Читать книгу Warum Gnome Spaß machen - Du wirst lachen! - Margret Jacobs - Страница 4
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ОглавлениеNur die 1 hinzuschreiben war meine Idee.
Emma: Jetzt steht da eine 1, weil ich aus dem ersten Buch über den kleinen Racker hier neben mir – Findemich – die Erfahrung gemacht habe, dass das Finden von Kapitelüberschriften recht anstrengend sein kann. Aber Findemich zieht gerade eine Schnute, was heißt, dass er das doof findet – keine Kapitelüberschriften. Ja, der Kleine ist anspruchsvoll!
Findemich: „Hör mal! Jetzt haben wir schon sooooo lange Pause mit dem Schreiben gemacht und nun willst du nicht mal lustige Kapitelüberschriften tippen? Das macht doch viiiiiiiiiiel mehr Spaß, wenn wir was Lustiges darein schreiben. Was sollen denn sonst die Leser von uns denken? Dass wir das Ganze hier nicht ernst nehmen und uns daher keine wirkliche Mühe geben?“
Emma: „Ich dachte, es geht hier um Spaß und auch um unseren Spaß. Daher will ich ja keine Kapitelüberschriften mehr, da die schwierig sind und eben keinen Spaß machen!“
Emma: Findemich rutscht ungeduldig auf seinem Hintern ein wenig näher an meinen Laptop heran und tippt mit seinen kleinen Fingern auf die Tastatur herum. Das Ergebnis ist: N und dann gleich nochmal N. Um das hinzubekommen, musste er einige Verrenkungen machen. er würde am liebsten selber schreiben, aber aufgrund seiner geringen Größe - eine Menschenhand groß - gelingt ihm das nicht sehr gut. Das Hüpfen von einer Taste zur nächsten mit seinen Füßen ist zu anstrengend und nach einem Wort ist er meistens schon erledigt, weil er so genau aufpassen muss, dass er die richtigen Buchstaben erwischt und das tut er dann meistens nicht, was daran liegt, dass er von Rechtschreibung und Grammatik noch weniger Ahnung hat als ich. Nun, er ist ja auch kein Mensch, sondern ein Gnom. Aber ich glaube, auch wenn er sich damit auskennen würde, wäre es ihm wohl egal, ob er das ein oder andere Wort falsch schreibt oder nicht. Seine Philosophie lautet: Hauptsache die Leute verstehen, was wir meinen. Irgendwie hat er recht. Trotzdem schlage ich mich immer noch mit Rechtschreibregeln herum. Na ja.
Findemich: „Es ist doch egal, was wir da oben hinschreiben, Hauptsache, es klingt amüsant!“
Emma: „Na weißt du, so Kapitelüberschriften sind dazu da, damit der Leser sich orientieren kann. Wenn da z.B steht: Orangen, dann weiß der Leser, dass der folgende Text über Orangen geht.“
Findemich: „Ja, aber das können wir doch genauso machen! Wir schreiben in die Überschrift „Orangen“ und erzählen dann, wie lecker die sind. Hast du noch eine in der Obstschale? Ich könnte ein Stück vertragen.“
Emma: Ich bin froh, dass Findemich nach einem Stück Obst fragt, da ist zwar auch viel Zucker drin, aber es ist sicherlich gesünder für ihn, ein Stück Orange zu essen, als eins seiner Lieblingsleckerlies aus Farbstoff und Industriezucker. - Ich schaue im Kühlschrank nach. Keine Orange mehr.
Emma: „Du, wir haben keine mehr. Willst du ein Stück Banane oder etwas von einer Birne, die ist ganz reif und schön süß.“
Emma: Keine Reaktion von drüben.
Emma: „Hast du gehört? Es gibt keine Orange mehr, dafür Banane und Birne.“
Emma: Ich lausche und ertappe mich dabei, dass ich mal wieder befürchte, dass sich
Findemich einfach aus dem Staub gemacht hat. Warum ich das ab und zu denke, weiß ich nicht so genau. Findemich ist ein Geschenk und er kann gehen wann er will. Zurück in seine Anderswelt. Vielleicht hat er genug von mir und dem menschlichem Umfeld hier. Ich könnte es verstehen. Sein wahres Zuhause – so wie er mir erzählt hat – scheint ein unglaublich schönes Paradies zu sein und hier …
Findemich: „Ne, Banane und Birne will ich nicht. Hast du eine kleine Orange? Die heißt irgendwie anders. Was mit „M“ oder so. Oder war es „N“?
