiner machte einem Zeitdruck. Jeder wusste ja, dass mit der Hand schreiben seine Zeit dauern würde.

Die Wäsche habe ich zum Glück schon eben abgehängt. Seit es so kalt da draußen ist, braucht sie immer so lange, bis sie trocken ist und dass, obwohl ich die Heizung an habe. Vielleicht dreht mein lieber Gnom ja nachts die Heizung aus, ohne dass ich es merke. Zuzutrauen wäre es ihm ja. Ich glaube, ich muss ihm mal erklären, dass die Wäsche anfängt zu muffeln, wenn sie nicht schnell genug trocknet. Vielleicht hat er dann ein Einsehen.

Also, meine lieben Leser, bis morgen. Mal sehen, ob ich tatsächlich morgen was schreibe. Morgen ist der Tag nämlich schon wieder so vollgepackt.


Gnomspaß mit Findemich

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