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Vorwort

Für die Buchautorin, 1951 in Sachsen geboren, beschränkten sich die familiären Wurzeln lange nur auf alte Geschichten vom Leben in Polen und einige verblichene Fotografien. Als Kind begeisterten sie zwar die Erzählungen ihrer 1898 in ­Wierzeje geborenen Tante, die u. a. drei Jahre im Haus einer adligen russischen Familie in Petersburg und Moskau lebte. Doch wurde das wie ein Geheimnis behandelt, wie es überhaupt in der Familie merkwürdig viele Geheimnisse gab. Wenn diese den Kindern nicht zu Ohren kommen sollten, sprachen Großmutter, Tante und Mutter miteinander Russisch oder Polnisch und erst später begriff die Autorin, dass das zu ihrem Schutz geschah, durfte doch zu DDR-Zeiten nicht öffentlich über Flucht und Vertreibung oder das dabei erlebte Grauen gesprochen werden.

Im Juli 1996 übernahmen die Autorin und ihre Schwester die Pflege ihrer im Sterben liegenden Mutter. Erst jetzt, fünfzig Jahre nach den ersten Andeutungen, begann sie zu erzählen. Es waren Geschichten ihrer gemeinsamen sächsischen Vorfahren, deren abenteuerliches Auswandern vor vielen Generationen nach Polen und schließlich die Lebensgeschichte der Mutter selbst. Was auf dem Sterbebett nun zum ersten Mal ausgesprochen wurde, erschütterte aufs Tiefste. Die 1908 nahe Petrikau (heute Piotrków Trybunalski) geborene Mutter hatte die Unmenschlichkeit und Gewalt beider Weltkriege erlebt, und auch jene subtilere Gewalt, die sich im angeblichen Frieden der den Kriegen folgenden polnischen und ostdeutschen Republik fortsetzte.

Die bruchstückhaften Erzählungen waren nicht chronologisch geordnet. Es gab Lücken und Ungenauigkeiten bei einzelnen Daten und genannten Personen. Doch niemand war mehr am Leben, der diese Details hätte richtigstellen oder bestätigen können. Stattdessen wuchs aus diesen späten Berichten der Mutter der vorliegende zeitgeschichtliche Familienroman, und er wurde ergänzt mit frei erfundenen Dialogen, Handlungen und Personen. Jede sich dabei erge­bende Ähnlichkeit mit realen Begebenheiten und Personen ist nicht beabsichtigt, sondern allein Ausdruck der künstle­rischen Freiheit der Autorin.

Schließlich möchte sich die Autorin bei Frau Dr. Heidrun Popp bedanken, die ihr in allen Belangen, nicht nur als Lektorin, selbstlos und geduldig über Jahre hinweg half, das Buch in eine für den Druck geeignete Form zu bringen.

Taubenblut. Die Siedler

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