Emma: „Mandarine?“
Findemich: „Ja, genau! Dieses kleine Ding, mit dem man auch Ball spielen kann. Davon bitte drei Stücke.“
Emma: Ich atme erleichtert auf. Er ist noch da. Wie immer.
Emma: „Dann müssen wir aber nachher einkaufen gehen, eine Mandarine habe ich auch nicht mehr. Tut mir Leid.“
Emma: Ich gehe hinüber in mein Arbeitszimmer, wo der PC vor sich hin surrt und Findemich mit seiner Nase versucht eine der Tasten herunter zu drücken. Scheint nicht gut zu gehen, er hat keinen weiteren Buchstaben geschrieben. Auf dem Monitor ist außer den beiden Ns nichts zu sehen. Ich lasse mich auf den Schreibtischstuhl fallen und starre den Bildschirm an. Die 1 vom Anfang und die zwei „Ns“ stehen nun da. Wenn wir in dem Tempo weiter machen, haben wir bis heute Abend keine Seite geschrieben. Schreiben kann durchaus anstrengend sein! - Ich schaue Findemich erwartungsvoll an. Der erwidert meinen Blick und ein Fragezeichen ist in seiner Mimik zu sehen.
Emma: „Wenn wir eine Kapitelüberschrift nehmen, das haben wir doch schon bei unserem ersten Buch so gehabt, dann schreiben wir lauter Sachen, die überhaupt nichts mit der Kapitelüberschrift zu tun haben. Wir springen immer von einem Thema zum nächsten. Der Leser ist ja dann ganz verwirrt, wenn wir als Überschrift „Orangen“ nehmen und in Wirklichkeit stehen da Dinge über Bäume, Autos und Finanzämter.“
Emma: Findemich schaut ganz irritiert.
Findemich: „Du willst über diese Finanzämter schreiben, die so graues Papier rausgeben und lauter schwierige Texte, die die Leute ärgern, weil sie sie nicht verstehen?“
Emma: Ich streiche über Findemichs linke Wange. Die Haut ist kühl und weich. Die schöne weiche Haut kommt sicherlich daher, dass Gnome es offensichtlich lieben, ein Vollbad mit schönem Pflegeschaum zu nehmen. Ich grinse. Weich wie ein Küken!
Emma: „Nein, natürlich nicht! Was denkst du denn! Das war doch nur ein Beispiel.“
Emma: „Ach so“, murmelt Findemich und ich bin mir sicher, dass er nicht verstanden hat, wovon ich gerade gesprochen habe. Dann platzt es aus ihm heraus.
Findemich: „Weißt du was?“
Emma: Ich schüttele den Kopf.
Findemich: „Wir nehmen lustige Überschriften und informieren vorher den Leser darüber, dass die Überschriften nichts mit dem Inhalt der folgt zu tun haben.“
Emma: Ich schaue etwas verdutzt. Und weiß nicht, ob ich dem zustimmen soll. Ich räuspere mich und nehme einen Schluck Tee zu mir. Der ist schon kalt. Wen wundert es? Er steht ja auch schon seit einer geschlagenen Stunde dort und wird nicht getrunken.
Emma: „Ich weiß nicht. Wenn die Überschriften nichts mit dem Inhalt zu tun haben, dann sind sie doch völlig überflüssig und irritierend.“
Emma: Man kann deutlich sehen: In Findemichs Kopf arbeitet es. Mal hören, was dem Kleinen jetzt einfällt. - Doch Findemich zuckt mit den Schultern und drückt mit seiner rechten Hand auf die Löschtaste, bis nur noch die 1 zu sehen ist.
Findemich: „Fangen wir mit der 1 an. Die sieht auch hübsch aus. Wie eine Tanne, die nur links einen Ast hat.“
Emma: Ich atme erleichtert auf. Aus irgendeinem Grund scheint Findemich heute morgen vernünftig zu sein. Aber sicherlich gibt er sich nicht auf die Dauer damit zufrieden. Es bleibt abzuwarten, was er als nächstes will.
Ich muss gar nicht lange warten.
Findemich: „Lass uns einen Kompromiss machen.“
Emma: Findemich hat in der Zeit, in der er bei mir ist erstaunliche Fortschritte gemacht, was sein Vokabular betrifft. Also, ich könnte niemals so schnell wie er eine fremde Sprache so gut beherrschen. Er hat zwar erzählt, dass er bereits bei sich zu Hause mit dem Üben der Menschensprache begonnen hat, aber da seine Lautsprache so ganz anders ist, als unsere, ist es ein Wunder, dass er mit seinem Mund unsere Sprache imitieren kann. Auch seine Betonungen sind inzwischen recht gut geworden. Es klingt nicht mehr alles, als würde er wie ein Roboter sprechen, ohne Betonung. Jetzt bin ich auf seinen Vorschlag gespannt.
Emma: Findemich steht auf und legt seinen Kopf in den Nacken, um mein Gesicht besser sehen zu können.
Findemich: „Einmal schreiben wir das Tannenbäumchen mit dem linken Ast und dann ein Tannenbäumchen mit dem rechten Ast. Vielleicht sähe es auch hübsch aus, wenn wir einen Tannenbaum mit einem linken und rechten Ast erscheinen ließen. Dann könnten wir auch Überschriften machen, wo ein Wort drin vorkommt und ein Tannenbaum. Was hältst du davon?“
Emma: „Optimal! Dann wird der Leser immer sofort wissen, worum es im Kapitel geht. Doch echt. Finde ich gut.“
Emma: Findemich merkt, dass ich mich lustig mache. Er sieht etwas ratlos aus. Gnome mache nicht gerne Kompromisse, sondern versuchen stets das durchzusetzen, was sie als richtig empfinden. Das liegt einfach daran, dass sie unsere Logik nicht verstehen. Woher soll auch Findemich wissen, dass es keinen Tannenbaum mit nur einem rechten Ast auf der Tastatur gibt?
Findemich: „Du willst keine weiteren Tannenbäume in unserem Text. Was gibt es denn sonst noch für Bäume auf deinem Laptop?“
Emma: Findemich beugt sich über die Reihe der Zahlen und schaut interessiert von links nach rechts und wieder zurück. Dann lässt er seinen Blick über die gesamte Tastatur schweifen und drückt mit der linken Hand auf die Taste mit der eckigen Klammer. Ihr wisst schon welche ich meine: <. Dann drückt er noch mal und noch mal. <<<<<< Und meint dann: „Nein, ich will dass der Bumerang in die andere Richtung fliegt.“ Also zeige ich ihm, wie er den Bumerang in die andere Richtung fliegen lassen kann: >>>>>> Damit ist er zufrieden. Wir setzen noch einen Ball dazu: 0 Ich finde aber, der Ball sieht eher wie eine Schlaufe aus. Und wir versuchen es mit einem O.
„Ja!“, meint Findemich, „das ist ein Ball. Nun haben wir Bumerangs, die in verschiedene Richtungen fliegen in unserem Text und einen Ball und natürlich – nicht zu vergessen – einen Tannenbaum mit einem linken Ast. Nun ist unsere gemeinsame Schreibstunde vorbei.“
Emma: „Gut, sehen wir das mal heute als Aufwärmphase an. Morgen oder noch heute Abend werden wir aber richtigen Text schreiben. Also, einen mit Sinn!“
Findemich: „Warum hat der Ball, der Tannenbaum mit einem linken Ast und fliegende Bumerangs keinen Sinn für dich? Sie stehen für die Natur und für den Spaß. Das ist doch Sinn genug.“
Emma: Wenn er recht hat, hat er recht. Also lieber Leser, dass ist die Ausbeute von unserem heutigen Schreiben:
1 O <<<<<< >>>>>>>>
Ich hoffe, du bist damit zufrieden.
Später. Nach einem Zahnarztbesuch.
Emma: Ja, lieber Leser, da sind wir wieder. Hattest du Spaß an unseren Bumerangs, an dem Ball und an der einarmigen Tanne? Findemich sitzt wieder vor der Tastatur und turnt herum, damit er das große N hinbekommt. Jetzt ist er ausgerutscht und ärgert sich.
Emma: „Warum willst du wieder Ns in unserem Text haben?“
Findemich: „Guck mal! Das N ist ein Z, das auf die Nase gefallen ist, wie ich eben. Das passt doch schön! Heute ist es sehr rutschig da draußen und so informieren wir die Leser, dass sie aufpassen müssen, wenn sie heute sich draußen bewegen wollen.“
Emma: Ich erspare mir Findemich darüber aufzuklären, dass bis wir den Text fertig haben und er in den Geschäften zu kaufen ist, es Sommer ist und dann kein Glatteis mehr draußen ist.
Emma: „Ich will dich nicht frustrieren, aber ich glaube, wir sollten keine Zeichensprache in unserem Text verwenden, sondern Buchstaben in der richtigen Reihenfolge, so dass der Leser auch versteht, was wir sagen wollen.“
Emma: Findemich seufzt vor sich hin und tippt nacheinander, in korrekter Reihenfolge der Buchstabenabfolge auf der Tastatur: qwertzuiopü … Er ist eben unschlagbar. - Ich setze mich auf den Schreibtischstuhl und kitzle Findemich am Bäuchlein. Trotz ungesunder und Zuckerhaltigen Ernährung hat er nicht zugenommen. Gewachsen ist er auch nicht, hätte ja sein können. - Mein Zahn schmerzt. Die Wirkung der Spritze hat nachgelassen. Wiedererwarten hat sich Findemich beim Zahnarzt ruhig und unauffällig benommen. Ich glaube, wenn er merkt, dass es mir nicht so gut geht und es ging mir vor dem Zahnarztbesuch nicht so gut, dann reißt er sich zusammen und ist ganz brav. Es hat tatsächlich keinen Zwischenfall gegeben. Nun, die anderen Menschen können Findemich auch nicht sehen, nur ich. Aber, da ich ständig mit ihm rede und er fähig ist, Gegenstände zu bewegen oder umzustoßen, fallen wir unangenehm auf, wenn Findemich es drauf angelegt hat. Aber der kleine Gnom war beim Zahnarzt vorbildlich ruhig. Da war ich echt froh! Zur Belohnung gibt es jetzt eine Runde Kitzeln. Findemich wälzt sich von einer Seite auf die andere, strampelt mit seinen kleinen Beinen, an der er eine Minijeans trägt – von mir genäht – und lacht Tränen.
Emma: „Ich denke, wir sollten noch ein paar Worte schreiben.“
Emma: Findemich nickt ernst und setzt sich im Schneidersitz neben meinen Laptop. Komisch, jetzt ist er ganz vernünftig – aus Menschensicht.
Findemich: „Lass uns etwas schreiben, was die Menschen erfreut. Ihr Armen müsst ja Grässliche Dinge über euch ergehen lassen! Hätte nie gedacht, das Mensch sein, so grausam sein kann! An Zähnen herum bohren und dann auch noch etwas rein stopfen. Wo gibt es denn so was?“
Emma: Findemich scheint wirklich entrüstet zu sein. Er legt seine Stirn in Falten und sein Mund wirkt ganz verkniffen.
Emma: „Weißt du, früher war das mit der Zahnbehandlung viiiiiel schlimmer als heute. Früher haben sich die Leute die Zähne ohne Betäubung und mit einer Zange ziehen lassen, mit der sie auch auch andere Dinge im Haushalt bearbeitet haben. Das Zähne ziehen übernahm jemand aus der Familie, wenn es sein musste und man hatte nichts, womit man den Zahn erhalten konnte, also nichts zum rein stopfen, wie du sagst, sondern der Zahn musste raus, sobald er zu lange weh tat. Da ist so ein heutiger Zahnarztbesuch ein Kinderspiel dagegen. Glaub mir das.“
Findemich: „Wann haben sich die Menschen die Zähne mit Zangen aus dem Haushalt ziehen lassen?“
Emma: Man sieht ihm an, dass er ehrlich schockiert ist.
Emma: „Lass mich mal überlegen. Ich denke, noch vor einhundert Jahren war das recht üblich. Und noch heute gibt es Gegenden auf der Erde, wo es keine Zahnärzte gibt und die Menschen sich bei Zahnweh selbst helfen müssen. Natürlich auch bei anderen Krankheiten. Sehr oft verläuft so eine Krankheit dann tödlich, weil man einfach nicht die richtige medizinische Versorgung hat. Aber habt ihr in der Anderswelt nicht auch Heiler für eure Zähne? Was machst du, wenn du Zahnschmerzen hast?“
Emma: Ich weiß, dass Findemich recht viele Zähne hat, mehr als ein Mensch und sie sind wirklich winzig. Wenn er lacht oder gähnt kann man auf kleine, weiße, spitze Zähnchen sehen, die wie ein Bergkette seinen Innenmund schmücken. Also, wenn Findemich mal zu beißen würde, so zum Spaß oder weil er sich geärgert hat, würde man das Gefühl haben, dass eine Reihe kleiner Messer in das Fleisch gestoßen würden. Er ist also nicht nur lieb, sondern weiß auch, wie er sich im Notfall erfolgreich wehren kann. Ich finde, dass ist gut, denn ständig bin ich in Sorge, dass ihm hier etwas in der Menschenwelt zustoßen könnte, weil er so klein ist. Tiere können ihn wittern und Menschen können aus Unachtsamkeit, ihn treten. Und so kleine Knochen sind sicherlich sehr empfindlich. Ich schüttle den Gedanken von mir ab.
Findemich: „Wir brauchen keinen Heiler für die Zähne. Wir bekommen nie Zahnweh. Wir regulieren die Zähne mit unseren eigenen Kräften, so können keine Löcher entstehen, die dann gestopft werden müssen. Krankheiten sind uns fremd. Na ja, nicht ganz, man kann sich auch was einfangen, aber das ist eher selten und schnell wieder zu beheben. So eine Erkältung, wie ich sie neulich hatte …“
Emma: Findemich vertut sich, die Erkältung, die er hatte, ist schon über ein Jahr her. Irgendwie kommen Gnome mit unserer Zeitrechnung nicht zurecht. Er ist jedes Mal erstaunt, dass schon wieder Weihnachten vor der Tür steht, oder die Bäume wieder ausschlagen. Scheinbar geht ihm das alles hier zu schnell, viel zu schnell.
Findemich: „So eine Erkältung ist ja die reinste Folter. Nein, so was kenne ich aus der Anderwelt nicht. Mein Körper scheint sich eurer Erde anzupassen. Hoffentlich muss ich nicht auch noch irgendwann zu eurem Onkel Zahnarzt mit den schrecklichen Bohrern!“
Emma: Das bezweifle ich stark. Wie soll mein Zahnarzt einen Patienten behandeln, den er nicht sehen kann und der so winzige Zähne hat, dass man nie und nimmer mit einem normalen Zahnbohrer da ran gehen könnte? Sollte Findemich jemals Zahnschmerzen bekommen – und ich hoffe aus ganzem Herzen, dass das niemals der Fall sein wird – werde ich wohl ran müssen. Und das Schreckliche, ich kann so einen kleinen Organismus doch gar nicht betäuben. Oder vielleicht doch, ein Körnchen Aspirin … Während ich mir ausmale, wie ich Findemich mit einer Pinzette in seinem Mund herum stochere, hat der Kleine am Schreiben die Lust verloren – er ist ziemlich ungeduldig – und hat den Schreibtisch über meinen Körper verlassen. Gerade klettert er an meinen Hosenbeinen herunter und läuft Richtung Küche. Nun sitze ich alleine an dem Laptop und starre den einzelnen Baum an. Das ist nicht viel, was wir da haben. Aber wenn Findemich keine Lust hat, heute noch was zu schreiben, dann ich auch nicht. Also, ich verabschiede mich für heute und fahre den Laptop runter. Wir sehen uns morgen. Dann sind die Zahnschmerzen hoffentlich wieder weg.
Emma: So, neuer Tag, neues Glück. Wer sagt es denn? Die Zahnschmerzen sind weg und heute sitzt Findemich wieder neben dem Laptop und scheint voller Tatendrang zu sein. Er hat schon mehrere einarmige Tannen zu unseren Bumerangs und zu dem Ball hinzugefügt und meinte eben, dass die einarmige Tanne sich unwohl fühlt, wenn sie keine Gesellschaft ihres gleichen hat. Das hat mich stutzig gemacht. Fühlt sich Findemich hier bei mir manchmal unwohl, weil er bei mir der einzige Gnom ist? Ich muss ihn gleich mal fragen. Das interessiert mich schon, ich will ja schließlich, dass er sich hier bei uns Menschen wohl fühlt.
Emma: „Findemich. Wie ist das? Fühlst du dich manchmal einsam, wenn du hier bei mir bist und fehlt dir die Gesellschaft anderer Gnome?“
Emma: Mein Herz pocht. Ich hoffe, er verneint das.
Findemich: „Nein, mache dir keine Sorgen, hier gibt es soviel Abwechslung für mich, da kann es mir gar nicht einsam werden. Schau doch mal, die Tanne hat allerdings nur den Ball. Die Bumerangs fliegen ja hin und her.“
Emma: Ich strecke mein Gesicht näher an den Laptop-Monitor heran und starre auf die <<<<< und auf die >>>>>>, um zu sehen, ob sie fliegen. Doch für meine Augen bewegen sie sich nicht.
Findemich: „Daher sollten wir schnell der Tanne und dem Ball weitere Gesellschaft dazu geben.“
Emma: „Was ist denn mit dem N, können die sich nicht mit der Tanne und dem Ball unterhalten? Oder geht das nicht?“
Emma: Findemich schaut mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Tja, es ist schwer für einen Menschen, die Gnomlogik zu verstehen.
Findemich: „Wie soll denn das Z reden? Es ist doch gerade auf die Nase gefallen und hat sich weh getan. Wenn du dir weh tust, dann redest du ja auch nicht oder kaum.“
Emma: Das stimmt, wenn es mir nicht gut geht, rede ich kaum. Also, redet das Z nicht, weil es hingefallen ist. Aha. Irgendwie nachvollziehbar. - Ich schaue Findemich zu, wie er mit der rechten Faust auf die Tastatur mit der 7 hämmert. Stolz verkündet er: „Die Birken mit einem linken Ast werden genügend Abwechslung für die Tanne und dem Ball hereinbringen, so dass es nicht langweilig wird.“
Emma: Damit scheint Findemichs Schreibarbeit für heute getan zu sein. Er klettern über meinen Drucker zur Stehlampe und rutscht wie ein Feuerwehrmann an dem Gestänge nach unten – das macht er besonders gern. Ich schaue unter den Schreibtisch. Er ist wohlbehalten auf seinen beiden Füßen angekommen. Die stecken jetzt in kleinen Fellbeuteln. Ich hatte mir aus einem Stück Fell zwei kleine Stücke herausgeschnitten und diese zu winzigen Fäustlingen zusammengenäht, so dass Findemich da seine Füße rein stecken kann. Sieht witzig aus. Findemich fand sein Hausschuhe sofort toll. Sonst hätte er barfuß gehen müssen. Er meinte, das wäre auch nicht schlimm, weil er die Temperatur in seinen Füße gut regulieren kann, auch im Schnee. Ich frage mich aber, wie er dann eine Erkältung bekommen konnte. - Findemich schaut zu mir hoch.
Findemich: „Ist noch was?“
Emma: „Wollten wir heute – an dem neuen Tag – nicht etwas mehr schreiben? Weißt du so ein Buch besteht aus vielen, vielen Seiten. Das weißt du doch. Letztes mal waren es über hundert davon. Und wir haben jetzt zwei Zeilen, nicht mal eine Seite. Und da steht kein Wort! Nur Buchstaben und Zeichen.“
Emma: Ich muss verzweifelt geklungen haben, denn Findemich meint daraufhin: „Schreib Orangen hin, dann haben wir ein Wort.“
Emma: Nun, wenn ich jetzt auf unseren „Text“ sehe, erkenne ich das Kunstwerk darin. Buchstaben mit tiefsinnigen Bedeutungen. Vielleicht sollte ich einfach Findemichs Bedeutungen dazu schreiben, damit du, lieber Leser, Bescheid weißt und nicht denkst, ein Gnom hat einfach ein paar Tasten nach gut Dünken gedrückt. Findemich gibt sich ja wirklich Mühe.
Findemich aus dem Nebenzimmer: „Schreib auch noch Bananen dazu, du weißt schon, dann fühlen sich die Orangen gut aufgehoben.“
Emma: Ich weiß gar nicht wie Findemich das macht, mit so einem kleinem Mund, so eine laute Stimme hervorbringen zu können. Dieser kleine Kerl steckt voller Wunder! Ich nicke, obwohl Findemich mich nicht sehen kann und schreibe noch „Bananen“ dazu. Immerhin: zwei Worte für heute. Ich schaue stolz auf die Buchstaben, die nach Menschenverständnis einen Sinn ergeben. Doch, warum wollte Findemich eine Banane zu der Orange haben? Ich drehe mich im Schreibtischstuhl in Richtung Nebenzimmer und rufe: „Warum willst du eine Banane haben?“
Findemich: „Danke, ich will keine Banane. Ich bin noch satt von dem Frühstück, weißt du, mein Magen ist nicht sooooo groß.“
Emma: Manchmal ist Findemich unschlagbar. - Vielleicht sollte ich das Schreiben auf die eigene Kappe nehmen und einfach von Findemich berichten, wenn er meint, er will gerade lieber etwas anderes machen, als am Text arbeiten. Eigentlich ist das Buch unser gemeinsames Projekt. Aber ich kann Findemich ja nicht zwingen. Also, fange ich jetzt mal mit einem neuen Kapitel an und schreibe auf, was mir so einfällt.